Neue Mittelformatkamera: Vorstellung der Arax 60 MLU
Ich habe mich dazu entschlossen, direkt in der Ukraine eine Mittelformatkamera zu kaufen bzw. von dort zu bestellen: die Arax 60 MLU. Sie basiert auf der alten Kiev 60 und bringt einige interessante Verbesserungen mit sich. Vor allem ist sie „neu“. In diesem Beitrag demonstriere ich das gute Stück, gehe auf die Eigenheiten und Preise ein und zeige natürlich auch ein paar schöne Beispielbilder.
Ein Beispielfoto mit der hier vorgestellten Arax 60 MLU Kamera (beschnitten)
Wer heute eine analoge Kamera erwerben möchte, wird weiterhin auf ein riesiges Angebot auf dem Gebrauchtmarkt stoßen. Zwar sind hier in den letzten Jahren für einige Modelle die Preise teils bis zu 100% angezogen. Dennoch kommt man immer noch relativ günstig an gute Geräte. Das Problem: Die alten Kameras werden nicht jünger und sind teils bereits durch viele (ungeduldige) Hände gegangen.
Nutzung dieser Mittelformatkamera auf einem Einbeinstativ.
Ich hatte mir hierzu Gedanken gemacht: Ich fotografiere recht selten. Aber ich möchte dies in 20 Jahren immer noch tun können – auch analog, versteht sich. Also wollte ich mir eine „neue“ analoge Mittelformatkamera zulegen und hier kommt die Firma Arax aus Kiew / Ukraine ins Spiel. Diese kaufte offenbar sämtliche Restbestände der Firma Arsenal (Hersteller der Kiev-Kameras) auf und baut aus diesen ihre neuen Arax-Kameras zusammen. Die Kamerateile selbst sind also alt. Sie wurden zuvor aber offenbar nie zusammen gebaut. Heraus kommt dann u. a. dies (Arax bietet auch andere Kameras an):
Das ist eine „Arax 60 MLU“. Sie ist sozusagen die Neukonstruktion der alten Kiev 60. Sie besteht aus Neuteilen – welche allerdings (offenbar) viele Jahre lang eingelagert waren oder aber von wenig genutzten Geräten verwendet wurden? Genaues weiß ich hierzu leider nicht. Zudem bringt die Arax Kamera einige wichtige Verbesserungen gegenüber der eigentlichen Kiev-Kamera mit sich.
Ein erstes Beispielfoto mit der Kamera (mit Biometar 80 mm bei Offenblende). Für u. a. solche Porträts schätze ich das Mittelformat 6×6 bzw. eine einigermaßen zuverlässige Kamera wie mein Kiew / Arax.
Dieses Foto hatte ich auch aufgenommen, um den Grad der möglichen Hintergrundunschärfe bei einem gewissen Abstand zur Person bei einem 1:2.8-Objektiv im Mittelformat einschätzen zu können. Wie mein Vergleich ergab, bildet ein 1:1.4-Kleinbildobjektiv den Hintergrund ebenso unscharf ab. Die Detailschärfe jedoch ist hier im Mittelformat mit dem Biometar bei Offenblende deutlich besser (siehe auch → geringe Schärfentiefe mit lichtstarkem Kleinbildobjektiv).
Solche Silbergelatine-Handabzüge (hier eine größere Ansicht) fertige ich mit Aufnahmen aus dieser Kamera in der eigenen Dunkelkammer an. Doch zunächst zurück zur Kamera selbst:
Unterschiede zur Kiev 60
Das ist die eigentliche Kiev 60, nebst Zubehör:
Durch meine alte Kiev 60 besitze ich bereits alles wichtige Zubehör. Daher brauchte ich mir dieses nicht neu bestellen.
Verbessert wurde an der Arax 60 folgendes:
- Es wurde eine Spiegelvorauslösung eingebaut.
- Der Filmtransport wurde für heutige Filme angepasst (keine Bildüberlappungen mehr).
- Der Innenbereich wurde beflockt (Auskleidung mit schwarzem Samt = kein Streulicht mehr im Innern).
- Es gibt eine neue Lackierung (auf Wunsch schwarz).
- Diese neuen Kameras sind justiert. Und sie besitzen keine Abnutzungen.
Auf diese Merkmale gehe ich in diesem Artikel auch genauer ein. Zunächst zum Preis:
Was kostet diese Kamera?
Ich hatte insgesamt (inklusive Versandkosten aus der Ukraine) 291,86 Euro für diese neue Mittelformatkamera gezahlt (via Paypal). Wohl gemerkt: Ich hatte lediglich den Body bestellt – also ohne Objektiv, ohne Suchersystem:
Dafür erhielt ich eine neue Arax-Kamera mit Frontdeckel und Papiere (mit Seriennummer und Unterschrift). Eine Garantie und ein Rückgaberecht sind hier natürlich inbegriffen. Hinzu kamen aber noch Zollgebühren (dazu gleich mehr).
Zwischendurch ein Porträtfoto auf Farb-Diafilm mit der Arax-Kamera und dem 80mm-Standardobjektiv (bei mir das Zeiss Biometar). Ich zeige in diesem Beitrag noch viele andere schöne Beispielbilder. Hier hatte ich um eine Blende abgeblendet, das weiß ich noch, weil die 1/1000 Sekunde bei dem hellen Licht bei Offenblende etwas zu lang für den Diafilm gewesen wäre (der ja gegen Überbelichtung sensibel ist, im Gegensatz zu einem Farbnegativfilm). Leider drückte ich genau beim Blinzeln ab – was soll’s! Man sieht hier aber die tolle Qualität, welche mit einem funktionierenden Exemplar möglich ist. Weiter geht es:
Versand
So blickte mich diese neue Kamera als erstes an. Zuvor war sie ca. drei Wochen aus der Ukraine zu mir ins Sächsische unterwegs. Verschickt wurde via Flugzeug. Das geht eigentlich schnell. Aber das Paket lag viele Tage in Frankfurt / Main beim Zoll. Von Arax bekam ich je Informations-E-Mails. Der Bestellvorgang gestaltete sich völlig unkompliziert. Es gab auch eine „Tracking-Nummer“, die man zunächst auf der Internetseite der ukrainischen Post zur Sendungsverfolgung eingeben konnte. Später funktionierte diese (soweit ich mich erinnere) auch auf der Internetseite von DHL. Allerdings bekam ich meine neue Arax Kamera nicht frei Haus:
Zoll und Zollgebühren
Ich bekam von DHL / von der deutschen Post einen Brief, dass für mich ein Paket bei der hiesigen Zoll-Außenstelle abgeben wurde. Ich musste es mir abholen. Diese Außenstelle befindet sich am Rande der Stadt, in welcher ich wohne. Also: Geschwind rauf auf’s Rad und bald hatte ich mein Paket. Wer im Ländlichen lebt, muss dann tatsächlich einen längeren Weg absolvieren. DHL bietet aber auch an, das Paket dennoch nach Hause zu liefern. Allerdings kostet dies weitere extra Gebühren.
Apropos Gebühren: Wer ein Paket von einer Firma aus dem Nicht-EU-Ausland empfängt, kann damit rechnen, dass man Zollgebühren entrichten muss: Ich musste beim Zoll 61 Euro zahlen.
Das bedeutet, dass mich meine Arax 60 (nur der Body) insgesamt ca. 352 Euro gekostet hat. Damit hatte ich gerechnet: Ich wollte eine neue 6×6-Mittelformatkamera.
Auf diesem Screenshot sehen Sie einmal die Sendungsverfolgung: Am 17.07. wurde meine Kamera in der Ukraine in den Versand gegeben. 10 Tage später war sie in Deutschland. Ab da lag das Paket einige Tage in Frankfurt / Main am Flughafen (Zoll). Dies erkennt man am Kürzel „DEFRAA Germany„. Nach der Prüfung dort wurde es an die lokale Zollstation hier in der Stadt weiter geschickt. Ja und dort konnte ich sie mir abholen. Arax schreibt zwar „returned goods“ auf das Paket mit einem Wert von lediglich 25 USD (als handele es sich um ein zurück geschicktes Nicht-Verkaufsobjekt). Davon lassen sich hiesige Zollbeamte aber nicht täuschen: Auf meinem Paket stand der Vermerk „erhebliche Zweifel“:
Ich musste also ca. 61 Euro (Zollgebühren + Einfuhrumsatzsteuer) vor Ort bezahlen. Damit hatte ich gerechnet. Und: Ich musste den Ausdruck der Paypal-Überweisung bzw. eine Rechnung mitbringen. Der Zollbeamte fragte mich auch, welches Filmformat diese Kamera nutzt. Diese Frage hatte mich etwas gewundert aber auch gefreut, dass man sich damit offenbar etwas auskennt. Er meinte, dies wird so im Computer vermerkt.
Jetzt aber zum angenehmen Teil:
Fotos der Kamera
Ich habe einige schöne Produktfotos von dieser Kamera angefertigt. Man erhält für ca. 350 Euro tatsächlich eine justierte, neue 6×6-Mittelformatkamera:
Der schwarze, matte Lack ist sauber aufgetragen. Es gibt natürlich keinerlei Kratzer (der schwarze Lack ist jedoch recht kratzempfindlich!). Später sah ich auf diesem Foto oben links eine winzige Delle (die ist mir zuvor gar nicht aufgefallen). An einer anderen Stelle ließ sich (unscheinbar) eine ganz kleine Lacknase feststellen. Das macht mir nichts aus. ich möchte das Gerät ja als Werkzeug benutzen. Ansonsten macht die Arax-Mittelformatkamera einen guten Eindruck für den Preis. Die Bodenplatte ist absolut sauber. Diese besitzt den Schiebeschalter zum Öffnen der Rückwand und einen Stativanschluss. Links und rechts sind die aufklappbaren Filmspulen-Enden zu sehen, welche sich für das Film-Einlegen nach unten heraus ziehen lassen.
Das ist keine japanische oder schwedische (Neu-) Kamera. Dessen sollte man sich zu diesem Preis auch bewusst sein: Schaut man sich von schräg unten den Spannhebel an, wird man einige Unterlegscheiben erkennen. Das Gerät ist also etwas rustikal. Man kann diese Kamera im Winter mit dicken Handschuhen bedienen. Was aber bereits bei der Kiev 60 sehr gut war, ist hier weiterhin verbaut: Eine helle Mattscheibe aus Kunststoff mit Schnittkeil, welche fast alles vom eigentlichen Bild anzeigt. Diese Mattscheibe ist deutlich größer als bei der Pentacon Six. Das gesamte Suchersystem ist tatsächlich eine der besten Eigenschaften dieser Kamera. Mir fehlt hier nur ein Raster. Ggf. lasse ich mir ein solches auf Transparentfilm ausdrucken, schneide diesen exakt zu und lege ihn einfach auf die Mattscheibe.
Die geöffnete Rückseite. Die Arax gibt es auch als 4,5×6-Version. Hierbei ist das Filmfenster schmaler und der Filmtransport natürlich auf mehr Aufnahmen (16 pro Rollfilm) ausgelegt. Ich schätze jedoch das quadratische 6×6-Format – siehe meine Beispielfotos. Je länger ich mich mit der Fotografie auseinander gesetzt hatte, desto weniger fotografiere ich – Mir reichen 12 bzw. gar nur 11 Bilder pro Film tatsächlich aus, denn ich fotografiere bewusst. Bekannt ist auch, dass der Film-Andruck-Mechanismus (offenbar) besser ist als der der Pentacon Six (sicherlich die damalige Inspiration für diese Kamera bzw. für die Kiev 60). Ich hatte diesbezüglich aber auch an der P-Six nie Probleme.
Noch etwas zu der 4,5×6-Version: Sie ergibt eigentlich nur Sinn für Fotografen, welche möglichst viele Aufnahmen auf einem Rollfilm haben möchten bzw. schnell nacheinander fotografieren oder einfach nur Geld (für Filme) sparen möchten. Denn tatsächlich wird dadurch ja das Quadrat einfach nur beschnitten. Dies kann man später genau so gut in der Dunkelkammer bzw. am Computer tun.
Und so schaut diese Mittelformatkamera mit aufgesetztem (und ausgeklappten) Lichtschacht und mit Objektiv aus. Durch die schwarze Lackierung (Obacht: diese Option muss man beim Bestellen ankreuzen) wirkt sie – meiner Meinung nach – nicht mehr so altbacken wie die Kiev 60 mit ihrer silbernen Oberschale. Dennoch: Man hat hier sozusagen den Lada Niva unter den 6×6-Systemkameras: Das ist keine japanische Kamera. Aber sie funktioniert und ist neu sehr günstig. Zum Suchersystem ist nichts einzuwenden und zu den passenden Objektiven (ich nutze die Zeiss-Objektive) sowieso nichts.
Hier im Bild die Mittelformatkamera mit dem Zeiss Flektogon Weitwinkel. Zudem ist ein Drahtauslöser angeschraubt und der separat erhältliche Zubehörschuh-Arm. Auf diesen stecke ich gerne eine Wasserwaage. Außerdem ist bei diesem Bild das Pentaprisma aufgesetzt (anstelle des Lichtschachtes). Noch etwas zum Drahtauslöser: Der „Effektpunkt“ im Innern des Auslöseknopfes meiner Kamera sitzt recht tief. Der Drahtauslöser müsste also genügend lang sein bzw. dessen Innenstift darf nicht gekürzt sein.
Beispielbilder mit der Arax Kamera
Solch eine Kameravorstellung wird natürlich umso interessanter, wenn man auch Beispielbilder einstellt. Dabei hätten die Fotos von meinem Testfilm natürlich auch mit jeder anderen vernünftigen Kamera dieser Gattung (6×6-Mittelformat, gutes Objektiv) gemacht sein können.
Ich dachte mir, bei uns auf dem Südfriedhof findet man so manch pittoreskes Motiv, von denen ich einige hier zeigen möchte. Also spazierte ich eines schönen Nachmittags mit der Arax 60, meinem Stativ und meinem Belichtungsmesser über dieses Gelände:
Sie sehen schon, worauf es mir bei derlei Bildern ankommt: Alles soll scharf und präzise abgebildet sein – auch bei großen Vergrößerungen. Daher schätze ich Mittelformatkameras wie meine Arax 60. Zudem ist bei derlei Motiven, die weder in die Breite noch in die Höhe gehen, das 6×6-Quadrat ideal. Damit auch das Buschwerk im Vordergrund scharf abgebildet wird, nutze ich übrigens zum Fokussieren die Skala auf dem Objektiv und stelle nicht nach Auge scharf.
Bei diesem Motiv hatte ich mit dem Handy ein Foto meiner Mittelformatkamera gemacht, damit man mir beim Fotografieren sozusagen einmal über die Schulter blicken kann. Bei diesen beiden Bildern sieht man auch sehr gut, wie groß der Unterschied zwischen einem Handy-Foto und dem einer analogen Kamera sein kann.
Meine Beispielbilder kommen natürlich linear aus der Kamera und nicht so, wie ich sie hier präsentiere: Gerade bei solch romantischen Motiven empfiehlt sich ein „Interpretieren“ der Negative. Dies geht in der Dunkelkammer (→ Randbereiche weich nachbelichten oder Kontraste mit Abschwächer erhöhen) oder dies wird eben via Photoshop simuliert. Das Ergebnis: Das Auge wird zum eigentlichen Motiv gelenkt. Störende helle Bereiche werden dezent „zurück gehalten“.
Ich verwendete für diese Bilder übrigens den Ilford FP 4 Plus Film. Dies ist ein klassischer S/W-Film mit einer eher niedrigen Empfindlichkeit von ca. ISO 100. Aber dafür ist er recht feinkörnig. Für solche Motive ist dies mein Favorit. Entwickelt habe ich ihn selbst daheim im Bad im allseits bekannten Rodinal bzw. „Adonal“ im Mischungsverhältnis 1+50. Siehe auch → Ilford FP4 in Rodinal. Ein „Flirren“ in den Lichtern kommt bei diesen Bildern übrigens daher, dass ich sehr lange (über Gebühr) auf die Schatten belichtete:
Bei diesem Motiv weiß ich es noch: Ich musste bei Blende 16 ganze drei Sekunden belichten – obwohl es relativ hell war (B-Einstellung am Zeitenrad der Arax, via Drahtauslöser ausgelöst). Aber das Rondell befand sich im Schatten unter Bäumen. Nur durch die üppige Belichtung bekomme ich diese schönen „Grauwerte“ hin. Der Ilford FP 4 Plus Film schluckt dies alles natürlich, da er einen genügend hohen Belichtungsspielraum besitzt. Der Hintergrund des Motivs ist nun dabei aber völlig überbelichtet. Hier half das bereits erwähnte Nachbelichten. Für derlei Aufnahme-Situationen besitzt die Arax auch die interne Beflockung, damit möglichst wenig Licht im Innern reflektiert bzw. dass es keine „Geisterbilder“ durch die Kombination Weitwinkel und lange Belichtung gibt. Für solche Motive ist ein externer Handbelichtungsmesser mit Kalotte Pflicht, wenn man auf derlei schönen Tonwertabstufungen Wert legt.
Ich bin mit meinem Gossen Belichtungsmesser also direkt hinein in das Rondell gegangen und hatte via Lichtmessung (Kalotte vorgeschoben, zeigt direkt in Richtung Kamera) die Stärke des einfallenden Lichtes gemessen.
Bei diesem Foto hatte ich einmal dokumentiert, wie ich mit dem externen Belichtungsmesser das Licht messe. Im Vordergrund ist die Arax abgebildet mit dem Prisma.
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Übrigens: Alle Motive wurden mit dem Zeiss Jena Flektogon 50 mm aufgenommen.
Dieses Beispielfoto „tanzt“ etwas aus der Reihe: Zum einen hatte ich hier plötzlich meinen geliebten Milchglashimmel nicht mehr und da half auch keine halbe Stunde Wartezeit – Durch das harte Sonnenlicht wirkt das Foto nicht mehr so harmonisch wie die anderen. Zum anderen hatte ich hier den Adox CHS 100 Film geladen. Doch den Unterschied zum Ilford FP4 sieht man nicht. Aber das besondere an diesem Bild ist, dass ich hier die Blitzfunktionalität der Arax-Kamera testete: Die Statue besitzt einen harten Schlagschatten – Ich hatte sie von der Seite angeblitzt:
Die Statue stand im Schatten. Sie brauchte einen Pfiff Kunstlicht. Und so etwas mache ich auch bei Tageslicht mit dem entfesselten Blitz. Hierzu nutze ich den Autoknips Selbstauslöser an der Kamera und halte dabei selbst das Blitzgerät hoch in Richtung Motiv. Auf diesem Bild liegt es bereits startklar bei meiner Markierung (der Ast). Auch das Blitzen funktioniert an meiner neuen Arax-Kamera (ich habe alles getestet). Allerdings kann man nur bei Belichtungszeiten schneller / gleich der 1/30 Sekunde blitzen. Dies reicht mir bei meinen abgeblendeten Tageslichtfotografien aus (hier bin ich häufig bei der 1/4 Sekunde). Stellt man eine schnellere Verschlusszeit ein, blitzt der Blitz nicht. Dies ist sinnvoll, denn dann merkt man wenigstens schon bei der Aufnahme, dass man die Blitz-Synchronzeit nicht eingehalten hat.
Noch ein weiteres Beispielfoto mit der Arax 60 MLU – Für genau solche Motive hatte ich sie gekauft. Man kann diese 6×6-Mittelformatnegative ziemlich groß ausbelichten und beim näheren Herangehen an die Fotografie noch eine Vielzahl an Details entdecken, ohne dass diese in Korn oder „Matsch“ untergehen:
Auch hier verwendete ich den Ilford FP4 Plus. Entwickelt wurde in Rodinal 1+50.
Ein Beispielfoto mit dem Zeiss Jena Biometar 80 mm bei Offenblende (f/2.8) aus der Hand mit der 1/60 Sekunde. Mit der Lupe betrachtet kommt es hierbei schon zu einer leichten Bewegungsunschärfe. Wenn möglich werde ich die 1/60 bereits mit einem (Einbein-) Stativ fotografieren. Zudem erhält man beim Biometar, wie bei den meisten anderen Objektiven auch, bei ganz geöffneter Blende 2,8 noch nicht die beste Abbildungsqualität, die möglich wäre. Jedoch ist sie deutlich besser als bei meinem 50 mm 1:1.4 Objektiv im Kleinbild (mit dem eine ebenso geringe Schärfentiefe realisierbar ist; etwas weiter oben kam ich darauf bereits zu sprechen). Aber bei solchen Porträtaufnahmen ist mir eine exakte Punkt-Schärfe nicht ganz so wichtig. Gerade dieses Porträtfoto mag ich sehr und für solche Bilder ist für mich solch eine 6×6-Kamera mit lichtstarkem Objektiv und Lichtschacht sehr gut geeignet. Die Porträtierten fühlen sich auch nicht so unter Druck gesetzt, wenn man eine Kamera mit Lichtschacht auf Bauchhöhe nutzt bzw. von oben hinein schaut.
Einige weitere Beispielbilder finden sich im Artikel über den Shanghai S/W-Film.
Objektive
Die Kamera ist der lichtdichte Filmhalter: Das Objektiv macht das Bild. Ich habe mir die Arax Kamera gekauft, weil ich bereits die passenden Objektive besitze. Mehr Geld wollte ich gar nicht für meine Zukunftsinvestition ausgeben. Die Arax besitzt den Pentacon-Six-Anschluss (wie auch die Kiev 60). Ich besitze einige der guten Zeiss-Objektive aus Jena.
Noch ein Foto mit dem Zeiss Biometar 80 mm bei Blende 2.8 (oder 4). Unter anderem diese Linse wollte ich gerne weiter verwenden und daher entschied ich mich zum Kauf der Arax-Kamera. Ich finde, dieses Objektiv erzeugt bei offener Blende eine sehr schöne, feine Hintergrundunschärfe (schönes Bokeh) bei gleichzeitig „knackscharfer“ Darstellung des Vordergrundes.
Mein Lieblingsobjektiv ist hier jedoch das 50 mm Flektogon, ein Weitwinkel. Ich nutze es sehr gerne bei Porträtaufnahmen innerhalb von Räumen, wo gleichzeitig noch viel Interieur sichtbar sein soll:
Leider ist das Zeiss Flektogon 50 mm sehr groß und schwer. Aber die Abbildungsqualität (auch an den Ecken) ist sehr gut für ein Weitwinkel. Übrigens: Die riesige Gegenlichtblende / Sonnenblende braucht man nicht, wenn man im diffusen Licht oder gar Schatten fotografiert. Dazu hatte ich einmal Testaufnahmen gemacht. Früher hatte ich sie immer dabei. Mittlerweile verzichte ich oft darauf. Schaden kann sie natürlich auch nicht, wenn man sie (dabei) hat. Aber man darf sie keinesfalls leicht verdreht montieren. Man sieht sie sonst auf dem Foto. Auch einen Filter kann man damit leider nicht nutzen.
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Viel bekannter ist sicherlich das scharfe Zeiss Biometar 80 mm („Normalbrennweite“).
Und hier im Bild das Arsat Fisheye-Objektiv an der Arax-Kamera (dies habe ich mir geliehen – ich brauche solch ein „Effekt-Objektiv“ nicht). Es besitzt eine Brennweite von gerade einmal 30 mm, was für das 6X6-Format sehr kurz ist. Käme dies alles aus Japan oder Schweden (Hasselblad), ich könnte mir derlei Dinge gar nicht leisten – zumindest nicht im neuwertigen Zustand.
Arax verkauft die Kameras auch im Paket mit eigenen Linsen (als „Arax“). Hier habe ich jedoch keine Erfahrungen. Vermutlich sind es gute Optiken (gerne Kommentare hierzu). Es passen alle Pentacon-Six-Objektive, die es hierzulande gebraucht relativ günstig via Ebay zu kaufen gibt.
Meine Objektive befinden sich schon lange in meinem Besitz und ich nutzte diese erst an der Pentacon Six, dann an der Kiev 60. Und nun verwende ich sie an meiner neuen Arax Kamera weiter. Hätte ich meine Objektive (und Suchersysteme) nicht bereits, dann hätte ich mir die Arax vielleicht nicht gekauft (sondern doch auf eine gebrauchte Kamera aus Fernost nebst Zubehör im Paket gespart).
Objektiv nicht verkanten
Was an meiner alten Pentacon Six und an der alten Kiev 60 nie ein Problem war, macht sich an der neuen Arax bemerkbar: Manch Objektiv (bei mir ist es das Flektogon) lässt sich ggf. schwer von der Kamera abnehmen: Man muss dieses ohne es zu verkanten abziehen. Es darf hierbei also nicht leicht schräg gehalten werden. Bajonett und Bajonett-Anschluss sind hier teils also sehr eng greifend gefertigt. Bei abgenudelten Modellen geht dies sicher leichter.
Suchersysteme
Die Arax 60 besitzt eine Mattscheibe. Oben drauf sollte noch ein Suchersystem gesteckt werden. Ich hatte lediglich den „Body“ bei Arax bestellt. Weil ich beide Sucher bereits besitze (von meiner alten Kiev 60):
Abgebildet ist links der klassische Lichtschacht (zusammen geklappt) und rechts das Pentaprisma.
Solch ein Lichtschachtsucher schattet die Mattscheibe ab. Mehr muss er nicht können. Er lässt sich hierzu auseinander falten. Der Kiev Arax Lichtschacht besitzt zudem noch eine Besonderheit: Es lässt sich ein interner Spiegel ausklappen. Schaut man nun durch die hintere Linse, sieht man einen Teil der Mattscheibe bzw. kann nach Auge fokussieren, während man eben von hinten hindurch schaut. Das ist dann der erweiterte Sportsucher. Normalerweise schaut man damit aber von oben auf die Kamera:
Das Bild erscheint damit wie auf einem „Live-Display“. in der Mitte der Mattscheibe befindet sich ein Schnittkeil zum Scharfstellen (auf diesem Bild nicht sichtbar). Außerdem gibt es einen feinen Mikroprismenring (ebenfalls hier nicht sichtbar), welchen ich insbesondere zum Scharfstellen bei Makro-Aufnahmen schätze (wo es selten Linien für den Schnittkeil gibt). Die Mattscheibe ist tatsächlich hell und gleichmäßig ausgeleuchtet (das kann man schlecht abfotografieren).
Zudem lässt sich eine Lupe zum exakten Fokussieren ausklappen.
Ich selbst nutze lieber den (leider ziemlich schweren) Okularsucher: Ich habe meine Kamera gerne ziemlich weit oben auf dem Stativ positioniert und schaue von hinten durch den Sucher. Dies geht mit dem Pentaprisma. Er besitzt ein Spiegelsystem. Zudem ist hier ein Belichtungsmesser eingebaut. Den habe ich aber nie benutzt. Ich schwöre hier auf den Handbelichtungsmesser. Die Sucher für die Kiev- bzw. Arax-Kameras sind alle sehr gut. Meiner Erfahrung nach stehen sie westlichen bzw. fernöstlichen Produkten in nichts nach (im Gegensatz zum deutlich beschnittenen Pentacon-Six-Suchersystem). Das selbe gilt auch für die Zeiss-Jena-Objektive. Mit den Objektiven aus der Ukraine habe ich (noch) keine Erfahrungen.
Hier hatte ich mich mit meiner Kamera an Makroaufnahmen ähnlich denen von Karl Blossfeldt gewagt. Wenn bei solchen Nahaufnahmen die Schärfe auf den Bildern genau da sitzt, wo man vorher via Mattscheibe (bzw. Mikroprismenring) fokussierte, dann ist das Suchersystem bzw. der Spiegel korrekt justiert.
Spiegelvorauslösung
Die erwähnenswerteste Besonderheit der Arax 60 Kamera ist die Spiegelvorauslösung:
Dieser Kameratyp (die Kiev 60) hat nämlich einen ziemlich rabiaten Spiegelschlag. Dieser sorgt evtl. für eine Vibration beim Auslösen und somit für nicht ganz scharfe Bilder. Aus diesem Grund befindet sich vorne an meiner Arax 60 MLU ein kleiner Knopf: Drückt man diesen, schwingt zunächst der große Spiegel zurück. Nun erst betätigt man den Auslöser: Der Verschluss öffnet sich, der Film wird belichtet. Die Kamera verhält sich dann hierbei viel ruhiger. Die Spiegelvorauslösung ergibt natürlich nur Sinn, wenn man die Kamera auf einem Stativ nutzt. Denn nach dem Hochklappen des Spiegels sieht man ja nichts mehr im Sucher. Ich kann die Spiegelvorauslösung aber auch auf einem Einbeinstativ nutzen.
„MLU“ bedeutet englisch „Mirror Lock-Up“ = Spiegel wird oben arretiert.
Diese Technik ist simpel. Natürlich wollte ich wissen, ob die Spiegelvorauslösung einen Sinn ergibt:
Ich hatte vier Testfotos angefertigt: Einmal bei 1/2 Sekunde Belichtungszeit mit MLU und einmal ohne zuvor hochgeklappten Spiegel. Das selbe hatte ich bei 1/250 Sekunde getan. Ich konnte je keinen Unterschied bei einer 100%-Ansicht feststellen. Aber ich nutze die Kamera auf einem stabilen Stativ mit je nur zwei ausfahrbaren Beinen und besitze einen soliden Stativkopf. Grundsätzlich wäre die Spiegelvorauslösung nur für leichtere Stative zu empfehlen. Ich nutze sie trotzdem immer. Es ist ja nur ein zusätzlicher Knopfdruck.
Übrigens: Wenn der Spiegel manuell hoch geklappt wurde, kann man ihn auch wieder vor der Aufnahme „zurück holen“ (wenn man es sich noch einmal überlegt hat oder wenn die Spiegelvorauslösung versehentlich ausgelöst wurde): Man betätigt hierzu einfach den Spannhebel. Hierbei wird der Spiegel wieder hinunter in die schräge Position bewegt. Der Film wird dabei nicht transportiert. Dummerweise wird hierbei aber das Bildzählwerk um einen Schritt weiter gestellt. Oder: Man nimmt einfach das Objektiv ab und klappt den Spiegel einfach mit dem Fingernagel nach unten. Er rastet dann wieder in dieser Position ein und kann erneut mit der MLU-Taste nach oben befördert werden (kurz vor der Aufnahme).
Gewicht
Auch zum Gewicht der Kamera sollen einige Worte verloren werden: Die Arax 60 bzw. Kiev 60 ist nämlich recht schwer. Dies liegt hauptsächlich daran, dass diese Geräte einfach robust gebaut sind bzw. dass es dort so gut wie kein Plastik gibt. Die Kamera selbst mit Lichtschacht wiegt ca. 1235 Gramm. Setzt man das Standard-Objektiv (80 mm) an – was bei mir das Biometar 2.8/80 von Zeiss ist – kommt man auf ca. 1520 Gramm. Das ist schon eine Menge Metall und Glas. Ein Leichtgewicht ist die Arax also keinesfalls. Nutzt man das Weitwinkel und setzt dazu auch noch das Pentaprisma anstelle des Lichtschachtes auf, wird die ganze Sache noch deutlich schwerer. Zum Vergleich: Eine 6×6 TLR Kamera (am Beispiel der Yashica Mat-124 G) wiegt komplett so um die 1000 Gramm, ist also deutlich leichter. Aber für längere Rucksack-Touren eignen sich andere Mittelformatkameras besser.
Aufgrund des recht hohen Gewichtes ist es wichtig, dass man hier ein ordentliches Stativ nutzt bzw. einen stabilen (größeren) Stativkopf:
Stativanschluss
Noch zum Thema Stative: Diese Kamera (bzw. die Kiev 80) besitzt den großen Stativanschluss:
Es handelt sich also um das 3/8-Gewinde (und nicht um das eher übliche 1/4-Gewinde) zum Anbringen auf einem Stativkopf. Dies ist üblich bei Mittelformatkameras (und erst recht bei Großformatkameras). Der Nachteil: Die meisten Stativplatten (Schnellwechselplatten) besitzen nur eine Schraube für das kleine 1/4-Zoll-Gewinde. Daher gibt es Adapter 3/8 Zoll auf 1/4 Zoll, wie hier auf diesem Bild zu sehen.
Deutlich günstiger als die Originale: Das stabile und große Walimex Stativ ist komplett verstellbar und auch für Reproduktionen geeignet. Es ist zudem für schwere Kameras geeignet, dabei aber noch ausreichend leicht und lässt sich individuell verstellen.
Der Gewindeadapter wird einfach in das große 3/8-Zoll Gewinde geschraubt. Danach kann eine gewöhnliche Schnellwechselplatte angeschraubt werden. Hinweis: Den Adapter im Gewinde nicht zu fest anziehen! Normalerweise sollte er auch gar nicht bis zum „Anschlag“ eingedreht werden, da die Stativschraube hierfür zu kurz sein wird (das Gewinde an der Arax ist recht lang).
Schnellwechselplatte mit 1/4 Zoll Schraube
Stativplatten wie diese besitzen meist nur die kleine 1/4-Zoll-Schraube. Ich nutze seit einiger Zeit einen schweren Qualitäts-Kugeklkopf. Hier möchte ich keine Kompromisse machen:
Für einen guten Kugelkopf muss man leider etwas tiefer in die Tasche greifen. Dafür wackelt nichts und die schwere Kamera kann präzise und sicher ausgerichtet werden – auch noch in vielen Jahren. Bei der Verwendung solch eines Stativkopfes auf einem stabilen Stativ ist die Spiegelvorauslösung der Arax nicht unbedingt relevant. Ich nutze diese sicherheitshalber dennoch immer. Und: Ich verzichte hierbei auf den oben gezeigten Gewindeadapter. Denn ich habe etwas Angst, dass er mir irgendwann bricht. Stattdessen nutze ich eine Stativ-Schnellwechsel-Platte mit 3/8-Zoll-Schraube (bzw. habe meine „aufgebohrt“). Viele Stativköpfe (wie der meinige) sind kompatibel zum sogenannten „Arca-Swiss-System“, für das es viele Platten auch von Drittherstellern gibt. Leider ist das Angebot an Stativ-Wechselplatten mit großer 3/8-Schraube recht klein. Ich nahm einfach eine normale Platte und dazu eine 3/8-Schraube. Mit der Bohrmaschine vergrößerte ich das Loch der Platte und nun sitzt alles fest und sicher:
Hier sieht man gut das Bohrloch – nicht sauber, aber es funktioniert. Dadurch passt dann die 3/8-Schraube.
Beim Kauf sollte man darauf achten, dass eine solche Schnellwechselplatte nicht zu lang ist (maximal 9 cm). Denn idealerweise montiert man diese an der Arax quer (über die gesamte Bodenplatte). Ist sie zu lang, wird der Schalter für die Rückwandverriegelung verdeckt!
Bei diesem Portrait im analogen Mittelformat nutzte ich die Arax und wieder das 50 mm Zeiss Flektogon. Der Raum / das Rondell ist sehr eng. Ohne Weitwinkel ging hier nichts. Ich musste bei der Aufnahme mit der Wasserwaage und dem Stativ auch tunlichst genau auf Verzerrungen achten. Spätestens hier wünscht man sich ein Raster auf der Mattscheibe! Wie schon erwähnt: Ich finde, das quadratische Mittelformat 6×6 ist ideal für derlei Porträtfotografien im Raum. Ich hatte mit dem Künstler auch eine Aufnahme im Sitzen aufgenommen: Bei einem solch geringen Abstand zum Porträtierten sind dann allerdings die verschränkten Beine überproportional abgebildet.
Nebenbei: Wer häufiger solche Porträts anfertigt, wird es vielleicht kennen: Man reist mit allerlei Kunstlicht an und denkt, es ginge nicht ohne. Bei diesem Bild stellte ich nach den ersten Proben alle Blitzgeräte aus. Bei solch einem Raum / solch einer natürlichen Beleuchtung reicht das natürliche Licht völlig aus. Man muss dann aber lange genug belichten (Stativ) und im Positivprozess die Fenster nachbelichten (sonst sind sie überstrahlt).
Justierter Filmtransport
Die alten Ost-Mittelformatkameras mit Spannhebel haben häufig eine Schwachstelle: Sie messen den nötigen Bildabstand für den Filmtransport anhand der Dicke der (bisher) aufgewickelten Filmrolle. Offenbar funktioniert dies nicht mehr mit modernen (westlichen) Rollfilmen, weil diese eine andere Stärke besitzen. Meist kommt es dann zu Überlappungen der Bilder. Die Techniker von Arax haben dies justiert und die Bildabstände sind nun viel größer:
Meine beiden ersten Filme mit der Arax hängen zum Trocknen, nachdem ich diese selbst im Bad entwickelt habe. Alles sieht sehr gut aus. Die Bildabstände (Abstände zwischen den Aufnahmen) sind relativ groß und gleichmäßig. Da freut sich jeder, der bisher Probleme beim Schneiden auf der Leuchtplatte hatte. Jedoch:
Es passen nur noch 11 Bilder auf den Film
Dadurch, dass der Transportmechanismus nun sehr großzügige Bildabstände macht, passt das 12. Motiv nicht mehr auf den Rollfilm – Zumindest ist dies bei meiner Arax der Fall, wenn man die rote Startmarke nutzt. Der Filmanfang hingegen hat eine „Leerstelle“, auf die fast noch ein Bild passen würde und hinten ist ebenfalls noch etwas Platz. Die rote Startmarke fürs Filmeinlegen sitzt nun also zu weit rechts und man müsste sich links daneben eine individuelle Marke notieren. Dann käme man über das 11. Bild hinaus bzw. könnte 12 Aufnahmen anfertigen. Vielleicht ist dies bei Ihrem Modell anders (gerne Erfahrungen hierzu in die Kommentare). Bei der originalen Kiev 60 und auch bei der Pentacon Six ist es eher anders herum: Die Bildabstände sind dort so gering bzw. gar nicht mehr vorhanden, dass ein 13. Foto auf den Film passt.
Auf dieser Aufnahme sieht man auch schon die ersten Kratzer, die bei dem nachträglich aufgebrachten Lack leider sehr schnell entstehen.
Die Sache hatte mich natürlich nicht losgelassen und ich hatte mit einer alternativen Startmarke (links abgebildet) experimentiert bzw. eine solche markiert. Bei einem Fuji-Film war die ganz linke Marke beim Einlegen noch ausreichend (das erste Bild passte gerade so auf den Film). Besser ist, man wählt hier zunächst einmal die Mitte. Beim letzten Ilford-Film wäre ansonsten das erste Bild nicht mehr drauf gewesen. Jedoch:
Dieses Mal waren, durch die versetzte Startmarke, die Bildabstände wieder etwas kleiner, sodass alle 12 Bilder gut auf den Rollfilm passten. Es hätte sogar wieder ein 13. Platz gehabt. Kurzum: Es kommt auf den Film (Stärke des Schutzpapieres) an und auf die Position der Startmarke. Ich lege meine Filme jetzt immer so ein, dass die Startmarke ungefähr der Mitte der beiden Punkte (also links vom roten) gegenüber steht. Damit schaffte ich bisher sicher meine 12 Bilder pro Rollfilm und die Bildabstände sind gleichmäßig bzw. groß genug zum Schneiden.
Nachdem ich mir also eine alternative Startmarke am Kameragehäuse markierte, kam ich bisher immer auf meine 12 Aufnahmen pro Rollfilm mit je gleichmäßigen und genügend breiten Bildabständen. Der Bildtransport funktioniert bei meiner Arax 60 also zuverlässig.
Seit einiger Zeit schätze ich den Fomapan 400 in der Kamera. Dieser Film scheint dünner als westliche Filme zu sein. Hier muss ich die neue, linke Marke nutzen. Ansonsten bekomme ich das letzte, zwölfte Bild nicht mehr vollständig auf den Film.
Film einlegen
Nach etwas herum probieren habe ich die für mich beste Vorgehensweise beim Filmeinlegen für die Arax-Kamera bzw. für die Kiev 60 ausgemacht:
Ich lege den Film wie gewohnt ein, spanne den Verschluss via Spannhebel einmal (bzw. löse ggf. einmal aus). Der Film wird transportiert. Ein zweites Mal spannen würde jedoch nun häufig bewirken, dass man die Startmarke auf dem Film bereits über die Markierung an der Kamera bewegen würde. Ein leichtes „Pendeln“ (wie bei der Pentacon Six) mit dem Spannhebel ist hier nicht möglich und auch keine nur halbe Drehung! Stattdessen bewege ich den Film mit meinen beiden Daumen, die an die beiden Seiten der leeren Spule greifen und diese drehen (die Kamera liegt dabei geöffnet auf dem Schoß oder ist auf dem Stativ nach vorne gekippt). Auf diese Weise gelingt ein genauer und schonender Transport des Filmes bis zur Startmarke.
Ein Beispielfoto mit dem Fomapan 400.
Spannhebel: Immer mit der Ruhe
Wer schon einmal eine Kiev 60 bzw. eine Arax 60 benutzt hat, kennt den Spannhebel: Ich finde, dieser fühlt sich etwas komisch an: Zunächst braucht man einen doch recht kräftigen Daumen, um damit den Film zu transportieren und die Kamera zu spannen. Beim Zurücklegen hat er einen kleinen Widerstand: Man kann den Hebel aber durchaus wieder bis ans Gehäuse drücken.
Ich hatte meine alte Kiev 60 einmal auseinander gebaut: Der Hebel ist sicher verschraubt. Er muss schließlich den Rollfilm transportieren, den Spiegel hochklappen und den Verschluss spannen. Man braucht keine Bedenken haben, dass er gar abbricht. Ansonsten gäbe es die vielen funktionierenden Kiev 60 Kameras nicht auf dem Markt. Man sollte diesen Mechanismus aber nicht wie ein Weltmeister bedienen: Also schön ruhig und gleichzeitig in einem Zug spannen, den Hebel dann ruhig mit dem Daumen zurück führen. Das ist keine Presse-Kleinbildkamera sondern eine eher behäbige Mechanik.
Das selbe gilt auch für den Drehknopf mit den Verschlusszeiten: Ich drehe diesen lieber ruhiger als hektisch. Andererseits: Ich habe eine gegenteilige Bedienung nie vollzogen. Und der Hersteller schreibt solch einen feinfühligen Umgang damit auch nicht vor.
Der Vollständigkeit halber: Man sollte natürlich beim Spannen des Verschluss-Mechanismus nicht aus Versehen mit der anderen Hand den Knopf für die Spiegelvorauslösung gedrückt halten und freilich auch nicht den Auslöseknopf. Wegen solcher Fehlbedienungen existieren sicherlich die vielen defekten analogen Kameras auf dem Gebrauchtmarkt.
Ich hatte auch schon japanische Mittelformatkameras in Gebrauch. Diese sind in diesen Belangen besser und weniger störrisch wie ein Esel. Aber sie sind eben auch viel teurer.
Mattierung im Innern
Die Arax-Kamera besitzt eine schwarz mattierte „Innenausstattung“: Die Kamera ist mit schwarzem, mattem Stoff ausgekleidet. Dies (das sogenannte „Flocking“) war bei japanischen Fabrikaten längst die Regel, dies war sie bei osteuropäischen häufig nicht. Die Folge: Licht reflektiert ungünstig im Innern. Man kann hier mit Tafellack selbst Abhilfe schaffen. Die Arax 60 hat dies nun ab Werk bekommen.
Auf diesem Bild sieht man die Beflockung. Auch die Rückseite vom Spiegel hat eine schwarze Oberfläche bekommen, welche Licht kaum reflektiert. Nur die Innenseiten haben ihre ursprüngliche, schwarze und geriffelte Oberfläche behalten.
Griff nachrüsten
Ein Arax-60-Nutzer kennt sich mit 3D-Druckern aus und bietet auf dieser Seite einen optionalen Haltegriff für den Kamera-Body an. Wer so etwas drucken (lassen) kann, kann sich die Druckvorlage herunter laden. Offenbar müssen zur Montage die Schrauben auf der Bodenplatte gelöst werden und die eigentliche Bodenplatte wird mit dieser aus Plastik ersetzt. Das sieht schon gut aus. Ich muss mich einmal schlau machen, wo man solche 3D-Drucke anfertigen lassen kann und was dies kostet.
Makel und Macken
Die Arax 60 ist durchaus eine solide Mittelformatkamera, mit welcher man qualitativ sehr hochwertige Aufnahmen anfertigen kann – siehe meine Beispielfotos. Die Makel, Macken, Auffälligkeiten sind fast alle auch auf die Kiev 60 beziehbar und sicherlich sehr davon abhängig, inwiefern hier eine Qualitätsstreuung vorhanden ist.
- Folgendes passierte mir nach dem Auspacken der neuen Kamera: Beim Spannen öffnete sich zu meinem Erstaunen das Verschlusstuch einen Spalt. Ich dachte, jetzt habe ich gleich für teures Versandgeld ein defektes Gerät erwischt. Nach dem Bedienen des Verschlusszeiten-Knopfes und erneutem Spannen / Auslösen trat dieses Problem nicht mehr auf. Natürlich hat man eine Garantie bzw. ein Rückgaberecht. Die Versandkosten in die Ukraine (und zurück) sind jedoch hoch. Diesen Fehler muss ich weiter beobachten. Meine bisherigen belichteten Filme (bisher 1,5 Jahre in Betrieb) waren jedoch tadellos.
- Ich habe an meiner Kamera ein seltsames Problem mit dem Verschluss beobachtet: Spanne ich diesen und löse ich aus, während ein Film geladen ist, laufen alle Zeiten so, wie man es erwartet. Bisher wurden 98% aller Bilder korrekt belichtet. Spiele ich mit der Kamera herum, während kein Film geladen ist und löse ich die langen Zeiten (1/8 Sekunde und länger) mehrmals hintereinander aus, passiert es manchmal, dass diese plötzlich zu schnell auslösen, durchrutschen! Seltsam! Da dies bisher in der tatsächlichen Praxis nie geschehen ist, kann ich mir hier noch kein Urteil bilden. Ich muss dieses seltsame Verhalten des Verschlusses weiter beobachten (Ich fotografiere allerdings auch recht selten). Aber gerade solch seltsame und schlecht nachvollziehbare Zicken hatte ich von solch einer neuwertigen Kamera nicht erwartet.
- Zum Aufsetzen des Sucher-Systems (Lichtschacht / Okular) muss ich etwas Kraft anwenden, damit die Stifte sauber mit einem „Klick“ einrasten. Das Suchersystem muss also etwas kräftiger auf den Body gedrückt werden (als ich es von der alten Kiev 60 gewohnt bin). Nach mehrmaligem Wechsel ging dies immer einfacher.
- Die Sache mit den 11 Aufnahmen hatte ich ja bereits erwähnt. Mit etwas Erfahrung (andere Startmarke) gelingen allerdings, je nach Film, 13 Aufnahmen. Mittlerweile habe ich meine persönliche Startmarke für 12 Aufnahmen und breite Abstände gefunden. Kein Problem hier also.
- Manch Objektiv könnte sich etwas schwer wieder von der Kamera abnehmen lassen. Man muss dieses gerade nach vorne abziehen. Es darf nicht verkantet bzw. gekippt abgenommen werden.
- Zur Lackierung: Meine Arax hat eine schwarze Bodenplatte und eine schwarze Oberseite. Beides wurde offenbar im Werk so lackiert. Dieser Lack ist jedoch kratzempfindlich. Wirft man die Kamera zusammen mit einem Stativ in einen Rucksack, so könnte man sich später über Kratzer ärgern (Mir ging es so).
- Nach einiger Zeit in Betrieb bemerkte ich, dass sich die Stativ-Schnellwechselplatte nicht mehr anständig festziehen ließ – Sie drehte sich ganz leicht. Die Bodenplatte der Kamera lässt sich sehr einfach abnehmen. Dahinter ist das Stativgewinde mittels vier Schrauben am Rahmen angebracht. Diese Schrauben waren bei mir tatsächlich allesamt lose. Das Problem kann man schnell beheben. Bei einer neuen Kamera sollte so etwas jedoch nicht auftreten.
- Nach ca. 1,5 Jahren in seltener Benutzung lassen sich plötzlich die schnellen Zeiten (weiße Zahlen) am Zeitenrad schwergängig einstellen. Die langen Zeiten (rote Zahlen) lassen sich leichtgängig einstellen. Einige Zeit später: Plötzlich lassen sich die schnelleren Zeiten wieder wie gewohnt auswählen.
Andere, typische Schwachstellen einer solchen Kamera (Mattscheiben-Justierung, Film-Planlage, Lichtdichtigkeit, …) sind hier nicht zu bemängeln.
Kurzum: Man bekommt wahrscheinlich kein perfektes, kein Präzisionsmodell – Die Messungen der Verschlusszeiten bezeugen dies auch (bei meinem Exemplar):
Messung der Verschlusszeiten
Zum Thema Verschlusszeiten bin ich bisher außerdem noch zur Erkenntnis gekommen, dass die schnellen (ab der 1/125 Sekunde) meiner Messung nach zu langsam sind (besonders die ganz schnellen). Ich messe so etwas allerdings mit dem Smartphone und einem Zubehörteil nach. Hier die Messungen für meine Kamera:
Verschlusszeit in Sekunden
soll | ist |
1/2 | 1/2,5 |
1/4 | 1/4 |
1/8 | 1/8,5 |
1/15 | 1/17 |
1/30 | 1/23,4 |
1/60 | 1/54,4 |
1/125 | 1/104 |
1/250 | 1/171 |
1/500 | 1/247 |
1/1000 | 1/378 |
Die schnellen Zeiten scheinen also bei meinem Exemplar zu langsam zu sein. Der Rest ist in Ordnung.
Hier ein Foto auf Diafilm: Hier hatte ich mit einer schnellen Verschlusszeit belichtet. Trotz der Trägheit gelang das Bild (und alle anderen Sommerbilder auf dem Diafilm) dennoch. Sicherlich wird auch beim Fotografieren letztendlich nicht so heiß gegessen wie gekocht wird.
Ich hatte mit der Kamera, wie schon erwähnt, auch bei Schnee bzw. Minustemperaturen gearbeitet, hier abgebildet mit Zwischenringen. Hier traten im Betrieb keine Probleme auf. Da sie nicht gerade filigran ist, kann man sie auch mit dicken Handschuhen bedienen.
Foto: Thomas Pantke
So sportlich schaue ich mit meiner Arax-Kamera auf Stativ mit Drahtauslöser und dem Zeiss Jena Biometar 80 aus.
Noch ein Hinweis: In der Bedienungsanleitung dieser Kamera ist nachzulesen, dass man das Objektiv nicht für längere Zeit in die pralle Sonne halten solle, wenn gleichzeitig der Spiegel hochgeklappt ist: Das Objektiv würde als Linse einen Brennpunkt direkt auf das gummierte Verschlusstuch erzeugen und dieses angreifen. Ich denke aber, dies sollte man bei jeder Kamera mit Verschlussvorhängen aus Stoff berücksichtigen.
Außerdem sollte man beachten, dass man bei der Nutzung der längeren Zeiten (z. B. bei der 1/4) den Auslöseknopf (bzw. den Drahtauslöser) beim Auslösen dieser gedrückt hält.
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Natürlich lässt sich auch ein für ultra-rotes Licht sensibler Film nebst Sperrfilter gescheit verwenden (hier mit dem Biometar). Siehe auch → analoge Infrarotfotografie
Fazit
Zunächst erhält man für insgesamt ca. 350 Euro (inkl. Zollgebühren und Versandkosten) einen unbenutzten und soliden Mittelformat-Kamera-Body für die nächsten vielen Jahre Fotografie im Mittelformat. Wenn man bereits passende Objektive und mindestens den Lichtschacht besitzt und mit den Macken leben- bzw. sie beachten kann, ist dies ein guter Preis – aber auch kein Schnäppchen denn: Diese Kamera fühlt sich etwas hakelig an, etwas „plump“ vielleicht. Eine hohe mechanische Präzision sollte man hierbei nicht erwarten. Man kann mit dieser Technik jedoch Fotografien in gleich hoher Qualität anfertigen (siehe die Beispielfotos) wie mit westlichen Kamerasystemen (bzw. wie mit japanischen) und das Suchersystem macht Freude. Es gibt natürlich auch Kits mit einem Objektiv und einem Sucher. Arax bietet auch noch die Schwester an: die Arax CM MLU mit Wechselmagazinen. Sie ist der (verbesserte) Nachbau der Kiev 88, die wiederum auf der klassischen Hasselblad basiert. Doch damit habe ich keine Erfahrungen. Da ich die Möglichkeit der Wechselmagazine nicht benötige, reicht mir die einfachere 60 MLU. Die Firma Hartblei bietet ebenfalls eine verbesserte Version der Kiev-Kameras an. Man kann hier einmal die Preise vergleichen.
Noch ein buntes Bild – dieses mal vom Rummelplatz (die Farbfotografie ist nicht so mein Metier). Auch hier nutzte ich das Weitwinkel, stellte mich unauffällig hinter die Burschen im Vordergrund, hielt die Kamera in der Hand, schaute unauffällig von oben in den Lichtschacht, drückte ab und verschwand wieder im Getümmel. Hier gibt es noch ein Detail des Bildes für alle, die an der Auflösung einer solchen 6×6-Fotografie interessiert sind. Solche Bilder kann man schon richtig hoch vergrößern. Digitalisieren tue ich derlei Filme mit meinem Kaiser Filmcopy Kit.
Der vorher in meiner Arax belichtete und nun fertig entwickelte Mittelformat-Diafilm liegt zur Ansicht auf einem Leuchtpult. Man beachte hier auch die ordentlichen Bildabstände. Genau so muss es sein.
Nach dem Entwickeln meiner ersten Probefotos wusste ich, dass ich mir da ein für meine Art des Fotografierens gutes, solides und robustes Werkzeug zugelegt habe. Spätere Filme bestätigten dies. In diesem Zusammenhang stört mich auch nicht, dass jedoch der Lack sehr kratzempfindlich ist (schwarze Version). Ich fotografiere jedoch nicht schnell schnell und aus dem Handgelenk heraus. Für so etwas braucht man einen anderen Kameratyp, z. B. eine Mittelformat-Messsucherkamera, eine TLR-Kamera (zweiäugige mit Kurbel) oder eben einfach eine Kleinbildkamera. Bevorzugt fotografiere ich auch mit der Kleinbildkamera – aber dann mit eher hochauflösendem Film wie dem Kodak Tmax 100. Damit kann man häufig auf das Mittelformat verzichten. Das schöne quadratische Porträt auf „klassischem Film“ wie z. B. dem Foma-Film erhalte ich jedoch am für mich besten mit einer 6×6-Kamera:
Für die Porträtfotografie von Menschen schätze ich persönlich das 6×6-Mittelformat und den Lichtschacht der Kamera. Als Film nutze ich hier gerne den »altmodischen« Fomapan 400. Dieser S/W-Film ist zudem relativ günstig.
Noch ein Beispielfoto mit dem Foma-S/W-Film. Hier hatte ich die Kamera umgehangen vor dem Bauch, stellte das Objektiv einfach nach dem Zonenfokus fix ein (Ich erhielt einen Schärfebereich von ca. fünf Meter bzw. musste nicht nach Sicht scharf stellen), schaute von oben durch den Lichtschacht und drückte einfach ab, nachdem sich der Vordere zu mir umdrehte. Die Belichtung maß ich vorher schon. Da sich nichts am Licht änderte, brauchte ich auch nicht mehr neu messen.
Diese Abbildung gelang auf dem (ebenfalls recht günstigen) Shanghai-S/W-Film.
Jüngst ist mir die Kamera übrigens mit dem (an einem Baum angelehnten) Einbeinstativ umgekippt. Der Kamera selbst hat dies nichts geschadet (was nicht verwunderlich ist). Allerdings hat es die Klappen des Falt-Lichtschachtes etwas verzogen. Das ist hier nicht so schlimm. Ärgerlicher fände ich es, wenn mir so etwas mit einer Hasselblad passieren würde, deren Zubehör entsprechend teurer wäre und wo ich mich über jeden Kratzer ärgern würde.
Hätte ich das passende Zubehör (Objektive, Suchersysteme) nicht bereits, würde ich mir dennoch überlegen, in eine (geprüfte, neu geschmierte und justierte!) gebrauchte Mittelformat-Kamera-Ausrüstung aus westlicher bzw. japanischer Produktion zu investieren. Es gibt ja durchaus immer noch passable bzw. funktionierende Gebrauchtmodelle am Markt. Das müsste man sich alles einmal zusammen rechnen. Man kann aber auch die Arax-Kamera selbst neu kaufen (nur den Body), den Rest hierzulande gebraucht (Kiev 60 Zubehör bzw. Pentacon Six Objektive). So habe ich es ja auch getan.
Hallo Thomas,
aus einem Kleinbildnegativ ein Quadrat mit 50×50 cm vergrößern zu wollen betrachte ich als ambitioniert. Recht sportlich würde mein Mann sagen. Spontan fällt mir kein Film ein der das bei schönen Tonwerten, gut beherrschbarer Gradation und noch handhabbarer Empfindlichkeit schaffen könnte.
Ich bin gespannt ob es Dir gelingt die gewünschte Qualität aus den kleinen Negativen herauszuvergrößern. Mir wäre die Aufgabe zu anspruchsvoll.
Wenn Dein Lieblingsweitwinkel auf der 6×6 ein Fünfziger ist dann müßtest Du wahrscheinlich auf der Kleinbildkamera ein Vierundzwanziger verwenden. Aus Erfahrung weiß ich daß diese Brennweite von Hand gar nicht so einfach einzustellen ist. Zumal Du das mit dem Schachtsucher machen möchtest.
In meinem Fall ist alles ein wenig anders. Die maximale Größe meiner Bilder ist 24×32 cm (Seitenverhältnis 4:3 – das Handtuchformat 24×36 mag ich nicht). Damit kommt der Kleinbildfilm noch gut zurecht.
Meine Kleinbildkamera mit 3 Objektiven (35, 85, 135) ist ungefähr so schwer wie Deine Mittelformatkamera mit Normalobjektiv und Prismensucher. Ich habe eine gut funktionierende Innenmessung und ein viel helleres Sucherbild. Alle Objektive sind deutlich lichtstärker und dennoch kleiner und leichter als vergleichbare Linsen fürs Mittelformat.
Natürlich weiß ich daß im direkten Vergleich Mittelformataufnahmen technisch besser sind. Aber sieht man diesen Unterschied in der Praxis? Rechtfertigt das die Schlepperei, die Kosten und die Mühe? Meine analogen Fotos leben weder von Schärfe noch von extremer Feinkörnigkeit.
Im 35mm-Format kommt es viel seltener vor daß mir der gute Herr Schwarzschild mit all seinen Fallen in Sachen Filmentwicklung begegnet. Selbst mit einem dunklen Gelbfilter komme ich bei Landschaftsaufnahmen so gut wie nie in den Bereich von unter ¼ Sekunde. Innenaufnahmen oder andere anspruchsvolle Sujets wie z.B. Nachaufnahmen belichte ich digital. Das können moderne Systeme viel besser. Belichtungsreihen sind mir bei den heutigen Filmpreisen zu teuer. Ich kann mit Zoomobjektiven optimale Ausschnitte festlegen und ohne Rechnerei Nahaufnahmen machen. Alles in allem überwiegen für mich die Vorteile der kleinen Kamera auch wenn meine 6×6-TLR viel dezenter ist und man mit ihr mit allen Verschlußzeiten blitzen kann.
Hallo Thomas,
ein gelungener Bericht zu Deiner neuen Kamera.
Ob es heute noch Sinn macht sich eine analoge Mittelformatkamera zu kaufen muß jeder selbst entscheiden. Je älter ich werde desto mehr stelle ich die Sinnhaftigkeit einer Rollfilmkamera für mich in Frage. Objektiv betrachtet überwiegen für mich die Nachteile.
Mir reicht im Grunde genommen eine gute Kleinbildkamera. Nur ganz selten stoße ich damit an technische Grenzen. Einzig der Schachtsucher ist für mich ein Grund wieso ich hin und wieder doch zum größeren Format greife. Ich habe vielfach das Gefühl ich komme damit zu besseren Bildern. Meine Gegenüber fühlen sich nicht abgeschossen und sind deshalb entspannter. Auch denke ich ich kann damit längere Verschlußzeiten unverwackelt aus der Hand fotografieren. Die Kleinbildkamera mit dem Prismensucher muß ich gegen die Nase und die Stirn drücken. Die Rollfilmkamera mit dem Schacht sucher drücke ich gegen die Brust. Das ist viel stabiler; zumindest bei mir als Frau.
Einen Kritikpunkt habe ich dennoch. Du schreibst:
«Bei der Verwendung solch eines Stativkopfes auf einem stabilen Stativ ist die Spiegelvorauslösung der Arax nicht unbedingt relevant.»
Auch wenn man das immer wieder lesen kann, würde ich das so pauschal nicht stehen lassen. Vielleicht hast Du einfach nur Glück mit Deiner Kombination aus Stativ, Stativkopf und Kamera.
Unsere, und die vieler anderer Kollegen, Erfahrung ist eine andere. Nicht jede Kamera harmoniert mit jedem Stativ. So durften wir vor vielen Jahren sehr schmerzhaft lernen, daß eine Schlitzverschlußkamera (Marke spielt keine Rolle da wahrscheinlich jede anders reagiert) auf einem super schweren Stativ, das wir meist für Großformatkameras verwendeten, erkennbar unschärfere Bilder lieferte, als auf einem erheblich leichteren Modell. Beides sehr edle und teure Markenstative mit exzellenten Köpfen.
Mit der großen und schweren Optischen Bank lieferte das Superschwergewicht von Stativ technisch einwandfreie Bilder. Mit der leichten Mittelformatkamera leider nicht; zumindest nicht bei allen Verschlußzeiten.
Hallo Frau Müller, vielen Dank fürs Kommentieren und für das Lesen des Textes!
Da ich bei dieser Art der Fotografie ja ohnehin Zeit (und das Stativ) mitbringe, nutze ich obligatorisch die Spiegelvorauslösung. Es ist Routine. Bei meinen Testaufnahmen konnte ich, wie beschrieben, keinen Vorteil erkennen, was freilich bei jemand anderen wieder anders sein kann.
Damals, vor Jahren, als es für mich darum ging, vom Kleinbild auf das Mittelformat zu wechseln, ging es mir tatsächlich hauptsächlich um den tollen Lichtschachtsucher. Bei meinen Aufnahmen nutze ich in der jüngeren Praxis allerdings hauptsächlich das Okular, um die Kamera möglichst hoch bzw. ohne Verzerrungen positionieren zu können. Porträts im Sitzen mit der Kamera auf dem Schoß mache ich (leider) zu selten. Hierfür ist solch ein Lichtschacht natürlich ideal.
Ich hatte in der jüngeren Vergangenheit mit dem Einbeinstativ experimentiert. Auch hier ist der Lichtschacht sehr gut geeignet: Man kann die Kamera auf dem Einbein gut gegen Oberkörper / Brust pressen. Du beschreibst es auch. Aber ich finde, diese Technik funktioniert auch mit der Stirn (bzw. mit dem Okular).
Da ich nicht mehr daran denke, meine analogen Fotografien auf größere Maße wie 50 cm lange Seite zu vergrößern, denke ich immer häufiger an das Kleinbild zurück. Lange verschmähte Fabrikate wie der Delta 100 oder Tmax 100 möchte ich mir hier in Zukunft doch noch einmal genauer ansehen bzw. vergrößern. In dieser Hinsicht muss aber immer noch ein Beschnitt bedacht werden, denn das Quadrat ist mir, insbesondere bei Porträts im Raum, sehr ans Herz gewachsen. Hier muss ich dann selbst noch einmal sehen, inwiefern solch ein beschnittenes Kleinbild entsprechende Ergebnisse abzubilden vermag. Ein ASA-25-Film liegt derzeit bereit. Anhand diesem möchte ich demnächst noch einmal genauer die möglich Abbildungsqualität vom Kleinbild untersuchen, wo ich doch ohnehin meist mit Stativ arbeite.
Sollte die Qualität hier schlüssig sein (was ich allerdings noch bezweifle), wäre vielleicht eine Investition in eine der wenigen Kleinbild-Systemkameras mit Wechselsucher / Lichtschacht interessant (für quadratische Aufnahmen / Porträts) bei Verzicht auf das Mittelformatsystem. Bis dahin schätze ich noch meine 6×6-Systemkamera.
Hallo Thomas,
danke für deinen Artikel. Sehr gut. Ich denke auch von Arax 60 kaufen. Hast du nicht von Hartblei überlegen? Der sieht günstiger aus. 360 USD für Kiev mit einem Arsat Objektiv und TTL Prisma. Weißt du nicht wie Hartblei steht mit dem Bildüberlappungen Problem? Sie haben auf der Internetseite etwas wie „The base model of the Kiev 60 camera, offered by Hartblei, is completely reassembled and adjusted version of the camera Kiev 60, made by Kiev Arsenal plant.“ Ich frage mir ob es wirklich heißt, dass der Filmtransport verbessert wurde.
Noch einmal danke und Grüße aus Tschechien (und Entschuldigung für mein Deutsch).
Hallo Zdeněk,
für mich war es günstiger bei Arax, weil ich ja bereits die Objektive und alles Zubehör besaß. Ich kenne mich nicht mit den Hartblei-Modellen aus.
Viele Grüße zurück!
Dear sir,
I read your review of ARAX60 and I am one of owners. It is great camera.
About film count, it should be 12 shots. My arax60 always give me 12 shots and nearly 13th shot.
If you find that first frame is ‚too late‘ and you have to put start mark of film a little earlier. I found that start mark of camera is actually not so correct.
Hope you could get perfectly 12 shots!
Yes, i try an earlier start mark next time.
Thank you and best regards.
Hallo Thomas, ich habe mir vor gut 2 Jahren die Arax CM/MLU in der Ukraine gekauft.
Da hatte ich mehr Glück mit dem Zoll in der Schweiz, keine beanstandung. Die Kiev 60 hatte ich schon ein paar Jahre vorher mit dem 80er Objektiv. Funktionierte tadellos bis ich das Fisheye, das ich mir viel später zulegte, dran machte. Seit da muss ich 2x den Filmtransporthebel betätigen das ich keine überlappenden Bilder bekomme.
Ich wollte aber den Würfel zum Fotografieren, also hab ich diesen gekauft.
Objektive, alles Russen, hab ich das 80/2.8, bereits erwähnt, ein 65/3.5 und das Fisheye 30/3.5 was ein rechter Trümmer ist. Evtl. werde ich mir das 150/2.8 bestellen.
Den Okularsucher hab ich auch, Fotografiere aber zu 95% mit dem Lichtschachtsucher.
Musste die CM mal zur Reparatur einsenden, wurde kostenlos repariert. Wie Du schon erwähnt hast, die Portokosten hin und zurück sind nicht ohne.
Leider Repariert mein Mechaniker des geringsten Misstrauens für Klassische Fotoapparate keine Russen.
Ich verfolge deinen Blog schon eine ganze Zeit und hab schon so einiges gelernt, vielen Dank dafür.
Kannst ja mal meine HP anschauen wenn Du magst, www.bildgestalter.ch
Gruss aus der Schweiz
Rolf
Hallo Rolf, danke für deinen Kommentar und Erfahrungsbericht!
Ich finde deine Beispielfotos klasse! Wie kommst du zu dem Look? Ilford FP4 in Rodinal entwickeln reicht nicht, oder?
Hallo! Zunächst: Man braucht diffuses Licht (bewölkter Himmel) bei der Aufnahme. Wetter mit herrlich Sonnenschein ist hier ganz ungeeignet. Dann wirklich lange auf die Schatten belichten (Ich war teils bei drei Sekunden).
Wenn man selbst vergrößert: Multigrade-Papier mit eher härterer Gradation (oder normal, je nach Negativkontrast) für das Bildzentrum belichten, dabei zu ca. 30% der Zeit alles herum abwedeln. Als nächstes alles herum mit weicher Gradation nachbelichten, dabei aber das Bildzentrum abwedeln. Wichtig ist auch für den „Look“, dass es hier kein / kaum ein reines (bzw. sehr helles) Weiß in den Bildern gibt. Der Gesamtkontrast ist nicht hoch. So etwas sollte man auch auf einem eher Warmtonpapier vergrößern oder ganz leicht tonen.
In Photoshop: Gradationskurve(n) mit Ebenenmasken erstellen und die Kurven entsprechend ändern. Dann die Lichter und Mitteltöne ganz leicht gelblich halten. Dies ist das selbe Prinzip wie in der Dunkelkammer. Dies funktioniert aber nur auf Basis eines „Rohscans“: Das Scanprogramm darf nicht selbst schon versuchen, im Automodus eine Bildbearbeitung vorzunehmen.
Der Film bzw. der Negativentwickler ist hier tatsächlich recht egal (Wunderentwickler und Wunderfilme gibt es nicht).