Im kleinen Badezimmer eine Dunkelkammer betreiben – auch dies geht
Man möchte meinen, für eine Dunkelkammer zum Entwickeln von S/W-Fotos braucht man einen eigenen Raum. Dies wäre zwar ideal. Doch man kann Fotopapier provisorisch auch in winzigen Räumen entwickeln und belichten.
Dieser Artikel erscheint im Bereich Blog und ist mit Fotolabor verschlagwortet.
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Früher gab es solche „Entwicklerkoffer“: Darin verbarg sich ein kleiner Vergrößerer und die nötigen drei Chemieschalen. Der Koffer selbst diente oft als Grundbrett bzw. als feste Basis für die Vergrößerungssäule. Damit konnte man selbst im kleinen Hotelzimmer Fotos vergrößern. Diese Geräte (z. B.: „Meopta Proximus“) waren allerdings relativ sparsam in ihrer Funktionalität, tauchen heute aber immer wieder bei Ebay auf.
Ein just selbst entwickeltes Foto klebt zum Trocknen an einer Fliese.
Vielleicht wohnen Sie – wie ich – in einer kleinen Wohnung, bei welcher man nicht den Luxus eines schönen zusätzlichen Zimmers hat, in welchem man sein Fotolabor aufbauen kann. Wenn man sich jedoch etwas zusammen reißt (und alleine wohnt), kann man Papierbilder – zumindest in kleineren Formaten bis zu ca. 24 x 30 cm – auch im winzigen Kosmonautenklo entwickeln:
Der Vergrößerer ist natürlich recht groß (6×9), da ich ihn noch aus Zeiten habe, wo ich einen anderen Raum zur Verfügung hatte. Es gibt viel kompaktere Modelle (nur Kleinbild oder 6×6). Aber selbst der Große passt bei diesem vertikalen Aufbau ins Bad. Die Grundfläche ist ja gleich groß.
Da schau her! Denn so viel ist hier gar nicht nötig: Ich nutze solch ein Drahtkorb-Regal mit vier Schubladen. Statt nun die Entwicklerschalen nebeneinander zu stellen, werden diese nun untereinander positioniert. Es sind hier tatsächlich vier Schubladen:
Ich nutze hier ein recht günstiges wie auch stabiles und vor allem praktikables Regal von Ikea mit dem Namen „Jonaxel„. Durch die Drahtkörbe sind Chemie-Spritzer nicht tragisch. Es darf sogar etwas von oben nach unten durchtropfen. Eine Verschleppung der Fotochemie findet ja ohnehin statt.
Oberhalb befindet sich der Vergrößerer auf seinem Grundbrett, darunter gleich die Entwicklerschale, dann das Stoppbad und darunter der Fixierer. In der untersten Schublade habe ich noch eine vierte Schale mit Wasser zum Sammeln der Teststreifen positioniert. Die tatsächlichen Prints hingegen wandern gleich nach dem Fixieren in eine große Wässerungsschale, welche in der Dusche steht. Man kann es auf dem oberen Foto ja gut erkennen.
Diese sehr kompakte Form der Fotoentwicklung nennt man Kaskadenprinzip: Das Fotopapier wandert nach der Belichtung von oben nach unten durch die einzelnen Schubladen. Die eigentlich praktischere (und typische) Lösung wäre die klassische, horizontale Entwicklerstrecke:
Aber hierfür benötigt man eben viel mehr Platz. Natürlich ist solch ein Aufbau zunächst empfohlen. Mit dem „Kaskaden-Regal“ kann man aber auch temporär im winzigen Badezimmer entwickeln. Es passt sogar in manch größere Dusche – bei mir leider nicht, da deren Türen nicht weit genug aufgehen.
Ich selbst handhabe es aber so: Meinen Vergrößerer baue ich im kleinen Flur auf. Dieser hat keine Fenster und ich muss mir somit immerhin keine Gedanken über das Verdunkeln machen. Auch das Kosmonautenklo hat kein Fenster (aber dafür einen Lüfter). Der Flur ist weiß gestrichen, was nur gut ist: Denn dadurch wird das Rotlicht der kleinen Lampe gut verteilt. Nur hinter dem Vergrößerer selbst sollte man ein schwarzes Tuch hin hängen (oder schwarzen Karton positionieren), damit dessen Licht möglichst wenige Reflexionen verursacht (man sollte beim Vergrößern auch keinen weißen Pullover tragen, sondern einen dunklen).
An der Wand ist eine Lampe montiert. Über sie wird rote Folie gestülpt. Dies geht natürlich nur, wenn hier ein schwaches LED-Leuchtmittel montiert wird, denn dieses wird nicht heiß.
Gleich nebenan im Badezimmer steht dann das Regal mit den Entwicklerschalen. Die Wanne zur Wässerung steht in der Dusche. Im Bad nutze ich ein einfaches, batteriebetriebenes Fahrradrücklicht als Dunkelkammerlampe. Natürlich muss man hier zunächst einen Schleiertest vornehmen, ob solch eine Rotlichtlampe für das Fotopapier geeignet ist. Wichtig wäre, dass derlei Rotlampen indirekt beleuchten bzw. nicht direkt auf das Fotopapier gerichtet sind. Man sollte sie also gegen die (weiße) Wand richten.
Noch etwas zum Lüfter im Badezimmer: Dieser pumpt nicht, sondern er saugt: Das heißt, auch hier sollte man nach jedem Fotoabzug lüften. Denn ansonsten ist zu wenig Sauerstoff im kleinen Raum. Wenn Sie ein Fenster im Badezimmer haben, dann kippen Sie es regelmäßig zwischen den Belichtungen.
Abschließend ist zu sagen, dass dieses vertikale Prinzip besser funktioniert, als man es beim Anblick der Fotos vielleicht glauben mag: Man zieht hierbei die obere Schublade des Regals nur zur Hälfte hinaus, die darunter liegende jedoch ganz (sie besitzen eine Sperre gegen ein vollständiges Herausziehen). Man kann das Fotopapier so durchaus elegant und ohne nennenswerte Spritzer vom Entwickler bis hin zur Zwischenwässerung transportieren (mit den Bildzangen freilich). Sie wissen ja, dass man beim Entwickeln des Fotopapiers die Schalen immer etwas anheben- bzw. bewegen sollte. Dies geht hier ganz einfach, indem man einfach die Schubladen leicht heraus zieht bzw. zurück drückt.
Und: Diese Drahtkörbe eignen sich im Anschluss auch prima zum Trocknen der Handabzüge – zumindest wenn man PE-Papier nutzt. Was das Trocknen von Barytpapier (ohne Wellen) anbelangt, darüber habe ich ja bereits einen eigenen Artikel verfasst.
In die Drahtkörbe des Ikea-Regals passen Entwicklerschalen mit der maximalen Fläche von 41 x 38 cm. Da diese Fächer nach oben hin jedoch breiter werden, sollten auch Schalen für eine Papiergröße von 30 x 40 cm hinein passen (abgebildet sind Schalen für eine Papiergröße von 24 x 30 cm).
Als größerer Mensch wird man sich bei solch kleinen Räumen im Dunkeln hin und wieder stoßen. Aber sie ist durchaus möglich: Die provisorische Dunkelkammer in der kleinen Mietwohnung.
Meine gesamte Dunkelkammerausrüstung passt (fast) in lediglich zwei Bananenkartons.
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Dieser Artikel (veröffentlicht: 30.04.2020; geändert: 1.02.2021) erscheint im Bereich Blog und ist mit Fotolabor verschlagwortet. ▲
Hallo! Hier schreibt Thomas. Ich beschäftige mich seit nunmehr 20 Jahren mit der analogen Fotografie und ich entwickele meine Bilder in der Dunkelkammer oder "mit" dem Computer.
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