Abgelaufene Filme kaufen und benutzen
Es gibt bei Ebay und Kleinanzeigen oft viele Angebote von abgelaufenen Filmen. Fotografischer Film hat stets ein Haltbarkeitsdatum aufgedruckt. Liegt dieses in der Vergangenheit, heißt dies nicht unbedingt, dass man das Filmmaterial nicht mehr benutzen kann – besonders wenn es kühl gelagert wurde.
Zunächst stellt sich einem vielleicht die Frage, warum gibt es heute noch so viele abgelaufene Filme? Hier kann man nur Vermutungen anstellen. Ich schätze, dass ein Großteil der alten, unbelichteten Filme, die man bisweilen noch kaufen kann, aus den späten 1990er Jahren stammt: Die Händler bevorrateten sich natürlich und plötzlich wollten alle nur noch Digitalkameras haben.
Viele dieser Filme sind dann einfach liegen geblieben bzw. konnten nicht mehr verkauft werden. Sicherlich wurden dann auch ganze Pakete erst einmal eingelagert. Und was im Großen statt fand, passierte sicherlich auch bei vielen daheim: Die digitale Kamera lag unter dem Weihnachtsbaum, die unbelichteten Filme wanderten scharenweise ganz nach unten in die Kiste. Wegwerfen wollte so etwas sicherlich niemand, denn selbst damals waren Schwarzweißfilme, Farbfilme und insbesondere Diafilme und Polaroidfilme nicht gerade billig.
Nach und nach gelangen die alten, nun längst abgelaufene Filme, in den (Gebraucht-) Handel. Insbesondere per Ebay oder Kleinanzeigen kann man öfter ganze Konvolute an unbelichteten Filmen kaufen, die schon einige Jahre unbenutzt ganz unten in einem Karton (idealerweise jedoch in einem Kühlschrank) lagerten.
Ein längst abgelaufener S/W-Film (Agfa APX 100):
Mit ihm konnte ich noch hervorragende Ergebnisse entwickeln.
Ein Freund von mir hat seit vielen Jahren einen großen Kühlschrank mit geräumigen Eisfach extra für seine Filme und Fotopapiere im Hause stehen und sammelt darin alles, was er bekommen kann. Denn:
Hinweis: Weil eben das Stichwort »Polaroid« gefallen ist: Die ganz alten Filme vom Typ 600 besitzen eine integrierte Batterie. Diese dürfte nicht mehr funktionieren und es lohnt sich daher vermutlich nicht, dieses alte Sofortbildmaterial zu erwerben (im Gegensatz zu anderen Filmen).
Bereits bei normalen Kühlschranktemperaturen kann man Fotofilme wesentlich länger lagern als es das aufgedruckte Mindesthaltbarkeitsdatum angibt. Im Umkehrschluss heißt dies: Findet man fotografisches Aufnahmematerial hinter der Heizung, sollte man sehr vorsichtig damit sein und keine wichtigen Motive damit belichten.
Ich selbst überlege, ob ich mir nicht auch so einen „Mini-Kühlschrank“ nur für meine Filme anschaffen soll. Solch ein modernes Gerät verbraucht Strom für lediglich ca. 18 Euro – pro Jahr. Dummerweise werden die Preise für Filme ja nicht geringer und es empfiehlt sich für Vielfotografierer ggf. dann wirklich, das Aufnahmematerial zu „bunkern“ bzw. bei gewissen Angeboten zuzuschlagen.
Hier sieht man drei Filmstreifen eines ca. 25 Jahre abgelaufenen Diafilmes. Ich hatte ihn erst kürzlich belichtet und entwickeln lassen. Deutlich sieht man den Lila-Farbstich. Ich hatte den (ISO 100) Film um ca. ein bis zwei Blenden reichlicher belichtet und ließ ihn bei der Entwicklung etwas kürzer entwickeln. Bis auf die Farbverschiebung sind die meisten Bilder etwas geworden. Ich rate aber ab, so ein überlagertes Filmmaterial für wichtige Projekte zu nutzen. Jedoch zeigen die Bilder auch: Selbst mit Farbdiafilm, schlecht gelagert, lässt sich noch etwas anfangen. Aber ob sich Sparsamkeit dies bei solch einem Farbstich lohnt?
Dieser Film jedoch wurde die letzten 40 Jahre garantiert nicht durchgehend in einem Kühlschrank gelagert. Es handelt sich um einen alten sowjetischen „Svema Foto 65“, der zu einer winzigen analogen Spionagekamera gehörte.
Eigentlich lief hier alles schief: Die Empfindlichkeit des Filmes stimmte nicht mehr, er weist krasse Emulsionsfehler auf, es gibt chaotische Ablagerungen von Feuchtigkeit und vielleicht sogar von Schimmel. Aber man stelle sich so ein Foto nur einmal sauber gerahmt hinter einem selber gemachten Passepartout in einer Ausstellung vor – dies kann doch auch ein kleines Kunstwerk sein. Die meisten abgelaufenen Filme, die ich bisher nutzte, wiesen jedoch nicht solche krassen Bildfehler auf, jedoch:
Alte Filme können mit der Zeit an Empfindlichkeit einbüßen. Faustregel:
Was bedeutet dies genau? Wenn ich einen fotografischen Film belichten möchte, dessen Mindesthaltbarkeitsdatum um 10 Jahre abgelaufen ist und ursprünglich eine Empfindlichkeit von ISO 100 besaß, rechne ich nun damit, dass er nun eine verringerte Empfindlichkeit von ISO 50 besitzt.
Bei einem um 20 Jahre abgelaufenen Film gleichen Typs gehe ich entsprechend von einer Empfindlichkeit von ISO 25 aus bzw. stelle dies so an der Kamera / am Belichtungsmesser ein.
Aber wenn ich einen wenig bis mittelempfindlichen Film habe (z. B. einen mit einer Empfindlichkeit von ISO 100 und weniger) übertreibe ich es auch nicht und belichte maximal um zwei Blenden verlängert. Denn gerade die von Haus aus weniger empfindlichen Filme (z. B. mit ISO 25) altern vermutlich viel langsamer als höher empfindliche.
Hier fotografierte ich mit einer uralten Plattenkamera. Der Film war seit 30 Jahren abgelaufen und er lag gewiss nicht die gesamten Jahre im Kühlschrank. Die Fotografien damit gelangen dennoch. Diesen Film belichtete ich jedoch auch um zwei Blenden reichlicher (wie ISO 20 anstatt 80). Sicherheitshalber entwickelte ich ihn dann etwas kürzer. Und wie man sieht, war dies genau die richtige Strategie.
Ich erinnere mich an einige alte »Agfa APX 100« Rollfilme: Diese hatten als Ablaufdatum 1993 aufgedruckt. ’93, das ist aber schon lange her: Manch ein Leser dieses Blogs wird da noch nicht einmal geboren worden sein. Der Verkäufer versicherte mir jedoch, dass die Filme die ganzen Jahre über im Kühlschrank lagerten und tatsächlich: Ich konnte sie genau so wie frisches Material belichten und entwickeln. Es zeigte sich hier keinerlei Nachteil. Sicherheitshalber belichtete ich ihn um eine Blende üppiger. Aber dies tue ich ohnehin gerne – mitunter auch bei frischen Filmen.
Anders erging es mir mit einigen alten 400-ASA-S/W-Filmen: Diese wiesen nach dem Entwickeln einen Grauschleier auf. Dieser Schleier war jedoch gleichmäßig über den Film verteilt und ich konnte diesen dennoch richtig zu Bildern verarbeiten – Nur der Kontrast war dadurch etwas flau, was man durch nachträgliche Bildbearbeitung wieder korrigieren kann x.
x Dies funktioniert häufig. Bei manchen meiner Bilder bekam ich aber selbst dadurch einen flauen Grau-in-Grau-Grundton nicht entfernt.
Theoretisch ließen sich demnach ganz wenig empfindliche Filme (25 ASA) über eine lange Zeit lagern. Grundsätzlich würde ich „gebraucht“ nur abgelaufene Filme kaufen, wenn der Verkäufer angibt, dass diese ausreichend kühl (am besten im Eisschrank) gelagert worden sind. Das selbe gilt übrigens auch für S/W-Fotopapier, welches man für das eigene kleine Fotolabor nutzt: Bei ungünstiger und langer Lagerung droht auch hier ein Grauschleier.
Zwei weitere Beispielfotos auf abgelaufenem Film: Dieses Mal bekam ich einige alte Kleinbild-S/W-Filme geschenkt. Auch hier handelte es sich um den APX 100 von Agfa (die gab es früher sehr günstig bei DM zu kaufen und heute weiterhin als Agfaphoto APX 100). Das Ablaufdatum lag bereits 13 Jahre zurück. Man gab mir allerdings mit auf den Weg, dass diese Filme nie einen Kühlschrank von innen gesehen haben. Und tatsächlich: Der Film besaß einen durchgängigen Grauschleier.
Ich glaube, dieser seltsame Grau-in-Grau-Look trotz heller Spitzlichter kommt vom Grauschleier, den dieser alte Film besitzt: Es ist hier schwierig, in der Nachbearbeitung am Computer bzw. im Labor einen schlüssigen Kontrast zu erhalten.
Bei der ersten Aufnahme wurde hartes Licht aus der Blickrichtung verwendet –mit einem → entfesselten Blitzgerät. Beim zweiten Portrait wurde weiches Licht genutzt. Man sieht den Unterschied deutlich. Man dreht das Blitzlicht hierfür einfach gegen eine weiße Wand und erhält dadurch eine voluminöse Leuchtfläche (weiches Licht). Auch hier hatte ich meine Schwierigkeiten, das eingescannte Negativ später in der Bildbearbeitung zu einem Positiv zu verarbeiten, wie ich es eigentlich gewohnt bin.
Und wie verhält es sich bei Farbfilmen? Hier kann ich leider weniger mit eigener Erfahrung punkten. ich vermute, die Gefahr besteht, dass sich bei abgelaufenem Material die Farben in gewisser Weise verschieben wie beim oben gezeigten Diafilm und dass auch hier die Empfindlichkeit sinkt (Faustregel: Pro Jahrzehnt Ablauf eine Blende reichlicher belichten, jedoch nicht mehr als drei).
Insbesondere bei einigen alten Mittelformat-Rollfilmen konnte ich eine weitere unschöne Eigenart feststellen: das sogenannte »Curling« oder auf Deutsch: den Drall. Rollfilme sind fest auf einen Kern aufgewickelt. Bleiben sie so 10 Jahre in dieser Form, kann es sein, dass sie sich immer wieder zusammen rollen möchten. Eine wirklich nervige Angelegenheit insbesondere beim Scannen bzw. selbst Vergrößern der Negative.
… Dann stecke ich diese gerollte Filmhülle für min. 24 Stunden in eine Kartonröhre, auf welcher früher Alufolie oder ähnliches aufgewickelt war.
Und: Es taucht hin und wieder bei (Mittelformat-) Rollfilmen das Problem auf, dass sich dessen Rückpapier-Bedruckung auf den eigentlichen Film überträgt! Dies sind chemische Reaktionen, die sich sozusagen über viele Jahre fortsetzen. Bei Kleinbild- und Planfilmen ist diese kuriose Eigenschaft nicht möglich, da bei ihnen ja kein Schutzpapier existiert.
Die auf das Schutzpapier („Rückpapier“) aufgedruckten Nummern und Symbole können mit der Zeit auf den eigentlichen Film „durchsickern“.
Dann stellt man fest, dass die ansonsten noch korrekt entwickelten Bilder plötzlich schwach Nummern und Symbole aufweisen. Die Fotografien sind verdorben.
Kurioserweise tauchte das Problem der „durchgepressten“ Rückpapier-Beschriftungen vor einiger Zeit sogar bei frischen Filmen auf. Namentlich handelte es sich hierbei um eine bestimmte Marge des Kodak Tmax (also bei einem Film der großen Markenanbieter). Offenbar wurde eine andere Art des Schutzpapiers verwendet als zuvor.
An dieser Stelle möchte ich noch einen Teil eines Negativ-Streifens zeigen: Der Film stammt aus den späten 1970er Jahren und wurde sicherlich irgendwo auf einem Dachboden vergessen. Er weist Spuren von Luftfeuchtigkeit auf und die Emulsion „schält“ sich an den Rändern leicht ab. So ein alter Film ist heute nur etwas für Künstler.
Exception: list not available: 5076Kurzum: Abgelaufene Filme würde ich durchaus kaufen, wenn garantiert werden kann, dass das Material möglichst kühl und dunkel gelagert wurde. Dennoch würde ich zunächst einen Stichproben-Test machen, wenn die späteren Aufnahmen wichtig sind und wenn man mehrere gleiche Filme der selben Herkunft erworben hat.
Leider habe ich zu wenig Erfahrung, wie sich Farbfilme bzw. Diafilme verhalten, wenn sie bereits über die angegebene Zeit älter sind. Mir selbst sind gewisse „bunte Bildeffekte“ nicht wichtig bzw. ich möchte sie nicht haben. Solche Verformungen erinnern doch an die schlimmen Photoshop-Filter aus den späten 1990er Jahren, die damals in Mode waren. Wer so etwas forcieren möchte, kann dies auch mittels Film Soup Techniken versuchen.
Meine Erfahrungen mit abgelaufenen Farbfilmen ist schlicht, dass sie eine Farbverschiebung bekommen und daher schlecht auszufiltern sind. Sie wirken fehlerhaft. Auch hier gilt, dass sie mit den Jahrzehnten an Lichtempfindlichkeit verlieren.
Bei abgelaufenen S/W-Filmen habe ich bisher ganz gute Erfahrungen sammeln können (insbesondere bei niedrig-empfindlichen (nicht über ISO 125). Ein Grauschleier könnte hierbei sogar für einen interessanten Effekt sorgen mit ungewöhnlich „stumpfen“ Kontrasten.
Wer wirklich sicher gehen möchte bzw. wichtige Aufnahmen machen möchte (z. B. bei einer Reise oder Hochzeit), der sollte besser frisches Verbrauchsmaterial kaufen.
Kleiner Linktipp: In diesem Blogartikel (Der vergessene Film in der Flohmarkt-Kamera) beschreibt der Autor (Klaus Schörner), wie er eine Zeitkapsel öffnete: Ein seit Jahrzehnten vergessener Film aus einer Flomarktkamera wurde entwickelt. Ich glaube nicht, dass es in 40 Jahren einmal einen Artikel wie »alte SD-Karte mit vergessenen Fotos gefunden« geben wird.
Es ist wie bei den Lebensmitteln: Die kann man ja durchaus auch nach dem vom Hersteller angegebenen Mindesthaltbarkeitsdatum genießen – Sofern sie nicht gerade die ganze Zeit auf der Heizung lagen. Und: Meist lassen sich aus fotografischen Filmen, die viele, viele Jahre unentwickelt in alten Kameras schlummerten, noch Bilder entwickeln. „Fine-Art“ darf man hier dann natürlich nicht mehr erwarten.
Der Beitrag ist zwar schon älter, aber ich habe eine Frage genau zu diesem Thema:
Wenn man eine Einmalkamera entwickeln lässt, mit der im Jahr 2000 Fotos gemacht wurden und die zwanzig Jahre in einer Tasche lag — mit welcher Bildqualität kann man dann rechnen? Ich frage nicht als Fotografin sondern als Autorin. Ich brauche diese Info also für einen Roman. Ich hatte mir vorgestellt, dass die Fotos blass sind mit Lilastich, man aber schemenhaft was erkennen kann. Ist das realistisch? Würde die Qualität leiden, wenn z.B. eine undichte Wasserflasche in der Tasche lag?
Bin gespannt auf eure Antworten.
Einwegkameras sind immer mit „Farbnegativfilm“ bestückt. Es gibt auch „Farbdiafilm“, welcher empfindlicher ist gegenüber Alterung. Farbnegativfilm jedoch ist relativ stabil. Will sagen: Die Fotos würden viel deutlicher erscheinen als beschrieben. Man würde viel deutlicher etwas erkennen als nur schemenhaft.
Es dürfte dann eine leichte Farbverschiebung geben und die Bilder wären recht körnig. Sehr dunkle Bereiche wären nicht befriedigend durchgezeichnet.
Wasser kann einem Film eigentlich weniger anhaben. Außer es kommt noch Hitze und Waschmittel dazu.
Auch wenn der Film lange in der Sonne bzw. in Wärme lag, verschlechtert dies die spätere Qualität.