Hohe Auflösung mit niedrig empfindlichem S/W-Film (25 ASA)
Bei diesem Beitrag stelle ich einige Beispielfotos ein, die mit einem äußerst niedrig empfindlichen S/W-Film im Kleinbild entstanden sind – mit dem Adox CHS 25. Man erhält damit eine überdurchschnittlich hohe Auflösung für große Ausbelichtungen.
Soll ich die große Mittelformatkamera mit den schweren Objektiven mitschleppen oder reicht nicht vielleicht auch die gute alte Kleinbildkamera? Aber sind mir deren Bildergebnisse auf Kleinbildfilm nicht doch etwas zu grobkörnig und zu gering auflösend, wenn ich später größere Abzüge oder Drucke von 50 cm Breite anfertigen möchte?
Sicherlich hatte so manch einer bereits derlei Gedanken, wenn es an ein bestimmtes fotografisches Projekt mit der analogen Kamera gehen sollte. Ich entschied mich bisher meist für die Mittelformatkamera (bei Wanderungen nutzte ich hierfür einen solchen Falter, weil schön klein).
Es gibt aber die Möglichkeit, auch mit der SLR-Kleinbildkamera durchaus hoch auflösende S/W-Fotografien anzufertigen, bei denen man fast meint, sie wären im Mittelformat entstanden: Man benötigt hierfür einen der seltenen niedrig empfindlichen Filme – am besten einen mit einer Empfindlichkeit von 25 ASA (ISO):
Für diesen Beitrag testete ich den Adox CHS 25. Ich weiß: Diesen Film gibt es schon länger nicht mehr im Fotohandel. Denn der Hersteller (Fotokemika), welcher den Adox CHS 25 ursprünglich unter „Efke 25“ produzierte, gibt es nicht mehr.
Detailansicht vom vorherigen Foto. Ein klassischer S/W-Film mit nur einer sehr geringen Empfindlichkeit von ISO 25 oder wenigstens ISO 50 besitzt dafür ein sehr feines Korn. Das bedeutet, dass man mit solch einem Film bereits im Kleinbild eine Auflösung erreichen kann, welche man ansonsten nur von (grobkörnigeren) Mittelformatfilmen kennt. Durch diese hohe Auflösung lassen sich bereits vom Kleinbild große Ausbelichtungen / Drucke von gerne 60 cm breite Seite anfertigen, bei denen man auch noch nah heran treten- und Details entdecken kann (siehe Ausschnitt). Diese starken Vergrößerungen sind dabei nicht so sehr von Korn zersetzt, wie man es von denen von höher empfindlichen Filmen kennt. Sondern das Motiv wirkt technisch weiterhin zusammenhängend. Fotografisches Korn ist dennoch vorhanden – nur eben sehr fein.
Ein weiteres Beispielbild vom ISO-25-S/W-Film. Hier schien die Sonne. Ein Stativ war nicht unbedingt erforderlich. Bei bedecktem Himmel jedoch benötigt man bei solch einer geringen Filmempfindlichkeit ein Stativ, wenn man abgeblendet (z. B. Blende 8) ohne Verwackeln fotografieren möchte. Dies ist der Nachteil von solchen gering empfindlichen Filmen.
Eine Detailansicht. Dieser Mast befindet sich auf dem vorherigen Foto links im Bild. Die kleine Schrift auf den Wahlplakaten kann man nicht mehr lesen – Hier ist dann im Kleinbild, auch mit einem ISO 25 Film, Schluss.
Leider ist der Efke 25 bzw. der Adox CHS 25 nicht mehr erhältlich. Derzeit (Stand 2021) gibt es offenbar nur noch zwei Filme der Klasse „klassisch“ mit 25 ASA: Den Rollei RPX 25 sowie den Rollei Ortho 25. „Rollei“ ist kein Hersteller. Ich weiß nicht, was da genau drin ist.
Im Bereich 50 ASA gibt es weiterhin den Ilford Pan F Plus 50. Weiterhin gibt es hier einige Filme von Spur und Adox.
Wird der Film mit „Dokumentenfilm“ beschrieben, muss man aufpassen: Diese Filme besitzen nur einen sehr geringen Kontrastumfang. Ein Sonnenfoto wie das obere ist mit solchen Filmen schwer ohne Ausfressen der Lichter möglich, wenn man auf die Schatten belichtet.
Bereits solch ein „klassischer“ 25-ASA-Film, wie hier vorgestellt, hat einen eher geringen Kontrastumfang. Bei meinen Testfotos bin ich jedoch nie an die Grenze gestoßen, dass bei üppiger Belichtung die Lichter blockieren.
Mit dem Adox CMS 20 gibt es einen weiteren „Dokumentenfilm“ mit lediglich 12 ASA Empfindlichkeit. Dieser Film müsste äußerst feinkörnig sein – mit dem bereits angesprochenen Nachteil, dass er sehr steil abbildet bzw. dass die Fotos aussehen wie vom Fotokopierer („Blockieren“ der Lichter). Abhilfe soll hierbei ein spezieller S/W-Entwickler schaffen, mittels welchem auch Halbtöne abgebildet werden können. Ich habe da so meine Zweifel. Aber dies müsste man alles selber ausprobieren. Dass solch ein Film nahezu kornfrei abbilden soll, schreckt mich eher ab: Die Fotos sollen ja weiterhin analog ausschauen – und nicht glatt.
Noch ein Foto mit dem Adox-Film (CHS 25). Meine Testfotos mit diesem Film (die Beispielbilder in diesem Artikel) hatte ich im Jobo Alpha entwickelt. Es stellt sich mir die Frage, ob bei so einem feinkörnigen Film einfach Rodinal nicht ausreicht. Ich vermute ja. Einen Vergleich mit Rodinal hatte ich noch nicht angefertigt.
Dies ist aber meine „Testaussicht“ aus dem Dachbodenfenster:
So schaut das Detail einer Aufnahme auf dem Kodak Tmax 400 aus, den ich im Kleinbild sehr gerne nutze. Das Detailbild zeigt den oberen linken Balkon beim Testfoto.
Und hier ein Ausschnitt vom ISO-25-Film (Adox CHS 25): Das Korn ist sehr fein, das Muster der Gardine ist erkennbar, die Auflösung dieses Filmes ist höher. Beide Aufnahmen wurden bei gleichen Parametern belichtet und im gleichen Entwickler („Wehner-Entwickler“ bzw. Jobo Alpha) entwickelt.
Ich hatte das Testfoto später auch mit dem Kodak T-Max 100 gemacht, weil mich interessierte, inwiefern dieser Film Ähnlichkeiten mit einem klassischen ISO-25-Film wie der hier getestete Adox hat: Der Tmax 100 bildet etwas schärfer ab, aber dafür ist er nicht ganz so feinkörnig wie der Adox CHS 25.
Die ist ein sehr feinkörniger S/W-Film mit klassischer Kornstruktur, was durch die recht geringe Empfindlichkeit erkauft wird. Doch mit solch einen Film im Kleinbild und ggf. einem Stativ ist man in der Lage, sehr hoch aufgelöste Aufnahmen anfertigen zu können, ohne auf eine Mittelformatkamera angewiesen zu sein.
Bei einem Abzug im Format 24 x 30 cm spielt die hohe Auflösung hier keine große Rolle. Insbesondere bei Fotografien, welche von Inhalten leben (meist Porträts) spielen Dinge wie „Auflösung“ sowieso keine Rolle. Bei Landschaften und bei der Architekturfotografie ist dies sicherlich anders.
Ich selbst bin sehr zufrieden mit den Bildergebnissen, die mir solch ein „klassischer“ niedrig empfindlicher S/W-Film im Kleinbild liefern kann – alles hinsichtlich des Gedankens, die riesige und schwere Mittelformatausrüstung beim nächsten Fotoprojekt einfach zu Hause zu lassen und zur kompakten Kleinbildkamera greifen zu können.
Hallo Dierk,
Sie schreiben: „Für mich stellt sich da die Frage, wofür ist das Bild gedacht? Wenn wir schon den großen Aufwand analog treiben, dann an ein paar 100gr. Kameragewicht sparen?? Macht für mich keinen Sinn.“
Aus Ihrer Antwort entnehme ich dass Sie sich wahrscheinlich noch mitten in der fotografischen Pubertät befinden. Nicht die Technik sollte im Vordergrund Ihrer Überlegungen stehen, sondern das Ergebnis. Wen interessiert der getriebenen Aufwand für ein Foto? Wenn Sie ehrlich zu sich selbst sind: NIEMAND! Kein Redakteur, kein Ausstellungsmacher fragt wie ein Bild entstanden ist wenn er seriös ist. Sollte das Motiv super sein dann spielt ein eventuell leichtes Korn oder 2 Linien weniger Auflösung wirklich keine Rolle.
Ich kann die Überlegungen von Thomas sehr gut verstehen. Auch mir geht die Hasselblad schon seit Jahrzehnten reichlich auf die Nerven. Nicht weil sie schlecht ist. Nein, sie ist mir zu groß, schwer, laut und unhandlich. Einzig den Lichtschachtsucher liebe ich an ihr. Das ist der einzige Grund wieso ich hin und wieder zu ihr greife.
Warum soll ich mich mit der Blad belasten wenn ich ihre Vorteile nicht benötige bzw. ich mit der Kleinbildkamera brauchbare Ergebnisse erzielen kann ohne mir Rückenschmerzen zu schleppen?