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Das selbst entwickelte Foto: Ein Handabzug statt Druck oder Bildschirmfoto

Thomasletzte Änderung: Aug 20245 Kommentare

Wenn man heute von Fotografien redet, dann meint man hierbei zwei Varianten: Zunächst sind da natürlich die vielen Bildschirmbilder, die man sich primär im Internet ansieht. Zum anderen sind da die Drucke, die freilich durch die Printmedien veröffentlicht werden. Das Gros der Fotografien in Ausstellungen sind ebenfalls simple Drucke oder werden wenigstens maschinell auf Fotopapier ausbelichtet. Es geht jedoch auch anders: Mit dem Silbergelatine-Print erhält man ein Unikat.

Dieser Beitrag ist Teil der übergeordneten Seite ➥ So entwickelt man Fotos und Filme selbst: Die Übersicht.

Denn was man heute leider nur noch selten zu sehen bekommt, sind Originale: (S/W-) Fotografien in Handarbeit auf echtem Silbergelatinepapier, sogenannte Silbergelatine-Prints bzw. Handabzüge. Sie basieren alle auf ein fotografisches Negativ, welches man mittels einem sogenannten Vergrößerer in der eigenen, kleinen Dunkelkammer auf ein zunächst noch weißes aber lichtempfindliches Fotopapier projiziert: Man vergrößert.

Erst nachdem man dieses belichtete Fotopapier in ein Chemiebad (dem Entwickler) gegeben hat, erscheint dann langsam das Bild. Dieses wird am Ende gewässert und getrocknet.

Später erhält man dann solche „Schätze“:

mehrere Vintage Prints

mehrere Fotografien auf echtem Silbergelatine Barytpapier

 

Kurzinfo: Ein Silbergelatine Print ist eine Fotografie, welche durch Belichtung eines fotografischen Negativs auf ein zunächst lichtempfindliches Fotopapier in der Dunkelkammer entstanden ist. Durch eine chemische Prozedur ergibt sich das eigentliche Bild.

ein Handabzug

Bei einem Handabzug wird zunächst ein lichtempfindliches Fotopapier belichtet und durchwandert dann drei Chemie-Bäder. Wie man so etwas selber macht, kann in dieser ausführlichen Anleitung im Detail nachgelesen werden.

Fotopapier von Foma

Echtes, lichtempfindliches Fotopapier der Firma Foma

Bei Fotografien von Originalen zu reden ist zunächst jedoch ein gewagtes Unterfangen: Bei einem Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (Walter Benjamin) denkt man natürlich in erster Linie an die Fotografie. Bereits seit dem Negativ-Positiv-Verfahren von William Henry Fox Talbot (seit ca. dem Jahr 1860) ist es möglich, nahezu exakt gleiche Positiv-Kopien eines fotografischen Negativs anzufertigen – Also gleichfalls so, wie heute das selbe Bild beliebig oft gedruckt werden kann.

Einer der ersten Medienphilosophen der klassischen Moderne, Walter Benjamin, sprach einer solchen Fotografie ihren Originalcharakter ab, wenn man diese z. B. mit einem Gemälde vergleicht. Das Foto besäße keine Aura.

Aus heutiger Warte jedoch ergibt sich bezüglich eines solchen echten „Vintage Prints“ aus dem (eigenen) Fotolabor eine ganz andere Sicht auf eine Fotografie, wenn man bedenkt, wie profane Drucke eines Bildes maschinell nur so ausgespuckt werden können: Jeder Druck gleicht dem anderen.

 

mehrere Silbergelatineabzüge

Silbergelatineabzüge, die im eigenen kleinen Fotolabor in Handarbeit entstanden sind, können so nicht wieder exakt gleich reproduziert werden: Jedes Foto ist ein Original.

eine Produktabbildung Starter Kit für die S/W-Fotopapier-Entwicklung

Mit diesem Starter-Kit für die S/W-Papierentwicklung erhalten Sie die wichtigsten Utensilien, die Sie benötigen, um in der eigenen kleinen Dunkelkammer selber Fotopapier entwickeln zu können. Falls man keinen Vergrößerer hat, kann man zunächst Kontaktkopien von Negativen oder Fotogramme anfertigen.

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ein verblasstes Foto mit Farbstich

Nebenbei: So schaut ein billiger Druck auf einfachem Fotopapier nach einigen Monaten Lichteinfluss aus: Das Foto ist verblasst, das S/W-Bild hat einen Farbstich bekommen. Natürlich gibt es auch viel hochwertigere Tinten und gutes Druckpapier. Ein echter Silbergelatine-Print auf Barytpapier (nach einer Selentoner-Behandlung auch PE-Papier) wird so viele, viele Jahre unbeschadet im hellen Raum seine ursprüngliche Wirkung beibehalten. Er ist (nach ordentlicher Wässerung) archivfest.

 

selbst entwickeltes Foto

Insbesondere jedoch bei Handabzügen, die während des Vergrößerns (vom Negativ) gewisse Bildbearbeitungen erfahren (Abwedeln, Nachbelichten, Gradationssplit, Bleichen, Verstärken, Tonen) kann keinesfalls mehr von einer reinen Kopie geredet werden: Jeder einzelne Abzug besitzt die besagte benjaminsche Aura – und sei es auch nur wegen eines winzigen einbelichteten Fussels. Jeder Silbergelatineprint ist ein Unikat, eine Handarbeit auf einem Gebiet, innerhalb welchem dem Fotografen immer mehr das eigentliche handwerkliche Geschick durch Elektronik abgenommen wird.

mehrere Barytabzüge

Mehrere „echte“ S/W-Fotografien auf Barytpapier gerahmt hinter einem Passepartout

Das Wissen, um qualitativ hochwertige Silbergelatineabzüge anfertigen zu können, geht jedoch offenbar immer mehr verloren. Das Gros der Fotografen weiß sicherlich gar nicht mehr, was ein solcher „Vintage Print“ ist und begnügt sich mit simplen Drucken aus dem Tintenstrahldrucker. Auch bei Kuratoren ist dies zu beobachten. Statt Originale werden neue und digital bearbeitete Drucke in Museen ausgestellt, leider. Die Fotografien von Sebastião Salgado sind hierfür nur ein Beispiel.
Bei (teils) aufwendig bearbeiteten Farbfotografien ist dies nachvollziehbar und auch der Autor verzichtet bei der Farbfotografie auf den Handabzug. Bei echten S/W-Fotos vom fotografischen Negativ ist es schade, dass größtenteils nunmehr bloße Drucke ohne Originalcharakter in den Galerien hängen.

 

eine Postkarte mit Stempel

Ein Freund von mir fertigt gerne seine eigenen Postkarten an, setzt seinen Stempel darauf und verschickt diese.

Dabei wird sogenanntes Silbergelatinepapier weiterhin produziert – z. B. von Firmen wie Adox (Deutschland), Foma (Tschechien) und natürlich vom Marktführer Ilford (Großbritannien). Ein solches „echtes“ Fotopapier birgt eine Spezialität, welches es vom „normalen“ erhältlichen Fotopapier unterscheidet: Es besitzt eine Schicht aus z. B. sogenanntem Silberbromid – Es reagiert auf Licht und kann daher ein Bild erzeugen, ganz ohne Drucker freilich. Traditionell wird mit einem sogenannten Vergrößerer auf diesem lichtempfindlichen Fotopapier in der Dunkelkammer ein Negativ projiziert, aus welchem im Anschluss durch eine Entwicklerchemie ein Positiv erzeugt wird: Der Silbergelatine-Abzug.

 

eine analoge Sucherkamera von Agfa

Gut gemachte Handabzüge weisen eine gewisse „Weichheit“, eine analoge Qualität auf. Sie unterscheiden sich bereits visuell vom „mathematischen“ und perfekten Druck.

mehrere Handabzüge

Dieser Prozess ist durchaus maschinell (mittels einer „Durchlaufmaschine“) realisierbar. Es geht jedoch auch per Hand im eigenen kleinen „Badezimmerlabor“ und daher spricht man in diesem Zusammenhang auch von einem Handabzug.

Nur bei diesem ist ein Eingreifen in die Negativinformationen realisierbar*: Es ist eine individuelle, analoge Bildbearbeitung möglich, welche jeden Abzug zum Original werden lässt. Mit einer solchen analogen Bildbearbeitung ist z. B. das Abhalten (Abschatten) des Horizontes während eines bestimmten Teils der Belichtung gemeint, um diesem mehr „Tiefe“ (Luftperspektive) zu geben oder man belichtet den Himmel nach (macht ihn dunkler).

* Man kann freilich auch das Negativ selbst retuschieren. So etwas wurde früher tatsächlich oft gemacht. Damals (vor 100 Jahren) nutzte man aber sehr, sehr große Negative auf denen dies mit einer Lupe auch gelang. Vertat man sich hierbei jedoch, war das Bild für immer verdorben.

Dieses klassische Fotopapier, welches man für einen Handabzug benötigt, gibt es in verschiedenen Sorten bei den Fotohändlern mit „analogem“ Sortiment zu kaufen. Hier kann man verschiedene Größen erwerben (bis hin zu Rollenware), verschiedene Papierstärken und Fotopapier verschiedener Oberflächen.

analoge Fotografie in PhotoshopWer für die digitale Bildbearbeitung Photoshop (oder ein ähnliches Programm) nutzt, wird feststellen, dass viele Funktionen von Photoshop an das analoge Fotolabor bzw. an die Arbeit in diesem angelehnt sind. Siehe auch → Photoshop für Analogfotografen

Grundsätzlich unterscheidet man heute zwischen Barytpapier (das „klassische“ Fotopapier) und PE-Papier (leichter zu verarbeitendes Kunststoffpapier). Der Autor verwendet kartonstarkes Barytpapier mit einer semimatten Oberfläche. Dieses lässt die Fotografien besonders edel erscheinen. Weiterhin besitzen heute die meisten Silbergelatine-Fotopapiere den Vorteil, dass man bei ihnen während der Belichtung den Kontrast fein steuern kann („Multigrade“). Es gibt jedoch auch Papiere, bei denen dies nicht möglich ist („Festgradation“).

 

ein SW Lomo Foto

Ein analoger Barytabzug auf Basis eines 6×6-Negativs aus einer billigen Lomo-Kamera: Selbst derlei Vorlagen lassen sich in der Dunkelkammer mit der eigenen Handwerkskunst vereinbaren.

 

ein Stempel mit Signatur

Auf der Rückseite solcher Papiere kann man dann auch einen eigenen Stempel setzen bzw. die Fotos signieren.

eine Produktabbildung Analog fotografieren und entwickeln: Die eigene Dunkelkammer (mitp Edition ProfiFoto)

Das Buch Analog Fotografieren und Entwickeln - die Eigene Dunkelkammer ist eines der wenigen modernen Fachbücher, die sich noch der analogen Bildverarbeitung widmen (derzeit in der 4. aktuellen Auflage). Demzufolge werden hier auch die heute erhältlichen Filme, Papiere und aktuelle Chemie besprochen. Wer sich nicht durch die vielen einzelnen und verstreuten Artikel im Internet durchwühlen möchte, findet hier das gesamte Standard-Wissen für einen gut gemachten Handabzug vor, und zwar aus zeitgenössischer Sicht. Auch dieses Buch kann man auf Amazon virtuell durchblättern.

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Fotos selber entwickeln und vergrößern
Sie wollen Selbst Handabzüge anfertigen? Dann Lesen Sie die ausführliche Anleitung → S/W-Bilder selber entwickeln – Negative vergrößern.

 

aufgeklebtes Barytpapier

Um Barytpapier ohne Wellen trocknen zu können, kann es mittels Nassklebeband aufgeklebt werden. Der Aufwand gegenüber dem Anfertigen eines Drucks ist deutlich höher.

Was den Preis anbelangt: Das Drucken einer Fotografie auf einem von der Haptik einem guten („analogen“) Fotopapier ähnlichen Papier bei einem Dienstleister ist nicht günstiger als das Ausbelichten auf Silbergelatinepapier im eigenen Labor. So kostet ein Druck im Format A3 beim Dienstleister ca. 10 Euro (Sihl Masterclass). Ein S/W-Fotopapier im Format 30×40 cm kostet jedoch lediglich ca. 1,70 Euro (Fomabrom Multigrade Barytpapier; Stand 2016). Zu beachten ist jedoch, dass man für eine gut ausgearbeiteten analoge Fotografie mindestens noch ein weiteres Fotopapier gleicher Größe für die Probestreifen (Teststreifen) benötigt sowie freilich die Fotochemie, welche man allerdings viele Male weiter verwenden kann. Weiterhin ist Zeit bekanntlich auch Geld.

Bei einem eventuellen Verkauf einer Fotografie wird ein solcher Handabzug (oder gar „Vintage Print“) natürlich einen wesentlich höheren Gewinn erzielen als ein profaner Druck aus dem Tintenstrahldrucker. Nur aufgrund dieses Materials sind die Erlöse auf Versteigerungen von Fotokünstlern wie z. B. August Sander, Albert Renger-Patzsch oder Karl Blossfeld so enorm hoch: Es sind Originalabzüge, keine Drucke. Das selber Anfertigen von einem solchen Abzug ist aber auch recht aufwendig, dies sei nicht verschwiegen.

veröffentlicht: 23.09.16 | letzte Änderung: 17.08.24

der Autor dieser Seite

Hallo! Hier schreibt Thomas. Ich beschäftige mich seit über 20 Jahren mit der analogen Lichtbildkunst und ich stehe entweder in der Dunkelkammer oder digitalisiere meine Filme am Computer. Analoge-Fotografie.net ist ein ›Ein-Mann-Betrieb‹. Daher kann es manchmal etwas dauern, bis ich Kommentare beantworte.

Damit man sich hier gescheit orientieren kann, besitzt meine Website ein schönes → Inhaltsverzeichnis. Und damit man auf dem Laufenden bleiben kann, gibt es einen kleinen, feinen → E-Mail-Newsletter.

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5 Kommentare

Das selbst entwickelte Foto: Ein Handabzug statt Druck oder Bildschirmfoto

  1. Günter sagt:

    Bezüglich dieses Themas habe ich mich in der Vergangenheit einmal mit einem Insider unterhalten. Wenn man es als Fotograf überhaupt erst einmal in den Kunstmark geschafft hat, dann darf man sich schon glücklich schätzen. Dabei ist es sehr hilfreich, wenn man einige Ausstellungen bestückt hat (Vorteilhafter Weise auch im Ausland) und selbstverständlich hat man Fotografie o.ä. studiert und man hat schon einen gewissen Namen. Bis dahin ist es aber ein sehr langer Weg und viele nehmen diese Hürde erst gar nicht.

    Auf welchem Material ein Foto abgezogen wird, ist der Kundschaft so ziemlich egal, solche Dinge interessieren Foto-Kunstsammler nicht. Es kommt auf den Bildinhalt an. Was ziemlich hoch im Kurs steht sind die Unikate, sprich: Unbrauchbar gemachtes Negativ nach dem Vergrößern.

    Davon leben kann nur ein verschwindend geringer Anteil der Fotografen, der Rest deckt gerade mal die Kosten oder erwirtschaftet einen Überschuss, der aber sehr überschaubar ist. Man darf auch gespannt sein, wie sich KI-Bilder im Markt behaupten aber das ist dann wieder ein ganz anderes Thema.

    Gruß
    Günter

    Thomas (Admin)
    Vielen Dank für den Kommentar. Ich denke, auch auf Bildinhalte wird es auf einem Kunstmark nicht so recht ankommen, sondern eher auf Namen, inwiefern sie gehandelt werden.
  2. Frau Müller sagt:

    Zitat:
    «Statt Originale werden neue und digital bearbeitete Drucke in Museen ausgestellt, leider.  …… Bei (teils) aufwendig bearbeiteten Farbfotografien ist dies nachvollziehbar und auch der Autor verzichtet bei der Farbfotografie auf den Handabzug. Bei echten S/W-Fotos vom fotografischen Negativ ist es schade, dass größtenteils nunmehr bloße Drucke ohne Originalcharakter in den Galerien hängen.»

    Hallo Thomas,

    sei mir nicht böse dass ich bei Deiner Glorifizierung der Handarbeit widersprechen möchte. Im Grunde ist Dein Artikel nicht schlecht. Er zeigt aber dennoch eine starke Einseitigkeit die nicht unwidersprochen bleiben sollte.

    Zum einen die Kosten: wenn man nur die reine Arbeitszeit berücksichtigt dann sind Handabzüge wie Du sie nennst unverhältnismäßig teuer. Auch Dein Vergleich der Druck- bzw. Papierkosten hinkt gewaltig. Bis heute ist es mir noch nie gelungen mit nur zwei Blatt Fotopapier einen wirklich hochwertigen Abzug herzustellen. Zehn Blatt kommen der Sache schon deutlich näher. Auch benötige ich für – wie Du es nennst – Ausstellungsqualität mind. einen halben Arbeitstag um entsprechende Qualität zu erhalten.

    Originale: wieso sollen Drucke keine Originale sein? Ein Original wäre es allenfalls wenn Du das Negativ ans fertige Bild tackern würdest damit es niemals wieder kopiert werden könnte. So bliebe der Abzug ein Original oder genauer ein Unikat.

    Ich verstehe den Purismus von einigen Analogknipsern nicht. Für mich grenzt das schon an religiösen Wahn. Zählt die Herstellungsweise mehr als das eigentliche Werk? Wenn dem so wäre dann dürfte man auch klassische Musik nicht mehr aufführen. Mit der Uraufführung verliert jede Komposition ihre Originalqualität. Also, Partituren vernichten und ja keine Tonaufnahmen machen. Nix Original, nix Handarbeit. Fällt der Groschen?

    Zitat:
    «Bei einem eventuellen Verkauf einer Fotografie wird ein solcher Handabzug (oder gar „Vintage Print“) natürlich einen wesentlich höheren Gewinn erzielen als ein profaner Druck aus dem Tintenstrahldrucker.»

    Pardon dass ich herzhaft lache. Der Preis auf dem Kunstmarkt bestimmt sich nach eher anderen Regeln. Bei Gemälden wird mir unverständlich Öl auf Leinwand besonders hoch gehandelt. Warum hat das niemand dem guten alten Leonardo gesagt. Er pinselte sein ein wenig dämlich grinsendes Portrait der bis heute nicht exakt bestimmten Dame ein auf ordinäres Holzbrett. Welchen Wert hätte seine Mona ohne diesen Makel?

    Wie schon jemand anderes sagte werden Vintage Prints deshalb teuer gehandelt weil es die ersten Ausfertigungen eines Abzugs sind. Manche Menschen bezahlen nur deshalb etwas mehr weil sie meinen damit etwas besonderes zu haben. Nur mal ein kleines Gedankenspiel: eine Vergrößerung von Mappelthorpe (heute recht teuer!) ist gemäß Deiner Wertschätzung was? Auf jeden Fall kein Handabzug von ihm. Ebenfalls so bei HCB und vielen anderen Fotografen. Selbst Adams ließ viele seiner Vergrößerungen von seinen Assis anfertigen. Wo bleibt die Originalität von Meisterhand? Diese Vergrößerungen sind mehr oder minder Massenware für den Kunstmarkt. Im Grunde nichts anderes als die Malerwerkstätten in der Renaissance.

    Und ganz zum Schluß: Du propagierst hier reines Kunsthandwerk. Kunst kommt es auf den Inhalt an und nur sehr, sehr am Rande auf die Art und Weise der Herstellung. Siehe mein Beispiel mit dem bemalten Holzbrett das man in Paris bewundern kann.

    Thomas (Admin)
    Hallo Frau Müller, mir geht es hier tatsächlich sehr um das Kunsthandwerk und ich meine mit dem „Original“ etwas, was eben nicht identisch aus dem Drucker kommt. Das irritiert dann, weil ich es mit dem Original im Kunstbegriff zusammen würfele. Ich empfinde Drucke immer im Ideellen als minderwertiger als gut gemachte Handabzüge, immer auch in Hinblick auf die „Energie“, die Arbeit, die in die Schöpfung solcher Abzüge investiert wurde. Über Motive rede ich hier gar nicht. Das ist eine andere Geschichte.
  3. Rose sagt:

    Hallo Thomas,
    schöner Beitrag. Ich habe mal mit analoger Fotografie angefangen und bin nun bei der digitalen Fotografie. Ich möchte gerne Fotos drucken lassen aber nicht mit einem Tintenstrahldrucker sondern es sollen Unikate sein auf hochwertigen, künstlerischen Papier. Gibt es auch für die Dunkelkammer Geräte wo ich nicht ein Filmnegativ einlegen muss sondern eine digitale Datei „einlegen kann“ welche dann auf das Papier projiziert und die restliche Verarbeitung (Entwicklerbad, Stop, Finish usw.) erfolgt dann wie bei einer klassischen analogen Dunkelkammer? Ich hätte zum Beispiel gerne Silbergelantine Handabzüge also Originale. Gibt es da was oder was kann ich sonst noch tun damit ich keine seelenlosen Printdrucke habe?

    Thomas (Admin)
    Hallo, manche lassen ihre digitalen Daten auf S/W-Film ausbelichten. Der Film wird danach ganz normal entwickelt und man erhält einen S/W-Negativ-Film mit Aufnahmen, die ursprünglich aus der Digitalkamera kamen. Diese können vor dem Ausbelichten natürlich noch am Computer bearbeitet werden. Später kann man sie analog vergrößern. Zum Ausbelichten gibt es spezielle Geräte bzw. sicherlich gibt es auch Anbieter, die so etwas können (hier kenne ich aber keinen).
    In meinem Studium hatten das damals einige gemacht. Die Ergebnisse sahen durchaus „analog“ aus, da sie rein technisch ja auch analoge Bilder waren bzw. vom Film stammten.

    Es stellt sich dabei auch die Frage, ob es heutzutage vielleicht bereits geeignete Displays gibt, welche man in die Bildbühne des Vergrößerers schieben kann. Diese müssten sehr hell sein und vor allem hochauflösend. Damit kenne ich mich aber nicht aus.

  4. Stephan sagt:

    Der Begriff Vintage Print wird hier leider völlig falsch verstanden. Als Vintage Prints bezeichnet man die ersten Abzüge nach Entstehung der Aufnahme. Später entstandene Abzüge bezeichnet man als Modern Prints oder Later Prints. Reprints dagegen sind Abzüge, die ohne Beteiligung des Fotografen (nach seinem Tod) angefertigt werden. Ist eigentlich nur für den Kunstmarkt und den Verkaufspreis relevant.

    Abgesehen davon, sehr schöner Artikel. Danke!

    • Thomas (Admin) sagt:

      Hallo Stephan, da hast du natürlich absolut recht! Ich habe die Seiten etwas bearbeitet, damit dieser Begriff nicht mehr so inflationär für den allgemeinen Handabzug gebraucht wird. Vielen Dank für den Hinweis!

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