Eine Lochkamera aus einer Streichholzschachtel selber bauen
Aus einer einfachen Streichholzschachtel und zwei Filmpatronen kann man sich eine Lochkamera bauen. Man hat hierbei einen Filmtransport bzw. die Möglichkeit zu mehreren Aufnahmen und sogar einen akustischen Bildzähler. Hier gibt es eine schöne Bauanleitung sowie Beispielbilder.
Ich empfehle jedem, der sich für die analoge Fotografie begeistert, auch einmal eine Lochkamera selber zu bauen. In diesem Beitrag stelle ich eine sehr einfache Version vor, für welche man lediglich eine Streichholzschachtel benötigt und zwei Kleinbild-Filmpatronen, dazu etwas (möglichst lichtdichtes) Klebeband und der Rest an Material und Werkzeug befindet sich in jedem Haushalt.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Eigenbau-Lochkameras hat man bei der hier vorgestellten Variante den großen Vorteil, viele Einzelbilder ohne Filmwechsel aufzunehmen (inklusive korrekten Bildabständen). Ich zeige zwischendurch auch einige Beispielfotos, welche ich mit meiner Lochkamera gemacht hatte. Dann gehe ich auf den Film ein, welchen ich hier bevorzuge, und ich gebe Tipps für die richtigen Belichtungszeiten.
Wer gar nicht weiß, was eine Lochkamera ist, kann zuvor noch diesen Artikel lesen → Die analoge Lochkamera
Nötiges Material und Werkzeug
Aus diesen Materialien wird dann …
… dieser schöne Fotoapparat.
Um eine Lochkamera (»Pinhole-Kamera«) aus einer Streichholzschachtel selber zu bauen benötigt man an Material:
- eine Streichholzschachtel
Sie wird unser „Kamera-Body“ sein.
- zwei Filmpatronen (normale Kleinbildpatronen)
Die eine Patrone muss einen unbelichteten Film enthalten, also frisch sein. Die andere Patrone darf nur noch das Ende eines Filmes haben. Dieses Ende muss aus ihr heraus schauen.
- möglichst lichtdichtes Klebeband
Ich hatte dieses schwarze Gewebeklebeband, wie abgebildet, benutzt.
- ein Teelicht (nur das Näpfchen)
Das Wachs von Teelichtern befindet sich in dünnem aber stabilem Aluminium. Dieses Material ist zum einen ideal geeignet für die Grundlage des Lochs für die Pinhole-Kamera. Außerdem nutzen wir dieses weiche Metall für den Klickzähler (Filmzählwerk). Hierzu später mehr.
- Alufolie
Die Alufolie dient bei meiner Version nicht als Material für das Loch, wie man vielleicht zunächst annimmt. Sie wird als Lichtdichtungsmaterial dienen. Denn Alufolie ist absolut lichtdicht.
- Transparentklebeband
Mit diesem kann man sich später einen Belichtungszeiten-Ausdruck auf die Rückseite der Lochkamera kleben. Es ist nicht zwingend notwendig. Man benötigt dieses dünne Klebeband jedoch später unbedingt, um den Filmanfang der vollen Filmpatrone mit dem Filmende der leeren Patrone zu verbinden. Man kann hierfür auch dünnes Paketklebeband nutzen.
- Karton
Aus etwas Karton basteln wir später den sogenannten „Verschluss“ (Er lässt Licht zur Belichtung hindurch bzw. stoppt es). Ich nutze hier einfach den Karton der Filmpatrone.
- schwarze Tinte oder schwarzer Filzstift
Das Innere der Lochkamera sollte schwarz angestrichen sein.
Zwischendurch gibt es ein erstes Beispielfoto zu sehen, welches ich mit meiner selbst gebauten Streichholzschachtel-Lochkamera angefertigt hatte: Ich legte die Kamera auf den Boden, öffnete die „Lochdichtung“ hielt meinen Fuß drüber, richtete mich auf, zog den Fuß weg und zählte »einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig, vierundzwanzig«. Danach hielt ich den Schuh wieder über das Loch und schloss es gleich wieder mit der Hand. So simpel kann Fotografie sein. Das dort oben ist übrigens das Dachgerippe eines alten Gasspeichers, in welchem ich für diese Aufnahme stand. Den Belichtungszeiten widme ich mich später noch etwas genauer.
Noch etwas zum benötigten Werkzeug:
- eine Nadel
Die Nadel (gewöhnliche Nähnadel) sollte möglichst dünn sein. Die, die ich nutzte, ist leider etwas zu dick für das Kleinbild. Daher sind meine Beispielfotos auch etwas zu unscharf. Mit der Nadel sticht man das Loch in das Aluminium bzw. fertigt sich sein „Objektiv“ an.
- Schere und Cuttermesser
Zum Basteln darf eine Schere nicht fehlen und ein scharfes Messer (z. B. „Cutter“) sollte man auch haben.
- Smartphone, Scanner oder starke Lupe
Es ist sehr sinnvoll, wenn man den Durchmesser des Lochs ungefähr ermitteln kann (um die Blende bzw. die Belichtungszeiten zu errechnen). Hierzu eignet sich eine starke Lupe, ein Smartphone bzw. dessen Kamera für den Makromodus oder einfach ein Scanner.
Bauanleitung
Die Materialien liegen Bereit? Dann kann es gleich los gehen mit der Bauanleitung der Lochkamera aus der Streichholzschachtel. Zuvor noch eine Fotografie damit:
Das war ein graues Wetter und so schaut das Bildbeispiel auch aus: Ich stellte die Lochkamera an dieser Kreuzung auf einen Stromverteilerkasten und als die Autos los fuhren, zog ich den Schieber vorne heraus: Meine Streichholzschachtel belichtete dann mehrere Sekunden lang. Solche Langzeitbelichtungen sind hier typisch. Die Striche oben rechts sind übrigens eine Straßenbahn.
Der erste Schritt: Zunächst zeichnet man sich ein Kreuz auf der Streichholzschachtel. Damit erhält man die Mitte der Oberseite. Hier schneidet man sich ein etwas größeres Loch mit dem scharfen Messer hinein.
Nun schneidet man sich mit der Schere einen Streifen Aluminium aus dem Teelichter-Näpfchen heraus. In dieses Aluminium piekt man ein Loch.
Mit dem Smartphone fotografiert man das Loch und ein dort angelegtes Lineal möglichst nah. Man kann hierzu auch eine starke Lupe nutzen oder man scannt Lochblech und Lineal ein. Den ungefähren Lochdurchmesser notiert man sich. Diesen Wert brauchen wir, um später die Blende der Lochkamera auszurechnen. Mein Loch ist hier ca. 0,5 mm groß. Dies ist schon sehr großzügig für eine Kleinbild-Lochkamera. Idealerweise liegt man darunter (ca. 0,2 mm). Dieser Lochkamera-Rechner gibt sogar einen idealen Durchmesser von nur 0,145 mm an (Abstand Loch-Film ist bei meiner Streichholzschachtel 1,5 cm).
Der Loch-Durchmesser meiner Streichholzschachtel-Kamera ist also zu groß geraten. Daher sind meine Fotografien auch deutlich unscharf. Was macht man jetzt? Man gibt dem ganzen einfach einen pfiffigen englischen Titel, rahmt den kleinen Baryt-Handabzug sauber hinter einem größeren creme-weißen Passepartout, setzt seinen Friedrich Wilhelm drunter und verkauft dies einfach als Kunst.
So ironisch, wie es klingt, ist dies aber gar nicht gemeint – Ich mag einige meiner Ergebnisse mit dieser Lochkamera tatsächlich, gerade wegen der Unschärfe, dem Düsteren, dem Nebulösem und dem Filmkorn dabei (was es im Mittel- und erst Recht Großformat so nicht gibt). Ich finde, man kann damit tatsächlich ernsthaft Fotokunst machen. Man müsste sich halt nur etwas Schlüssiges ausdenken. Aber viele Fotos mit dieser Kamera waren natürlich auch Ausschuss.
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Zurück zu Bauanleitung:
Nun montiert man das Loch bzw. dessen Alu-Träger mittels Klebeband genau über dem ausgeschnittenen größeren Loch in der Schachtel. Bei meinem Modell zeigt die Wulst (der kleine Huckel um das Loch herum) nach außen.
Nun schneidet man sich ein Bildfenster in den inneren Teil der Streichholzschachtel. Dieses Bildfenster bestimmt:
- die Größe des Negativs bzw. das Bildverhältnis
- und somit auch wie viele einzelne Fotos auf den Film passen werden
Ich hatte, wie man sieht, die gesamte Breite der Schachtel ausgenutzt. Meine Fotografien sind daher sehr weitwinkelig und es passen dann auch eher weniger Bilder auf einen Film. Durch die großzügige Wahl des Ausschnittes erhielt ich ein kleines Panoramaformat – Die Negative sind etwas breiter als bei einer gewöhnlichen Kleinbildkamera.
Mit schwarzer Farbe (Tinte oder Edding) malt man das Innere schwarz aus. Dies soll Lichtreflexionen im Innern der Kamera verhindern.
So langsam nimmt die Sache Gestalt an:
Unsere Lochkamera benötigt noch einen Verschluss. Dieser »Verschluss« ist ein wichtiges Bestandteil einer jeden Kamera: Er kontrolliert genau, wie lange Licht auf den Film bzw. auf den Sensor fällt und bei Digitalkameras ist er vermutlich computergesteuert. Ich begnüge mich mit einem einfachen Schieber aus Pappe. Ist der Schieber vor das Loch geschoben, wird kein Foto aufgenommen. Ziehe ich ihn etwas nach oben, wird das Loch freigegeben und es wird die Aufnahme gestartet. Als Material habe ich einfach den Karton des Films (Foma-Film) genutzt. Auf der Rückeite des Schiebers hatte ich mit einem Strich markiert, wie weit ich ihn zum Fotografieren heraus ziehen muss.
Wer keinen Verschluss verbauen möchte, muss die Lochkamera immer in einem lichdichten Säckchen aufbewahren und kurz vor der Aufnahme nur hervor holen. Dies ginge auch.
Jetzt wird es interessant: Diese Lochkamera wird nämlich ein »Bildzählwerk« besitzen. Wobei: Es handelt sich eher um eine akustische Filmtransport-Signalanlage. Dieser kleine Haken da macht nämlich jedes Mal Klick wenn der Film um ein Perforationsloch weiter transportiert wird. Hierzu legt man später das Ohr an die Kamera.
Man misst anhand der Breite des ausgeschnittenen Bildfensters (s. o.), wie viele Perforationslöcher genau ein Bild besitzt (bei mir sind es 10). Dazu summiert man noch zwei für die Bildabstände und nun hat man die Menge an Klicks, die beim späteren Drehen der Filmpatrone gehört werden müssen, bis die eben gemachte Aufnahme komplett weiter (in die andere Filmpatrone) transportiert wurde. Zugegeben: Diese simple wie auch geniale Idee ist nicht von mir. Ich hatte sie auf der Seite dieses Kollegen gelesen.
Warten am Ampelübergang
Für den Klickzähler nutzte ich auch einfach das Material des Teelichtleins bzw. das Aluminium. Ich schnitt einfach ein kleines Stückchen aus und verjüngte es vorne zu einem schmalen Häkchen (siehe Abbildung). Dies klebte ich dann auf die Filmpatrone und zwar auf die volle Filmpatrone, in der sich der noch unbelichtete Film befindet.
Bei dieser vollen Patrone wird bei dieser Gelegenheit auch gleich die vordere Lasche (das schmälere Ende) abgeschnitten, dass es so ausschaut wie auf der oberen Abbildung. Denn:
Jetzt wird ein Schuh daraus – Die Streichholzschachtel-Lochkamera wird zusammen geschoben. Hierfür führt man zunächst den Filmanfang der vollen Filmpatrone durch die Schachtel. Nun verklebt man diesen (gerade geschnittenen) Anfang mit dem Stummel, mit dem Ende des Filmes aus der anderen, leeren Filmpatrone. Hierzu nutzt man das dünne Transparenzklebeband. Danach wird der Innenteil (der mit dem Bildfenster) in die Schachtel geschoben. Man sieht dies alles auf diesem Foto sehr gut. Beachten Sie auch, dass die Schichtseite des Filmes hin zum Loch zeigt. Aber auf der Abbildung sieht man sehr gut, wie die Kamera zusammen zu setzen ist.
Die Streichholzschachtel ist genau so breit wie ein Kleinbildfilm. Zumindest ist dies bei meiner so gewesen. Ich vermute, diese sind hierzulande genormt. Die Schachtel darf natürlich nicht schmaler sein.
So schaut die zusammengesetzte Streichholzschachtelkamera nun aus, wenn man den Film wieder zurück in die „Geberpatrone“ (links) gezogen hat bzw. oben an ihr gedreht hat. Man sieht an dieser hier links abgebildeten Patrone (Fomapan) auch noch das kleine Stückchen Blech vom Klicker (Bildzähler, s.o.). Die selbst gebaute Lochkamera ist fast fertig. Sie muss jetzt nur noch abgedichtet werden:
Ich nehme hier etwas Alufolie und lege sie über die sensiblen Stellen an der Rückseite meiner Pinhole-Kamera: Dies sind die Bereiche, wo der Film entlang läuft. Alufolie ist lichtdicht.
Und so schaut meine selbst gebaute Lochkamera aus einer Streichholzschachtel dann aus. Alles wurde hier sehr großzügig mit dem dichten Gewebe-Klebeband (doppelt) abgeklebt bzw. verstärkt. Die Alufolie darunter dient auch dazu, dass nicht etwas der Film am Klebeband kleben bleibt. Er muss ja stets geschmeidig von der einen zur anderen Filmpatrone transportiert werden können.
Hier ist der Verschluss (Pappschieber vorne) geschlossen. In dieser Position muss die Kamera stets aufbewahrt werden, ansonsten belichtet sie ja permanent.
Ich hatte lediglich an den Perforationslöchern etwas Lichteinfall. Ansonsten war meine Konstruktion lichtdicht. Diese Kamera ist übrigens äußerst weitwinklig. Dies liegt daran, dass der Abstand zwischen dem Loch und der Filmoberfläche bei der schmalen Streichholzschachtel lediglich ca. 15 mm beträgt. Der Bildwinkel entspricht also dem eines 15mm-Superweitwinkel-Objektives. Daher bin ich mit meinem eckigen Kopf auch auf dem oberen Foto zu sehen, obwohl dies gar nicht beabsichtigt war.
Die Kamera erinnert etwas an die seltsamen Apparate von Miroslav Tichy (englischsprachige Seite).
Ich hatte nach den ersten Aufnahmen meine kleine Pinholekamera noch etwas verbessert: Zunächst ist es sehr empfehlenswert, wenn man eine Art Drehknauf an der Spule der Aufnahme-Filmpatrone befestigt. Dies ist ja die Filmpatrone, welche fast leer war und bei der nur noch der kurze Filmstummel vom vorherigen Film heraus schaute.
Ich nahm hier einfach eine dickere Schraube, trug mit der Heizklebepistole etwas Kleber auf und steckte sie dann in das Loch von der Spule oben. So gelingt der Filmtransport nämlich viel einfacher. Man muss hierbei aber tunlichst aufpassen, dass man den Drehmechanismus nicht festklebt.
Außerdem hatte ich unten provisorisch einen Fuß befestigt. Denn man muss die Kamera zum Fotografieren hinstellen können. Dies ist mir auch erst nach den ersten Aufnahmen aufgefallen.
Dann klebte ich mir noch eine Notiz mit der Drehrichtung und der Anzahl der nötigen Klicks auf die Patrone.
Wie oben bereits erwähnt: Mir ist das Loch zu groß geraten. Dadurch wurde meine Lochkamera auch viel zu lichtstark! Daher klebte ich vorne noch eine graue Folie vor das Loch – also ein Graufilter. So etwas benötigt man aber nicht, wenn man das Loch kleiner stechen kann.
Welcher Film eignet sich?
Grundsätzlich sollte man hier keinen Diafilm verwenden, da ein solcher möglichst präzise belichtet werden sollte (was eben mit solch einer simplen Kamera schlecht geht). Farbnegativfilm und S/W-Negativfilm sind hier besser geeignet.
Wer Farbfilm nutzen möchte, sollte einen mit einer (eher schwachen) Empfindlichkeit von ISO 100 (100 ASA) wählen.
Ich bevorzuge den Foma Fomapan 100 S/W-Film in der Kleinbild-Lochkamera:
Denn dieser Film hat vier für mich relevante Eigenschaften:
- Er ist für einen 100-ASA-Film relativ körnig.
Filmkorn wird hier benötigt um etwas künstliche Schärfe zu erzeugen.
- Er ist lichtschwächer als ein 400-ASA-Film.
Einen ISO-400-Film kann ich mit der Streichholzschachtel-Lochkamera nicht nutzen, da ich ansonsten auf zu schnelle Belichtungszeiten komme, die ich mit dem Pappschieber nicht regeln kann.
- Er hat ein hier günstiges »Schwarzschild-Verhalten« bereits ab einer Sekunde Belichtungszeit.
Dieser sogenannte Schwarzschild-Effekt sorgt dafür, dass dieser Film bei längeren Zeiten noch länger belichtet werden muss als eigentlich gemessen, was in diesem Fall (relativ lichtstarke Lochkamera) nur gut ist.
- günstiger Preis
Außerdem ist der Foma 100 einer der günstigsten S/W-Filme auf dem Markt und daher gut für derlei Experimente geeignet.
Hier sieht man den Film, wie er nach der eigenen Entwicklung im Badezimmer trocknet. Man beachte auch die gleichmäßigen Bildabstände. Beim nächsten Mal werde ich etwas weniger Klicks zählen. Dann sind die Bildabstände kleiner und es passen mehr Aufnahmen auf einen Film. Entwickelt hatte ich den Fomapan in Rodinal. Denn dieser Entwickler ist dafür bekannt, dass er das Filmkorn nicht „versteckt“. Und dies ist hier gut, denn ein sichtbares Filmkorn suggeriert etwas Bildschärfe. Zu sehen sind auch schwarze Bereiche am Filmrand. Dies ist Lichteinfall. Aber dieser reicht bei mir nie in die eigentlichen Bilder hinein.
Foma aus Tschechien stellt seit Jahren einige europäische Filmklassiker her: Der Fomapan 100 ist wohl einer der hierzulande am meisten genutzten S/W-Filme, gerade weil er recht günstig ist. Viele schätzen ihn jedoch auch, weil er seit Jahrzehnten praktisch immer noch so abbildet wie früher und vermutlich nie verändert wurde. Den Foma gibt es als Kleinbild, Mittelformat, Großformat und Schmalfilm.
Welche Blende / Welche Belichtungszeit?
Man kann auch mit einer selbst gebauten Lochkamera relativ genau belichten. Man muss hierfür jedoch die Blende der Kamera wissen:
Meine Streichholzschachtel ist lediglich 15 mm hoch. Dies ist der Abstand vom Loch zum Film. Das Loch im Blech hatte ich ja auch grob ausgemessen, indem ich es mit einem Lineal zusammen mit dem Smartphone im Makro-Modus abfotografierte. Mein Loch hat einen doch recht großen Durchmesser von 0,5 mm.
Ich rechnete nun einfach 15 mm : 0,5 mm = 30
Die Blende meiner Kamera beträgt also 30 und aufgerundet Blende 32.
Für eine Lochkamera mit solch einem einfachen Verschluss ist das viel zu lichtstark. Ich komme damit höchstens bei richtig dunklem Wetter auf genügend lange Belichtungszeiten, die ich steuern kann.
Es sollte also darauf geachtet werden, dass man ein Loch von lediglich ca. 0,2 mm in das Blech sticht.
Bei einem Lochdurchmesser von 0,2 mm und einem Abstand zum Film (Dicke der Streichholzschachtel) ergibt sich (aufgerundet) die Blende 90.
Damit lässt sich schon viel besser per „Schiebe-Verschluss“ belichten, denn die Belichtungszeiten können über eine Sekunde sein.
Blick aus dem Fenster
Belichtungszeiten-Tabelle
Jetzt erstelle ich mir eine Tabelle für grobe Belichtungszeiten, wenn die Lochkamera a) eine Blende von 90 besitzt und b) der Fomapan 100 als Film geladen ist. Denn der zuvor angesprochene Schwarzschild-Effekt ist bei der Tabelle bereits eingerechnet. Als Grundlage dient mir hier die »Sonne-11-Regel« sowie das Fomapan-Datenblatt mit den Schwarzschild-Korrekturwerten.
Wetter | Belichtungszeit in Sekunden |
pralle Sonne | 1/2 |
dünne Wolken vor Sonne | 2 |
wolkig | 4 |
düsteres Wolkenwetter | 8 |
Diese Werte gelten für eine Lochkamera mit Blende 90 und für den Fomapan 100. Im Zweifel belichtet man länger als angegeben.
Es gibt auch Apps für das Smartphone, die solche Tabellen erstellen. Aber ich weiß nicht, ob diese den Schwarzschild-Effekt berücksichtigen.
Wer die Lochkamera aus solch einer Streichholzschachtel gebaut hat wie ich (Tiefe ca. 15 mm) und ein Loch gestochen hat, welches ca. 0,2 mm im Durchmesser klein ist, der braucht einfach nur diese Tabelle für die ungefähr richtigen Belichtungszeiten hernehmen, wenn der Fomapan 100 verwendet wird bzw. ein Film, welcher ab einer Sekunde Belichtungszeit eine Korrektur von +1 Blende (Zeit verdoppeln) benötigt.
Zum Schluss
Ich plane für die Zukunft anstatt der Streichholzschachtel eine möglichst flache, billige Plastik-Kleinbildkamera (z. B. Werbegeschenk) zu nutzen bzw. diese entsprechend umzufunktionieren. Denn die selber gebaute Lochkamera wie hier vorgestellt ist ja nicht wiederverwendbar.
Dann werde ich allerdings versuchen, das Loch kleiner zu stechen. Denn die von mir verwendeten 0,5 mm sind etwas zu weit gewesen.
Keine Schwebebahn, auch wenn es vielleicht so ausschaut. Die extrem grobe Darstellung kann natürlich auch als Spezialität umgedeutet werden.
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Durch den geringen Abstand zwischen Film und Loch ergibt sich ein äußerst starkes Weitwinkel.
Ich hatte in den letzten Jahren bisher nur mit Lochkameras für das Mittelformat und für das Großformat experimentiert. Ich hatte mir damals sogar ein „gelasertes“ Loch bestellt. Mir gefallen meine völlig düsteren, groben und körnigen Lochkameraaufnahmen im Kleinbild besser als die damals mit viel Aufwand angefertigten.
Ich finde, besonders für Porträts bzw. Abbildungen von Menschen sind solche Kameras geeignet (das meine ich tatsächlich ernst). Wenn man es denn so nennen mag, dann ist es halt eine Art lyrische Fotografie. Rechts auf dem oberen Foto das bin übrigens ich, nachdem ich nach dem Öffnen des Verschlusses wieder zurück gegangen bin. Daher bin ich auch transparent abgebildet, als wäre ich nicht ganz bei der Sache. Und was ich mit dieser Lochkamera noch gar nicht ausprobiert hatte, das sind Doppel- bzw. Mehrfachbelichtungen.
Zitat: „Es wird wohl so etwas wie eine Minox 35 o. ä. werden, wo ich den vorderen Objektivtubus ausbaue.“
Hallo Thomas,
wäre eine Kamera mit Schlitzverschluß und der Möglichkeit mit „B“ belichten zu können nicht sinnvoller? Wenn ich mich nicht täusche hat die Minox einen Zentralverschluß im Objektiv.
Hallo, ja das wäre sinnvoller. Du hast recht. Daher denke ich jetzt auch eher an diese Leica-Nachbauten. Mir geht es hierbei auch um einen schmalen Kamerakörper, damit ich ein leichtes Weitwinkel mit dem Loch erhalten kann. Daher kann ich keine SLR-Kamera nehmen.
Hallo Thomas,
ich kaufte vor vielen Jahren einen alten (sowjetischen?) Leicanachbau (ohne Objektiv und äußerlich recht vergammelt) aus einer Laune heraus auf einem Flohmarkt. Ich glaube mich zu erinnern daß ich deutlich weniger als den Gegenwert einer Tasse Kaffee investierte. Die Verschlußzeiten waren reichlich daneben. Aber der Filmtransport funktionierte und das Ding war lichtdicht.
Mit einem Aufstecksucher für 28 mm bekam ich recht exakte Übereinstimmungen mit dem tatsächlichen Ergebnis. Meine Motive waren historische Schlachtfelder; dunkle, düstere Fotos im Winter. Anfangs nur aus Interesse neben den eigentlichen Fotos. Später machte ich für das Projekt nur noch mit der Lochkamera Bilder. Ich fand die Unschärfe exakt passend. Nicht zu stark und nicht zu wenig. Dunkle Ecken kann man später problemlos hinzufügen wenn man das mag.
Übrigens: ich fand gerade Anbieter bei denen man die Größe der zu bohrenden Löcher selbst festlegen kann. Somit wäre auch die Sache mit der Unschärfe gelöst.
Danke für den Tipp! An diese Kameras hatte ich gar nicht gedacht. Aber einige besitzen ja ein versenkbares Objektiv. Das ließe sich sicherlich recht einfach abbauen und diese Kamera wäre entsprechend dünn. Werde danach die Augen aufhalten.
Hallo Thomas,
die Idee mit der selbst gebastelten Lochkamera ist sicherlich interessant um Jugendlichen die Fotografie näherzubringen. Als Werkzeug sehe ich aber Probleme wenn man nicht auf Zufall und Glücksspiele geprägt ist.
Schaue einmal in den Link ). Hier werden fertige Löcher zum kleinen Preis angeboten. Wahrscheinlich gibt es weitere Angebote. Ich stehe mit dem genannten Anbieter in keinerlei Beziehungen und bin zu faul andere Anbieter zu suchen.
Mit dem Loch im Gehäusedeckel kannst Du die Nikon mitnehmen und bei Bedarf sie auch als camera obscura benutzen. So schlägst Du praktisch zwei Fliegen mit einer Klappe. Auch finde ich die Brennweite ein wenig günstiger.
Die Ideallösung wäre wahrscheinlich ein passender Gehäusedeckel mit Loch für eine Sucherkamera.
Thomas (Admin)
Hallo Frau Müller, das hatte ich vor langer Zeit so gemacht: Damals hatte ich mit einer 6×6-Kamera und einer 9×12-Plattenkamera entsprechende hochwertige Löcher (gekauft) genutzt. Mit der Plattenkamera (mit Balgen) konnte ich sogar zoomen. Schnell war dann natürlich der Laufboden im Bild.
Die Aufnahmen damit hatten mir aber überhaupt nicht gefallen. Sie sahen aus wie „normale“ Fotografien in Seifenlauge gebadet. Da die „Brennweite“ bei meiner Streichholzschachtel äußerst kurz ist, gibt es diesen starken Lichtabfall an den Rändern. Hinzu kommt die äußerst geringe Auflösung und ein Filmkorn, welches ich nur im Kleinbild so hinbekomme (als Salz für die fade Seifenlauge). Ich finde, wenn schon Lochkamera dann so. Etwas anderes wären „saubere“ Weitwinkel- oder Langzeitbelichtungen mit dem Loch. Hier ergibt das Prinzip Lochkamera auch bei größeren Formaten Sinn und natürlich für konkrete Konzepte. Aber meist sind derlei Aufnahmen ziemlich langweilig.
Einfach einen Deckel mit Loch auf eine Spiegelreflexkamera zu setzen, möchte ich nicht. Denn der Abstand Loch zu Film wird dann ca. 5 cm betragen. Hierdurch wird es den Randlichtabfall nicht mehr geben und der Bildwinkel ist mir dann schon zu gering.
Ich suche gerade nach einer schmalen Kleinbildkamera, wo ich das Loch einsetzen kann. Es wird wohl so etwas wie eine Minox 35 o. ä. werden, wo ich den vorderen Objektivtubus ausbaue.