Impressionen aus dem Deutschen Fotomuseum Markkleeberg (bei Leipzig)
Das „Deutsche Fotomuseum“ liegt idyllisch in einer Parkanlage in Markkleeberg, gleich neben Leipzig. Der Neubau beinhaltet viele alte Kameras und Zubehör (Dunkelkammerausrüstung) und zudem viele Fotografien. Letztere stammen zum größten Teil aus dem späten 19. und frühen 20 Jahrhundert.
Im VEB Photokinoverlag kam um 1989 noch ein Buch heraus, welches da „Historische Kameras [Aus Sammlungen der DDR]“ benannt wurde und eben größtenteils einen Katalog an Plattenkameras („Holzkameras“) und frühe Rollfilmkameras darstellt. Der Fotograf und Sammler Peter Langner, der zu den Autoren dieses Buches gehört, initialisierte weiterhin das Vorgängerprojekt dieses Museums. Ab 2013 befindet sich diese Sammlung (zumindest ein Teil davon) in einem modernen Rotundenbau im „agra-Park“ Markkleeberg – mitten im Grünen.
Vermutlich wird bei dem Begriff „Fotomuseum“ so manch einer eine falsche Vorstellung haben: Tatsächlich findet man hier nicht eine chronologisch angelegte, durchgängige Sammlung an industriell hergestellter Fototechnik der letzten einhundert Jahre vor. Insbesondere fehlen die wichtigen japanischen und auch westlichen Geräte nahezu komplett.
Im Deutschen Fotomuseum in Markkleeberg (die Stadt grenzt südlich direkt an Leipzig bzw. ist von dort durchaus aus der Südstadt auch per Rad erreichbar) geht es zunächst um etwas, was der Titel eigentlich verspricht: um Fotografien.
Zu sehen sind im Rundbau zunächst Originale (vermutlich – so recht wird dies offenbar nicht kommuniziert) aus der Zeit der Neuen Sachlichkeit, des Exotismus und des Pictorialismus – also aus dem 19. Jahrhundert bis hin zum frühen 20 Jahrhundert. Dies sind meiner Meinung nach die tatsächlich wichtigsten Exponate.
Doch auch einige Serien neueren Datums sind zu sehen – bis in die 1990er Jahre hinein. Auch hier gibt es so manch interessante Entdeckung zu machen, obgleich der Umfang hier ein wesentlich geringerer ist.
Zwar gibt es hier auch viele Vitrinen. Doch hier kommt doch eher ein gewisses „Flohmarktgefühl“ auf. Die meisten Geräte sind die üblichen Verdächtigen, die man sich auch auf Ebay-Aktionen ansehen kann. Das Hauptaugenmerk in puncto Kameratechnik im Deutschen Fotomuseum liegt jedoch auf Kameras ostdeutscher Produktion (und auf Holzkameras).
Eine der Kuriositäten der Sammlung. Von diesen gibt es so einige und sie bereichern die besagten Vitrinen ungemein. Vieles der ausgestellten Fototechnik ist jedoch eher damals „gebräuchlicher Standard“.
Wenn es hier an etwas nicht fehlt, dann sind es die alten Fachkameras aus Holz.
Von diesen Fotoapparaten gibt es im Fotomuseum eine überdurchschnittliche Präsenz. Das ist schade: Diese Holzkameras sehen eben alle gleich aus. Schnell sind sie nichts mehr Besonderes (außer dieser riesige Apparat natürlich).
Fairerweise sei hier aber auch auf weniger typische Objekte dieser Zeit hingewiesen wie z. B. die ausgestellten „Spion- und Taschenkameras“ und natürlich – wie bereits erwähnt – auf die vielen Photographien begleitend dazu:
Dass die Protagonisten durch ein großes Atelier-Nordfenster beleuchtet wurden und – wie Schablonen – minutenlang an Haltekonstruktionen angelehnt werden mussten, erfährt man hier leider nicht.
Stattdessen noch mehr Atelierkameras: Zwei, drei dieser riesigen Holzkameras hätten eigentlich ausgereicht, um die Studio-Portraitfotografie des 19. Jhd. didaktisch zu verdeutlichen.
Es werden im Deutschen Fotomuseum Markkleeberg aber auch 3-D-Betrachter gezeigt und erste Projektoren.
So ungefähr kann man sich eine Dunkelkammer aus dem frühen 20. Jahrhundert vorstellen. Hier wurden die großen Glasplatten dann entwickelt, umkopiert oder vergrößert. So wie es hier ausschaut, könnte ich aber wahrlich nicht arbeiten. Vom eigentlichen Entwicklungsprozess erfährt man hier auch nichts (Oder – Asche auf mein Haupt – ich habe dies übersehen). Jedenfalls wäre so etwas m. M. nach wichtiger für ein Fotomuseum als das eher wilde Zusammenrücken derlei Utensilien:
Was ist eigentlich dieser fotografische Film? Was ist eigentlich diese „Platte“? Was ein Nassverfahren? Was ist ein Edeldruck? Inwiefern wurde retuschiert und bearbeitet bzw. inwiefern waren die damaligen Fotografien tatsächlich „echt“? Woher wurde die Chemie bezogen? Woher kam das lichtempfindliche Fotopapier? Hierauf wird leider nicht genügend eingegangen. Ab wann (und womit) konnten auch Privatpersonen fotografieren? Welche Kameratypen nutzt(e) man für spezielle Zwecke wie z. B. die Architekturfotografie? Wie wird professionell ausgeleuchtet und wie handhabte man dies vor vielen Jahrzehnten? Was kostete der Spaß weiland eigentlich?
Auf die zwei Zäsuren (Niedergang der deutschen Fotoindustrie bzw. Aufblühen der japanischen) sowie der Wechsel von der analogen zur digitalen Fotografie wird hier überhaupt nicht eingegangen. Man muss eben verstehen: Die meisten Exponate stammen aus einer älteren Privatsammlung, die nicht dazu geeignet ist, einen umfassenden Bogen um die Fotogeschichte bis heute zu spannen.
Das Deutsche Fotomuseum in Markkleeberg ist für mich zweierlei: Ein eher bunt zusammen gestelltes Sammelsurium an (ur-) alter Fototechnik mit einigen interessanten Kuriositäten und eine tatsächliche Fotoausstellung, die viel besser funktioniert bzw. einen professionellen Eindruck macht. Zudem gibt es im Erdgeschoss immer wieder Wechselausstellungen mit eher hochwertigen Exponaten.
Das Deutsche Fotomuseum hat folgende Öffnungszeiten (Stand Juni 2019): Dienstag bis Sonntag 13 bis 18 Uhr. Die Adresse ist Raschwitzer Straße 11 in Markkleeberg (Sachsen, gleich bei Leipzig).
Der Eintritt kostet ohne Ermäßigung 6 € (Stand 2019). Dafür kann man sich einen schönen Nachmittag machen, zudem das Gebäude (ein moderner, barrierefreier Museumsbau) wirklich interessant ist. Zunächst dachte ich, dass dieses moderne Haus speziell für das Fotografie-Museum erbaut wurde, doch offenbar existiert es seit 1997 und beherbergte einst eine Ausstellung zur Landwirtschaft der ehemaligen DDR (Quelle). Zudem ist das Museum direkt in eine sehr hübsche Parklandschaft eingebettet. Das Neuseenland (Seenlanschaft) ist auch nicht weit.