Die Lomografie zwischen Knipsen und Bildkunst
Ein Phänomen, welches sich seit den späteren 1990er Jahren immer noch großer Beliebtheit erfreut, ist die sogenannte Lomografie. Sie versucht im Grunde genau das Gegenteil von dem, was die Kameraindustrie als erstrebenswert hält – die technisch bewusst unperfekte Fotografie.

Lomografie-Kameras kann man auch für anspruchsvollere Motive einsetzen.
Die »Lomografie« basiert ursprünglich auf einen ganz bestimmten Typ Kamera – der Lomo LC-A x. Diese Geschichte ist schnell erzählt: Anfang der 1990er Jahre kommen einige Studenten für wenig Geld zufällig zu dieser Kamera, sind fasziniert vom einfachen und minimalistischen Fotografieren damit und besorgen sich daher gleich einen ganzen Posten dieser Geräte aus Russland.
x Die Lomo LC-A wurde noch bis zum Jahr 2005 in Russland hergestellt, danach wurde die Produktion in China (bis heute?) fortgesetzt.
Diese Studenten nannten sich dann »Lomografische Gesellschaft«, organisierten Veranstaltungen und machten diese kleine Kamera berühmt – obwohl sie zu dieser Zeit ja nichts Besonderes darstellte.
Hier wurde also unabhängig vom eigentlichen Hersteller eine Marke für den Westen aufgebaut. Mit Erfolg – Die Lomografie wird ja bis heute vermarktet und nebenbei hatte sie die analoge Fotografie gestützt, als diese vor einigen Jahren während des »Digital-Booms« unterzugehen drohte.
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Im Jahr 2000 wurden so die Besucher auf lomo.com (archiviert) begrüßt.
Ursprünglich ging es offenbar tatsächlich um Quantität und um eine ›Nicht-Nachdenken-Einstellung‹ – um das Ausstellen tausender Bilder mittels s. g. „Lomo Walls“, um das Erheben des Schnappschusses zur Kunst. In den späten 1990er Jahren waren Filme so billig, dass man sie bequem verschießen konnte. Ich persönlich bin nicht unbedingt davon überzeugt, dass bei so einem Konzept des Überflusses Fotokunst möglich ist oder Bilder entstehen, die einem wichtig werden.
Ich schätze aber das technisch völlig Unperfekte bei manchen dieser Kameras:
Man kann sich natürlich auch hier ein gewisses fotografisches Konzept ausdenken bzw. mit Bedacht Inszenierungen fotografieren. Dies geht durchaus gut mit einer billigen Kunststoffkamera, wenn man solche Bildeffekte wie Randunschärfe, Überstrahlungen, Vignettierungen mag bzw. wenn so etwas vielleicht zum Bildinhalt beiträgt oder einfach nur interessant ausschaut.
Unter der Marke »Lomography« werden bis heute die ulkigsten Kameras vertrieben. Manchmal waren es Neuauflagen bereits existenter Geräte. Häufig handelt es sich jedoch um völlig neue.
Fast immer sind in solchen Lomo-Kameras relativ einfache Linsen verbaut. Bei manchen Modellen (wie der »Holga«) sind es simple einteilige Kunststofflinsen. Diese eignen sich insbesondere für die Farbfotografie bei Sonnenschein: Diese Bilder wirken dann wie aus einem Märchenfilm.
Die Holga ist eine simple Mittelformatkamera mit absichtlich schlechter Abbildungsleistung. Mit ihr gelingen die typischen ›Lomobilder‹.
Es muss nicht quitschbunt und verspielt sein: Man kann eine »Lomokamera« auch für ernsthafte Sujets verwenden, denen der weich abbildende Charakter der einfachen Objektive durchaus zuträglich ist.
Die miserablen Abbildungsleistung ist das eigentliche Interessante an solchen analogen Kameras – insbesondere wenn man dem gegenüber die perfekte Abbildungsqualität moderner Digitalkameras stellt.
Eine weitere bekannte Kamera dieser Gattung ist die »Lomo Lubitel«. Sie besitzt einen Lichtschacht: Man schaut von oben in die Kamera hinein, als hätte sie ein kleines Display. Auch die Lubitel ist eine Mittelformatkamera bzw. benötigt den größeren Film »Typ 120«.
Typisch für solche Kameras bzw. für solche Meniskus-Objektive (nur eine einzige Linse) ist der Randlichtabfall und die Unschärfe an den Bildecken (hier wieder mit der Holga fotografiert).
Für die Lomografie muss natürlich kein dedizierter Fotoapparat der Firma Lomography verwendet werden: Hier wurde eine Einwegkamera mit eingebautem Blitz benutzt. Um die Bildergebnisse jedoch noch schlechter zu machen, wurde diese Einwegkamera etwas modifiziert (es wurde eine Linse entfernt). Das Bild hatte ich dann später in der eigenen Dunkelkammer zu Papier gebracht. Durch die Weichheit der Linsen muss man hierbei häufig den Kontrast stark anheben.
Exception: list not available: 5114Solche Kameras kosten auf dem Gebrauchtmarkt häufig nur wenige Euro und machen ganz ähnliche Bilder wie die „offiziellen“ Lomography-Kameras.
Das obligatorische Riesenrad: fotografiert mit der ›Pouva Start‹.
Aufnahmen mit der ›Lomo Smena Symbol‹
An solch eine spontane »Spaß-Fotografie« dachten die Erfinder der Lomografie sicherlich zunächst und es wurden in den letzten 20 Jahren viele Kameras für genau solche Bilder neu produziert. Ob dieses Konzept noch aufgeht? Auf mich macht es den Eindruck, dass dieser Trend eher abflaut und sich heute einer eher ernsteren Fotografie zugewandt wird.
Man sieht es auch am aktuellen Sortiment der Firma Lomography: Sie vertreibt plötzlich nicht mehr nur ihre »Spaßkameras« sondern mittlerweile auch ziemlich interessante Produkte wie Sofortbildrückteile für die Großformatkamera, Zubehör für das selber Entwickeln von Filmen, Zubehör für das Digitalisieren von diesen.
Knallige Farben, „weiche“ Kontraste sind nicht selten typisch für die Lomographie.
Diese »Boxkameras« waren vor vielen, vielen Jahren die günstigsten auf dem Markt erhältlichen Fotoapparate. Ihre Objektive sind oftmals ähnlich „schlecht“ wie die von Kameras wie die »Holga« oder »Diana«.
Fotografieren mit analogen Plastikkameras, Einwegkameras und "Lomokameras", dies ist das Thema dieses Buches. Der Autor zeigt, was für kleine Kunstwerke mit solchen einfachen Fotoapparaten und Lochkameras möglich sind und wie dies gemacht wird. Auf Amazon kann man durchaus einen Blick in dieses Buch werfen.
Dummerweise assoziieren einige die analoge Fotografie mit solchen Bildfehlern wie z. B. Randunschärfe, Vignettierung, Farbverfälschung usw. Dass kein falscher Eindruck entsteht: Mit einer guten analogen Kamera lassen sich natürlich auch technisch sehr anspruchsvolle Fotografien anfertigen.
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