Einen externen Handbelichtungsmesser richtig nutzen
Jede digitale Kamera besitzt eine eingebaute Belichtungsautomatik, nicht jede analoge Kamera jedoch. Bei den SLR-Modellen (Spiegelreflexkameras) für das Format 35 mm (Kleinbild) ist jedoch zumeist ein mehr oder weniger präziser Belichtungsmesser eingebaut. Die meisten sind für hochwertige Aufnahmen nur eingeschränkt brauchbar. Doch insbesondere für analoge Mittelformat- und erst recht Großformatkameras sollte ein externer Handbelichtungsmesser zum festen Repertoire gehören.

Eine solche Mittelformatkamera besitzt keine eingebaute Elektronik zur Belichtungsmessung. Man benötigt einen externen Belichtungsmesser.
Ein kleines Gedankenspiel: Sie stehen mit Ihrer Kamera in der Landschaft. Ein Rapsfeld hat sich vor Ihnen in leuchtendem Gelb ausgebreitet. Zwischen Ihnen und dem hellen Feld steht eine Person, die Sie nun ablichten möchten. Der Himmel soll auch noch aufs Bild passen – und zwar großzügig. Jener ist mit weißen Wolken befüllt.
Sie meinen vielleicht, Sie müssen nun mit Ihrer Spiegelreflex- oder Sucherkamera einfach diese Kulisse anvisieren und die eingebaute Belichtungsautomatik wird schon die korrekte Belichtungszeit ermitteln? Da liegen Sie oft falsch: Ein solches Foto wird zumeist unterbelichtet sein. Denn innerhalb einer solchen Szene gibt es viel zu viele und viel zu große Bildbereiche, welche für einen Belichtungsmesser „ungewöhnlich“ hell sind.
Sie können zwar eine manuelle Belichtungskorrektur vornehmen, das funktioniert sogar recht gut. Und einige modernere analoge Kameras besitzen etwas „intelligentere“ Messmethoden, ähnlich wie heutige Digitalkameras. Insbesondere jedoch, wenn Sie mit rein mechanischen analogen Kameras fotografieren, die gar keinen eingebauten Belichtungsmesser verfügen, sollten Sie wirklich über die Anschaffung eines vernünftigen externen Handbelichtungsmesser nachdenken.
Bei diesem Foto wurde einfach die interne Belichtungsautomatik der Kleinbildkamera benutzt: Der helle Schnee und der helle Himmel verwirrten diesen: Er dachte »Hier ist es aber hell«. Dabei war das Wetter trübe, das Licht schwach, nur Himmel und Schnee waren hell. Das Ergebnis: Eine zu knappe Belichtung ließen alle Schatten (dunkle Motivelemente) absaufen. Die Fotografie wirkt daher schwer, tot. Sie ist unterbelichtet!
Diese Fotografie hingegen wirkt luftig, leicht: Sie ist korrekt belichtet. Es wurde mit einem Handbelichtungsmesser eine viel bessere Messung vorgenommen. Das Hell des Himmels ließ nicht in die Irre leiten! Und daher sind jegliche Schattendetails korrekt durchgezeichnet. Die hierbei vorgenommene Messmethode nennt sich Lichtmessung und sie ist nur mit einem Handbelichtungsmesser mit Kalotte möglich:
Der günstigste „ordentliche“ Handbelichtungsmesser auf dem hiesigen Markt ist der Sekonic Twinmate L-208 und dazu noch einer der kleinsten. Er ist – dank Kalotte – für die echte Lichtmessung nutzbar und absolut brauchbar. Aber es gibt noch viele andere Modelle:
Modelle von Belichtungsmessern
Es gibt auf dem Markt durchaus eine Auswahl an verschiedenen Modellen dieser Messgeräte. Was Sie für die Fotografie sicherlich nicht nutzen können, sind simple „Luxmeter“ aus dem Baumarkt zur ungefähren Lichtstärkemessung. Diese Geräte sind zu ungenau und geben Ihnen zudem keine Auskunft über die an der Kamera einzustellende Belichtungszeit bzw. Blende.
Hier sehen Sie einen solchen externen Belichtungsmesser: Ein „Gossen Digiflash“. Diese Produktreihe gehört zu den kleinsten Modellen auf dem Markt, sind aber verhältnismäßig günstig und bringen alle Funktionen mit, die man für eine korrekte Belichtung benötigt. Insbesondere der kleinere Bruder, der Digisix, sei an dieser Stelle erwähnt. Er zählt seit einigen Jahren sicherlich zu den beliebtesten Geräten dieser Art.
Vielleicht kennen Sie ja dieses Modell bereits: ein alter „Gossen Lunasix 3“. Dieser Belichtungsmesser zählt hierzulande zu den bekanntesten Modellen. Der Lunasix 3 misst heute immer noch sehr genau und auch unter dunklen Lichtverhältnissen. Weiterhin lässt er sich sogar mit einem eher einfachen „Spotaufsatz“ nachrüsten. Allein: Dieses Gerät verwendet Batterien, welche es heute gar nicht mehr zu kaufen gibt (Quecksilberbatterien). Daher ist vom Kauf solch alter Belichtungsmesser eher abzuraten. Wenn Sie vorhaben, mehrere Jahre lang mit analogen Kameras zu fotografieren, dann betrachten Sie die Anschaffung eines Handbelichtungsmessers ähnlich wie den Erwerb eines guten Stativs: So etwas kauft man sich nur einmal und wird viele Jahre damit seine Freude haben.
Seit einiger Zeit gibt es recht günstige kleine Belichtungsmesser zum Aufstecken in den Blitzschuh / Zubehörschuh einer (analogen) Kamera. Auf dem Display wird die gemessene Zeit / Blende angezeigt und beide Werte müssen händisch an der Kamera eingestellt werden.
Für alle, die gerade erst mit analogen, manuellen Kameras anfangen zu fotografieren und einen gebrauchten, günstigen Belichtungsmesser suchen, ein Tipp: Der Weimarlux CDS (Ebay). Gemeint ist der „Weimarlux“ mit der weißen Kalotte vorne (nicht aber die ganz alte Version mit Selenzelle). Diese Geräte gehen normalerweise für sehr wenig Geld bei Ebay weg und sind durchaus brauchbar. Der Autor hatte seinen damals mit einer ganz normalen 1,5V-Knopfbatterie betrieben und gelangte zu guten Messergebnissen. Später sollte man sich dann aber doch nach einen modernen Handbelichtungsmesser wie z. B. den Gossen Digisix umsehen, welcher ohne Kompromisse auch mit heutigen Batterien betrieben werden kann. Zudem sind solche Messgeräte sicherlich nach mehreren Jahrzehnten anfällig für Störungen. Leider sind neue Belichtungsmesser recht teuer.
Auch dieses Gerät stammt aus dem Hause Gossen: Es ist ein im Funktionsumfang etwas erweitertes Messgerät – Die tatsächliche Grundfunktion (die Lichtintensität messen und die richtige Verschlusszeit / Blende angeben) ist aber hierbei genau so qualitativ gut wie günstigere Modelle. Zusätzlich lässt sich mit diesem „Sixtomat“ noch Blitzlicht messen.
Sollten Sie vorhaben, irgendwann auch in die analoge Blitzlichtfotografie einzusteigen, dann denken Sie besser gleich über den Erwerb eines Belichtungsmessers nach, welcher auch (das extrem „kurze“) Blitzlicht messen kann. Normale Belichtungsmesser können dies nicht und vielleicht ärgern Sie sich später. Das günstigste Gerät ist hier der Gossen Digiflash.

Für den Anfang eignet sich sogar ein Smartphone als Belichtungsmesser, zumindest bei hellem Umgebungslicht.
Weitere bekannte Handelichtungsmesser stammen von Firmen wie z. B. „Sekonic“ oder „Minolta“. Für einen Gossen Digisix bezahlt man neu ca. 150 Euro. Das ist viel Geld. Es ist aber auch eine Anschaffung, die sich lohnt, wenn man der analogen Fotografie treu bleiben wird.
Den Belichtungsmesser kalibrieren
Bevor man den Belichtungsmesser benutzen kann, sollte man jenen kalibrieren. Keine Angst, damit ist lediglich gemeint, dass Sie dem Messinstrument zunächst mitteilen müssen, welche Empfindlichkeit der in der Kamera eingelegte Film eigentlich besitzt. Wenn Sie digital fotografieren, ist das Äquivalent hierzu die ISO-Einstellung bzw. der ISO-Wert.
Befindet sich also ein Ilford HP5 in der Kamera (Empfindlichkeit 400 ASA), dann stellen Sie den Handbelichtungsmesser auf eben diesen Wert ein.
Messmethoden
Es gibt zwei Messmethoden, mittels welcher man anhand eines externen Belichtungsmessers zu den Belichtungszeiten gelangt, die man dann manuell an die Kamera übertragen muss. Die erste Methode „Objektmessung“ ist genau so anfällig für Fehler wie ein in der Kamera eingebaute Belichtungsmesser. Die zweite Messmethode jedoch „Lichtmessung“ ist sehr einfach und sehr präzise.
Die Kalotte
Möchte man beide Messmethoden unterscheiden, dann muss sich unbedingt einer Besonderheit von Handbelichtungsmesser gewidmet werden: der Kalotte. Dies ist nichts weiter als eine halbkugelförmige Plastikscheibe, welche man vor den Messsensor schieben kann:

Bei solchen Motiven im Gegenlicht ist ein Handbelichtungsmesser die erste Wahl, wenn man tatsächlich bis hin zu den „Schatten“ belichten möchte.
Auf dem ersten Foto erkennen Sie, wie das Messelement frei steht. Auf dem zweiten Foto sehen Sie, wie die besagte Kalotte vor den Messsensor geschoben wurde. Bei den nun im Anschluss vorgestellten Messmethoden ist dies von besonderem Gewicht:
Die Objektmessung
Bleiben wir doch bei dem eingangs vorgestellten Beispiel mit der Person vor dem Rapsfeld mit viel Himmel darüber. Sie schieben Die Kalotte vom Messsensor weg: Er steht frei. Nun halten Sie den Belichtungsmesser einfach zum Motiv hin und nehmen eine Messung vor. Das Ergebnis dieser sogenannten Objektmessung wird jedoch ungefähr dem entsprechen, welches man durch einen in der Kamera selbst integrieren Belichtungsmessers erhält: Es ist mit Vorsicht zu genießen und wird oft falsch sein – insbesondere dann, wenn Sie dabei den Himmel mit anmessen oder wenn das Motiv sehr hell oder sehr dunkel ist.
Die Objektmessung bietet sich immer dann an, wenn man nicht zum eigentlichen Motiv hingehen kann – Wenn Sie beispielsweise statt einer Person einen Löwen vor dem Rapsfeld fotografieren wollen und dabei sicher hinter einem Zaun (hoffentlich) stehen.
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Sekonic L-208 Twinmate | AstrHori XH-2 Kamera-Belichtungsmesser, fotografischer Belichtungsmesser, Anzeigebildschirm 0,66" OLED-Display eingebauter Lithium-Akku mit 80 mAh (Silber) | GOSSEN DIGISIX 2 | GOSSEN DIGIFLASH 2 |
Der Twinmate L-208 von Sekonic ist der wohl günstigste externe Handbelichtungsmesser, den es auf dem Markt zu kaufen gibt. Er misst das Umgebungslicht entweder direkt (Motivmessung) oder via Kalotte (tatsächliche Lichtmessung). Gerade durch letztere Methode ist eine sichere Messung- bzw. ein korrekt belichtetes Bild möglich. | Seit einiger Zeit gibt es recht günstige kleine Belichtungsmesser zum Aufstecken in den Blitzschuh / Zubehörschuh einer (analogen) Kamera. Auf dem Display wird die gemessene Zeit / Blende angezeigt und beide Werte müssen händisch an der Kamera eingestellt werden. | Den Digisix von Gossen gibt es nunmehr in der Version II. Der Belichtungsmesser ist der kleinste und einer der günstigsten auf dem Markt, besitzt aber sowohl die Möglichkeit zur Objekt- (direkt) als auch zur Lichtmessung (via Kalotte), wodurch sehr präzise Messergebnisse möglich sind. | Dieser Blitzbelichtungsmesser kann zusätzlich auch Kunstlicht / Blitzlicht messen. Natürlich ist er weiterhin ganz normal für das Umgebungslicht geeignet. |
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Auch ein Vorteil dieser Messung, bei dem das vom Motiv reflektierte Licht ausgewertet wird: Ein Belichtungsmesser kann so zusätzlich in den Zubehörschuh (Blitzschuh) der Kamera gesteckt werden. Hierfür gibt es für den kleinen Digisix einen schraubbaren Fuß. Und mit dem KEKS EM01 ist seit einiger Zeit ein moderner Aufsteck-Belichtungsmesser mit OLED-Display auf dem Markt. Er soll sich vom Design her besser an klassische Kameras schmiegen.
Weit zuverlässiger ist allerdings die zweite Messmethode mit dem Handbelichtungsmesser:
Die Lichtmessung
Bei der Lichtmessung messen Sie nur das tatsächliche auf das Motiv fallende Licht (und nicht das vom Motiv reflektierte). Dies ist die sicherste Messmethode und immer zu empfehlen. Sie müssen hierbei jedoch zum Motiv hingehen können:
Schieben Sie die Kalotte vor das Messelement des externen Belichtungsmessers, gehen Sie zum Motiv hin, stellen Sie sich davor und richten Sie den Handbelichtungsmesser in Richtung Kamera. Ja, Sie lesen richtig: Sie messen hierbei nämlich exakt das Licht, welches hin zum Motiv fällt und nicht jenes, welches (verfälscht) von jenem zurück reflektiert wird (was bei der zuvor vorgestellten Objektmessung der Fall ist). Diese Methode ist auch insbesondere bei der Blitzlichtfotografie zu empfehlen.
Bei der Lichtmessung via Kalotte erhalten Sie immer ein korrekt belichtetes Foto: Bis in die Schatten hinein wird es Zeichnung aufweisen. Sollte es sich bei dem Motiv jedoch beispielsweise um einen Baum handeln, dann müssen Sie mit dem Belichtungsmesser in die Schatten hinein gehen (also unter die Krone) und von dort aus eine Lichtmessung mit vorgeschobener Kalotte in Richtung Kamera vornehmen.
Ein weiterer Belichtungsmesser mit „Kalotte“ zur Möglichkeit der Lichtmessung: der ältere „Gossen Sixtomat 2“. Die Funktion erfolgt nach der sogenannten „Lichtwaage“: Man drückt den Messschalter, visiert das Motiv an (oder mit Kalotte das Licht) und dreht an dem großen Einstellrad, bis der Zeiger im unteren Bereich mittig auf der Skala platziert ist. Nun kann man gültige Zeit-Blenden-Paare ablesen bzw. diese auf die Kamera übertragen. Auch dieser ältere Sixtomat 2 (Ebay) wäre für den Einsteiger zunächst eine Alternative zu einem teuren Neugerät. Aber auch hier ist immer das Problem, dass man nicht genau weiß, ob heutige Batterien, die nicht auf Quecksilber basieren, immer korrekte Messergebnisse liefern.
Bei solch delikaten Lichtverhältnissen ist ein externer Handbelichtungsmesser oft eine Hilfe.
Bei diesem Motiv bin ich direkt in das Objekt (das Rondell) hinein gegangen und hatte dort eine Lichtmessung in Richtung Kamera vorgenommen. Denn es lag im Schatten unter Bäumen.
Eine ähnliche Situation: Auch hier bin ich mit dem Belichtungsmesser in die Schatten des Motivs gegangen. Denn an dieser Stelle war es etwas dunkler, da hier ein Baum steht. Man sieht den Helligkeitsunterschied bei dieser Abbildung auch an den Pfosten der Umrandung dieser Grabstätte. Genau solch eine Messung ist gemeint mit dem Spruch „Belichte auf die Schatten“: Von dort aus (von der schattigsten Stelle aus) halte ich das Messgerät mit Kalotte in Richtung Kamera bzw. in Richtung Lichtquelle.
Für sehr konservative Messergebnisse kann man auch noch die flache Hand über die Kalotte halten, siehe Foto. Dadurch wird der Anteil des Lichtes, welches von oben kommt, nicht mehr für die Messung berücksichtigt, sondern nur noch jenes, welches von vorne und von den Seiten kommt. So etwas ist aber eher nötig, wenn die blanke Sonne hoch am blauen Himmel steht und es kaum natürliche Aufheller in der Umgebung gibt, nicht aber bei solch einer Situation bei diffusem Licht.
Ein Klassiker: Das Porträt am Fenster. Wie hatte ich hier das Licht gemessen? Ganz einfach: Ich ging auch ans Fenster, hielt den Handbelichtungsmesser mit vorgeschobener Kalotte raus ins Tageslicht und nahm diesen Messwert für meine Belichtung. Fertig. Der vom Betrachter aus gesehene rechte Teil der Jacke und der Hinterkopf meines Fotomodells sind daher völlig unterbelichtet (weil sie kaum Fensterlicht abbekamen). Aber relevant war ja hauptsächlich das Gesicht. Mit einem Handbelichtungsmesser mit der Möglichkeit der Lichtmessung (mittels Kalotte) gelingen solche Aufnahmen spielend einfach und schnell.
Ersatzmessung
War nun immer die Rede davon, dass man bei der Methode der Lichtmessung mit dem Belichtungsmesser hin zum Motiv gehen sollte, so können Sie sich diesen Schritt sparen, wenn bei Ihrem Standpunkt an der Kameras das gleiche Licht hin fällt wie auf das Motiv (die gleiche Lichtstärke). Denn dann halten Sie einfach den Handbelichtungsmesser über die Schulter bzw. messen Sie einfach von der Position der Kamera aus das auf Sie und auf das Motiv fallende (gleiche!) Licht.
Stellen Sie sich vor, sie wollen eine Landschaft ablichten und stehen vor einem Berg – Sie müssen nun freilich nicht bis an dessen Fuß gehen.
Wie bereits erwähnt: Die Lichtmessung mit vorgeschobener Kalotte ist einfach und sehr genau, da hier die Eigenhelligkeit des tatsächlichen Motivs gar nicht berücksichtigt wird sondern tatsächlich nur das Licht selbst in dessen Stärke gemessen wird.
Bei dieser Farbfotografie stellte sich der Autor in den Vordergrund und hielt den Belichtungsmesser mit vorgeschobener Kalotte direkt in Richtung Kamera. Er erhielt ein Messergebnis, durch welches auch die dunklen Bereiche im Vordergrund (Schatten) genügend durchgezeichnet sind. Er hätte sich aber auch an jede andere gleich schattige Stelle des Motivs stellen- bzw. von dieser aus messen können. Ganz hinten links unter dem Baum war es sogar noch dunkler. Für einen sehr konservativen Anspruch hätte man von dort aus messen müssen. In diesem Fall hätte man die helleren Bereiche des Motivs jedoch später etwas nachbelichten müssen (abdunkeln in der Bildbearbeitung).
Bei diesem Motiv hätte eine Direktmessung (Objektmessung) ohne Kalotte übrigens einigermaßen gut funktioniert. Denn es gibt hier kaum Elemente mit hoher Eigenhelligkeit, die den Belichtungsmesser „verwirren“ könnten.
Messen mit Graukarte
Insbesondere bei Detailfotografien (z. B. Stills im Studio) bietet es sich auch an, für eine präzise Messung eine Graukarte zu verwenden. Diese Karten haben zwei Funktionen: Zum einen besitzen sie eine Eigenhelligkeit, auf welche alle Belichtungsmesser eingestellt sind und nur bei dieser einen korrekten Messwert liefern können. Zum anderen sind teure Graukarten tatsächlich grau, also farblos! Schlechte Produkte (alle günstigen) besitzen nämlich nicht selten einen leichten Farbton. Diese Eigenschaft ist für die Reproduktions- bzw. Produktfotografie sehr wichtig, wenn man einen präzisen Weißabgleich vornehmen möchte. Auch im analogen Color-Fotolabor wird einem eine mitfotografierte Graukarte das Ausfiltern der Farben beim Vergrößern sehr behilflich sein. Wer jedoch auf S/W-Film belichtet, braucht sich darüber freilich keine Gedanken machen.
Hier wird nicht das Motiv selbst angemessen, sondern sozusagen eine dazwischen gestellte Graukarte, auf die das gleiche (selbe) Licht fällt. Graukarten werden punktuell angemessen und zwar ohne Kalotte. Es ist wichtig, dass der Messbereich („Messkegel“) des Belichtungsmessers nicht an der Karte vorbei geht bzw. andere Objekte erfasst und dass man selbst keinen Schatten auf die Graukarte wirft. Den ganzen Tanz mit dem Anmessen einer Graukarte kann man sich jedoch sparen, wenn man einfach eine Lichtmessung mittels vorgeschobener Kalotte in Richtung Lichtquelle / Kamera vornimmt.
Weitwinkel und Tele: andere Brennweiten
Der Messwinkel eines gewöhnlichen Belichtungsmessers wird ungefähr dem der Sicht einer Normalbrennweite entsprechen. Einige Fotofreunde fragen sich, wie sie messen sollen, wenn sie ein Teleobjektiv nutzen. Theoretisch müsste man nun mit dem Handbelichtungsmesser hinein in den tatsächlichen Motivbereich laufen und dort messen. Da dort jedoch das Licht zumeist die selbe Helligkeit aufweisen wird wie vor Ort, kann man sich dies meist sparen. Manche externe Belichtungsmesser haben einen „Tele-Modus“ bzw. die Funktion, den Messwinkel etwas zu verengen. Dann gibt es noch die Spotbelichtungsmesser mit sehr engem Messwinkel (siehe unten). Auch bei einem Weitwinkelobjektiv muss man beim Messen der Helligkeit nichts weiter beachten – sie ändert sich ja nicht durch einen Wechsel der Brennweite. Der Autor verwendet fast immer die Methode der tatsächlichen Lichtmessung mittels vorgeschobener Kalotte und geht damit sicherheitshalber möglichst weit in den Motivbereich hinein, um das direkt auf die Szene fallende Licht zu messen bzw. um die richtige Verschlusszeit der Kamera bei vorgewählter Blende zu ermitteln. Auf diese Weise erhält man immer korrekt belichtete Fotografien mit Zeichnung bis in die dunkelsten Schatten hinein.
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Blitzbelichtungsmesser
Der Autor ist ein großer Freund von Kunstlicht, von Blitzlicht. Bereits mit einem simplen Aufsteckblitz kann man sehr eindrucksvolle Porträts anfertigen – natürlich auch analog.
Wer hier auf den Geschmack gekommen ist, sollte eher in ein Messgerät mit Blitzlicht-Funktion investieren! Man ärgert sich später nur, wenn der Belichtungsmesser nur für Dauerlicht geeignet ist.
Hier wurde links ein alter 30€-Blitz von Ebay auf einem Stativ mit einem Klapp-Diffusor gestellt. Dadurch erhält man ein sehr weiches Licht. Entfesselt wurde das Kunstlicht via Funkauslöser. Doch wie wurde gemessen? Ich nutzte zur Messung meinen Gossen Digiflash. Dieser wartet im Blitzmodus auf das Licht. Ich schob dessen Kalotte vor das Messelement und stellte mich vor meinen Filmliebhaber. Ich hielt den Belichtungsmesser in Richtung Diffusor / Blitz (also in die Lichtquelle). Ich löste den Blitz manuell mit der Hand aus (Funksender). Nun hatte ich mein Ergebnis: Einen bestimmten Blendenwert, den es an der Kamera einzustellen gilt. Möchte man einen anderen (wegen der Schärfentiefe), muss man die Leistung des Kunstlichtes ändern bzw. neu messen (das manuelle Steuern können viele alte günstige Blitze nicht). Die Belichtungszeit ist beim Blitzen egal, wenn es ohnehin dunkel im Raum ist. Doch dies erfahren Sie alles im Artikel → analoge Kameras und Blitz.
Dieser Blitzbelichtungsmesser kann zusätzlich auch Kunstlicht / Blitzlicht messen. Natürlich ist er weiterhin ganz normal für das Umgebungslicht geeignet.
Die meisten Blitzbelichtungsmesser besitzen übrigens eine Buchse, an welche das Blitzgerät via Kabel (+ Funksender) angestöpselt wird. Ausgelöst wird dann direkt vom Belichtungsmesser aus. Der Gossen Digiflash wartet einfach bzw. merkt, bis es blitzt. Der Autor verwendet allerdings bei recht anspruchsvollen Kunstlichtarrangements lieber eine kleine, manuell bedienbare Digitalkamera mit Histogramm zur Vorschau. Sie ersetzt den Belichtungsmesser. Und damit kann man auch das Verhalten von Schatten visuell prüfen. Dies kann ein Belichtungsmesser natürlich nicht und früher nutzte man hierfür teuren Polaroid-Film.
Verwendung von Filtern
Benutzen Sie Filter für die analoge Fotografie vor dem Objektiv Ihrer Kamera, dann schlucken diese zumeist einen gewissen Anteil an Licht: Es muss länger belichtet werden. Einen Vorteil haben die innerhalb von Fotoapparaten integrierten Belichtungsmesser: Sie berücksichtigen diesen Lichtverlust automatisch. Einem Handbelichtungsmesser müssen Sie jedoch zuvor sozusagen mitteilen, dass da noch ein Filter zwischen Objekt und Objektiv vorhanden ist: Sie reduzieren einfach den ISO-Wert am Belichtungsmesser um den jeweiligen Grad.
Beispiel: Man hat einen Film mit 100 ASA in der Kamera. Der externe Belichtungsmesser muss zunächst freilich auf 100 ASA kalibriert werden (sonst misst er ja Mist). Es soll aber zusätzlich noch ein Gelbfilter vor dem Objektiv verwendet werden, welcher bekanntlich ca. eine Blende Licht schluckt. Und diesen Lichtverlust berücksichtigt man einfach automatisch, indem man am Belichtungsmesser 50 ASA statt 100 ASA eingibt. Natürlich kann man dabei auch mit einem auf 100 ISO kalibrierten Belichtungsmesser arbeiten – Man muss beim Übertragen der gemessenen Werte auf die Kamera nur daran denken, dass man hier entsprechend um eine Blende korrigieren muss.
Besondere Belichtungsmesser
Es gibt zwei Sondertypen von externen Handbelichtungsmessern, auf die in dieser Übersicht auch eingegangen werden soll:
Der Selenbelichtungsmesser
Zum einen sei hier der sogenannte Selenbelichtungsmesser genannt. Einen solchen finden Sie seit vielen Jahren nur noch gebraucht vor und es empfiehlt sich nicht, dieses Gerät für präzise Messungen einzusetzen. Diese Art von Messgerät besitzt eine messempfindliche „Selenzelle“, die keine Batterie benötigt. Man kann sie mit einer Solarzelle vergleichen. Diese Selenbelichtungsmesser sind zumeist sehr ungenau – wenn sie denn überhaupt noch funktionieren sollten. Weiterhin besitzen diese Geräte keine Kalotte und sind allein deswegen schon nicht für eine korrekte Messung zu empfehlen.
Das ist kein „Modeaccessoire“, das ist ein alter Selenbelichtungsmesser. Man erkennt ihn an den vielen kleinen „Zellen“ an der Vorderseite. Er benötigt zwar keine Batterien, misst jedoch nach heutigen Maßstäben eher ungenau – wenn solche Geräte überhaupt noch funktionieren. Denn die Mess-Zelle eines Selenbelichtungsmessers ist nach Jahrzehnten nicht selten tot.
Der Spotbelichtungsmesser
Spotbelichtungsmesser sind verhältnismäßig teure Geräte. Sie ergeben Sinn, wenn man nach dem sogenannten Zonensystem belichten möchte. Der Messwinkel eines Spotbelichtungsmessers ist hierbei sehr eng. Dies erlaubt (ohne Kalotte), dass man ganz bestimmte Bereiche des Motivs „anvisieren“ bzw. anmessen kann. Insbesondere sind hiermit die Schatten des Motivs gemeint. Jene Schatten legt man dann in eine sogenannte „Zone“ (zumeist „Zone II“) und errechnet sich dadurch die Belichtungszeit. Danach wird zumeist noch ein hellster Punkt angemessen und die (Helligkeits-) Differenz beider errechnet, um später bei der Entwicklung des Negativs dessen Kontrastumfang nach einem bestimmten Schema steuern zu können.
Der Twinmate L-208 von Sekonic ist der wohl günstigste externe Handbelichtungsmesser, den es auf dem Markt zu kaufen gibt. Er misst das Umgebungslicht entweder direkt (Motivmessung) oder via Kalotte (tatsächliche Lichtmessung). Gerade durch letztere Methode ist eine sichere Messung- bzw. ein korrekt belichtetes Bild möglich.

Wenn man zur Lichtmessung direkt in die Schatten gehen kann, ist ein Spot-Belichtungsmesser nicht nötig.
Mit der zuvor vorgestellten Lichtmessung via Kalotte erhalten Sie ein Messergebnis, welches meist genau so gut ist wie jenes mit dem Zonensystem, wenn Sie zur Lichtmessung direkt in die Schatten gehen können. Sie können für die meisten Aufnahmen auf die Anwendung des Zonensystems verzichten. Ausnahmen bilden hier z. B. Motive, die einen sehr hohen Kontrastumfang besitzen bzw. wo man sich entscheiden muss, welches Element noch korrekt auf dem Foto erscheinen soll. So erinnert sich der Autor an eine bestimmte Lichtsituation: Es sollte ein umgestürzter Baum bzw. vielmehr seine nun frei gelegte Wurzel fotografiert werden. Diese lag im Schatten. Ringsherum aber schien die Sonne und: Es lag Schnee. Der Kontrastumfang war also äußerst hoch. Also wurde hier ausnahmsweise eine Direktmessung (ohne Kalotte) direkt auf den Schnee gemacht und diesen in „Zone IX“ gelegt. Übersetzt: Man belichtet hier um vier Blenden länger als es der Belichtungsmesser eigentlich vorgibt. Dadurch kann man sicher sein, dass der Schnee auf dem Film gerade so noch nicht „ausfrisst“, die Wurzel im Schatten die höchstlängste Belichtung erhält, die hier (bei Augenmerk auf den sehr hellen Schnee) technisch noch realisierbar ist, bevor der natürliche Tonwertumfang des Filmes ausgereizt ist..
Der Innenhof muss verhext sein. Sowas ist bei uns im Harz nicht ungewöhnlich. Und nur so kann es sein.
Aber im Ernst: Jetzt habe ich die Location gewechselt und auf der Straße herumfotografiert. Das Licht war recht diffus, aber im Gegensatz zu den vorigen Tests waren die Hausfassaden, die mir als Motive dienten, nicht signifikant beengt. Ich will damit sagen, dass das Licht, welches (natürlich) primär vom Himmel kam, aus einem wesentlich größerem Raumwinkel die fotografierten Flächen beleuchten konnte, anstatt mir in Form von Seiten- oder gar Streiflicht die Messwerte zu verfälschen.
Und, siehe da, die Ergebnisse mit der Lichtmessung fielen so aus, wie ich es mir versprochen hatte. Zumindest viel besser, als das mit der TTL-Messung gelungen wäre (=>weiße Hauswände). Danach habe ich noch ein wenig in Innenräumen mit natürlichem Licht in Kombination mit Blitzlicht experimentiert und die Sache macht langsam richtig Spaß.
Da ich auch mit Mittel- und Großformat auf Film fotografiere, ist es für mich schon allein aus Kostengründen attraktiv, meine Techniken zu beherrschen. Bisher kam ich auch ohne Lichtmessung gut aus, aber ich möchte mich ja gerne verbessern.
Übrigens: Deine Fotos finde ich richtig Klasse. Besonders das Porträt in der „Videothek“. Da bekomme ich selbst richtig Lust, wieder öfters auf Film zu fotografieren.
Viele Grüße
Dirk
Danke 🙂 Am liebsten mag ich von meinen Bildern auch immer die „Porträts im Raum“, also wenn man als Betrachter das Ringsherum, die vielen Kleinigkeiten um eine Person erkunden kann.