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Konzertfotografie mit Blitz: Einstellungen an der analogen Kamera

ThomasKategorie: Blog 4 Kommentare

Jüngst war ich wieder einmal auf einem kleinen Konzert zugegen und nahm diesmal meine analoge Kleinbildkamera mit. Zum Fotografieren nutzte ich einen Blitz sowie den Kodak T-Max-400 Film, den ich später in Rodinal entwickelte. Hier beschreibe ich einmal die Einstellungen an meiner Kamera.

Das frontal angeblitzte S/W-Foto besitzt meiner Meinung nach – trotz der geteilten Meinung bezüglich der Verwendung von Blitzgeräten – einen ganz besonderen „Charme“. Damit meine ich aber weniger ein glattes Digitalfoto, sondern so eine richtig schöne körnige analoge Fotografie.

Insbesondere in der Konzertfotografie ist dieser harte und kühle „Look“ oftmals sehr passend, sind wir doch auch durch so manch bekannte Fotografie vergangener Zeiten (und von vergangenen Bands) gewissermaßen entsprechend visuell geprägt. Man denke hierbei z. B. an die berühmten Live-Fotografien von Charles Peterson aus der Zeit Anfang der 1990er Jahre (Stichwort Nirvana). Der frontale Blitz und das klassische Schwarzweiß eignet sich meiner Meinung nah insbesondere bei etwas ruppigeren Bands bzw. bei einem solchen Publikum.

Konzertfotografie mit Blitzgerät

eine analoge Konzertfotografie mit Blitz auf Kodak 400-ISO-Film, entwickelt in Rodinal-Negativentwickler

Viele Fotografen verzichten bei Konzerten bewusst auf den Blitz. Dies liegt zunächst natürlich einem gewissen Geschmack zugrunde, was das Licht angeht: Bei der Verwendung von Blitzlicht kommt das Licht immer von vorne und betont den Vordergrund, während der Hintergrund dunkler abgebildet wird. Nutzt man hingegen die reine Bühnenbeleuchtung, kann man viel mehr mit Schatten und Licht „spielen“. Voraussetzung ist natürlich, dass die Bühnentechniker ein solches Licht eingerichtet haben. Das Problem bei der Verwendung dieses Available Light: Es muss mit sehr hohen ISO-Werten fotografiert werden, der Film muss nicht selten beim Entwickeln gepusht werden (verlängerte Entwicklung, um Kontrastverlust bei Unterbelichtung auszugleichen). Den Ansatz „schöne Grauwerte“ kann man dann schon einmal vergessen. Denn das Bühnenlicht ist freilich stets relativ dunkel. Dem möchte man entgegen wirken, indem man ein lichtstarkes Objektiv verwendet bzw. auf dem Konzert bei offener Blende fotografiert.

ein Kodak T-MAX S/W-Film

Über den (hier verwendeten) Kodak T-Max 400 gibt es auch einen Artikel mit Beispielbildern.

Dies wiederum bedeutet, dass man punktuell genau scharf stellen muss. In einem dunklen Raum mitten in einem Publikum, welches sich benimmt wie das oben abgebildete, ist so etwas aber weniger mit Freude verbunden und es ist hierbei schwierig, den richtigen Moment mit dem Foto zu treffen: Man ist zu sehr mit dem Einstellen des Fokus beschäftigt. Hier sind natürlich Kameras mit Autofokus im Vorteil. Doch ob ein solcher bei der Dunkelheit schnell- bzw. präzise genug funktioniert?
Und natürlich: Man riskiert beim Einsatz von Blitzlicht, dass die Musiker plötzlich genervt aufhören zu spielen, auf dich zeigen, alle rüberglotzen und du dem Saal verwiesen wirst. So schlimm wird es freilich nicht sein. Dennoch halten manche sich bei der Konzertfotografie vielleicht lieber zurück bzw. möchten ohne aufzufallen (ohne Blitz) die Band fotografieren.

Bei einem weiteren Konzert war ich auch mit der Kamera dabei und dazu auch noch richtig gut drauf. Dummerweise war es auch noch meine Lieblingsband und ich dachte mir, es wäre doch künstlerisch reichlich wertvoll, ganz vorne im Publikum beim Tanz mitten drin das Publikum vis-à-vis anzublitzen. Irgendwann schlängelte sich dann ein Ordner zu mir durch und brachte mich zur Raison. Ein Blitzgerät sieht jeder. Hier muss man etwas vorsichtig sein und sollte mit der Taschensonne im dunklen Ballsaal nicht übertreiben.

Mag man jedoch den klassischen Blitzlook, vielleicht sogar analog auf S/W-Film, welchen man anschließend in einem Entwickler entwickelt, der das Filmkorn betont, dann ist man bei der Konzertfotogfrafie durchaus im Vorteil. Tatsächlich kann es dann ganz leicht sein und man muss sich während des Fotografierens nicht ständig mit gewissen Kameraeinstellungen ablenken, sondern kann sich ganz auf die Szenerie selbst konzentrieren. Idealerweise kann man hier den Fotoapparat wie eine „Point-und-Shoot-Kamera“ nutzen, wie ich es bei der Konzertfotografie am liebsten tue.
Nun sollen also einige Tipps folgen, wie ich mit analoger Kamera und mit dem Blitzgerät am liebsten solche Livebands (und manchmal auch das Publikum) fotografiere.

Die Band studieren, Live-Videos ansehen

Der erste Tipp bezüglich der gelungenen Konzertfotografie bezieht sich zunächst gar nicht auf Technik. Viele Musiker haben bestimmte Marotten oder einfach nur gewisse Showeinlagen, die sie immer wieder bringen, z. B. bei ganz bestimmten Songs. So etwas sollte man natürlich wissen. Denn dann kann man gezielt darauf warten und im richtigen Moment auslösen. Wenn man die Band kaum kennt, dann kann man sich einmal im Internet Livevideos ansehen und sozusagen das Verhalten der Musiker schon vorher studieren und sich entsprechend darauf einrichten.

Bandfoto

Der Sänger Jens dieser Band wedelt beispielsweise irgendwann gerne so seltsam mit den Händen in der Luft herum, was ich schon von einem vorherigen Konzert kannte und was mir gefiel. Mit der Kamera am Auge hatte ich dann darauf gewartet und in einem der entsprechenden Momente abgedrückt.

Bei diesem Konzert konnte ich auch auf die Setlist schielen, die da auf der Bühne lag (ich kannte die meisten Songs). So wusste ich, wann die beliebtesten Stücke dieser Gruppe kommen und verstaute meine Kamera zunächst wieder in der Schultertasche (man möchte ja auch ein Bier trinken). Vor den entsprechenden Stücken (wenn es richtig rund geht), holte ich die Kamera wieder heraus. Es ist immer gut, bei der Konzertfotografie gewisse Höhepunkte vorher einschätzen zu können. Ganz am Anfang der Auftritte fotografiere ich nie. Das ist wie bei der griechischen Tragödie: Frühestens ab Akt 2 fängt es an, interessant zu werden.

Nah ran gehen

Bei diesem Auftritt in der Kaschemme konnte ich richtig nah an die Bühne heran gehen bzw. mich teils mit meiner alten Nikon sogar neben die Monitorlautsprecher setzen. Das störte niemanden. Sicherlich ist dies nicht immer möglich. Doch Aufnahmen eines Konzertes von ganz hinten mit einem Teleobjektiv werden viel flacher aussehen, als würde man – so wie ich – mit einem Weitwinkel nahe an die Musiker heran treten. So bekommt man eine gewisse „Dynamik“ in die Fotografien. Dieser Punkt ist nicht unwichtig. Gehe möglichst nah heran.

Leider kam ich bei meinem Konzert ungefähr 20 Jahre zu spät: Zumindest den älteren Musikern ist der Punk offenbar längst abhanden gekommen und vielleicht spielen sie nur noch, um – mit böser Zunge behauptet – in der Künstlersozialkasse bleiben zu können. Man weiß es nicht. Aber nun weiter im Programm:

Das Publikum mit einbeziehen

Zum Publikum bzw. zum Fotografieren von diesem hatte ich ja schon etwas geschrieben. Heute denkt jeder an Datenschutz und dergleichen. Die schönsten Bilder sind aber immer die, bei denen man mit der Kamera mittendrin steht und auch das Publikum solcher Konzerte mit einbezieht:

ein Handabzug vom Publikum eines Konzertes

Hier einmal ein Foto eines meiner Handabzüge aus dem eigenen kleinen Fotolabor. Solche Fotos besitzen eine ungemeine Dynamik. Denn ich war hier als Fotograf mitten drin und stand nicht etwa mit einem Teleobjektiv weit weg am Rande. Dank dem Blitzlicht wurde das Geschehen sozusagen eingefroren. Es entsteht hier plötzlich eine sehr scharf gezeichnete Figurenkonstellation wie bei einem Renaissance-Gemälde (Haltung der Hände und Gesichtsausdrücke). Hätte ich nur bei „available Light“ fotografiert bzw. nur mit der vorhandenen Konzertsaal-Beleuchtung, wären alle Bewegungen verwischt abgebildet. Solche aussagekräftigen Fotografien gelingen auch relativ einfach. Zunächst müssen alle Beteiligten nach den ersten beiden Hits etwas – nunja –  angesoffen sein (man selbst mit der Kamera in der Hand allerdings möglichst wenig), also nicht gleich am Anfang des Konzertes fotografieren. Und jetzt geht es ans Technische:

ISO-Wert: Einen 400-ASA-Film nutzen

Für mich war vornherein schon klar: Ich werde für diese Bilder einen S/W-Film nutzen, welcher eine Empfindlichkeit von 400 ASA (ISO) aufweist.

Kodak T-Max-Film in Rodinal entwickelt

Ich nutzte einen S/W-Film mit einer höheren Empfindlichkeit von 400 ISO. Anschließend entwickelte ich diesen (Kodak Tmax 400, einen meiner Lieblingsfilme) im „berühmten“ Negativentwickler „Rodinal“. So erhält man den klassischen analogen Look.

eine Produktabbildung

Der Kodak T-MAX 400 ist ein S/W-Film höherer Empfindlichkeit. Im Gegensatz zum TriX oder zum Ilford HP5 ist das Filmkorn feiner. Der ideale Kompromiss zwischen hoher Auflösung und hoher Empfindlichkeit. Dafür ist der Film teurer. Im Kleinbild ist er mein Favorit.

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Filme mit dieser höheren Empfindlichkeit (siehe → Filmtypen) haben ja nur einen einzigen Nachteil: Sie bilden etwas körniger ab (als ein 100-ASA-Film) bzw. besitzen eine geringere Auflösung. Dieses Korn jedoch ist mir bei solchen Fotografien nicht unwichtig: Ich wollte es durchaus sichtbar haben (auch bei kleineren Abzügen). Puristen wählen hierzu einen klassischen S/W-Film wie den Ilford HP5 oder den Kodak Tri-X. Doch in Kombination mit meinem hierzu bevorzugten Negativentwickler „Rodinal“ (bzw. dem Nachbau „APH 09“) wären mir die Ergebnisse dann wieder zu körnig gewesen. Der T-Max 400 stellt da einen guten Kompromiss dar. Gerne wird ein solcher 400er Film auch gepusht (siehe → Film pushen), um eine noch höhere (Pseudo-) Empfindlichkeit zu erlangen. Dies musste ich freilich – dank Blitzlicht – nicht tun: Ich habe zumeist die gesamte Schattenzeichnung abbilden können.

Doch der grundlegende Vorteil eines 400-ISO-Filmes wie beim Tmax ist in der Praxis natürlich, dass ich die Blende des Objektives etwas weiter schließen kann. Dies wiederum bedeutet eine höhere Schärfentiefe: Ich musste mich bei den Aufnahmen dieser Konzertfotografien weniger um eine exakte Fokussierung kümmern. Ich konnte mich mehr dem eigentlichen Geschehen widmen bzw. auf die „richtigen“ Momente warten. Ich hatte am Objektiv einfach eine geschätzte Entfernung eingestellt. Dies reichte bei jeder Aufnahme aus und somit hatte ich einen Faktor weniger zu beachten, welcher vom eigentlichen Fotografieren ablenkt – Wo es doch hier so hektisch zuging.

Bei Konzertfotografien nutze ich (wenn ich nah heran gehen kann) ein Weitwinkelobjektiv (28 oder max. Brennweite 35 mm), einen höher empfindlichen Film (400 ASA) und stelle einen größeren Blendenwert (f/8) ein. Dazu ein stärkerer Aufsteck-Blitz (min. Leitzahl 32): Und schon kann ich die Schärfe fest nach dem Zonenfokus-Prinzip einstellen (alles von 1,5 bis 5 Meter ist scharf abgebildet). Ich muss diese nicht mehr ständig korrigieren sondern halte „einfach drauf“. Auch alle anderen Einstellungen (Belichtungszeit, Blende) belasse ich bei meinen Vorgaben.

Ein Weitwinkelobjektiv verwenden

Eben noch hatte ich es bereits angeschnitten: Nah heran gehen. Dies geht natürlich nur mit einem Weitwinkelobjektiv, wenn man bei einer solchen Nähe genügend viel abbilden möchte. Ich nutze hierzu bei Konzertfotografien wie die abgebildeten ausschließlich das 28-mm-Objektiv. Für jede analoge Kamera, bei der man Wechselobjektive nutzen kann, wird der Hersteller ein Objektiv mit einer Brennweite von 28 mm im Programm (gehabt) haben. Für meine Nikon nutze ich das Nikkor 28 mm 1:3.5. Im Gegensatz zu noch stärkeren Weitwinkelobjektiven sind die 28er noch günstig genug zu erstehen und: sie verzerren nicht an den Rändern. Für Landschaften und Engtanz ist hier das 28er ideal.

das Nikkor 28 mm Objektiv

Mittendrin mit dem 28mm Nikkor. Zwei Merkmale des frontalen Blitzlichtes werden hier besonders gut sichtbar: Der hohe Mikrokontrast durch winzigste Schatten bzw. die hohe Schärfeabbildung und: Die Eigenschaft, dass der Vordergrund stets heller abgebildet wird als der Hintergrund.

Ein weiterer Vorteil ergibt sich bei der Verwendung eines Weitwinkels: Auch hier muss man nicht so genau fokussieren! Dadurch, dass der Abbildungsmaßstab bei Objektiven dieser Bauart relativ gering ist (alles ist kleiner, aber dafür ist mehr drauf auf dem Bild), ist die Schärfentiefe deutlich höher als bei einem z. B. 50-mm-Objektiv. Insbesondere bei der Konzertfotografie, wo es schnell gehen muss, oder bei der „Street-Fotografie“ ist dies ein sehr angenehmer Vorteil in der Praxis. Man muss sich einfach weniger um das exakte Scharfstellen kümmern.

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Ein Beispiel zu den Einstellungen: Stelle ich das Nikkor für meine Nikon fest auf 2 Meter ein und blende auf Blende 8 ab, dann reicht die Schärfentiefe von ca. 1,5 Meter bis 5 Meter! Schaut man sich meine Konzertfoto-Beispielbilder an, dann sieht man, dass ich mit genau dieser einen Einstellung über den gesamten Abend kam. Voraussetzung ist hierbei natürlich das Blitzlicht, welches genügend helles Licht lieferte, damit ich auf Blende 8 bei einem 400-ASA-Film abblenden konnte:

Einen kompatiblen Blitz nutzen

Einige Leser werden hier vielleicht aussteigen: Blitzlicht ist bei einigen Fotofreunden nicht gerade beliebt. Das ist Geschmackssache. Ich persönlich mag den direkt eingesetzten Blitz in Kombination mit einem körnigen S/W-Film bzw. bei der analogen Fotografie. Digital würden die Bilder in diesem Sinne wohl weniger vorteilhaft aussehen. Und: Eine Jazzsängerin würde sicherlich mit einem Streiflicht vom Bühnenscheinwerfer vorteilhafter abgebildet. So einer rüden Punkrockgruppe steht das derbe frontale Blitzlicht aber nicht schlecht, finde ich.

Blitzlicht in der Konzertfotografie

Den Refrain kannte ich, auf diesen wartete ich: Dann gingen die Hände hoch und ich drückte ab. Idealerweise kennt man die Hits, wenn man das Publikum in Aktion mit auf den Aufnahmen haben möchte. Bei kleineren Konzerten von mir bekannten Bands schlängele ich mich zunächst immer ganz nach vorne durch, um einen Blick auf die „Playlist“ zu erhaschen. Dann weiß ich nämlich schon, ab wann es ungefähr rund gehen wird und ich kann mir erst einmal noch ein Bier genehmigen.

Der Vorteil hierbei auch: Man hält tatsächlich einen Sekundenbruchteil fest. Das Blitzlicht leuchtet ja tatsächlich nur für einen solchen Sekundenbruchteil (z. B. 1/2000 Sekunde). Dies ist insbesondere bei ziemlich zackigen Bewegungen auf der Bühne oder im Publikum von Vorteil (bei „Available-Light“ [reines Bühnenlicht] wären die Menschen verschwommen wiedergegeben). Doch wie bereits angemerkt: Dieses (Blitz-) Licht eignet sich nicht für jede Art der Konzertfotografie.

Zwar gibt es einige Techniken, damit ein auf der Kamera installiertes Blitzlicht bzw. die damit gemachten Fotos nicht genau nach diesem aussehen (indirekter Blitz). Hierzu sind aber weiße Wände vonnöten, welche sich als Reflektor anbieten. In diesem Schuppen gab es so etwas nicht. Alles war schwarz angepinselt. Man hätte den Blitz per Funk entfesseln können, aber als Konzertbesucher kann man hier schlecht seine eigene Technik installieren. Blieb also nur noch der simple, direkte Aufsteckblitz auf meiner Nikon:

eine Nikon FE2 mit einem Blitz von Metz

Während der Aufnahmen war der drehbare Blitzkopf natürlich nach vorne gerichtet. Meine Nikon FE2 besitzt bereits eine Eigenschaft, die viele ältere mechanische analoge Kameras noch nicht haben: Einen Aufsteckblitz mittels „TTL-Signale“ automatisch steuern zu können (das Blitzgerät muss hierzu kompatibel sein). Man erkennt diese Funktionalität daran, wenn der Blitzschuh mehr als nur einen einzigen Mittenpin aufweist. Bei einer solchen Kamera kann man also einstellen, was man will (ISO, Blende, Belichtungszeit) und der Blitz passt dessen Leistung ganz automatisch darauf an. Dies (TTL-Blitzautomatik) ist insbesondere bei der Konzertfotografie ungemein nützlich. Denn hier möchte man sich ja am liebsten nur auf das Motiv, auf den Moment selbst konzentrieren. Der alte Metz-Blitz ist freilich auch mit dieser „TTL-Funktionalität“ kompatibel (bzw. mit dem [analogen] Nikon-Blitz-System). Er lief gänzlich im Autopiloten und alle Fotos wurden korrekt belichtet, egal was an der Kamera eingestellt wurde.

TTL-Blitz

Ob eine Kamera bzw. ein Blitzgerät TTL-fähig ist, erkennt man daran, dass der Blitzschuh bzw. der Blitzfuß mind. drei Pins (Kontakte) aufweist. Die zusätzlichen Pins dienen zur Datenübertragung (normalerweise reicht ein [Mitten-] Pin).

Die meisten analogen Kameras (zumindest die mechanischen) besitzen besagte Funktion jedoch nicht. Doch Halt! Hierfür besitzen viele ältere Blitzgeräte eine Funktion namens „Computerblitz“. Hier müssen dem Blitzgerät jedoch zuvor zwei Informationen händisch mitgeteilt- bzw. müssen am Blitz eingestellt werden: Welchen ISO-Wert besitzt der (in der Kamera eingelegte) Film und bei welcher Blende arbeite ich? Sind diese Variablen einmal am Blitz eingestellt, kann man nun auch mit einfacheren Kameras und einfacheren Blitzgeräten völlig automatisch blitzen (siehe → der Computerblitz).

geblitztes Foto mit einer analogen Kamera

Zum Trotz aller Didaktik: Bei diesem Bild wurde eine relativ moderne analoge Spiegelreflexkamera benutzt – eine Canon EOS 500N. Diese Kameras ähneln schon sehr den modernen digitalen EOS-Kameras und besitzen bereits einen Autofokus sowie einen internen Blitz, welcher völlig automatisch sein Licht auf die jeweilige Situation anpasst (TTL-Modus). Man muss sich keine Gedanken mehr über die korrekte Belichtung machen. Hier wurde einfach im Autopiloten abgedrückt und das Foto „saß“.

Belichtungszeit beim Blitzen

Grundsätzlich ist in dunklen Räumen (Clubs bei Konzerten) die Wahl der Belichtungszeit beim Blitzen egal, solange sie länger als die für die jeweilige Kamera zulässige „Synchronzeit“ ist. Bei vielen Kameras ist eben diese Synchronzeit durch ein Symbol beim Zeitenrad oder durch eine farbige Markierung hervorgehoben. Eine schnellere (kürzere) Zeit sollte hier nicht eingestellt sein, wird ein Blitzgerät verwendet (Balken im Bild). Aber es kann durchaus eine längere Zeit (z. B. die 1/4 Sekunde) verwendet werden! Ich verwende in der Konzertfotografie immer die 1/30 Sekunde. Denn die Wahl der Belichtungszeit steuert die Intensität des Umgebungslichtes. Durch eine etwas längere Belichtungszeit addiert sich (zusätzlich zum Blitz) noch etwas Bühenbeleuchtung hinzu auf meine Fotos. Dies kann man – für Effekte – auch übertreiben: Das Blitzlicht bildet ein scharfes Kernbild ab. Bei einer langen Belichtungszeit (z. B. 1/2 Sekunde) wird dieses Kernbild noch zusätzlich durch ein unscharfes und verschwommenes, schwächeres Bild umlagert. Ich selbst verzichte auf diesen Effekt. Einige Fotografen setzen ihn bewusst ein.

ein Foto von einem Konzert

Bei dieser Konzertfotografie wurde das Blitzen noch etwas raffinierter eingesetzt: Auf der analogen Kamera zündete nur ein schwacher Blitz, um den Vordergrund aufzuhellen. Gleichzeitig wurde im Hintergrund an der Seite ein zweites Blitzgerät positioniert (man sieht es links im Bild). Dieses zündete sofort mit, wenn das kameraseitige Licht startete. Mittels einer „Slave-Zelle“ lassen sich ja mehrere Blitzgeräte gleichzeitig zünden bzw. entfesseln. Das seitlich positionierte Hauptlicht sorgt bei diesem Foto für sehr markante Schattierungen. Der „Look“ ist hier ein gänzlich anderer als beim rein frontal eingesetztem Blitzgerät. Nun wird man bei den meisten Konzerten kaum externes Licht installieren können. Bei dieser kleinen Veranstaltung war dies jedoch möglich.

Zusammenfassung

Bei solchen Konzertfotografien, bei denen man richtig nah ran gehen kann und bei denen die Band und das Publikum durchaus etwas ruppiger auftritt, nutze ich gerne zum Fotografieren folgende Kombination:

  • analoge Kleinbild-Spiegelreflexkamera
  • 28 mm Weitwinkelobjektiv
  • 400-ASA-S/W-Film (kein Push; Entwicklung in Rodinal)

    Der Film braucht nur bei der Verwendung sehr schwacher Blitzgeräte gepusht werden oder wenn man noch mehr Korn abbilden möchte.

  • TTL- oder alten Computerblitz
    Man kann natürlich auch völlig manuell blitzen bzw. die Leistung der Taschensonne fest einstellen. Dies geht gut, wenn sich der Abstand zu den Motiven nicht ständig groß ändert bzw. ungefähr gleich bleibt.
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Durch das (starke) Blitzlicht und durch den höher empfindlichen Film kann ich das Weitwinkelobjektiv stark abblenden (Blende 8 oder gar 11). Den Fokus stelle ich manuell ein und schätze einfach grob den Abstand zur Band / zum Publikum. Ich werde eine hohe Schärfentiefe zur Verfügung haben. Dies ermöglicht mir, dass ich meine Kamera wie eine „Point-and-Shoot-Kamera“ nutzen kann: Ich kann mich einfach nur auf das Geschehen selbst konzentrieren. Hier wäre ein Motor nicht übel. Aber das manuelle Spannen der analogen Kamera ist schon ok. So viele Bilder mache ich auf Konzerten auch nicht. Stattdessen warte ich mit dem Fotoapparat am Auge auf bestimmte Gesten oder Aktionen der Band / des Publikums.
Auch, wenn ich am liebsten Mittelformatkameras nutze: In puncto Konzertfotografie ist mir die analoge Kleinbildkamera am liebsten. Noch ein Hinweis: Auf Konzerten ist es oft dunkel. Wer hier öfters mit analogen bzw. manuellen Kameras fotografieren sollte, sollte sich ggf. deutliche Markierungen auf dem Objektiv / an den Knöpfen der Kamera anbringen. Oftmals kann man die Werte im schummrigen Licht schlecht ablesen.

Hast Du / haben Sie vielleicht noch einen Schwank zu berichten, was die Konzertfotografie anbelangt? Gibt es noch weitere Tipps?

veröffentlicht: 11.07.17 | letzte Änderung: 15.02.23

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Hallo! Hier schreibt Thomas. Ich beschäftige mich seit über 20 Jahren mit der analogen Lichtbildkunst und stehe entweder in der Dunkelkammer oder digitalisiere meine Filme am Computer. Analoge-Fotografie.net ist ein ›Ein-Mann-Betrieb‹. Daher kann es manchmal etwas dauern, bis ich Kommentare beantworte.

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4 Kommentare

Konzertfotografie mit Blitz: Einstellungen an der analogen Kamera

  1. Ramona sagt:

    Hi Thomas,
    Danke für deine nette Antwort. Schade dass deine Nikon kaputt gegangen ist, hoffentlich kann man sie schnell reparieren! Eine weitere Frage würde ich dir gerne stellen: ich habe mittlerweile viel über Blitz und den perfekten Winkel des Blitzlichts gelesen. Wie machst du das üblicherweise auf Konzerten oder in Clubs? Hältst du den Blitz „direkt“ auf das Objekt oder versuchst du das Licht irgendwo reflektieren zu lassen? Weiße Wände oder weiße Decken sind in meinem Setting eher nicht vorhanden. Viele Grüße, Ramona

    Thomas (Admin)
    Hallo Ramona, in Clubs gibt es meist keine hellen, nahen Decken oder Wände. Es gibt hier also keine geeigneten Reflexionsflächen. In solchen Räumen kann man eigentlich nur „direkt draufhalten“, also das Motiv direkt anblitzen. Würde man bei solchen Räumen (oder gar im Freien) den Blitz nach oben oder zur Seite richten, würde man das Licht ins Leere oder an schwarzem Mollton verpuffen lassen. Man kann so etwas im Dunklen und alleine auch mit einer Taschenlampe üben und beobachten, welches Licht in welcher „Weichheit“ vorne noch ankommt.

    Viele Grüße zurück!

  2. Ramona sagt:

    Hi Thomas,

    danke für deinen hilfreichen Beitrag! Da ich noch relativ neu in dem Thema bin, aber auch demnächst mal analog in Clubs fotografieren möchte, lese ich deinen Beitrag wieder und wieder. Ich besitze übrigens auch eine Nikon FE2 und dazu einen Nikon SB-24-Blitz. Dazu hätte ich mal zwei absolute Anfängerfragen: 1) Sobald der Blitz dran ist, reagiert dann der Belichtungsmesser der Kamera in irgendeiner Form auf den angesteckten Blitz oder juckt das den Belichtungsmesser gar nicht weil ohnehin der (TTL-)Blitz die Sache übernehmen wird? 2) Du schreibst du verwendest eine Belichtungszeit von 1/30 Sekunde mit Blende 8 oder 11, wenn ich das höre hätte ich Sorge dass das Bild verwackelt? Kann das durch den Blitz eben nicht passieren?

    Danke falls du Zeit findest für eine kurze Antwort!
    Viele Grüße!

    Thomas (Admin)
    Hallo Ramona, dummerweise ist mir meine Nikon vor kurzem kaputt gegangen. Was ich jedoch weiß, ist, dass die Kamera bei einem kompatiblen TTL-Blitz im Kameramodus „A“ automatisch die Synchronzeit einstellt (hier die 1/250 S). Was der Belichtungsmesser dabei anzeigt, weiß ich jetzt leider nicht mehr.
    Ich hatte hier immer manuell eine Zeit eingestellt und der TTL-Blitz steuerte sich dann automatisch.

    Eigentlich hast du Recht, dass es bei 1/30 Belichtungszeit zu Verwackelungen kommt. Aber der Blitz überdeckt diese ja mit seinem Licht (das ja ultrakurz ist) in dunklen Räumen. Im Hellen wäre dies etwas anderes. Man kann hier natürlich auch die schnellste Synchronzeit wählen. Mit einer etwas längeren fängt man halt häufig noch etwas Dauerlicht mit ein im dunklen Raum, um dieses zum leichten Aufhellen von Schatten zu gebrauchen bzw. um die Szene mittels diesem Mischlicht etwas ausgeglichener wirken zu lassen.

    Viele Grüße zurück!

  3. Ava sagt:

    Danke für diesen Beitrag! Ich versuche nächste Woche das erste Mal, analog auf einem Konzert zu fotografieren. Hast du auch Erfahrung mit Farbfilm? Oder fotografierst du auf Konzerten ausschließlich schwarz weiß? Ich meine gelesen zu haben, dass schwarz-weiß Filme für Konzerte deutlich besser und einfacher funktionieren.

    Thomas (Admin)
    Hallo! Bisher hatte ich auf diesem Gebiet tatsächlich immer mit S/W-Film fotografiert. Das liegt hauptsächlich daran, dass ich gerne blitze und das schaut in S/W immer gut aus. Ich wüsste nicht, warum man hier keinen Farbnegativfilm nehmen sollte. Er hat grob die gleichen Eigenschaften wie ein S/W-Negativfilm. NUR Dia-Film würde ich hier nicht nutzen, da dieser einen recht engen Kontrastumfang hat und hier Bühnenlichter schnell „ausbrennen“.
  4. Henry sagt:

    Das ist eine tolle Beschreibung des Settings! Ich habe mich schon länger gefragt wie man sinnvoll mit analogen Kameras und Blitz bei dynamischen Umgebungen vorgehen soll. Sehr plastisch und anschaulich dargestellt, vielen Dank Dir für diesen Einblick!

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