Besser Belichten: Gönnen Sie dem Film viel Licht!
Insbesondere Kleinbildkameras besitzen einen eingebauten Belichtungsmesser: Bei vollautomatischen analogen Kameras muss man beim Fotografieren nur noch den Bildausschnitt bestimmen und ggf. scharf stellen. Die Belichtung wird automatisch ermittelt. Doch Halt: Es lohnt sich, kurz über die vermeintlich korrekte Belichtungsmessung nachzudenken. Wenn Sie sich über „schwere“ Bilder mit „schmutzigen Grauwerten“ oder zu viel Korn ärgern, lesen Sie weiter.
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Wenn Sie wissen möchten, wie genau man den in einer (alten) Kamera integrierten Belichtungsmesser anwendet, dann lesen Sie zunächst diese Anleitung. In dem nun folgenden Artikel geht es bereits um die Verbesserung solcher (einfachen) Messergebnisse.
Mehr Licht!
– Angeblich die letzten Worte des Schriftstellers Johann Wolfgang Goethe. Ob er uns Fotografen damit meinte?
Und nun eine provokante Schätzung: Ein Drittel aller analog aufgenommenen Fotografien bei automatischer, kamerainterner Belichungsmessung sind – rein technisch betrachtet – unterbelichtet. Warum sollte man so etwas behaupten? Ganz einfach:
Denn im Gegensatz zu modernen Digitalkameras besitzen die meisten analogen Kameras einen eingebauten Belichtungsmesser, welcher aus heutiger Sicht technisch recht rudimentär erscheint.
Noch ein sehr treffendes Zitat bzw. ein guter Vergleich aus den Kommentaren:
Wieso soll ein (einfacher) eingebauter Belichtungsmesser wenig zu gebrauchen sein? Er unterscheidet sich im Grunde genommen nicht von einem Thermometer. Legt man dieses in die Sonne oder im Winter auf den Boden dann muß man sich auch nicht wundern wenn die angezeigten Werte fragwürdig erscheinen.
Viele mechanische Kameras besitzen hingegen gar kein solches Messelement. Bei ihnen ist ein Handbelichtungsmesser Pflicht (zumindest ersatzweise ein Smartphone). Mit einem externen Belichtungsmesser lassen sich tatsächlich sehr präzise Messungen vornehmen. Doch mit etwas Köpfchen sind solche auch mit integrierten Messgeräten durchaus realisierbar.
Obacht: Die Tipps in diesem Beitrag lassen sich sehr gut mit Negativfilm anwenden. Ein versehentliches Überbelichten ist hier gar kein Problem. Ein Diafilm (Film, der nach der Entwicklung direkt die fertigen Bilder zeigt) jedoch besitzt einen deutlich geringeren „Kontrastumfang“ als ein Negativfilm von ISO 100 aufwärts. Das bedeutet: Gibt man dem Diafilm aus Versehen zu viel Licht über Gebühr, brennen die hellsten Bereiche unwiederbringlich aus und sind ohne Detailzeichnung.
Damit bei diesem Foto (S/W-Negativfilm) alle Tonwert-Nuancen gebührend abgebildet werden konnten, musste zuvor lange belichtet werden („auf die Schatten“). Denn das Motiv befand sich im Schatten unter Bäumen. Dies hat zunächst nichts mit Hell / Dunkel zu tun, sondern damit, dass auch in den dunkelsten Bereichen eine Abschattung („Zeichnung“) vorhanden ist. Schattierungen lassen solch eine S/W-Fotografie lebendig wirken.
Zu knapp belichtete Negative können auch etwas Reizvolles haben bzw. entsprechende Positive ergeben – Beispielsweise wenn der Motivkontrast selbst sehr hoch ist, z. B. bei der Bühnenfotografie bzw. beim Einsatz von Kunstlichtstrahlern. Der Regisseur Ingmar Bergman nutzte bei vielen seiner Filme einen S/W-Film, den er offenbar durch seinen Kameramann Sven Nykvist unterbelichten ließ. Durch das knallharte Kunstlicht erhielten die Mitteltöne und die hellsten Töne der Motive jedoch ausreichend Licht. Die Schatten (dunkelste Töne) soffen ab bzw. werden in diesen Streifen rein schwarz abgebildet. Der Motivkontrast bei diesen Aufnahmen war allerdings recht hoch. So ein „Look“ kann durchaus auch ansehnlich sein.
Anders sieht dies bei Motiven bei „normalem“, diffusem Licht aus. Belichtet man hier zu knapp, „kommen“ die Mitteltöne und Lichter nicht mehr auf den angedachten Grauwert. Dem wird dann später beim Entwickeln entgegen gewirkt, indem eben länger entwickelt wird („Push“) oder in der Bildbearbeitung diese Tonwerte angehoben werden (was auf das Gleiche hinaus kommt). Die Ergebnisse wirken dann meist schmutzig, das Filmkorn wird hierbei deutlich sichtbar. Möchte man eben diese „schmutzigen“ Grauwerte verhindern und weniger körnige Bilder haben, die irgendwie düster und schwer wirken, sollte man dem Film zunächst beim Fotografieren ausreichend Licht gönnen.
Glück gehabt: Dieses analoge S/W-Foto stammt aus dem Archiv des Autors. Er hatte es vor vielen, vielen Jahren bei seinen „ersten Gehversuchen“ mit einer Canon EOS 500N im „Autopiloten“ aufgenommen. Die Unterbelichtung ist hier nicht so schlimm: Durch etwas Bearbeitung konnte sie gut kompensiert werden, denn das Motiv selbst ist genügend ausdrucksstark. Die Schwere der „totschwarzen“ Bildbereiche fällt bei diesem Foto nicht so sehr ins Gewicht, wie es beispielsweise bei einer reinen Landschaftsfotografie der Fall wäre. Im Umkehrschluss: Ausdrucksstarke Motive (und dies zeigen auch viele berühmte Fotografien) können durchaus auch fehlerhaft belichtet funktionieren.
Was die meisten Motive angeht, ist jedoch davon abzuraten.
Der Twinmate L-208 von Sekonic ist der wohl günstigste externe Handbelichtungsmesser, den es auf dem Markt zu kaufen gibt. Er misst das Umgebungslicht entweder direkt (Motivmessung) oder via Kalotte (tatsächliche Lichtmessung). Gerade durch letztere Methode ist eine sichere Messung- bzw. ein korrekt belichtetes Bild möglich.
Wird ein Film bewusst knapp belichtet, erhalten nur die besonders großen und daher empfindlicheren Silberhalogenidkörner in der Emulsionsschicht genügend Licht, um zu reagieren. Daher werden auch bei der Entwicklung später verstärkt die größeren Körner in den Vordergrund treten und das Gesamtbild maßgeblich prägen.
Marwan El-Mozayen in der PhotoKlassik Nr. IV.2018, Artikel „Entwicklungshilfe“
Aber gerade weil dieser Punkt offenbar selten beachtet wird, kommen diese vielen unterschiedlichen Meinungen zu Tage, inwiefern ein bestimmter Film bzw. ein bestimmter Filmentwickler für entsprechend (fein-) körnige Bilder bzw. für „schöne Grauwerte“ taugt. Tatsächlich ist hierfür zunächst eine ausreichend lange Belichtung wichtig:
Bei dieser S/W-Fotografie sind sämtliche sichtbare „Ton-Nuancen“ auf den Film aufgezeichnet worden. Sie fragen sich, wie man derlei facettenreiche Grautöne auf einen S/W-Film bannen kann?
Grundlegend verantwortlich für solch einen Look ist zunächst das Licht vor Ort (ein diffuses Licht) sowie eine tatsächlich ausreichende Belichtung des Filmes. Keinesfalls hätte man hier einfach auf den in der Kamera integrierten Belichtungsmesser (bzw. auf dessen erstes Messergebnis) vertrauen dürfen.
Auch bei diesem Foto wurde darauf geachtet, dass so lange belichtet wurde, dass auch die dunkelsten Bildbereiche genügend Zeichnung erhalten konnten. Bei solchen Motiven (bei solchem Licht) braucht man bei der Verwendung von Negativfilm keine Angst vor einer etwaigen Überbelichtung zu haben – Die käme erst viel später (aber nicht bei Diafilm; s. o.). Also wurde zunächst eine Messung auf den Boden vorgenommen, die Kamera dann auf das Ensemble ausgerichtet und das vorige Messergebnis für die eigentliche Belichtung verwendet.
Schnee und heller Himmel: Beides „verwirrte“ den einfachen Belichtungsmesser: Das Foto ist unterbelichtet, es wirkt schwer und schmutzig. Die Schatten (Sträucher, Baumrinde) besitzen keine Zeichnung. Die Mitteltöne wirken grau in grau. Das Korn wurde durch die nachträgliche Anhebung der Lichter (Schnee) verstärkt. Schön sieht das nicht aus. Aus solch einer Vorlage lässt sich später kaum noch ein ansprechendes Positiv zaubern. Im weiteren verlauf dieses Artikels lernen Sie aber einige Tricks kennen, wie man auch mit einfachen Kameras (simple Belichtungselektronik) zu besseren Aufnahmen gelangt. Zuvor bitte beherzigen:
Fotografischer Film liebt Licht. Zögern Sie nicht. Geben Sie ihm ausreichend davon.
Noch einmal der Hinweis: Nur bei Diafilmen und bei S/W-Filmen mit einer Empfindlichkeit unter 100 ASA (bzw. mit einem geringeren Kontrastumfang) sollten Sie nicht so großzügig mit der Belichtung sein. Das selbe gilt bei hartem Umgebungslicht (pralle Sonne), obgleich auch hier der Autor immer wieder feststellen musste, dass Negativfilme selbst diese (dann stark überbelichteten) Bildbereiche genügend zu speichern weiß (im Gegensatz zur digitalen Kameras). Man muss diese Bereiche später nur durch „Nachbelichten“ im Fotolabor bzw. in der digitalen Bildbearbeitung wieder „hervor holen“. Belohnt wird man mit einer hohen Schattenzeichnung bei gleichzeitig gedeckten Lichtern.
Ausnahmen missachten die Regel
Es gibt aber freilich auch Ausnahmen: Bei diesem Bild sind zwar alle Bäume und Sträucher korrekt belichtet. Die Wurzelteller mit ihrem tiefschwarzem Torf nicht. Diese Bildbereiche sind unterbelichtet: Die Erde ist so schwarz, dass sie kaum Licht reflektiert. Bei diesem Motiv ist das Zulaufen dieser Schatten aber gerade das „Salz in der Suppe“ und sorgt für einen etwas abstrakten Eindruck, weil man nicht sofort erkennen kann, was hier eigentlich abgebildet ist.
(Der Technokrat hätte hier eine Punktmessung auf den Torf vorgenommen und dieses Ergebnis in eine (hellere) „Zone“ gemäß dem Zonensystem gelegt.)
Auch dieses Foto ist – rein technisch betrachtet – völlig unterbelichtet (So schaut ein Regentag nun einmal nicht aus). Aber dadurch, dass sich hier das Umgebungslicht in den Pfützen spiegelt, haben wir hier genügend Helle. Benutzt wurde bei diesem Beispiel einfach die interne Kameraautomatik, die eben viel helles Licht (durch die Reflexionen) sah und entsprechend sehr knapp (sehr kurz) belichtete.
Hier passt dieser „Fehler“ hervorragend. Bei den meisten Motiven sollte man jedoch bewusst manuell dagegen steuern, wenn die natürliche Lichtquelle (auch durch Spiegelungen) mit in den Sucher gelangt bzw. die Messung in die falsche Richtung (zu knapp) lenkt.
Das obige Bild stammt noch aus den fotografischen Anfangstagen des Autors und war weiland ein Zufallsbild. Es funktioniert – dank fehlerhafter Belichtung – sehr gut. Nun weiß er jedoch, wie man die Belichtung bei derlei Gegenlicht korrigiert: Wer „Belichtungsfehler“ vermeiden kann, kann sie aber genau so gut auch provozieren – und derlei Effekte daher auch reproduzieren. Nun soll es jedoch mit eher konventionellen Ansichten in der Didaktik weiter gehen:
Weniger Rauschen, weniger Korn, höhere Auflösung
Schauen Sie sich einmal diese drei Detailausschnitte aus dem gleichen Foto an, welches je unterschiedlich lange belichtet wurde:
Das erste Bild wurde unterbelichtet. Die Schatten sind schlecht durchgezeichnet. Das zweite Bild ist korrekt belichtet. Beim dritten wurde aber üppig belichtet – und zwar um zwei Lichtwerte (EV) über der eigentlichen korrekten Messung. Deutlich ist bei diesem Vergleich zu sehen, wie das „Farbrauschen“ bzw. das abgebildete Korn reduziert wird, je länger man belichtet! In den entsprechenden Bereichen ist also eine höhere Auflösung (feiner Strukturen) realisierbar. Aufgefallen ist hierbei, dass sich dieses Rauschen bei einer längeren Belichtung (als eigentlich gemessen) in den Schatten reduziert.
So sieht ein richtig belichtetes fotografisches Negativ aus
Zunächst soll jedoch kurz geklärt werden, was denn nun eine technisch korrekte Belichtung eines Negativs bzw. eines Motivs darstellt:
Auf der oben dargestellten Grafik sehen Sie ein Negativ, welches korrekt belichtet wurde. Anhand zweier Szenarien erkennen Sie den Unterschied zwischen einer richtigen Belichtung und einer Unterbelichtung:
Unterbelichtung erkennen: Achte auf die Schatten
Ob ein analoges Negativ korrekt belichtet wurde, erkennt man an den transparentesten Stellen, und nur dort:
Betrachten Sie das Beispielbild oben: Die entfernte Baumreihe ist der Bereich im Motiv, welcher am dunkelsten ist (im Negativ am hellsten). Nur mit einer korrekten Belichtung (d. h. genügend langen bzw. nicht zu kurzen) erreicht man, dass diese dunklen Stellen auch noch Zeichnung besitzen.
Solche (im Positiv) dunklen Motivelemente wie z. B. ein schwarzer Strickpullover, ein schwarzer Pudel oder eben eine Baumreihe im Schatten sind der ideale Indikator, um zu überprüfen, ob das analoge Foto unterbelichtet wurde. Dies kann man im Nachhinein nicht mehr korrigieren, denn es befinden sich an den entsprechenden Stellen (durch eine zu kurze Belichtung) keine Bildinformationen.
Dies ist freilich ein konservativer Ansatz. Natürlich kann man seine Filme bewusst auch unterbelichten, wenn man mag (oder muss).
Negative lassen sich am besten auf einem solchen Leuchttisch bzw. Leuchtpult begutachten. Idealerweise nimmt man hierzu eine Lupe. Um sich zu vergewissern, ob das Bild (hier ein S/W-Positiv-Dia) richtig belichtet wurde, überprüft man bei diesem Beispiel einfach, ob die schwarze Hose der liegenden Person noch Zeichnung (also Falten) aufweist.
Doch bleiben wir bei der „richtigen“ Belichtung: Eine solche ist mit den meisten in analoge Kameras eingebautem Belichtungsmessmethoden häufig nicht ohne Korrektur vernünftig realisierbar:
Messfehler bei in analogen Kameras integrierten Belichtungsmessern
Betrachten wir uns hierzu noch einmal das Beispielfoto von oben mit der großen Pfütze, in welcher sich der Himmel widerspiegelt und mit den schattigen Baumreihen in der Ferne, welche durch eine zu knappe Belichtung lieber nicht zu einem reinen „Schwarz“ verkommen dürfen:
Dieses analoge Foto wurde mit einer ziemlich simplen halbautomatischen Sucherkamera angefertigt, die man – wegen ihrer kompakten Maße – sehr gut zum Wandern unterwegs dabei haben kann.
Wären bei der Aufnahme die Werte einfach übernommen worden, die der integrierte Belichtungsmesser vorgeschlagen (bzw. automatisch eingestellt) hatte, dann wäre es mit hoher Sicherheit zur Unterbelichtung gekommen! Dies wurde jedoch bei dieser Aufnahme verhindert (wie, dies wird endlich gleich etwas weiter unten erklärt).
Jetzt wissen Sie auch, worin die Problematik bei dem obigen Foto lag (die Pfütze war es nicht): Durch den großflächigen Himmel dachte der Belichtungsmesser: »Mensch, hier ist es aber hell. Da belichte ich nur sehr kurz.«
Eine solche kurze Belichtung wäre für das helle und dominierende Motivelement durchaus OK. Nicht jedoch für die feinen und dunklen Schatten der Baumreihe im Hintergrund. Diese hatte der integrierte Belichtungsmesser nicht berücksichtigt.
Keinesfalls hätte bei diesem Motiv einem internen Belichtungsmesser getraut werden sollen. Er hätte bei so viel Weiß des Schnees „gedacht“, es wäre sehr hell: Die Belichtungszeit wäre zu kurz gewählt. Die Schattierungen wären schwarz abgebildet worden. Das Bild hätte „tot“ und schwer gewirkt.
Man umgeht dies, indem man beim Fotografieren lange genug belichtet, indem man dem Film also ausreichend viel Licht gibt, damit auch die dunkelsten Bereiche an genügender Zeichnung gewinnen und die Mitteltöne bereits hierbei auf ihr natürliches Niveau „kommen“, obwohl der interne Belichtungsmesser zunächst eine kürzere Belichtungszeit vorschlägt.
Eigentlich sind einem hierbei die integrierten Belichtungsmesser der analogen Kameras keine gute Hilfe. Sie neigen oftmals zur Unterbelichtung, wenn sich recht helle Motivelemente dominant ins Bild drängen.
Damit wollten die Hersteller die Belichtung verbessern
Bei einigen älteren analogen Kameras wurde hierzu z. B. der Mess-Sensor etwas versetzt im Bildbereich integriert, um eine Unterbelichtung bei Fotos mit (hellem) Himmel zu kompensieren. Einige Kameras hatten auch einen trapezförmigen Sensor (sich verjüngend) mit dem gleichen Ziel. Bei Aufnahmen im Hochformat war dies dann vermutlich unbrauchbar.
Eine bessere und fortschrittlichere Methode zur Belichtungsmessung führten einige Kamerahersteller in den 1980er Jahren ein: Bei einigen Modellen gab es bereits eine sogenannte „Matrixmessung“: Die Kamera besitzt eine Art digitale Motivdatenbank, mittels welcher jedes Bild im Sucher verglichen wird. Ein Bild in dieser Datenbank könnte heißen „Hochformat mit viel Himmel und ein Streifen Land“. Damit wäre das Beispielfoto mit der großen Pfütze wohl tatsächlich einigermaßen korrekt (Schattenzeichnung vorhanden) belichtet worden. Die meisten modernen Digitalkameras besitzen heute eine solche „Matrixmessung“.
Viele analoge Kameras besitzen hingegen nur simplere Messmethoden: Meist die sogenannte „Integralmessung“. Diese ist bei vielen Motiven sehr fehleranfällig. Hierbei wird einfach eine Summe aller Helligkeitswerte im Bildausschnitt genommen und einen Mittelwert gebildet. Mit diesem wird nun das gesamte Foto belichtet. Es ist klar, dass hierbei die Schatten leiden, wenn große, helle Bereiche das Motiv dominieren.
Eine erweiterte Messmethode bei den besseren analogen Kameras ist die „Mittenbetonte Integralmessung“. Hierbei wird das Zentrum des Bildausschnitts zur Berechnung der Belichtungszeit mehr berücksichtigt als umliegende Bereiche (wieder der Himmel als gutes Beispiel).
In allen Fällen empfiehlt es sich bei der Belichtungsmessung kurz nachzudenken und mit etwas Erfahrung technisch korrekt belichtete Negative – auch mit dem in der analogen Kamera integrierten Belichtungsmesser – anzufertigen:
Die Belichtung bei einfachen Belichtungsmessern verbessern
Korrekt belichtete Negative sind auch mit einfachen integrierten Belichtungsmessern möglich, sofern die analoge Kamera einen manuellen Eingriff erlaubt: Entweder durch eine Belichtungskorrektur, einer Messwertspeichertaste oder einfach nur durch ein ASA/ISO-Wahlrad.
In diesem Artikel wird nun behauptet, dass die in analoge Kameras integrierten Belichtungsmesser für viele Motive (nicht alle) eine falsche Belichtungszeit ermitteln. Ist dies der Fall, dann kommt es zumeist zu einer Unterbelichtung. Diese nicht gut gemessene Zeit muss also für die eigene Aufnahme entweder korrigiert- oder: Sie muss einfach besser gemessen werden.
Besser ausgedrückt: Das Motiv muss das Licht ungefähr zu dessen Hälfte reflektieren – eine Wiese tut dies z. B. oder ein graues Haus. Eine Schneewiese tut dies wiederum nicht: Hier wird viel mehr Licht reflektiert! Und daher denkt dann die Belichtungsautomatik: „Hier ist es aber hell“, was allein nicht stimmt – Hier ist es sehr weiß. Und dieses Weiß soll sich natürlich auch als solches auf dem späteren Foto wiederfinden (und nicht als mittleres Grau).
Bei diesem Foto hätte man keinesfalls den internen Belichtungsmesser der Kamera munter messen lassen sollen: Das viele Weiß des Schnees hätte ihn in die Irre geleitet, das Foto wäre unterbelichtet. Wie hätte sich hier eine Unterbelichtung gezeigt? Nicht etwa durch grauen Schnee: So etwas wird dann in der nachträglichen Bildbearbeitung korrigiert. Nein: Die Schatten (wo die Eiszapfen hängen) wären gänzlich schwarz abgebildet. Die Schatten zwischen und unter den Steinen wären ebenso ohne Zeichnung. Die Tonwerte würden „schmutzig“ wirken. Das Foto hätte durch eine solche (automatische) Unterbelichtung an „Grauwerten“ verloren. Es würde schwer wirken. In der (automatischen) Bildbearbeitung wären die Mitteltöne nach oben „gerutscht“, was das Filmkorn ungünstig betont hätte.
Für eine korrekte Belichtung wurde zu den Steinen direkt heran gegangen, dass diese ohne den (ablenkenden) Schnee im Sucher angemessen werden konnten. Dieses Messergebnis wurde übernommen.
Auch dieses Foto wurde richtig belichtet, nämlich reichlich. Erst durch eine großzügige Belichtung erhält man die volle Durchzeichnung der Schatten. Erst durch relativ viel Licht (und durch eine nicht zu lange und nicht zu schnelle Entwicklung) erhält man bei analogen S/W-Fotografien diese „schönen Grauwerte“ ohne dominantem Filmkorn. Bei diesem Foto konnte man den Boden anmessen, um auf die Mindestbelichtungszeit zu kommen. Denn der Boden hat häufig eine mittlere Helligkeit.
Eine Ersatzmessung vornehmen
Man sollte also bei kritischen Motiven (bereits das Abbilden des wolkigen Himmels ist in dieser Hinsicht ein kritisches Motiv) eine Ersatzmessung vornehmen. Nehmen wir wieder das oben gezeigte Foto mit der Pfütze und dem großen, weißen Himmel als Beispiel.
- Man „komponiert“ das Motiv, legt also den Ausschnitt fest usw.
- Man richtet die Kamera auf den Boden oder auf eine andere Stelle, welche eine mittlere Eigenhelligkeit aufweist. Bei dem Beispielbild wurde einfach das Feld im Querformat im Sucher abgebildet.
- Nun achtet man auf die vom internen Belichtungsmesser ausgegebene Belichtungszeit.
Diese „korrigierte“ Belichtungszeit wird bei vielen Motiven länger sein als jene, die angezeigt wird, wenn man die Kamera einfach auf’s Motiv „hält“ und abdrückt.Bei dem Beispielfoto lagen zwischen beiden Messungen ganze zwei Blenden. Die zweite Messung auf den Boden ergab eine Belichtungszeit von 1/60 Sekunde statt 1/250 Sekunde. Hätte man letzteren Wert gleich übernommen, dann wäre die Zeichnung in den Schatten verloren gegangen. Erst durch die längere Belichtungszeit konnten sich diese (schwachen) „Bildsignale“ auf den Film schreiben. Die längere Belichtungszeit war hier also die richtige.
- Jetzt muss diese zweite Messung bzw. die daraus ermittelte Belichtungszeit für das eigentliche Motiv verwendet werden. Hierzu gibt es mehrere Möglichkeiten, welche – je nach Kamera – zu verwenden sind:
Manuelles Einstellen der neuen Belichtungszeit
Man kann nun die Belichtungsautomatik der analogen Kamera ausschalten. Nun stellt man einfach manuell die eben gemessene Verschlusszeit (gemessen an einer Referenzfläche, z. B. Boden) ein. Bei sich schnell ändernden Lichtverhältnissen kann dies jedoch nachteilig sein.
Die Messwertspeichertaste verwenden
Manche (nicht alle) analoge Kameras besitzen einen speziellen Knopf, mittels welchem sich die ermittelte Belichtungszeit „halten“ lässt. Diese Vorrichtung nenn sich „Messwertspeichertaste“ und sie wurde genau aus dem Grund eingeführt, worüber dieser Artikel im Kern handelt: Vornehmen einer Ersatzmessung bei schwierigen Lichtverteilungen beim Motiv.
Bei manchen Nikon-Kameras versteckt sich die Messspeichertaste hinter dem Selbstauslöser: Dieser ist einfach in Richtung Objektiv zu drücken. Andere Kameras besitzen hierzu einen separaten Knopf an der Vorderseite.
Die Arbeit mit dieser Belichtungsspeichertaste gestaltet sich so: Man visiert ein „neutrales“ (also mittelhelles) Motivelement formatfüllend oder wenigstens mittig im Sucher an (z. B. eine Rasenfläche) und hält nun die Speichertaste gedrückt. Der für dieses Motivelement gültige Messwert (die Belichtungszeit) wird nun gespeichert bzw. beibehalten. Nun richtet man die analoge Kamera auf das eigentliche Motiv und löst aus. Erst danach sollte man die Messspeichertaste loslassen.
Das EV + / – Belichtungskorrekturrädchen nutzen
Bei manchen Kameras kann man die Belichtungszeit auch über ein Rädchen korrigieren:
Betrachten Sie sich bei diesem Bild die linke Seite. Hier sehen Sie einen roten Strich dem eine „+2“ gegenüber gestellt wurde. Dies bewirkt folgendes: Jede durch den internen Belichtungsmesser ermittelte Verschlusszeit (Belichtungszeit) wird um ganze 2 Blenden verlängert. Oder mit anderen Worten: Sie wird vervierfacht. Diese Funktion besitzen viele analoge Spiegelreflexkameras mit integriertem Belichtungsmesser. Bei „-1“ wird die Belichtungszeit wiederum um eine Blende verkürzt (bzw. die Belichtungszeit halbiert). Jedoch sind es insbesondere die Pluswerte, welche für eine günstige Belichtungskorrektur relevant sind:
Man muss dann die Erstmessung mit der Zweitmessung (die auf z. B. den Boden) vergleichen und schauen, um wie viel diese auseinander liegen. Wenn man z. B. viel weißen Himmel im Bild hat, kann die Ersatzmessung durchaus um zwei Blenden abweichen. Dann stellt man einfach „+2“ bei der Belichtungskorrektur ein, richtet den analoge Fotoapparat auf das eigentliche Motiv und macht das Bild. Danach sollte man nicht vergessen, dieses Rädchen für die Korrektur wieder zurück auf „0“ zu drehen.
Bei moderneren Analogkameras mit Display ist diese EV-Korrektur direkt auf dem kleinen Display in Form von Zahlen -2 -1 ° +1 +2 abgebildet. Durch das Drehrad kann man hier die interne Belichtungsautomatik steuern. Bei Schnee zum Beispiel: +2 (gib dem Film zwei Stufen mehr Licht als eigentlich [falsch] gemessen). Allerdings ist die Messtechnik bei solchen Kameras aus den 1990er Jahren schon fortschrittlicher („Matrixmessung“) als bei den alten Geräten mit simpler Messzelle. Ungewöhnliche Lichtverhältnisse (Gegenlicht, Schneeflächen) werden oft schon als solche erkannt. Bei der Verwendung von („gutmütigem“) Negativfilm kann eine Korrektur nach oben jedoch selten schaden.
Das ASA-ISO-Rad zur Korrektur nutzen
Viele analoge Kameras besitzen weder eine Messwert-Speichertaste noch die eben besprochene Belichtungskorrektur. Doch es gibt einen Trick: Man kann auch das Einstellrad für die ISO bzw. für den ASA-Wert verwenden. Diese Funktion sollten fast alle analoge Kameras besitzen.
Hier sehen Sie eine relativ einfache Kamera. An ihr kann man leider nicht manuell in die Belichtung eingreifen – mit einer Ausnahme: Man dreht am ISO-Rädchen und kann damit eine Belichtungskorrektur vornehmen! Wie Sie vielleicht erkennen können, wurde bei dieser analogen Kamera der Schlitz, in den man eine Münze stecken muss, um den ASA-Wert zu verändern, mit einer Art kleinen „Griff“ versehen, um diese Einstellung besser bedienen zu können (eine halbierte Unterlegscheibe wurde eingeklemmt bzw. eingeklebt).
Mit diesem analogen Fotoapparat wurde auch das Beispielbild mit der großen Pfütze und dem hellen Himmel aufgenommen: Zunächst wurde der richtige ASA-Wert (Angabe auf der Filmschachtel) eingestellt. Nun wurde der Boden angemessen und sich gemerkt, welche Belichtungszeit im Sucherfenster angezeigt wurde (1/60 Sekunde).
Als nächstes wurde das Motiv angemessen. Hier zeigte der Belichtungsmesser aufgrund des nun auftauchenden (hellen) Himmels natürlich eine viel schnellere Verschlusszeit (1/250 Sekunde) an. Durch den Sucher blickend wurde nun einfach am ISO-Rad gedreht, bis wieder die 1/60 Sekunde der Ersatzmessung angezeigt wurde und das Foto wurde gemacht.
Dies ist vom Prinzip her das gleiche wie der vorherige Punkt mit dem Rädchen zur Belichtungskorrektur. Auch hier nicht vergessen, nach der Aufnahme wieder den eigentlichen ISO-Wert des Filmes einzustellen.
Hinweis: Mit diesem Regler kalibriert man die Empfindlichkeit des internen Belichtungsmessers. Man stellt nicht etwa den ISO-Wert des Filmes ein. Das geht nicht, denn jener steht immer bereits chemisch / physikalisch fest.
Auch diese Fotografie lebt von einem hohen „Reichtum“ an Graustufen. Hier wurde vor Ort reichlich auf die Schatten belichtet also zur Belichtungsmessung einfach die Kamera auf den Boden gehalten. Später wurde der Film etwas kürzer entwickelt, damit das Gegenlicht (welches rein theoretisch krass überbelichtet wurde) etwas „gedrückt“ wurde bzw. im Negativ nicht zu dichte Schwärzen verursachte. Der Himmel wurde dann anschließend bei diesem Handabzug im Labor nachbelichtet. Das Foto wurde ebenfalls mit der oben abgebildeten Kleinbild-Sucherkamera gemacht (eine simple „Agfa Selectronic S Sensor„). Gewusst wie und keine Angst vor zu viel Licht!
Was für S/W-Negativfilme gilt, ist freilich auch für Farbfilme (Negativfilme, nicht Diafilme) relevant: Die hohe Schattenzeichnung und der luftige Look dieser analogen Farbfotografie rührt allein von einer ausreichend langen Belichtung her. Siehe auch → Der Pastell-Look. Bei diesem Bild sieht man aber auch einen Nachteil der langen Belichtungszeit: im oberen Teil kommt es zu einer „Überstrahlung“ durch den hellen Himmel an einem der Bäume. Dies ist jedoch noch zu vernachlässigen. Gut vergütete Objektive und Kameras mit mattiertem Inneren sind hier von Vorteil:
Reflexionen in der Kamera
Wenn nach dieser Methode belichtet wird, erhält man fein durchgezeichnete Schatten bzw. feine Tonwerte. Insbesondere bei diffusem Licht bzw. bei einem eher geringen Motivkontrastumfang und bei Negativfilm empfiehlt sich ein sehr „opulentes“ Belichten eines solchen. Doch Obacht: Das Innere der Kamera sollte ausreichend lichtschluckend sein! Will meinen: Sie darf innen nicht mit reflektierendem Lack bestrichen sein sondern sollte mit einem Material ausgekleidet sein, welches rau ist und Streulicht im Innern der Kamera genügend absorbiert.
Auf dem obigen Beispielbild sieht man das Problem: Durch die sehr lange Belichtung über Gebühr wurden jegliche Schattierungen bis tief in den dunklen Wald hinein aufgenommen. Das helle (Gegen-) Licht des Himmels sorgte jedoch für Reflexionen innerhalb der Kamera und daher für einen „Schein“ auf dem Film. Hier wurde eine Pentacon Six benutzt, welche im Innern mit zu sehr reflektierendem, schwarzen Lack bestrichen ist. Auch bei Modellen aus Osteuropa (Kiev-Kameras) besteht dieses Problem. Höherpreisige Kameras aus z. B. japanischer Produktion besitzen eine sehr raue, lichtabsorbierende Schicht im Innern. Es empfiehlt sich daher, betroffene Kameras innen mit einer Art „Anti-Reflexions-Material“ auszustatten. Dies kann eine Folie sein oder auch ein matter Lack.
Außerdem sollten vergütete Objektive benutzt werden! Diese erkennt man an leicht bläulich schimmernden Linsen. Eine einfache Methode zur Selbsthilfe:
Man streicht das Innere der Kamera mit Tafellack aus!
Licht nach dem Zonensystem messen
Zuletzt soll kurz noch eine weitere Methode zur besseren Belichtungsmessung vorgestellt werden: Gemeint ist das sogenannte „Zonensystem“.
Bei diesem System sucht man sich beispielsweise die dunkle Stelle im Motiv, welche gerade so noch Zeichnung (Schattierungen) besitzen soll. Bei dem obigen Bild war es der Bereich des Pullovers im Schatten (nicht jedoch der Kaffeebecher oder die Armlehne). Man misst hier mit einem Handbelichtungsmesser direkt diese Stelle an und verwendet nicht das Ergebnis, welches der Belichtungsmesser anzeigt! Stattdessen sucht man sich nun nach der oben abgebildeten „Zonen-Reihe“ die gewünschte Zone aus, deren Grauwert man erhalten möchte. Hier war es „Zone III“ → Also wurde um zwei Blenden knapper belichtet, als es der Belichtungsmesser eigentlich vorschlug. Wer das Belichten nach dem Zonensystem etwas ausführlicher (aber immer noch knapp und verständlich) erklärt haben möchte, kann in diesem Blogeintrag weiter lesen.
Den Digisix von Gossen gibt es nunmehr in der Version II. Der Belichtungsmesser ist der kleinste und einer der günstigsten auf dem Markt, besitzt aber sowohl die Möglichkeit zur Objekt- (direkt) als auch zur Lichtmessung (via Kalotte), wodurch sehr präzise Messergebnisse möglich sind.
Fazit
Mit den oben genannten drei „Werkzeugen“ haben Sie die Möglichkeit, die Belichtung bei einer analogen Kamera mit integriertem Belichtungsmesser häufig positiv zu beeinflussen. Insbesondere Motive mit viel weißem Wolkenhimmel oder mit Schnee benötigen eine korrigierte Belichtung. Es droht ansonsten eine Unterbelichtung von kleineren, dunkleren Motivelementen (tote Schatten), weil der integrierte Belichtungsmesser zu schnelle Zeiten vorschlägt.
Sie werden nun auch wissen, worin das Geheimnis dieser „Fine-Art-Fotos“ bestehen, die Sie vielleicht aus den Medien kennen und bewundern. Es ist nicht eine besondere Kamera, es ist dies nicht ein besonders teures Objektiv oder eine „geheime“ Film-Entwickler-Kombination, die solche Fotografien so gut aussehen lassen. Zunächst ist es etwas, was niemandem Geld kostet: reichlich Licht (und später eine entsprechende Bildbearbeitung).
Ihnen ist die Sache mit den Korrekturmesswerten zu kompliziert? Dies ist nachvollziehbar. Denn ein in einer Kamera integrierter Belichtungsmesser stellt immer einen Kompromiss dar und bietet sich insbesondere dann an, wenn es schnell gehen soll. Viel präziser kann man nämlich mit einem solchen Handbelichtungsmesser die korrekte Belichtungszeit ermitteln. Mit diesem Werkzeug haben Sie dann zusätzlich auch die Möglichkeit, bei komplizierten Lichtsituation nach dem oben angesprochenen Zonensystem zu messen.
Der Autor geht mit dem externen Belichtungsmesser direkt in die Schatten des Motivs hinein und nimmt eine Messung in Richtung Kamera vor (Lichtmessung via Kalotte). Bei diesem Motiv hätte man aber auch einfach den mittelhellen Boden anmessen können. Das Messergebnis wäre nahezu gleich gewesen.
Ein Ausschnitt aus dem Buch „Meine Erfahrungen Mit Der Leica“ von Paul Wolff aus dem Jahr 1934. „Belichte reichlich, entwickle kurz“ lautet auch hier das Credo, wenn es um bis in die Schatten fein abgestufte Tonwerte geht.
Verwandte Artikel
Auf dieser Internetseite wird immer mal wieder auf die richtige Belichtung von Filmen eingegangen. Das Thema ist keinesfalls trivial und selbst langjährige Fotografen scheinen hier oftmals noch in Unklarheit darüber zu fotografieren (zumindest, wenn man manche Forenbeiträge studiert). Folgende Artikel beschäftigen sich weiterführend damit:
- Die ISO-Einstellung an einer analogen Kamera
- Die EV +/- Einstellung oder: Automatisch Belichten bei Gegenlicht undSchnee
- Push & Pull Entwicklung / -Belichtung
- Der Handbelichtungsmesser und dessen Messmethoden
Weiterhin sei natürlich nicht verschwiegen, dass man natürlich auch einfach drauf los fotografieren kann, ohne dass man sich mit derlei Technik beschäftigen muss. Die meisten der berühmtesten analogen Fotografien sind sicherlich, rein technisch betrachtet, fehlerhaft und funktionieren dennoch hervorragend. Lesen Sie / Lies Dir auch die Kommentare durch. Hier gibt es teils auch konträre Meinungen zu meinen Vorschlägen.
Hallo Thomas,
ich habe eine Frage zu dem Bild mit den drei dunklen Baumwurzeln. Du schreibst, ein Technokrat hätte auf die Wurzeln belichtet, und dann eine höhere Stufe gewählt. Damit das Bild aber wie abgebildet aussieht, also schwarze Wurzeln, müsste man in eine niedrigere legen, also von V auf III, korrekt? Ich denke da an das Bild Deines Freundes auf dem Dachboden. Würde man in eine hellere legen, sähe das Bild ganz anders aus, korrekt?
Danke!
Viele Grüße von
André
Hallo André, wenn einem bei dem Bild mit den Baumwurzeln tatsächlich eine Zeichnung innerhalb dieser Torferde wichtig gewesen wäre, hätte ich hier tatsächlich eine Direktmessung (Punktmessung) auf die Erde gemacht und diesen gemessenen Wert auf Zone II oder gar III gelegt (um zwei bzw. drei Blenden knapper belichtet als vom Belichtungsmesser angegeben). So wie du es schreibst.
Dann wäre natürlich der Rest drumherum überbelichtet gewesen. Bei einem S/W-Negativfilm jedoch ist dies in diesem Rahmen und bei dem diffusen Umgebungslicht ja nicht das Problem.
Streng genommen, sollte man dieses Negativ dann verkürzt entwickeln. Bei diesem Motiv könnte man im Positivprozess jedoch auch eine etwas weichere Gradation wählen oder besser noch die Umgebung via Nachbelichten (Abwedeln) unabhängig von den Wurzeln auf die gewünschte Deckung bringen. Bei einer Bearbeitung via Computer wäre es ähnlich. Dann sähe das Ergebnis gleich aus, nur dass die Wurzeln mehr Zeichnung haben.
Die Sache mit der schwarzen Erde ist aber ein sehr spezielles Beispiel, da sie kaum Licht reflektiert. So etwas kommt kaum vor (schwarzer Bühnenmolton fällt mir hier nur ein).
Hallo Thomas,
Deinen Einwand zur Matrixmessung kann ich zum Teil nachvollziehen. Ich möchte auch nicht abstreiten daß man damit gute Ergebnisse erzielen kann. Leider funktioniert sie aber meist dann nicht wenn man sie am nötigsten braucht. In mehr oder minder extremen Lichtsituationen.
Im Gegensatz zur mittenbetonten Integralmessung kann man bei der Matrixmessung nicht nachvollziehen wie stark sie, wann, korrigierend eingreift. Das weiß nur derjenige welche sie programmiert hat. Deshalb schließe ich mich nach meinen eigenen Erfahrungen, ohne je irgendetwas mit Tier- oder Naturfotografie am Hut zu gehabt zu zu haben, den Aussagen von Fritz Pölking an. Ich fotografier(t)e allenfalls Hotdogs oder tote Katze für die Gastronomie.
http://fritz-poelking.de/wbuch/199801/index_d.htm
«Blieb‘ nur noch die Frage offen: Was tun, damit die Bilder richtig belichtet werden? Von meinen früheren Reisen nach Churchill und in die Antarktis wußte ich, das eine Belichtungskorrektur von 1.3 plus bis 2.0 Blenden plus meistens richtig war. Das gilt allerdings nur für die mittenbetonte Integralmessung oder die Spotmesung. Bei den modernen Mehrfeldmessungen muß man ganz vorsichtig sein, weil die einen Teil selber korrigieren, aber man nie genau weiß, wieviel sie korrigieren. Unter solchen extremen Belichtungsproblemen schaltet man diese Mehrfeldmessung am besten ab, und korrigiert die Belichtung – von der mittenbetonten Integralmessung ausgehend mit Hilfe von Handfläche (plus 1 Blende), Handlichtungsmesser (nicht Hand-belichtungsmesser), Graukarte und der Regel der ‚Sonnigen-16‘ (falls die Sonne scheint).»
Fazit: wer die volle Kontrolle über die Belichtung haben möchte sollte die Finger von der Matrixmessung lassen. Wenn es schnell in der Reportage gehen muß ist sie eine Arbeitserleichterung mit recht guter Trefferquote. Für die ruhige und exakte Belichtungsmessung ist sie aber Glückspiel. Oftmals funktioniert sie genial gut; man kann ihr aber nicht zu 100% vertrauen. Gerade bei Landschaftsaufnahmen (im Hochformat) mit viel (hellem) Himmel kommt sie häufiger an ihre Grenzen als man annehmen möchte. Spanne zum Versuch doch einmal einen Velvia in die Kamera und mache bei Deinem geliebten Milchglashimmel Landschaftsfotos mit tief liegendem Horizont. Ich wette, mehr als 50% der Aufnahmen sind trotz Matrixmessung deutlich zu dunkel.
Übrigens: viel Erfolg mit der Neufassung des Artikels; er ist es wert.
Hallo Frau Müller, danke für den Link! Ein interessanter Text ist das. Wenn es die Zeit zu lässt, werde ich den Text noch einmal überarbeiten bzw. auf die Kommentare / konträren Erfahrungen verweisen.
Hallo Thomas,
im Grunde ist der Artikel nicht schlecht. Leider scheinst Du aber beim Abfassen einen rabenschwarzen Tag erwischt zu haben.
Sehen wir einmal davon ab daß wir beide in Sachen Bestimmung der korrekten (besser gesagt passenden) Belichtung vielfach unterschiedlicher Meinung sind möchte ich dennoch auf die eine oder andere in meinen Augen sprachliche Entgleisung hinweisen.
Zitat (Thomas):
«Bei den meisten analogen Kameras ist der eingebaute Belichtungsmesser schlicht wenig zu gebrauchen, wenn man tatsächlich auf korrekt belichtete Fotografien Wert legt.»
Sei mir nicht böse, aber das ist in dieser Form schlicht nicht zu halten. Ein Belichtungsmesser ist ein Meßgerät. Wenn es richtig funktioniert dann zeigt es auch ordentliche Werte an. Man muß es nur richtig benutzen. Wieso soll ein (einfacher) eingebauter Belichtungsmesser wenig zu gebrauchen sein? Er unterscheidet sich im Grunde genommen nicht von einem Thermometer. Legt man dieses in die Sonne oder im Winter auf den Boden dann muß man sich auch nicht wundern wenn die angezeigten Werte fragwürdig erscheinen. Und unter uns, auch mit einem Handbelichtungsmesser kann man gehörig danebenliegen wenn man nicht weiß wie man damit umgeht. Also mein Ratschlag: vor dem Gebrauch des Belichtungsmesser nicht vergessen den Kopf einzuschalten, einerlei ob der sich in der Hand oder in der Kamera befindet.
Zitat (Thomas):
«Eine bessere und fortschrittlichere Methode zur Belichtungsmessung führten einige Kamerahersteller in den 1980er Jahren ein: Bei einigen Modellen gab es bereits eine sogenannte „Matrixmessung“»
Pardon, wenn ich hier ein wenig deutlich werde, aber das ist von allen fragwürdigen Aussagen der größte Blödsinn. Gerade die Matrixmessung liefert die unbrauchbarsten bzw. die am wenigsten nachvollziehbaren Werte welche man sich vorstellen kann. Kein Mensch außer dem Programmierer kann vorhersagen wie sie mißt bzw. gewichtet. In wahrscheinlich 60-80 % der Fälle funktioniert sie gut. Aber was ist mit dem Rest? Fotografen welche bis vor einigen Jahren mit Dias ihr tägliches Brot verdienen mußten werden Dir gerne weiterhelfen. Matrixmessung war und ist Blindflug! Manchmal trifft sie, manchmal nicht. Leider weiß man vorher nie wann.
Wer am einfachsten richtig messen will/wollte greift zur mittenbetonten Integralmessung. Hier bist Du mit Deiner Nikon ganz vorne mit dabei. Das ist und war eines der besten und zuverlässigsten Systeme. Mit ein wenig Erfahrung kann man damit sehr gut zurechtkommen. Auf jeden Fall einfacher und sicherer als mit jedem Handbelichtungsmesser. Immer vorausgesetzt natürlich daß man nicht zu faul ist mitzudenken.
Vorschlag: lese Dir alles in Gänze noch einmal in Ruhe durch und denke auch daran daß es Menschen gibt welche andere Motive, bei anderem Licht, als Du aufnehmen. Wenn Du den oftmals zu pauschalen Unsinn im Text entfernst dann wird das einer Deiner besten Beiträge werden.
Hallo Frau Müller, ein schönes Vergleich mit dem Thermometer ist das. Wie bei dem Artikel über Push / Pull muss ich hier sicherlich noch einmal ran. Einige Formulieren passen mir in der Tat nicht und ich habe zu sehr die Lichtsituation mit der Landschaft und dem Milchglashimmel im Hinterkopf. Der Artikel liegt dann noch einmal auf dem Stapel mit den zu Überarbeitenden.
Bei meinen bisherigen Erfahrungen mit der Matrixmessung erzielte diese immer die besseren Ergebnisse als eine ganz simple Integralmessung.
danke für den ausführlichen, schönen artikel. nur eine kleine anmerkung, bevor nerds darauf stossen und hämisch werden: die nikon FE ist ein zeitautomat mit mittenbetonter messung (60/40 %). die matrixmessung kam erst mit der nikon FA ins spiel!
Hallo Dan, ich weiß gar nicht mehr, wie ich darauf gekommen bin. Sicherlich hast du Recht und ich habe den Artikel entsprechend editiert. Besten Dank.
Hallo Thomas, Frage bitte: wieso messen Kameras unterschiedlich. Hab bei gleicher Blende, Belichtungszeit, Motiv, mit verschiedenen Kameras, Canon, Pentax, Nikon, zum teil unterschiedl. Messergebnisse, bis zu ein, eineinhalber Blende. Spielt es viell. eine rolle, wenn ich Festbrennweiten oder Zooms benutze ?
Viele Grüße,
Johann
Hallo Johann, dass verschiedene Kameras das Licht unterschiedlich messen, ist völlig normal und auch Anlass für diesen Artikel.
Die Methoden zur Lichtmessung sind bei den verschiedenen Kamera-Modellen unterschiedlich: Von der simplen Lichtzelle, die das gesamte Licht misst (aber die kleine schwarze Katze im Schatten des entfernten Baumes nicht sieht) über die Spottmessung (bei der man Kenntnisse im „Zonensystem“ haben- und händisch eingreifen muss) bis hin zur Matrixmessung (einer elektronischen Intelligenz, bei der automatisch gespeicherte Motivprofile intern und automatisch abgerufen werden). Die Kamera weiß nicht, ob dies da Vorne nun Schnee ist oder nur helles Gegenlicht. Im reinen Auto-Modus ist die Belichtungsmessung immer ein kleines Glücksspiel (insbesondere bei der sogenannten „Objektmessung“, bei welcher das vom Motiv reflektierte Licht gemessen wird [alle internen Belichtungsmesser nutzen diese Methode]). Moderne Digitalkameras (und einige neuere analoge) besitzen hier mit der Matrixmessung mittlerweile ein Werkzeug, auf das man sich besser verlassen kann als die simplen Lichtzellen, die in den meisten anderen, älteren Kameras verbaut sind. In welcher Position sind diese verbaut? Wie ist der Winkel / der Bereich, den sie zur Beurteilung des auftreffenden Lichtes verwenden? Für wie konservativ hat der Hersteller sie eingestellt? Gibt es altersbedingte Abnutzung? Man weiß es nicht. Ich belichte zumeist großzügig (z. B. auf den Boden) und fahre mit dieser Methode sehr gut.
Ich denke nicht, dass ein internes Messinstrument einen Unterschied zwischen Zoomobjektiv und Festbrennweite macht. Es „sieht“ nur das Licht, welches hinten ankommt.
Beste Grüße zurück!