Analoge kompakte Sucher Kamera: Die Agfa Selectronic S Sensor
Wer gerne analog fotografiert, wird sicherlich mehrere Kameras sein eigen nennen können. Je nach Einsatzzweck bieten sich unterschiedliche Systeme bzw. Filmgrößen an. Hier stelle ich einmal meine recht kompakte Messsucherkamera vor: Die Agfa Selectronic S. Als „Immer-Dabei-Kamera“, die man stets in der Tasche dabei führen kann, hat sie mir schon so manch interessante Fotografie beschert. Ich hatte weiland sogar meine Abschlussarbeit im Fotografie-Studium mit ihr angefertigt.
Ich benötige manchmal eine kleine „Immer dabei Kamera“, die ihren Platz ohne zu stören in der Schultertasche finden- und die man so stets bei sich führen kann. Natürlich gibt es viele analoge Kameras, die sehr leicht und kompakt sind. Allein: Entweder ist deren optische Qualität eher mittelmäßig, sie besitzen keinen Mess-Sucher zum Fokussieren oder sie haben nur eine Vollautomatik oder eine Blendenautomatik. Als anspruchsvoller Fotograf möchte ich jedoch eine größere Kontrolle über das Bild haben (Schärfentiefe, Belichtungskorrektur). Die Sache, dass man sich sozusagen einen Schärfebereich legen kann, ist ja auch für die (spontane) Street Photography relevant. Hier kommt die analoge Agfa Selectronic S Sensor als durchaus kompakte analoge Kamera ins Spiel. Sie scheint derzeit völlig unterbewertet bzw. recht unbekannt in entsprechenden Fotokreisen / Fotoforen zu sein (Stand: 2017).
Auf diesem Foto sehen Sie die Gute. Bei dieser analogen Agfa-Kamera handelt es sich um eine der ganz wenigen Messucher-Kompaktkameras mit Zeitautomatik: Man wählt die Blende vor und die Elektronik ermittelt dann die passende Zeit. Ganz einfach. Rein manuell kann sie allerdings nicht bedient werden. Jedoch kann man die (gemessene) Belichtungszeit noch etwas mit dem ASA-Einstellknopf verändern, was ich – der Belichtungskorrektur wegen – durchaus öfters tue (hierzu gleich mehr). Die Kamera ist sicherlich nur über Ebay beziehbar oder man findet sie mit Glück auf einer Fotobörse. Dabei sollte man sie nicht mit den Agfa-Selectronic-Modellen verwechseln, die keinen Messsucher (ohne „S“ bzw. ohne Mischbildentfernungsmesser) besitzen und / oder kein Solinar-Objektiv (sondern das einfachere „Apotar“).
Die Gebrauchtpreise sind derzeit so günstig, dass man hier gleich zum damaligen „Topmodell“ greifen kann. Dummerweise sorgen Artikel wie dieser dafür, dass ggf. die Gebrauchtpreise bestimmter analoger Kameras ansteigen. Zur Orientierung: Als dieser Blogbeitrag veröffentlicht wurde, lagen als funktionierend deklarierte Agfa Selectronic S Sensor Kameras (Solinar-Objektiv und Messsucher) bei ca. 35 €. Mittlerweile sind hier die Preise jedoch angezogen, wie es auch bei vielen anderen Analogkameras der Fall ist. Mir wäre ein tatsächlich funktionierendes Modell ca. 90 Euro wert. Kann der Verkäufer dafür garantieren, dass auch alles funktioniert (bis auf den Selbstauslöser), kann es durchaus auch etwas mehr sein. Die kritische Stelle ist hierbei ein „verharzter“ Transportmechanismus (eingerissene Perforation bzw. Rücktransport nicht möglich), dazu ganz unten mehr.
Unterschied zwischen den Modellen
Der Unterschied beider Typen noch einmal etwas klarer dargestellt:
- Agfa Selectronic S Sensor
Version mit dem Vierlinser „Solinar“ und mit Mess-Sucher zum exakten Fokussieren.
Das Solinar dürfte dem berühmten Zeiss Tessar entsprechen. - Agfa Selectronic Sensor
Version mit Dreilinser „Apotar“ und ohne Mess-Sucher
In meiner Praxis hatte ich übrigens immer recht abgeblendet fotografiert und zum Fokussieren das Prinzip „Zonenfokus“ genutzt, was bei Landschaften ohnehin sinnvoll ist. Dementsprechend würde mir vermutlich das einfachere Modell mit Dreilinser sogar reichen.
Bei dieser Fotografie nutzte ich die Skala am Objektiv zum Scharfstellen: Ich wählte dann eine höhere Blende vor, fokussierte ca. auf die Büsche im vorderen Hintergrund und erhielt somit eine Schärfe vom Vordergrund bis zur Ferne. So etwas kann man mit den meisten kompakten Kameras nicht machen, da die meisten die Blende selbst einstellen wollen („Blendenautomatik“) und daher schätze ich die Agfa Selectronic S Sensor so sehr, denn sie besitzt eine simple „Zeitautomatik“ (Blende vorwählen → die Belichtungszeit wird automatisch ermittelt).
Scharf stellen
Mit dieser kleinen analogen Sucherkamera ist es durchaus möglich auch die Schärfentiefe zu bestimmen. Dies ist mir wichtig, denn ich fotografiere viel Landschaften und da benötige ich oftmals eine hohe Schärfentiefe. Doch auch in der sogenannten Street Fotografie spielt dies eine Rolle: Hier legt man sich die Schärfentiefe fest (z. B. von 2 Meter bis 8 Meter) und schießt aus dem Handgelenk heraus. Denn man hat bei spontanen Streets für den Decisive Moment (H. Cartier-Bresson) freilich keine Zeit, zunächst per Auge zu fokussieren.
Natürlich kann man mit der Agfa-Selectronic S Sensor auch punktuell scharf stellen! Man fokussiert hier anhand des integrierten Messsuchers. Auf dem obigen Bild sehen Sie eine grafische Simulation, wie so etwas bei meiner Immer dabei Kamera funktioniert: Zwei Doppelbilder müssen sich exakt überlappen, dann stimmt der Fokus. Weiterhin befindet sich im Sucher ein Zeiger, der die derzeitig gemessene bzw. genutzte Belichtungszeit anzeigt sowie die eingestellte Blende.
Bei der Grafik hat sich leider ein Fehler eingeschlichen: Tatsächlich verschiebt sich das Bild natürlich nur innerhalb des grünen Punktes (und nicht alles), wenn nicht exakt scharf eingestellt ist.
Hier sehen Sie die Oberseite dieser Kamera und ein Handabzug, welcher von einem Negativ der Kamera gemacht worden ist. Charakteristisch für das alte Agfa-Design ist der rote Punkt bzw. Knopf. Damit ist ein recht „sanftes“ Auslösen möglich, um auch bei eher langen Zeiten nicht zu verwackeln – so zumindest die Lesart des Herstellers.
Mir waren die auf dem Objektiv angegebenen Werte für das Scharfstellen nach dem „Zonenfokus“ (Schärfentiefe einstellen) nicht „konservativ“ genug und ich überklebte diese mit eigenen Werten aus einem Schärfentiefe-Rechner. Bei Landschaftsaufnahmen nutze ich den Messsucher sehr selten. Ich blende einfach auf 11 ab, stelle das Objektiv auf 5 Meter und dann ist alles von ca. 2,5 Meter bis Unendlich scharf, fertig. Die Original-Angaben sind da noch großzügiger. Das funktioniert bei 9×12-Abzügen durchaus. Vergrößert man die Negative jedoch auf z. B. 30×40 cm wird man dann Unschärfen im Vorder- bzw. Hintergrund feststellen. Ich hatte sogar einmal ein Fotografiestudium absolviert. Meine gesamte Abschlussarbeit hatte ich allein mit der kleinen Agfa gemacht. Es muss freilich keine Leica oder eine große Mittelformat-Spiegelreflexkamera sein.
Zwei Beispielbilder. Das Schöne an solch einer kleinen Kamera: Man hat sie immer dabei. Es muss für solche Motive nicht unbedingt eine (schwere und große) Spiegelreflexkamera sein.
Das Objektiv
Das Objektiv dieser kompakten analogen Kamera ist ein vierlinsiges und natürlich vergütetes „Solinar“ nach dem berühmten Tessar-Prinzip mit der Brennweite von 45 mm und einer Lichtstärke von 1:2.8. Viele Modelle der Agfa Selectronic wurden seinerzeit auch mit dem einfacheren „Apotar“ ausgeliefert. Diese sind gebraucht günstiger. Falls möglich sollte man zu der Version mit dem scharfen Solinar greifen. Zudem besitzen die Versionen mit dem einfacheren Apotar-Objektiv offenbar gar keinen Messsucher:
Aufnahme mit dem Solinar-Objektiv bei recht kurzem Abstand zum Porträtierten: Ohne präzisem Messsucher wäre diese Aufnahme nur mit Glück gelungen (Entfernung schätzen). Meine Agfa Selectronic ist korrekt justiert. Das vergütete Solinar ist im Kleinbild auch bei geöffneter Blende zumindest im Zentrum sehr scharf. Die Aufnahme gelang ganz schnell aus dem Stegreif. Bei dem Porträt stimmt für mich alles (nur ärgere ich mich, dass der hintere Baum direkt „aus dem Kopf wächst“, aber das hatte ich in der Eile der fixen Aufnahme übersehen). Die Ränder bei dieser Fotografie hatte ich später etwas nachbelichtet (→ Ränder nachbelichten).
elektronische Belichtungssteuerung
Die Belichtung erfolgt elektronisch. Daher sind zwei Batterien nötig. Hierbei handelt es sich jedoch um die berüchtigten Quecksilber-Knopfbatterien (je 1,35 Volt), die es heute nicht mehr frei zu kaufen gibt. Aber: Ich nutze einfach zwei normale 1,5 V Batterien und das funktioniert genau so gut.
Ich nutze einfach Alkaline-Batterien in der Größe PX625A von Varta. Sie besitzen eine Spannung von 1,5 Volt und man kann sie neu problemlos erwerben. Ich habe mit diesen Batterien keine Probleme festgestellt, was die Belichtungsmessung anbelangt.
Es gibt jedoch auch Ersatz-Zellen der Marke »WeinCell«. Solche Batterien liefern kontinuierlich die 1,35 Volt. Vermutlich handelt es sich bei den vielerorts angebotenen Hörgeräte-Batterien jedoch um das Gleiche. Aber hier fehlt mir das Hintergrundwissen.
Die Belichtungszeiten werden – je nach Lichtverhältnis – elektronisch von 1/500 Sekunde bis hin zu ca. 20 Sekunden gesteuert. Somit kann man mit dieser Kamera auch Nachtaufnahmen anfertigen. Denn die Agfa Selectronic besitzt zum einen ein Stativanschluss und zudem einen Anschluss für einen Drahtauslöser. Sie ist also weit mehr als eine kleine Knipse!
Für dieses recht imposante Beispielbild mit Gegenlicht richtete ich die Kamera zunächst auf den Boden und las die angezeigte Belichtungszeit ab. Nachdem ich sie wieder in die ursprüngliche Position brachte, zeigte sie mir plötzlich eine viel kürzere Belichtungszeit an. Mittels dem ISO-Regler regelte ich diese wieder auf den zuvor gemessenen Wert herunter und nur so gelingt solch eine Fotografie mit alle den vielen Schattierungen, wenn man keine anderen manuellen Eingriffe vornehmen kann. Der Himmel wurde später übrigens im eigenen Labor nachbelichtet, daher ist er so dominant abgebildet. Mit solch einer einfachen und kleinen Sucherkamera gelingen also durchaus auch anspruchsvollere Fotografien.
Ähnlich verhielt es sich beim nächsten Motiv:
Bei dieser Aufnahme musste ich die Kamera etwas überlisten: Das Gegenlicht des hellen Fensters hätte die Kamera zu einer zu kurzen automatische Belichtungszeit „überredet“. Das Bild wäre unterbelichtet, die Person nur als Silhouette abgebildet. Ich drehte den ISO-Regler also um zwei volle Werte runter (von eigentlch 100 ASA auf 25) und erhielt durch diese Belichtungskorrektur ein Foto, bei welchem auch die Schatten gut durchgezeichnet sind. Das Fenster „überstrahlt“ dann natürlich, was dem Motiv jedoch nicht abträglich ist. Ich weiß es noch: Ich setzte die Agfa auf die Lehne eines Sessels und löste aus: Denn sie belichtete dann in diesem Raum recht lang. Durch das Absetzen verwackelte nichts. Vorher stellte ich mittels dem Messsucher einfach auf die Nasenspitze scharf.
Hinweis: Die Agfa Selectronic S Sensor besitzt im Bildfenster (gemeint ist der innere Bereich, wo der „Frame“ des Negativfilmes aufliegt) rechts und links kleine Kerben (wie bei den Hasselblad-Kameras). Vergrößert man ein Foto mit schwarzem Rand (wie das obige) würden diese Kerben mit abgebildet sein. So etwas stört mich und ich hatte diese „Einschnitte“ mit ganz dünnem Klebeband abgedeckt.
Bei diesem Foto sieht man sehr schön besagte Kerben: Sie sind im Negativ (oder im nicht beschnittenen Positiv) einmal links und gleich dreimal rechts zu sehen. Was sich die Konstrukteure dieser Kamera wohl dabei gedacht hatten?
Sonstige Besonderheiten
Ich besitze zudem noch einen passenden Gelbfilter und eine Sonnenblende. Diese Gegenlichtblende ist jedoch nicht unbedingt erforderlich, da die Frontlinse des Objektives ein gutes Stück „versenkt“ eingelassen ist: Das Objektiv besitzt also sozusagen eine eingebaute Sonnenblende. Der Fotoapparat kommt normalerweise auch in einer schönen Kameratasche, die gleichfalls kompakt ist. Die Agfa Selectronic S Sensor besitzt kein Filtergewinde: Es müssen Steckfilter (32 mm) verwendet werden. Auf dem Bild sehen Sie auch noch ein selbst entwickeltes Bild bzw. ein Foto mit dieser Agfa Sucherkamera gemacht. Die optische Qualität ist, etwas abgeblendet, genau so gut wie bei einer größeren und schwereren Spiegelreflexkamera mit hochwertigem Objektiv.
Hier sehen Sie einmal die Rückseite dieser kompakten analogen Immerdabei-Kamera. Der Kleinbildfilm wird einfach in die rechte Vertiefung gelegt und dessen Lasche in einen Schlitz links eingesteckt. Unter dieser Abdeckung (die man hoch klappen kann) sitzen eine Walze und Zahnräder, die den Film sicher transportieren. Was man auf dem Foto nicht sehen kann: Neben dem Objektiv bzw. neben dessen Rücklinse sitzen vier blanke Schrauben. Diese hatte ich mit winzigen Schnipseln aus mattem schwarzem Papier überklebt, damit es im Innern der Kamera nicht zu ungewollten Lichtreflexionen kommt.
Der Spannhebel, das ist das Besondere an dieser kleinen analogen Kamera, sitzt unterhalb des Gehäuses. Diese Konstruktion wurde wohl so zugunsten der geringen Maße arrangiert. Auch das Bildzählwerk befindet sich am Boden der Agfa Selectronic S Sensor. Es gibt keine Kurbel zum zurückspulen des Films: Stattdessen muss nach der letzten Belichtung ein Hebel umgelegt werden. Dann dient nämlich der Spannhebel zum Zurückspulen.
Weiterhin besitzt die Kamera eine Testfunktion für die Batterien und einen Selbstauslöser. Bei wirklich allen meiner bisherigen Agfa-Selectronic-Kameras war jener Vorlauf allerdings defekt bzw. zeigte keine Wirkung. Schade, denn solch ein Selbstauslöser ersetzt auch einen Drahtauslöser.
Natürlich lässt sich auch ein Blitz anschließen / aufstecken, und zwar mittels „Hot Shoe“. Hierbei wird ein kleiner Schalter betätigt, der die Belichtungszeit fest auf den Wert 1/60 Sekunde einstellt (beim Blitzen mit der analogen Kamera ist die Belichtungszeit für das angeblitzte Motiv nicht relevant, sondern nur die Blende). Erweiterte „Blitz-Techniken“ wie das Steuern der Helligkeit des Umgebungslichtes (durch eine länger / kürzere Blitzsynchronzeit) sind mit dieser Kompaktkamera jedoch leider nicht möglich.
Hier steckte ich einfach einen Blitz-Funkauslöser oben auf den „Hot Shoe“ der kleinen Selectronic. Das Blitzgerät lag rechts auf einem Fensterbrett: Ganz einfaches entfesseltes Blitzen. Nebenbei: Ich hatte auch einen ganzen Artikel über das Blitzen mit analogen Kameras geschrieben. Bisweilen sind mit Kunstlicht wirklich interessante Projekte realisierbar.
Vielleicht fragen Sie sich auch, was das für zwei runde Fensterchen auf der linken Seite der Kamerafront sind: Das eine ist der Belichtungsmesser. Man sollte darauf achten, dass man hier beim Auslösen nicht aus Versehen den Finger darüber hält. Und hinter dem anderen Fenster sitzt ein Lämplein, welches ständig leuchtet, wenn ausgelöst wird. Da diese Agfa-Kamera auch Langzeitaufnahmen beherrscht, kann diese Lampe dementsprechend lange leuchten. Mich hatte dies gestört und ich deaktivierte sie (versierte Bastler können die Kopfplatte der Kamera leicht abnehmen).
Agfa Selectronic S + color-solinar 2,8/45mm paratronic | Agfa Selectronic sensor Sucherkamera mit Apotar 45mm 1:2.8 35mm Kompaktkamera | AGFA Selectronic S Sensor Messsucherkamera - SNr: XK4802BE | Agfa Selectronic 2 | Agfa Sensor Selectronic & Agfa Color Apotar Objektiv 42mm 1:2,8 | Agfa Selectronic 3 mit Agfa Color Multi-Coatetd 1:1,4 f=50mm Bajonett PK - 61840 | AGFA Selectronic S Sensor Messsucherkamera - SNr: 3152 | AGFA Selectronic S Sensor Messsucherkamera - Bastlergerät - SNr: XI2809BE |
€ 39,00 | € 29,99 | € 59,00 | € 50,00 | € 49,99 | € 99,00 | € 59,00 | € 59,00 |
Festpreis bei Ebay | Festpreis bei Ebay | Festpreis bei Ebay | Festpreis bei Ebay | Festpreis bei Ebay | Festpreis bei Ebay | Festpreis bei Ebay | Festpreis bei Ebay |
Bedienungsanleitung
Eine Bedienungsanleitung findet sich über archive.org als PDF-Datei.
Bildbeispiele
Wie gesagt: Die Selectronic S ist eine sehr zu empfehlene kompakte analoge Immerdabei-Kamera für höhere Ansprüche. Ihr Objektiv (das Solinar) ist von sehr guter Qualität. Die Belichtungsmessung ist in Ordnung, jedoch technisch recht simpel. Ich messe zur Belichtungsmessung oft den Boden an und nutze die ISO-Einstellung als Belichtungskorrektur. Daher hatte ich den ASA-Kalibrierknopf etwas modifiziert, damit ich ihn besser (ohne Münzstück) bedienen kann. In diesem Artikel erkläre ich genauer, wie man mit so einer analogen Kamera „richtig“ belichtet. Anhand von doch durchaus qualitativ hochwertigen Bildbeispielen sehen Sie, dass diese doch recht wenig populäre Kamera ein kleiner Schatz ist, den ich – ob der kompakten Maße – öfter mal einfach nur so in der Tasche bei mir führen kann:
Die Beispielbilder lassen sich per Mausklick noch vergrößern. Es handelt sich um Scans von eigenen Handabzügen aus dem S/W-Labor mit entsprechenden Bearbeitungen (Nachbelichten / Abwedeln, Gradationssplit). Das letzte Beispielfoto hatte ich auch in diesem Artikel verwendet, wo es um einen Qualitätsvergleich Scan↔Print ging. Dort können Sie es sich auch in einer sehr hohen Auflösung herunter laden.
Alle Bilder sind auf Agfa APX 100 entstanden (siehe auch Agfaphoto APX 100) und wurden entweder in Kodak Xtol oder D76 entwickelt (1+1-Einmalansatz). Wie man anhand der Bilder sieht, muss es freilich keine Leica sein, um qualitativ hochwertige Fotografien anfertigen zu können (wenn noch einmal das Prinzip Kleinbild-Messsucherkamera angesprochen werden soll). Das Solinar der Selectronic bildet ebenfalls sehr scharf ab.
Von meinen Bildern mit dieser Kamera hatte ich auch sehr hochwertige Barytabzüge auf Fotopapier im eigenen Labor (bzw. im Badezimmer) angefertigt.
Ich habe auch einige Fotos auf Farbfilm aufgenommen:
Öffnet man die Vorschaubilder, sieht man sehr gut, welche Qualität mit dem Objektiv der Agfa Selectronic S Sensor (das Solinar) möglich ist: Etwas abgeblendet ist es knackscharf und kontrastreich (auch in den Ecken) bzw. muss sich nicht vor anderen verstecken. Fotografiert wurde hier auf einem Fuji C200 Film. Diese Negative hatte ich mit der Digitalkamera abfotografiert und im Anschluss mit Negmaster umgewandelt. Die Kamera ist kein Spielzeug: Damit lassen sich durchaus „ernst gemeinte“ Ausstellungsansichten anfertigen. Sie ersetzt mir oft die größere und schwerere Spiegelreflexkamera auf Ausflügen und Reisen.
Hier noch ein Detailausschnitt:
Die Auflösung eines Farbfilm mit 200 ASA (Fuji C200) ist genügend hoch, um auch größere Drucke anfertigen zu können. Das Solinar zeichnet scharf und kontrastreich.
Hatte ich oben etwas von „Street“ geschrieben, ist diese kleine analoge „immer dabei“ Kamera natürlich auch geeignet, sie auf Ausflügen ins Grüne mitzunehmen. Dies ist dann eher mein Sujet, siehe Beispielbilder. Einen größeren Fotoapparat habe ich da selten spontan zur Hand.
So schaut die Kamera aus, wenn die Bodenplatte abgeschraubt ist: reine Mechanik.
Die Agfa-Kamera taucht manchmal bei Ebay auf. Bei vielen Modellen ist das „Getriebe“ zum Bildtransport verharzt, was sich aber relativ einfach durch Öffnen der Bodenplatte bzw. durch ein etwas rabiateres Bewegen der Mechanik darunter beheben lässt. Ein typisches Indiz hierfür: die Filmführungsritzel reißen die Perforation ein, nachdem sie sich nicht mehr bewegen möchten. Dieser Fehler lässt sich nicht ohne Film feststellen bzw. kann daher auch bei als tadellos verkauften Modellen vorhanden sein.
Weiterhin sollte man eher nicht die einfachere Version mit dem „Apotar“ als Objektiv und ohne Messsucher wählen, solange die Versionen mit dem Solinar noch recht günstig (s. o.) erhältlich sind. Einen älteren deutschsprachigen Artikel über diese Kamera findet sich an dieser Stelle der Datenautobahn – da nicht mehr online über archive.org abrufbar.
Alternativen
Es scheint tatsächlich nur sehr wenige eher günstige kompakte spiegellose analoge Kameras zu geben, welche die Voraussetzungen erfüllen:
- a) Messsucher (zum Scharfstellen nach Auge und nicht zum Schätzen)
- b) modernes, vergütetes Objektiv (min. Vierlinser)
- c) gekoppelter interner Belichtungsmesser
- d) Zeitautomatik (Blende vorwählen, Belichtungszeit automatisch)
Das Ganze soll natürlich handflächenklein sein und kein klobiger Apparat.
Bei diesem Motiv (Kodak Gold) brauchte ich einen Messsucher zum Scharfstellen. Schätzen ging hier nicht.
Die Minox 35 ist zwar so schön klein und leicht. Auch das Objektiv ist spitze. Leider muss man hier die Entfernung schätzen bzw. kann hier (wie bei der Rollei 35) nicht nach Sicht fokussieren.
Als Messsucher-Alternative ist mir hierbei lediglich bekannt die Voigtländer VF 101 – und diese leider auch nur via Datenblatt. Doch diese Kamera scheint, rein technisch, mit der hier vorgestellten Agfa Selectronic mit zu ziehen. Zudem ist sie derzeit via Ebay eher günstiger zu erwerben als die Agfa mit ihrem Solinar. Für mich käme auch die berühmte Rollei 35 in Frage. Sie hat aber keinen Messsucher. Man muss die Entfernung schätzen. Daher ist sie für mich nur für Landschaftsfotografien relevant, nicht aber für Nahaufnahmen (Porträts), bei denen bei eher offener Blende genau fokussiert werden muss. Und natürlich wäre in diesem Zusammenhang die Olympus XA zu nennen (die erste Version – tatsächlich nur die erste Version ohne zusätzliche Zahl im Namen). Sie ist noch kompakter, weil sie flacher ist. Allerdings scheint mir deren Objektiv leicht zu vignettieren und ich weiß nicht, ob es generell die hohe Leistung des Solinars erreicht (was Detailvergrößerungen und Eckenschärfe anbelangt).
„Man sollte darauf achten, dass man hier beim Auslösen nicht aus Versehen den Finger darüber hält.“
In einer Gegenlichtsituation kann man allerdings auch bewusst den Finger ein Stück vor das Fenster halten und die Kamera so „manuell“ auf eine längere Belichtungszeit herunterregeln, weil die Kamera dann denkt, es sei insgesamt dunkler. Mit der Anzeige im Sucher kann man das dann auch ganz gut kontrollieren.
Das erspart es einem für einzelne Aufnahmen am ISO-Rädchen drehen zu müssen.
Super Tipp! Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Man könnte auch für solche Situationen Folie oder die Sonnenbrille vor den Sensor halten.
Hallo zusammen,
Ich möchte hier eine kurze Anleitung geben, wie man bei dieser Kamera den Messsucher justiert – ich habe stundenlang nach dieser Info gesucht und musste schließlich selber herausfinden wie es geht, die Allwissenheit des Internets stieß hier an seine Grenzen.
Die Justage erfolgt NICHT wie hier in einem Kommentar gemutmaßt vorne am Objektiv. Dort befinden sich zwar unter der ringförmigen Abdeckung um die Linse herum drei Schrauben, diese haben aber definitiv nichts mit dem Messsucher zu tun. Ich vermute, man kann durch lösen dieser Schrauben möglicherweise die Entfernungsskala verstellen.
Zum Justieren des Messsuchers die Oberseite der Kamera abnehmen (je eine Schraube links und rechts am Gehäuse). Beim Abnehmen aufpassen, dass man das Kabel zum Blitzschuh nicht abreißt. An der rechten abgeschrägten Seite des Sucherblocks, auf Höhe der Messsucheröffnung, sieht man eine große Federschraube. Oberhalb und links dieser Federschraube befinden sich – u.U. nicht auf den ersten Blick als solche erkennbar – zwei winzig kleine Schrauben, die im Werkszustand mit grauem Schutzlack fixiert sind. Mit diesen zwei kleinen Schrauben justiert man den Messsucher horizontal und vertikal. Ein sehr kleiner Uhrmacherschraubendreher wird dafür benötigt. Sehr wichtig ist, die Schrauben danach wieder mit Schutzlack zu fixieren, ansonsten verstellen sie sich bei der kleinsten Erschütterung von selbst.
Hallo und vielen Dank für die weiteren wertvollen Hinweise!
One remark, if you experience hard winding with your “new” camera or you cannot switch for reverse gears, do not try to force, just open bottom lid and disassembly gears. An old grease may work like plastic particles, which block mechanisms. After cleaning, there is a need to apply high viscosity grease. It was a case with my camera. Now it works fine.
Thank you. I had the same problem with old grease with this camera type.
Vielen Dank für diesen Artikel und die Mühe, die Sie sich darin gemacht haben. Es inspirierte mich, eine Kamera zu kaufen und sie für den täglichen Gebrauch zu verwenden. Es war eine großartige Wahl! Frohes neues Jahr!
Nun habe ich die Kamera schon eine Weile und der erste Probefilm ist durch, ein normaler Kodak Gold 200. Das Objektiv ist wirklich sehr gut und die Kamera ist extrem leise. Sie hat kein schnarrendes Aufzugsgeräusch, sondern es klingt förmlich gleitend. Um den Auslöser zu hören, muss man schon ganz nah an der Kamera sein. Sie macht einen sehr robusten Eindruck und bei meiner habe ich eine schöne weinrote Ledertasche dazu bekommen, die wohl von einem zumindest damals renomierten Taschenhersteller gemacht wurde. Sieht ein wenig aus wie eine Damenhandtasche mit Objektivköcher. Aber es gibt für mich auch eine negative Seite, für die Du ja eine Lösung hast: die Korrektur der Belichtung. Ohne Münze (oder was ähnliches) lässt sich die Filmempfindlichkeit nicht verstellen. Ich werde mir entweder da auch noch was in den Schlitz einkleben oder einpassen oder die Kamera erstmal beiseite stellen. Aber dafür ist sie eigentlich zu schade. Ich habe noch ein paar andere Messsucherkameras mit Automatik, eine Rollei XF35, eine Canonet 28, eine Olympus XA und eine Yashica Electro 35 GSN. Die Rollei und die Canon haben eine Art Messspeicher, indem man was anvisiert, den Auslöser halb drückt und dann wird der Wert gespeichert, mit dem man auslösen will. Die Olympus hat einen Schalter oder einen bedienbaren (naja, ziemlich fitzelig) Iso-Versteller. Bei der Yashica muss ich es zwar wie bei der Agfa machen, aber da lässt sich das Iso-Rad ohne Werkzeug verstellen.
Der Sucher ist übrigens toll, mit Blendenanzeige und ungefährer Belichtungszeit. Die Yashica lässt mich bis auf Überbelichtung oder wenn es länger als 1/30 wird, völlig im Dunkeln. Ich weiß noch nicht so recht, wie es mit mir und der AGFA weitergeht. Aber eine schöne Kamera ist sie auf jeden Fall. Und ohne Deine Seite wäre ich nicht drauf gekommen. Die anfänglichen Batterieprobleme hatte ich ja gelöst. Die Anzeige, ob die Batterien noch genügend Spannung haben, geht übrigens bei meiner nicht. Aber das ist nun wirklich kein Beinbruch.
Hallo Thomas, ja eine klassische Mess-Speichertaste für eine gemessene Belichtung auf eine Fläche mittlerer Eigenhelligkeit wäre sehr praktisch bei dieser Kamera. Danke für deinen Beitrag!
Noch etwas habe ich festgestellt. Wenn die Blende bei 2,8 bis auf Anschlag gedreht ist, fällt der Zeiger bei der Belichtungszeit etwas ab. Ich weiß nicht, ob das nur bei meiner ist oder ob das allgemein so zu finden ist.
Bei mir verhält sich Blendensteuerung und Zeiger deckungsgleich bzw. normal.
Soweit ich mich erinnere, wird der Belichtungsmesser an die je eingestellte Blende mittels getönter Drehscheibe vor dem Messelement im Innern der Kamera angepasst (runder, dunkler werdender „Gaufilter“) Hier müsste ein Fehler vorliegen bzw. das müsste man sich ansehen. Kann aber auch sein, dass ich das jetzt mit einer anderen Kamera verwechsele, die ich mal justierte.
Der Vorlauf geht nicht. Der Hebel schnappt einfach nach oben, wenn ich den Auslöser drücke. Aber der war mir nicht so wichtig. Bin jetzt gespannt auf den Probefilm.
Auf die Kamera bin ich über Deine Seite gekommen. Vielen Dank! Für das Alter ist die Kamera ganz gut verarbeitet. Wenn ich die mit der Beirette electronic vergleiche, die ich auch habe, sind da Welten dazwischen. Dabei bietet die Ähnliches, nur ohne Messsucher. Und natürlich das Objektiv. Das ist bei der Agfa wohl auch besser.
Bei mir verhält es sich auch so mit dem Vorlauf. Denke, da wird sich in der langen Zeit bei wohl jedem Exemplar etwas zersetzt haben. Schade, denn er erspart den Drahtauslöser, wenn man die Kamera z. B. auf einer Kirchbank absetzt. Denn ich schätze die Kamera wegen dem Minimalismus bzw. möglichst wenig mitnehmen und trotzdem Bilder in „Spiegelreflexqualität“ erhalten, zumindest bei den Modellen mit dem Solinar-Objektiv. Wichtig ist jetzt, dass Messsucher und Objektiv tatsächlich die selbe Schärfe einstellen. Das kann man mit einer kleinen Mattscheibe und Lupe auf der Filmebene prüfen. Morgen geht’s an die Ostsee. Ich nehme da nur die kleine Selectronic mit und ein Schnurstativ. So habe ich wenig zu tragen.
Ich habe nun endgültig den Übeltäter gefunden. Und zwar der Kontakt, der im Batteriefach ganz hinten ist, den muss ich etwas nach vorn biegen, sonst kommt nur ein unzureichender Stromfluss zustande. Ist der da, geht alles wie es soll.
Den Vorlauf habe ich noch nicht getestet. Der ist ja bei vielen alten Kameras ein Problem. An meiner geliebten Werra 3 habe ich den auch nur unzureichend in Gang gebracht. Aber bei der Kamera teste ich es mal.
Der Messpunkt vom Messsucher könnte etwas besseren Kontrast haben. Da bin ich von der Werra mit ihrem Schnittbildmesssucher sehr verwöhnt. Und an der Rollei XF 35 ist er auch sehr gut zu sehen.
Prima, dass es nun funktioniert. Um den Messpunkt kontrastreicher zu bekommen, kann man eine leicht getönte Folie vor das primäre Sucherfenster kleben bzw. damit etwas experimentieren. Der Suchpunkt sollte dann heller erscheinen.
Und noch mal ein Update. Es sind wohl tatsächlich die Batteriekontakte. Die werde ich noch gründlich reinigen. Nach ein wenig rubbeln an einem Kontakt ging der Messzeiger wieder und der Verschluss ging auch. Mit dem Finger hatte ich die Messzelle zugehalten, dann blieb der Verschluss einige Sekunden offen.
Gruß Thomas
Hallo Thomas, verspäte mich etwas mit der Antwort. Ich glaube, ich hatte meine Batteriekontakte damals auch mit feinem Sandpapier abgeschmirgelt. Das ist bei solchen Geräten nicht zu verachten (z. B. mein Blitz lud danach deutlich schneller nach). Schön, dass sich jetzt etwas tut. Eine Frage: Geht bei dir der Vorlauf (Selbstauslöser)?
Noch eine Ergänzung zu vorhin: Wenn ich den Hebel im Blitzschuh nach vorn schiebe, ändert sich sofort die Anzeige im Sucher auf 1/30 s. Das ist also nicht das Problem. Ohne Batterie scheint die Kamera immer die gleiche Zeit auszulösen (vielleicht die 1/30). Und nun habe ich nach dem hineinschieben des Batteriehalters festgestellt, dass nichts mehr angezeigt wird. Vielleicht kommt nicht genügend Kontakt zustande, dass die Belichtungsautomatik nicht richtig funktioniert und die Lämpchen natürlich auch nicht. Ich werde mal die Deckkappe abschrauben und versuchen, die Batteriekontakte nachzubiegen und auch zu kontrollieren, ob die Kabel, die am Batteriefach dran sein müssen, auch wirklich dran sind. Korrodiert ist im Fach nichts und die Batterien sind neu.
Gruß Thomas
Hallo, ich habe ein schönes Exemplar bei ebay erstanden. Die Transportmechanik scheint gut zu gehen. Nur der Verschluss scheint offenbar immer die gleiche Zeit zu nehmen. Frische Batterien sind drin (Testlampe geht aber nicht). Der Zeiger im Sucher zeigt auch ungefähr brauchbare Zeiten an (verglichen mit Handbelichtungsmesser). Allein der Verschluss ist gefühlt immer gleich lang offen. Auch im düsteren oder Dunkeln. Und das Lämpchen, was leuchten müsste, wenn der Verschluss offen ist, leuchtet nicht. Meine Vermutung: die Kamera „denkt“, es ist ein Blitz drauf. Aber der Hebel dafür ist nicht vorn. Kann es noch andere Ursachen geben?
Gruß Thomas
Hallo Thomas, Danke für den tollen Beitrag!
ich hätte zwei Frage zu meiner neu erworbenen Agfa Selectronic S sensor.
Welche Batterien genau müssen denn verwendet werden? Ich habe es mit Varta V13GA/LR44 versucht und diese sind leider von der Größe her zu klein.
Zur zweiten Frage:
zu dem ändert sich im Messsucher leider nichts, wenn ich die Entfernung am Objektiv verstelle. Alles was innerhalb des grünen Punktes doppelt zu erkennen ist, bleibt doppelt. Ist die Funktion kaputt oder mache ich irgendetwas falsch?
Liebe Grüße,
Niklas
Hallo Niklas, ich verwende Batterien von der Größe „625“. Die gibt es heute auch noch und heißen dann z. B. „PX625A“. Allerdings gibt es sie nicht mehr als Mercury-Version, also Quecksilber, im offiziellen Handel. Meiner Erfahrung nach funktionieren hier auch die heute erhältlichen Alkaline-Batterien, wenn man sie früh genug austauscht, bevor die Spannung zu sehr absinkt. Vermutlich gibt es auch passende Hörgeräte-Batterien in dieser Größe.
Wenn der grüne Punkt doppelte Konturen zeigt, müssen sich diese beim Drehen des Entfernungseinstellringes des Objektives sichtbar bewegen (bis hin zur Deckung). Ist dies nicht der Fall, scheint es hier einen Defekt zu geben.
Viele Grüße zurück!
Ich bin inzwischen auch stolzer Besitzer einer Selectronic S, frage mich aber ob es möglich ist mit ihr eine Doppelbelichtung durchzuführen. Hat da jemand Erfahrung oder Tips, mit der Rückspulfunktion müsste es doch eigentlich klappen, oder?
LG Christoph
Hallo Christoph, das funktioniert so leider nicht (im Gegensatz zu vielen anderen Kameras), weil durch das Aktivieren des Rückspulmechanismus gleichzeitig der Verschluss gesperrt wird: Man kann nicht mehr Auslösen. Um wieder in den „normalen“ Betrieb zu kommen, müsste man zudem die Rückwand öffnen.
Hallo,
erstmal vielen Dank für den super Artikel und auch den regen Austausch in den Kommentaren. Ich habe mich deshalb auch in die Kamera verguckt.
Erstmal ein Tip: Bei meiner ersten Selectronic S ging das Rückspulen nicht. Den R Hebel konnte ich zwar einrasten, aber der Film wurde nicht zurückgespult. Nach einer Dunkelsackaktion habe ich die Bodenplatte abgenommen. Siehe da, ein zerbröseltes Plastikteilchen (ich vermute von dem V Mechanismus) hatte sich unter dem Zahnrad verklemmt, was durch den R Hebel mit den anderen Zahnrädern in Eingriff gebracht wird. Das war dann schnell entfernt und sie ging wieder.
Jetzt noch eine Frage, auch wenn diese vor einiger Zeit anscheinend schon einmal aufkam: Bei meiner zweiten Selectronic S scheint alles zu laufen, die Verschlusszeiten klingen auch plausibel. Aber: Der Zeiger im Sucher für die Belichtungszeiten bewegt sich nur minimal zwischen dem Stativ und der 30, egal wie hell es ist. Hat da jemand eine Idee?
Viele Grüße,
Thede
Hallo und danke für den Hinweis mit dem Plastikteilchen. Ich würde bei meinen rudimentären Elektrokenntnissen versuchen, irgendwo in der Nähe des Zeigerinstrumentes „herum zu drehen“. Vielleicht gibt es dort Potis (weiß ich nicht mehr). Entweder sind diese träge oder das Zeigerinstrument selbst. So einen richtigen Ratschlag kann ich da leider nicht geben.
Top site
@Martin:
Die Schraube vom Spannhebel hat ein normales Gewinde.
D.h., gegen den Uhrzeigersinn geht sie auf.
Du kannst dir irgendwas basteln oder einen sog. Neewer besorgen.
Kostet um die 12,-€ und ist immer gut brauchbar.
Ich muss noch einmal fragen: Wie bekommt man bitte den Spannhebel ab? Mit zwei kleinen Schraubendrehern versucht das ganze zu drehen, rührt sich aber nicht. Gibt es dafür ein spezielles Werkzeug? Ist das vielleicht ein Linksgewinde? Sorry, aber ich hab Sorge, Gewalt ist hier sicherlich nicht zuträglich… Danke!
Hallo Martin, meine eigenen Reparaturversuche bei dieser Kamera liegen schon eine lange Zeit zurück. Ich muss auch zugeben, dass ich selbst hierbei recht dilettantisch heran gegangen bin: Ich glaube, ich hatte einfach einen kleinen Schraubendreher in eines der beiden kleinen Löcher des Spannhebels gesetzt, alles fest gehalten und beherzt mit einem Hammer einen kleinen Schlag auf das Ende des Schraubendrehers gegeben. Dies müsste ein normales Rechtsgewinde sein (weiß ich nicht mehr). Manch einer nimmt hierzu einen Messschieber. Ein solcher hat ja zwei verstellbare Spitzen. So etwas habe ich jedoch nicht.
Nach dem „Schlag“ ließ sich die Schraube heraus drehen.
Hallo zusammen,
auch ich habe mir eine Selectronic S zugelegt.
Die Rückspulfunktion war auch hier sehr zäh.
Bei geöffnetem Bodendeckel konnte ich feststellen,
dass das Messingrad für die Rückspulung zuständig ist.
Es rückt aus, wenn der R-Hebel eingerastet ist.
Mann kann oben auf die Achse des Rädchens etwas Propylalkohol
geben und einsickern lassen.
Danach ist das Rad bei mir auf der Achse in Längsrichtung deutlich
leichtgängiger gewesen.
Dann das Messingrad von der Seite mit einem alkoholgetränkten
Borstenpinsel ausbürsten.
Dafür kann man das große Zahnrad weiterdrehen um kommt so
runderherum an alle Zähne.
Dann habe ich noch etwas anderes festgestellt.
Die lange Schraube des Bodendeckels darf man nicht zu stark anziehen.
Bei mir hat andernfalls der Bildzähler nicht funktioniert.
Wahrscheinlich drückt der Deckel dann zu stark auf das Ziffernrad.
So weit, so gut.
Jetzt ist ein Testfiln drin und man wird sehen.
Ich habe mir vor kurzem aus eine Selectronic S besorgt, gebraucht von einem Händler mit der Angabe „Funktion geprüft OK“. Nun habe ich bereits zwei Filme drinnen gehabt und bei beiden hat nach einigen Aufnahmen (einmal nach der 7., einmal nach der 4.) der Filmtransport versagt. Ich habe den Film immer versucht sehr sorgfältig einzulegen, aber irgendwas hat immer gehakt und die Perforation ist beide Male ausgerissen.
Kennt das Problem jemand? Wie legt man den Film am besten ein um das zu vermeiden? Oder kann es ein Fehler/Schaden sein?
Ich habe die Abdeckklappe links nie hoch gehoben bei Einlegen des Filmendes. Fehler?
Danke schon mal!
Hallo, ja das Problem kenne ich. Es ist typisch für diese Kamera aber ohne Testfilm nicht ersichtlich: Die kleinen Ritzel zum Filmtransport (die in die Perforation greifen) blockieren recht schnell. Da diese sich dann nicht mehr mitdrehen, reißt man sich die Perforation des Filmes ein. Sie sind dazu da, den Film später wieder zurück zu spulen, müssen vorher aber immer sauber mitlaufen. Schuld ist „verharztes“ Fett im Innern der Kamera, wenn sie sich nicht mehr mitdrehen. Soweit ich mich erinnere, wurde ich dem Herr, indem ich die Bodenplatte entfernte und die Zahnräder im Innern etwas rabiat bewegte. Eines davon ist sozusagen festgeklebt. Man kann auch versuchen, die Kamera auf die Heizung zu legen oder gar in den Backofen. Zu verharztem Fett bei Kameras findet sich so einiges im Internet.
Vielen Dank für die schnelle Antwort mit Foto. Leider war es das, wovor ich schon Angst hatte, eine tote Kamera. Ich werde meinen Apotar-Sensor verwenden und hoffentlich wieder auf einen funktionierenden stoßen.
Hallo Thomas,
Danke für den informativen Artikel. Ich habe beide Versionen der Kamera, die mit Apotar und Solinar. Leider funktioniert es nicht mit dem Solinar-Objektiv. Wenn ich den oberen Deckel abschraube, ist ein blauer Faden auf der rechten Seite lose. Ich habe keine Ahnung, woran ich es anhängen soll. Haben Sie oder einer der anderen Leser zufällig ein Foto ihres Selectronic S ohne Deckblatt?
Vielen Dank im Voraus!
(Entschuldigung für den krummen Deutschen, ich bin Holländer)
Hallo Anna,
das blaue Kabel hängt am Blitzanschluss und geht ins Innere der Kamera:
Mehr kann ich nicht aufschrauben, um genau zu sehen, wo es angeschlossen ist. Es ist aber lediglich für den Blitz relevant. Andere Funktionen sollten davon nicht abhängen.
Viele Grüße!
Ein sehr informativer Beitrag zu einer sehr schönen Kamera, welche mit etwas Risiko oft für einen Schnäppchenpreis über die virtuelle Theke gehen…
Frage: Trat auch bei jemandem schon das Problem auf, dass der Rückspulschalter-Sperrknopf nicht herauskommen will? Zurückspulen geht zwar trotzdem, aber nicht so entspannt (da der Hebel nicht gehalten wird)… ganz so einfach kommt man an diese Stelle leider auch nicht =(
Meine Mail Adresse : agfaselectronic@gmx.at
Danke
Hallo!
Bitte hat jemand ein Foto von einer geöffneten Selctronic, worauf der die Funktion des
ISO Einstellrades ersichtlich ist.
Mein Einstellrad dreht sich nicht und nachabnehmen der oberen Abdeckkappe habe ich den Überblick für die Funktion verloren.
Danke für deine schnelle Antwort, Thomas! Das macht natürlich auch Sinn, dass der R-Hebel zurückspringt, wenn sich die Rückwand öffnet. Nur leider klappt das bei meiner Kamera nicht. Auch dreht sich die rechte Spule nicht zum Aufwickeln, auch wenn ich den R-Hebel gedrückt halte. Ich fürchte, ich muss doch mal die Bodenplatte aufschrauben… Drück mir die Daumen, dass ich das lösen kann!
Bei mir rastet aber dafür der V-Hebel ein (!), er löst sich dann aber erst wieder, wenn man auf den Auslöser drückt.
Hallo Thomas, vielen Dank für die sehr informative Seite. Ich habe eine Selectronic S erstanden, die rein äußerlich in einem guten Zustand scheint. Ob der BeLi richtig funktioniert kann ich erst feststellen, wenn ich die Batterien erneuert habe (erstmal habe ich ziemlich nach dem Batteriefach gesucht ;-). Nun rastet aber der Rückspulhebel nicht ein, er lässt sich problemlos bewegen, hält aber eben nicht in der Position zum Rückspulen. Bei offenem Gehäuse und gehaltenem Hebel dreht sich die linke Spule unter der Abdeckung nicht mit, was ja auch so sein soll, aber auch sonst nichts. Mir ist nicht klar, wie dann der Film in die Patrone zurücktransportiert werden soll. Müsste sich die rechte Spule, die in die patrone greift nicht gegendrehen? Klar, notfalls kann man ihn in der DuKa per Hand zurückspulen, aber ich wüsste schon gern, wie es richtig funktionieren sollte und ob du einen Tipp hast, wie man den Hebel zum Halten bringen kann. Die Bodenplatte habe ich noch nicht geöffnet, vor allem, weil ich kein Werkzeug habe, um den Spannhebel abzuschrauben. Die Schitzschrauben sind doch extrem winzig. Ich würde mich über Hinweise sehr freuen.
Hallo Gaby, ich habe das eben mal mit meiner Agfa ausprobiert: Der „R“ Hebel vorne hält, indem dahinter ein Stift leicht heraus kommt, wenn man den Hebel nach oben drückt. Dieser Stift ist mit der Rückwand gekuppelt: Ist die Rückwand geschlossen, kommt er raus, ist sie offen, schnellt er zurück. Will sagen: Der R-Hebel lässt sich nur arretieren, wenn die Rückwand geschlossen ist!
Bei geöffneter Rückwand muss man ihn ansonsten nach oben gedrückt festhalten und die rechte Spule wieder nach innen drücken (sie springt ja beim Öffnen der Rückwand nach unten). Ist die rechte Spule also bei geöffneter Rückwand nach innen rein gedrückt und hält man den vorderen „R-Hebel“ nach oben, kann man den Spannhebel betätigen und müsste nun sehen, wie sich die rechte Spule zurück dreht bzw, somit den eingelegten Film wieder in die Patrone befördern würde.
Wenn dies bei dir so nicht der Fall ist, weiß ich leider auch nicht weiter. Mit den Batterien hat dies nichts zu tun, denn alles läuft beim zurück Spulen mechanisch. Es müsste dann also ein mechanisches Problem sein.
Hallo Thomas,
neu im Sortiment: Agfa Selectronic S. Alles scheint zu funktionieren, nur leider wird die Belichtungszeit nicht angezeigt. Zeiten sind plausibel, leider somit kein Eingriff in die Zeiten möglich.
Hast du ein Idee?
Grüße
Jörg
Hallo Jörg,
offenbar hängt bei dir die Nadel des Belichtungsmessers. Das ist ärgerlich. ich hatte die Kamera mal auseinander gebaut. Alles recht klein und filigran. Im einfachsten Fall ist das Kabel für den Magnetspulen-Zeiger ab. Oder das Modul ist defekt. Hier kann ich leider auch nicht weiter helfen.
Viele Grüße zurück!
Hallo Thomas,
vielen Dank für Deine Antwort, ich habe erst jetzt die Chance gehabt, die Kamera mal näher in Augenschein zu nehmen und zu prüfen. Leider ist das Ergebnis etwas enttäuschend.
Einerseits arbeitet der BeLi um etwa eine Blende zu optimistisch, würde also zu Unterbelichtungen führen, andererseits hängt auch die Entfernungsmessung daneben: visiere ich ein Objekt an, das etwa 2,5 Meter entfernt ist, steht der Wert von ~1,6 Metern auf der Skala des Objektivs. Stelle ich auf ein unendlich entferntes Objekt scharf, steht die Skala am Objektiv bei etwa 6 Metern. Das ist schon ärgerlich, den BeLi könnte ich ja auf etwa 18 DIN stellen, um den Fehler zu beheben, aber hier ist die Abhilfe nicht so einfach.
Läßt sich das mit Hausmitteln justieren ?
Viele Grüße
HP
Hallo Holger, ja den Beli könntest du mit dem ISO-Rädchen justieren. Ich würde mir dann einen Aufkleber dran machen mit einem entsprechenden Vermerk. Hier ist es allerdings auch fraglich, ob die angezeigte Zeit auch tatsächlich die Verschlusszeit ist. Ich würde es prüfen: ein schwarzes Tuch auf mittelgrauen Beton legen, anvisieren, auslösen, Testbild entwickeln. Dies ggf. zusätzlich noch mit einer Korrektur via ASA-Rad von +/- 1EV (also ein voller ASA-Schritt). Bei einer genügenden Belichtung müsste das Tuch gerade so noch Zeichnung haben. Der gesamte Motivhintergrund muss aber eine mittlere Eigenhelligkeit haben, also nicht im Schnee testen. Das verfälscht eine korrekte Messung.
Alternative: Einfach in einem dunklen Raum bei gleichen Werten mit einer Digicam oder einem Handbeli messen und dabei auf ca. eine Sekunde kommen. Die Selectronic sollte diese (bei den selben Parametern) auch leisten können. Man kann eine Sekunde ja gut abzählen.
Zum Messsucher: Zunächst musst du dir zwei Fragen stellen: Stimmt die Skala am Objektiv überhaupt mit dem Messsucher überein oder ist sie einfach nur „verrutscht“? Und: Stimmt der Fokuspunkt auf der Filmebene mit dem Messsucher überein? Letzteres hatte ich zuerst geprüft:
Du benötigst eine winzige Mattscheibe, die du exakt plan auf die Filmebene / Filmführung mit der matten Seite zum Objektiv fixierst. Dann klebst du vorher den Beli ab. Dies bewirkt, dass der Verschluss (scheint sehr dunkel zu sein) nun ca. 20 Sekunden lang offen bleibt. Zeit genug, um mit einer Lupe hinten auf der Mattscheibe (bei offener Blende!) einen Faden an einer Fensterscheibe zu beurteilen. Auf diesen wurde vorher natürlich via Messsucher scharf gestellt. Er muss nun natürlich auch auf der Mattscheibe scharf erscheinen.
Ist dies nicht der Fall, so kann man, soweit ich mich erinnere, vorne am Objektiv die Vorderseite abschrauben und gelangt zu einem Gewinde, welches man justieren kann. Danach wieder zusammen gebaut, sollte der Messsucher tatsächlich mit dem Fokus des Objektivs überein stimmen.
Ist dies der Fall und die Skala auf dem Objektiv haut immer noch nicht hin, dann kann man sich einfach eine neue Skala für die manuelle Entfernungseinstellung auf das Objektiv kleben (mittels der Mattscheibe die groben Entfernungen (1 M, 3 M, 5 M, Unendlich) einstellen und übertragen. Ggf. lässt sich der Ring auch justieren. Das weiß ich leider alles nicht mehr so genau, da meine Restaurierung der Kamera schon ein paar Jährchen zurück liegt.
Viel Erfolg!
Ok Danke für die Antwort. Ich werde vorher noch mit Quecksilber Batterien von einem Bekannten versuchen. Wenn es dann noch immer nicht klappt werd ich sie mal aufmachen und mir die Mechanik genauer ansehen.
Hab meine Sensor S über ebay für grad mal 15€ bekommen.
Die Mechanik,Verschluss,Rückspulen usw. funktioniert alles, aber leider ist der Belichtungsmesser um ganze 2 Stops falsch (Überbelichtung).
Also es ist als würde die Messzelle zuwenig Licht bekommen. Ich hab den ISO wert jetzt einfach um 2 stops raufgedreht und dann klappt es auch aber ich hätte es trotzdem gerne behoben wenn möglich.
Kann es sein dass die Messzelle verdreckt ist? Kommt man da relativ einfach hin um sie zu reinigen ? Ich weiß die „falsche“ Spannung der heutigen Batterien kann auch sowas bewirken aber mWn nicht so eine hohe Abweichung
mfg
David
Hallo David,
soweit ich mich (an das letzte Zerlegen) erinnere, wird bei dieser Kamera der Mess-Sensor so an die Empfindlichkeit des eingelegten Filmes angepasst, indem innerhalb einfach eine Scheibe mit einem Grau-Filter-Verlauf vor dem Messelement verschoben / gedreht wird (durch den ISO-Drehregler oder durch das Verstellen der Blende). Also technisch ganz simpel.
Bei meinen Tests hatte die unterschiedliche Batteriespannung eigentlich hier recht wenig ausgemacht. (Ich nutze die Kamera einfach mit zwei 1,5-Volt-Alkaline-Batterien.)
Man müsste bei deinem Exemplar die besagte Scheibe näher untersuchen bzw. ggf. reinigen oder etwas intern verdrehen*. Wenn du aber keinen 400-ASA-Film verwendest, sondern nur einen 100-ASA-Film, würde ich den Aufwand lassen und anstelle dessen einfach eine Notiz oben bei der Filmempfindlichkeit-Einstellung anbringen, dass jetzt 100 = 400 ASA ist, um den internen (nun fehlerhaften) Abgleich auszugleichen.
*Sie läuft wahrscheinlich nicht mehr exakt parallel zur Einstellung / Skala bzw. ist verrutscht, da hier alles intern mechanisch über dünne Bänder (Riemen) abgeglichen / transportiert wird wie bei einem alten analogen Rundfunk-Tuner bzw. wie bei dessen Sender-Skala.
Ich kann dies aber auch mit einer anderen Kamera verwechseln, die ich auseinander gebaut hatte (ist beides schon länger her). Bei der Selectronic sieht man es, indem man vorsichtig (Obacht wegen der Kabel vom Blitzschuh) die Kopfplatte entfernt.
Vielen Dank für diesen informativen Artikel.
Ich stieß darauf, nachdem ich heute auf einem Trödelmarkt so eine Kamera samt Etui für einen Zehner kaufen konnte.
Optisch ohne den kleinsten Kratzer – offenbar ein Schrankfund der Verkäuferin. Die solide Machart erstaunte mich bei dem Namen Agfa durchaus.
Mängel waren vergammelte Batteriekontakte, die sich mit Oszillin und einem Ohrenstäbchen reinigen ließen. Die alten Batterien wurden entfernt und neue eingelegt, dann ging auch der Beli.
Weiter klemmte die Stiftverriegelung des Rückspulhebels. Einige Microtröpfchen WD40 brachten hier Abhilfe, um das verharzte Fett wieder weich zu bekommen. Die Mechanik für die Rückspulung des Films ist schon sehr speziell, sowas kannte ich noch nicht.
Das Etui hat leider vorne eine Schwachstelle, links unten bricht das Unterteil vom Seitenteil ab, weil der Steg aus Kunststoff nur wenige Millimeter breit ist. Das habe ich eben mit einem kleinen Stück Kürschnerdraht geflickt, nachdem ich in beide Seiten mit dem Dremel winzige Löcher gebohrt hatte. Auch ist der Riemen des Etuis für einen 1,90-Meter-Mann etwas sehr kurz.
Jetzt ist die Kamera bereit für ihren ersten Einsatz. Bin durchaus gespannt….im Sommer geht sie als Reservegerät zu einer Praktica Super TL mit in den Urlaub.
Hallo Holger, da scheinst du ja einen guten Fund gemacht zu haben! Prüfe aber auch einmal, ob der Filmtransport auch bei eingelegtem Film funktioniert (bei mir gab es da anfangs Probleme wegen „verharzter“ Mechanik / merkt man ohne Film nicht) und wenn möglich via einer kleinen Mattscheibe bzw. Lupe und abgeklebtem Lichtsensor (ergibt lange Belichtungszeit zum Prüfen) ob der Schärfepunkt mit dem des Messsuchers überein stimmt.
Hey, danke für den tollen Artikel. Ich habe meine Selectronic Sensor S erhalten und blicke nicht so ganz durch die Funktion der Hebel am Objektiv. vermutlich ist einer davon dazu da, den film am ende (wenn er voll ist)zurück zu spulen. Kann mir jemand sagen welcher es ist?
außerdem wüsste ich gerne ob ich es richtig verstehe, dass ich oben an dem asa Rädchen den wert des Filmes einstelle und dann berechnet die Kamera immer die passende Belichtung. ich kann das Rad aber auch als Belichtungskorrektur nutzen, richtig?
und eine letzte frage, was bedeutet der Din Wert an dem selben rädchen?
vg Alex
Hallo! Der untere Hebel „R“ ist dafür da, dass der Film wieder zurück in die Patrone befördert werden kann. Er sollte sich nach oben schieben lassen und müsste dann einrasten. Nun kann man mit dem Spannhebel an der Unterseite der Kamera den Film Stück für Stück wieder zurück transportieren.
Die meisten analogen Kameras haben hierfür ja eine extra Kurbel. Bei der Selectronic wurde darauf aus Platzspargründen verzichtet: Hier betätigt man den Spannhebel einfach mehrere Male hin und her. Das Bildzählwerk sollte dabei zurück laufen und man sieht, wie lange man noch „Pendeln“ muss. Dies alles geht natürlich nur, wenn der besagte Hebel „R“ nach oben eingerastet ist. Beim Öffnen der Rückwand müsste er dann wieder in die ursprüngliche Position zurück schnappen.
Der andere Hebel „V“ ist für den Selbstauslöser. „V“ steht für „Vorlauf“. Er wird sicherlich bei keinem Exemplar mehr funktionieren. Schade. Hier gab es wohl eine technische Nachlässigkeit, einen Verschleiß.
Wie bei den meisten mechanischen analogen Kameras mit integriertem Belichtungsmesser muss man diesem „mitteilen“, welche Empfindlichkeit der eingelegte Film besitzt. Dies macht man mittels dem Drehregler.
DIN und ASA sind hier Werte, die die Empfindlichkeit angeben. Hierzulande nutzte man die ASA-Angabe (=ISO), ganz früher wohl die DIN-Angabe. Z. B. entsprechen 100 ASA 21 Din. Auf dieser Seite gibt es zwar eine Umrechnungstabelle. Die beiden Fenster an der Kamera sind ja in diesem Sinne auch eine „Umrechnungstabelle“. Aber im Grunde braucht man nur den Wert, der auf der Filmschachtel steht (egal nach welchem Schema) und stellt das Rädchen darauf ein.
Ich empfehle bei Kameras mit solch simplen eingebauten Belichtungsmessern immer, ggf. eine Belichtungskorrektur vorzunehmen. Manche Modelle haben hierfür einen speziellen Schalter (EV + / -), die Agfa Selectronic nicht. Das selbe kann man in einem gewissen Rahmen jedoch auch mit dem DIN/ASA-Wählrad vornehmen. Hierzu hatte ich einen gesonderten Artikel zur Belichtungskorrektur geschrieben (ich hoffe, einigermaßen verständlich).
Viele Grüße zurück!
Vielen Dank für diesen Beitrag! Dieser und das Feedback darunter haben mich ermutigt, mal vorsichtig die obere Abdeckung abzuschrauben, um die Kontaktprobleme bei der Stromzufuhr zu beheben. Jetzt konnte ich den Test Knopf überbrücken und in aller Ruhe den Wackelkontakt suchen. Ich konnte den Minus-Kontakt von oben festhalten und ihn von unten leicht mit einer Nagelfeile bearbeiten. Danach blieb die kleine Lampe an. Deckel drauf – alles gut!
Man muss nur aufpassen, das man das blaue Kabel, das an den Blitzschuh geht, nicht ablöst. Sonst ist Löten angesagt…
Gruß Jan
Hallo Jan, ja das dünne Kabel zum Blitzfuß kenne ich auch. Es ist recht kurz und man muss hier, wie du es schreibst, sehr aufpassen, dass man es nicht abreißt.
Hallo
und danke für den tollen Beitrag.
Habe mich auch für ein S Model entschieden und bis auf V funktionierte auch alles mit den Varta Batterien.
Nun kam das Problem der volle Film soll zurück gespult werden,
ich habe den kleinen R Hebel neben dem Objektiv nach oben gedrückt er rastet auch ein aber dann lässt sich der Spannhebel keinen Millimeter bewegen.
Habe ich etwas falsch gemacht oder vergessen? Muss man zusätzlich etwas drücken oder beachten?
Bzw ist die Kamera vielleicht defekt?
Würde mich über eine Antwort sehr freuen!
Viele Grüße
Hallo, eigentlich sollte sich der Spannhebel nach Arretierung des „Zurückspul-Hebels“ ohne Probleme bewegen lassen. Hier scheint etwas nicht zu stimmen. Sollte sich der Film noch in der Kamera befinden, würde ich ihn im absolut Finsteren (oder im Wechselsack, falls vorhanden) entnehmen bzw. von der Spule ziehen und händisch in die Patrone einziehen.
Meine Erfahrungen hier bezüglich klemmender Mechanik bei diesem Kameratyp: Bei einer (oder zweien?) musste ich die Bodenplatte abschrauben und hier die Zahnräder recht kräftig bewegen. Das Fett hatte sich über die vielen Jahre gefestigt. Es „sprang“ dann auch ein Krümel heraus und danach lief es wieder.
Viele Grüße zurück!
Ja die Plastikkappe ist vorhanden. Das Lichtleck befindet sich immer auf den Bilder, teilweise auch über die Lochung aber nie zwischen den Bildern.
Diese Lichtlecks sind nur bei sehr sonningen Verhältnissen auf den Bildern.
Ich habe auch eine Agfa Seletronic S. Leider kommt es immer wieder zu Lichtlecks.
Meine kam ohne jede Lichtdichtung bei mir an. Hat diese Kamera überhaupt jemals Lichtdichtungen gehabt?
Das verbauen von schwarzen Wollfäden als Lichtdichtung hat leider keine Besserung bei sehr sonniger Umgebung gebracht. Ich verzweifel noch daran.
Die Kamera finde ich sonst richtig gut.
Haben sie einen Tipp für mich oder hilft nur Dichtungen aus Zellkautschuk?
Ansonsten ist das letzt Mittel abkleben.
Gruß
Ich habe einmal nachgesehen, bei mir gibt es auch keine typischen Lichtdichtungen. Die Ritzen sind „leer“. Glaube nicht, dass dort je was drin war. Die Kamera hat aber immer eine große Plastikkappe über der linken Spule, wo sich der belichtete Film sammelt. Diese ist vorhanden? Grüße
Hallo Thomas!
Ich habe neue Batterien eingelegt und jetzt funktioniert es perfekt.
Das Testlicht ist an. Selbst wenn die Verschlusszeit langsam ist, leuchtet auch ein anderes Licht.
Gut!
Grüße,
Dirk
Hallo Thomas,
(entschuldigunge für mein schlechtes Deutsch, ich bin Niederländisch.)
Ich hatte kürzlich auch eine Selectronic gekauft (mit Solinar).
Für mich funktioniert die V-Funktion nicht (kein Problem), aber die Test-Taste tut auch nichts, während sie normalerweise ein leichtes Flackern machen muss.
Ich habe die Kamera gekauft, weil sie eine lange Verschlusszeit halten kann, aber bei dunklen Bedingungen, der Verschluss schließt sofort, anstatt offen zu bleiben.
Der Belichtungsmesser funktioniert (tagsüber mit viel Licht), und normalerweise waren die Batterien neu. Ist es normal, dass sich der Belichtungsmesser ausschaltet, wenn es zu dunkel wird und in einer beleuchteten Stadt keine Nachtaufnahmen gemacht werden können?
Würde ich neue Batterien kaufen, oder würde es keinen Unterschied machen?
Grüße,
Danke
Hallo Dirk,
doch: Die Kamera müsste im Dunkeln sehr lange den Verschluss offen halten (bis ca. 25 Sekunden lang). Dies wird hier ja elektronisch über einen Elektromagneten (vermutlich) geregelt. Ich würde einmal versuchen, die Batteriekontakte zu reinigen (da gibt es spezielle Mittel, „Glasstift“ oder einfach Schmiergelpapier). Innen in der Kamera kommt man nur mit schmaler Feile an die Batteriekontakte.
Ich habe eben einmal meine Selectronic heraus geholt. Habe sie schon lange nicht genutzt. Siehe da: Sie hält die Belichtung im absolut Dunkeln auch nicht mehr (nur ca. 4 Sekunden). Die Testanzeige geht auch nicht mehr. Ich habe die Batterien mittels Multimeter gemessen: Eine ist schwächer. Ich vermute, ich muss mir auch neue besorgen (Ich nutze ganz normale Varta 625 U).
Dann muss man prüfen, ob das kleine Häkchen / der kleine Schalter oben am Blitzschuh nicht nach vorne geschoben ist. Dadurch wird der interne elektronische Verschluss deaktiviert und man belichtet immer mit ca. 1/30 Sekunde. Das ist eigentlich für den Blitz gedacht.
Auch einmal am ISO-Rad drehen. Vielleicht ist hier der Poti träge. Nach den vielen Jahren könnte dies sein.
Der Vorlauf („V-Taste“) wird wohl an keiner Selectronic mehr gehen. Mir ist noch keine unter gekommen.
Grüße zurück!
Hallo Thomas,
nur der Vollständigkeit wegen, falls jemand mitliest.
Der Belichtungsmesser der Selectronic funktioniert nur, wenn der Abzug gespannt ist, was sicher gemacht würde, um Batterien zu sparen.
Der defekten Selectronic fehlt tatsächlich ein Kabel (also hat da schon jemand rumgefummelt), was ich versuche wieder einzulösen, sobald ich einen entsprechenden Lötkolben habe. 🙂
Schöne Weihnachten bis dahin.
Marcel
Dann viel Erfolg bei der Reparatur!
Noch zum Batterieverbrauch: Nach jahrelanger Nutzung (mit dem selben Satz Batterien) glaube ich, dass sich der interne Belichtungsmesser selbst ausschaltet, wenn die Kamera in der Tasche im Dunkeln ist, auch bei gespannten Aufzug also. Man braucht also keine Sorge haben, dass hier ständig Strom fließt.
Hallo Thomas,
inspiriert durch diesen Artikel (die ganze Seite inspiriert mich sehr), habe ich mir auch eine Selectronic S angeschafft. Sie scheint mechanisch und optisch einwandfrei, aber trotz neuer Batterien (625) funktioniert die Belichtung wohl nicht. Es wird im Sucher auch kein Wert angezeigt, Aber beim Auslösen bleibt der Verschluß offen, bis ich die Batterie herausnehmen. Ich habe schon mit verschiedenen Lichtsituationen getestet und es ergibt sich kein Unterschied.
Ist es möglich, saß die Kamera nur mit eingelegtem Film korrekt arbeitet oder hab ich irgendwo doch einen Hebel oder Schalter übersehen?
Viele Grüße
Marcel
Hallo Marcel, nein: Die Kamera funktioniert normalerweise auch ohne eingelegten Film. Der Verschluss bzw. die Belichtungsmessung müsste auch ohne Film plausibel arbeiten. Schließt sich denn der Verschluss nach einer gewissen Zeit (ca. 20 Sekunden)? Dann ist vielleicht nur ein Kabel an der Messzelle abgegangen (und die Elektronik „denkt“, es wäre stockdunkel). An die Messzelle kommt man bei diesem Modell ja recht einfach heran, wenn man die beiden Schrauben an der Deckelplatte entfernt bzw. die Oberseite der Kamera abnimmt. Ansonsten wüsste ich jetzt auch nicht weiter.
Gruß
Thomas
Klasse Beitrag. Habe die Kamera nun bei eBay erstanden. Darf ich fragen welche Batterien Sie genau nutzen (Typ)? Hat die abweichende Spannung Einfluss auf die Belichtungsmessung?
Grüße
Max
Hallo Max, ich nutze einfach die „Varta 625 U“ Knopfzellen. Das sind „normale“ Batterien, also keine Quecksilber-Batterien, haben jedoch die richtige Größe bzw. die Zylinderform. Ich arbeite mit diesen Batterien seit Jahren in der Kamera. Sie haben eine leicht höhere Spannung als erforderlich. Da der integrierte Belichtungsmesser der Kamera aber eh recht einfach ist, stört dies nicht. Vergleiche ich die gemessenen Zeiten mit den Messergebnissen meines Handbelichtungsmessers, so stimmen sie ungefähr überein. Richtig gut belichtete Bilder erhalte ich mit der (wie im Artikel beschriebenen) „Bodenanmess-Methode“.
Vielen Dank für diesen wirklich informativen und ausführlichen Artikel. Ich selbst weiß die Vorzüge meiner Selectronic S seit langem ebenfalls sehr zu schätzen.
Umso schlimmer traf es mich, als sie nun ohne Vorankündigung spontan ihren Dienst quittiert hat.
Dadurch bin ich auch mehr oder weniger auf Ihren Beitrag gestoßen, der mich ins schwelgen brachte und auch gleichermaßen die Hoffnung in mir weckte, dass Sie mir evtl. bei meinem Problem helfen könnten.
Bei meiner Selectronic S blockiert nämlich aus (von außen) unerfindlichen Gründen der Spannhebel und der Auslöser zugleich, da sich, wie ich vermute innerlich irgendetwas verkantet hat.
Ich denke, das alles wäre sicher leicht zu beheben, aber hier kommt auch mein Problem ins Spiel:
Wie entferne ich die Bodenplatte?
Hallo Julia,
die Bodenplatte lässt sich relativ leicht abnehmen: Zunächst muss man den Spannhebel abschrauben. Die Schraube hat zwei Löcherchen. Ich löste sie damals mit zwei dort „eingehakten“ winzigen „Uhrmacherschraubendrehern“, die ich dann zusammen drehte (Obacht: Könnte [im Gegensatz zu normalen Schrauben] im Uhrzeigersinn sein, weiß es nicht mehr). Danach sind es nur noch drei normale Schräublein auf der Bodenplatte. Wie bei allen Kamerareperaturen benötigt man feine Schraubendreher. Danach hat man folgendes vor sich:
So sieht die innere Mechanik, also der Filmtransport und das Zählwerk aus. Eigentlich recht simpel. Ich muss hierbei aber auch sagen, dass ich kein Mechanik-Experte bin. Ich schraube so etwas auf, drehe mal da, mal hier, drücke da etwas und bewege dort. Bei meiner Agfa-Kamera ging es dann wieder. So etwas würde ich mir nicht trauen, wenn die Kameras heute genau so teuer wären wie damals. Aber das sind sie ja nicht mehr, so dass ich da etwas riskiere.
Bewege aber einmal, bevor du rumschraubst, alle Zahnrädchen hinter der Rückwand (also da wo der Film eingelegt wird) und die Spulen (auch unter der wegklappbaren Sichtkappe links). Vielleicht bringt dies schon etwas.
Gruß
Thomas
Danke für die Vorstellung dieser Kamera. Gibt es denn schon Erfahrungswerte, nachdem diese eventuell länger im Einsatz war? Ich freue mich über mehr Informationen.