Suprematistische Fotogramme im analogen Lith-Verfahren
In diesem kleinen Beitrag soll ein besonderes Verfahren in der analogen Dunkelkammer vorgestellt werden: Das Fotogramm. Diese Technik ist ganz wunderbar mit einer anderen kombinierbar – nämlich mit dem sogenannten Lith-Verfahren.
Dieser Artikel erscheint im Bereich Blog und ist mit Fotolabor verschlagwortet.
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Gut, in der Einleitung stehen jetzt mindestens zwei Begriffe, die vielleicht zunächst etwas erläutert werden sollten. Das Fotogramm ist ein ganz einfaches Verfahren: Man legt gewisse Gegenstände auf das Fotopapier und belichtet dieses dann in der eigenen Dunkelkammer. Es bilden sich dann Silhouetten, ganz einfach – oftmals jedoch etwas zu einfach. Ich legte bei meinen „suprematistischen“ Fotogrammen jedoch halbtransparente Folien auf das Fotopapier übereinander:
Das Fotopapier wird danach auch nicht in einem normalen S/W-Entwickler entwickelt, sondern in einem sogenannten Lith-Entwickler. Belässt man das Papier innerhalb dieses Lith-Verfahrens für mehrere Minuten im Entwickler bzw. bewegt man das Fotopapier kaum, dann werden „Wolken“ und Unregelmäßigkeiten erzeugt: Jede Fotografie wird zum Original. Man nennt diesen Vorgang auch „quälen“ des fotografischen Materials in der Entwicklerchemie..
Achja, die Anspielung an den sogenannten Suprematismus sollte noch geklärt werden. Dies ist eine Kunstrichtung der Avantgarde aus der frühen Sowjetunion. Diese Fotogramme erinnern ein bisschen an die grafischen Arbeiten von El Lissitzky.
Hier sehen Sie eine Detailaufnahme von dem oberen Fotogramm im Lith-Prozess. Die Ergebnisse dieses stehenden Lith-Verfahrens lassen sich überhaupt nicht vorhersagen. Das Fotopapier schwamm ungefähr zwanzig Minuten unbewegt im Lith-Entwickler. Das Ergebnis: Eine wahre „Explosion“ an chaotischen Reaktionen bei diesem stark überlagerten Fotopapier.
Ich nutzte für meine Lith-Fotografien das ganz einfach zu verwendende „Moersch Easy Lith“.
Die meisten fotografischen Papiere sind jedoch für den Lith-Entwickler immun. Sehr gut eignen tut sich für das Lith-Verfahren das alte DDR-Fotopapier der Marke „Orwo“. Ich besitze noch einige Papiere auf kartonstarkem Träger und in größerem Format (die Bilder dieses Artikels haben das Maß 40 x 50 cm).
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Doch dieses Papier ist ca. dreißig Jahre alt! Daher hätte es in einem konventionellem Fotoentwickler einen starken Grauschleier. Da aber der Lithentwickler immer einen gewissen Farbton entwickelt, wird der Grauschleier hier einfach farbig und wirkt weniger „fehlerhaft“.
Weiterhin tonte ich das Fotopapier meiner suprematistischen Fotoserie in einem sogenannten Selentoner. Denn der Lithentwickler bringt den Nachteil mit sich, dass Schwarz nicht richtig tief abgebildet werden kann, was der Selentoner im Anschluss zu korrigieren vermag. Jedoch kühlt der Selentoner den Bildton ab. Ich wollte jedoch einen eher warmen Bildton haben (aber kein Orange, wie es der Lith-Entwickler leider oftmals verursacht). Und daher behandelte ich meine Fotogramme anschließend noch in einem sogenannten Schwefeltoner. Dieser Schwefeltoner (er riecht im Übrigen wie verfaulte Eier) verwandelt das Grau einer Schwarz-Weiß-Fotografie in ein sattes Braun. Der Effekt ist steuerbar und tatsächlich benutzte ich hierzu zum Tonen einen Schwamm und behandelte nur bestimmte Bereiche der Fotogramme.
Teils bildeten sich bei den Fotogrammen durch die lange Entwicklungszeit Schwärzungen am Rand des Fotopapiers, obwohl diese Bereiche eigentlich gar nicht belichtet wurden. Dies liegt offenbar an dem überlagerten Zustand des Fotopapiers. Ich würde das alte Orwo-Barytpapier nicht mehr für konventionelle Fotografien nutzen.
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Hier noch ein Detail von einem der hier gezeigten Lith-Abzüge der „suprematistischen“ Fotografien. Um die ausgeschnittenen Foliensegmente bildeten sich beim Belichten feine Säume, die als scharfe, weiße Linien sichtbar sind Wie diese Umrisse genau entstanden sind, kann ich jedoch nicht sagen. Durch die lange stehende Entwicklungszeit des Fotopapiers bildeten sich „Wolken“. All dies war zunächst freilich nicht vorhersehbar.
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Dieser Artikel (veröffentlicht: 2.03.2017; geändert: 22.10.2020) erscheint im Bereich Blog und ist mit Fotolabor verschlagwortet. ▲
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Dieses Buch sieht aus wie aus den 1970er Jahren. Dies trügt: Es ist eine Neuveröffentlichung. Hier geht es nicht darum, wie man gelungene Fotografien anfertigt. Hier geht es um Technik: Es ist sozusagen eine Universalbedienungsanleitung für die vielen älteren manuellen analogen Kameras. Es ist ein "Handbuch" zur Bedienung der mechanischen Kamera.
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