Analoge-Fotografie.net

Informationsseite mit vielen Hinweisen und Tipps

Suprematistische Fotogramme im analogen Lith-Verfahren

Thomasletzte Änderung: Juni 2021 4 Kommentare

In diesem kleinen Beitrag soll ein besonderes Verfahren in der analogen Dunkelkammer vorgestellt werden: Das Fotogramm. Diese Technik ist ganz wunderbar mit einer anderen kombinierbar – nämlich mit dem sogenannten Lith-Verfahren.

Gut, in der Einleitung stehen jetzt mindestens zwei Begriffe, die vielleicht zunächst etwas erläutert werden sollten. Das Fotogramm ist ein ganz einfaches Verfahren: Man legt gewisse Gegenstände auf das Fotopapier und belichtet dieses dann in der eigenen Dunkelkammer. Es bilden sich dann Silhouetten, ganz einfach – oftmals jedoch etwas zu einfach. Ich legte bei meinen „suprematistischen“ Fotogrammen  jedoch halbtransparente Folien auf das Fotopapier übereinander:

eine suprematistische Fotografie

Das Fotopapier wird danach auch nicht in einem normalen S/W-Entwickler entwickelt, sondern in einem sogenannten Lith-Entwickler. Belässt man das Papier innerhalb dieses Lith-Verfahrens für mehrere Minuten im Entwickler bzw. bewegt man das Fotopapier kaum, dann werden „Wolken“ und Unregelmäßigkeiten erzeugt: Jede Fotografie wird zum Original. Man nennt diesen Vorgang auch „quälen“ des fotografischen Materials in der Entwicklerchemie..

eine suprematistische Fotografie

Achja, die Anspielung an den sogenannten Suprematismus sollte noch geklärt werden. Dies ist eine Kunstrichtung der Avantgarde aus der frühen Sowjetunion. Diese Fotogramme erinnern ein bisschen an die grafischen Arbeiten von El Lissitzky.

ein Foto im Lith-Prozess

Hier sehen Sie eine Detailaufnahme von dem oberen Fotogramm im Lith-Prozess. Die Ergebnisse dieses stehenden Lith-Verfahrens lassen sich überhaupt nicht vorhersagen. Das Fotopapier schwamm ungefähr zwanzig Minuten unbewegt im Lith-Entwickler. Das Ergebnis: Eine wahre „Explosion“ an chaotischen Reaktionen bei diesem stark überlagerten Fotopapier.

eine Produktabbildung

Dieses Buch sieht aus wie aus den 1970er Jahren. Dies trügt: Es ist eine Neuveröffentlichung. Hier geht es nicht darum, wie man gelungene Fotografien anfertigt. Hier geht es um Technik: Es ist sozusagen eine Universalbedienungsanleitung für die vielen älteren manuellen analogen Kameras. Es ist ein "Handbuch" zur Bedienung der mechanischen Kamera.

Amazon Preis: € 25,00 auf Amazon ansehen
Werbung | Preis(e) aktualisiert am 21. Mai 2025, inkl. MwSt., ggf. zzgl. Versandkosten | Alle Angaben ohne Gewähr

Moersch Easylith Foto-Entwickler

Ich nutzte für meine Lith-Fotografien das ganz einfach zu verwendende „Moersch Easy Lith“.

Photogramme im Lith Entwickler

Die meisten fotografischen Papiere sind jedoch für den Lith-Entwickler immun. Sehr gut eignen tut sich für das Lith-Verfahren das alte DDR-Fotopapier der Marke „Orwo“. Ich besitze noch einige Papiere auf kartonstarkem Träger und in größerem Format (die Bilder dieses Artikels haben das Maß 40 x 50 cm).

eine Produktabbildung eine Produktabbildung eine Produktabbildung eine Produktabbildung eine Produktabbildung eine Produktabbildung eine Produktabbildung eine Produktabbildung eine Produktabbildung eine Produktabbildung
Fotopapier Konvolut ORWO NOS Orwo BS111 Fotopapier OVP 10,5x14,8cm 100 Blatt Vintage SW BW Karton Glossy 2 x ORWO S/W Fotopapier Universal BN 1, 7 x 10,5 + 9 X 12 je 100 Blatt ORWO Baryt Fotopapier BN 118 (Karton weiß matt gekörnt) 100 Bl, 9x14cm, "neu" ORWO Fotopapier BN113 matt DoubleWeight 100Blatt 7,4x10,5 BW Schwarzweißpapier ORWO Fotopapier (DDR): BN 1, 9 x 12 cm, 100 Blatt, neu, in OVP ORWO N 113 Papier-Konstant-Entwickler, für 1 Liter, DDR, 1976, OVP ORWO Baryt Fotopapier BN 111 (Karton weiß glänzend) 100 Blatt, 9x14cm, "neu" ORWO Baryt Fotopapier BN 111 (Karton weiß glänzend) 100 Blatt, 10x15cm, "neu" ORWO N 120 SUPER Papierentwickler, für 2 Liter, DDR, 1988, OVP
€ 35,00 € 26,00 € 8,00 € 7,50 € 19,00 € 10,00 € 7,00 € 7,50 € 8,50 € 7,00
Ebay Ebay Ebay Ebay Ebay Ebay Ebay Ebay Ebay Ebay
Festpreis bei Ebay Festpreis bei Ebay Festpreis bei Ebay Festpreis bei Ebay Festpreis bei Ebay Festpreis bei Ebay Festpreis bei Ebay Festpreis bei Ebay Festpreis bei Ebay Festpreis bei Ebay
Werbung | Preis(e) aktualisiert am 21. Mai 2025, inkl. MwSt., ggf. zzgl. Versandkosten | Alle Angaben ohne Gewähr

Doch dieses Papier ist ca. dreißig Jahre alt! Daher hätte es in einem konventionellem Fotoentwickler einen starken Grauschleier. Da aber der Lithentwickler immer einen gewissen Farbton entwickelt, wird der Grauschleier hier einfach farbig und wirkt weniger „fehlerhaft“.

Weiterhin tonte ich das Fotopapier meiner suprematistischen Fotoserie in einem sogenannten Selentoner. Denn der Lithentwickler bringt den Nachteil mit sich, dass Schwarz nicht richtig tief abgebildet werden kann, was der Selentoner im Anschluss zu korrigieren vermag. Jedoch kühlt der Selentoner den Bildton ab. Ich wollte jedoch einen eher warmen Bildton haben (aber kein Orange, wie es der Lith-Entwickler leider oftmals verursacht). Und daher behandelte ich meine Fotogramme anschließend noch in einem sogenannten Schwefeltoner. Dieser Schwefeltoner (bzw. Sepiatoner; mancher riecht im Übrigen wie verfaulte Eier) verwandelt das Grau einer Schwarz-Weiß-Fotografie in ein sattes Braun. Der Effekt ist steuerbar und tatsächlich benutzte ich hierzu zum Tonen einen Schwamm und behandelte nur bestimmte Bereiche der Fotogramme.

ein Fotogramm aus der Dunkelkammer

Teils bildeten sich bei den Fotogrammen durch die lange Entwicklungszeit Schwärzungen am Rand des Fotopapiers, obwohl diese Bereiche eigentlich gar nicht belichtet wurden. Dies liegt offenbar an dem überlagerten Zustand des Fotopapiers. Ich würde das alte Orwo-Barytpapier nicht mehr für konventionelle Fotografien nutzen.

Foto mit dem Lith Verfahren

Hier noch ein Detail von einem der hier gezeigten Lith-Abzüge der „suprematistischen“ Fotografien. Um die ausgeschnittenen Foliensegmente bildeten sich beim Belichten feine Säume, die als scharfe, weiße Linien sichtbar sind Wie diese Umrisse genau entstanden sind, kann ich jedoch nicht sagen. Durch die lange stehende Entwicklungszeit des Fotopapiers bildeten sich „Wolken“. All dies war zunächst freilich nicht vorhersehbar.

veröffentlicht: 2.03.17 | letzte Änderung: 3.06.21

Digitalisierung Reklame Scannen lassen: Gutscheincode »ANALOG« – Sie erhalten 12 % Rabatt auf einen Auftrag bei MEDIAFIX für Budget-Scans mit 2.900 dpi bis hin zu Profi-Scans mit dem Hasselblad Flextight X5 für Dias und Negative unterschiedlicher Filmformate mit diesem Code.

4 Kommentare

Suprematistische Fotogramme im analogen Lith-Verfahren

L
Levente 7.4.2025

Hallo nochmal Thomas,

super deine schnelle Nachricht! Hat mich gerade echt gefreut.
Und du hast recht. das meiste hatte ich mir auch bereits aus dem Text geschrieben. Deine Antwort hat für mich trotzdem „Licht in die Sache gebracht“. Fand das übrigens eine passend witzige Bezeichnung.

Also in dem Sinne: lieben Dank.
Du hast hier eine tolle Seite. Werde mich mal weiter umschauen.

Freundlichen Gruß
Levente

T
Thomas 7.4.2025

Freut mich, viel Erfolg!

L
Levente 6.4.2025

Guten Tag Thomas,

die Ergebnisse finde ich ebenso faszinierend, wie inspierierend. Derzeit finde ich mich in die analoge Fotografie ein. Für mich sind abstrakt graphische Darstellungen wichtig, da ich angehender Architekt bin. Mit dieser Methodik ließen sich sicherlich einige graphisch starke Piktogramme erstellen.
Da ich aber absoluter Anfänger in dem Gebiet bin, müsste ich mir die richtigen Utensilien zusammensuchen. Eine Art Dunkelkammer habe ich schon. Deinen Artikel zu den allgemein benötigten Utensilien habe ich mir schon durchgelesen. Meine Frage:

Welches Werkzeug ist notwendig, um zu solchen Ergebnissen zu kommen?
Ich hoffe du siehst diesen Kommentar. Der Artikel ist ja bereits alt. Ich freu mich auf eine Antwort.

Freundliche Grüße
Levente

T
Thomas 6.4.2025

Hallo Levente, klar sehe ich den Kommentar (bekomme immer eine E-Mail, wenn ein neuer eintrudelt).

Für die hier gezeigten Bilder benötigt man keinen Vergrößerer, da es sich ja um eine Schablonen-Technik handelt, aber eine Dunkelkammer. Man benötigt ein spezielles Fotopapier ohne „eingelagerte Entwicklersubstanzen“ bzw. ein Fotopapier, welches „Lith-fähig“ ist.

Zu den Schablonen: Das war blaue, feste, transparente Kunststofffolie, die ich zurechtschnitt und auf das Papier legte. Dort, wie sie sich überlappten, wurde deren Dichte addiert.

Ich weiß jetzt nicht, welche aktuellen S/W-Fotopapiere keine „eingelagerten Entwicklersubstanzen“ besitzen. Ich nutze hier immer altwes „OrWo“-Fotopapier von Ebay. Bei diesem geht es gut.

Dann benötigt man einen speziellen Papierentwickler („Lith-Entwickler“). Ich benutze hierfür „Moersch EasyLith“.

Das Papier wird dann in der Dunkelkammer mit den aufgelegten Schablonen belichtet (weißes Raumlicht oder gar Blitzlicht). Die richtige Zeit / Stärke hierfür muss man eruieren.

Dann hatte ich das Papier (bei Rotlicht) in die Entwicklerschale mit dem Easy-Lith-Entwickler gegeben aber es darin nicht bewegt, sondern für eine längere Zeit darin belassen (ca. 20 Minuten).

Danach wird regulär gestoppt (Stoppbad) und fixiert (Fixierbad). Man benötigt also insgesamt drei Entwicklerschalen. Als letztes wird gewässert.

Durch die lange „Standzeit“ im Entwickler entstehen diese chaotischen Strukturen und die visuellen Kanten.

Ich hatte das Papier später noch in einem oder zwei Toner-Bäder gegeben, um nachträglich den Bildton zu beeinflussen. Das müsste alles auch im Text stehen (habe ihn jetzt nicht noch einmal durchgelesen).

Hoffe, etwas Licht in die Sache gebracht zu haben.

Viele Grüße zurück!

Kommentare erscheinen nicht sofort bzw. werden manuell freigegeben. Mit dem Absenden des Formulars stimmen Sie der Datenschutzerklärung zu bzw., dass Ihre eingegebenen Daten gespeichert werden. IP-Adressen werden nicht gespeichert.

×

Der Kommentar wurde eingereicht und muss zunächst manuell freigeschaltet werden. Vielen Dank!