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Die Sonne-16-Regel (und Sonne-11-Regel) – Belichten ohne Elektronik

Thomasletzte Änderung: März 20252 Kommentare

Mittels der Sonne-16-Regel (englisch: Sunny 16) lässt sich einigermaßen treffsicher die Belichtungszeit bzw. Blende an Kameras ohne internen Belichtungsmesser ermitteln. Hier gibt es zwei Grafiken als PDF-Datei zum Ausdrucken und Aufkleben auf die Kamera.

Die Sunny 16 Regel als Aufkleber

Die Sonne-16-Regel (Sunny 16) als Aufkleber auf einer analogen Kamera ohne Belichtungsmesser

Es ist natürlich immer besser, wenn man einen genauen elektrischen Belichtungsmesser für das Ermitteln der korrekten Belichtungszeit bzw. Blende an der analogen Kamera nutzt. Sei es im Notfall, wenn die Batterien hierfür leer sind oder einfach nur aus Purismus und der Freude an simpler, durchschaubarer Technik: Man kann auch einfach nach der Sonne-16-Regel belichten und benötigt für die analoge Fotografie Null Elektronik:

Grafik der Sonne 16 Regel

Dank der Regel hat man sowohl die Belichtungszeit wie auch den Blendenwert bei unterschiedlichem Licht (Wetter) zur Hand. Diese Grafik kann ausgedruckt- bzw. zur Benutzung gespeichert werden. Etwas weiter unten gibt es sie auch als PDF-Datei (inkl. Gebrauchsanleitung) zum Download.

Im Englischen wird diese Regel auch »Sunny 16 rule« genannt. Die Sonne-16-Regel ist einfach zu verstehen. Allerdings ist sie nur bei völlig manuell bedienbaren Kameras (analog wie digital) gescheit anwendbar. Belichtungszeit und Blende muss man also getrennt voneinander und in mehreren Stufen frei einstellen können:

eine alte Klappkamera

Solch eine alte Klappkamera eignet sich sehr gut für die Sonne-16-Regel, denn an ihr kann man sowohl die Belichtungszeiten wie auch die Blendenwerte manuell in vielen Schritten einstellen. Und da sie keinen internen Belichtungsmesser besitzt, kommt man bereits mit der Sunny-16-Regel zu einigermaßen korrekt belichteten Fotografien – ohne Elektronik.

Die Belichtungszeit

Die Belichtungszeit ergibt sich aus der Filmempfindlichkeit. Zunächst muss man also in Erfahrung bringen, welche (feste) Filmempfindlichkeit („ISO“) der eingelegte Film überhaupt besitzt:

Film AgfaPhoto APX 100 mit Verpackung

Der »APX 100« Film trägt die 100 im Namen, weil er eben eine Empfindlichkeit von ISO 100 besitzt.

Der hier abgebildete Agfaphoto APX 100 Kleinbildfilm besitzt eine Filmempfindlichkeit von ISO 100. Diese Angabe steht irgendwo auf der Verpackung und viele Filme tragen diese Angabe (50, 100, 200, 400, …) auch im Namen – wie beispielsweise der Tmax 400 (ein Film mit der Empfindlichkeit von ISO 400) oder der Ilford PAN F 50 (ISO 50).

Laut der Sunny-16-Regel ist die Belichtungszeit der Kehrwert der Filmempfindlichkeit:

Belichtungszeit = 1/Filmempfindlichkeit

Dies ist der erste Wert, welcher bei dieser Regel zu beachten ist.

Als Beispiel bleiben wir bei dem oben abgebildeten APX-100-Film mit der Empfindlichkeit von ISO 100 (bzw. 100 ASA):

Jetzt wissen wir die an der Kamera manuell einzustellende Belichtungszeit – 1/100 Sekunde. Allerdings lässt sich diese 1/100 Sekunde nur an den ganz alten analogen Kameras einstellen. Bei den meisten ist dann die 1/125 Sekunde der korrekte Wert bei der Verwendung von einem ISO-100-Film (also der nächste bzw. naheliegendste Wert).

Einstellrad für Belichtungszeiten an einer Kamera
Die Belichtungszeit wird manuell am Zeitenrad der Kamera eingestellt.

Nutzt man einen ISO-400-Film in der Kamera wäre die an der Kamera manuell einzustellende Belichtungszeit eigentlich die 1/400 Sekunde. Doch diesen Wert gibt es bei den Belichtungszeiten-Einstellungen der analogen bzw. mechanischen Kameras nicht. Hier stellt man dann einfach die Zeit 1/500 Sekunde an der Kamera ein usf.

Für die Sunny-16-Regel bleibt diese Belichtungszeit (zunächst) stets fest eingestellt – egal bei welchem Licht. Wir benötigen noch den zweiten Wert:

Die Blende

Bei praller Sonne beträgt die hier einzustellende Blende 16.

Daher also auch der Begriff – Sonne-16-Regel.

An einem schönen Sonnentag belichtet man Motive, welche direkt von der Sonne beschienen werden, bei einem ISO-100-Film also mit der Belichtungszeit 1/125 Sekunde und Blende 16 – Ganz einfach.

Bei bewölktem Himmel

Doch was ist, wenn die Sonne von Wolken bedeckt ist, wenn es deutlich dunkler ist? Auch hier lässt sich die Regel, etwas abgewandt, anwenden – Hierzu sei noch einmal die Grafik vom Anfang abgebildet:

Grafik der Sonne 16 Regel

Bei Wolken bzw. bei nicht direktem Sonnenschein variiert man die Blende (die Belichtungszeit wird nicht verändert). Diese Grafik kann man sich im Smartphone abspeichern. Oder man druckt sie als Aufkleber aus oder man legt sich den Zettel ins Portmonee.

Foto mit dem Kodak T-Max 100: alte Ruine vor Neubauten

Alles ist hier Grau in Grau: kein heiteres Wetter. Man nehme bei solch einem Licht den Wert unter der dunkelsten Wolke bei dem Aufkleber (Blende 5,6). Würde hier die pralle Sonne auf das Motiv scheinen, sollte man wiederum die Blende 16 am Objektiv einstellen. So einfach ist dies zunächst.

Sollte es richtig regnerisch (düster) sein oder sollte die Sonne bereits unter gehen, dann empfiehlt sich ein noch weiteres Öffnen der Blende (Blende 4). Im Zweifel nimmt man die Blendeneinstellung mit dem geringeren Wert.

eine Produktabbildung Sekonic L-208 Twinmate

Der Twinmate L-208 von Sekonic ist der wohl günstigste externe Handbelichtungsmesser, den es auf dem Markt zu kaufen gibt. Er misst das Umgebungslicht entweder direkt (Motivmessung) oder via Kalotte (tatsächliche Lichtmessung). Gerade durch letztere Methode ist eine sichere Messung- bzw. ein korrekt belichtetes Bild möglich.

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Blende und Zeit zusammen ändern

Die Sonne-16-Regel ist ziemlich simpel, weil man stets die Belichtungszeit unverändert lässt und je nach Lichtverhältnis bzw. Wetter einfach die Blende des Kameraobjektives variiert. Solch eine simple Grafik ist ja ein gutes Hilfsmittel hierfür.

Wer kein Anfänger innerhalb der Fotografie ist, weiß sicherlich, dass man mit dem Ändern der Blende die Schärfentiefe ändert und auch etwas die Abbildungsqualität des Objektives.

analoge Kamera mit Beschriftungen der Funktionen
Lesen Sie bei Bedarf auch den Artikel Was bedeutet Was an der analogen Kamera

Es ist zum Beispiel häufig gewünscht, die Blende nicht so weit zu schließen, um bei Porträts einen unscharfen Hintergrund zu erreichen.

Angenommen, es ist leicht bewölkt aber heiter und man verwendet in der Kamera einen Film mit der Empfindlichkeit von 100 ASA (ISO 100) wie zum Beispiel jetzt den ›Kodak Ektar 100‹. Dann müsste man laut der Grafik bei der Belichtungszeit von 1/125 Sekunde (1/100 Sekunde) die Blende 11 (f/11) wählen. Damit wäre das Bild sicherlich gut belichtet.

Bei Blende 11 hat man jedoch bereits eine sehr hohe Schärfentiefe und der Hintergrund wäre ggf. zu scharf wiedergegeben.

Man muss einfach beide Einstellungen um je einen Wert gleichzeitig verändern:

Man stellt hierzu die Blende um einen vollen Wert auf f/8 und gleichzeitig das Zeitenrad um einen vollen Wert auf die 1/250 Belichtungszeit. Dies ginge freilich noch weiter: Man stellt die Blende weiter um einen vollen Wert auf f/5.6 und gleichzeitig das Zeitenrad auf die nächst schnellere Belichtungszeit von 1/500 Sekunde usw. usf. So bleibt das Verhältnis zwischen Blende und Belichtungszeit immer gleich – Die Lichtmenge ist stets die Selbe!

Sonne-11-Regel

Die Sonne-16-Regel ist vielerorts beschrieben und nichts Neues. Es ist m. E. empfehlenswert, besser die »Sonne-11-Regel« zu nutzen:

Grafik der Sonne 11 Regel

Dies ist natürlich nichts anderes als die Sunny 16 Regel, nur dass die Blenden um einen vollen Wert herunter gerutscht sind: Man belichtet hier etwas reichlicher – und zwar um einen vollen Wert, also um einen ganzen EV-Wert reichlicher bzw. um eine Blende reichlicher – je nachdem welches fotografische Vokabular man hier bevorzugt.

Insbesondere bei prallem Sonnenschein wird es viele Schatten im Motiv geben. Diese werden bei zu knapper Belichtung gerne pechschwarz abgebildet, ohne Zeichnung. Wer einen eher konservativen Anspruch an die Schattenzeichnung bei den eigenen Fotografien hat, sollte daher besser nach der „Sonne-11-Regel“ belichten.

Grundsätzlich ist es ohnehin anzuraten, im Zweifel lieber etwas länger zu belichten, falls möglich (Ausnahme: Die Verwendung von Diafilm statt Negativfilm).

eine Mole und Schiffsanleger in einem Hafen bei bewölktem Himmel
Insbesondere bei diffusem Licht (bewölkter Himmel) ist es oft bei der Verwendung von Negativfilm (Farbe oder S/W) sinnvoll, etwas reichlicher zu belichten – falls möglich. Belohnt wird man mit einer hohen Schattenzeichnung und „luftigen“ Mitteltönen. Die hellsten Bereiche ›fressen‹ hierbei aber noch lange nicht aus. Siehe auch → Gönne dem Film sein Licht

Download als PDF

Beide Grafiken sind als PDF-Datei im Din-A4-Format zum Download verfügbar:

Download PDF

Dieses Formular enthält noch einmal eine Anleitung. Man kann sich die Bilder dann einfach ausschneiden und z. B. als Aufkleber auf die Kamera kleben.

Die Sunny 16 Regel als Aufkleber

Fazit

Mittels der Sonne-16- bzw. der Sonne-11-Regel (für die konservativen Geschmäcker) kommt man zur Not ebenfalls zu korrekt belichteten Fotografien. Dies funktioniert bei homogenen Beleuchtungssituationen recht gut (meist Landschaften unter freiem Himmel).

Screenshot eines Rechners für Belichtungszeiten auf einer Website
Mittlerweile stelle ich auf meiner Website einen Online-Belichtungszeiten-Rechner bereit. Er basiert auf der Sunny-16-Regel, berücksichtigt aber viele Lichtverhältnisse und Blenden.

Auch besser als solch ein Aufkleber auf der Kamera ist ein Belichtungszeiten-Messschieber zum selber Bauen. Die verschiedenen Lichtverhältnisse sind dort feiner abgestuft und: Man kann die gewünschte Zeit- Blendenkombination ohne Umdenken direkt ablesen, wenn man bei einer bevorzugten Blende belichten möchte. Und natürlich gibt es auch min. ein Programm für das Smartphone.

eine Rechenscheibe zum Ermitteln der richtigen Belichtung
Früher (noch in den 1960er Jahren) waren solche kleinen Rechenscheiben durchaus üblich. Bei ihnen kann man sogar die Tageszeit bzw. den Monat (wegen der Sonnenintensität) beim ermitteln der Belichtungszeit berücksichtigen.

Ansonsten ist so ein simpler Aufkleber bestens für Fotofreunde geeignet, welche keine große Wissenschaft aus der Fotografie machen- und ohne Messerei sofort loslegen wollen.

Hand hält ein Stück Papier als Entfernungsmesser
Tipp: Wussten Sie, dass man sich auch einen Entfernungsmesser aus Papier selber herstellen kann?

Wer noch weniger Entscheidungsfreiheit innerhalb der analogen Fotografie wünscht, sollte sich unbedingt einmal die alte Boxkamera ansehen. Denn dort kann man (fast) gar nichts einstellen und gelangt trotzdem zu interessanten Fotografien.


Lizenz für die Wetter-Bildchen: Weather Icons by Dovora Interactive is licensed under a Creative Commons Attribution 4.0 International License. Based on a work at https://dovora.com/resources/weather-icons/.

veröffentlicht: 18.09.16 | letzte Änderung: 9.03.25

2 Kommentare

Die Sonne-16-Regel (und Sonne-11-Regel) – Belichten ohne Elektronik

A
Andy 16.12.2024

So was hatte ich mal im Fotokurs in den 80ern gelernt. Als mein Vater mir dann seine AE1 vermachte war ich extrem froh, dass ich intern messen konnte, und nicht mehr mit Optischem Sucher arbeiten musste. Ich habe nie mehr zurück geschaut.

Ich empfinde es als Segen, dass mir die moderne Kamera, im Zweifelsfall, sogar im Sucher anzeigt wie in etwa das Bild belichtet sein wird. Allerdings nehme ich mir die selbe Arschruhe heraus, ganz so als ob ich es noch wie früher machen müsste. Für mich eine super Kombination…

T
Thorsten 4.6.2023

Sunny 16 kann man nur jedem Analogfotografen ans Herz legen. Ich nutze sie zwar nur selten, bin aber froh, drauf zurückgreifen zu können und mache dabei eigentlich nur extrem selten Fehler.

Ich übe sie, unabhängig davon, ob ich sie nutze oder nicht, aber auch wirklich bei jeder Fototour. Auch dann, wenn ich eine Kamera mit Zeitautomatik (Nikon FM3a) oder eine mechanische mit internem (Nikon F2AS) oder Handbelichtungsmesser (Rolleiflex 3.5E und Hasselblad 501CM) verwende. Ich überlege grundsätzlich nach ehe ich die Kamera ans Auge hebe (oder den Lichtschachtsucher öffne), was denn meiner Meinung nach die passende Belichtung wäre, ehe ich sie dann anschließend mit den Messmitteln verifiziere. Meistens liege ich auf eine halbe Blende genau richtig und das reicht vollkommen (im Zweifel bei Negativfilm immer die niedrigere Blende, also ein bisschen mehr Licht).

Thomas (Admin)
Das Einschätzen von Lichtverhältnissen bezogen auf die Belichtung eines Filmes einer bestimmten Empfindlichkeit ist sicherlich eine „Königsdisziplin“. Nur wenige können das heute noch bzw. sind komplett auf elektronische Hilfsmittel angewiesen. Ich denke, früher (vor 80 Jahren) konnten dies damalige Fotografen noch viel häufiger bzw. hatten sich hierfür auch ein Gefühl, so wie Du, antrainiert. Mit den Ableitungen der Sunny-16-Regel klappt es auch einigermaßen bei wolkigem Wetter gut. Man muss halt etwas nachdenken. Nur in Innenräumen wird es damit etwas schwierig. Da ist es dann meist immer „stark bewölkt“.

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