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Belichtungskorrektur der Kamera: Fotografieren bei Gegenlicht und Schnee

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In diesem Beitrag geht es darum, wie man im automatischen Modus der (analogen) Kamera auch bei viel Schnee oder bei Gegenlicht eine korrekte Belichtung erlangt. Denn viele weiße / helle Flächen irritieren den internen Belichtungsmesser fast immer und ohne Belichtungskorrektur kommt es daher zur Unterbelichtung.

Belichtungskorrektur bei Schnee

Eine vermutlich nicht ganz so logisch erscheinende Einstellung an einer analogen Kamera (und auch bei digitalen Kameras) ist die Belichtungskorrektur bzw. die Einstellung EV + / –.

„EV“ steht für „exposure value“. Dies kann man ins Deutsche übersetzen („Lichtwert“), weiß dann aber immer noch nichts genauer. Die Sache ist aber recht zügig erklärt. Grundsätzlich geht es hierbei immer um den internen Belichtungsmesser der Kamera. Wer eine analoge Kamera ohne einen solchen nutzt, also völlig manuell belichtet, braucht sich zum Thema keine Gedanken machen, da hier ja sicherlich ein externer Hand-Belichtungsmesser genutzt wird.

Der interne Belichtungsmesser der Kamera misst das vom Motiv reflektierte Licht. Diese Messmethode ist fehleranfällig aber dafür schnell umsetzbar. Oft gelangt man mit diesen Messergebnissen zu einigermaßen korrekt belichteten Bildern.

Besteht das Motiv aber aus einer Schneelandschaft, denkt der Belichtungsmesser »Hier ist es aber hell.« Er wird darauf hin eine um ca. 2 EV knappere Belichtung veranlassen als läge kein Schnee. Dabei ist es gar nicht so hell. Das gesamte Motiv ist einfach nur weiß (bzw. besitzt eine hohe Eigenhelligkeit).

Ob ein Motiv weiß oder schwarz ist, ob es eine hohe oder geringe Eigenhelligkeit besitzt: Es sollte bei gleichem Licht stets gleich lange belichtet werden.

Die Malerbrigade vor weißer Wand sollte also genau gleich belichtet werden wie ein Dutzend Schornsteinfeger. Ein „dummer“ Belichtungsmesser wird aber etwas anderes vorschlagen.

Das Beispiel der Landschaft im Schnee wäre somit um zwei EV, also um zwei Blenden bzw. Lichtwerten unterbelichtet, wenn man hier den integrierten (recht dummen) Belichtungsmesser einfach so arbeiten ließe, wie man es bei den meisten Motiven gewohnt ist.

Aus diesem Grund besitzen viele analoge Kameras solch eine Einstellung:

Belichtungskorrektur an der Kamera

Beachten sie auf dieser Darstellung das Rädchen „+2 +1 0 -1 -2“ (EV). Dies ist die Einstellung der Belichtungskorrektur für den integrierten Belichtungsmesser. Man kann diesen hiermit also „kalibrieren“, wenn man davon ausgeht, dass dieser bei bestimmten „extremen“ Motiven (Gegenlicht, Schnee oder auch Kohlehaufen) falsch messen wird. Diese Korrektureinstellung (wie auch die ASA- / ISO-Einstellung) ist nur für den automatischen Modus der Kamera (hier „A“ beim rechten Einstellrad) relevant, nicht aber für einen rein manuellen Betrieb.


+2 bedeutet Gib der Kamera mehr Licht (als du normalerweise messen würdest) – nämlich ganze zwei Blenden mehr bzw. die vierfache Menge. Belichte also länger. Dies mache deswegen, weil du ja ansonsten bei solch einem hellen Motiv wie Schnee um ca. zwei Blenden unterbelichten- bzw. daneben liegen würdest (weil du glaubst, es wäre äußerst hell).

-2 bedeutet Gib der Kamera weniger Licht als du normalerweise messen würdest – Dies ist bei sehr dunklen Motiven (schwarzer Dampflokkessel, Kohlehaufen) relevant. Die Kamera würde denken: »Hier ist es ja schon Nacht.« Dabei ist nur das Motiv so dunkel. Es sollte nicht über Gebühr belichtet werden, sondern letzten Endes ganz normal lange.


In der Praxis dürfte das erste Beispiel viel häufiger auftreten. Motive mit sehr dunkler Eigenhelligkeit sind eher selten anzutreffen. Ein Beispiel wäre hier die weiße Katze auf dem Kohlehaufen: Die Kamera würde beim Anblick des vielen Schwarz denken, es wäre sehr dunkel. Er würde eine sehr lange Belichtung erfolgen. Die weiße Katze würde ohne Korrektur überbelichtet werden.

Bei Digitalkameras sieht die Einstellung der Belichtungskorrektur etwas anders aus:

Belichtungskorrektur bei Digitalkamera

Die letzten analogen Kameras aus den späten 1990er und frühen 2000er Jahren besitzen aber auch schon bereits solch eine Form der Einstellung:

eine analoge Canon EOS-Kamera

Bei dieser analogen Canon EOS-Kamera werden im Display die entsprechenden Werte (-2 bis +2) angezeigt bzw. können via Druck auf einen der hinteren Knöpfe angewählt werden, indem man gleichzeitig das obere Drehrad betätigt.

Gegenlicht bei einer Landschaft

Bei dieser Landschaftsaufnahme kam das Licht fast nur von vorne: Eine typische Gegenlichtsituation. Hätte ich den normalen Messerwert der Kamera einfach übernommen, wären der Vordergrund, die Baumstämme nahezu schwarz und ohne Struktur aufgenommen. Ich wählte daher eine Korrektur von +2 EV. Dadurch belichtete die Kamera etwas länger als sie eigentlich (irrtümlicherweise) wollte.

Bei Aufnahmen mit sehr viel Schnee hat sich die Einstellung +2 EV immer als recht zutreffend ergeben:

Landschaft im Schnee 04Landschaft im Schnee 03Landschaft im Schnee 01Landschaft im Schnee 02

Hätte man bei solchen Motiven einfach den internen Belichtungsmesser der analogen Kamera „machen lassen“, wären alle diese Motive unterbelichtet gewesen. Die Hölzer, die Schattierungen im Hintergrund wären pechschwarz ohne Zeichnung abgebildet. Die Bilder würden „schwer“ und „leblos“ wirken. Weil die Kamera eben gedacht hätte, es wäre sehr hell. Dabei sind solche Motive einfach nur weiß bzw. besitzen lediglich eine hohe Eigenhelligkeit. Bei der späteren Umwandlung in ein Positiv müssten die Mitteltöne und Lichter „angehoben“ werden mit dem Nachteil, dass dadurch dann das fotografische Korn (unsauber) betont wird:

ein unterbelichtetes Foto

So schaut ein unterbelichtetes Foto aus: Heller Schnee und heller Himmel hatten den integrierten Belichtungsmesser der Kamera zu einer zu knappen Belichtung „verleitet“. Die Schattierungen wirken dadurch „leblos“, das Bild irgendwie „schmutzig“.

ein unterbelichtetes BildHinweis: Es gibt aber tatsächlich auch einige wenige Motive, denen eine bewusste Unterbelichtung zuträglich ist.
ein überbelichtetes DiaObacht bei Diafilmen und bei Matrixmessung: Das nebenstehende Foto hatte ich auf („zickigem“) Diafilm aufgenommen und zwar mit einer Kamera mit sogenannter „Matrixmessung“: Diese Messmethode erkennt Schnee häufig bereits als solchen bzw. ist ausreichend „klug“. Durch die manuelle Verlängerung der Belichtungszeit um + 2 EV brannte der Schnee beim Dia leider völlig aus.

Moderne Digitalkameras können mit solchen Schnee-Motiven mittlerweile besser umgehen bzw. sind etwas klüger. Bei den eher simplen Belichtungsmessern der meisten analogen Kameras sieht dies noch etwas anderes aus. Man braucht bei Schnee hier aber einfach nur +2 am Rädchen für die Belichtungskorrektur eingeben. Bei Motiven mit einer eher mäßig hohen Eigenhelligkeit empfiehlt sich auch bereits eine Korrektur um +1 EV.

Und was, wenn meine Kamera nicht über solch eine Einstellung für eine Belichtungskorrektur verfügt? Dann kann man einfach die ISO-Einstellung nutzen!

ISO Einstellung an der analogen Kamera

Bei dieser etwas einfacheren analogen Kamera gibt es durchaus einen internen Belichtungsmesser aber keine Einstellung für eine Korrektur von diesem. Aber natürlich gibt es eine ASA- bzw. ISO-Einstellung (das Rädchen oben in der Mitte), um am Gerät zu definieren, welche Empfindlichkeit der eingelegte Film besitzt. Diese Einstellung kann ebenfalls als Korrektur genutzt werden:

Angenommen, ich habe einen Film mit einer Empfindlichkeit von 100 ASA geladen (z. B. ein Shanghai GP3). Dies stelle ich dann natürlich an der Kamera auch ein, damit der Belichtungsmesser entsprechende Werte ausgeben kann. Plötzlich stehe ich vor einer Schneelandschaft: Ich stelle hier nun 25 ASA ein. Denn dies ist ebenfalls eine Korrektur von zwei Lichtwerten (EV):
100 → 50 Korrektur um 1 EV → 25 Korrektur um 2 EV.

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Bei einem Film mit 400 ASA (z. B. beim Kodak Tmax 400) würde ich hier bei viel Schnee ISO 100 an der Kamera einstellen. Natürlich sollte man später nicht vergessen, diese Korrektureinstellungen wieder zurück zu setzen, wenn man wieder auf Motive mit „normaler“ Eigenhelligkeit stößt.

Fotoaufnahmen bei viel Schnee

Bei solchen Motiven ist sicherlich jeder integrierte Belichtungsmesser leicht zu täuschen. Tatsächlich müsste hier genau so lange belichtet werden, als läge kein Schnee, damit die Schattenzeichnung in den Büschen weiterhin gewährleistet ist.

Fotografieren im SchneeJedoch: Der helle Schnee wirkt auch wie ein Aufheller. Er reflektiert also Tageslicht in die untersten Bereiche von Motiven. Und: Er lässt Landschaften wunderbar minimalistisch wirken.


Grundsätzlich sind die integrierten Belichtungsmesser von alten analogen Kameras mit Vorsicht zu genießen – auch bei eher „normalen“ Motiven. Häufig „gönnen“ sie der Kamera zu wenig Licht bzw. messen nicht konservativ genug. Das Ergebnis sind schwere Bilder, irgendwie schmutzige S/W-Fotografien. Es empfiehlt sich daher, entweder eine solche Korrektur zu nutzen (bereits bei viel Himmel im Bild) oder einfach auf den Boden zu belichten – sofern die Kamera noch keine „Matrixmessung hat – und diesen Messerwert dann zu übernehmen (bei Schnee funktioniert letzteres freilich nicht).

veröffentlicht: 18.09.16 | letzte Änderung: 21.12.22

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