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Fotografischer Film ist mittlerweile ziemlich teuer geworden. Als günstige Alternative bietet sich der Shanghai GP3 100 S/W-Film an. Diesen habe ich einmal ausprobiert und zeige auch Bildbeispiele.
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Filme verschlagwortet.
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Zu meiner Studentenzeit kosteten Markenfilme aus westlicher Produktion häufig noch weniger als vier Euro. Von solchen Preisen können wir heute nur noch träumen. Als günstige Alternative zu den heute doch recht preisintensiven S/W-Filmen der großen Hersteller stellt sich der „Shanghai GP3 100“ vor:
Ein Freund von mir hatte sich einige Rollen direkt in China bestellt (via Ebay-Händler). Die Shanghai-Filme landeten dann irgendwann als Luftpost bei ihm im Briefkasten und er hatte mir einen davon für einen eigenen Test mitgegeben. Ein kurzes Fazit bereits an dieser Stelle: Der Film ist tatsächlich zu gebrauchen. Es handelt sich um einen klassischen (offensichtlich) panchromatischen S/W-Film mit einer Empfindlichkeit von 100 ASA (also normal empfindlich ≡ ISO 100).
Das Erste allerdings, was man hier wahr nimmt, ist sein Geruch: Manch einer kennt den typischen Geruch von beispielsweise einfachen Nylontaschen, in welchem günstiges Fotozubehör manchmal ausgeliefert wird – eine etwas beißende Chemie-Note. Da ich den Mittelformatfilm (120er Film) getestet habe (es gibt ihn auch fürs Kleinbild wie auch für das Großformat) musste ich diesen am Ende via Banderole transportsicher verkleben. Anlecken würde ich diese eher ungern: Glücklicherweise ist dies ein selbstklebender Streifen, ähnlich wie bei Fuji-Filmen. Ich zeige auch Beispielfotos, gehe auf weitere Details ein und erzähle auch den einen oder anderen Schwank:
Günstige Filme weisen mitunter Emulsionsfehler auf, welche beispielsweise durch Staub bei der Beschichtung entstehen und sich durch schwarze Punkte bei den Positiven bemerkbar machen oder gar durch Kratzer. Ich hatte so etwas früher schon (nicht immer) bei Filmen von Adox wie auch von Foma festgestellt. Bei meinem getesteten Shanghai-Film konnte ich keine solcher Fehler feststellen.
Allerdings besitzt dieser Rollfilm einen leichten Drall. Damit ist sein „Einrollverhalten“ gemeint (englisch: curling). Man sollte beim späteren Einlegen des Filmes in eine Scanner-Maske oder in die Buchbildbühne des Vergrößerers also Nylonhandschuhe tragen, da die Filmstreifen gerne wegspringen möchten. Ob sich dieses Verhalten nach einigen Tagen Archivierung im Ordner im wahren Sinne des Wortes legen wird, wird sich noch zeigen. Der Drall ist allerdings eher mäßig vorhanden. Ich habe schon viel schlimmere Kandidaten erlebt.
Das Rückpapier der 120er-Version (Mittelformat) fühlt sich etwas dick an und etwas „weich“ – irgendwie anders jedenfalls als bei den Filmen der bekannten Hersteller, die ich ansonsten nutze. Die Startmarke sieht auch etwas seltsam aus. Bei meinem Film sind auf der Rückseite alle Nummern und Markierungen deutlich in Weiß auf schwarzem Rückpapier aufgedruckt. So etwas ist für Mittelformatkameras mit rotem Fensterchen auf der Rückseite relevant. Es gibt hier nichts zu bemängeln (bis auf den erwähnten Geruch).
Es gibt bei meinem Exemplar vom Shanghai GP3 100 keine Randbeschriftung: Der Film ist sozusagen anonym. Es gibt hier auch keine einbelichteten Zahlen oder Markierungen, wie man sie von fast allen anderen Fabrikaten kennt. Vermutlich wird dieser Film auch unter anderen Marken in fescher Verpackung zu dafür höheren Preisen verkauft. Ich glaube, bei vielen Filmen der Marke „Lomography“ wird so ein Vorgehen häufig der Fall sein aber auch bei anderen Marken. Hierfür eignet sich dann natürlich Filmmaterial, welches keine einbelichteten Hersteller-Informationen aufweist. Laut fotointern.ch wäre wahrscheinlich der „Lomography Earl Grey“ eben jener Shanghai-Film.
Der Filmträger selbst ist relativ klar. Er besitzt keine Einfärbung. Ob sich dieser Film daher auch für eine Umkehrentwicklung eignet (S/W-Dias)? Hierzu habe ich selbst keine Erfahrungen gesammelt. Beim Einspulen in die Spirale der Entwicklerdose gab es jedenfalls keinerlei Probleme – Der Shanghai GP3 flutschte hier sehr gut rein. Die Trägerseite des Filmes ist glatt, die Schichtseite ist leicht rau, so sollte es sein. Denn durch die raue Seite kann zum Digitalisieren bzw. Vergrößern auch Glas als planparalleler Träger genutzt werden, ohne dass es auf dieser Seite Newtonsche Ringe geben wird. Außerdem erkennt man gut im Gegenlicht, was die Schicht- und was die Trägerseite ist. Da die Randnummerierung ja fehlt, ist dies auch die einzige Möglichkeit, beide Seiten zu unterscheiden.
Ich hatte weder Lichteinfall (Stichwort: lichtleitender Träger) noch „Gegenlicht-Flimmern“ (Stichwort: Lichthofschutz) feststellen können. Etwas weiter unten gibt es noch ein Foto von diesem Negativfilm.
Es sollen natürlich auch einige Beispielbilder vom Shanghai GP3 gezeigt werden:
Der Shanghai GP3 ist ein typischer, klassischer S/W-Film mit einer Empfindlichkeit von 100 ASA (ISO 100). Diese 100 ASA erreicht er auch bzw. ich gehe davon aus, da bei allen meiner Testaufnahmen die Schattenzeichnung entsprechend meiner Belichtungsmessung genügend vorhanden ist.
Was mir beim Shanghai-Film aufgefallen ist, ist die gute Lichterdeckelung: Trotz ausreichend langer Belichtung auf die Schatten hatte ich bei der Umwandlung in ein Positiv (hier Digitalisierung) nie Probleme, die Lichterzeichnung (Himmel) genügend deckend abzubilden. Salopp gesagt: Der Film bildet recht cremig ab. Natürlich liegt dies aber auch am hier verwendetem diffusem Winterlicht.
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Gefühlt ist das Korn bei diesem ISO-100-Film eher etwas gröber als beim Ilford FP4+, den man hier gut zum Vergleich heranziehen kann bzw. der ebenfalls ein „klassischer“ S/W-Film mit einer Empfindlichkeit von 100 ASA ist. Solche Unterschiede würde man allerdings nur im direkten Vergleich sehen und in höherer Auflösung als hier abgebildet. Meine Mittelformatnegative sind natürlich feinkörnig genug, um sie auch größer ausbelichten zu können. Entwickelt wurden alle Beispielbilder ganz klassisch in Rodinal 1+50 (dazu gleich mehr).
Auf meinen Ausflügen mit der Kamera nutze ich übrigens gerne ein Einbeinstativ, um auch längere Belichtungszeiten (wie hier) noch ohne Verwackeln halten zu können:
Für die Fotografie mit dem dünnen Birkenstamm musste ich das Einbeinstativ allerdings gegen einen anderen Baum lehnen. Denn die Belichtungszeiten werden im (dunklen) Winter im (ebenfalls dunklen) Wald schon recht lang. Ich musste den Shanghai GP3 mit seinen 100 ASA hier 1/4 Sekunde lang belichten, was dank angelehntem Einbein auch ohne großem Stativ gelang. Als Kamera für meine Probeaufnahmen verwendete ich übrigens meine Arax 60 MLU. Wer bei dunklen Lichtverhältnissen ohne Stativ fotografieren möchte, bräuchte dann allerdings einen ISO-400-Film. Meines Wissens nach existiert ein solcher von Shanghai (noch?) nicht.
Bei dieser Aufnahme fotografierte ich direkt in die Sonne (die sich freilich hinter der Bewölkung befand) und belichtete auf die Schatten (Vordergrund). Trotzdem hatte ich keine Probleme die Lichterzeichnung der Wolken auf dem Positiv abzubilden. So etwas geht natürlich nur mit etwas Bildbearbeitung: Im Fotolabor belichte ich ein Multikontrastpapier mit mehreren Gradationen gleichzeitig. Genau so habe ich auch hier den Vordergrund hart, den Hintergrund eher weich abgebildet – nur eben via Photoshop. Das Negativ, die „Schablone“, machte es mir hier sehr einfach.
Ein letztes Beispielfoto vom Shanghai GP3. Auch hier hatte ich den Himmel leicht nachbelichtet und auch die Ränder etwas weich abgedunkelt. Zum Anfertigen solcher Digitalisierungen greife ich stets auf meine Erfahrungen in der Dunkelkammer zurück bzw. wende derlei Techniken auch in Photoshop an. Viele weitere Fotografien, die mit diesem Film gemacht worden sind (aber nicht von mir), finden sich auch auf Flickr.
ISO 100 Filme entwickele ich meist in Rodinal, insbesondere im Mittelformat. Denn hier überwiegen die Vorteile (hohe Schärfe, lange Haltbarkeit, einfache Verwendung, günstig) gegenüber dem Nachteil (Korn wird deutlicher abgebildet). Die Beispielfotos wurden alle in Rodinal in der Verdünnung 1+50 entwickelt und zwar bei insgesamt 15 Minuten. Gekippt wurde die Entwicklerdose die ersten 60 Sekunden kontinuierlich und dann nur je 10 Sekunden je angefangener Minute. Bei diesem eher gemächlichem Kippen ruht der Film also relativ lange im Entwickler, was vielleicht auch ein Grund für die hier sehr gute Lichterzeichnung ist (der Entwicklungsprozess wird an diesen Stellen verlangsamt). Ich würde den Film bei diesen Parametern so wieder entwickeln, für Aufnahmen bei hartem Licht (direkter Sonnenschein) allerdings um etwa 30% kürzer, also 11 Minuten, wenn weiterhin üppig belichtet wurde. Dies kommt aber auch auf den eigenen Prozess, auf weitere Parameter an.
Nach der Entwicklung trocknet der Film in der Dusche. Man sieht hier auch den transparenten, farblosen Filmträger des Shanghai GP3 und auch, dass es auf diesem keine Randmarkierungen gibt. Die Entwicklung in Rodinal bei 15 Minuten ergibt kräftige und gut durchgezeichnete Negative. Diese hatte ich fürs Erste bzw. fürs Internet mit der Digitalkamera digitalisiert.
Der Shanghai GP3 ist einer der preiswertesten S/W-Film auf dem Markt und in mehreren Formaten erhältlich. Er besitzt eine Empfindlichkeit von 100 ASA und bildet entsprechend feinkörnig ab. Da die Emulsion "altmodisch" ist, erhält man einen entsprechend "klassischen Look" für seine S/W-Fotografien.
Obacht: Rodinal schäumt ordentlich bei diesem Film. Es ist also empfehlenswert beim Entwickeln eine Entwicklerlösung mit größerem Volumen anzufertigen. Ich hatte 600 ml anstatt der eigentlich ausreichenden 500 ml angesetzt. So etwas mache ich allerdings immer, seitdem ich schon unzureichend entwickelte Bildränder durch zu wenig Entwicklerlösung bzw. Schaumbildung festgestellt hatte. Ein solches Schäumen rührt offenbar von im Film enthaltenem Netzmittel (?). Genaueres weiß ich hier allerdings nicht.
In der Filmverpackung ist übrigens ein Vorschlag für die Entwicklung in D76 abgedruckt. D76 ist ein ziemlich verbreiteter Entwickler von Kodak, den ich für derlei Filme auch empfehlen kann. Vage ist hier die Vorgabe angegeben: 6 bis 10 Minuten. Bei Aufnahmen bei diffusem Licht (wie bei mir) sollte man zehn Minuten lang entwickeln, bei Aufnahmen bei richtig hartem Licht (pralle Sonne, Bühnenlicht) sollte man nur sechs Minuten lang entwickeln, da dadurch der Kontrast gesenkt wird. Idealerweise ist hier eine Entwicklungszeit irgendwo in der Mitte sinnvoll. Dies muss jeder für den eigenen Prozess (wird gescannt, wird analog vergrößert?) heraus finden.
Ich kann zumindest die von mir getestete Rollfilm-Variante empfehlen. Es gibt im Internet einige negative Berichte, die sich offenbar auf eine ältere Charge beziehen. Mein getesteter Film war fast tadellos: Der Shanghai GP3 dürfte einer der günstigsten S/W-Negativfilme auf dem Markt sein, wenn nicht sogar der zum günstigsten Preis. Er weist einen leichten Drall auf, der sich vermutlich legen wird. Fehler in der Emulsion konnte ich gar keine feststellen (aber ich hatte bisher nur einen einzigen Film davon). Die Bildergebnisse – man sieht es ja bei den Beispielbildern – sind so, wie ich es von einem guten S/W-Film erwarte. Hier gibt es nichts zu beanstanden. Im Gegenteil: Mir scheint, dass dieser Film in Rodinal bzw. bei meinem Prozess eine besonders gute Lichterzeichnung / Lichterdeckelung aufweist – auch wenn man üppig auf die Schatten belichtet. Gefühlt ist das Filmkorn etwas gröber als beim Ilford FP4+ (bzw. bei einem anderen Film dieser „Gattung“). Dies beides kann aber auch Einbildung sein bzw. hätte auch bei jedem anderen klassischen, panchromatischen ISO 100 S/W-Film der Fall sein können. Hierzu hätte man Eins-zu-Eins-Vergleiche anfertigen müssen.
Kodak T-MAX 100 135-36 | Ilford Delta 400 135-36 | AgfaPhoto APX Prof 100 135/36 SW-Kleinbildfilm | FOMA Fomapan Classic 100 Schwarzweißfilm, 135-36 | Kodak Portra 160 135-36 Einzelfilm |
€ 13,99 | € 8,90 | € 5,80 | € 5,49 | € 14,99 |
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Dieser Artikel erscheint im Bereich Blog und ist mit
Filme verschlagwortet.Veröffentlichung: 4.01.2021; geändert: 31.05.2023 ▲
Hallo! Hier schreibt Thomas. Ich beschäftige mich seit nunmehr 20 Jahren mit der analogen Fotografie und ich entwickele meine Bilder in der Dunkelkammer oder "mit" dem Computer.
Film spendieren
Für meine Artikel habe ich so manchen Film verschossen. Wenn Dir / Ihnen dieser Betrag tatsächlich weiter geholfen hat, würde ich mich über eine Film-Spende (Paypal) freuen!
Diese Website hat inzwischen den Umfang eines ganzen Lehrbuchs erreicht: Schauen Sie / schaue Du auch einmal in das Inhaltsverzeichnis hinein:
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Heiko Krause | am 5. April 2023
Lieber Thomas,
sehr spannend. Ich bin gerade auf der Seite in China gelandet, von wo aus der Film vertrieben wird. Hast Du Erfahrungen zu Lieferzeiten, Abwicklung usw.?
Beste Grüße,
Heiko
Viele Grüße zurück!
Klaus Nagel | am 6. Januar 2021
Hallo Thomas,
wieder ein spannender Beitrag. Gibt es den Film auch als Kleinbildfilm?
Ich denke, bei deinen Motiven und dem von dir bevorzugten (extrem) weichen Licht sollte jeder Film gut abliefern. Weißt du auch wie der Film bei höheren Kontrastumfängen funktioniert?
Jetzt eine vielleicht ketzerische Frage: wieso fotografierst du im Mittelformat?
Wenn ich die Preise für Rollfilme zugrundelege dann sollte dein Lieblingsfilm (Kodak Tmax 400) als Kleinbildfilm preiswerter sein. Pro Bild betrachtet. Vergrößert man seine Negative nicht riesig und fotografiert formatfüllend, dann würde ich der Mittelformatkamera mit Billigfilm immer die Kleinbildkamera mit Spitzenmaterial vorziehen. Wäre ein Tmax 100 vielleicht nicht geeigneter?
Danke, Klaus
Ich hatte den Kontrastumfang leider nicht an einem entsprechendem Motiv bzw. bei hartem Licht getestet.
Tatsächlich denke ich auch wieder darüber nach, mehr im Kleinbild zu fotografieren. Früher hatte ich größere Abzüge angestrebt, heute sind mir eher kleinere lieber. Es ist also eher Gewohnheit. Allerdings mag ich das quadratische Format häufig (gerade bei Porträts in Räumen) und hier müsste ich dann vom Kleinbild arg viel beschneiden, wodurch am Ende ein vermutlich zu kleines Negativ heraus kommen wird. Dies muss ich aber einmal in der Praxis vergleichen. Geld spielt bei mir da kaum eine Rolle. Nicht, weil ich davon zu viel habe, sondern weil ich einfach recht selten fotografiere (ca. ein Film pro Monat). Zunächst werde ich mir den Shanghai-Film auch nicht kaufen. Mir reichen die „üblichen“ Filme (sind noch erschwinglich bei meinem Durchsatz).
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