Filmvorstellung Ilford FP4 Plus: Der Klassiker mit dem man einfach nichts falsch machen kann
Als ich mich vor 25 Jahren unbedarft in einem kleinen Fotogeschäft verlor, um mir meine erste analoge Kamera zu kaufen, drückte mir der Verkäufer noch ein Schächtelchen in die Hand: einen Ilford FP4 Plus. Dieser Film ist nicht tot zu kriegen und er ist einer der „ewigen Klassiker“ der analogen Fotografie.
Es gibt auch heute noch recht viele Filme, mit denen wir unsere analogen Kameras füttern können. Bis auf einige ›Spezialitäten‹, deren eigentliche Herkunft kaum jemand zu entschlüsseln vermag, stammen sie alle von den letzten übrig gebliebenen Herstellern auf diesem Gebiet. Ilford in Großbritannien ist einer davon. Diese Firma* produziert seit 90 Jahren Filme und ist hierzulande bekannt und beliebt wie ein bunter Hund – obgleich Ilford (fast) nur Schwarzweiß-Filme produziert, sowie Fotopapier und früher auch Fotochemie.
* Der Hersteller hinter der Marke »Ilford« heißt heute eigentlich „Harman Technology“. In diesem Beitrag bleibe ich der Einfachheit halber beim ursprünglichen Namen.
In diesem Beitrag soll der FP4 Plus vorgestellt werden:
Hierbei handelt es sich um einen S/W-Negativfilm mit klassischer Kornstruktur und mittlerer Empfindlichkeit. Es gibt ihn konfektioniert als Kleinbildpatrone, Rollfilm (Mittelformat) und Planfilm (Großformat).
Der Uropa dieses Films erblickte wortwörtlich bereits in den 1930er Jahren das Licht der Welt – damals nur als „FP“ betitelt. Es folgten dann über die Jahre die Weiterentwicklungen zum „FP2″, FP3“ und „FP4“. In den späten 80er Jahren wurde letzterer dann offenbar noch etwas modifiziert und fortan als „FP4 Plus“ verkauft – Wie man ihn heute noch erwerben kann. Anfangs hatte der FP eine Lichtempfindlichkeit von lediglich ISO 28 (28 ASA), was zu dieser Zeit normal war. Später wurden die Emulsionen empfindlicher.
Das Kürzel FP steht für »Fine grain Panchromatic roll film«. Der Bruder vom FP ist der HP (»Hypersensitive Panchromatic«). Beide kamen ungefähr zur selben Zeit auf den Markt. Der HP ist lichtempfindlicher aber dafür auch grobkörniger. Über letzteren hatte ich ja auch bereits einen Artikel geschrieben → Vorstellung Ilford HP5 Plus. Eine ausführliche Tabelle zur Geschichte von Ilford findet sich auf dieser Seite (englisch).
Wie gewohnt bei meinen Filmvorstellungen streue ich immer wieder einige Beispielfotos mit ein. Zunächst etwas zu den ›Charaktereigenschaften‹ des FP4 Plus (nachfolgend nicht ganz korrekt aber der Einfachheit halber schlicht als „FP4“ bezeichnet):
- Der Ilford FP4 ist ein Schwarz-Weiß-Film mit klassischer Kornstruktur. Man erhält also einen Film, welcher einen ›Look‹ liefert, der ähnlich dem der Fotografien aus längst vergangenen Dekaden ist. Zum Vergleich: Bilder vom jüngeren Cousin – gemeint ist der Ilford Delta 100 – sehen etwas anders aus, da dieser eine andere Kornanordnung aufweist (sowie weitere andere Eigenschaften besitzt).
- Dieser Film ist mittelempfindlich: ISO 125. Ich ordne ihn jedoch als typischen Kandidaten der ›100-ASA-Klasse‹ ein – die 1/4 Blende mehr Empfindlichkeit macht den Braten auch nicht fetter. Eine Lichtempfindlichkeit von ISO 100 ist ein guter Kompromiss, wenn man nicht weiß, welche Lichtverhältnisse einen erwarten.Mit der Filmempfindlichkeit kann man gleichzeitig die Größe des Filmkorns einschätzen: Beim FP4 bedeutet dies, dass das Filmkorn feiner ist als bei einem ISO-400-Film (klassischer Kornanordnung, z. B. HP5) aber gröber als bei einem noch geringer empfindlichen Film (beispielsweise dem Ilford PAN-F Plus).
- Der Ilford FP4 besitzt typischerweise den hohen Belichtungsumfang eines ISO-100-Filmes mit klassischer Kornstruktur. Was bedeutet dies? Man kann getrost (lange) auf Objekte im Schatten belichten und jene im Hellen werden ihre Zeichnung nicht verlieren. Dies kann der eben erwähnte Delta 100 nicht so gut.
- Der Film ist »panchromatisch«. Will sagen: Er wandelt unterschiedliche Farben gleichmäßig in Graustufen um. Ein orthochromatischer Film tut dies etwas anders. Fast alle heute erhältlichen S/W-Filme sind jedoch panchromatisch sensibilisiert.
Im Winter, bei schwachem Umgebungslicht, nutze ich ihn meist problemlos ohne Stativ mit der Kleinbildkamera. Man kann dann das Objektiv natürlich nur gering abblenden, weniger als wie man es bei dem lichtstärkeren HP5 tun könnte, um nicht in den Bereich einer zu langen Belichtungszeit zu geraten (Verwackeln droht). Dafür zeichnet der FP4 eben feiner aufgrund seiner kleineren Korngröße.
Hier war ich mit meiner Kleinbildkamera und dem FP4 im Rucksack im Elbsandsteingebirge wandern. Bei solchen Landschaftsaufnahmen mit vielen Details in der Ferne nutze ich im Kleinbild keinen grob auflösenden Film wie beispielsweise den Fomapan 400 und auch nicht den HP5 (bei derlei kleinen Ansichten würde man jedoch keinen Unterschied feststellen).
Bei dieser Aufnahme der Elbe ist gut zu sehen, was ich etwas weiter oben mit „hohem Belichtungsspielraum“ des Ilford FP4 Plus meine: Zur Belichtung einer solchen Aufnahme sollte man nicht einfach den vorgeschlagenen Wert des in der Kamera integrierten Belichtungsmesser übernehmen – Durch die Dominanz der Lichtquelle (des Himmels) im Sucher würde die Kamera viel zu knapp belichten.
Stattdessen hielt ich meine Kamera einfach nach unten ins Tal, in Richtung des Ufers (aber nicht in die Spiegelung der Lichtquelle in der Elbe), drückte die Messwert-Speichertaste meiner Nikon und übernahm so diesen Messwert. Dann erst richtete ich sie wieder auf mein eigentliches Motiv und drückte den Auslöser. Durch diese Messtechnik sind bei solch einem speziellen Motiv nämlich auch die Schatten durchgezeichnet und das Bild erhält seine Lebendigkeit. So erhält man diese schönen Tonwertabstufungen bei derlei Bildern (und durch das semi-diffuse Licht). Siehe auch mein Artikel → Dem Film viel Licht gönnen.
Durch diese recht lange Belichtung jedoch ist der Wolkenhimmel überbelichtet. Problemlos jedoch kann man dessen Zeichnung bei Filmen wie dem FP4 durch ein späteres Nachbelichten in der Dunkelkammer bzw. am Computer wieder hervor holen. Bei dem Cousin, dem Delta 100, ist dies nicht so gut möglich wie hier beim FP4 mit seiner „altmodischen“ Kornstruktur.
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Es soll noch ein Detailausschnitt der oberen Fotografie gezeigt werden: Der FP4 ist natürlich nicht ganz so feinauflösend wie der Delta 100 von Ilford. Ich finde jedoch, dieser Ausschnitt zeigt, welches Potential selbst in einem solchen Film mit klassischer Kornstruktur und mittlerer Empfindlichkeit steckt: Dieses Kleinbildnegativ lässt sich problemlos auf ein größeres Format vergrößern, an das man auch noch heran treten- und nach Details suchen kann. Entwickelt wurden die Kleinbildaufnahmen auf dieser Seite alle mit dem Jobo Alpha (»Wehner-Entwickler«).
In diesem Beitrag zeige ich einige Bilder des Filmes im Mittelformat. Bei diesem größeren Filmformat ist mir der FP4 mittlerweile sogar schon etwas zu feinkörnig und bei größeren Filmformaten greife ich lieber zu Foma-Filmen, nicht jedoch im Kleinbild.
Porträtfotografie mit dem FP4+ im Mittelformat: Auch hier bitte die Lichterdeckelung außerhalb der alten Doppel-Fenster beachten – nichts überstrahlt.
Auch diese Aufnahme eines Rondell auf einem alten Friedhof hatte ich im Mittelformat mit dem FP4 aufgenommen. Ich weiß es noch: Ich musste sehr lange (vom Stativ) belichten, damit alle Schatten ihre Durchzeichnung erhalten. Der obere Bereich war daher komplett überbelichtet und musste nachbelichtet werden (wie auch alles um das Rondell herum). Es gibt zwar nun das typische Flirren in den Wipfeln. Die Lichter ›blockieren‹ aber nicht bzw. wirken nicht ›kreidig‹, wie es beim Delta 100 hier sicherlich der Fall gewesen wäre. Der HP5 übrigens hat einen noch höheren Belichtungsspielraum.
(Fast) alle Kleinbildaufnahmen auf dieser Seite hatte ich mit meiner 35mm-Festbrennweite an der klassischen Spiegelreflexkamera fotografiert. Mit dieser Brennweite decke ich eigentlich alles ab – ob fern oder nah.
Wer keine "moderne" Emulsion für S/W-Fotografien möchte, greift zu einem der Klassiker. Der Ilford FP4 Plus ist ein solcher – seit Jahrzehnten. Er kann Street und Reportage bei genügend Licht. Da er als ISO-100-Film jedoch schön hochauflösend ist, ist er besonders für Landschaften oder Architektur geeignet.
Bei der Aufnahme dieser beiden vertrockneten Blumen von meinem Balkon hatte ich noch ein Foto vom Aufbau gemacht, um die Sache etwas aufzulockern. Auch bei diesem Motiv konnte ich nicht einfach den Wert der internen Belichtungsmessung übernehmen, da das dominante weiße Blatt Papier im Sucher den Belichtungsmesser auf die falsche Spur gebracht hätte. Ich nutzte daher meinen Handbelichtungsmesser mit der Kalotten-Lichtmessung. Alternativ hätte man hier bei dieser Nahaufnahme aber einfach kurz einen Karton mittlerer Eigenhelligkeit (Graukarte) zur Belichtungsmessung ins Bild halten können und diesen Messwert übernehmen.
Dies ist ein typisches Motiv, bei dem man in der nachträglichen Bildbearbeitung dezent das Eindämmen anwenden kann: Die Bildränder werden etwas nachbelichtet (abgedunkelt), um das Auge ins Zentrum zu lenken bzw. um dieses zu betonen.
Ilford FP4 135-24 | Ilford HP5 Plus 135-36 | Ilford Delta 100 135-36 | Ilford Delta 400 135-36 |
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Kurzum: Vielleicht habe ich mit meinen Beispielbildern etwas Lust darauf gemacht, auch einmal zum Ilford FP4 Plus zu greifen. Die Unterschiede zu einem APX 100 oder einem Kentmere 100 werden sicherlich jedoch gering- bzw. nur im Detail zu finden sein. S/W-Filme der gleichen Klasse (hier: klassische Kornstruktur, mittlere Empfindlichkeit, panchromatisch) sind sich sehr ähnlich.
Hallo Thomas.
Wer den FP4 nicht kennt, der hat die Foto-Welt verpennt. In meinen eigenen analogen Anfängen bin ich mit dem Agfapan100 gestartet. Den gab es bei jedem Fotohändler um die Ecke und so war der Nachschub gesichert. Mit der Zeit störten mich aber irgendwie die Tonwerte. Ich muss gestehen, das ich damals bis heute kein Freund von Pushen oder Pullen bin. Mit der Zeit wurden im Einzelhandel dann auch vermehrt die Ilford-Produkte angeboten und so versuchte ich mich natürlich auch gleich am FP4. Seither bin ich dabei geblieben, wobei ich auch vermehrt den Delta100 einsetze. Irgendwie erschienen mir die Ilford-Ergebnisse ausgeglichener als die damaligen Agfa-Filme zu sein. Ich kann es irgendwie nicht so recht beschreiben. Der FP4 erscheint mir ausgeglichener in den Tonwerten und auch etwas „weicher“ zu sein. Die Foto-Nerds mögen mir meine Einschätzungen verzeihen aber so wirkt es auf mich. Mit dem FP4 kann wirklich nichts falsch machen.
Gruß von Günter
Hallo und danke für den Kommentar