Zeitreise: Ich blättere durch einen alten Fotoimpex-Katalog von 2005
Für diesen Artikel gehe ich auf eine kleine Zeitreise: Ich schmökere in einem alten Fotoimpex-Katalog und trauere etwas diesem Format (und den alten Filmpreisen) hinterher.
Als Kind und Heranwachsender blätterte ich stundenlang in Quelle- oder Otto-Katalogen. Das Internet mit seinen vielen bunten Seiten und Internet-Shops gab es noch nicht – zumindest nicht bei uns daheim. Verkaufskataloge und Zeitschriften zeigten, was es eigentlich für schöne Dinge im Kosmos der eigenen Interessen gab, von denen man vorher noch gar nichts wusste.
So war es später auch beim Fotoimpex-Katalog. Fotoimpex ist ein deutscher Versandhandel, welcher sich auf die analoge Fotografie spezialisiert hat und den meisten Lesern hier sicherlich ein Begriff ist:
Was vielleicht die Jüngeren nicht wissen: Früher gab es einen gesetzten, schön gemachten Katalog (als PDF-Datei und ggf. auch gedruckt?). Diesen gibt es heute nicht mehr. Der obligatorische Webshop hat hier diesen Platz erobert. Ich habe ein altes Exemplar dieses Katalogs (bzw. die PDF-Datei) aus dem Jahr 2005 heraus gekramt und schmökere jetzt etwas darin. Die Bilder können bei genügend großem Monitor per Klick noch etwas vergrößert werden.
Los geht’s:
Zunächst wurde hier erst einmal die Belegschaft vorgestellt – allerdings nicht so bierernst, wie man es vielleicht erwartet hat. Im übertragenden Sinn ist der neue, heutige Webshop das »Digitale«, während solch ein gesetzter PDF-Katalog noch etwas »Analoges« besitzt: Wie bei einem Buch arbeitet man sich langsam zu den Produkten der Begierde vor (und entdeckt auf diesem Weg Dinge, die man noch gar nicht kannte).
Im Katalog gab es zudem immer eine Begrüßung, ein kleiner Text am Anfang vom Inhaber. Foto Brenner übrigens bietet so einen (sogar gedruckten) Katalog heute noch an. Das dortige Sortiment ist leider nicht so interessant wie hier und auch der Stil ist natürlich ein anderer. Ansonsten ist dieses Medium sicherlich ein Relikt aus vergangenen Tagen. Ein Internet-Shop ist sicherlich ökonomischer, weil einfacher zu aktualisieren bzw. zu pflegen.
Was ich an diesem Katalog immer mochte, waren die kleinen Artikel bzw. Info-Seiten zu bestimmten Herstellern und zu bestimmten Produkten. Fotoimpex startete in den frühen neunziger Jahren übrigens mit dem Vertrieb von osteuropäischen Filmen und Papieren (Foma, Efke). Daher waren diese Produkte (auch später noch) immer recht präsent im Sortiment vertreten.
Wir können ja gleich zu den Filmen kommen: Vor 20 Jahren war das Angebot natürlich noch größer, als es heute ist. Deutsche Agfapan-Filme gibt es nicht mehr. Efke ist leider auch Geschichte.
Aber Ilford hat als großer, etablierter Hersteller weiterhin seine Klassiker im Programm. Jüngst schrieb ich ja noch einen Erfahrungsbericht über den FP4, davor über den HP5, den Delta 100 und den Delta 400.
Jedoch – die Preise:
Das waren vielleicht Preise: Ein Kodak T-Max 100 für knapp € 3,50 (wenn man als Zehnerpack bestellte). Heute kostet dieser Film knapp 13 Euro – Aber immerhin, es gibt ihn noch! Die 2000er waren auch eine ziemlich paradiesische Zeit, was die Gebrauchtpreise analoger Kameras auf Ebay anbelangt: Zu genau dieser Zeit wurde viel alte, gut funktionierende analoge Fototechnik sehr günstig veräußert, um nicht zu sagen verramscht, worüber sich heute ein Mancher wieder ärgert. Denn heute sind die Preise hier für zumindest die großen Marken wieder angestiegen.
Apropos Preise: Im Impex-Katalog wurden immer auch die Netto-Preise ausgeschildert. Schon damals fragte ich mich, welchen Sinn dies wohl habe. Offenbar lag dies daran, dass die Händlerprospekte (der Konkurrenz), die damals in den Fotogeschäften in großer Anzahl auslagen und die man sich mitnehmen konnte, eben nur diese Netto-Preise angaben. Viele Kunden dachten wohl, dies wären die Endpreise, die so natürlich viel günstiger erschienen.
Neben Filmen bildet ja auch heute noch das Sortiment »Studioausrüstung« einen festen Bestandteil des Angebots. So etwas interessierte mich früher, als ich jede Seite genauestens begutachtete, eigentlich gar nicht – dafür umso mehr…
… das Foto-Laborzubehör. Woher sollte ich auch wissen, dass es „Lichtschutz-Lack-Spray“ gibt oder „japanische Retuschepinsel“? Hier erfuhr ich es. Tatsächlich belegte der Bereich eigene Dunkelkammer, eigenes Fotolabor, Selber Entwickeln den größten Platz im Fotoimpex-Katalog. Genau diese Spezialisierung hatte ihn für mich vor 20 Jahren so interessant- und auch beliebt gemacht.
Was ich heute bei entsprechenden Internet-Shops im Bereich Foto-Zubehör gar nicht sehe: Hier im Katalog wurden einfach Fotografien zwischen den Produkt-Offerten abgebildet. Und dies sind keine eingekauften Stock-Fotografien. Das Titelbild dieses Fotoimpex-Katalogs zeigt eine S/W-Fotografie von Mirko Böddecker, dem Geschäftsführer.
Dieser gesetzte Katalog wirkte durch derlei kleine Einspieler, der Begrüßung, dem Humor zwischen den Zeilen viel persönlicher, als es ein Internet-Shop-System sein kann. Irgendwie erinnert der Katalog bzw. der damalige »Underdog-Charakter« dieser Firma sinnbildlich auch etwas an das „wilde“ und unbeschwerte Berlin (Fotoimpex ist in dieser Stadt ansässig) der 90iger und frühen 2000er Jahre und eben dann auch daran, wie dieser gentrifizierte Ort dem Besucher heute erscheint.
Alternativer Text für den der sich bis hierhin durchgebissen hat: Der Kobold-Toner wird aus frisch gefangenen, kleinen Hürther Kobolden gepresst. […] Der Grad der Tonung ist abhängig vom Alter der gefangenen Kobolde. Bei jungen Kobolden stellt sich nur ein dezenter Farbton in den Lichtern ein, aus älteren Kobolden gewonnener Extrakt erreicht auch die Schatten.
Text aus einem etwas jüngeren Katalog (2012), versteckt innerhalb der trockenen Produktbeschreibung des „Kobalt-Toners“.
In den Tiefen des Internets findet sich übrigens eine Chronik ›Die Fotoimpex Story‹, wo man einen kleinen Einblick in die Anfänge des Geschäfts bekommen kann. Man sieht dort beispielsweise ein Bild des allerersten Katalogs von 1993.
Edit: Mittlerweile wurde dieser Bereich ansprechender gestaltet und man hat sogar Zugriff auf den allerersten Katalog von 1993 als PDF-Version. Anfangs ging es also tatsächlich nur um den Vertrieb von sehr günstigen Fotoprodukten aus Osteuropa und man versandte damals aus Wuppertal.
Zwischendrin eine kleine Anleitung für das Entwickeln von S/W-Fotopapier in der eigenen Dunkelkammer. Solche kleinen Hinweise bzw. Anleitungen finden sich hier an einigen Stellen wieder.
Viele der Produkte gibt es so heute auch noch. Und einige der Abbildungen sind auch noch die selben im Webshop. Da hat sich in all der Zeit nichts geändert.
Ich möchte auch nicht nur nostalgisch sein: Im aktuellen Internetshop gibt es auch viele Dinge, die es damals noch nicht gab: LED-Schaltuhren und -Lichtquellen für Vergrößerer, Digitalthermometer, Verschlusszeitentester, neue Filme usw.
Vor allem, und das ist wirklich ein Vorteil, kann man heute bereits direkt vor dem Bestellen erfahren, ob das gewünschte Produkt überhaupt im Lager verfügbar ist. Früher nämlich dauerte der Versand entweder ewig (weil auf eine Lieferung im Lager gewartet wurde). Oder aber es fehlte etwas im Paket. Das war immer ärgerlich und man konnte sich dann am Abend vor den Fernseher setzen (anstatt in die Dunkelkammer zu gehen).
Wenn Sie sich jetzt bitte noch einmal ärgern möchten: Ich kann gerne noch eine der alten Preistabellen im Detail zeigen:
Wer damals 50 Blatt kartonstarkes S/W-Barytpapier mit variabler Gradation in der Größe 24 x 30 cm haben wollte, musste seinerzeit 29 Euro dafür ausgeben (Ilford und Kodak waren aber teurer). Heute kostet so etwas (Fomabrom) fast das Dreifache. Doch auch hier: Wer war sich damals schon sicher, dass es 20 Jahre später immer noch eine genügend große Auswahl an solchem Material gibt? Dann lieber so als gar nichts haben.
In den 2000ern hatte Fotoimpex noch die tschechischen Meopta-Vergrößerer bzw. entsprechendes Zubehör vertrieben. Vermutlich waren das große Restbestände, die heute alle unters Volk gebracht sind. Diese Vergrößerer sind sehr zu empfehlen und waren früher schon die günstige und gute Alternative zu westlichen Marken.
Ich hatte früher auch einen Meopta-Vergrößerer und durch den Katalog erfuhr ich erst, was es hierfür eigentlich so alles für Zubehör gab.
Zum Schluss erwartete den Leser noch eine große Filmentwicklungs-Zeiten-Tabelle und einige Hinweise zur Entwicklung der S/W-Filme.
Der letzte Katalog wurde meinen Recherchen nach 2012 heraus gegeben. Danach musste man sich mit dem Internetshop begnügen. Dort findet man natürlich viel schneller das Gewünschte. Durch so einen schön gemachten Katalog jedoch konnte, meiner Meinung nach, viel besser eine Kundenbindung aufgebaut werden – Er erscheint viel persönlicher und individueller als ein Internet-Shop von der Stange, der überall gleich ausschaut.
Wer selber einmal durch so einen alten PDF-Katalog blättern möchte, kann sich einen solchen selber herunter laden: Das Internet-Archiv hält hier weiterhin archivierte, alte Versionen der Fotoimpex-Internetseite bereit. Man kann auf der Zeitleiste auch noch weiter zurück in diese Wildwest-Zeit des Internets gehen. Ich konnte Kataloge bis 2002 herunter laden.