Fotografieren mit dem Ilford Delta 100: Beispielfotos und einige Gedanken zur Fotopraxis mit diesem S/W-Film
Den Delta 100 von Ilford ist ein besonders hoch auflösender S/W-Film, den ich mir einmal genauer angesehen hatte. In diesem Beitrag gibt es einige Beispielfotos und meine Meinung zu diesem Film.

Der S/W-Film Delta 100 von Ilford in der Praxis. Für die Bilder in diesem Artikel nutzte ich die Kleinbildvariante von diesem Film.
Sofern Sie dies nicht bereits in anderen Artikeln bzw. Filmtests auf dieser Seite gelesen haben: Im Mittelformat schätze ich »klassische« S/W-Filme wie etwa den Fomapan 400 oder den Kodak Tri-X. Im Kleinbild jedoch bevorzuge ich wiederum diese »modernen« S/W-Filme – also den Kodak Tmax und eben den Ilford Delta mit seiner „Core-Shell-Technologie“. Zum 400er-Delta gibt es ebenfalls einen Erfahrungsbericht (→ Fotografieren mit dem Ilford Delta 400).
Dies liegt daran, dass Fotografien auf diesen Filmen selbst im Kleinbild auf ein relativ großes Maß vergrößert werden können, ohne dass sich hierbei Konturen in Matsch verlieren. Beispielsweise ein Fomapan 100 ist deutlich grobkörniger bzw. geringer auflösend. Etwas weiter unten im Beitrag gibt es als Beispiel auch noch einen hoch aufgelösten Scan von einem Motiv auf dem Ilford Delta 100 im Kleinbild, den man tatsächlich ziemlich groß ausbelichten könnte. Aber der Reihe nach:
Zwei Beispielfotos auf dem Ilford 100. Wenn jemand meint: »Der schaut mir zu glatt aus für solche Motive« – Dann kann ich dies durchaus nachvollziehen: Für Porträts schätze ich z. B. den Delta 400 in der Kleinbildkamera lieber oder gar einen HP5. Mir fehlt hier etwas das fotografische Korn bei den kleinen Vergrößerungen.
Außerdem ist mir aufgefallen – und dies sieht man bei diesen beiden Fotografien recht gut – dass der Delta 100 offenbar stärkere Überbelichtungen (wie grelle Sonne auf heller Haut) weniger gut wegsteckt wie ein S/W-Film mit klassischer Kornstruktur. Diese Bereiche erscheinen mir hier etwas zu „kreidig“. Dieser Film ist also offenbar nicht so „gutmütig“ wie beispielsweise ein Ilford HP5 (welcher wiederum deutlich grobkörniger ist).
Meiner Meinung nach sind solche eher hoch auflösenden S/W-Filme besser für solche Sujets geeignet, wo feine Strukturen und viele winzige Details bewusst der Bildaussage dienlich sein sollen.
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Für meinen Delta 100 in der Kleinbildkamera suchte ich mir zum Test für diesen Artikel ein recht interessantes Gelände aus: Diese Ruinen vor den Neubauten bilden einen tollen Kontrast, den man hierzulande so kaum noch zu sehen bekommt. Dies war übrigens mal eine Konservenfabrik. Viel später erst wurden die Hochhäuser dahinter gebaut.
Diese verfallenen Fabrikgebäude hatte ich sauber und penibel mittels Stativ, Wasserwaage, Drahtauslöser und Handbelichtungsmesser fotografiert. Für solche Motive eignet sich der Ilford Delta 100 sehr gut (insbesondere, wenn Sonnenlicht nicht direkt knallt, sondern durch Wolken gestreut wird).
Ich entwickele meine S/W-Filme selber daheim im Badezimmer (siehe auch → S/W-Filme selber entwickeln). Das ist nicht schwer. Als Entwickler diente mir der „Jobo Alpha„. Die Beispielfotos hätten jedoch auch mit jedem guten Feinkornentwickler (z. B. Ilford ID 11) gemacht sein können. Die Unterschiede sind sicherlich marginal. Ich hatte den Delta 100 allerdings auch schon in D76 in dessen Stocklösung entwickelt, also in der konzentrierten Verdünnung als Mehrfachentwickler. Dies empfehle ich nicht, da der Film darin sehr „rundgelutscht“ heraus kommt. Für „weiche“ Porträts ist dies vielleicht sinnvoll. Wer Kontraste und Schärfe wünscht, sollte D76 hier in der schärfer arbeitenden 1:1-Verdünnung als Einmalentwickler nutzen.
Wie man auf dem oberen Foto sieht: Wie der Kodak Tmax erhält man auch beim Ilford Delta ggf. einen leicht lila gefärbten Filmträger nach der Entwicklung. Offenbar liegt dies an einem nicht genügend saurem Fixierer. Tatsächlich nutze ich einen alkalischen Fixierer. Mich stört die violette Einfärbung des Filmes jedoch nicht.
Bei Einspulen in die Entwicklerdose stellte ich einen doch recht ausgeprägten Drall fest (frischer Film). Nach dem Trocknen liegen die Filmstreifen jedoch richtig schön plan auf dem Leuchttisch.
Wie auch der Kodak T-Max benötigt der Ilford Delta eine recht lange Fixierzeit. Die Klärzeit beträgt hier bei mir ca. zwei Minuten. Diese Zeit verdreifacht man bei solchen Filmen (nicht nur verdoppeln) und ich fixierte also ganze sechs Minuten lang.
Eigentlich wollte ich hier noch einige Fotografien mehr von diesem völlig zugewachsenen alten Friedhof unterbringen. Doch wie interessant dieser Ort auch war – Auf meinen Bildern ist nur wildes Gestrüpp zu erkennen. Das Auge des Betrachters weiß gar nicht wohin dabei. Daher bleibt es bei diesem einen Foto von diesem »Lost Place«.
Apropos „Lost Place“ – damit sind wohl derlei verlassene Gelände wie meine alte Gurkenfabrik gemeint. Ich sage einfach »verlassener Ort« dazu. Hierfür finde ich den Delta 100 wirklich sehr gut geeignet, sofern man ein nicht allzu kontrastreiches Licht vor Ort hat. Bei diesem Motiv jedenfalls war das Licht hervorragend. Ich belichtete ca. 1/2 Sekunde lang – vom Stativ versteht sich.

Die Bilder in diesem Beitrag hatte ich mit dem Kaiser FilmCopy-Vario-System digitalisiert.
Sie können sich auch einen hoch aufgelösten Scan (ca. 20 Megapixel) von diesem Kleinbildnegativ auf dem Delta 100 im Positiv ansehen. Bitte hierzu den Link via Rechtsklick → öffnen im neuen Tab oder im neuen Fenster anklicken. Danach baut sich die große Bilddatei auf.
Es ist schon erstaunlich, wie viele Details man bereits mit einer Kleinbildkamera aufnehmen kann. Solche Bilder kann man problemlos auf ca. 80 cm Breite ausbelichten bzw. ausdrucken und an die Fotografie nah heran gehen, ohne dass man „Matsch“ sieht. Dank dem Delta 100 (und dem Tmax 100 und den wenigen 25-ASA-Filmen) ist im Kleinbild bei 24 x 30 cm noch längst nicht Schluss, wenn es um größere Ausstellungsansichten geht.
Ich hatte mich früher sehr für das Großformat interessiert oder wenigstens für das große Mittelformat 6×9. Mittlerweile reicht mir häufig sogar die Kleinbildkamera in der S/W-Fotografie. Dank Filmen wie dem Delta 100 erhält man selbst damit relativ hoch aufgelöste Negative, wenn man sauber und geflissentlich arbeitet.
Hier wurde früher offenbar das Gemüse von den Feldern aus der Umgebung angeliefert und auf der Rampe entgegen genommen. Von solchen Fabrikruinen gibt es im Stadtbild hierzulande kaum noch welche.
Ich interessiere mich bei Filmtests auch immer für technische Details. Ich fotografiere hierzu das Haus gegenüber mit ansonsten immer der selben Technik bei gleichem Licht.
Mein Test bestätigt meine vorherige Meinung: Der Ilford Delta 100 ist für mich ziemlich gleich zum Kodak T-Max 100, über den ich ebenfalls schon einen recht ausführlichen Artikel angefertigt hatte (→ Erfahrungen mit dem Kodak Tmax 100). Deutlich sieht man hier auch den Unterschied zum Ilford Delta 400: Dieser Film ist um zwei Blenden empfindlicher aber eben auch grobkörniger bzw. etwas geringer auflösend.
Ein weiteres Beispielfoto vom Delta 100 aus der alten Konservenfabrik. Vielleicht wurden in diesen Trommeln das Gemüse eingekocht. Jedenfalls hat jede so eine kleine Esse.
Ich möchte noch die „Roh-Version“ dieses Motivs einstellen. Denn allzu oft denkt man vielleicht, derlei Fotografien kämen so bereits aus der Kamera. Dabei müssen sie noch bearbeitet werden. Da ich bei der Aufnahme vor Ort ca. 1/2 Sekunde lang belichten musste, um die Details in den Schatten nicht zu verlieren, ist der Hintergrund natürlich komplett überbelichtet (um ca. fünf Blenden). Bei Negativfilm ist dies jedoch häufig nicht so dramatisch (im Gegensatz zu Diafilm): Durch die Technik des Nachbelichtens kann man diese Bildinformationen wieder zurück gewinnen, denn sie befinden sich häufig »tief« in der Filmschicht. Dies geht analog, wie hier demonstriert. Bei dieser Fotografie hatte ich dies via Computer-Bildbearbeitung (Photoshop) erledigt.

Der Delta 100 von Ilford ist wie das US-amerikanische Pendant von Kodak (T-Max) ein sehr feinkörniger, sehr hoch auflösender S/W-Film. Er ist weniger für markante Porträts geeignet, viel mehr für sehr fein strukturierte Landschaften und "cremige" Flächen.
Dennoch: Ich habe das Gefühl, dass der Delta 100 nicht so gut mit solch starken Überbelichtungen umgehen kann wie beispielsweise ein Film mit „klassischer“ Kornstruktur. Vielleicht liegt dies jedoch an meinem hier verwendeten S/W-Filmentwickler bzw. vielleicht hätte ich etwas kürzer entwickeln sollen. Für eine bessere Lichterdeckelung ist der ältere Cousin des Delta – der Ilford FP4 – ersterem vorzuziehen. Der FP4 ist dann widerum nicht so fein zeichnend.
Grundsätzlich bin ich mit den Ergebnissen jedoch sehr zufrieden.
Solch grelles Licht einer tief stehenden Oktobersonne ist natürlich eine Herausforderung für jeden Film. Hätte ich es mir aussuchen können, hätte ich für solch ein Motiv bei solch einem harschen Licht lieber zu einen mit einer „klassischen“ Kornstruktur gegriffen wie beispielsweise den Shanghai GP3, da diese häufig deutlich »gutmütiger« sind, was die Lichterdeckelung anbelangt.
Ein weiteres Bild aus einem anderen Genre: Der Delta eignet sich sehr gut für „sanfte“ bzw. eher konservative Porträts. Bei dieser Aufnahme verwendete ich mein besonders lichtstarkes 50 mm 1:1,4 Nikkor-Objektiv – und zwar bei gänzlich geöffneter Blende, um eine möglichst geringe Hintergrundunschärfe im Kleinbild realisieren zu können, wie man sie ansonsten erst ab dem Mittelformat kennt. Durch das feine Korn wirkt die Unschärfe auch geschmeidig genug. Schrieb ich oben etwas von besonders hoher Auflösung dieses Filmes, dann sei an dieser Stelle auch erwähnt, dass zumindest mein Objektiv bei Offenblende f/1,4 einen „Flaschenhals“ darstellt bzw. die Detailauflösung arg schmälert. Blendet man etwas ab, verschwindet der Fehler.
Noch eine Fotografie im Kleinbild und dem Delta 100. Bei diesen beiden Porträtaufnahmen entwickelte ich den Film im Entwickler »Kodak D76« und zwar in der Stammlösung (also als konzentrierten Mehrfachentwickler). Dieser Entwickler, in dieser Konzentration zumindest, arbeitet bei diesem Film leicht unschärfer / weicher als der Jobo Alpha bzw. Wehner-Entwickler, in dem die anderen Beispielbilder entwickelt worden sind. Dafür ist das fotografische Korn dann noch weniger zu sehen (bei den kleinen Beispielfotos hier ohnehin nicht).
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Ilford PAN F plus | Ilford FP4 135-24 | Ilford HP5 Plus 135-36 | Ilford Delta 100 135-36 | Ilford Delta 400 135-36 |
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Alte Ruinen bei Milchglaslicht, Details, feine Strukturen für höhere Vergrößerungen, liebliche S/W-Porträts – Dies sind m. E. die perfekten Motive für einen Film wie den Ilford Delta 100. Für „Charakterköpfe“, für die „Street-Fotografie“ beispielsweise würde ich diesen Film nicht wählen und möglichst auch nicht, wenn man Motive mit recht harschen Kontrasten vor der Linse hat.
Ich nutze den Delta 100 seit Jahren und bin sehr zufrieden.
Mit etwas Überbelichtung kommt er gut klar bei meiner Art von Entwicklung.
Im Sommer mit starken Kontrasten entwickle ich ihn mit Kodak HC 110 1+63 für 13 Minuten. Die langsame Entwicklung lässt das Negativ recht ausgeglichen entwickeln und lässt Details in Schatten und Lichter sehr gut erhalten.
Im Herbst/Winter mit Bewölkung und weichem Licht entwickle ich ihn in 1+31 Mischungsverhältnis für 6 Minuten.
Das gibt dem Negativ etwas mehr Kontrast, daß ich im Vergrößerer nicht allzu hoch mit dem Kontrastfilter gehen muß.
So fällt bei großen Vergrößerungen das Korn weniger auf als wenn ich ein schwaches Negativ mit hohen Kontrastfilter nutzen würde.
Was auch ein Unterschied macht beim entwickeln ist, daß das Wasser auch eine Rolle spielt. Bei uns ist das Wasser sehr hart und mit destillierten Wasser habe ich das Gefühl das die Körnung auch kleiner wirkt.
Die Lila Verfärbung des Films war mir auch ein Dorn im Auge bis ich durch Zufall die Lösung dagegen gefunden hatte.
Die Lösung ist es den Film mit Negativhülle in ein Fenster zu hängen, bei direkten Sonnenschein. Je nach lichtstärkste verschwindet der Farbstich schon nach einen Tag.
Ich habe das herausgefunden als eine Negativhüll auf mein Bürotisch lag und ein Teil von ein Buch verdeckt wurde.
Wie ich später den Film nahm fiel es mir auf wie eine Seite klar war und die andere Seite Lila.
So hängt nun jeder Film nach der Entwicklung im Fenster um den Farbstich zu entfernen und die Arbeit mit Vergrößerer und Kontrastfilter einfacher und zuverlässig gleichbleibend macht.
Bei Vergrößerungen in der Dunkelkammer arbeite ich in der Regel mit Kontrastfilter 1 bis 2 und bekomme wenn ich es will gut hin zarte Details in Wolken und Schatten aufs Papier zu bringen.
Durch sein kleinen Korn, gute Schärfe und Details ist er ein zuverlässiger Film in meinen Kameras.
Noch schärfer und detaillierter ist bei mir nur noch der ADOX CMS 20 II Pro.
Grüße Maik
Hallo Maik, das klingt einleuchtend. Danke für den Kommentar! Das mit dem Fensterlicht ist auch ein super Tipp. Ich hatte dies auch einmal mit dem Tmax 100 ausprobiert (bei dem dies ähnlich ist) und hier half das Licht tatsächlich.