Kodak T-Max 100 in der Praxis: Hoher Detailreichtum dank feinem Korn
Es gibt S/W-Filme mit „klassischer“ Kornstruktur und es gibt „moderne“ S/W-Filme. Zu letzteren zählen auch die T-Max-Filme von Kodak. Den TMAX 100 habe ich genauer unter die Lupe genommen, weil mich interessierte, inwiefern ich damit im Kleinbild auf das Mittelformat verzichten kann, da er besonders feinkörnig sein soll.
Ich hatte „moderne“ S/W-Filme (Ilford Delta, Kodak T-Max, Fujifilm Neopan Acros) lange Zeit gemieden. Ich wollte lieber den klassischen S/W-Look vom Tri-X oder vom FP4. Derzeit entdecke ich den Fomapan 400 wieder – Allerdings nur mit der Mittelformatkamera: Im Kleinbild wäre er mir zu grobkörnig für meine Motive. Trotzdem schätze ich die „Leichtigkeit“ der analogen Kleinbildkamera und wollte doch einmal schauen, inwiefern ich mit dem Kodak T-Max 100 trotz Kleinbild dennoch Fotografien mit fein aufgelösten Texturen bzw. Details anfertigen kann – Negative welche sich auch deutlich größer als 24 x 30 cm vergrößern lassen. Im Mittelformat würde ich den Tmax 100 hingegen nicht nutzen. Hier bildet er mir dann bereits viel zu glatt ab.
Ein erstes Beispielfoto mit dem Tmax 100 von Kodak in meiner Kleinbildkamera. Ich finde, dieses Stillleben schaut richtig gut aus. Bevor nun aber alle losrennen, um sich einen Tmax-Film zu kaufen: Ich hatte bei der Aufnahme Licht gesetzt (Mischlichtsituation aus Softbox-Blitzlicht und Lampenlicht). Zunächst ist das Licht ist dafür verantwortlich, wie ein Bild wirkt – viel weniger der Filmtyp. Interessanter für diesen Beitrag sind dann aber Details:
Mein Stillleben kann man also durchaus richtig schön hoch vergrößern (hier gibt es dann durchaus Unterschiede bei den Filmen). Beim näher Herantreten wird man dann eine Vielfalt an Details erblicken können. Genau um solche Motive geht es mir hier.
Jüngst tauchte ein Foto auf, welches mich bei diesem Motiv mit der analogen Kamera und dem Blitz zeigt, den ich in der dunklen Garage nutzte. Das Bild möchte ich hier natürlich präsentieren. Der Blitz rechterhand ist gegen einen Schirm gerichtet, was weiches Licht ergibt. Gegenüber ist ein Klappreflektor aufgebaut, damit das Kunstlicht auch etwas von der anderen Seite wiedergegeben wird (damit Schatten etwas aufgehellt werden). Will sagen: Das Licht während der Aufnahme spielt natürlich auch eine Rolle für das gelingen einer Fotografie. Weiter geht es im eigentlichen Thema:
Möchte man eh keine größeren Vergrößerungen anfertigen, kann man sich durchaus mit einem weniger hochauflösenden Film begnügen. Ich schätze hierfür den schnelleren Bruder, den Tmax 400, über den ich ja auch schon einen schönen Beitrag verfasst hatte (und den ich für andere Motive / Situationen einsetze).
Alle S/W-Fotografien in diesem Artikel auf T-Max 100 hatte ich mit einer typischen Kleinbild-Spiegelreflexkamera abgelichtet (meiner Nikon), immer sorgfältig vom Stativ. Die Negative wurden daheim im Bad im „Wehner-Entwickler“ entwickelt (ein Feinkornentwickler, welcher mittlerweile auch als »Jobo Alpha« vertrieben wird). Ich hatte die Negative dann direkt mit der Digitalkamera digitalisiert (24 Megapixel, Leuchtplatte, Makro-Objektiv).
Noch ein Beispielbild mit diesem Kodak S/W-Film im 35mm-Kleinbild. Auch hiervon habe ich ein Detail parat:
Ich finde, das ist schon ordentlich und es freut mich: Solche Bildergebnisse hatte ich mir hierbei nach meinem Test des T-Max 100 erhofft: Das fotografische Korn ist vorhanden aber fein genug, dass es winzige Details nicht verschwinden lässt. Es muss also nicht immer gleich das Mittelformat sein für solche Motive.
Für dieses Stillleben hingegen braucht man keinen „Wunderfilm“. Es würde genau so gut mit einem anderen Film wie z. B. dem Fomapan 100 in einem Feinkornentwickler (z. B. Kodak D76) funktionieren. Der Tmax ist ja auch leider (wie viele andere Filme) ziemlich teuer geworden. Auch für Porträts benötigt man nicht unbedingt einen besonders hochauflösenden Film, finde ich. Hier sind die „Klassiker“ vielleicht besser geeignet.
Wenn es aber um viele winzige Details geht …
… greife ich, wenn möglich, zu analoger Fototechnik, welche höher auflösende, besonders scharfe Bilder ermöglicht. Mir geht es hierbei um Vergrößerungen von min. 50 cm Breite, auf denen man beim nahen Herantreten scharfe Details entdecken kann. So etwas ist bei der Verwendung einer Mittelformatkamera kein Problem. Im Kleinbild ist dies schwieriger zu lösen. Mit dem T-Max 100 scheint es zu funktionieren.
Kodak beschreibt es auf der Filmschachtel: „Fainest Grain!“ (feinstes Filmkorn). Das wollen wir uns einmal in einem Vergleich ansehen:
Dies ist mein Testmotiv. Ich gucke hin und wieder oben aus dem Dachbodenfenster je mit der selben analogen Fototechnik heraus und bei gleichem (diffusem) Licht. Und dies sind drei unterschiedliche Aufnahmen bzw. die Detailausschnitte davon:
Der Adox CHS 25 bildet immer noch feinkörniger ab als der Kodak T-Max 100. Dafür wirkt das Detail mit dem Tmax schärfer. Ich hatte mein Testmotiv auch mit dem T-Max 400 abgelichtet. Hier sieht man gut den Unterschied zum Tmax 100 (gröberes Korn, geringere Detailauflösung). Das Korn / die Detailauflösung des T-Max 400 ist ungefähr so wie ein ISO-100-S/W-Film klassischer Kornstruktur (APX 100, FP4, …). Bei diesem Ausschnitt handelt es sich um das Fenster neben dem obersten Balkon links.
Und hier ein weiteres Detail der beiden T-Max-Filme und dem klassischen ISO-25-Film. Tatsächlich sind die Tmax-Filme schärfer. Natürlich wurden diese drei Filme auch im selben Entwickler entwickelt (Jobo Alpha) und gleichartig digitalisiert.
Um nicht zu technisch zu werden (es wird sonst zu trocken) kommt jetzt einfach ein schönes Motiv auf dem Tmax 100, mit meiner analogen Nikon-Kleinbildkamera fotografiert. Erst später bemerkte ich beim Betrachten des Fotos, dass hier offenbar der Zaun rechts neben dem Pfahl erneuert wurde. Der Zaun links scheint viel älter zu sein und die Witterung hat an ihm gefressen. Auch für dieses Motiv braucht man nicht unbedingt solch einen hoch auflösenden Film in der analogen Kamera. Es funktioniert auch so. Ich finde: ein klasse analoges S/W-Foto.
„Stillleben mit Pflanzkübel“ – Ich mag solche sachlichen, nüchternen Motive.
Insbesondere bei den Kodak-Tmax-Filmen taucht häufig das Problem des violett-lila eingefärbten Filmträgers nach der Entwicklung auf. Wobei: Ist dies tatsächlich ein Problem? Ich glaube nicht. Dies ist offenbar lediglich die Lichthofschutz-Schicht des Filmes. Bei Einwirkung von Licht (helles Sonnenlicht) über eine gewisse Zeit, verschwindet das Violett übrigens zu einem Teil.
Offenbar gibt / gab es das Problem einer violetten Einfärbung auch bereits bei anderen Filmen, wie hier beim OrWo NP15:
Beim Fixieren des NP15 muss unbedingt darauf geachtet werden, dass das Fixierbad stets genügend angesäuert ist, sonst wird der violette Lichthofschutzfarbstoff nicht zerstört. Weisen die fixierten Filme noch eine starke Violettfärbung auf, dann sollten dem Fixierbad pro Liter 5….10g Kaliumdisulfit zugesetzt werden.
Norbert Göpel, Entwickeln, VEB Fotokinoverlag Leipzig
Es wäre hier also gut, einen Fixierer zu nutzen, welcher genügend sauer ist. Ich habe nämlich einen alkalischen Fixierer für meinen T-Max-Film genutzt (die meisten Fixierer im Fotohandel sind sauer). Eventuell verschwindet die violette Lichthofschicht auch bereits nach einem sauren Stoppbad. Bei der Filmentwicklung nutze ich aber kein Stoppbad (sondern nur Wasser).
Diese rosa Färbung könnte allerdings später beim Vergrößern mit Multikontrastpapier den Kontrast beeinflussen, da man hierbei sozusagen schon einen »eingebauten« Magentafilter hat.
Apropos Fixieren für diejenigen, welche S/W-Filme selber entwickeln (was zu empfehlen ist und auch ohne Dunkelkammer geht): Ich nehme im Hellen einen (nassen) Schnipsel vom Tmax-Film, bewege diesen im Fixierer und ermittele so nach Sicht die Zeit, nach welcher dieser Filmschnipsel klar, also transparent wird (ein milchiger Schleier ist verschwunden). Diese Zeit nennt man „Klärzeit“. Die spätere gesamte Fixierzeit des eigentlichen Filmes beträgt bei den T-Max-Filmen 3 x Klärzeit. Bei „klassischen“ S/W-Filmen beträgt sie nur 2 x Klärzeit.
Man sollte beim Tmax also etwas länger fixieren. Bei mir wird der Film erst nach ca. zwei Minuten richtig klar bzw. transparent (Fixierzeit hier dann 3 x 2 Min.). Dies ist recht lange. Ich halte hierzu zur Kontrolle den Filmschnipsel gegen das Licht. „Normaler“ S/W-Film ist bereits nach 30 Sekunden klar. Die Tmaxe wollen also relativ lange fixiert werden. Ich würde aber auch nicht weit über Gebühr fixieren, da hierbei irgendwann die dünne Schattenzeichnung „wegfixiert“ werden kann. Doch dank der Klärzeit-Probe im Hellen sieht man ja genau, wie lange das Bad im Fixierer vonstatten gehen sollte.
Die Entwicklungszeiten für eine ganze Menge unterschiedlicher Filmentwickler kann man sich bei der Massive Dev Chart (englisch) als Liste anzeigen lassen. Ich hatte meine Beispielbilder auf Nennempfindlichkeit von 100 ASA belichtet mit der Tendenz zur reichhaltigeren Belichtung, wenn es Zweifel gab.
Fomapan 100 Classic 135-36 | Fomapan 400 Action 135-36 | Ilford HP5 Plus 135-36 | Ilford FP4 135-24 | Ilford PAN F plus | Kodak TRI-X 400 TX 135-36 | AgfaPHOTO APX 100 135-36 | Ilford Delta 100 135-36 | AGFAPHOTO APX 400 135-36 Schwarzweiss-Film | Kodak T-MAX 100 TMX 135-36 | Ilford Delta 400 135-36 | 10 Rollen Shanghai Schwarz & Weiß 135 35mm 36Exp Iso 100 Film Auto DX |
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Dies ist für Langzeitbelichtungen relevant: Der Kodak T-Max hat übrigens ein sehr günstiges Schwarzschild-Verhalten: Bei langen Belichtungszeiten ab einer Sekunde muss man lediglich 1/3 Blende länger belichten (also fast gar nicht). Ab 10 Sekunden sollte man allerdings 1/2 Blende mehr Licht geben. Belichtet man ab ca. 100 Sekunden lang, sollte man 1,5 Blenden länger belichten als eigentlich gemessen. Darüber hinaus ist im offiziellen Datenblatt des Tmax 100 (auf Seite 7) nichts vermerkt. Bei „klassischen“ S/W-Filmen muss man hier häufig größerer Korrekturfaktoren berücksichtigen – Was allerdings wieder von Vorteil wäre, wolle man bewusst minutenlang belichten.
Alt und Neu. Noch ein Foto mit dem Kodak T-Max 100.
Von diesem Motiv stelle ich auch noch die hoch aufgelöste Roh-Digitalisierung bereit. Klicken Sie auf die Grafik (via Rechtsklick → Ziel in neuem Tab / Fenster öffnen o. ähnlich) und die hoch aufgelöste Version (6000 x 4000 Pixel; ca. 2,4 MB) wird sich in einem neuen Fenster aufbauen bzw. kann dort in voller Auflösung betrachtet werden. Man erhält mit solch einem Film selbst im Kleinbild eine enorm detailreiche Abbildungsqualität. Diese Roh-Digitalisierung erfolgte durch Abfotografieren via Digitalkamera. Geschärft wurde nicht bzw. die Standard-Einstellung des RAW-Konverters übernommen.
Diese Aufnahme gelang an einem sonnigen und klaren Wintermorgen. Angenommen, man wolle diese Stadtansicht aus der Ferne hoch vergrößern, um sie sich als Bild zu rahmen – und zwar in einem größeren Format, z. B. 70 x 50 cm. Wie schauen dann die Details in der Ferne aus, wenn man näher an solch ein Bild heran tritt? Eigentlich wäre dies analog mindestens Sache des Mittelformats.
Doch bereits im Kleinbild sind hier mit dem Kodak T-Max 100 hohe Vergrößerungen möglich, ohne dass winzige Details untergehen. Ich finde, dies ist schon ordentlich. Man bedenke, dass das Kleinbild-Negativ ja lediglich 24 x 36 mm klein ist.
Bei dieser Abbildung ist auch gut zu sehen, in welch hoher Qualität man mit einer Digitalkamera + Macro-Objektiv + guter Buchbildbühne und Leuchtplatte digitalisieren kann.
Der Kodak T-Max 100 ist mein bevorzugter S/W-Film, wenn trotz Kleinbild dennoch feine Texturen aufgelöst werden sollen, beispielsweise bei Landschaften. Oft kann man dadurch die Mittelformatkamera zu Hause lassen. Für Porträts jedoch nutze ich am liebsten etwas "gröbere" S/W-Filme.
Selbstporträt mit der analogen Kamera.
Für mich stellt ein so hochauflösender Film wie der Tmax 100 durchaus eine Alternative dar, wenn ich nicht die schwere Mittelformatkamera mitnehmen-, aber analoge Fotografien mit eher höherer Detailauflösung möchte (was eben auch vom Motiv abhängig ist). Übrigens schätze ich den Ilford Delta 100-Film als ganz ähnlich ein: Beispielfotos mit dem Ilford Delta 100. Vermutlich wird man mit optisch qualitativ besseren Objektiven noch etwas mehr aus dem Tmax heraus holen können. Allerdings fotografiere ich dann mit der Kleinbildkamera so wie mit der Mittelformatkamera: mit Stativ, Drahtauslöser, penibler Lichtmessung.
Wenn ich im Kleinbild einfach nur schnell, spontan und flexibel sein möchte, bevorzuge ich jedoch den T-Max 400 (höher empfindlich, etwas gröberes Korn) und ggf. ein kompaktes Einbeinstativ.
Im Mittelformat würde ich solche „moderneren“ S/W-Filme nicht benutzen. Sie bilden mir im größeren Filmformat zu glatt ab. Hier bevorzuge ich dann tatsächlich die Klassiker wie den Ilford HP5 oder den Kodak Tri-X. Dies ist aber mein eigener Geschmack.
Im Mittelformat nutze ich gerne simplere (und auch günstigere) Filme wie den Fomapan 400: Zumindest bei Porträts wie dem hier abgebildeten braucht man m. E. nach die hohe Genauigkeit des T-Max nicht. Vielleicht ist derlei »Präzision« solchen Motiven sogar abträglich: Solche Sujets mag ich lieber altmodischer abgebildet.
Hallo Thomas,
ich sehe gerade Du hast meine Anregung aufgenommen zumindest teilweise zu versuchen die Mittelformat- durch eine Kleinbildkamera zu ersetzen.
Meine Versuche vor ca. 25 Jahren machte ich mit Ilford Delta 100 und ID 11 (D76). Laut Ilford die ideale Kombination.
Damals galt der Ilford noch ein wenig besser als sein Mitstreiter von Kojak. Ob das heute noch so ist weiß ich nicht. Auf jeden Fall aber wird der D76 mit diesen Filmen geeigneter sein als das von Dir verwendete Wunderwässerchen.
Da ich weder damals noch heute Linien zähle bzw. Zeitungsseiten/Backsteinmauern fotografiere kann ich zur Schärfe/Auflösung nichts sagen. Mir reichte sie immer. Den Flaschenhals sehe ich eher in Deinen Objektiven. Mit modernen Optiken geht sicherlich noch mehr.
Meine Vergrößerungen im Format 30×40 cm waren scharf und kornfrei. Mehr wollte ich nicht.
Extrem feinkörnig und trotzdem scharf ging beim Delta mit Perceptol. Man verliert zwar gut eine Blende, das ist aber immer noch schneller als der klassisch aufgebaute Mitbewerber von heute.
Sind ja schöne Fotos entstanden.