Filme entwickeln: Einige Tipps für gute S/W-Negative die Sie vielleicht noch nicht kennen
In diesem Beitrag möchte ich ein paar Tipps bezüglich der Entwicklung von S/W-Negativen auflisten, die Sie vielleicht noch nicht kennen. Das Entwickeln von S/W-Filmen im eigenen Badezimmer macht viel Spaß und gleicht etwas dem Kochen. Wie bei diesem gibt es auch für die Eigenentwicklung einige Kniffe und Tricks.
Eine ganze Anleitung zur Entwicklung von Schwarz-Weiß-Negativen soll an dieser Stelle nicht folgen. Denn hierzu gibt es bereits genügend kostenlos im Internet. Ich empfehle dem Anfänger hierzu diese gut gemachte Informationsseiten aus eigenem Hause.
Nein, in diesem Beitrag möchte ich etwas weiter ins Detail gehen, wenn es darum geht, hochwertige S/W-Negativvorlagen für feine Abzüge oder für die Digitalisierung anzufertigen. Vielleicht ist der ein oder andere Tipp noch nicht bekannt und könnte durchaus hilfreich für den eigenen Prozess sein.
Zwei Rollfilme auf einer einzigen Spule
Im Format 6×6 passen für gewöhnlich lediglich 12 Aufnahmen auf einen Mittelformat-Rollfilm. So wird man nicht selten mehrere dieser Filme für die Entwicklung parat haben. Meine Dose ist lediglich so hoch, dass nur eine 120er-Spule hinein passt. Es gibt aber die Möglichkeit, zwei Rollfilme gleichzeitig hintereinander auf die Spule aufzuspulen. Hierzu habe ich einen separaten Artikel geschrieben.
Anpassen der Entwicklungsdauer an die Temperatur des Entwicklers
Ist der Entwickler zu warm, reagiert er schneller. Um nicht ungewohnt kontrastreiche Negative zu erhalten, empfiehlt es sich in diesem Fall, die Entwicklungszeit zu verkürzen. Auch hierzu habe ich einen eigenen Artikel geschrieben, in welchem Sie entsprechende Tabellen mit korrigierten Entwicklungszeiten finden können.
Das Mischverhältnis von Einmalentwicklern
Einmalentwickler wie Rodinal oder Xtol können in verschiedenen Ansätzen verwendet werden. Eines haben hierbei alle Entwickler (logischerweise) gemein: Die Entwicklungszeit verlängert sich bei einem höheren Mischungsverhältnis (also bei einer größeren Menge Wasser im Ansatz). Doch wirkt sich eine höhere Verdünnung positiver auf das Bild aus?
Doch solche Unterschiede sind, sofern sie überhaupt entstehen, marginal – Zumindest ist dies meine Erfahrung. Mein Standardentwickler ist Kodak Xtol. Um im Kleinbild nicht ein zu grobes Korn zu provozieren und dennoch ein Quentchen an Schärfe zu gewinnen, nutze ich die Xtol-Stammlösung hier im Verhältnis 1+1. Ich nehme also die „normale“ Entwicklerlösung und gebe nochmal die gleiche Menge Wasser hinzu. Im Mittelformat sieht dies aber schon wieder etwas anders aus. Hier brauche ich mir weit weniger Gedanken über zu grobes Korn machen. Also gebe ich der Entwickler-Stammlösung ganze zwei Teile Wasser hinzu (Mischungsverhältnis 1+2). Ob meine Negative nun tatsächlich etwas schärfer werden? Ich kann es selbst nicht beantworten. Zumindest spart man etwas Entwickler (bei einer längeren Entwicklungszeit freilich).
Für Rodinal wird vom Hersteller ein Mischungsverhältnis von entweder 1+25 oder 1+50 angegeben. Meiner Erfahrung nach ist es für das Bild nahezu egal, in welchem Verhältnis man diesen Entwickler nutzt: Die Ergebnisse werden gleich aussehen. Einen Vorteil kann eine höhere Verdünnung aber doch haben:
Ausgleichend meint, dass das Risiko vermindert wird, dass Lichter „blockieren“, dass also die hellsten Bereiche des Motivs zu viel Schwärzung im Negativ verursachen, so dass diese nicht mehr kopierbar sind bzw. im Positiv keine Zeichnung mehr aufweisen. Gerade wenn man seine Negative einscannen möchte ist dieser Punkt sehr wichtig.
Manche Entwickler zeigen eine günstige Eigenart: Bewegt man die Dose nur mäßig, so nutzen sich einige Entwicklertypen (Rodinal gehört dazu) an reichlich belichteten Stellen des Negativs rasch ab und an weniger belichteten Stellen weniger. Es entstehen als Folge feinste Kanten und diese mikroskopisch feinen Kanten erhöhen einen Schärfeeindruck. Z. B. Perceptol von Ilford sagt man nach, dass erst durch eine höhere Verdünnung die Möglichkeit zum Kanteneffekt besteht (mit Verlust von Feinkörnigkeit allerdings). Der Kanteneffekt ist allerdings eher als marginal zu betrachten.
Testen des Entwicklers auf Aktivität
Man kann nie sicher sein, ob der Entwickler, den man vor einiger Zeit angesetzt hat, noch funktioniert. Im Positivprozess sieht man es. Bei der Entwicklung von Negativen ist dies aber nicht so. Sehr ärgerlich wäre es, man erhielte am Ende des Prozesses den „Blanken“, also den transparenten Film aus der Dose.
Ich teste meinen Entwickler vor jeder Prozedur auf Aktivität, indem ich einfach ein Stückchen Film in das Konzentrat tauche. Ganz simpel. Bei meiner Xtol-Stammlösung muss sich ein Stückchen APX 100 ab ca. 40 Sekunden anfangen leicht dunkler zu verfärben, wenn der Entwickler noch funktioniert. Das selbe gilt auch für den Entwickler D-76 in der Stammlösung:
Mit einem S/W-Film-Stückchen kann der Entwickler getestet werden. Nach einer zuvor mit frischem Entwickler eingetesteten Zeit muss sich das Stückchen Film dunkel verfärben (rechte Abbildung). Doch Obacht: Dieses Verfahren ist vage. Ich verbürge mich nicht für Genauigkeit. Tatsächlich erhielt ich einmal sehr dünne Negative (der Entwickler war bereits erschöpft, jedoch nicht tot). Vorher machte ich den Test, welcher positiv ausfiel – positiv jedoch nur für ein absolut überbelichtetes Stückchen Testfilm. Überschreitet man die angegebene Haltbarkeit des Entwicklers (falls bekannt), sollte man sicherheitshalber zunächst ein Stückchen tatsächlich in einer Kamera belichteten Film entwickeln, wenn die Aufnahmen wichtig sind.
Links auf der oberen Abbildung sehen Sie übrigens ein Stückchen Film vom Testen des Fixierers auf Aktivität. Hier muss der S/W-Film nach einer gewissen Zeit völlig blank bzw. transparent werden. Dort, wo der Effekt auf den Bildern nicht oder reduziert einsetzte, wurde der Film festgehalten bzw. ungenügend in den Entwickler / Fixierer getaucht.
Entwicklungszeit und das Ein- und ausfüllen des Entwicklers
Ich handhabe das Einfüllen bzw. das spätere Ausgießen des Entwicklers innerhalb der vorgelegten Entwicklungszeit folgendermaßen: Ich starte die Stoppuhr noch nicht, gieße aber den Entwickler in die Filmentwicklungsdose ein, was ca. 10 Sekunden beansprucht. Und genau 10 Sekunden vor Ende der gesamten Entwicklungszeit gieße ich den Entwickler wieder aus. So liege ich immer innerhalb der vorgegebenen Zeit.
Ein Hinweis: Ob Sie Ihre Schwarz-Weiß-Filme nun 8 % kürzer oder länger entwickeln, werden Sie visuell wahrscheinlich gar nicht feststellen können. Doch im Fotolabor sind fest einstudierte Handlungsabläufe meiner Meinung nach wichtig für kontinuierlich gute Ergebnisse.
Der Kipprhythmus der Entwicklerdose
Die Art, wie man die Entwicklerdose während der Negativentwicklung bewegt, wirkt sich (etwas) auf das Bildergebnis aus. Man sollte die Dose nicht einfach ohne einem bestimmten Muster bewegen.
Es gibt grob drei verschiedene Methoden, die Entwicklerdose zu bewegen:
Das Buch Analog Fotografieren und Entwickeln - die Eigene Dunkelkammer ist eines der wenigen modernen Fachbücher, die sich noch der analogen Bildverarbeitung widmen (derzeit in der 4. aktuellen Auflage). Demzufolge werden hier auch die heute erhältlichen Filme, Papiere und aktuelle Chemie besprochen. Wer sich nicht durch die vielen einzelnen und verstreuten Artikel im Internet durchwühlen möchte, findet hier das gesamte Standard-Wissen für einen gut gemachten Handabzug vor, und zwar aus zeitgenössischer Sicht. Auch dieses Buch kann man auf Amazon virtuell durchblättern.
fast gar nicht – Die Standentwicklung
Bei der Standentwicklung kippt man die Dose in der ersten Minute ständig und lässt sie danach für ca. eine Stunde unberührt stehen. Dies hat den Vorteil, dass extreme Kontraste im Negativ ausgeglichen werden können (ähnlich wie bei einem Zweibadentwickler). Man erreicht bei der Standentwicklung aber kein Schärfeoptium, wohl aber die volle Empfindlichkeitsausnutzung des Films. Bei Kleinbildfilmen riskiert man durch die fehlende Agitation sogenannte „Bromidabläufe“.
kontinuierlich (Rotation)
Die Rotation ist das Gegenteil der Standentwicklung. Hier wird die Dose ständig gedreht (und somit die Entwicklungszeit auf ein Minimum reduziert). Der Vorteil: Feinkörnigkeit. Nachteile: Unausgeglichenheit bzw. zu viel Kontrast sowie eine verringerte Schärfebildung und Empfindlichkeitsausnutzung.
Kippen im Intervall
Hier wird die Dose in der ersten Minute ständig gekippt und danach nur jede halbe oder auch nur jede ganze Minute für jeweils ca. zehn Sekunden. Das Kippen ist der beste Kompromiss zwischen Schärfe, Empfindlichkeitsausnutzung, Ausgleichsvermögen und Feinkörnigkeit.
Lesen Sie zu diesem Thema auch diesen interessanten Artikel.
Ich persönlich kippe die Dose die ersten 30 Sekunden ständig und danach jede halbe Minute für jeweils 5 Sekunden. Um Luftbläschen abzuschütteln, setze ich die Dose stets leicht rabiat auf. Ich erinnere mich an einige Negative mit großen homogenen Flächen (blasser, milchglasartiger Himmel). Hier gab es Unregelmäßigkeiten beim längeren Kipprhytmus von jeder ganzen Minute. Seitdem bewege ich alle 30 Sekunden.
Was sieht das Kippen aus?
Kippen ist freilich nicht gleich kippen. Vielleicht stellt sich die Frage, wie man die Filmdose denn nun genau kippen sollte. Die gebräuchlichste Form wird jene sein, als hätte man ein Glas in der Hand, welches man einmal nach links, einmal nach rechts ausgießt und danach wieder auf den Boden hin stellt. Damit hätte man dann bereits zweimal gekippt. Keinesfalls sollte man denken, man muss die Dose abwechselnd auf dem Kopf für eine halbe oder eine ganze Minute stehen lassen. Dann würde ein großer Teil des Entwicklers in die Stülpkappe fließen und der Film wäre nicht korrekt von Chemie bedeckt.
Ich selbst kippe folgendermaßen: Ich nutze hierzu beide Hände und lasse die Dose während des Kippens noch zusätzlich rotieren (bevor ich sie wieder absetze). Dies lässt sich schwierig beschreiben. Doch so verspreche ich mir bestmögliche Durchmischung des Entwicklers. Bei größeren Dosen kann man auch eine zusätzliche, leere Filmspirale mit einlegen. Dadurch sollte eine noch bessere Durchmischung des Entwicklers erreicht werden, wenn man ganz penibel ist.
Das Stoppen
Ein Stoppbad, wie es bei der Positivverarbeitung nötig ist, ist im Negativprozess normalerweise nicht nötig. Nachdem ich den Filmentwickler ausgekippt habe, fülle ich die Dose sofort mit Wasser. Allein dadurch sollte der Entwicklungsvorgang bereits gestoppt sein. Man könnte die Dose so sogar noch etwas stehen lassen. Dann passiert nämlich folgendes: Das bisschen an Entwicklerlösung, welches nun noch am Film haftet, verbraucht sich in den stark gedeckten Stellen (Lichter) sofort. In den Schatten aber könnte der Entwickler aber noch etwas weiter arbeiten und jene noch einen „Tick“ herausarbeiten bzw. jenen Lokalkontrast erhöhen (zumindest theoretisch). Dies nennt man auch „Wasserbadmethode„. Bei der Wasserbadmethode wird allerdings mehrmals zwischen Wasser und Entwickler hin und her gewechselt. Man erreicht so sehr ausgeglichene Negative (die Lichter werden „zurückgehalten“ / die Schatten normal ausentwickelt). Was ich an dieser Stelle nur zeigen möchte ist, dass man keine Angst haben muss, dass lediglich durch das Einfüllen von Wasser noch großartig etwas an der Entwicklung des Filmes passiert. Ich wechsele das Wasser vielleicht 4 bis 5 Mal, damit nicht noch restlicher Entwickler in den Fixierer verschleppt wird.
Nach diesem Wasserwechsel könnten Sie die Dose mit Wasser gefüllt ruhig längere Zeit stehen lasse und z. B. vor dem Fixieren noch eine Kaffeepause einschieben: Es wird sich chemisch kaum noch etwas in der Filmentwicklungsdose tun. Hier ist keinerlei Hektik nötig!
Nur wenn man ungewöhnlich stark konzentrierten Entwickler nutzt, würde ich zu einem zwischen Entwickler und Fixierer geschaltetem speziellen Stoppbad raten.
Testen des Fixierers auf Aktivität
Es ist wichtig, zu überprüfen, ob der Fixierer noch funktioniert. Genau wie beim Entwicklertest lässt sich dies leicht prüfen, indem man ein kleines Stückchen Film in den Fixierer hält (und etwas bewegt). Dieser Filmschnipsel muss nun irgendwann transparent werden! Erfolgt die sogenannte Klärung nach drei Minuten immer noch nicht, scheint der Fixierer nicht mehr zu funktionieren.
Sie können auf diese Weise übrigens auch Ihre Gesamtfixierzeit des Filmes bestimmen: Jene muss doppelt so lang sein wie die Klärzeit. Ist der Film also nach 40 Sekunden klar, sollte man ihn also insgesamt 80 Sekunden fixieren.
Beim Eintauchen und ständigem Bewegen des Filmschnipsels (im Hellen) muss dieser nach einiger Zeit transparent werden. Dann funktioniert der Fixierer noch.
Nur moderne Filme (Kodak T-Max & Ilford Delta) benötigen für das gesamte Fixieren eine Zeit, die dreimal so lang ist wie die Klärzeit. Hinzu kommt bei diesen Filmtypen auch noch, dass die Klärung selbst auch deutlich länger dauert als bei z. B. einem Agfaphoto APX 100. Beträgt die Klärzeit bei letzterem z. B. 30 Sekunden, dauert es bei einem Ilford Delta gerne zwei Minuten.
Ich vermeide aber zu langes Fixieren (eine halbe Stunde stehen lassen) um nicht zu riskieren, dass mir die dünnsten Schatten-Schwärzungen ebenfalls „heraus fixiert“ werden. Denn eigentlich ist der Fixierer als eine Art »Bleichmittel« zu verstehen, welcher alles Bildsilber entfernt, welches vorher nicht belichtet / entwickelt wurde. Hierdurch entsteht dann das fertige Negativ.
Eine nicht genügende Fixierung ist an einem milchigen Schleier erkennbar. Man kann so etwas (auch im Hellen) stets Nachfixieren, bis der Schleier verschwindet (Klärzeit) und dann entsprechend den oberen Angaben darüber hinaus.
Fixieren: Bewegen der Dose
Wie eben schon erwähnt halte ich persönlich beim Entwickeln den Kipprhythmus 30/30-5S (erste 30 Sekunden ständig; danach jede 30 Sekunden für 5 Sekunden) für den besten Kompromiss zwischen Ausgeglichenheit, Schärfe, Feinkörnigkeit und Empfindlichkeitsausnutzung.
Wie aber soll die Dose beim späteren Fixieren bewegt werden? Die Antwort lautet: Rollen bzw. Rotation!
Im Gegensatz zum Entwickler wird durch den Fixierer die Eigenschaft des Bildes (Schärfe, Ausgeglichenheit usw.) nicht mehr verändert. Das bedeutet, dass hier also bestenfalls so bewegt werden sollte, dass man schnell zur ausreichenden Fixierung kommt. Und daher rolle ich die Dose beim Fixieren, denn hierbei findet am schnellsten die gewünschte Reaktion statt. Zum Rollen nutze ich einfach eine Entwicklerschale und lege die Dose hinein. Dann folgt eine Kombination aus Schwenken, Ziehen und Rollen (abhängig davon, inwiefern eine vollständige Umdrehung in der Schale möglich ist).
Noch effektiver Wässern
Hier kommt ein Hinweis, den ich noch nie in irgendeiner Publikation lesen konnte. Dabei ist es doch naheliegend:
Das bedeutet, dass ich nach dem Fixieren die Dose öffne und jene zunächst unter fließendem Wasser abspüle. Auch die Spule mit dem Film wasche ich zunächst ab, dann das Achsrohr und den Deckel. Nun erst erfolgt die eigentliche Wässerung mittels der Jobo-Caskade oder mittels der Kipp-Methode.
Dadurch, dass Sie zunächst in einem Rutsch die gröbsten Fixierreste von Film und Dose spülen, erfolgt die nachträgliche, sukzessive Wässerung natürlich effizienter. Also: Nachdem der Fixierer ausgegossen wurde, öffnen Sie die Dose, nehmen die Spule heraus und spülen alles erst einmal unter dem Wasserhahn großzügig ab! Danach wird die Entwicklerdose wieder zusammen gesetzt und mit der „sanften“ Wässerung für hohe Archivfestigkeit fort gefahren.
Wässern ganz einfach mittels Wasserwechsel
Ich erinnere mich an einen Test in der Zeitschrift „Foto Hobby Labor„: Dort wurde wisschenschaftlich untersucht, ob man tatsächlich eine solche „Jobo Kaskade“, wie sie auf dem Bild oben zu sehen ist, benötigt oder ob ein manueller Wasserwechsel ausreichend ist. Das Ergebnis: Die am effektivsten gewässerten Negative erhält man tatsächlich bei Verzicht auf solch ein Gerät und mit lediglich manuellem Wasserwechsel!
Wie sieht das „manuelle Wässern“ aus? Zunächst sollte man die groben Fixiererreste natürlich abspülen, wie ich es im vorherigen Punkt erläuterte. Nun wird die Dose mit dem Film fast voll mit Wasser gefüllt und 3x gekippt. Das Wasser wird ausgegossen. Es wird erneut Wasser eingefüllt und 6x gekippt. Auch dieses Wasser wird ausgegossen. Wieder wird Wasser eingefüllt und 12x gekippt. Dieser Vorgang wird wiederholt: mit wieder frischem Wasser 24x kippen und das Wasser ausgießen. Ich selbst genehmige meinem Film dann nochmal eine neue Füllung und kippe 48 mal.
Der Test in der Fachzeitschrift hatte ergeben, dass bereits mit dieser wassersparenden Methode eine Archivfestigkeit des Filmmaterials garantiert ist. Man muss nicht eine Stunde lang fließendes Wasser in die Dose leiten. Schon gar nicht sollte man sie hierbei übrigens ohne Kaskade unter den Wasserhahn stellen: Bei der Wässerung mit fließendem Wasser muss immer ein Schlauch bis zum Dosenboden eingeführt werden. Doch wie Sie lesen, ist eine korrekte Wässerung der Filme bereits mit simplen Wasserwechseln durchaus realisierbar.
Die Temperatur beim Wässern sollte am besten immer so um die 20 °C liegen. Ich würde sie nicht viel kälter wählen (unzureichende Reaktion) und nicht viel wärmer (aufweichen der Filmschicht). Keinesfalls sollte ein Temperatursturz erfolgen, indem sich die Temperatur des Wasser stark von der des vorherigen Bades (Fixierer) unterscheidet.
Trocknen: die richtige Menge Netzmittel für fleckenfreie Negative
Vor dem Trocknen sollte bekanntlich ein kurzes Netzmittelbad erfolgen. Hier ist zu beachten, tatsächlich nur eine ganz geringe Menge zu verwenden. So ein Fläschchen Netzmittel wird das ganze Leben langen. Ich verwende auf 1 Liter destilliertes Wasser 1 Milliliter Netzmittel und erhalte auf diese Weise nahezu fleckenfreie Negative. Ich ziehe den Negativstreifen auch nur lediglich leicht mit nassen Fingern ab, um keine mechanische Beschädigungen zu riskieren und hänge ihn dann zum Trocknen auf. Keinesfalls würde ich so einen Negativabstreifer an die nasse und darum sehr empfindliche Emulsion lassen. Vielleicht übertreibe ich: Doch meine kostbaren Negative, die ich soeben aus dem Netzmittelbad geholt habe, behandele ich wie ein rohes Ei. Übrigens: Ich nutze für das Netzmittelbad auch die Filmentwicklungsdose. Ich hatte noch nie Probleme bei der Entwicklung der nächsten Filme durch etwaige Netzmittelreste bzw. ungünstiger Reaktionen.
Trocknen wenn das letzte Bild angeschnitten ist
Manchmal ist das letzte Bild auf dem Film angeschnitten (Es passte gerade noch so rauf). Man möchte aber wenigstens noch einen Teil davon retten. Dann nutze ich solche Architektenklammern:
Sie lassen sich recht präzise am Rand des Filmes festklemmen. An diese Klammern kann man dann als Gewichte gewöhnliche Wäscheklammern hängen. Dies reicht.
Warmes Netzmittelbad verwenden
Noch ein Tipp bezüglich des Netzmittels: Verwenden Sie ein warmes Bad von ca. 35 °C. Hierdurch wärmt sich dann auch der Film etwas auf und wird viel schneller Trocknen, da warmes Wasser schneller verdunstet. Allerdings müsste man dann im idealen Fall destilliertes Wasser erwärmen, was wohl nur mittels einer Mikrowelle oder einem Herd vernünftig ginge. Solch eine ausrangierte Mikrowelle ist übrigens auch im Positivlabor praktisch, nämlich um die Probestreifen hurtig trocknen zu können (→ Nachdunkel-Effekt von Barytpapier beim Trocknen).
Säubern der Filmentwicklungsdose
Ich spüle ich die Filmdose nach der Schlusswässerung noch einmal aus. Aber die Schlusswässerung hat ja bereits nahezu jegliche Chemiereste heraus gespült.
Was viele nicht wissen: Zumindest bei den Jobo-Dosen des 1000er-Systems lässt sich der Deckel selbst noch einmal auseinander schrauben. Probieren Sie’s aus. Dies sollte man ab und zu mal machen, um dort eventuelle Ablagerungen zu entfernen.
Flecken entfernen
Hat man dennoch einmal Flecken auf den Negativen, wird man feststellen, dass sich diese lediglich auf der glatten Trägerseite gebildet haben (bei mir ist dies jedenfalls immer so). Zumeist handelt es sich um Kalkflecken. Diese Verschmutzungen lassen sich folgendermaßen sehr einfach entfernen: Man haucht diese Trägerseite des Negativs kurz an, legt es auf eine saubere Unterlage und reibt die Flecken vorsichtig mit einem Brillenputztuch weg. So bin ich bisher immer Herr über entsprechende Verschmutzungen geworden.
Obacht: Nutzen Sie beim Vergrößern Glaseinlagen, so sollten Sie evtl. nach dem Reinigen etwas warten, bevor Sie vergrößern: Durch das Anhauchen wird das Negativ ja geringfügig feucht. Hier besteht Gefahr vor Newtonschen Ringen am Glas.
Probleme mit Staub beim Trocknen
In diesem Beitrag habe ich beschrieben, wie man bei der Handvergrößerung Herr über das Staubproblem wird. Im Negativprozess ist es natürlich ebenso wichtig, dass sich während des Trocknens kein Staub am Film absetzt. Wenn ich meine Filme im Bad trockne, schließe ich die Fenster und besprühe den Raum zunächst mit Wasser aus einem Zerstäuber. Dieser Nebel bindet die Staubkörner in der Luft. Man kann alternativ auch eine heiße Dusche nehmen, bevor man den Film zum Trocknen aufhängt. Ich würde natürlich nicht mit dem Zerstäuber die Luft befeuchten, wenn sich noch Laborgeräte oder andere feuchtigkeitsempfindliche Materialien im Raum befinden. Denken Sie hier auch noch einmal an das warme Netzmittelbad. Hierdurch trocknet der Film wesentlich schneller und ist somit viel kürzer Empfindlich für eingetrockneten Staub.
Für Anfänger gedacht: In diesem Buch erfährt man, was beim Kauf einer analogen Kamera beachtet werden sollte, wie man damit auf S/W-Film fotografiert und auch, wie man den Film selbst entwickeln kann.
die Archivierung der Negative
Ich nutze ausschließlich Pergaminhüllen zur Aufbewahrung bzw. Archivierung meiner Negative. Im Gegensatz zu Plastikhüllen / Plastikfolien lassen Pergaminhüllen einen Luftaustausch zu: Die Negative werden nicht schwitzen und es wird sich kein Schimmel bilden. Ferner „kleben“ die Filmstreifen nicht am Pergamin. Durch diesen unschönen Effekt (statische Ladung) befürchte ich feine Kratzer beim Herausziehen. Der Nachteil gegenüber den absolut transparenten Plastikhüllen ist freilich, dass man die Filme schlechter in den Pergamintaschen beurteilen kann: Man muss sie hierzu jedes Mal herausholen. Hierzu berühre ich meine Filme natürlich lediglich am Rand.
Drall: Filme rollen sich zusammen
Manche Filme haben eine unangenehme Eigenschaft: Sie rollen sich zusammen. Hauptsächlich konnte ich dies bei alten, überlagerten Filmen feststellen: Durch das jahrelange Aufgerolltsein behalten die Negativstreifen diese Form, diesen „Drall“ bei.
Zunächst kann man die Filme natürlich unter Bücher legen und so versuchen sie zu glätten. Hierbei benötigt man übrigens nur soviel Druck, wie der Film plan liegt. Es ist nicht nötig, noch mehr Gewicht aufzutreiben. Planer liegen kann der Film nicht. Doch ich habe eine wohl effizientere Möglichkeit gefunden: Die Negative werden entgegen des Dralls in einer Negativhülle aufgerollt und in eine Papprolle geschoben. In dieser Position bleiben sie eine gewisse Zeit. Schauen Sie nach 10 Stunden nach, ob sich bereits ein gewünschtes Ergebnis eingestellt hat. Zunächst werden die Filme eine nun entgegen gesetzte Wölbung aufweisen, die sich jedoch wieder legen wird – im wahrsten Sinn dieses Wortes.
Das ganze funktioniert aber auch bereits, wenn man einfach die Film-Negativhülle zusammen rollt und dann mit Gummis fixiert. Hier auch das Prinzip: Entgegen des Dralls aufrollen.
Hallo!
Zuerst vielen Dank für die interessanten Tips! Ich habe einiges gelernt.
Beim Abschnitt „Testen des Fixierers auf Aktivität“ stellte ich mir allerdings die Frage, ob bei der längeren Fixierzeit, die modernen Filme betreffend, tatsächlich die dreifache Gesamtzeit oder lediglich die dreifache Klärzeit gemeint ist.
Vielen Dank und beste Grüße!
Isabella
Hallo, gemeint ist, dass bei moderneren Filmen die gemessene Klärzeit (z. B. 30 Sekunden) mit 3 zu multiplizieren ist (z. B. 3×30=90). Dann sollte die Gesamtfixierzeit des Filmes ca. 90 Sekunden dauern.
Bei „klassischen“ Filmen wäre diese dann bei diesem Beispiel nur 60 Sekunden (2×30).
Der entsprechende Text im Artikel ist hier etwas ungünstig ausgdrückt („dreifache Gesamtzeit“). Das wird sogleich korrigiert. Vielen Dank für den Hinweis!
Hallo,
auch wenn es jetzt schon lange her ist. Ich bin von der Salatschleudermethode abgerückt, weil sich immer wieder Abrieb der Mechanik auf den Filmen wiederfand.
mit freundlichen Grüßen
Hans-Joachim
Hallo, vielen Dank für diese guten Tips zu allem von vorne bis hinten.
Ich habe mich bisher meistens an Leitfäden gehalten ohne aber wirklich zu verstehen, was zum Beispiel verschiedene Kipprythmen mit dem Ergebnis machen.
Ich selbst verwende noch einen Trick zum Trocknen. Vielleicht haben Sie oder ein anderer Leser dazu ja noch einen Kommentar. Ich nehme die noch aufgespulten Negative aus der Dose und lege jeweils zwei gegenüber in eine Salatschleuder, sodass die Zentrifugalkraft das Wasser über die Außenränder des Negativs heraustreibt. Die Negative sind dadurch schon annäherungsweise trocken, wenn ich sie aufhänge. Oder gibt es bei dieser Methode ein Risiko, dessen ich mir nicht bewusst bin?
Viele Grüße
Fabian
Hallo Fabian,
den Tipp mit der Salatschleuder kenne ich. Ich glaube, so einige Enthusiasten tun dies so und ich sehe da keine Gefahr für die empfindliche Filmschicht. Ich habe so eine Schleuder nicht, würde es aber sicher ebenso tun, wenn ich mehr Salat essen würde 😉 Mir reicht es, wenn der Film etwas länger trocknet.
Grüße zurück!
Da sind jetzt mal ein paar neue und hoch interessanten Neuigkeiten für mich drin! Wird ausprobiert!
Vielen Dank.
LG Martin