Labor-Belichtungsmesser: Die richtige Gradation ermitteln
Für eine S/W-Vergrößerung sind zunächst zwei Dinge relevant: Die Länge der Belichtungszeit und die nötige Gradation. Beides lässt sich mit einem Laborbelichtungsmesser ermitteln.
Es gibt eine Vielzahl an Laborbelichtungsmesser, die uns das Vergrößern etwas erleichtern. Zunächst dienen sie dazu, die korrekte Belichtungszeit zu ermitteln. In einem anderen Artikel habe ich eine Anleitung geschrieben, in welcher ich Ausführlich auf das präzise Ermitteln der nötigen Belichtungszeit mittels Labor-Belichtungsmesser eingehe.
Für meinen Belichtungsmesser (gleichzeitig Schaltuhr) von Wallner gibt es eigentlich ein zusätzliches Modul (ein Auflicht-Densitometer bzw. ein Dichtemessgerät), um auch die (für den Kontrast eines bestimmten Negativs) nötige Papiergradation bestimmen zu können. Doch man benötigt dies nicht unbedingt! Mit einer einfachen Formel lässt sich auch mit einem simplen Laborbelichtungsmesser (z. B. der Jobo Comparator) die zu verwendende Gradation ermitteln. Hierzu benötigen wir allerdings das Datenblatt des Papiers, denn in diesem steht der so genannte ISO-R-Wert drin (hoffentlich). Ich fange in diesem Artikel gleich mit einem Beispiel an, ohne große Einleitung:
- Dies soll das Bild sein, welches auf das Grundbrett projeziert wird (ich zeige hier der Einfachheit halber das Positiv):
Es zeigt die Kreideküste auf Rügen in der Nähe des Königsstuhls. Es war eine schwierige Aufnahmesituation und ich musste sehen, dass mir die Lichter auf dem Negativ nicht blockieren. Daher belichtete ich die Schatten besser um ca. 2 Blenden unter und nahm eine unterschwellige Vorbelichtung des Negativs vor. Nur so konnte ich den hohen Motivkontrast abschwächen.
Sie sehen bereits: Ich habe zwei Punkte markiert: die Schatten und die Lichter. Dies sind die beiden „Extremwerte“ des Bildes: einmal die dünnste Negativstelle und einmal die dichteste. Ich ermittele meine Schatten / Lichter übrigens sehr einfach mit einem Computerprogramm (da ich meine Negative zur Analyse zunächst einscanne). Man kann aber auch mit dem Sensor des Belichtungsmesser über das Motiv fahren und so die hellsten / dunkelsten Stellen ermitteln.
- Nun messen wir Punkt 1 an: die Schatten (T1). Diese Zeit notieren. Als nächstes messen wir den anderen Punkt an: die Lichter (T2). Auch diesen Wert notieren wir. Bei welcher Einstellung am Belichtungsmesser dies vorgenommen wird (bei welcher Kalibrierung) ist egal: Wichtig ist nur, dass während den beiden Messungen nichts verändert wird. Wir wollen ja nur das Verhältnis dieser beiden Punkte zueinander ermitteln.
Sagen wir, ich habe für die Schatten 6 Sekunden ausgemessen: T1 sei also 6. Bei den Lichtern ist das Negativ ja viel dichter: Hier habe ich 30 Sekunden gemessen. T2 ist 30. - Nun rechnen wir folgendes aus: Log (T2/T1): Log (30/6)=0,69
- Diesen Wert runden wir und multiplizieren ihn mit 100. Ich erhalte nun den Wert 70
- Nun kommt das Datenblatt unseres Papiers ins Spiel. Ich nutze sehr gerne das Foma Fomabrom Variant Barytpapier (wirklich ein klasse Papier zu dem Preis). Folgende Tabelle findet sich im Datenblatt:
Ich habe die Spalte „ISO R Range“ schon markiert: Hier lesen wir nun also unseren ermittelten Wert (70) ab: Bei ISO R 70 müssten wir Gradation 3 wählen, damit die Lichter brillant aber weder „ausgefressen“ noch zu grau werden.
Natürlich fertigen wir sicherheitshalber noch Probeschnipsel auf die Lichter und die Schatten an.
Die in den Tabellen angegebenen „ISO-R-Werte“ sind allerdings eher als Empfehlung, als grobe Richtlinie zu betrachten. Feintuning muss am Ende immer betrieben werden und da kommt man um Probeschnipsel und um das Beurteilen nach Sicht nicht herum. Auch hier gilt bei Barytpapier natürlich, nicht den „Dry Down Effekt“ zu vergessen.
Übrigens: Arbeitet man nach der Manuellen Splitgrade Methode entfällt die Wahl der Gradation ganz. Dort erübrigt sich das Ermitteln der Gradation.
Ich gebe auch zu, dass ich diesen Artikel eher als Information denn als Tipp geschrieben habe. Denn selbst messe ich den Kontrastumfang meiner Negative nicht aus sondern schätze zunächst die Gradation. Danach nehme ich mir die zeit und fertige einzelne Probeschnipsel an. Da ich mein Material kenne, funktioniert dies recht gut. Ein weiterer Grund, warum ich die nötige Gradation nicht ausmesse / ausrechne liegt einfach darin begründet, dass das Messelement meines Belichtungsmessers einfach zu grob für die meisten 24×30-Abzüge ist: Die entsprechenden Messpunkte der Projektion sind oft zu klein.
Hab dank, Thomas, das hilft mir schon weiter!
Hi Thomas, ich lese Deine Seite mit großem Wissenshunger und habe als Wiedereinsteiger in die SW-Fotografie hier schon wahnsinnig viel lernen können =) Ich habe eine Frage zum „Wallner-Turm“, da ich mir gern einen Laborbelichtungsmesser kaufen möchte. Bei Ebay gibt es aktuell deren 2 – einmal mit dem „kleinen Extra-Kasten“ (wie er auch in deinem Bild oben zu sehen ist) und einmal ohne – steckt das Belichtungsmessinstrument nun in dem externen Kasten oder handelt es sich dabei um das Densitometer? Viele Grüße! Stefan
Hallo Stefan, das Belichtungsmessinstrument („Messfühler“) wird (bei meinem Gerät) in das Hauptmodul gesteckt, also in die „Basis“, dem „Timer“. Ich nutze mittlerweile nur noch dieses Basismodul. Das Dichtemessgerät habe ich gar nicht mehr. Denn ich passe den Kontrast stets nach Sicht bzw. Probeschnipseln an. Möchte man dieses Dichtemessgerät nutzen, wird der Messfühler (am Basismodul eingesteckt) durchgeschleift. Nur für das Color-Modul wird ein weiterer / anderer Messfühler benötigt. Doch ich denke, das wird für dich genau so nicht relevant sein wie für mich. Farbe vergrößere ich nicht, da es dafür nur „billig“ wirkendes PE-Papier gibt. Da lasse ich lieber drucken.
Beste Grüße
Thomas