Farbfilme selbst entwickeln
Sie sind bereits in der Lage mit einer normalen Filmentwicklerdose zuhause z. B. im Badezimmer Ihre S/W-Filme zu entwickeln? Fein – Denn es ist nun nicht viel komplizierter, das selbe mit Farbfilm (Farbnegativfilm) zu tun. Es muss nur ein wärmendes Mantelbad in einer größeren Schüssel bereit gestellt werden.
Beinahe wie ein Mythos erscheint das Selbstentwickeln von Farbfilm vielleicht für den einen oder die andere, wenn man bereits seit Jahren erfolgreich und mit Routine seine eigenen S/W-Negative zuhause herstellt. Wahrscheinlich ist der Anblick einer solchen Maschine nicht ganz unbeteiligt daran:
Dies ist ein sogenannter „Filmprozessor“, eine Entwicklungsmaschine für Farbfilm. Das Gerät kann aber auch nur zwei Dinge:
- Automatisches Bewegen der Filmdose (das kann man selbst)
- Wärmen eines Wasserbades zum Temperieren der Dose und der Chemie (das kann man auch simpler machen)

Es sei schon einmal ein Blick auf das Ergebnis gestattet: Der Farbfilm hängt nach der Entwicklung zum Trocknen im Bad. Mit einer Taschenlampe prüft man dann bereits die Negative. Konvertiert in ein Positiv sieht dieses Motiv dann übrigens so aus.
Weiter unten in diesem Artikel werden zwei Lösungen genannt, welche Alternativen es zu solch einer Maschine gibt. Eine solche Jobo CPE2 hat natürlich ihre Berechtigung, wenn man einen hohen Filmdurchsatz hat (wie früher die Berufsfotografen). Weiterhin sei ein solches Gerät für das Entwickeln von Farbdiafilmen zu empfehlen. Seit einiger Zeit stellt Jobo (der Hersteller) einen neuen Filmprozessor her. Für das Entwickeln eines Farbnegativfilmes ist eine solche Filmentwicklungsmaschine jedoch grundsätzlich keine Voraussetzung!
Die Farbchemie mittels einem Mantelbad genügend warm halten
Stattdessen ist das Entwickeln von Farbfilm fast so einfach wie von Schwarzweißfilm! Der einzige zusätzliche Aufwand besteht im peniblen Einhalten der Temperatur des Entwicklers – und dieser sollte ein gutes Stück wärmer sein als 20 °C. Das Entwickeln von Farbfilm funktioniert bereits bei einer Temperatur von 25 °C sehr gut.
Daher muss man sich einfach nur eine große Wanne bereit stellen, in welche man warmes Wasser einführt. Sowohl die Chemieflaschen als auch die Entwicklerdose wird in einem solchen Mantelbad relativ sicher auf die gewünschte Temperatur gebracht bzw. gehalten:
Auf dem Foto sehen Sie die vier Flaschen mit der Chemie für die Farbentwicklung (Für das Kit von Tetenal sind nur drei Flaschen nötig). Das Wasser im Mantelbad (in der Wanne) ist ca. 5 °C wärmer als es die Chemie selbst sein muss (eher nur für den Entwickler relevant). Auf diese Weise kann die Temperatur der Farbchemie über min. 10 Minuten konstant gehalten werden. Dies hängt freilich auch von der Raumtemperatur ab. Nach dem Bewegen („Agitation“) der Entwicklerdose wird jene ebenfalls in das Mantelbad gestellt. Je mehr (warmes) Wasser sich im Mantelbad befindet, desto länger kann die Chemie genau temperiert werden. Diese Temperatur kann man mit einem einfachen Braten-Thermometer ziemlich genau (nur etwas träge) messen, wie auch auf dem Foto abgebildet.

Ein genaues Thermometer (z. B. solch ein Laborthermometer oder schon ein simples digitales Bratenthermometer ist insbesondere bei der Entwicklung von Farbfilmen Pflicht. Denn hier muss die Temperatur der Chemie genau bzw. konstant eingehalten werden.
Obacht: Achten Sie auf die genaue Bezeichnung der Chemieflaschen. Die einzelnen Bäder dürfen natürlich nur in einer ganz bestimmten Reihenfolge in die Entwicklerdose gekippt werden. Sie dürfen nicht vertauscht werden.
Hinweis: Die Höhe des Wasserstandes im Mantelbad muss natürlich nur dem Grad entsprechen, wie viel Chemie sich je in den Flaschen befindet. Solch eine Wanne muss nicht zwingend voll sein. Die einzelnen (halbvollen) Flaschen würden sonst auch davon schwimmen, genau so die Entwicklerdose. Sie würde ggf. umkippen. Je mehr warmes Wasser sich jedoch um sie herum befindet, desto länger ist eine Temperierung stabil gewährt.
Und: Manche Freunde der analogen Farbfotografie greifen hier zum Temperieren zu Hightec: Sie halten ihr Mantelbad mit einem sogenannten „Garstab“ exakt auf Temperatur. Diese „Sous Vide-Geräte“ wurden eigentlich für den Chefkoch in der anspruchsvollen Küche entwickelt, eignen sich jedoch auch für das Fotolabor, denn die Arbeitsschritte sind hier ganz ähnlich wie beim Kochen. Auf z. B. Amazon gibt es solche Geräte, die zum einen das Wasser erhitzen und es zusätzlich verwirbeln, also mischen, damit das Mantelbad an jeder Stelle die gleiche Temperatur besitzt.
Als Hardware wird einfach die Entwicklungsdose genutzt, die wir auch schon aus der S/W-Entwicklung kennen.
Welche Chemie wird benötigt
Farbentwickler-Chemie gibt es in Kits. Empfehlenswert ist hier das sogenannte Digibase-Kit des Herstellers „Compard“ oder „Rollei“. Hierbei handelt es sich um Chemie für den klassischen „C41-Prozess“. Das Besondere: Man muss hierbei nicht zwingend bei 38°C entwickeln. Es geht auch kälter!
Im Gegensatz zur Entwicklung für S/W-Film wird beim Digibase-Farbchemie-Set eine etwas andere Chemie-Konstellation verwendet:
- Farbentwickler
Im „Digibase-Kit“ muss dieser zunächst aus vier Komponenten zusammen gemixt werden:
Part A + Part B + Part C + „Starter“
(+ Wasser) - Bleichbad
(+Wasser) - Fixierer
(+Wasser) - Stabibad (Stabilisator)
(+Wasser)
Alle Komponenten (bis auf das Wasser freilich) sind im Kit in kleinen Fläschchen enthalten. Der Entwickler muss aus mehreren zusammen gemixt werden, da nur so eine lange Haltbarkeit der Konzentrate gewährleistet ist.
Die Bedienungsanleitung des Digibase-Kit liegt als PDF-Datei zum Download bereit.
In dieser Anleitung wird
- genau erklärt, in welchem Verhältnis die einzelnen Teile zu mischen sind und
- wie lange die Zeiten bei welcher Temperatur sind.
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Calbe C-41 Farb-Entwicklungskit Color für 2,5 Liter | Calbe C-41 Farb-Entwicklungskit Color für 1,2 Liter | Kodak Flexicolor C-41 LU Entwickler Nachfülllösung LORR C-41B / C-41RA | CINESTILL CS41 Color C-41 2-Bad Prozess für 24 Filme Fotochemie c41 Chemie Kit | Kodak Chemie C-41 LU Entwickler (3-teilig) | Kodak Flexicolor C-41 Entwickler / developer 5L | Color Developing Agent CD-4 CD4 for C-41 Process CAS 25646-77-9 20/50/100 Gram | Kodak Chemie C-41 Fixierbad | Kodak Color Negative C-41 Film Entwickler Kit 2.5 L für Negativfarbfilme | TETENAL C41 Kit Entwicklerkit für Filmentwicklung Analog |
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Entwickeln
Denn das Schöne hierbei ist: Man kann seine Farbfilme bei unterschiedlichen Temperaturen entwickeln. Je wärmer die Temperatur ist, desto schneller geht es. Doch dadurch, dass man vielleicht keine (exakt arbeitende) Maschine wie die oben abgebildete CPE2 von Jobo benutzt, empfiehlt es sich, bei einer eher kälteren Temperatur (z. B. 25 °C) zu entwickeln und dafür etwas länger. Hiermit erzielt man einen gewissen Ausgleich: Die Chemie wirkt einfach nicht so harsch (sondern gleichmäßig über eine gewisse Zeit lang auf den Film ein). Weiterhin ist natürlich ein Mantelbad für 25 °C leichter zu realisieren als für 40 °C. Obacht: Das Mantelbad sollte dann eher 30 °C betragen bzw. immer etwas wärmer sein. Auch sollte die Zimmertemperatur dann relativ hoch sein. Wenn man jedoch einen Sous Vide Garstab besitzt, kann man auch das Mantelbad in einer simplen Plastikwanne ziemlich exakt auf einer höheren Temperatur halten, welche elektronisch stets korrigiert wird. Ein unerwünschtes Abkühlen ist dann nicht mehr gegeben.
Zeiten und Kipprhytmus
Wichtig ist die exakte Temperatur des Entwicklers. Die andere Chemie muss nicht exakt temperiert sein. Bei einer Temperatur von 25 °C wird der gesamte Farbfilm innerhalb von ca. 30 Minuten entwickelt bei einem Kipprhytmus, welcher jede halbe Minute erfolgen muss.
Die genauen Zeiten entnehmen Sie bitte einfach der oben verlinkten PDF-Anleitung zum Digibase-Kit. Eine Gesamtentwicklungszeit von 30 Minuten ist schon recht lang. Doch diese Zeit ist ja auch für eine relativ kühle Entwicklung relevant. Jene ist jedoch für die Wasserbad-Methode (Mantelbad) zu empfehlen. Besitzt man eine Entwicklungsmaschine, die selbst temperiert und die Dose selbst bewegt, dann kann man auch bei höheren Temperaturen (bzw. viel kürzer) entwickeln.
Stabile Temperaturen mit einem Sous Vide Garstab
Das Einhalten einer exakten (recht hohen) Temperatur ist der Knackpunkt bei der Entwicklung von Farbfilmen. Ansonsten ist alles so einfach wie bei der Schwarz-Weiß-Entwicklung.
Einige Fotografen sind auf die Idee gekommen, hierzu einfach einen sogenannten „Sous Vide Garstab“ aus dem Küchenbereich zu verwenden, um das Mantelbad exakt zu temperieren:
Dieser Garer wird einfach am Rand der Wanne eingehakt und erhitzt das Wasser. Wie auf dem Foto zu sehen ist, verwirbelt der Sous Vide Stab das Wasser zusätzlich, wodurch eine gleichmäßige Temperierung ermöglicht wird.
Der Garstab wird durch einen Clip am Wannenrand befestigt.
Wichtig ist hier die Temperatur. Einige Modelle solch eines Garstabs temperieren erst ab 50 °C. Das ist zu hoch für die C-41 Farbfilmentwicklung! Die hierzu besseren Modelle beginnen bereits bei 25 °C. Hier kann man dann auch die Idealtemperatur von 38 °C gut halten.
Die Bilder sind nicht von mir bzw. ich habe solch ein Gerät noch nicht selbst ausprobiert.
Temperieren und Zirkulieren und zwar auf 1/10 C° genau: Das geht mit einem solchen "Stab-Garer", welcher sich hervorragend zum Temperieren von einem Mantelbad für die Color-Selbstentwicklung eignet.
Die Lösung mit einem so automatisch temperiertem Mantelbad könnte man noch erweitern, nämlich mit solch einem kleinen Gerät:
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Mit „Henry“ lässt sich eine Filmdose der Marke Paterson automatisch drehen (der Innenteil rotiert). Damit und mit dem vorgestellten Sous Vide Garstab wäre es möglich, für deutlich unter 200 € eine Jobo CPE Maschine (wie oben abgebildet) zu ersetzen.
Lohnt sich das?
Vom Preis her sind Sie beim Selbstentwickeln mit ca. 50 Eurocent pro Farbfilm natürlich viel günstiger dabei, als würden Sie Ihre Filme beim Fotografen oder in der Drogerie entwickeln lassen (bzw. in ein „Entwicklerwerk“) wegschicken lassen. Sie haben damit alles in eigener Hand und müssen wertvolle Farbnegative nicht mehr weggeben.
Doch Obacht: Die Konzentrate halten zwar mehrere Monate. Doch hat man diese einmal angesetzt bzw. zu Arbeitslösungen verdünnt, dann ist ihre Zeit gezählt! Sie müssten nun innerhalb von ca. 8 Wochen (je nach Lagerung) ca. zehn Farbfilme entwickeln, damit sich der Kauf der Chemie lohnt. Alternative: Man verdünnt den Entwickler des Kits sehr hoch und nutzt diesen einfach als Einmalentwickler! Dies verlängert freilich die Entwicklungszeit. Doch dadurch ist der Farbprozess nicht mehr unökonomisch, wenn man nur einen geringen Durchsatz an Filmen hat. Nach dem Entwickeln eines Filmes (oder zwei) kippt man den Entwickler einfach weg. Man hat ja vom Konzentrat nur recht wenig benutzt.
Weiterhin kommen diejenigen Fotografen, die Farbfilme im Großformat fotografieren, nicht umhin, ihre Planfilme selbst zuhause im C-41-Prozess (also in Farbchemie) zu entwickeln. Denn Planfilme kann man nur bei sehr spezialisierten Fachgeschäften abgeben (inklusive der Planfilmkassetten, die man ja vielleicht gerade wieder braucht). Mittelformatfilme hingegen lassen sich sogar beim Discounter entwickeln. Doch für wirklich wichtige Filme wäre ein kleineres Fachlabor die bessere Wahl (oder man macht es eben selbst). Ein Freund von mir entwickelt selbst seine riesigen 8×10 Inch Planfilme (Farbdiafilme) daheim und zwar in einem ziemlich großen, kurzen Stück Rohr aus dem Baustoffhandel. Dank exakter Temperierung ist auch dies – mit etwas Improvisation – möglich.
Hier haben Sie eine Übersicht über verschiedene Anbieter, die das Entwickeln von Farbfilmen durchführen, wenn sich ein Selbstansatz bei Ihnen nicht lohnt.
Hast Du Erfahrungen mit diesem Rotationsaufsatz für die Paterson-Dosen? Um C41 auszuprobieren, habe ich mir jetzt so einen Erhitzerstab (den von Cinestill) zugelegt. Mit diesem „Henry“ würde das ja schon eine Entwicklungsmaschine ersetzen.
Hallo, leider keine eigenen Erfahrungen darin. Mittlerweile belichte ich Farbfilme nur noch sehr selten bzw. entwickele ich daher Farbe nicht mehr selber.