Vergleich Handabzug vs. Scan: Was bringt die bessere Qualität vom Negativ?
Wer analog auf S/W-Film fotografiert, hat zu Hause die Möglichkeit, seine Bilder entweder zu scannen (digitalisieren) oder aber im eigenen kleinen Fotolabor zu vergrößern. Mich hatte einmal interessiert: Wie unterscheiden sich beide Möglichkeiten in puncto Abbildungsqualität?
Scanner, die Filme digitalisieren können, sind komplexe Geräte – und teuer. Freilich kann man sie auch mit „Büroscannern“ mit einfacher Durchlichteinheit zum Scannen von Negativ- oder Diafilmen vergleichen: Die Unterschiede bezüglich der Abbildungsleistung feiner Details, die man auf dem Negativ selbst nur mit einer sehr starken Lupe sieht, werden dann sehr groß zugunsten der hochwertigeren Scanner sein. Oder aber natürlich man lässt seine Negative vom Anbieter scannen.
Ein leistungsfähiger Negativscanner (Epson Perfection V850 Pro) und ein simpler Vergrößerer: Wie unterscheiden sich die mit diesen beiden Geräten angefertigten Positive vom selben S/W-Negativ in puncto Detailabbildungsqualität?
Im Gegensatz dazu ist ein Vergrößerer im eigenen kleinen S/W-Fotolabor ein völlig simples Gerät: Eine diffuse Leuchtquelle durchleuchtet das eingelegte Negativ und dieses wird im Dunkeln mittels einem Objektiv auf ein lichtempfindliches Fotopapier projiziert. Dieses durchwandert danach drei Chemiebäder und man hat sein Bild. Einfach zu verstehende Technik (→ siehe auch: Selbst Entwickeln).
In diesem Blogbeitrag soll es jedoch nicht darum gehen, ob es Sinn ergibt, sich eine eigene, temporäre Dunkelkammer im Badezimmer einzurichten. Ich möchte einfach nur zeigen, inwiefern sich zwei mit viel penibler Rücksicht angefertigte Positive – einmal mit einem Scanner und einmal mit einem Vergrößerer im Labor – in Sachen Abbildungsqualität unterscheiden. „Unterscheiden“ muss – dies sei gleich gesagt – in Anführungszeichen stehen, denn tatsächlich sind die Unterschiede bei meiner Technik (hierzu gleich mehr) gering.
Die Rache des Analogen ist kein Buch über Fotografie sondern beschäftigt sich mit der Digitalisierung im Alltag, die als unbedingte Verbesserung verkauft wird. Gleichzeitig entsteht eine "Sehnsucht" nach dem Anfassbaren, Fühlbaren in vielen Bereichen des Lebens.
Dies ist mein Testfoto (Negativscan mit Epson V800; Kleinbild). Ich nahm es mit meiner Selectronic S Messsucherkamera auf. Das Objektiv dieser Kompaktkamera zeichnet naturgemäß sehr scharf, wenn man es abblendet. Die hohe Schärfe kam jedoch auch durch die Verwendung eines Stativs zustande (Selbst bei kurzen Zeiten aus der Hand verwackelt man ja minimal). Als Film diente mir ein Agfa APX 100 und entwickelt wurde dieser im Negativentwickler „D-76“ von Kodak in der Verdünnung 1+1. Jetzt schauen wir uns einmal die Details an:
Das Vergleichsbild
Wie Sie vergleichen können, ist der Unterschied zwischen einem Handabzug und einem Scan direkt vom Negativ marginal, wenn man beides in sehr hoher Qualität anfertigen kann. Das Bild aus dem eigenen Fotolabor bzw. die Vergrößerung via Vergrößerer ist minimal höher aufgelöst. Sichtbar wird hierbei jedoch bereits ganz leicht die Struktur des Fotopapiers.
Hier noch ein Bild vom Handabzug selbst.
Der Laborprozess
Zunächst die Fakten zum Prozess im Labor:
Vergrößert wurde mit einem Durst 6×9 Vergrößerer mit Mischbox („Diffusorvergrößerer“). Als Objektiv wurde ein Rodenstock Rodagon (6-Linser), um 3 Blenden abgeblendet, eingesetzt. Es wurde beim Anfertigen des Handabzuges penibel auf ein vibrationsfreies Belichten und auf exakte Parallelität zwischen Filmebene-Objektivebene-Fotopapier geachtet. Weiterhin wurde mittels einem Kornscharfsteller bei Offenblende aufs Korn scharf gestellt. Diese Punkte sind sehr wichtig für hoch aufgelöste bzw. scharfe Handabzüge. Vergrößert wurde auf das Papier „Foma Fomabrom Variant 111„, ein Multigrade-Barytpapier. Der tatsächliche Bildausschnitt hat die Größe 25 x 16 cm. Dieses Fotopapier scannte ich dann mit meinem Epson V800 im „normalen“ Auflicht-Modus bei einer so hohen Auflösung, dass der Scann vom Papier die gleiche Pixel-Größe hatte wie der spätere Scan vom Negativ – bzw. die selbe Auflösung zum Vergleich.
Der Scanprozess vom Negativ

Insbesondere für Kleinbild-Aufnahmen eignet sich übrigens auch das Abfotografieren mit der Digitalkamera sehr gut.
Nun etwas zu meiner Technik was das direkte Scannen von Negativen anbelangt. Das Digitalisieren von einem (winzigen) Kleinbildnegativ gestaltet sich für Freunde der analogen Fotografie keinesfalls als trivial. Folgendes ist zu beachten, damit man a) die tatsächlich realisierbare Auflösung des Scanners erreicht und b) den gesamten Tonwertumfang abbilden kann:
Das Negativ muss sich zum einen exakt im richtigen Fokuspunkt über dem Grundglas des Scanners befinden und zum anderen muss es absolut parallel zum Grundglas liegen. Es darf also nicht durchhängen. Hier gelten die selben Regeln für einen scharfen Abzug mittels dem oben erwähnten Vergrößerer. Da dies konstruktionsbedingt häufig nicht beachtet wird, haben Flachbett-Negativscanner übrigens einen eher schlechten Ruf. Tatsächlich digitalisieren zumindest die Epson-Perfection-Scanner bei sehr hoher Qualität, wenn man sie bezüglich Planlage und „Fokuspunkt“ modifiziert. Bei der Verwendung eines Epson-Perfection-Scanners (V700, V750, V800, V850) sollte man zunächst bei 6400 DPI und 100% scannen. In den Optionen muss das Gamma auf „1“ gestellt sein (und nicht auf 2.2). Die Kurve muss auf „linear“ gestellt sein (Silverfast-Software) bzw. die Optionen zur Bildbearbeitung müssen alle aus sein (Epson-Scan-Software). Weiterhin darf kein Scharfzeichenfilter aktiv sein und: Hat man Zugriff auf die „Kurven“ (bei Silverfast), dürfen diese keinesfalls beschnitten sein (Schatten / Lichter abschneiden)! Nur so ist ein linearer Roh-Scan möglich, der tatsächlich alles abbilden soll, was das Negativ tatsächlich hergibt. Im Anschluss wird diese „Rohdatei“ einer „richtigen“ Bildbearbeitung übergeben (z. B. Photoshop). Hier wird der Scann um 50 % verkleinert* (also so, als hätte man mit 3200 DPI gescannt). Als nächstes wird leicht nachgeschärft und eine Tonwertkorrektur angewandt bzw. der Kontrast nach Sicht eingestellt („Gradationskurve“).
Es hat sich ergeben, dass man einen Tick höher aufgelöste Scans mit den Epson-Scannern erhält, wenn man zunächst bei der Einstellung 6400 DPI scannt und diese Bilder dann um 50% verkleinert anstatt gleich bei 3200 DPI zu scannen. Ob diese Dots-per-Inch-Werte tatsächlich beim Namen zu nehmen sind, ist eine andere Geschichte. Ich kann das nicht messen bzw. beziehe mich hier nur auf die Einstellungen selbst.
Fazit
Sie sehen: Das Anfertigen eines hoch aufgelösten und scharfen Positivs vom analogen Negativ ist keinesfalls aus dem Stegreif möglich, wenn man die maximal erreichbare Abbildungsqualität erreichen möchte! Und dies gilt sowohl beim Vergrößern im analogen Fotolabor wie auch beim Scannen des Negativs am Computer. Tatsächlich unterscheiden sich beide Versionen meiner Negativkopie kaum: Sowohl der Handabzug wie auch der Scan vom Negativ mit meinem Epson V800 sind annähernd gleich, was Auflösung und Detailzeichnung anbelangt. Dies ist jedoch nur möglich, wenn man penibel arbeitet und sich durch viele Tests und mit viel Geduld je einen systematischen Workflow erarbeitet hat.
Mit dem neuen Epson V800 kann man Negative und Dias scannen, welche eine ähnlich hohe Auflösung besitzen wie ein "Profi-Scanner", bereits mit der Standard-Software. Man muss sich hierfür jedoch auch in gewisse Scann-Techniken belesen (Suchfunktion dieser Seite). Es können bis zu 24 Negative auf einmal digitalisiert werden (unbeaufsichtigt). Das Filmformat reicht von Minox bis zum Großformat-Planfilm.

Das Kleinbildnegativ, welches in diesem Blogartikel als Demonstration dient, kann man übrigens noch gut auf 30 x 40 cm „printen“ ohne dass man beim Herangehen „Matsch“ sieht – sowohl im Fotolabor wie auch mittels digitalen Druck auf Grundlage des Scans. Noch etwas zeigt der Vergleich: Er widerlegt (zumindest bei meinen Negativen / meiner Technik) die oft zu hörende These, dass das Filmkorn beim Scannen verstärkt- bzw. gröber abgebildet wird. Dies ist hier nicht der Fall. Stattdessen ist es später so, dass Filmkorn umso mehr in Erscheinung tritt, je knapper man belichtet. Belichtet man den Film also ausreichend lange, kann man sich über wenig Korn („Rauschen“) in den Schatten und Mitteltönen freuen. Bei unterbelichteten Bildern taucht es umso mehr auf. Jüngst hatte ich dies bei einem Farbfilm sogar einmal ausprobiert, nebst Beispielbildern zum Vergleich.
Doch was wollen Sie eher geschenkt haben: Einen profanen Druck, der immer wieder wiederholbar ist oder einen Handabzug, welcher ein Original darstellt und hinter dem ein Kunsthandwerk steckt? Ich habe mir einen kleinen Stempel mit meiner Signatur anfertigen lassen:
Solche Baryt-Handabzüge von Hand sind doch noch etwas anderes als bloße Drucke aus einer Maschine. Was man alles für eine eigene Dunkelkammer benötigt, wird auf dieser Seite natürlich auch detailliert aufgezählt. Außerdem gibt es eine ausführliche Anleitung für das Selbst Vergrößern im Labor. Ich selbst scanne gerne. Am meisten schätze ich jedoch echte Papierabzüge aus dem eigenen Labor. Beide Verfahren sind sich in so manchen Punkten sehr ähnlich.
Hallo Thomas,
beim Vergleich der Bildausschnitte Scan gegen Abzug dachte ich sofort (schon in den ersten Sekundenbruchteilen) „ohje ist das linke Bild matschig“ vor allem in der Baumschicht hinter dem Heuballen, und war dann überrascht daß Du den Unterschied als marginal bezeichnest. Ich schätze mal, daß man dem Handabzug mindestens 25% mehr Seitenlänge gönnen könnte, im Vergleich zu einem Scan-Print.
Tolle informative Webseite, danke dafür.
Viele Grüße
Marc