Bildbearbeitung bei analogen Fotografien: Nichts kommt fertig aus der Box
Sie kennen sicherlich den Begriff „Out of the box“. Oftmals wird angenommen, die analoge Fotografie steht für eine Art „neutrales“ bildnerisches Verfahren. Das stimmt jedoch nicht: Fast jede Fotografie durchläuft den Schritt der Bildbearbeitung bzw. wird gewissermaßen verzerrt.
Dieser Artikel erscheint im Bereich Blog und ist mit Digitalisierung verschlagwortet.
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Nehmen Sie einen belichteten und entwickelten Farbnegativfilm: Dieser weist eine deutliche orange Maske auf, die (noch invertierten) Farben sind kaum erkenntlich. An dieser Stelle halten Sie tatsächlich ein unbearbeitetes analoges fotografisches Bild in den Händen. Es ist klar: Um nun aus diesem Rohmaterial ein „farbrichtiges“ und brillantes Bild zu Gesicht zu bekommen, muss dieses Negativ in ein anderes Medium umgewandelt werden. Bei diesem Medium handelt es sich entweder um (Foto-) Papier oder um den Computerbildschirm. Umwandeln bedeutet jedoch auch: Verzerren, Verformen. Und hier setzt immer eine Bildbearbeitung ein, denn man kann diese Schritte ganz nach Gusto anwenden, was Farben, Helligkeit, Kontrast anbelangt. Ursprünglich wird ein Farbnegativ mit einem Vergrößerer auf lichtempfindliches Fotopapier projiziert. Hierbei ist das sogenannte Ausfiltern ein Handwerk, welches viel Erfahrung und ein geübtes Auge bedarf. Schon lange wird dieser Schritt durch computergestützte Automatiken übernommen. Doch auch diese Automatiken können auch nur Vermutungen anstellen, was nun „richtig“ bzw. „echt“ ist. Man müsste jedes Mal eine ganz spezifische Farbtafel mit fotografieren, anhand derer dann eine Software einen tatsächlich genauen, realistischen Abgleich vornehmen kann. So etwas ist in der Praxis jedoch kaum möglich.
Das selbe trifft auf S/W-Fotografien zu: Hier muss man sich bei einer 1:1-Kopie zumindest auf einen bestimmten Kontrast festlegen. Das Negativ selbst ist zunächst nur eine Schablone, die es zu interpretieren gilt.
Beim Umwandeln eines Negativs in ein Positiv gibt es keine Norm: Der Negativfilm ist die Partitur, das Positiv die Interpretation davon – dies gilt sowohl für das Vergrößern in der Dunkelkammer wie auch beim Digitalisieren mit einem Scanner bzw. mittels einer Computer-Bildbearbeitung.
Ein neutrales analoges Foto out of the box gibt es im Negativverfahren nicht. Immer erfolgt der Schritt der Bildbearbeitung.
Zwei sogenannte „IT8-Targets“ zum tatsächlich farbneutralen automatischen Ausfiltern.
Ausnahme: Man verwendet Diafilm und ein sogenanntes „IT8-Target“, welches – ganz streng genommen – auf das Objektiv, den Filmtyp, den Scanner zugeschnitten sein muss. Man profiliert also sein analoges System. Dieser Ansatz wird jedoch hauptsächlich in der Theorie Bestand haben.
Wer seine analogen Negative selbst einscannt und hierbei die Scan-Software nach Herstellervorgabe nutzt, wendet immer eine (automatische) Bildbearbeitung an. Diese leistet in der Regel gute Dienste. Es ist jedoch nicht der Fall, dass man nun bei den Ergebnissen davon ausgehen kann, dass das Foto selbst tatsächlich so ist. Eine anderes Scanprogramm wird den selben Film beim Scannen bzw. Umwandeln ganz anders interpretieren. Und: Die Bildbearbeitung ist so alt wie die Fotografie selbst. Schon im 19. Jahrhundert wurde fleißig „gekriddelt und gekraddelt“ (Thomas Weski).
Eine Ausnahme bilden hierbei das Dia und das Polaroid bzw. der Sofortbildfilm. Hier hält man nach der (standartisierten) Filmentwicklung tatsächlich ein fertiges, „neutrales“ Bild in den Händen.
Betrachten Sie sich die obige Gegenüberstellung: Links sehen Sie die Version eines eingescannten Farbnegativfilms. Die Scan-Software hat bereits gute Arbeit geleistet: Die Fotografie ist nun im Positiv zu sehen, die Farben sind einigermaßen richtig abgebildet, die orangene Maskierung des Filmes wurde entfernt bzw. ist nicht mehr sichtbar. Dieses Motiv weist jedoch zwei deutliche Tücken auf: Zum einen ist der Kontrastumfang sehr hoch! Der vordere Bereich liegt im Schatten und es wurde während der Aufnahme folglich lange (auf die Schatten) belichtet. Daher ist der hintere Bereich bei diesem Motiv sehr hell abgebildet. Weiterhin werden die Felsblöcke im Vordergrund durch blaues Licht beschienen: Sie erhalten ihr Licht nur über den blauen Himmel und nicht direkt über die Sonne (wie es beim Hintergrund der Fall ist). Würden Sie bei diesem analogen Foto keine nachträgliche Bildbearbeitung anwenden (in der Farbdunkelkammer oder per Bildbearbeitungsprogramm am PC), dann würden sie ein doch eher unschönes Ergebnis erhalten.
Um konkret auf die rechte Version des Beispielbildes zu sprechen zu kommen: Hier wurde zunächst der Hintergrund am PC mit einer Bildbearbeitung („Photoshop“) nachbelichtet: In den Blättern spiegelt sich die Sonne. Diese störende Helligkeit wurde gemindert. Plötzlich werden hier Details sichtbar. Auch der Himmel wurde etwas abgedunkelt. Als nächstes wurde der durch blaues Licht unnatürlich wirkende Vordergrund in seiner Farbe korrigiert: Er wurde maskiert und nur hier erfolgte eine Farbverschiebung in Richtung Gelb. Die selbe Bildbearbeitung wurde an den Schatten (ebenfalls zu blau) im Hintergrund vorgenommen. Zuletzt wurde diese Fotografie noch etwas geschärft.
Bei Film-Digitalisierungs-Software wie bei dem Scan-Programm „Silverfast“ kann man um jedes Einzelbild des Vorschauscans Rahmen ziehen. Im Automatikmodus wird dann je die Helligkeit, der Kontrast und die Farbe vom Programm automatisch eingestellt. Dies hat aber auch immer durch die Größe und Position des Rahmens einen Einfluss auf das Ergebnis! Sind zwei Fotos gleich belichtet und zeigen das selbe Motiv (also identisch), ist trotzdem die Bildeinstellung (bzw. automatische Bildbearbeitung!) je eine andere, wenn die Rahmen anders aufgezogen werden. Negative interpretiert man also. Die Auto-Funktionen der Scan-Software versucht jene Vorlagen ebenfalls zu interpretieren und kann dies nur rein mathematisch erledigen aufgrund der vorhandenen Farben und Helligkeitsunterschiede. Durch solch eine Vorgehensweise sind keine reproduzierbaren Scans realisierbar. Jüngst scannte ich eine kleine fotografische Serie ein, bei der die Negative nichts weiteres abbildeten als Details von bunten LKW-Planen. Die Scan-Automatik spielte hier vollkommen verrückt: Sie wusste einfach nicht, dass es bei diesen Motiven kein echtes Schwarz, kein richtiges Weiß gab. Natürlich war sie nicht in der Lage, die eigentlichen Farben und Helligkeiten wiederzugeben. Ich erhielt völlig kontrastreiche, farbfalsche Positive. Insbesondere solche Bilder müssen immer manuell nach fotografischem Auge ausgefiltert werden (wie im analogen Farblabor).
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Wozu eigentlich dieser Artikel?
Analoge Fotografien in Büchern und Magazinen (z. B. alte GEO-Hefte) werden mit Sicherheit keine 1:1-Positivkopien der Negative darstellen. Vielen folgte ein gewisses Maß an Bildbearbeitung. Es ist falsch anzunehmen, dass für die Bildwirkung lediglich ein bestimmter Filmtyp oder gar eine bestimmte Kamera / ein bestimmtes Objektiv verantwortlich ist.
Das Bildbeispiel oben zeigt auch noch etwas anderes auf: (digitalisierter) Farbnegativfilm eignet sich hervorragend als „RAW-Datei“! Wurde so gescannt, dass die Scan-Software keinerlei Tonwerte beschnitten hat (was die meisten Programme durch die Voreinstellungen leider tun → Gamma auf 1, Kurve linear setzen) und nutzt man einen höherwertigen Scanner (das Negativ wurde mit dem Epson V800 gescannt), dann hat man selbst bei Motiven mit sehr hohem Kontrastumfang noch sehr viel Potential in den Schatten wie erst recht in den Lichtern, um durch eine nachträgliche händische Bildbearbeitung eine technisch hochwertige Fotografie auf Grundlage eines analogen Negativs zu erhalten. Jedoch muss man Wissen und Erfahrung in der digitalen bzw. analogen (Fotolabor) Bildbearbeitung besitzen, um zu solch ein Ergebnis zu gelangen. Out of the box ist dies oftmals nicht möglich, wie mein Vergleich verschiedener Scanprogramme im Auto-Modus zeigt:
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Dieser Artikel (veröffentlicht: 9.08.2017; geändert: 20.01.2021) erscheint im Bereich Blog und ist mit Digitalisierung verschlagwortet. ▲
Hallo! Hier schreibt Thomas. Ich beschäftige mich seit nunmehr 20 Jahren mit der analogen Fotografie und ich entwickele meine Bilder in der Dunkelkammer oder "mit" dem Computer.
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Ja es wurde schon immer an den Bildern „rumgeschraubt“ Auch heute wird ja noch bei den Belichtungen in der DK manipuliert was das Negativ hergibt. Meine Dunkelkammer heisst Photoshop oder Affinity, vorallem solange ich noch am Üben bin mit der analogfotografie und das dauert noch eine ganze Weile. Auch das mit der ISO muss ich noch rausarbeiten, meistens benutze ich bei Rollfilm einen 100er oder 125er ISO SW, da hab ich noch nie einen Farbfilm verballert. Beim 35mm war ein 400er Farbfilm das höchste. Aber es macht Spass mit den analogen Kameras zu Fotografieren, vorallem wenn man die SW Filme zuhause entwickelt.
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