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Analoger Retro-Look: Alt erscheinende Fotos – Wie geht das?

ThomasKategorie: Blog 6 Kommentare

Mit einer analogen Kamera bzw. mit dem Fotografieren auf Film kann man natürlich qualitativ sehr hochwertige Ergebnisse erzeugen. Oftmals unterscheiden sich diese technisch kaum von Fotos, die mit einer Digitalkamera aufgenommen wurden. Richtig alte Fotografien sehen hingegen irgendwie „retro“ aus. Wie macht man das?

Ich habe hin und wieder Anfragen bekommen, wie es wohl ginge, Fotografien anfertigen zu können, die so aussehen, als wären sie vor vielleicht 60 oder gar 100 Jahren aufgenommen worden. Diese Bilder sähen so schön retro aus. Die eigenen analogen Fotos erscheinen hingegen ziemlich normal – fast so schon wie Fotos aus einer Digitalkamera. Eines sei bereits am Anfang dieses Artikels gesagt: Einfach eine sehr alte analoge Kamera zu nutzen reicht nicht, wenn man Fotos machen möchte, die irgendwie alt aussehen sollen.

In diesem Zusammenhang interessant ist auch die Geschichte des Wolfgang Beltracchi, der berühmt für seine Kunstfälschungen geworden ist. Diese waren nämlich technisch nicht nur (fast) perfekt. Er täuschte zudem eine fast wasserdichte Herkunft vor, indem er u. a. auf „alt“ gemachte Fotografien anfertigte:

Die Frau des Fälschers […] wurde als Frau Jägers in historischer Verkleidung und mit den an der Wand hängenden gefälschten Werken abgelichtet.

Quelle

So etwas funktioniert natürlich nicht mit einer Digitalkamera, etwas Bildbearbeitung und einem Drucker.

Bilder analog zu fotografieren, die gleichfalls „alt“ ausschauen, ist durchaus möglich. Jedoch muss hierbei die gesamte Schaffenskette eingehalten werden:

Man benötigt ein altes (unvergütetes) Objektiv, einen „klassischen Film“, einen „klassischen“ Entwickler und altes Fotopapier.

Dann gelangt man zu solch einer S/W-Fotografie, bei welcher mir dieser „Retro-Effekt“ einigermaßen gelungen ist:

ein Foto im Retro Look

Was ist „Retro“?

Im Sinne von Fotografien vielleicht Weichheit: Keine harten Kanten, keine exakt gezeichneten Strukturen – Dinge, auf welche Fototechnik seit vielen Jahrzehnten hin entwickelt worden ist. Farben wirken eher pastellhaft, nicht gesättigt. Unschärfe ist vorhanden. S/W-Fotografien sind nicht grau, sondern besitzen einen leichten Warmton. Lichter „flirren“ und greifen leicht in die Schatten über. Also: Man nimmt einfach irgend ein altes Monokel oder eine Plastiklinse und adaptiert dies an eine Digitalkamera. Schon hat man den Retro-Look. Leider funktioniert dies so nicht. Es müssen hierzu einige technische Dinge näher betrachtet werden:

Die Kamera

Man benötigt eine analoge Kamera. Hierbei ist das Modell zunächst jedoch ziemlich egal: Denn solch eine Kamera ist nichts weiter als ein lichdichter Film- und Objektivhalter. Der Apparat selbst macht nicht das Bild. Allerdings sollte eine Kamera verwendet werden, welche möglichst nicht für den Kleinbildfilm gebaut worden ist. Denn Kleinbildkameras (bzw. die hierfür gebauten Objektive) schaffen es leichter, gewisse Bildfehler zu umgehen, welche heute als „retro“ bezeichnet werden. Besser geeignet sind Mittelformatkameras oder Großformatkameras. Alte, einfache Kameras sind zudem innen nicht genügend gegen Streulicht gefeit: Hier „springt“ das Licht wie ein Pingpongball umher. Auch dies trägt zur benannten Weichheit bei.

Das Objektiv

ein dreilinsiges Domiplan

Im Bild ein „Domiplan“ an einer Kleinbildkamera. Solche günstigen Objektive mit nur drei Linsen eignen sich besser für Fotos, die „alt“ ausschauen sollen als technisch bessere Objektive – erst recht, wenn sie nicht abgeblendet werden.

Das wichtigste hierbei ist das Objektiv. Es sollte ein unvergütetes Objektiv verwendet werden, welches aus maximal vier Linsen besteht – besser wären drei. Die bekannteste vierlinsige Konstruktion ist sicherlich das „Tessar“ von Zeiss. Dieses bildet bereits leicht abgeblendet so gut ab, dass ein gewisser Schmelz verloren geht – erst recht, wenn es bereits eine Vergütung besitzt. Diese Objektivvergütung erkennt man übrigens an der leicht bläulich-violett schimmernden Oberfläche der Linsen. Für den gewünschten Retro-Look sollte das Objektiv beim Fotografieren gar nicht oder nur schwach abgeblendet werden. Hierdurch erreicht man dann auch die gewünschte Unschärfe des Hintergrundes. Teils werden solche „schlechten“ Objektive auch wieder neu hergestellt bzw. vertrieben – zum Beispiel in Form des Lomography Petzval.

Natürlich kann man auch Plastiklinsen oder Monokel aus Boxkameras nutzen. Deren Bildqualität ist wiederum so miserabel, dass wir schnell im Bereich „Lomografie“ sind. Darum soll es in diesem Beitrag jedoch nicht gehen.

 

ein Landschaftsfoto mit der Lomokamera

Als Beispiel eine Landschaftsfotografie, die mit einer Meniskuslinse („Lomo Kamera“) aufgenommen wurde. Die Bildfehler sind hier schon sehr deutlich und diese haben wenig gemein mit der „klassischen Fotografie“ selbst des frühen 20. Jahrhunderts: Diese Fotografien waren ja keinesfalls per se unscharf. Obgleich hier nicht ganz sicher ist, dass bekannte „Ikonen“ später tüchtig digital nachbearbeitet wurden. Zum Beispiel sieht man hier die bekannte Fotografie „Jungbauern“ von August Sander – und zwar in einer doch recht weichen, kontrastarmen Version. Das selbe Motiv erscheint bei anderen Veröffentlichungen viel „knackiger“.

Zudem sind solche einfachen, unvergüteten Objektivkonstruktionen recht empfindlich für blaues Licht. Will sagen: Dunst in der Ferne kann schlechter durchdrungen werden – Man erhält eine verstärkte Luftperspektive (dies ist jedoch auch abhängig vom genutzten Film). All dies wurde bei „modernen“ Objektiven korrigiert.

 

eine Plattenkamera

Das obere Foto (Bein, Arm & Baum) wurde übrigens mit solch einer alten Plattenkamera angefertigt bzw. mit einem Objektiv aus den 1930er Jahren. Dieses ist zwar bereits ein „Vierlinser“, jedoch nicht vergütet. Hierdurch erhält man bei offener Blende durchaus punktuelle Schärfe, jedoch einen gewissen Schmelz.

 

Foto mit einer Plattenkamera gemacht

Auch dieses Bild gelang mit solch einer uralten Kamera. Das Bildzentrum ist durchaus scharf. Auffallend ist die Unschärfe drumherum sowie das „Flirren“ der Lichter z. B. in den Ästen rechts: Das Objektiv ist nicht vergütet. Die Lichter „greifen“ in die Schatten. Was man hier in der nachträglichen Bearbeitung (Labor oder Computer) vielleicht besser gemacht hätte sollen: Oft ist es hier nicht zuträglich, wenn tatsächliches Schwarz erzeugt wird. Die Schatten würden durch ein sehr dunkles Grau „leichter“ wirken wie bei der nachfolgenden Abbildung:

 

Nikkor 1.2 Objektiv

Mit solch einem sehr lichtstarken Objektiv (hier Nikkor 1:1.2 50mm) kann man selbst im Kleinbild die alten Großformatobjektive simulieren – nämlich wenn man es tatsächlich bei Offenblende nutzt: Die punktuelle Schärfe leidet allerdings darunter, die Bildränder werden nicht genügend scharf abgebildet, wie man es vielleicht gewohnt ist. Es bildet bei Offenblende sehr weich ab. Allerdings schmälert das Motiv selbst einen gewissen „Retro-Look“ für das Gehirn des Betrachters: Zwei Burschen mit Jeanshose und Turnschuhen ergeben schon einen anderen, moderneren Eindruck.

eine geringe Schärfentiefe

 

Foto mit einer alten Ica 9x12 Plattenkamera

Noch eine Fotografie, die mit so einer richtig alten Plattenkamera gemacht worden ist. Es gibt hierzu auch einen eigenen Artikel: Mit einer 100 Jahre alten Kamera fotografieren.

 

Die Sache funktioniert jedoch nicht nur im Großformat:

eine alte 6x6 Klappkamera

ein gutes analoges Objektiv

Für den Effekt nicht zu empfehlen sind hingegen solche vergüteten Objektive mit z. B. sechs Linsen, welche für „präzise“ Fotografien entwickelt worden sind.

Denn es gab sehr viele dieser 6×6 Klappkameras mit Balgen, bei denen häufig ein simples dreilinsiges Objektiv verbaut worden ist. Diese Varianten sind via Ebay viel günstiger als jene, welche mit dem oben angesprochenen Tessar (oder baugleiche Objektive) bestückt worden sind. Die hier abgebildete „Welta Weltax“ wurde beispielsweise auch mit dem „Trioplan“ verkauft. Dieses einfachere Objektiv erzeugt viel eher einen Retro Look als das eigentlich bessere Zeiss Tessar. Genau so verhält es sich bei vielen anderen Kameras. Achten Sie hier auf Objektive, die z. B. das „Tri“ (= drei) im Namen tragen. Noch besser hierfür geeignet sind sicherlich die größeren 6×9-Klappkameras wie z. B. die Zeiss Ikon Ercona mit dem „Novonar“. Solange solche Kameras keinen Vierlinser (Tessar, Skopar, …) verbaut haben, sind diese auf dem Gebrauchtmarkt recht günstig zu erwerben. Eine weitere günstige Kamera ist hier die Adox Golf mit dem einfachen „Adoxar“ Objektiv.

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Der Film

ein orthografischer Film

Solch ein orthochromatischer Film hat eigentlich eine Farbschwäche (so wie Filme früher). Dies kann nun als „Feature“ verkauft werden.

Neben dem verwendeten Objektiv ist auch die Art des Filmes wichtig für den gewünschten Look. Eigentlich halte ich nicht viel davon, fotografische Filme im Detail zu unterscheiden – ich ordne diese grob in Gruppen. Um jedoch einen gewissen „alten Look“ anzustreben, sollte man keine Filme mit eher modernen Emulsionen nutzen wie Kodak Tmax und Ilford Delta. Viele Fotofreunde nutzen hierfür den Fomapan von Foma oder den Adox „CHS“. Bei der Wahl des (S/W-) Filmes sollte man hier idealerweise einen sogenannten orthochromatischen Film wählen wie z. B. den Ilford Ortho Plus oder den Foma Ortho 400, vielleicht auch einen sogenannten „orthopanchromatischen“ Film. Durch die höhere Empfindlichkeit für blaues Licht erhält man hierdurch (theoretisch) den typischen Dunst alter Fotografien: Personen wirken in der Stadt vor Gebäuden etwas frei gestellt, während im Hintergrund alles hell erscheint. Dies funktioniert natürlich am besten, wenn man gleichzeitig ein altes Dreilinser-Objektiv verwendet und den Film recht üppig belichtet aber kürzer (selbst) entwickelt → Stichwort: Pull-Entwicklung. Fotografiert man Porträts mit einem orthochromatischen Film, werden rote Lippen recht dunkel abgebildet und helle Haut eher sonnengebräunt, da diese Emulsionen für die Farbe Rot recht unempfindlich sind. Man kennt dies von den Fotografien der 1920er Jahre.

Ich hatte auch einmal mit einem Blaufilter vor dem Objektiv experimentiert bzw. Vergleiche angefertigt. Ziel war eine verstärkte Luftperspektive bzw. mehr Dunst in der Ferne bei diffusem Licht bzw. bei bewölktem Himmel. Dies hatte bei einem eher modernen Objektiv bei einem modernen Film (Ilford Delta) leider nichts gebracht.

Foto einer alten Fabrik

Foto einer alten Fabrik (mit einer Spielzeugkamera „Pouva Start“ aufgenommen) auf dem orthochromatischen Film Foma Ortho 400.

Der Negativentwickler

Ein (SW-) Film muss freilich entwickelt werden. Auf dem Markt gibt es eine Fülle an unterschiedlichen Entwicklern. Nutzen Sie hier einfach den, welchen es seit über einhundert Jahren in fast unveränderter Form auch heute noch zu kaufen gibt: Rodinal.

selbst entwickelte Filme

Sie können S/W-Filme noch nicht selbst daheim entwickeln? Lesen Sie hierzu die ausführliche Anleitung. Es ist so einfach wie das Kochen und eine richtige Dunkelkammer benötigt man hierzu auch nicht.

Rodinal bzw. APH 09 Entwickler

„Rodinal“ wird auch z. B. unter „APH 09“ oder „Adonal“ verkauft. Dieser Negativentwickler besitzt keine Eigenschaften wie „Filmkorn schonen“, arbeitet jedoch sehr scharf. Er alleine erzeugt natürlich keinen „klassischen Look“, ist aber ein weiteres Rädchen in dieser Verarbeitungskette.

Das Fotopapier

Einer der bei der Überlegung »Wie mache ich Fotos, die aussehen wie früher?« sehr gerne nicht bedachte Faktor ist die Art des verwendeten Fotopapiers. Wenn Sie Ihre Negative digitalisieren bzw. „hybrid“ arbeiten, verschenken Sie hier einen wichtigen Punkt in der Verarbeitungskette – nämlich dem der chemischen Bilderzeugung auf authentischem Fotopapier.

Will sagen: Wenn man S/W-Fotografien haben möchte, die ausschauen wie z. B. aus den 1960er Jahren (oder noch früher), dann sollte man auch ein Fotopapier aus dieser Zeit nutzen bzw. dieses in der Dunkelkammer selbst entwickeln. Denn genau so wie der bei der Aufnahme verwendete Film hat auch Fotopapier eine eigene Bildcharakteristik:

Entwickeln von Fotopapier

Sie haben keine Ahnung, wie man S/W-Fotos selbst Zuhause entwickelt? Lesen Sie hierzu die ausführliche Schritt-für-Schritt-Anleitung.

Agfa Portriga Fotopapier

Ich nutze sehr gerne dieses alte „Agfa Portriga“ Fotopapier: Es ist keinesfalls reinweiß, sondern besitzt einen leicht beigen Träger. Die Fotos erhalten also an sich bereits eine deutlich warme Färbung – Sie sind „chamois“. Eine „knackige“ Hochglanzoberfläche gibt es hier auch nicht – sondern Oberflächen wie Perl oder „leicht gekörnt“. Teils geht solches Fotopapier bei erstaunlich hohen Preisen bei Ebay über den virtuellen Ladentisch. Der Grund offenbar: In Militaria-Kreisen werden darauf alte Wehrmacht-Negative vergrößert und als richtige Abzüge angeboten. Mittels modernem Fotopapier oder gar durch einen Druck würden solche Fotos wenig authentisch wirken.
Ab einem bestimmten Alter gibt es bei lichtempfindlichem Fotopapier jedoch einen Grauschleier bei der Entwicklung. Diese ganz alten Papiere wurden jedoch häufig in einem Verfahren hergestellt, welches heute durch die EU (vermutlich) längst verboten ist (Chemie). Daher ist hier die Gefahr eines Grauschleiers weniger gegeben als bei modernerem Fotopapier. Sie sind „stabiler“. Gegen dennoch auftretenden Schleier hilft ein Entwickler-Zusatz → der „Moersch Restrainer“ → siehe auch altes Fotopapier nutzen.

Die Firma Foma brachte jüngst ein neues Papier heraus „Foma Retrobrom“:

Der spezifisch warme Ton des Bildes macht dieses Papier besonders geeignet für Arbeiten im Retro-Stil, insbesondere für Portraitfotos, aber auch für andere Foto-Genres (Stillleben, Landschaft, Struktur und Detail, Abstraktion etc.).

Quelle

Natürlich sollte man für solche Arbeiten kein „normales“ Fotopapier (Hochglanz, Kunststoffoberfläche, reinweißer Papierträger) nutzen.

Büttenschnitt: Ausgefranztes Fotopapier

Bis in die 1960er Jahre nutzte man hierzulande gerne den sogenannten „Büttenschnitt“ für Fotopapiere:

ein Foto mit Büttenschnitt

Offenbar tat man dies, damit man diese Fotos im Karton besser greifen konnte. Simuliert wird hierbei ein Ausreißen von nassem Papier: Die Papierkanten sind angerissen. Hierbei nutzt man eine Büttenschnittschere oder eine Büttenschnitt-Stanze, welche solche Formen erzeugt. Fachleute nennen solche Bilder auch „chamös ausgefranzt“.

Glasplatten selbst beschichten

Die Königsdisziplin ist sicherlich das selbst Beschichten von Glasplatten, welche in einer alten Großformatkamera verwendet werden können:

eine Kollodium Nassplatte das nasse Kollodium-Verfahren

Diese Technik ist allerdings wesentlich anspruchsvoller als das bloße Belichten von klassischen Filmen in einer alten Kamera. Zeitlich ist man hierbei bereits im 19. Jahrhundert und nicht mehr im zwanzigsten. Die Bildergebnisse jedoch lassen sich kaum mit der digitalen Fotografie simulieren.

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Glasplatten und eine Fotografie damit

Auf dem Gebrauchtmarkt gibt es hin und wieder auch „Trockenplatten“ zu kaufen. Diese sind dann bereits seit Jahrzehnten abgelaufen, dass sie, in einer alten Plattenkamera genutzt, sehr interessante Bilder erzeugt. Siehe auch der Artikel → Fotografieren mit Glasplatten.

Zusammenfassung

Foto mit einer Plastiklinse

Wie man mit simplen Plastiklinsen fotografiert, erkläre ich in diesem Beitrag.

Um Fotos tatsächlich alt erscheinen zu lassen, genügt es nicht, einfach nur ein altes Objektiv oder eine alte Kamera zu nutzen. Tatsächlich sollte man zusätzlich auch ein altes Fotopapier nutzen (bzw. eine eigene Dunkelkammer) und einen S/W-Film, welcher noch nach „klassischen“ Kriterien aufgestellt ist (z. B. Foma oder Adox).

Oft empfiehlt sich hierbei noch eine Tonung in Sepia-Toner oder wenigstens ein Einlegen des Fotopapiers in schwarzem Tee, wenn das Fotopapier zu weiß erscheint.

veröffentlicht: 10.08.17 | letzte Änderung: 27.07.23

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Hallo! Hier schreibt Thomas. Ich beschäftige mich seit über 20 Jahren mit der analogen Lichtbildkunst und stehe entweder in der Dunkelkammer oder digitalisiere meine Filme am Computer. Analoge-Fotografie.net ist ein ›Ein-Mann-Betrieb‹. Daher kann es manchmal etwas dauern, bis ich Kommentare beantworte.

Meine Internetseite bietet übrigens ein klassisches Inhaltsverzeichnis mit allen Artikeln – ordentlich aufgelistet.

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6 Kommentare

Analoger Retro-Look: Alt erscheinende Fotos – Wie geht das?

  1. Ralf sagt:

    Hallo Thomas,

    ein interessantes Thema, dass du hier vorstellst. Ich kann mich noch in die Zeit mit den Kontaktkopien versetzen, habe ein ganzes Album meiner frühesten Jugend davon. In den 1960er Jahren dann mit Vergrößerer, Trockenpresse und Büttenschere in den unglaublichen Ausmaßen 7,4×10,5 bis 9×14 und 10×15 wohlgemerkt cm. Alles musste ins Album oder zumindest in den Schuhkarton passen.

    Seit 50 Jahren fotografiere ich s/w und die Formate sind stets gewachsen, aber warum ich zum Stand von 1960 und älter zurückkehren sollte, da fiel mir nichts ein. Und ich habe lange überlegt. . .

    Ein Rollfilm kostet heute vielleicht 6-10 €, warum soll der dann mit unscharfen Negativen aus der Kamera kommen? Reicht es nicht im Positivprozeß am Vergrößerer zu wackeln? . . .
    Gelegentlich mache ich von einem Negativ verschiedene Abzüge.

    Wenn schon retro, dann sollte man auch kein Zoom verwenden, sondern Festbrennweite, unvergütet mit reichlich Luftblasen im Glas ( 😉 ), Orthofilm mit gelb/grün-Filter. Und wenn du das so machst, glaube ich, dass dir auch die Abzüge gefallen, die scharfe Kanten zeigen. . .

    Ich wünsche dir gutes Gelingen

    Viele Grüße
    Ralf

    Thomas (Admin)
    Hallo Ralf, danke für den Kommentar!
    Am Vergrößerer Wackeln wird vermutlich nicht das Gleiche bringen (und das fotografische Korn verwackeln). Der Effekt muss ja sehr subtil sein.

    Viele Grüße zurück!

  2. Thorsten sagt:

    Mit alten Objektiven und alten Filmen, wie den Kodak Gold200, kann man Familienbilder von heute machen und im Look der 70er und 80er Jahre erscheinen lassen. Einige Filme mit ihrem typischen Look haben sich manifestiert in meinem Gedächtnis. Tragen die Personen noch Mode aus dieser Zeit, wird der Film zur „Zeitmaschine“.

  3. Frau Müller sagt:

    „Ich habe mir ausgehend von der Rockwell-Seite das dort ebenfalls schlecht bewertete 35-70 mm Nikkor via Ebay gekauft.“

    Hallo Thomas,

    was wurde aus dem Zoomobjektiv? Wurden die Ergebnisse so wie Du es Dir vorgestellt hast?

    Thomas (Admin)
    Hallo Frau Müller, es schlummert noch in der Fotokiste. Ich hatte es nur an der Digitalkamera ausprobiert, hier aber schon den gewünschten Effekt leicht bemerkt, trotz Crop. Weiteres steht noch bevor. Ich brauche hier noch die richtigen Opfer, die ich ablichten kann. Den Tipp von Dir mit der leichten, unscheinbaren Verwackelung ist aber definitiv erhellend. Das hatte ich jüngst bemerkt, als ich mich mit Boxkameras auseinander setzte.
  4. Frau Müller sagt:

    wenn Du den Foma mit 18 Din belichtest und ein ganz billiges (optisch leistungsschwaches) Polfilter aufs Objektiv schraubst dann sollte es klappen. Wahrscheinlich geht auch graue Folie aus dem Kopierladen. Ich bin auf die Ergebnisse gespannt.

  5. Frau Müller sagt:

    schau mal – vielleicht eine Idee

    https://kenrockwell.com/nikon/10-worst.htm

    Nikon 43-86mm f/3.5 F, erste Version

    Thomas (Admin)
    Das bringt mich gerade auf neue Ideen. Danke. Ich habe mir ausgehend von der Rockwell-Seite das dort ebenfalls schlecht bewertete 35-70 mm Nikkor via Ebay gekauft. Da bin ich mal gespannt! Ich denke da an Offenblende und 1/30 S. aus der Hand. Das könnte bei Personenporträts auf z. B. Novemberfeldweg und dergleichen auf Foma S/W sehr interessant werden. Mal schauen.
  6. Frau Müller sagt:

    Hallo Thomas,

    einmal davon abgesehen daß ich schon die Absicht reichlich dämlich finde will ich ein wenig zur Erhellung beitragen.

    Du schreibst „Weichheit: Keine harten Kanten, keine exakt gezeichneten Strukturen – Dinge, auf welche Fototechnik seit vielen Jahrzehnten hin entwickelt worden ist.“

    Das wesentliche Geheimnis dieser Bilder liegt daran daß sie verwackelt sind! Zum anderen daß viele Objektive – meist Kleinbild und billiges Mittelformat – nur in den selteneren Fällen sehr gut korrigiert waren. Stichwort Klappkamera aus der Nachkriegszeit für kleines Geld für den Amateur. Man machte damals übrigens keine Vergrößerungen sondern Kontaktabzüge und klebte diese ins Album.

    VERWACKLUNG: Das ist auch gut verständlich. Die Filme waren lichtschwach, die Objektive ebenso. Wenn Du einmal einen Blick in alte Fotolehrbücher wirfst kommst Du sehr schnell dahinter daß lange, aus heutigen Augen viel zu lange B.-Zeiten die Regel waren. Das ging schlicht nicht anders. Weiter wirken alte gedruckte Bilder anders als heutige Fotos bzw. moderne Drucke. Die Drucktechnik hat in den letzten Jahren größere Fortschritte gemacht als die Fototechnik. Schaue einmal originale Abzüge von vor 100 Jahren an. Dann sind die Unterschiede entweder gar nicht vorhanden oder meist nur sehr gering. Vorausgesetzt natürlich Du vergleichst Bilder von Berufsfotografen. Bei Fotos von Hobbyknipsern welche aus der Hand aufgenommen wurden sieht es dagegen völlig anders. Es mag sein daß gerade diese Bilder die besseren sind (vom Motiv etc.), aber technisch sind sie in aller Regel verwackelt bzw. bei weit offener Blende fotografiert und deshalb technisch schwächer. Wenn Du A. Sander ins Feld führst dann bedenke mit welchen Filmempfindlichkeiten er fotografieren mußte und wie lichtstark seine Objektive waren bzw. mit welchen Formaten er sich herumschlug. Gruppenbilder bei nahezu offener Blende im Großformat müssen anders wirken als heutige Bilder vom KB.

    Bei mir liegen in der Schublade 120 Jahre alte Fotos (meist Architektur) die technisch wahrscheinlich besser sind als das was die große Mehrheit der heutigen Analogknipser mit modernem Gerät erschaffen können. Super scharf, kornfrei, wunderschöne Tonwerte selbst bei Gegenlicht und ohne Flecken durch Staub etc. Selbstverständlich mit unvergüteten Objektiven aufgenommen.

    Vorschlag: man kaufe sich ein damals billiges Zoomobjektiv aus den Siebzigern (Fremdhersteller), belichte konstant nicht schneller als 1/15 Sekunde aus der Hand, nehme Lucky oder Foma und entwickele in Perceptol. Du wirst sehen, das liefert Ergebnisse wie von der Oma und dem Opa auf Hochzeitsreise.

    Thomas (Admin)
    Hallo Frau Müller, wie immer ein sehr interessanter Kommentar. Die Sache mit der Druckqualität alter Veröffentlichungen ist in der Tat ein guter Hinweis. Denn meist beruht das eigene „Sehgedächtnis“ in dieser Sache auf eben solchen Drucken bzw. vervielfältigten Reproduktionen.

    Im Moment bin ich tatsächlich dabei, den Fomapan-Film genauer zu studieren. Die Sache mit dem einfachen günstigen Zoom ist ebenfalls ein guter Tipp. Ich werde hier einmal Ebay durchsuchen.

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