Fotos polieren: Mehr Glanz und Schwarz dank Schuhcreme
In diesem Artikel soll es um das „Finish“ für einen gelungenen Barytabzug gehen: Es lohnt sich oftmals, wenn man bei semimattem Fotopapier als allerletzten Schritt eine ganz dünne Schicht Bienenwachs aufträgt. Dies verleiht dem Bild etwas mehr Brillanz bzw. die Schwärzen werden noch ein kleines bisschen „tiefer“ abgebildet.
Hinweis: Dieser Tipp ist für alle, die mehrere Stunden Zeit in einen analogen Fine-Art-Handabzug investieren und als letzte Finesse noch einen „Ticken“ mehr an Brillanz heraus holen möchten. Diese Anleitung erübrigt sich für Hochglanz-Fotopapier: Es gilt, halbmattes („Perl“) Fotopapier zusätzlichen Glanz durch das dünne Auftragen von Bienenwachs zu verleihen, ohne jedoch den Oberflächencharakter ganz zu verändern. Bei tatsächlich mattem Fotopapier funktioniert dies meinem Test nach jedoch nicht gut. Etwas mehr Glanz bedeutet eine höhere Brillanz bzw. das Erhöhen des Bildkontrastes: Helle Töne bleiben unverändert, Schwarz wird visuell schwärzer empfunden. Der Unterschied zu einem unbehandelten Abzug ist jedoch gering. Alle diejenigen, die lediglich einen Handabzug anfertigen möchten, müssen ihre halbmatten Abzüge freilich nicht noch extra polieren. Diese Technik ist nur etwas für Enthusiasten. Sie eignet sich insbesondere für Motive, bei denen dunkle Elemente dominieren. Bei High-Key-Fotografien wird sie kaum Wirkung zeigen.
Vorgehensweise
Vielleicht kennen Sie meinen Artikel über den Selentoner. Auch durch eine anschließende Selentonung kann das Vermögen vieler Fotopapiere, Schwarz möglichst dunkel abzubilden, erhöht werden. Bei semimatten Fotopapieren (Baryt oder PE) kann dies noch ein einmal gesteigert werden, indem man den fertigen, trockenen Abzug ganz dünn mit Bienenwachs einreibt bzw. poliert.
Ich nutze hierzu einfach farblose Schuhcreme, die lediglich aus Bienenwachs und (hoffentlich) aus nichts anderem besteht. Mit einem sauberen Baumwolltuch streicht man über das feste Wachs in der Dose und trägt dieses in kreisenden Bewegungen auf das Fotopapier auf. Diesen Vorgang wiederholt man ggf. mehrmals. Anschließend muss mit einem weichen Tuch poliert werden.
Nutzt man Barytfotopapier und trocknet dieses nach der Klebebandmethode, so bearbeitet man die Fotografien am besten noch im eingespannten Zustand und schneidet sie erst nach dem Einreiben mit dem Bienenwachs heraus. Ich nutze zwei Lappen: Einen zum Einreiben und einen weichen zum nachträglichen Polieren. Danach sollten die Bilder etwas trocknen, bevor man sie übereinander stapelt, archiviert, rahmt.
Vergleich des maximal darstellbaren Schwarz
Es ist klar: Brillanz kann man schlecht als fotografsches Repro darstellen. Denn Brillanz und Glanz ist nur sichtbar, wenn sich die Position der Lichtquelle beim Betrachten ändert bzw. wenn man das Foto etwas in den Händen bewegt. Was hier jedoch darstellbar ist, ist der Dichteunterschied der dunkelsten Bildpartien:
Bei einem gut eingestellten bzw. profilierten Monitor und bei gutem Auge muss der Unterschied sichtbar sein. Natürlich: Er ist marginal, jedoch vorhanden. Sie sehen eine Montage aus je dem selben Bildausschnitt eines Handabzuges auf kartonstarkem Barytpapier mit der Oberfläche „Semiglanz“. Das Repro wurde so angefertigt, dass es eigentlich noch etwas zu hell ist (daher gibt es auf der obigen Abbildung per se kein richtiges Schwarz).
Hier sehen Sie den Aufbau, mittels welchem das Foto, der Handabzug, abfotografiert wurde. Zwei Dinge waren hier für einen Vergleich sehr wichtig: Die Perspektive der Kamera durfte sich nicht ändern und: Das Licht während der beiden Aufnahmen musste absolut gleich sein. Daher wurde hier ausschließlich Kunstlicht verwendet.
Ein richtiges Repro ist dieses Foto freilich nicht. Doch durch die seitliche Perspektive kann man das Produkt „Handabzug“ sehr schön darstellen.
Probieren Sie die „Bienenwachs-Methode“ doch selbst einmal aus. Sie eignet sich, wie gesagt, nur bei Fotopapieren mit halbmatter Oberfläche und bei Motiven, bei denen es viele schwarze bzw. sehr dunkle Partien gibt. Diese werden nach dem Polieren noch einen Ticken dunkler abgebildet. Mitteltöne und helle Bereiche bleiben davon jedoch unberührt: Der Kontrast erhöht sich etwas. Glanzpapier hat diesen Effekt bereits eingebaut. Daher wirken die selben Motive auf glänzendem Papier immer brillanter. Mit der „Polier-Methode“ können Sie jedoch auch nicht glänzendem Fotopapier etwas mehr Brillanz verleihen.
Unterschied zwischen mattem Fotopapier und Hochglanzpapier
Zum Abschluss soll noch etwas Theorie folgen. Ein Freund von mir bevorzugt zum Vergrößern richtig mattes („totmattes“) Barytfotopapier (Foma Fomabrom 112). Ich persönlich finde diese matte Oberfläche scheußlich: Durch die raue Oberfläche ist es nicht möglich, tiefes Schwarz gebührend abzubilden. Die Fotografien wirken kraftlos. Sie besitzen keine Brillanz. Warum ist dies so? Schauen wir uns hierzu eine Illustration an:
Im Raum befindet sich eine Lichtquelle. Deren Licht trifft auf die (leicht gekörnte) Oberfläche der Fotografie. Diese matte Oberfläche wirkt wie ein Diffusor: Die Lichtreflexion wird stark gestreut. Und somit gelangt immer ein Teil der Reflexion der Lichtquelle zum Auge. Dies bedeutet: Auch in den Schwärzen der Fotografie spiegelt sich die Lichtquelle. Auf diese Weise können wir kein Schwarz sehen. Immer ist ein Teil der Reflexion der Lampe in den dunkelsten Bildbereichen vorhanden. Schwarz wird also stets aufgehellt. Es erscheint uns als ein sehr dunkles Grau.
Nun eine Illustration für Hochglanzpapier:
Hier wird das Licht der Lampe in nur eine einzige Richtung reflektiert, da die Oberfläche des Fotopapiers spiegelglatt ist. Befindet sich die Lichtquelle in der Position wie bei dieser Illustration und schaut man von oben auf das Foto, so geht die Reflexion der Lampe sozusagen am Auge vorbei (Einfallwinkel = Ausfallwinkel). Man „erblickt“ so das natürliche Schwarz. Lediglich diffuses Licht hellt dieses auf, wobei der Grad dieser Aufhellung wesentlich geringer ist als bei einer direkt auf der Oberfläche gestreuten Reflexion.
Würde man dieses Glanz-Fotopapier hier jedoch um 45° nach links neigen, würde die direkte Reflexion des von der Papieroberfläche austretenden Lichtes genau das Auge treffen: Die Lichtquelle würde sich (ohne Streuung) direkt im Auge des Betrachters spiegeln und jegliche Schwärzung wäre somit dahin. Aus diesem Grund kann man sich Fotografien auf Hochglanzpapier (oder Fotos hinter Glas) nicht vernünftig aus allen Perspektiven betrachten (im Gegensatz zu Fotografien auf mattem Fotopapier).
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Mattes Fotopapier
Ich dachte eigentlich, gerade bei mattem Fotopapier wirkt der „Schuhcreme-Trick“ besonders gut. Meiner Erfahrung nach ist dies aber nicht so, zumindest bei „totmattem“ Papier:
Sie meinen vielleicht, die obere Version (Fomabrom totmatt) ist die nachträglich polierte. Stimmt nicht. Es ist die untere und hier war das Kunstlicht genau falsch eingestellt, dass es das nun „polierte“ Schwarz aufhellte. Doch das gesamte Ergebnis gefiel mir bei mattem Papier nicht. Es bringt hier nicht viel. Der Unterschied ist kaum sichtbar, was Brillanz anbelangt.
Bei dieser Abbildung ist jedoch immerhin schön sichtbar, dass mattes Fotopapier kein tiefes Schwarz erzeugen kann – auch nicht mit einer Politur. Zumindest ist dies meine Erfahrung. Ich meine mich zu erinnern, irgendwo gelesen zu haben, dass Edward Steichen seine matten Barytpapiere mit Bienenwachs polierte. Bei mir hat das nicht genügend gut funktioniert. Aber vielleicht ist meine Politur aus dem Supermarkt auch nicht ideal für Fotopapiere.
In diesem Zusammenhang: Aus dem Buch „Vergrößern nach allen Raffinessen“ von Otto Croy (ich besitze es allerdings nicht) gehe folgende Formel für eine Wachsmischung hervor:
- Weißes Wachs: 100 g
- Terpentinöl (rein): 100 g
- Dammarharz (oder Kunstharz, z.B. Maleinharz): 4 g
Ich selbst habe dies jedoch nicht erprobt. Diese Formel hatte ich im Internet gefunden.
Zusammenfassung
Mit dem Einreiben bzw. Polieren von halbmattem Fotopapier mit Bienenwachs ebnet bzw. schließt man zu einem gewissen Maße die raue Oberfläche mancher Fotopapiere. Hierdurch wird eine Streuung des auftretenden Lichtes reduziert und die schwarzen Bildbereiche wirken visuell „tiefer“: Der Partialkontrast erhöht sich, die Fotografien wirken brillanter, ohne dass man hierzu gleich tatsächliches hochglänzendes Papier verwenden muss. Meines Empfindens nach wirkt letzteres oft zu glatt bzw. sieht etwas nach „Plastik“ aus. Jedoch ist dieser Effekt eher marginal und nur etwas für Leute, die tatsächlich das Beste aus ihren „Fine-Art-Prints“ heraus holen möchten. Ich selbst verwende am liebsten tatsächliches Hochglanzpapier (Fomabrom 111), trockne es jedoch nicht in einer Hochglanzpresse, sondern direkt an der Luft mit der Nassklebebandmethode. Dies ergibt eine sehr schöne Semiglanz-Oberfläche. Anschließend reibe ich diese Oberfläche ganz dünn mit Bienenwachs ein (Bienenwachs-Schuhcreme farblos) und poliere im Anschluss mit einem weichen Baumwolltuch. Dann erst schneide ich es aus dem Klebeband heraus. Als Liebhaber hochwertiger S/W-Handabzüge erhalte ich damit noch eine letzte, wenn auch geringe Steigerung der Abbildungsqualität (und einen absolut planen, seidig glänzenden Baryt-Handabzug).
Leider hat sich die Oberfläche des Foma Brom 111 so verändert, dass
nach der Klebebandmethode eine unansehnliche Oberflächenbeschaffenheit
zurückbleibt die auch der Schuhcremetrick nicht mehr retten kann.
Ich habe so gerne mit foma Brom gearbeitet,
aber jetzt ist es reine Zeitverschwendung.