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Ein analoges Fine-Art-Foto entsteht

Thomasletzte Änderung: Jun 2022 3 Kommentare

In diesem Blogartikel erwartet Sie keine Schritt-für-Schritt-Anleitung. Vielmehr soll grob dargestellt werden, mit welchen analogen Verfahren ich aus einem S/W-Negativ im eigenen kleinen Fotolabor einen qualitativ hochwertigen Handabzug („Fine-Art“) erzeuge. Ich arbeite hier mit dem manuellen Splitgrade-Verfahren sowie mit den Techniken des Abwedelns und Nachbelichtens.

Anfertigung einer S/W-Vergrößerung

Vom Prinzip her ist das Selbermachen eigener S/W-Vergrößerungen recht simpel. Mit etwas Raffinesse beim Belichten des Fotopapiers (Teilbelichtungen) gelingen meist weit überzeugendere Handabzüge.

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Die letzten Artikel auf meinem kleinen Blog handelten durch die Reihe hindurch von digitaler Bildbearbeitung bzw. vom qualitativ hochwertigen Digitalisieren von Filmen bzw. Dias. Fast könnte man meinen, ich würde selbst die analoge Fotografie stets mit einem Computer verbinden. Dem ist freilich nicht so (obwohl dieser mir hier durchaus gute Dienste leistet). Heute soll es also wieder einmal in die eigene kleine Dunkelkammer gehen. Ich selbst sehe das analoge S/W-Negativ immer als Schablone, als „Raw-Datei“ (um einmal die Parallele zur digitale Bildbearbeitung zu wagen). Meine Negative interpretiere ich in der Dunkelkammer: Selten fertige ich simple 1:1-Kopien meiner Filme an. Für einen guten Handabzug nehme ich mir Zeit. Will sagen: Ich benötige durchaus ca. drei Stunden, bis das fertige Ergebnis in der Wässerungsschale schwimmt. Diesen Punkt muss man zunächst akzeptieren, wenn man analoge Handabzüge mit einem gewissen „Fine-Art-Anspruch“ selber machen möchte.

eine analoge S/W-Vergrößerung

Auf diesem Bild sehen Sie meine fertige S/W-Vergrößerung auf Fomabrom Barytpapier. Dies ist ein qualitativ durchaus hochwertiges Fotopapier zum günstigen Preis. Dann ist auch der Kleinbildnegativstreifen mit einigen Aufnahmen des Motivs abgebildet. Hier wurde ein Agfa APX 100 verwendet, welchen ich zunächst im Entwickler Kodak D76 selbst entwickelte. Welchen Fotoapparat ich für diese Aufnahme verwendete? Geschenkt! Nicht unwichtig ist mir hingegen zu Erwähnen, dass ich dem S/W-Negativfilm bei solchen Motiven in diffusem Licht über Gebühr Licht gönne, damit ich die volle Schattenzeichnung und „feine Grauwerte“ auf meiner Schablone (dem Negativ) erhalte. Ein gut durchgezeichnetes Negativ ist die Voraussetzung für einen Fine-Art-Print. Und was ist das für ein Heft links? Dies ist meine „Kontakte-Sammlung“. Ich fertige schon lange keine echten Kontakte der Negative („Kontaktbogen“) mehr im Fotolabor an, sondern scanne meine Wunschmotive grob und schnell ein bzw. drucke diese dann mit dem simplen Heimdrucker aus. Hierzu gleich mehr.
Bei meinem Motiv handelt es sich um eine nüchterne und sachliche Komposition eines Landwirtschaftsthemas. Vielleicht kennen Sie die Fotografien von Heinrich Riebesehl. Auch ich bin sehr gerne im Herbst alleine mit dem Radl vor den Toren der Stadt an den Feldern unterwegs und habe hier oft meine Kamera dabei. Mir gefällt hier eine gewisse Ordnung und die weitläufige Leere auf diesem Terrain. Doch nun zu meinem Workflow zum Anfertigen eines analogen S/W-Handabzuges:

Negative scannen und am Monitor beurteilen und sortieren

Wie oben schon erwähnt, digitalisiere ich meine Filmstreifen zunächst – und zwar auf die Schnelle. Hierfür reich ein ganz einfacher Filmscanner oder eine Digitalkamera (mit Leuchttisch), mit der man die Filme abfotografiert. Wichtig: Das Bild sollte jedoch kontrastarm gescannt werden, also mit voller Durchzeichnung in allen Bereichen! Nur dadurch sieht man sämtliche Bildinformationen, die man später beim Vergrößern mehr oder weniger betonen (oder eben auch zurückhalten) kann. Manche „Fine-Art-Printer“ fertigen anstelle dessen zunächst eine sogenannte Nullkopie auf sehr weichem Fotopapier im Labor an. Mir reicht der Scan bzw. der Ausdruck als Orientierungshilfe. Ein Computer kann hier also ein elegantes Hilfsmittel darstellen. Tatsächlich geht es ohne freilich auch. Ich selbst nutze dessen Funktionalität gerne, ganz ohne Dogma.

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Am Monitor suche ich mir dann von meinem Motiv das entsprechende Negativ heraus (wenn ich mehrere Aufnahmen davon gemacht hatte, wie hier). Nun prüfe ich am Monitor, ob das Motiv gespiegelt nicht vielleicht besser wirkt. Dies ist nämlich häufig der Fall. Nur wenn Schrift mit abgebildet ist oder wenn es sich um bekannte Motive handelt, ist dies freilich nicht / schlecht möglich. Weiterhin experimentiere ich noch am Computer mit dem Zuschnitt: Oftmals beschneide ich meine Motive etwas. Die jeweilige Wirkung kann ich am Monitor sehr gut nachvollziehen. Das selbe gilt für ein evtl. leichtes Drehen des Motiv, wenn z. B. auf dem Negativ der Horizont schief ist.

Nun drucke ich das so am Monitor bearbeitete Foto mittig auf einem A4-Blatt aus. Es muss sich viel Rand herum befinden, denn hier werde ich mir Notizen machen. Dieser Ausdruck wird in einem Bilderrahmen wahrlich eine schlechte Figur machen: Er soll tatsächlich nur als Orientierung und als Basis für Notizen dienen.
Auf dieser Nullkopie notiere ich zunächst die laufende Nummer der entsprechenden Negativhülle (die ich separat abhefte) sowie ggf. die Nummer des Negativs. Denn ich möchte vielleicht später das selbe Motiv noch einmal vergrößern und da soll das Negativ schnell wieder gefunden werden. Ob ich das Motiv gespiegelt oder leicht gedreht hatte, notiere ich ebenso. Und: Ich markiere die hellste und die dunkelste Stelle auf dem Motiv! Auf genau diese beiden Stellen werde ich später nämlich unter der Projektion des Vergrößerers meine Probeschnipsel legen (und zunächst nur auf diese). Mittels einer Bildbearbeitung kann ich an der gescannten Version des Negativs die Schatten (dunkelste Stelle) und die Lichter (hellste Stelle) präzise bestimmen. Diese Punkte übertrage ich auf meinen Ausdruck. Ich zeichne hierzu einfach je zwei Kreise mit den Kürzeln „S“ (Schatten) und „L“ (Lichter):

Schatten und Lichter bestimmen

Hier sehen Sie den Ausdruck noch einmal im Detail. Unten links bei den Runkelrüben befindet sich eine Schattenstelle (sehr dunkel). Diese habe ich markiert. Gleich daneben befindet sich auch eine Lichter-Stelle. Eine weitere Lichterstelle („L“) befindet sich rechts oben über den Bergen. Man sieht auch meine Notizen: Das Motiv stammt aus der Negativordnerhülle Nr. 49 und ich habe mich für Negativ Nr. 8 entschieden. Weiterhin gefiel mir die gespiegelte Version besser und ich weiß, dass ich das Negativ gleich mit der Schicht nach oben in die Bühne meines Vergrößerers legen muss (dann wird es seitenverkehrt abgebildet). Für eine „Fine-Art-Fotografie“ ist es also sehr wichtig, die Kontrolle über einzelne Bildelemente zu haben bzw. jene zunächst zu analysieren. Doch nun geht es mit meinen Notizen ins Labor:

Vergrößern mittels Splitgrade

Ich nutze ausschließlich Multikontrastpapier zum Vergrößern. Denn hier kann ich den Kontrast ganz nach Gusto präzise steuern. Bei diesem Motiv nutzte ich die Technik des „manuellen Splitgrade„.

ein Farbmischkopf am VergrößererGradationsfilter

Ich selbst bevorzuge einen Farbmischkopf für meinen Vergrößerer, bei dem ich mittels den Reglern „Gelb“ und „Magenta“ den Kontrast des Multigrade-Papieres steuern kann. Hat man einen solchen Farbkopf nicht, nimmt man einfach Einlegefilter. Besitzt der Labor-Vergrößerer noch nicht einmal eine Filterschublade, dann fixiert man solche Filter einfach direkt unter dem Objektiv.

Wenn man ohne Abwedeln / Nachbelichten arbeitet, würde mein Artikel so weitergehen: Zunächst wurde das Papier 6 Sekunden mit einem Gradation-5-Filter (hart) belichtet. Gleich im Anschluss folgte eine Gradation-00-Filterung bzw. eine Belichtung mit gelben Licht (weich) für 2 Sekunden. Diese Zeiten hatte ich vorher natürlich mittels Probeschnipsel an den zuvor ermittelten Schatten- bzw. Lichterstellen ausgetestet. Auf diese Weise würde ich eine 1:1-Positivkopie mit maximalem Schwarz in den Schatten (mit Zeichnung) erhalten und gerade so nicht ausfressendem Weiß in den Lichtern. Ich schrieb eben würde: Denn tatsächlich gehört zu so einer Vergrößerung noch etwas Raffinesse:

Abwedeln des Hintergrundes via Splitgrade: Luftperspektive erzeugen

Wenn Sie sich noch einmal meine „Nullkopie“ ansehen und diese mit der Vergrößerung vergleichen, fällt Ihnen natürlich gleich auf, dass der Horizont auf letzterem viel heller bzw. blasser erscheint. Auch der Himmel besitzt in sich selbst etwas weniger Kontrast bzw. wirkt „cremiger“. Der Vordergrund hingegen ist kontrastreicher abgebildet. Wie geht das?

Abwedeln im Fotolabor

Dies war hier nun folgendermaßen realisierbar:

  1. Zunächst wurde das gesamte Fotopapier zwei Sekunden lang mit Gradation 5 (hart) belichtet. Nun wurde ein Karton über den gesamten Himmel und auch über den Horizont gehalten. Jetzt wurde das Papier erneut mit Gradation 5 für vier weitere Sekunden lang belichtet, während der gesamte Hintergrund abgewedelt wurde: Der Karton wurde in dieser Zeit leicht bewegt, damit keine harte Kante entsteht. Als vorläufiges Ergebnis erhielt der Vordergrund also insgesamt eine Gradation-5-Belichtung von sechs Sekunden, der Hintergrund jedoch nur eine von zwei Sekunden.
  2. Im Anschluss wurde das gesamte Blatt Multigrade-Papier für zwei Sekunden mit einer Gradation-00-Filterung belichtet.

Dadurch, dass der Hintergrund viel zu wenig der Gradation-5-Belichtung abbgekam, wurde hier kein Maximalschwarz aufgebaut! Die beiden Runkelrübenhaufen erhielten dies jedoch durchaus. Übersetzt könnte man sagen: Der Vordergrund wurde ca. mit Gradation 4 belichtet (Sechs Sekunden Filter 5 und zwei Sekunden Filter 00). Und der Hintergrund wurde in der Summe ca. mit Gradation 2 belichtet (zwei Sekunden Gradation 5 und zwei Sekunden Gradation 00).

Das ist der große Vorteil von Multigrade-Papier bzw. vom manuellen Splitgrade: Man kann einzelne Bereiche des Motives mit je unterschiedlichem Kontrast belichten, indem man je nur einen Teil der beiden Belichtungen abwedelt bzw. nachbelichtet.

Dadurch, dass der Horizont nun sehr blass wieder gegeben wird, erhalte ich eine wunderbare Luftperspektive: Es wird Weite suggeriert. Die Fotografie wirkt dreidimensionaler. Für diesen Effekt sollte man immer während der Gradation-5-Filterung abwedeln, nicht während der Gradation-00-Filterung. Denn Filter 5 ist für die Schwärzen zuständig (in diesem Sinne für die Schatten) und Gradation 00 ist für die Lichter zuständig. Hätte ich den Hintergrund (auch) während der 00-Filterung abgewedelt, wäre das helle Licht des Himmels ausgefressen.

Filter 00 füllt die Lichter auf, viel später die Schatten. Filter 5 füllt die Schatten auf, viel später die Lichter.

Nachbelichten des Himmels

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Sie können bereits eigene S/W-Abzüge im Fotolabor erstellen und wünschen sich einen deutlichen Qualitätsfortschritt? Dieses Buch verrät die Tricks hinter dem analogen Fine Art Print und setzt da an, wo Anfängerbücher aufhören.

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Als letzten Schritt musste jedoch noch der gesamte Himmel nachbelichtet werden. Denn: Er wurde ja zuvor ganze vier Sekunden abgewedelt! Er ist auf dem latenten (nicht sichtbaren) Bild noch fast leer. Hier kann man wieder ganz nach Gusto verfahren: Möchte man einen richtig dramatischen Himmel, dann belichtet man mit Gradation-5 nach (Magentafilter). Möchte man den Himmel cremig und weich darstellen, dann sollte man mit Filter-00 nachbelichten. Ich entschied mich bei meinem Motiv für die „sanfte“ Variante, denn die Runkelrüben bilden bereits in sich selbst einen harten Kontrast. Hierauf soll das Auge gelenkt werden. Mein Himmel sollte daher dezent abgebildet werden und nicht ablenken: Ich hielt also einen Karton über den gesamten Vordergrund und leicht über den Horizont und belichtete den Himmel bei eingelegtem Gradation-00-Filter für vier Sekunden nach. Den Karton bewegte ich dabei feilich etwas.
Da mein Himmel zuvor bereits für zwei Sekunden eine Gradation-5-Belichtung bekam, ergibt sich für diesen geschätzt eine Gradation von ca. 2. Möchte ich ihn so richtig weich abgebildet haben, dann hätte ich ihn bei der ersten Gradation-5-Belichtung auch schon abwedeln müssen. Dann wäre er später lediglich durch die abschließende Gradation-00-Belichtung gebildet worden.

Nach diesem Schritt hatte ich alle Teilbelichtungen für meinen S/W-Handabzug beendet. Das Papier wurde nun in den Entwickler gegeben, drei Minuten lang unter leichten Bewegungen ausentwickelt, gestoppt und fixiert. Danach wurde gewässert.

Nachbelichten der Bildränder

Nachbelichten der Bildränder

Sie könnten meinen: Man braucht doch nur einen Karton mit Loch zum Nachbelichten der äußeren Bildbereiche nehmen. Schauen Sie sich aber einmal dieses Vergleichsschema dazu an: Durch den Trick mit den vier Einzelbelichtungen summiert sich das Licht an den Ecken. Es kommt hier nicht zur Vignettenbildung.

Insbesondere bei Motiven, bei denen das Auge zum Hellen geführt werden soll und deren „Höhepunkt“ sich ca. bildmittig befindet, sind ganz leicht dunklere Randbereiche (unscheinbare Vignettierung) häufig sinnvoll. Da es sich bei meinem Motiv jedoch um einen Anschnitt handelt, nahm ich die Randbelichtung des Fotopapiers nicht vor. Setze ich diese Technik ein, dann immer mittels einer Gradation-00-Belichtung, denn dadurch verhindere ich ein „Zulaufen“ evtl. vorhandener Schatten an den Randbereichen meiner Fotografie. Beim Nachbelichten der Ränder wird also bei gelben Licht ein Karton so über das Fotopapier gehalten, dass nur ca. 1/3 der Papierfläche freiliegt. Nun wird der Karton über das gesamte Papier geschoben (dass es ganz im Schatten liegt) und wieder zurück und wieder vor usw. Dies wird freilich für jeden Rand so gehandhabt (also insgesamt vier Mal). Durch diese Technik verhindert man das Abbilden einer ovalen Vignettierung und erhält dennoch leicht dunklere Ränder, deren Intensität man steuern kann und die am besten später kaum auffallen.

Drei Zonen

Noch einmal zum Verständnis: Meine Fotografie wurde sozusagen in drei Zonen aufgeteilt: Rübenhaufen, Horizont, Himmel. Alle drei Zonen wurden letztendlich je mit einer anderen Gradation belichtet, da das jeweilige Verhältnis der 00- bzw. 5-Filterung stets ein unterschiedliches war. Übergänge sind freilich nicht sichtbar. Diese fantastische Möglichkeit, die uns das Multikontrastpapier hier bietet, habe ich bisher nur in einem einzigen Lehrbuch („Workshop S/W-Printing„) nachlesen können – und hier auch nur als eher knappe Ausführung.

Die gesamten Belichtungsschritte hatte ich mit Geduld mittels Probeschnipseln auf den entsprechenden Regionen ermittelt. Diese Werte notiere ich mir also unbedingt auf meinem Ausdruck! So kann ich dieses Motiv später erneut und viel schneller vergrößern.

nachbelichten des Fotos im Fotolabor

Auch bei dieser Fotografie aus dem eigenen Fotolabor hatte ich eine Nachbelichtung bestimmter Zonen angewandt. Insbesondere der Vordergrund ist (nun) dunkler gestaltet und freilich der Himmel. Somit wird das Auge zum Hellen geführt – zum Zentrum, zum eigentlichen Bildelement. Das Negativ selbst ist viel langweiliger als diese Interpretation im eigenen Fotolabor. Leider fertigen viele Freunde der analogen S/W-Fotografie mit eigenem Fotolabor schlichte 1:1-Abzüge vom Negativ an. Hier verschenkt man häufig viel Potential!

Selentonung und Trocknung

Ich gönne meinem Barytpapier nach genügend langem Wässern noch eine Tonung in einem sogenannten Selentoner. Hierbei verschwindet ein leichter Grünstich im Fomabrom-Papier und die Schatten bzw. die Schwärzen werden noch einen Ticken schwärzer bzw. „tiefer“. Nach erneutem Wässern trockne ich Barytpapier mit der „Klebebandmethode“: Es wird mittels Nassklebeband auf eine Glasscheibe fixiert, wo es trocken kann. Nach dem Herausschneiden erhalte ich einen absolut planen Handabzug. Bei Verwendung von PE-Papier ist dies freilich nicht nötig, da sich PE-Fotopapier beim Trocknen nicht wölbt bzw. verzieht.

Zusammenfassung

Wie oben bereits angesprochen: Ganz selten stelle ich reine 1:1-Kopien meiner S/W-Negative im Labor her. Fast immer interpretiere ich mein Negativ und wende die Techniken des Abwedelns und Nachbelichtens während des Splitgrade an. Ich benötige hierzu zunächst eine Nullkopie als Orientierung: Mein Ausdruck des zunächst („weich“) digitalisierten Negativs. Alternativ kann man diesen „Orientierungs-Abzug“ auch auf weichem Fotopapier (bzw. bei entsprechender Filterung) anfertigen. Ich habe eine Mappe mit vielen dieser Arbeitsblättern. Auf diesen sind die jeweiligen Teilbelichtungen notiert und ich kann so meine Motive recht zügig erneut vergrößern.

Es ist leicht, im analogen S/W-Labor einen simplen Abzug anzufertigen. Selbst Staub und gewisse Fehler können hier einen gewissen Charme ausmachen. Wer analoge Fotografien jedoch nach einer gewissen Fine-Art Prämisse anstrebt, der muss sich einfach Zeit nehmen und verschiedene Zonen des Motivs unterschiedlich voneinander verarbeiten. Zuvor sollte man sich Gedanken darüber machen, wohin das Auge des Betrachters „gelenkt“ werden soll (in sich kontrastreiche oder helle Elemente) und welche Bildbereiche eher als „Rahmenhandlung“ zu verstehen sein sollen (in sich kontrastarme oder dunklere Bildbereiche). Dies ist die große Kunst bei der (analogen) Bildbearbeitung. Leider wird sich in Gesprächen oder in den Internetforen viel zu häufig über Filme, Entwickler oder gar Kameras ausgetauscht. Beim Anfertigen einer eindrucksvollen Fotografie spielt aber eine gewisse „Seh-Psychologie“ eine große Rolle. Weiterhin ist das bei der Aufnahme vorhandene Licht (bzw. dessen Qualität) sehr wichtig für den späteren Bildeindruck.

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Das Buch Analog Fotografieren und Entwickeln - die Eigene Dunkelkammer ist eines der wenigen modernen Fachbücher, die sich noch der analogen Bildverarbeitung widmen (derzeit in der 4. aktuellen Auflage). Demzufolge werden hier auch die heute erhältlichen Filme, Papiere und aktuelle Chemie besprochen. Wer sich nicht durch die vielen einzelnen und verstreuten Artikel im Internet durchwühlen möchte, findet hier das gesamte Standard-Wissen für einen gut gemachten Handabzug vor, und zwar aus zeitgenössischer Sicht. Auch dieses Buch kann man auf Amazon virtuell durchblättern.

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Abschließend sollen noch einige weiterführende Links aufgelistet werden. Denn dieser Artikel ist ja nun kein direktes „Tutorial“, sondern soll nur veranschaulichen, welche Arbeit und welche Schritte für das Anfertigen eines aussagekräftigen Handabzugs in vollem Tonwertumfang vom analogen S/W-Negativ nötig sein können:

Oder Sie öffnen gleich die Übersicht mit allen Artikeln zum Thema Fotolabor.

Sie sehen: Das Selber-Vergrößern kann ganz einfach sein, wie es in vielen Büchern vermittelt wird. Möchte man jedoch ebensolche überzeugenden Fotografien anfertigen, wie man sie als berühmte „Meisterwerke“ aus den Medien kennt, wird man mit einer 1:1-Kopie selten weit kommen. Hier muss stets in die Bildinformationen des Negativs eingegriffen-, hier muss jenes interpretiert werden. Dies ist ein Kunsthandwerk, welches man zunächst erlernen muss.

veröffentlicht: 16.08.17 | letzte Änderung: 2.06.22

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3 Kommentare

Ein analoges Fine-Art-Foto entsteht

  1. H
    Heini 28.11.2019

    Ein klasse Einblick in die Materie! Nutzt du auch Fotopapier mit fester Gradation? Oder würdest du davon abraten?

    Thomas (Admin)
    Abraten möchte ich nicht davon. Es entgeht einem dann nur die wunderbare Möglichkeit, bestimmte Bildregionen mit einem anderen Kontrast zu belichten als andere. So belichte ich beispielsweise Teerstraßen viel härter als Bäume im prallen Sonnenlicht (aber im selben Bild), da letztere ohnehin schon sehr hart „kommen“. Mit Multigrade-Papier kann man die Kontraste nachträglich einstellen, und zwar je nach Motivregion.

    Also: Als erstes mit harter Gradation alles so lange belichten, dass die Schatten gerade so schwarz werden (aber noch keine Zeichnung verlieren). Als nächstes die Graustufen der Bäume mit Filter 0 „auffüllen“ aber die Straße dabei abwedeln! Als drittes die Straße mit Filter 5 nachbelichten aber die Bäume dabei abhalten. Als Ergebnis erhält man fluffige Flora und harten, dunklen Asphalt mit weißen Markierungsstreifen (weil eine harte Filterung Weiß kaum auffüllt). Durch das Abwedeln entstehen keine sichtbaren Kanten zwischen diesen beiden Bildregionen.

  2. M
    Marcel 6.12.2017

    Hallo,

    nur zu meinem Verständnis.
    Du schreibst (und ich nutze hier jetzt einfach mal ein im Internet und international übliches Du) in einem anderen Artikel, man sollte Belichtungszeiten unter 3 Sekunden vermeiden, wegen der „Aufladung“ der Lampe des Vergrößerers. Widerspricht das nicht deiner hier dargestellten Arbeitsweise und den Nachbelichtungen mit 2 Sekunden?

    Gruß Marcel

    • T
      Thomas (Admin) 7.12.2017

      Hi Marcel, da hast du tatsächlich gut mitgedacht: Normalerweise schlage ich immer vor, nie in solch kritische, also kurze Zeiten zu kommen. Insbesondere betrifft das das Anfertigen von Probeschnipseln für die Schattenbereiche bzw. bei Magenta-Licht. Hier machen sich dann die dabei auftretenden Unregelmäßigkeiten bereits bemerkbar (Schatten blass oder „zugelaufen“).
      Ich arbeite möglichst bei „Komfortzeiten“ um die 25 Sekunden, was die Belichtungen betrifft. Bei diesem Beispiel (es ist bzw. die Unterlagen sind schon älter) hatte ich, warum auch immer, mit kürzeren Zeiten gearbeitet. Beim Splitgrade-Verfahren ist es jedoch für den Yellow-Bereich nicht so kritisch wie für die Magenta-Belichtung, wenn es hier geringe Abweichungen gibt. Bei diesem Schritt muss man nicht ganz so akribisch sein. Dennoch sind zwei Sekunden hier durchaus knapp. Ich vermute, damals hatte ich diese Zeit rein nach Gefühl für den ersten Probeschnipsel gewählt und das passte bereits (die anderen waren dann wohl je länger belichtet).

      Beste Grüße
      Thomas

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