Ilford FP4+ Film in Rodinal entwickeln – meine Zeiten und Beispiele
Eine meiner liebsten Film-Entwickler-Kombinationen ist Ilford FP4 Plus entwickelt in Rodinal (bzw. Adonal und gleiche). Hier demonstriere ich einige Beispielfotos nebst meinen Entwicklungszeiten.

Das gute alte Rodinal (der S/W-Film-Entwickler) ist in seiner Rezeptur schon uralt und wird immer noch hergestellt – aus Lizenzgründen auch unter anderen Bezeichnungen wie Adox Adonal, Tetenal Paranol, Calbe / Compard R09, … Offenbar hat Adox die Namensrechte erworben und vertreibt das Mittelchen nun auch unter dem traditionellen Namen Rodinal. Ursprünglich wurde dieser Filmentwickler von der Agfa viele Jahrzehnte lang hergestellt, bis Agfa vor einigen Jahren aufhörte zu existieren. Das originale Agfa Rodinal war mir bereits damals, als ich anfing, selber zu entwickeln, ein Begriff. Das ist bereits 20 Jahre her und dieser Entwickler stellt also für mich – und vermutlich auch für viele andere Fotofreunde – eine gewisse Konstante dar.
Ich zehre jetzt seit über zwei Jahren noch von einer (weiteren) angebrochenen Flasche Adox Adonal und damit sind wir bereits bei den positiven Eigenschaften von Rodinal:
Positive Eigenschaften Rodinal
- Das Entwicklerkonzentrat hält sehr lange (mehrere Jahre). Es eignet sich sehr gut für Fotofreunde, welche eher selten entwickeln bzw. fotografieren (wie ich).
- Rodinal ist hoch konzentriert und kann entsprechend verdünnt werden = Er ist daher ein sehr günstiger S/W-Entwickler. Durch die hohe Verdünnung kann er auch prima exakt temperiert werden.
- Der Entwickler ist sehr gut dokumentiert.
- Rodinal entwickelt scharf.
Zum letzten, kürzesten Punkt soll noch etwas mehr geschrieben werden: Teils wird in der Werbung von „schärfesteigernd“ geschwärmt. Jemand, der in der Thematik Filmentwicklung nur wenig Erfahrung hat, neigt dann sicherlich zu glauben, dass er nun bisher in dieser Sache (ohne Rodinal) alles falsch im Leben gemacht hat. Aber nein: Gewisse Schärfevorteile erblickt man nur mit der Lupe – wenn sie denn gegenüber einem anderen S/W-Filmentwickler überhaupt vorhanden sind. Ohnehin: Für einen tatsächlichen Film- und Entwicklervergleich müsste man das selbe Motiv bei gleichem Licht auf dem selben Filmtyp unterschiedlich entwickeln. Und da dies bisher kaum jemand gemacht hat, hält sich in puncto Filme und Entwickler so manch kolportierte Geschichte. Meine Erfahrung: Dieser Entwickler bildet genau so scharf ab wie andere scharf arbeitende Entwickler und gleichzeitig hält er ewig und ist dabei sehr günstig (eine Flasche mit 500 ml für ca. 13 € reicht für 40 Filme). Für S/W-Filme mit einer hohen Empfindlichkeit (ab ASA / ISO 400) würde ich ihn nicht mehr nutzen, da er mir deren Filmkorn zu grob und „schmutzig“ abbildet. Insbesondere für eher niedrig empfindliche S/W-Filme der klassischen Art ist er hingegen sehr gut geeignet, wenn man diese auch ausreichend lang belichtet.
Adonal = Rodinal; Nach einiger Zeit färbt sich das Konzentrat dunkelbraun und wird am Boden teils kristallin. Das macht alles nichts. Es entwickelt immer weiter (meistens jedenfalls). Diesen Entwickler gibt es auch noch unter anderen Namen (s. o.).
Nachteile von Rodinal
Dieser Entwickler kann unter bestimmten Bedingungen auch Schwächen aufweisen:
- Filmkorn wird nicht „geschönt“. Würde ich diese Entwicklerchemie verkaufen und müsste ich mir hierfür einen schmeichelhaften Begriff ausdenken, würde ich schreiben, sie wäre ehrlich. Das fotografische Korn wird also nicht unterdrückt.
- Rodinal eignet sich nicht gut als Entwickler für das sogenannte Pushen: Entwickelt man einen unterbelichteten S/W-Film verlängert in Rodinal, steilen die Lichter nach oben. Da ich so etwas nicht tue, kann ich dies – dies sei dazu erwähnt – nur auf Basis von Ergebnissen anderer behaupten.
Doch sicherlich ist dies alles bereits bekannt. In diesem kleinen Artikel möchte ich hauptsächlich demonstrieren, wie gut Rodinal mit dem Ilford FP4 Plus harmoniert:
Der Ilford FP4 Plus als Kleinbildfilm (links) und als Mittelformat-Rollfilm. Wer sich bereits länger mit der analogen Fotografie beschäftigt hat, wird vielleicht schon erlebt haben, dass der aktuelle Lieblingsfilm plötzlich nicht mehr verfügbar ist, weil die Produktion eingestellt wurde. Dies ist einer der Gründe, warum ich auf solch eine Konstante wie den FP4 (aber auch auf den HP5) der Marke Ilford setze. Die gibt es seit Jahrzehnten und hoffentlich wird dies auch lange noch so bleiben. Siehe auch mein universeller Artikel → Filmvorstellung Ilford FP4 Plus mit vielen weiteren Beispielfotos.
Hinweis: Im Artikel heißt es durcheinander „FP4“, „Ilford FP4“, „FP4+“, „FP4 Plus“, … Alles meint den selben Film.
Beispielbilder
Ich möchte einige Beispiele zeigen: Fotos, welche auf Ilford FP4+ belichtet- und anschließend in Rodinal entwickelt wurden. Allesamt sind es Mittelformataufnahmen im Format 6×6.
Diese Kombination gefällt mir persönlich sehr gut. Allerdings sei sicherheitshalber noch einmal erwähnt, dass ich den FP4 nur als Rollfilm (Mittelformat) nutze bzw. nur damit Erfahrungen habe. Im Kleinbild benutze ich anstelle eines solchen Filmes den Tmax 400 (wie hier beschrieben). Sicherlich wird der FP4 auch im Kleinbild sehr gute Ergebnisse in Rodinal erreichen (sofern nicht zu knapp belichtet).
Für den Ilford FP4+ im Mittelformat gibt es für mich keinen Grund, nicht Rodinal zur Entwicklung zu nutzen. Denn der Nachteil des relativ groben Korns ist hier – wegen des größeren Formates – kaum relevant. Noch weniger relevant wird dieser Nachteil im Großformat bzw. bei den großen Planfilmen sein. Und: Ich belichte meine Filme stets reichlich, teils sogar über Gebühr. Bei all den Beispielfotos hatte ich bei meinem Belichtungsmesser ISO 100 (anstatt ISO 125) eingestellt und eher konservative Messungen in den Schatten vorgenommen.
Sehr viele scharf abgebildete Details. Die FP4-Fotos in diesem Artikel hatte ich mit meiner Arax 60 MLU belichtet (6×6 Mittelformat). Wir wollen uns eine Detailansicht anschauen:
Ilford FP4 in Rodinal im Mittelformat: Bei diesem Detailausschnitt sieht man sehr schön, dass man zumindest bei größeren Filmformaten keine Bange vor zu groben Korn haben muss. Im Gegenteil: Es ist nur sehr dezent abgebildet. Dies liegt aber auch daran, dass ich dem Film tatsächlich genügend Licht gebe, dass ich ihn nie unterbelichte. Denn zu zaghaft belichtete Filme scheint Rodinal nicht zu mögen. Ich hätte auch keine Bange, den Ilford FP4 im Kleinbild in Rodinal zu entwickeln. Voraussetzung: Die Aufnahmen dürfen nicht unterbelichtet sein.
Auch bei dieser Aufnahme mit der Arax 60 belichtete ich den eingelegten Ilford FP4 reichlich: Ich stellte mich mit meinem Handbelichtungsmesser in die Mitte dieses Rondels. Dort war es schattig ob der Baumwipfel oben darüber. Dieses Messergebnis nahm ich und musste bei geschlossener Blende f/16 drei Sekunden lang belichten, obwohl es noch recht hell war. Entwickelt wurde dann in Rodinal 1+50. Natürlich belichtete ich im Positivprozess die Bereiche um das Rondell später weich nach bzw. dunkelte sie künstlich ab, denn diese waren im Negativ stark gedeckt (→ Nachbelichten im Fotolabor; → Nachbelichten mit Photoshop). Ein S/W-Film wie der FP4 vermag all dies bei sehr üppigen Belichtungszeiten aufzusaugen wie ein Schwamm. Auch hier ist eine Rodinalentwicklung kein Problem.
Ich hatte einmal für einen Maler Portraitfotografien angefertigt. Bei dieser Gelegenheit wollte ich natürlich auch analog fotografieren. Dummerweise war noch der Ilford FP4 in der Kamera. Er ist nicht mein bevorzugter Film für Portraits. Hier mag ich eher Filme wie den Ilford HP5 oder den Kodak TriX. Diese besitzen für die Personenfotografie mehr „Charakter“ bzw. ein anderes, etwas gröberes Korn. Derzeit probiere ich hierfür den Fomapan 400 aus. Allerdings vermeide ich bei diesen Filmen wiederum den Einsatz von Rodinal (und greife hier lieber zu einem Feinkornentwickler wie z. B. Atomal oder Xtol). Natürlich kann man den FP4 auch für Porträts nutzen. Mir ist er hierfür (im Mittelformat) etwas zu glatt, zu brav. Man beachte bei dieser Gelegenheit aber den Bereich außerhalb der Fenster: Hier frisst nichts aus. Auch die hellsten (überbelichteten) Lichter werden sauber abgebildet (erst mit etwas Nachbelichten der Fenster natürlich im Positivprozess).
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Kodak T-MAX 400 135-36 | AgfaPHOTO APX 100 135-36 | 10 Rollen Shanghai Schwarz & Weiß 135 35mm 36Exp Iso 100 Film Auto DX | Ilford FP4 135-24 | AGFAPHOTO APX 400 135-36 Schwarzweiss-Film | Fomapan 400 Action 135-36 | Ilford HP5 Plus 135-36 | Ilford Delta 100 135-36 | Kodak T-MAX 100 TMX 135-36 | Kodak TRI-X 400 TX 135-36 | Ilford PAN F plus | Fomapan 100 Classic 135-36 |
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€ 14,29 | € 5,69 | € 62,99 | € 7,29 | € 6,29 | € 6,89 | € 8,95 | € 9,69 | € 8,99 | € 10,99 | € 9,75 | € 5,29 |
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Hier sei noch einmal anhand eines Beispielfotos demonstriert, wie ich bei solchen Aufnahmen das Licht messe: Ich belichte auf die Schatten. Das bedeutet: Ich gehe mit meinem Handbelichtungsmesser direkt in eine schattige Stelle meines Motivs hinein, schiebe die Kalotte vor das Messelement und halte den Belichtungsmesser in Richtung Kamera (bzw. Lichtquelle). Auf diese Weise erhalte ich vollständig durchgezeichnete Negative mit sichtbarem aber feinem Korn – trotz Rodinalentwicklung. Solch eine Messmethode lässt sich natürlich schlecht bei den Löwen im Zoo vornehmen. Bei den meisten meiner Motive hat sich diese Vorgehensweise jedoch sehr bewährt. Indem man solchen Filmen genügend Licht gibt, erhält man die „schönen Grauwerte“.
Ein weiteres analoges S/W-Foto aus meiner kleinen Serie über einen alten, teils vergessenen Friedhof mit einigen interessanten – längst verrosteten – Art-déco-Elementen. Für solche Sujets mit vielen feinen Details, welche gleichzeitig scharf abgebildet werden sollen, schätze ich die Kombination Ilford FP4 in Rodinal sehr. Ich bezweifle, dass ich hier (im Mittelformat) mit einem anderen Entwickler auffallend bessere Ergebnisse erlangen kann.
Bei solchen Motiven ist es mir übrigens immer wichtig, die Schärfebereiche-Angaben auf meinem Objektiv im Auge zu behalten. Nur so schaffe ich es, dass der Vordergrund (Busch links) genau so scharf abgebildet ist wie der Hintergrund (Mauer / Gruft). Freilich nutze ich für derlei Aufnahmen ein gutes Stativ und einen Drahtauslöser an der Kamera.

Wozu sind diese Zahlen bei alten manuellen Objektiven gut? Man kann sich damit ganz einfach Schärfen-Ebenen legen.
Auch bei dieser Aufnahme war es mir wichtig, dass der Vordergrund nicht „wulstig unscharf“ abgebildet wird. Etwas hinter der Umarmung sollte es dann wiederum unscharf werden. So etwas kontrolliert man mit den Schärfentiefe-Angaben auf den alten Objektiven. Man kann sich hierzu aber auch Tabellen ausdrucken, welche man sich durch einen entsprechenden Rechner angefertigt hat. Oder man kontrolliert dies via Smartphone-App (Stichwort: „DOF Rechner App“).
Verdünnung und Entwicklungszeit
Ich verdünne Rodinal für meine FP4-Filme immer im Verhältnis 1+49. Dies ist für die Praxis nahezu gleich wie 1+50. Mit 1+49 kann ich aber besser rechnen: 1+49=50; 600 ml geteilt durch 50 = 12 ml. Für eine Gesamtlösung Entwicklerchemie von 600 ml (die Entwicklerdose ist fast voll) benötige ich also 12 ml Rodinal-Konzentrat und 588 ml Wasser.
Ich kippe die Entwicklerdose die erste Minute kontinuierlich. Danach kippe ich sie jede Minute für ca. 10 Sekunden. Ich lasse den FP4 also in relativ hoch verdünntem Rodinal gewissermaßen reifen. Ich bewege die Dose nicht zu häufig.
Die Gesamtentwicklungszeit beläuft sich bei mir auf 13 Minuten bei 20 °C.
Wer keine "moderne" Emulsion für S/W-Fotografien möchte, greift zu einem der Klassiker. Der Ilford FP4 Plus ist ein solcher – seit Jahrzehnten. Er kann Street und Reportage bei genügend Licht. Da er als ISO-100-Film jedoch schön hochauflösend ist, ist er besonders für Landschaften oder Architektur geeignet.
Viele Angaben zur Entwicklungszeit sind länger: z. B. 17 Minuten für eine Verdünnung von 1+50. Für meine Filme (Man bedenke die üppige Belichtung) ist dies zu viel. Grundsätzlich muss jeder selbst seine perfekte Entwicklungszeit finden und zwar mittels der Überlegung, ob der Kontrast im eigenen, individuellen Positivprozess auffallend oft erhöht / gesenkt werden muss.
Fazit
Ich greife / griff insbesondere bei Landschaftsaufnahmen mit der Mittelformatkamera zum Ilford FP4. Grund: „Klassische“ Kornstruktur („Look“), feines Korn (gute Auflösung) und nicht zuletzt: der Preis. Beim Schreiben dieses Artikels kostet eine Rolle FP4 Plus im Mittelformat € 5,69. Dies ist für einen Markenfilm, bei dem man keine Sorge haben muss, dass es am Ende wieder irgendwelche Störungen gibt, noch ein guter Preis, wenn man nur gelegentlich und sehr bedacht fotografiert. Im Moment nutze ich aber gerne ISO-400-Filme im Mittelformat – auch für Landschaften. Hier gefällt mir das (etwas gröbere) Korn sogar besser als wenn es zu glatt ist. Dann greife ich aber nicht zu Rodinal (sondern zu Xtol, D76 usw.).
Mein Problem: Ich habe Bedenken, dass mir bei meinem relativ geringen Durchsatz der Filmentwickler umkippt. Dies ist der Hauptgrund, warum ich hier (ISO-100-Filme und darunter) Rodinal nutze. Denn das Konzentrat kann nach dem Öffnen mehrere Jahre gelagert werden. Einen ISO-400-Film entwickele ich, wie schon angedeutet, nur im Notfall in Rodinal (siehe auch der Artikel Kodak TriX in Rodinal). Besser harmoniert der Entwickler mit eher niedrig empfindlichen Filmen, zu denen ich den Ilford FP4 noch zähle.
Vielleicht ist auch dieser Artikel für Sie interessant: Welchen Film ich wann nutze und in welchem Entwickler.
Wie Sie anhand meiner Beispielfotos sehen können, sind die Ergebnisse, die mit dieser Kombination erzeugt werden können, durchaus vorzeigbar. Sie hätten so aber auch mit beinahe jedem anderen normalen S/W-Filmentwickler ausgesehen – so zumindest meine Erfahrungen / meine Eindrücke bezüglich unterschiedlicher S/W-Entwickler.
Darf ich fragen, wo sich dieser Friedhof befindet?
Ja. Ich hatte auf zweien fotografiert. Sie befinden sich in Leipzig.