Informationsseite über die analoge Fotografie mit vielen Hinweisen und Tipps
Das Ergebnis dieses Tests ist sicherlich kaum für Bilder zum Herzeigen geeignet. Aber es beweist: Ein fotografischer Film (und Fotoapier) erhält bereits nach einer genügend langen Belichtung bereits ein (zartes) Bild – ganz ohne chemische Entwicklung.
Dieser Artikel erscheint im Bereich Blog und ist mit
Techniken und Praktiken verschlagwortet.
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Jeder kennt die Zeitung, auf die man einen Blumentopf stellt, im Sonnenlicht nicht mehr daran denkt und einige Tage später den exakten Umriss eben jenen Topfes als Negativ auf dem Papier wieder findet. Genau so ist auch „analoger“ fotografischer Film lichtempfindlich – sehr, sehr viel mehr sogar. Doch dieses Potential kann er erst nach einer chemischen Prozedur, nach der Entwicklung, zeigen.
„Quält“ man einen solchen jedoch mit Licht (d. h. belichtet man ihn mehrere Stunden lang mit einer analogen Kamera), so zeigt er bereits gleich nach dem Entnehmen aus dem Gerät ein dünnes Bild:
Wer hätte das gedacht? Der Film (hier ein Ilford HP5 S/W-Film = 400 ASA) wurde:
zeigt nun bereits ohne Filmentwicklung ein Bild! Wenn dieser Belichtungs-Vorgang nicht zwei Stunden gedauert hätte und wenn das Ergebnis nicht so dünn aussehen würde, könnte man hier fast von einer Sofortbildfotografie sprechen.
Um solch ein „rudimentäres“ Foto zu erhalten wurden aber weder Batterien, also Elektronik benötigt, noch musste eine chemische Prozedur (Entwickeln) angewandt werden. Das Bild war sofort vorhanden.
Nach einer Umwandlung ins Positiv via Photoshop und nach einer Kontrastanpassung sieht das Bild so aus. Jetzt erkennt man sogar das Motiv (meine zarten Pflänzlein auf dem Balkon). Noch einmal: Der S/W-Film wurde nicht entwickelt. Das Bild ist bereits ohne Chemie sichtbar.
Auf dem Balkon war es schattig. Doch draußen schien die grelle Sonne. Das Haus gegenüber ist besser erkenntlich. Zwei Stunden Belichtung im Schatten waren hier also zu wenig.
Hier noch ein Detailausschnitt von diesem unentwickelten Film, der (durch die Belichtung weit über Gebühr) dennoch ein Bild zeigt.
Durch die rabiate Kontrastanpassung via Computer kommt es hier natürlich zu den aufgehellten Bereichen an den Filmrändern. Einen rechten Sinn ergibt sich hier für mich, rein bildmäßig gedacht, auch nicht. Und bei einer weiteren Lichteinstrahlung wird das blasse Bild auf dem Film auch bald wieder verschwinden. Dennoch ist es schon interessant, wie simpel Fotografie funktionieren kann, wie einfach man zu einem einigermaßen exakten fotografischen Abbild gelangen kann.
Als nächstes will ich doch einmal (ebenso lichtempfindliches) Fotopapier in die Kamera einlegen und schauen, wie es sich entsprechend damit verhält:
Der Vorteil solch einer uralten simplen Plattenkamera ist, dass man hinten Kassetten mit den unterschiedlichsten (lichtempfindlichen) Inhalten einschieben (und wechseln) kann. Dank des simplen Aufbaus lassen sich zusätzlich alternative Linsen mit etwas Bastelgeschick adaptieren. Der hier besprochene Tipp geht natürlich auch mit jeder anderen Analogkamera. Man muss das Fotopapier entsprechend dem Filmformat zuschneiden.
Ich habe hier noch eine Packung altes Universal BN 111 Papier herum liegen (viele kennen es noch von ORWO). Also rein damit in die 6×9-Rollfilmkassette meiner Plattenkamera. Hier der Vorteil: Man kann nach einiger Zeit das Rückteil abnehmen und tatsächlich schauen, ob das Bild schon da ist. Die Belichtung selbst geht natürlich mit jeder anderen analogen Kamera auch. Meist muss das Papier im abgedunkelten Raum noch zugeschnitten werden. Wer hat, nutzt dazu einen wirklich dunklen Raum und nimmt ein rotes Fahrradlicht als (indirekte) Beleuchtung. Doch für diesen Zweck (keine Entwicklung) langt auch ein düsteres Zimmer. Möchte man sein restliches Fotopapier aber später regulär entwickeln, sollte die Verpackung natürlich nur bei absoluter Dunkelheit bzw. bei Rotlicht geöffnet werden.
Nach einer Stunde Belichtung (bei Blende 5.6) erhält man ebenfalls ein sehr dünnes aber sichtbares Bild. Sie können es hoffentlich auf dem obigen Foto erkennen. Vermutlich wird das Ergebnis bei modernem Fotopapier (PE-Papier) viel deutlicher, da es sogenannte „eingelagerte Entwicklersubstanzen“ enthält und sich bei Licht stärker schwärzt als das klassische Barytpapier, welches ich verwendete.
Und dies ist das fertige Ergebnis:
Scannt man dieses Bild ein und lädt es danach in eine Bildbearbeitung, dann kann man es als erstes invertieren (es ist ja ein Negativ) und dann – wie oben beim Film – den Kontrast entsprechend anpassen.
Was dabei erstaunt, ist, dass hier plötzlich ganz leicht Farben erkenntlich sind (zumindest erscheint es mir so): Das Ziegeldach des abgebildeten Hauses besitzt auf diesem Foto einen ganz leichten Rotton und das Grün der Bäume ebenso. Obwohl dies reines S/W-Fotopapier ist. Wie dies möglich ist, kann ich mir nicht so recht erklären. Vermutlich ist es eine optische Täuschung, die durch den Grünton des Fotopapiers verstärkt wird.
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Dieser Artikel erscheint im Bereich Blog und ist mit
Techniken und Praktiken verschlagwortet.Veröffentlichung: 26.07.2019; geändert: 22.10.2020 ▲
Hallo! Hier schreibt Thomas. Ich beschäftige mich seit nunmehr 20 Jahren mit der analogen Fotografie und ich entwickele meine Bilder in der Dunkelkammer oder "mit" dem Computer.
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Für meine Artikel habe ich so manchen Film verschossen. Wenn Dir / Ihnen dieser Betrag tatsächlich weiter geholfen hat, würde ich mich über eine Film-Spende (Paypal) freuen!
Diese Website hat inzwischen den Umfang eines ganzen Lehrbuchs erreicht: Schauen Sie / schaue Du auch einmal in das Inhaltsverzeichnis hinein:
ähnliche Artikel
Sam | am 15. Februar 2021
Vielen Dank für die schnelle Antwort, dann würde ein S/W Film mit höherem ISO Wert besser funktionieren?
Sam | am 15. Februar 2021
Hallo, ich weiss der Beitrag ist was älter aber ich habe trotzdem ein paar Fragen:
Ich habe heute etwa 7 Stunden lang (ehr ausversehen, ich wollte ursprünglich etwa 4 Stunden belichten) einen ganz normalen Kodak Gold 200 Film in einer alten Agfa Synchro-Box belichtet, die Synchro Box weil ich keine andere Kamera habe, die so lange belichten kann . Eben habe ich den Film rausgeholt, und es war nichts zu sehen. Wodran könnte das liegen? An der Kamera? Weil es Farbfilm ist? Weil er ISO 200 hat? Weil ich den 35mm Film in die 120mm Kamera gelegt habe (Laut Internet soll das ja klappen, hat auch einen ganz guten Eindruck gemacht)? Bitte klär(t) mich auf! Ich bin übrigens absoluter Anfänger, ein Fehler von mir ist also mit Abstand am wahrscheinlichsten…
Viele Grüße und vielen Dank im Vorraus!
Stefan | am 12. August 2020
Hallo,
ich habe in den letzten Monaten recht viel auf dieser Seite gelesen während ich mit der Analogfotografie inklusive Entwicklung begonnen habe. Wirklich toll was hier an Infos gesammelt ist!
Diesen Artikel habe ich jetzt zufällig gesehen und möchte an dieser Stelle auf die Solargraphie verweisen. Dabei wird ein Fotopapier in einer Lochkamera für einen sehr langen Zeitraum (meist 6 Monate) belichtet. Man erhält dann ein Bild auf dem man den täglichen Sonnenverlauf erkennt. Am Ende wird das Bild dann einfach gescannt (also keine Entwicklung).
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Der Autor dieser Seiten ist Thomas.
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