Plastik Kamera mit Autofokus und Automatiken: Analoge Canon EOS 1000
Es gibt herrliche analoge Kameras aus Metall mit verchromten Bedienelementen: Schurrend schmiegen sie sich an und liegen satt in der Hand und – Es gibt Plastikkameras mit Plastikobjektiven. Die „Plastikbomber“ haben einen eher schlechten Ruf. Ich probiere einmal eine analoge Einsteiger Canon EOS aus den 1990ern aus.
Auf dieser Internetseite gibt es durchaus eine Menge an Fotos von analogen Kameras. Fast immer handelt es sich um Bilder von Analogkameras der klassischen Art. Will sagen: Ich bin zunächst ein Freund von mechanischen Kameras mit Spannhebel, Metall-Body, griffigen Knöpfen, Objektiven aus Metall und der Möglichkeit, auch ohne Batterien belichten zu können.
Man muss hier allerdings noch ein gewisses Wissen für die Fotografie mitbringen, um derlei Geräte bedienen zu können. Und dann gibt es auch noch so etwas:
Eine analoge Canon EOS Kamera. Derlei Fotoapparate gibt es natürlich auch von den anderen großen Herstellern wie Nikon, Olympus, Minolta, Pentax usw. Ab den späten 1980er Jahren kam diese Bauform auf den Markt. Die heutigen DSLR-Kameras basieren alle auf diesen Typ, auf den Plastikbomber. Man könnte meinen, hierbei handelt es sich um eine Digitalkamera, jedoch
… gar kein Display auf der Rückseite.
Der Ilford HP5 Plus ist ursprünglich als Film berühmter S/W-Reportagen und für die »Street-Fotografie« relevant. Wer im Mittel- oder gar Großformat fotografiert, für den ist das etwas grobe Filmkorn erst Recht nicht von Nachteil und hier schätzt man die hohe Filmempfindlichkeit des HP5.
Das obligatorische Katzenfoto: Natürlich macht auch solch eine analoge Kamera ohne „Haptik“ und „Klasse“ gute Fotos. Die Beispielbilder in diesem Artikel wurden (fast) alle mit der hier vorgestellten Canon EOS 1000F gemacht und zwar mit einem Ilford HP5 Plus S/W-Film, der daheim selbst im Entwickler Pyro 510 entwickelt wurde. Bei diesem Beispielfoto wurde der interne Blitz im Modus „AV“ genutzt = Die Kamera macht zunächst eine normale Belichtung mit dem Raumlicht, die Blende wählt man vor, zusätzlich wird noch ein Pfiff Blitzlicht abgegeben, was man gut in den Augen dieses Modells sieht. Alles erfolgt automatisch. Glücklicherweise saß hier auch der Autofokus korrekt, was nicht immer gelang – und: Die Kamera war so intelligent, das harte Licht des Aufklappblitzes tatsächlich nur als „Akzent“ zu nutzen bzw. entsprechend automatisch zu regeln.
Dies beginnt bereits beim Film einlegen:
Im linken Fach sehen Sie einige blitzende Kontakte. Dort wird die Filmpatrone eingesetzt. Diese Kontakte lesen die Filmempfindlichkeit automatisch aus. Sie müssen diese dem Apparaten nicht mehr mitteilen (indem Sie händisch einen ISO-Wert einstellen). Der Filmanfang wird an die gegenüber liegende Spule geführt und dann: Klappe zu.
Natürlich kann der ISO-Wert aber auch manuell verändert werden, wenn man die Technik Push / Pull anwenden möchte oder wenn man dem Film lieber etwas mehr Licht gönnen möchte, als vom Belichtungsmesser vorgeschlagen. Für meine Beispielfotos stellte ich übrigens manuell ISO 250 ein, obwohl der Ilford HP5 eine Empfindlichkeit von ISO 400 besitzt. Belohnt wurde ich (zumindest bei den meisten Fotos) mit etwas „schöneren Grauwerten“ (Siehe auch → Dem Film mehr Licht gönnen).
Nach Schließen der Rückwand: Sofort beginnt der integrierte Motor den Film aufzuspulen. Bei analogen Canon EOS-Kameras wird dieser komplett aus der Patrone gezogen und später Aufnahme für Aufnahme wieder zurück in die Patrone transportiert. Dies hat den Vorteil, dass man beim unbeabsichtigten Öffnen der Rückwand kein bereits belichtetes Bild versaut (nur den unbelichteten Teil).
Ein weiteres Beispielfoto mit dieser „billigen“ analogen Canon EOS-Kamera. Hier wurde sie auf einem Stativ benutzt und die interne Belichtungsautomatik errechnete bei der voreingestellten Blende des Kit-Objektives (Blende 4) die nötige Belichtungszeit (ca. eine Sekunde). Natürlich kann man die Canon auch im Modus „P“ betreiben. Dann regelt sie sowohl Blende wie auch Belichtungszeit automatisch.
Das Licht kam hier von je zwei gegenüber stehenden Dachbodenfenster, die dann wie Softboxen in einem dunklen Raum ohne weiße Wände wirkten. Überhaupt: Die Qualität des Lichtes macht – technisch gesehen – den größten Anteil am Gelingen einer Fotografie aus, nicht die Kamera, nicht das Objektiv. Dies sollte bei solch einer „Kameravorstellung“ stets berücksichtigt werden.
Sie wollten schon immer einmal Portraitfotografie mit Kunstlicht machen, scheuten sich aber vor dem Blitz? Mit diesem günstigen Softbox-Set mit starker Glühlampe (Dauerlicht) haben Sie die Lichtcharakteristik stets im Blick und können sogar die interne Kameraautomatik nutzen. Ideal für die analoge Fotografie – zum Preis eines Restaurantbesuchs.
Noch etwas zum Filmtransport: Da diese Kamera den Film, nachdem man ihn eingelegt hat, sofort im Innern abspult, ist es hier leider nicht möglich, nur einige Testaufnahmen zu machen, die Kamera im Dunkeln zu öffnen, den belichteten Teil (zur Entwicklung) heraus zu schneiden und dann weiter zu fotografieren. Denn das erste belichtete Bild befindet sich am Ende des Filmes (und nicht am Laschen-Anfang) und wird direkt nach der Aufnahme wieder zurück in die Patrone gespult. Für meine (schlussendlich) sechs Testaufnahmen musste ich also einen ganzen Film opfern.
Ein weiteres Foto dieser analogen Canon EOS Kamera aus den 1990er Jahren nebst dem Standard-Zoom-Objektiv. Dies ist ein „Einsteiger-Modell“. Doch da sie freilich auch einen manuellen Modus besitzt, kann ich mit ihr zunächst genau so fotografieren, wie ich es auch mit meinen anderen Analogkameras tue.
Ich habe keine Erfahrungen, inwiefern hier „digitale“ EOS-Objektive einer Vollformatkamera angesetzt werden können bzw. ob diese alten „analogen“ EOS-Autofokusobjektive ohne Adapter an eine DSLR genutzt werden können.
Die EF-Objektive können sowohl an analogen Canon-EOS-Kameras als auch an den digitalen Modellen genutzt werden.
Quelle: Wikipedia
Laut Wikipedia wären alle diese „EF-Objektive“ von Canon sowohl mit den alten Analog-Spiegelreflexkameras wie auch mit neuen DSLR-Kameras kompatibel. Wer also ohnehin bereits digital mit einer EOS fotografiert, wird deren Objektive vermutlich auch an der analogen nutzen können – aber nur, wenn es sich um Modelle handelt, die auch für das Vollformat geeignet sind. Denn solch eine analoge Kamera ist ja „Vollformat“. Anders herum funktionieren offenbar auch alte „analoge“ EOS-Objektive an Canon Digitalkameras.
Auch bei dieser Aufnahme das Besondere – das Licht: Die Wolkendecke riss für einen kurzen Moment leicht auf und ich erhielt ein semihartes Sonnenlicht. Den Hintergrund dominieren weiterhin die schweren Regenwolken. So ein Bild macht also nicht die Kamera.
Das Kit-Objektiv ist natürlich ein Kompromiss. Für Porträtaufnahmen, wo es nicht auf absolute Kantenschärfe ankommt, würde ich es durchaus nutzen. Bei allen anderen Motiven blendete ich gerne stark ab (wie hier bei Blende 11). Dann sind aber auch die Bildränder scharf abgebildet. Wenn bei den Beispielfotos je eine Vignettierung auftritt: Wie bei fast allen meinen analogen S/W-Fotos habe ich später die Ränder nachbelichtet (siehe auch → Ränder in der Bildbearbeitung nachbelichten bzw. → Ränder im Labor nachbelichten).
Wer einmal eine analoge Canon wie beispielsweise die gute alte Canon A1 aus den 1980ern in den Händen hielt, weiß deren Haptik und Verarbeitungsqualität zu schätzen. Ganz anders bei der hier genutzten EOS Plastikkamera: Der Sucher ist eher trübe, sie fasst sich „billig“ an, immerhin ist sie sehr leicht. Das Kitobjektiv (also das Zoomobjektiv, welches beim Kauf dabei war) wirkt ebenso „wackelig“ und fokussiert im Autofokus mehr schlecht als recht. Aber immerhin: Die Kamera bzw. das Objektiv besitzt einen Autofokus, womit sich recht einfach schnellere Motive fotografieren lassen. So etwas gab es bei den Kameras aus den 80ern nicht. Es gab freilich auch viel hochwertigere analoge Kameras im Plastikmäntelchen mit vielen automatischen Funktionen. Es soll kein falsches Bild entstehen. Ich selbst kenne hier jedoch nur diese Einsteigermodelle in der Praxis.
Bei diesem Motiv (ebenfalls ein Ilford HP5 im Pyro 510 „gebadet“) zoomte ich zunächst auf den vorderen Baum (oder was davon übrig ist), fokussierte automatisch, legte den Autofokus-Schalter am Objektiv um (damit sich der Fokus nicht mehr automatisch verstellte), zoomte wieder aus (auf Weitwinkel) und machte das Bild. Einen Fokus-Sperren-Knopf besitzt solch eine analoge Einsteigerkamera natürlich nicht, auch keinen „Belichtung-Halten-Knopf„. Bei einigen Motiven verzichtete ich auch ganz auf den Autofokus bzw. fokussierte gleich manuell. Bessere analoge „Plastikkameras“ bzw. bessere Objektive sind hier sicherlich wesentlich zuverlässiger.
Doch ich wollte bewusst einmal solch eine sehr günstige Kamera testen und zumindest mit etwas manuellem Eingriff gelingen damit durchaus auch ansehnliche Bilder! Noch ein Nachteil hier: Nutzt man den Selbstauslöser, kann man keine manuellen Einstellungen vornehmen. Es ist halt eine Einsteiger-Kamera.
Wenn man mit dem einfachen Kitobjektiv möglichst scharfe Bilder haben möchte, sollte man lieber noch einmal kontrollieren, ob der Autofokus (AF) tatsächlich „getroffen“ hat. Bei solchen Bildern, bei denen auf die Ferne fokussiert wurde, ist das nicht so problematisch. Bei Naheinstellungen könnte der AF daneben liegen (insbesondere wenn es dunkler ist). Zudem sollte man dieses Objektiv abblenden (z. B. auf Blende 8). Oder besser: Man besorgt sich ein besseres analoges EOS-Objektiv. Einige meiner Fotos musste ich jedenfalls nachträglich in der Bildbearbeitung schärfen (aber nicht alle). Insbesondere waren es die, die bei Offenblende fotografiert wurden.
Noch etwas zur verwendeten Batterie: Es wird eine „2CR5“ Batterie verwendet (6 Volt). Diese gibt es weiterhin im Handel! Dies ist klar ein Vorteil gegenüber recht alten Analogkameras, die die nicht mehr vertriebenen Quecksilber-Batterien haben möchten. Allerdings kostet eine solche Batterie ca. 5 € und sie hält auch nicht sonderlich lange, da sie ja stets den integrierten Motor der analogen Canon EOS antreibt. Apropos, das fällt mir noch ein: Nach jedem Auslösen gibt es das typischen Schrrrzip-Geräusch. Das stört nicht sehr (fällt aber auf). Nach dem letzten Bild wird der Rest des Filmes aber sofort zurück in die Patrone gespult. Dies ist recht laut. Man sollte solch eine Kamera also keinesfalls in der Oper nutzen.
Ein recht betagtes Foto um das Jahr 2000 herum: Eine meiner ersten analogen Kameras war eine Canon EOS 500N, die es damals im Saturn zu kaufen gab und die ich mir von meinem Zivi-Gehalt leisten konnte. Damals fasste ich die manuelle Bedienung nicht an, alles lief im Auto-Modus und hier klappte ich für die Aufnahme einfach den internen Blitz aus. Genau für solche Motive eignen sich diese Kameras sehr gut. Die EOS 500N verabschiedete sich auch einige Zeit später wie bei einer gerissenen Saite1. Rein manuelle / mechanische Kameras sind da wesentlich länger im Einsatz – Am liebsten fotografiere ich mit meiner FE2 und dem 35mm-Objektiv.
1) Ein seltsamer Fehler trat auf: Beim Einlegen eines jeden neuen Filmes spielte der integrierte Motor verrückt und spulte den Film nicht ab – sondern stets komplett in die Patrone hinein. Fotografieren war damit nicht mehr möglich, eine Fehlersuche (da alles elektronisch) mir nicht möglich.
Zusammengefasst: Ein Bekannter von mir macht etwas befremdlich wirkende Aktfotografien: Komische Typen hocken nachts nackt im Moor herum oder ähnlich. Der nutzt dafür tatsächlich solch eine Einsteiger-Auto-Kamera mit dem integrierten Aufklapp-Blitzlicht und mit einem hochempfindlichen S/W-Film und fertigt davon dann Handabzüge im eigenen Labor an. Er möchte sich mit allerlei manuellen Einstellungen, die andere Kameratypen mit sich bringen, gar nicht befassen (seine Worte). Die so entstandenen Bilder sind aber Klasse! Zudem ist hier auch der TTL-Blitz-Modus zu erwähnen: Es kann jeder kompatible TTL-Blitz aufgesetzt werden und die Kamera steuert dieses Kunstlich automatisch. Dies gilt auch für den internen Blitz. Ein Rechnen (mittel Leitzahl-Tabelle und dergleichen) ist nicht mehr notwendig.
Exception: list not available: 6208Für mich selbst ist solch eine Kamera (zumindest solch eine doch recht billige analoge EOS für Einsteiger; ein paar technische Daten mehr finden sich auf dieser Seite) nichts: Ich befasse mich am liebsten mit Landschaftsfotografien, wo ich auf jedes Detail achte. Ich fotografiere also lieber langsam aber mit einem technisch eher elaborierten Anspruch. Ich brauche da ein etwas solideres, präziseres Werkzeug. Grundsätzlich geht so etwas natürlich auch mit solch einer gebraucht sehr günstigen Autozoom-Autofokus-Einsteiger-Spiegelreflexkamera. Aber ich würde hier dann nicht das Kit-Objektiv nutzen, sondern in ein besseres investieren. Ausnahmen sind hier jedoch Porträts oder gar Aktaufnahmen, wo es überhaupt nicht auf Kantenschärfe, Auflösung und dergleichen ankommt.
Ich bin mit einer analoge EOS100 mit einem EF 50mm 1,8 STM eingestiegen. Der Film war ein Kodak Gold200. Ich wollte die Maximalschärfe im Vergleich zur 90D testen. An der 90D ist das Objektiv knackscharf. An der analogen EOS sind die Bilder im ganzen weniger scharf, als ich das von Digitalkameras gewohnt bin. Offensichtlich löst dieser Film deutlich schlechter auf, als die Linse kann. Der 2. Film, den ich verschossen habe war ein Agfa APX100. Er ist deutlich feiner und kann die Schärfe der Linse besser nutzen. Da die meisten Konsumenten eher mit günstige Filme fotografiert haben, wird den wenigsten aufgefallen sein, dass das Kitzoom nicht ganz so scharf ist. Fazit: Moderne EF EOS Objektive schaden nicht, führen aber auch nicht zu Schärfewundern. Der Film ist die Grenze. Die Schwächen des alten Kit-Zoom dürfte an einer EOS 5D MarkIV gnadenlos aufgedeckt werden, wie schlecht sie ist. Zudem sind die alten Objektive nicht für digitale Kameras Optimiert. Trifft das Licht zu schräg, was bei Film wenig ausgemacht hat, kann das auf dem Sensor für schlechten Kontrast sorgen, der aber im RAW Format noch stark korrigiert werden kann/muss. Bei jpg könnten Tonwertabrisse auftreten.
Danke für die weiteren Hinweise!