Die Funktion des ISO Wertes bei einer analogen Kamera
Bei jeder guten Digitalkamera kann man den ISO-Wert verstellen. Mit dieser Einstellung ändert man die (Licht-) Empfindlichkeit des Sensors und somit dessen Abbildungsqualität. Doch was stellt man eigentlich an einer analogen Kamera ein, wenn diese ebenso eine Einstellung besitzt?
Viele Anfänger, die vielleicht ihre erste analoge Kamera in den Händen halten, kommen nicht selten ob einer ganz bestimmten Einstellung ins Stutzen: Wozu soll hier der Schalter für das Ändern des ISO-Wertes gut sein, wenn jeder Film immer einen ganz bestimmten ISO-Wert (gleichzusetzen mit der traditionellen Angabe „ASA-Wert“) fest besitzt?
So besitzt der bekannte Film „Agfa APX 100“ eine feste und nicht änderbare Lichtempfindlichkeit – und zwar 100 ASA bzw. ISO. Ein Kodak Tri-X besitzt eine Empfindlichkeit von 400 ASA (dies ist lichtstärker jedoch weniger auflösend). Diese Werte sind technisch fest vorgegeben.
Es gibt zwar einige (S/W-) Filmentwickler, die noch ein bisschen mehr Empfindlichkeit aus einem Film heraus kitzeln können und durch die Technik des sogenannten „Vorbelichtens“ kann der ISO-Wert ebenfalls leicht erhöht werden. Doch dies sind spezielle Maßnahmen, an die man sich erst heran trauen sollte, wenn man die Grundlagen beherrscht. Die am meisten falsch verbreite Annahme im Bereich analoge Fotografie ist wohl, dass man einen analogen Film durch eine verlängerte Entwicklung (nach einer vorherigen Unterbelichtung) in seiner Empfindlichkeit steigern kann. So etwas nennt man Pushen. Beim sogenannten „Pushen“ geht es jedoch lediglich um das „Retten“ von Kontrasten bzw. von Tonwerten und nicht darum, verloren gegangene Detailzeichnung in den dunkelsten Motivelementen wieder her zu stellen. Dies geht nicht so einfach. Schon gar nicht ändern Sie dadurch (durch das Drehen am ISO-Rädchen) etwas an den physikalischen Eigenschaften Ihres Wechselsensors (dem Film). Denn der bekommt davon gar nichts mit:
Wahl des ISO-Wertes an der analogen Kamera
Wer keine "moderne" Emulsion für S/W-Fotografien möchte, greift zu einem der Klassiker. Der Ilford FP4 Plus ist ein solcher – seit Jahrzehnten. Er kann Street und Reportage bei genügend Licht. Da er als ISO-100-Film jedoch schön hochauflösend ist, ist er besonders für Landschaften oder Architektur geeignet.
Auf dieser Abbildung sehen Sie unter der Filmkurbel das Rad zum Einstellen des ISO-Wertes. Bei manchen Kameras befindet sich diese Einstellung auch an anderer Stelle. Im Beispiel ist ein Wert von „400“ eingestellt, zu sehen an der roten Markierung. Oftmals muss dieser Ring noch entsperrt werden (z. B. durch leichtes Anheben), um ihn gegen ein versehentliches Verstellen zu sichern.
Die Funktion hat also etwas mit dem in der Kamera eingebauten Belichtungsmesser zu tun! Jener sieht ja zunächst, wie hell es ist und gibt dann entsprechende Vorschläge für eine korrekte Belichtung aus bzw. stellt diese Werte gleich an der Kamera selbst ein (je nach Kamera). Doch diese Belichtung orientiert sich immer an der Empfindlichkeit des eingelegten Filmes. Und daher muss der Belichtungsmesser einfach wissen, um welche Empfindlichkeit es sich handelt! Ja und dies teilt man ihm mit der ISO-Einstellung mit.
Automatische Übertragung: der DX-Code
Manche Kameras besitzen im Innern eine Art Sensor, welcher ganz automatisch erkennt, welchen ASA-Wert der eingelegte Film hat. Dies teilt er dann dem internen Belichtungsmesser mit und man muss sich diesbezüglich um nichts mehr kümmern.
Hier ist ein solcher „APX 100“ von AgfaPhoto abgebildet. Die „100“ im Namen weist schon auf die Empfindlichkeit von 100 ASA hin, die man dann entsprechend an der Kamera einstellen sollte.
Sie sehen auf dem Foto jedoch noch etwas anderes: Den sogenannten „DX-Code“ auf der Filmpatrone. Hiermit sind die silbernen „Blöcke“ gemeint. Darunter befindet sich noch ein Barcode, der auf dem Bild jedoch kaum zu sehen ist. Nun können manche analoge Kameras diese Codes abtasten und somit den integrierten Belichtungsmesser automatisch kalibrieren bzw. auf die für den jeweiligen Film nötige Empfindlichkeit einstellen. Ein Einstellen des ISO-Wertes von Hand entfällt. Weiterhin kann über den DX-Code die Filmlänge ausgelesen werden (Anzahl der Bilder).
Auf diesem Foto sehen Sie eine modernere analoge Kamera mit Plastikgehäuse. In den 1990er Jahren gab es bereits elektronisch recht fortschrittliche Spiegelreflexkameras, die den heutigen DSLR-Kameras sehr ähnlich sind. Diese Typen besitzen im Fach für die Filmpatrone Kontakte zum Abtasten des DX-Codes und zudem einen integrierten Motor. Ein händisches Einstellen des ISO-Wertes ist hier nicht mehr nötig (kann aber meist bei Bedarf z. B. für Push / Pull geändert werden).
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Insbesondere Kompaktkameras der 1990er Jahre und Spiegelreflexkameras (z. B. Canon EOS) aus dieser Zeit nutzen diese Funktion, damit der Anwender letztendlich zum Fotografieren nur aufs Knöpfchen drücken musste. Die meisten analogen Spiegelreflexkameras unterstützen diese Automatik jedoch nicht.
Änderung des ISO-Wertes
Freilich kann man den ISO-Wert auch ändern bzw. jenen auf eine Empfindlichkeit einstellen, welche nicht der eigentlichen Filmempfindlichkeit entspricht. Dies tun sogar recht viele Fotografen.
Nur noch einmal zum Verständnis: Am Film bzw. an dessen Lichtempfindlichkeit ändert man damit natürlich überhaupt nichts. Man reguliert mit der Änderung einfach nur die Belichtung und zwar entweder in Richtung Überbelichtung oder in Richtung Unterbelichtung.
- Mit der Erhöhung des ISO-Wertes an der analogen Kamera über die eigentliche Filmempfindlichkeit hinaus erhält man eine Unterbelichtung.
- Mit dem Verringern des ISO-Wertes an der analogen Kamera unter die eigentliche Filmempfindlichkeit provoziert man eine Überbelichtung.
Viele Fotografen stellen diesen Wert oft bewusst höher als es die Angabe auf dem Film vorgibt. So wird bei der Verwendung eines 400-ASA-Filmes gerne statt 400 ISO einfach 1600 ISO eingestellt. Anschließend wird der Film – zur Anpassung – länger entwickelt. Diese Methode nennt man, wie eingangs erwähnt, auch Pushen.
Durch die damit einhergehende verkürzte Belichtung verliert man Schattenzeichnung: Z. B. wird dann eine schwarze Marmorsäule wie ein Block abgebildet ohne sichtbare Rundung (bzw. ohne Schattierung) oder eine schwarze Katze wird wie ein schwarzer Fleck ohne Fellstruktur abgebildet. Durch die anschließende verlängerte Entwicklung wirken die Tonwerte oft „schmutzig“, das Filmkorn wird betont, die Lichter fressen aus.

Dennoch ist diese Methode bei manchen Sujets durchaus beliebt, um einen gewissen schroffen Bildstil – insbesondere bei S/W-Film – zu erzeugen.
Wie ein unterbelichtetes Negativ gegenüber einem richtig belichteten ausschaut, können Sie anhand der oberen Abbildung erkennen. Man beachtet hierbei nur die sogenannten „Schatten“, also die dunkelsten Bereiche des Motivs (= die hellsten Stellen im Negativ).
Sie können durchaus auch innerhalb eines einzigen Filmes die ISO-Einstellung ändern. Sie werden dann einige Bilder unterbelichten / überbelichten. Doch solche Differenzen kann man sowohl in einer Bildbearbeitung wie auch im Positivlabor wieder in einem gewissen Bereich korrigieren (nicht jedoch verlorene Schattenzeichnung!). Insbesondere das gelegentliche bewusste Unterbelichten ist manchmal notwendig, wenn man bei zu dunklem Umgebungslicht kein Stativ zur Verfügung hat und dann lieber ein Foto mit nicht differenzierten dunklen Bereichen hat als gar keines.
Bei dieser Aufnahme wurde bewusst „überbelichtet“. Die ISO-Einstellung an der Kamera wurde auf „25“ gesetzt, obwohl der eingelegte S/W-Film (ein Agfa APX 100) eine Empfindlichkeit von 100 ISO besitzt.
Wie Sie lesen, wurde das Wörtchen überbelichtet in Gänsefüßchen gesetzt. Denn bei dem obigen Foto ist nun überhaupt nichts überbelichtet: Jegliche Tonwerte sind – im Rahmen eines Kleinbildnegativs – fein abgestuft mit Zeichnung von den Schatten hin zu den Lichtern. Damit letztere jedoch nicht (durch die verlängerte Belichtung) ausfressen bzw. reinweiß im Positiv erscheinen, wurde dieser S/W-Film etwas verkürzt entwickelt. Diese Methode nennt man auch Pullen.
Wenn man einen eher konservativen Geschmack besitzt (überall Zeichnung, feine Tonwertabstufung), dann sollte man einem Film generell viel Licht gönnen (bzw. die ISO-Einstellung geringer wählen) und anschließend etwas verkürzt entwickeln. Insbesondere „klassische“ S/W-Filme besitzen einen hohen Tonwertumfang und man sollte nicht zu viel Angst vor einer vermeintlichen Überbelichtung haben. Lesen Sie in diesem Zusammenhang bei Interesse auch den Artikel → Belichtungskorrektur bei Schnee und Gegenlicht.
Bei Farbdiafilm hingegen sollte man nur bei kontrastarmen Motiven (diffuses Licht) „überbelichten“. Denn jener besitzt einen verhältnismäßig geringen Tonwertumfang. Bei Diafilm ist es also ratsam, jenen auf die sogenannte „Nennempfindlichkeit“ zu belichten bzw. das ISO-Wahlrad an der Kamera auf den Wert zu stellen, welcher auch auf dem Film selbst aufgedruckt ist (z. B. „100 ASA“).
ISO-Einstellung bei Kameras ohne Belichtungsmesser
Viele Analoge Kameras besitzen gar keinen eingebauten Belichtungsmesser:
Bei dieser Kiev-Mittelformatkamera gibt es ebenfalls eine vermeintliche ISO-Einstellung. Dabei ist dies eine rein mechanische Kamera und besitzt gar keinen Belichtungsmesser. Wozu dann eine solche Einstellung?
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Jene Merkscheibe hat keinerlei elektronische bzw. mechanische Funktionalität! Es ist für die Belichtung selbst ganz egal, was hier eingestellt ist. Diese Merkscheibe soll z. B. nur sagen: »Vergiss nicht, du hast einen 100-ASA-Film eingelegt und achte darauf, dass dein Handbelichtungsmesser auch darauf kalibriert ist«. Oftmals kann man bei solchen Knöpfen auch einstellen, ob ein Farb- oder S/W-Film eingelegt ist. Dies dient lediglich dafür, damit man später noch weiß, was für eine Art Film eingelegt ist.
Fazit
Wo man bei einer Digitalkamera tatsächlich die Empfindlichkeit des Aufnahmemediums („Sensor“) steuern kann, ist dies bei einer analogen Kamera nicht der Fall. Bei jener ändert man mittels der ISO-Einstellung lediglich die Ausgabe des integrierten Belichtungsmessers und steuert somit, inwiefern der Film korrekt belichtet wird.
Manche mechanische Kameras ohne integrierter Belichtungselektronik besitzen eine Merkscheibe mit ASA- bzw. ISO-Werten. Jene hat aber keinerlei Funktionalität und ersetzt lediglich den Notizzettel.
Hallo und guten Tag!!!
Ich fahre den AGFA APX 100 immer mit 400 oder 800 ISO an der alten analogen Lady!!! Besonders im dunklen Herbst/Winter – trübe und trist – herrliches diffuses Licht – mache ich damit die besten Bilder wie meine Konkubine mir stets vermittelt !!!