Fotografieren mit Mattscheibe und Lichtschachtsucher
Bei einigen analogen Kameras kann man das Pentaprisma abnehmen und durch einen Lichtschacht ersetzen. Dies ergibt die Möglichkeit, mit Abstand elegant von oben das Bild zu komponieren bzw. direkt auf die Mattscheibe zu blicken. Viele Fotografen schätzen das Fotografieren ohne zugekniffenem Auge. In diesem Beitrag schreibe ich etwas über die Vor- bzw. Nachteile hiervon.
Mit Kameras mit offener Mattscheibe kann man wie mittels Display fotografieren – Man muss sie sich nicht ans Auge halten. So komprimiert auf einer Mattscheibe schaut die Umgebung einfach schön aus wie in einem kleinen, persönlichen Kino, in dem man sich verlieren kann.
Bei einer meiner ersten analogen Kleinbildkameras war ein mir bis dahin unbekanntes Zubehörteil dabei – ein ›Winkelsucher‹. Diesen konnte ich hinten auf den Sucher schieben und von nun an von oben blickend das Sucherbild betrachten. Damals mochte ich diese völlig neue Art von Fotografieren sehr: Kopfüber gebeugt von oben schauend, die Kamera auf dem Schoß oder vor der Brust haltend. Am besten funktioniert dies jedoch mit einer Mittelformatkamera bzw. mit deren großer Mattscheibe:
Das Bild erscheint auf einer großen Mattscheibe
Kein elektronisches Display: Hier ist noch alles Optik bzw. Physik.
Doch erst später bei meiner ersten Mittelformatkamera lernte ich diese Kamerahaltung – weg vom eigenen Kopf – richtig zu schätzen. Denn bei vielen Spiegelreflex-Mittelformatkameras kann man direkt von oben auf die (große) Mattscheibe blicken, auf welche darunter durch den Spiegel das Bild projiziert wird. Damit dieses auf der Mattscheibe jedoch nicht so blass erscheint, wie hier abgebildet, benötigt man noch einen Lichtschacht, welcher das Umgebungslicht genügend abschattet:
Der Lichtschacht hält das Umgebungslicht fern
Auf der großen Mattscheibe einer analogen Mittelformatkamera schaut die Welt einfach schön aus. Man kann mit beiden Augen von oben bequem das Bild betrachten bzw. sich sein Motiv „komponieren“. Man sieht natürlich auch gleich Schärfe / Unschärfe, wenn man am Objektiv fokussiert. Ein aufgesteckter Lichtschacht hält das Umgebungslicht fern und lässt das Bild auf der Mattscheibe genügend kontrastreich wirken. Ich selber bin zwar (noch) kein Brillenträger. Ich vermute jedoch, dass diese Art der Betrachtung besser mit einer Brille realisierbar ist, als wenn man durch ein kleines Sucherfenster blicken muss.
Auf dieser Abbildung ist der Lichtschachtsucher zusammen geklappt. Im geöffnetem Zustand ließe sich die Kamera ja schlecht transportieren. Lichtschachtsucher sind häufig recht empfindlich: Man sollte sie nicht falsch zusammen falten oder hierbei rabiat vorgehen. Bei meinem jedenfalls sind nach einem Sturz bereits einige der vier Falt-Elemente leicht verzogen. Aber da er ja abnehmbar ist, kann man ihn auch leicht austauschen.
Und so schaut eine entsprechende Mittelformatkamera mit ausgeklapptem Lichtschacht aus. Ich hatte für diese Abbildung extra das Objektiv weggelassen: Das Licht fällt durch das Objektiv → gelangt auf den Umlenkspiegel → wird durch diesen nach oben zur Mattscheibe umgeleitet. Diese ist bei diesem Foto auch im Spiegel zu sehen, mit dem „Scharfstell-Punkt“ in der Mitte – dem s. g. Schnittbildindikator. Einen solchen besitzen jedoch nicht alle Mattscheiben.
Auf der Mattscheibe erscheint dann das Bild – live und in Farbe, als wäre es ein elektronisches Display. Es ist aber einfache Optik / Physik. Der ausgeklappte Lichtschacht schattet die Mattscheibe genügend vom Umgebungslicht ab. Hier gilt: Je höher die Seitenteile sind, desto besser wird das Umgebungslicht abgehalten, desto besser ist das Motiv sichtbar. Man kann die Wirkung mit den eigenen Händen verstärken. Man könnte sich aus schwarzem Karton auch eine Verlängerung bauen.
Das Bild ist horizontal gespiegelt
Der Sandsteinblock befindet sich in natura auf der linken Seite.
Wenn man das erste Mal direkt über die Mattscheibe das „Livebild“ betrachtet, wird einem dieses etwas seltsam vorkommen: Es ist gespiegelt – Der Läufer, der gerade von links kommt, erscheint auf der Mattscheibe plötzlich auf der rechten Seite.
Erstaunlicherweise gewöhnt man sich beim Fotografieren sehr schnell an die vertauschten Seiten. Wer schon einmal mit der Mattscheibe einer Großformatkamera fotografiert hat, weiß, dass man sich sogar schnell an ein auf dem Kopf stehendes Bild gewöhnen kann. Ich habe irgendwo gelesen, dass das Vertauschen der Seiten der kreativen Bildkomposition zuträglich sein soll.
Nur wenn man ein Pentaprisma nutzt (also das „normale“ Suchersystem zum durchschauen), erblickt man das Bild seitenrichtig im Sucher. Dies liegt an mehreren Spiegeln im Innern dort. Wenn man jedoch von oben direkt auf die Mattscheibe schaut, wirkt nur ein Spiegel (der Schwingspiegel darunter). Und daher ist hier das Bild horizontal gespiegelt (steht immerhin nicht auf dem Kopf).
Gut für Porträts geeignet
Ich selber bin kein guter Porträtfotograf. Hierfür muss man ein gewisses Gefühl besitzen, wie man mit Menschen beim Fotografieren umgeht und sicherlich eine Ahnung entwickeln, wie sie sich später auch selber gefallen. Da hapert’s etwas bei mir.
Aber ich weiß aus Erfahrung, dass es beim Porträtieren von Menschen mit der Kamera sehr angenehm für beide Seiten sein kann, wenn man hierbei die Kamera einfach auf dem Schoß lässt und von oben die Mattscheibe betrachtet.
Bei dieser Aufnahme saß ich meinem Fotomodel direkt gegenüber auf einem Stuhl. Meine Mittelformatkamera befand sich auf meinem Schoß. Wir plauderten etwas und ich schaute dabei von oben durch den Lichtschachtsucher auf die große Mattscheibe und stellte auf diese Art elegant und unverkrampft die Schärfe und den fotografischen Ausschnitt ein. Psychologisch gesehen: Mein Gesicht, meine Augen waren meinem Gegenüber die ganze Zeit sichtbar. Es gab hier also keine „Machtposition“. Wir beide befanden uns sozusagen auf Augenhöhe.
Ich denke, so etwas ist bei der Porträtfotografie nicht ganz nebensächlich. Sicherlich gestaltet sich das Fotografieren in diesem Bereich rein psychologisch schon etwas anders, wenn man als Fotograf stets einen großen, schwarzen Kasten vor seinen Kopf hält – als Barriere zwischen den beiden Menschen.
Nur schnell ist man damit natürlich nicht, wenn man in Windeseile viele Aufnahmen hintereinander machen möchte, bei denen man stets nachfokussieren muss. Aber für so etwas ist die analoge Mittelformatfotografie ja ohnehin nicht gedacht – alleine schon wegen dem meist behäbigen Filmtransport.
Weiterhin ist hierbei auch die Perspektive zu bedenken: Wenn man mit dem Lichtschacht fotografiert, befindet sich die Kamera immer tiefer als wie es über ein Pentaprisma möglich- bzw. typisch wäre: Die Kamera befindet sich dabei ungefähr auf Bauch- bzw. Brusthöhe. Dies macht ebenfalls einen Unterschied aus.
eine relativ tiefe Aufnahme-Perspektive
Man muss selber entscheiden, welche Perspektive einem mehr zusagt. Je geringer der Kamerastandpunk ist, desto „bedeutungsvoller“ wirken die Porträtierten. Man schaut nicht von oben auf sie hinab. Allerdings entspricht eine etwas tiefere Kameraposition auch nicht unseren Sehgewohnheiten, wodurch solche Fotografien wiederum auch reizen können. Mir persönlich gefällt diese Sicht häufig.
Dies ist eines meiner Lieblingsfotos, welches ich hier auf meiner Seite schon mehrmals eingebettet habe: Stolz wie Oskar thront der Besitzer der Sammlung inmitten seines Refugium. Über die Mattscheibe stellte ich zunächst alles akribisch ein, bis es endlich zu dem magischen Moment des Auslösens kam: ›Klack‹. Durch die recht tiefe Kameraposition erst wird die erhöhte Position des Protagonisten – des Inhabers dieser tollen Sammlung – visuell in Szene gesetzt. Die Mattscheibe der Kamera, die ich damals nutzte, besaß ein Raster, mittels dem ich von oben blickend recht gut kontrollieren konnte, ob es zu stürzenden Linien kam.
Eine weiteres, typisches Porträt via 6×6-Mittelformat bzw. Komposition mittels Lichtschachtsucher. Der Pantoffelheld war eigentlich mein Studenten-WG-Mitbewohner, den ich damals recht einfach für ein Porträt überreden konnte. Die Kamera war ca. auf Höhe des Gürtels ausgerichtet, also auf die Mitte des Motivs. Daher ist auch der Türrahmen so künstlich gerade abgebildet.
Bilder von oben: Kamera über den Kopf halten
Anders herum geht es aber auch: Wenn man eine Kamera mit oberer Mattscheibe besitzt, benötigt man manchmal keine Leiter mehr.
Mit ihr sind dann Aufnahmen wie diese möglich:
Für dieses Foto bin ich auf einen Stuhl gestiegen und hielt meine Kamera mit beiden Armen über mir – herum gedreht, mit der Mattscheibe nach unten. Ich erreichte somit eine ungewöhnlich hohe Aufnahmesituation bis kurz unter die Decke und konnte dennoch mein Motiv genau auf der Mattscheibe begutachten, indem ich nach oben sah. Man kann somit über Hecken und Köpfe hinweg fotografieren und auch unauffällig herum um Ecken. Allerdings muss man sich dabei etwas verrenken.
Weniger Verwackeln
Wenn man eine Kamera mit Lichtschachtsucher nutzt, kann man sich diese mittels dem Kameragurt um den Hals- bzw. vor die Brust hängen, von oben den Bildausschnitt betrachten, das Bild komponieren und dann auslösen. Durch den Gurt erhält die Kamera einen Gewinn an Stabilität, dass hierbei längere Belichtungszeiten möglich sind, als würde man sie mit den Händen hoch vor’s Auge halten.
Besonders mit TLR-Kameras mit ihren vibrationsarmen Zentralverschlüssen kann man so auch ganz ohne Stativ bei ca. 1/15 Sekunde fotografieren, wenn man sich für den Moment steif macht und beim Ausatmen die Luft anhält.
Wenn man ein kompaktes Einbeinstativ bei der Wanderung dabei hat, kann man die Kamera darauf auch einfach gegen den eigenen Körper lehnen:
Zwei Beine und ein Einbein ergeben ein Dreiben-Stativ.
Wenn man keinen Tatterich hat, sind auf diese Weise entsprechend lange Belichtungszeiten realisierbar, ohne dass man dabei seine Bildkomposition aus dem Blick verliert.
Ausklappbare Lupe
Alle mir bisher untergekommenen Lichtschachtsucher besaßen eine integrierte Lupe, welche sich bei Bedarf einfach ausklappen lässt:
Die Lupe dient zum genaueren Fokussieren. Man kann ganz dicht mit dem Auge heran gehen und somit ziemlich exakt scharf stellen – allerdings ggf. betont auf das Bildzentrum, über dem sich die Lupe befindet bzw. in dem sich idealerweise ein Schnittbildindikator, vielleicht sogar ein Mikroprismenring befindet (je nach Mattscheibe). Bei meiner Kamera hat man über die Lupe auch die gesamte Mattscheibe im Blick. Bei anderen Fabrikaten ist damit evtl. nur deren Zentrum scharf abgebildet und der Rest „schwammig“.
Hier sieht man mich in Aktion. Durch die Lupe konnte ich sehr präzise auf den winterlichen Rosenkohl scharf stellen. Auch das Blicken auf die Mattscheibe von oben war bei diesem Motiv sehr günstig. Andernfalls hätte ich in die Knie gehen – oder mich in den Schnee setzen müssen.
Das sind schöne Aufnahmen vom Rosenkohl im Schnee geworden. Für solche Motive eignet sich die Mittelformatfotografie mit dem Lichtschacht sehr gut. Durch den Betrachtungsabstand zur Mattscheibe hat man bereits einen sehr guten Eindruck, wie die späteren Bilder dann wirken werden. Man kann sie – wie gewohnt – mit beiden Augen betrachten und muss eines hierzu nicht zukneifen.
Sportsucher
Viele Lichtschachtsucher besitzen einen integrierten Sportsucher:
Durch das Wegklappen des vorderen Segments und durch das Hochklappen einer evt. vorhandenen Lupe wird der Lichtschacht zum simplen Rahmensucher: Man kann nun durch den hinteren, kleinen Rahmen schauen und somit durch den vorderen, größeren. Auf diese einfache Weise kann man die Kamera bei Bedarf also auch ohne Pentaprisma hoch- bzw. direkt ans Auge halten.
Der Begriff »Sportsucher« kommt sicherlich daher, dass er primär für schnelle Bewegungsabläufe gedacht war, bei denen man beispielsweise einem Läufer mit der Kamera folgen kann – Was ja beim Betrachten über die Mattscheibe schwierig ist, da hier die Horizontale gespiegelt ist und da vor einem auch noch Publikum steht.
Ich habe den einfachen Rahmensucher bei meinen Motiven noch nie benutzt. Sicherlich ist man dabei schneller beim Fotografieren. Aber für schnelles Fotografieren gibt es geeignetere Kameras. Mir dient der Rahmensucher als Behelf, falls ich wider Erwarten die Kamera doch einmal relativ hoch auf Kopfhöhe positionieren muss und ich das passende Pentaprisma für meine Kamera nicht dabei habe.
Und: Die beiden Rahmen sind natürlich nur auf die jeweilige ›Normalbrennweite‹ zugeschnitten. Bei Kameras mit der Möglichkeit, beispielsweise ein Tele- oder Weitwinkelobjektiv anzuschließen, erhält man natürlich nicht mehr den realistischen Bildausschnitt vom Motiv.
Rahmensucher mit Behelfs-Spiegel
Der Rahmensucher („Sportsucher“) meiner Kiev- bzw. Arax-Kamera weist eine kleine Besonderheit auf, die ich bisher bei noch keiner anderen Mittelformatkamera gesehen hatte: Zunächst hat deren Lichtschacht auch die typische hintere Öffnung und den klappbaren vorderen Teil. Wenn man sich das obere Foto von der Rückseite des Lichtschachtes anschaut, fällt hier eine kleine Linse auf, welche sich unterhalb des hinteren Rahmensucher-Rechteckes befindet.
Schaut man durch diese hindurch, erhält man, etwas vergrößert, Sicht auf den Schnittbildindikator der Mattscheibe! Dies funktioniert, weil sich auf der Rückseite des vorderen Klapp-Elementes noch ein kleiner Spiegel befindet. Man kann bei diesem Modell also sogar über den Rahmensucher nach Sicht fokussieren. Vielleicht kann ja jemand etwas in die Kommentare schreiben, ob es dieses Prinzip auch bei einigen westlichen Kameras gibt.
Detailaufnahme meines Falt-Lichtschachtsuchers (auseinander geklappt)
Mattscheibe / Lichtschacht bei Kleinbildkameras
Bisher war beim Thema Lichtschacht bzw. Sicht direkt auf die Mattscheibe immer von Mittelformatkameras die Rede. Aber es gibt auch einige Kleinbild-Spiegelreflexkameras, bei denen die Möglichkeit besteht, wie bei einer Mittelformatkamera via Lichtschacht das Bild zu komponieren.
Zu nennen sind da zunächst die damaligen „Profi-Modelle“ der großen Hersteller – beispielsweise die ›Canon F1‹, die ›Pentax LX‹, die ›Nikon F3‹. Auch andere Hersteller hatten (wenige) entsprechende Kleinbildkameras in ihrem Repertoire – gedacht seinerzeit sicherlich hauptsächlich für Berufsfotografen bzw. tauglich für diverse Szenarien.
Zumindest mit der ostdeutschen ›Exa‹ gibt es auch ein Modell mit Lichtschacht für Einsteiger. Diese Kamera (es gibt mehrere Typen) ist sicherlich gebraucht auch heute noch der günstigste Einstieg, wenn man einmal das Fotografieren mittels Lichtschacht ausprobieren möchte.
Eine ziemlich alte Kleinbildkamera mit Lichtschachtsucher (Exakta Varex)
Das Fotografieren im Kleinbild über die winzige Mattscheibe gestaltet sich jedoch bei weitem nicht so angenehm, wie es im Mittelformat der Fall ist: Das Bild ist viel zu klein. Ausschließlich über die Lupe lässt es sich auch scharf stellen (wenn überhaupt). Und was das Hochformat anbelangt: Hierfür muss man eine sehr unnatürliche Haltung einnehmen und wird Schwierigkeiten dabei haben, ein gerade ausgerichtetes Bild zu fotografieren. Für das Kleinbild präferiere ich eindeutig den (nicht umsonst meist fest verbauten) Pentaprisma-Sucher.
Auf dieser Seite sind etwas weiter unten einige Praxis-Bilder eingebettet, bei denen ein Herr mit Hemd und Schlips die Einstell-Lupe des Lichtschachtes einfach ans Auge hält, wie man es bei einem Pentaprisma-Sucher tut. Auf diese Art kommt man – mit einigen Abstrichen – dennoch in den Genuss eines Hochformates. Vielleicht sind andere talentierter darin: Mir gelingt es dabei nicht, das Bild gerade auszurichten.
Es geht noch kleiner: Bei diesem Hosentaschenrutscher (abgebildet ist die begehrte Yashica T5) befindet sich zusätzlich zum regulären Sucher noch ein winziger Aufsichtsucher, mittels dem man das Motiv vage von oben betrachten kann. Das Bild wird hierbei allerdings durch eine zusätzliche Linse in der Kamerafront nach oben umgeleitet (kein Spiegelreflex-Prinzip durch das Aufnahme-Objektiv) – genau so wie es bereits bei den uralten Boxkameras der Fall ist.
Wann ich lieber mit Pentaprisma fotografiere
Ich hatte eine Zeitlang Gebäude fotografiert. Hierzu sollte sich die Kamera genau im Lot befinden, damit es zu keinen Verzerrungen kommt („stürzende Linien“). Um dabei möglichst wenig überflüssigen Vordergrund im Bild zu haben, musste die Kamera hoch hinaus: Ich besitze genau deswegen ein recht großes Stativ und stand bei den Aufnahmen auf Zehenspitzen hinter dem Okular des Pentaprisma-Suchers.
Auch bei diesem Motiv nutzte ich lieber das Pentaprisma und nicht den Lichtschacht auf meiner Mittelformatkamera, um eine möglichst hohe Aufnahmeposition zu erreichen, bzw. um die Kamera möglichst wenig kippen zu müssen. Außerdem sollte nicht so viel Vordergrund mit auf das Bild.
Eine „Bauchnabelperspektive“ kann bei der Verwendung eines Weitwinkelobjektives schnell zu Verzerrungen an den Rändern führen: Hier wurde die Kamera bei der Aufnahme recht weit nach oben gerichtet.
Bei Motiven mit sehr vielen Details, auf die geachtet- und bei Motiven, die präzise ausgerichtet werden müssen, greife ich ebenfalls lieber zum Pentaprisma. Ich kann mich besser konzentrieren, wenn ich beispielsweise eine halbe Minute dort hinein blicke und alles andere um mich herum ausblende.
Außerdem gibt es ja auch Mittelformat-Spiegelreflexkameras mit rechteckigem (und nicht nur quadratischem) Format. Man kann hier also auch das Hochformat zur Bildgestaltung nutzen. Beim Kleinbild gestaltet sich das von der Seite in die Kamera Schauen schon schwierig – bei einer klobigen Mittelformatkamera natürlich umso mehr.
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Wer einmal mit einer ›Mamiya RB67‹ fotografiert hat, weiß, dass sich beim Drehen des Filmrückteils zum Hochformat auch gleich die Markierungen auf der Mattscheibe ändern. Damit ist dann auch mittels Lichtschacht ein Fotografieren im Hochformat möglich, ohne die Kamera drehen zu müssen. Bei anderen adäquaten Kameras (z. B. Pentax 67) geht so etwas nicht.
Insbesondere beim Porträtieren von Menschen habe ich den Lichtschachtsucher lieber und natürlich, wenn eine eher tiefe Kameraposition gefragt ist. Man kann damit auch relativ unauffällig fotografieren.
Wer mag, kann gerne über die Kommentarfunktion schreiben, wie die eigene Praxis ausschaut: Lichtschacht oder Pentaprisma?
Hallo,
Ich schreibe jetzt einfach mal unter diesen Artikel, auch wenn ich mich garnicht auf dessen Inhalt beziehen möchte.
Ich möchte mich einfach sehr sehr gerne mal für diese Seite und das geballte Wissen hier bedanken! Ich bin vor zwei Jahren in die Fotografie mit Film eingestiegen und wusste quasi nichts. Ich habe so oft auf dieser einzigartig guten Website gestöbert, Artikel gelesen und Wissen gesammelt! Diese Website hat mir die Angst vor dem selbst entwickeln von Film genommen und mir geholfen nachdem ich ein Vergrößerunsgerät auf dem Flohmarkt günstig bekam. Diese Seite ist ein absoluter Schatz an Wissen und hat mir so unheimlich geholfen mich in diesem tollen Hobby festzubeißen. Ich kann garnicht genug Danke sagen für die vielen Infos und die Mühe die hinter dieser Seite steckt!
Vielen vielen vielen Dank!
Hallo Florian, herzlichen Dank für das Riesen-Lob! Das freut mich.
Was für ein schöner Artikel, danke dafür! Zur Frage mit den Spiegeln im Schacht für die Sportsuchervariante. Meine Rolleiflexe haben die auch, allerdings steht dann das Bild Kopf steht. Aber es ist eine sehr praktische Einrichtung, wenn es doch mal etwas höher hinaus geht. Die Baby-Rolleiflex hat das allerdings eingespart und die Hassi hat das auch nicht.
Ich habe mir vor einiger Zeit für meine Nikon F noch einen (verhältnismäßig günstigen) Lichtschachtsucher besorgt. Die Teile gehen, wie auch Prismen inzwischen preislich durch die Decke. Ich hoffe damit, doch etwas unauffälliger fotografieren zu können – aber genau wie beschrieben, da ist das Mittelformat um einiges entspannter – andererseits aber auch konversationsanfälliger „Oh, was ist denn das für eine Kamera, sowas gibt es noch … „
Hallo Juna, danke für den Hinweis mit der Rolleiflex und ich freue mich auch, wenn mein Beitrag auf Interesse stößt. Ich mag auch nicht so sehr, wenn man mich beim Fotografieren anspricht bzw. überhaupt bemerkt. Am liebsten „versinke“ ich dabei immer in meine eigene Welt der Bildgestaltung und blende alles herum aus.
Hallo Thomas,
ein schöner Bericht zu einem Thema welches oft sehr stiefmütterlich behandelt wird. Die Psychologie hinter der Fotografie. Eigentlich ein Punkt der viel wichtiger ist als so profane Dinge wie Auflösungsvermögen etc.
Ich glaube, ich habe es schon einmal erwähnt, ich fotografiere analog nur noch Menschen. Meist mit einer einfachen TLR und einer leisen und kleinen 35mm-Kamera.
Die TLR benutze ich nicht nur wegen des in meinen Augen für meine Zwecke genialen Objektivs, sondern besonders weil sie «nur» einen Schachtsucher hat. Apropos Schachtsucher : ich denke, Du solltest im Beitrag bei den Begriffen ein wenig differenzieren. Du meinst in Deinem Bericht regelmäßig einen Faltlichtschachtsucher. Es gibt auch starre Lichtschachtsucher für einige Kameras.
Auch die Sache mit der Lupe solltest Du noch einmal genau recherchieren. Bei der Hasselblad z.B. kann man trotz Lupe bis in die Ecken scharfstellen und das Bild überprüfen. Zugegeben, das erfordert ein wenig Augengymnastik, aber es geht.
Zurück zu mir : bei meinen Künstlerportraits bevorzuge ich die langsame TLR meist für ruhige Bilder welche genau aufgebaut werden. Die Kleinbildkamera mit dem Prismensucher verwende ich nur für spontane Fotos. Das heißt für mich, ich stelle die TLR auf ein leichtes Stativ und warte bzw. komponiere. Mit der Kleinbildkamera fotografiere ich aus der Hand und gehe auf die «Jagd». Beides sind zwei völlig unterschiedliche Ansätze.
Die Argumente bzgl. der Kamerahaltung halte ich für vorgeschoben. Auch mit dem Prismensucher kann man aus der Hocke fotografieren. Man kann mit dem Schachtsucher aber auch aus Augenhöhe fotografieren. Bei der 6×6 geht das z.B. ganz einfach. Man stellt die Kamera auf ein hohes Stativ und dreht sie um 90°. Sozusagen in Hochformatstellung. Jetzt kann man von der Seite in den Sucher schauen. Das ist zwar alles andere als bequem, aber es geht. Sogar besser als man glauben mag ; insbesondere wenn die Kamera einen Motor hat.
Ebenfalls kann man mit dem Lichtschacht praktisch auch aus Augenhöhe fotografieren. Man muß nur durch die Lupe schauen. Jetzt verliert man nur wenige Zentimeter im Vergleich zum Prismensucher. Wie schon gesagt, mit der Blad geht das recht gut. Wenn man das Magazin dann noch gegen den Oberkörper (Halsansatz) drückt, hat man eine recht ruhige Kamerahaltung die recht lange Verschlußzeiten aus der «Hand», oder besser aus dem Oberkörper, zuläßt.
Aber zurück zu meiner Eingangsthese : ich stimme Dir vollkommen zu. Wer Menschen fotografiert gibt ihnen mit dem Schachtsucher die Möglichkeit sozusagen Aug in Aug zu sein. Das ist eine ganz andere Situation als wenn man seine Opfer mit dem Prismensucher regelrecht abschießt. Besonders dann, wenn die armen Modelle noch in einen riesigen Glasklotz à la 1,4/85 oder gar noch schlimmer blicken müssen. Das ist aber jetzt ein anderes Thema zu welchem ich vieles zu sagen wüßte, aber von Hobbyfotografen regelmäßig als bekloppt bezeichnet werde. Nur so viel: man kann Modelle mit teuren Glasklötzen (Potenzprotesen?) in aller Regel zwar nicht beeindrucken, aber ganz gut einschüchtern. Wenn nicht bewußt, so doch im Unterbewußtsein. Wer schaut schon gerne in schwarze Löcher vor fremden Köpfen?
Hallo Frau Müller, wie immer, danke für die Anregungen und das Teilen eigener Erfahrungen aus der Praxis!