Tipp zum Selber machen: Reflexionen in der Kamera reduzieren – mit Tafellack
Manche Kameras sind innen nicht korrekt matt. Dies provoziert Reflexionen, die sich auf das Foto auswirken können. Eine simple Methode, dies zu verhindern, ist dass Auspinseln mit schwarzem, mattem Tafellack.
Ich hatte es schon mehrmals erlebt: Lichtschlieren oder einfach nur helle Flecke mitten auf dem Motiv. Zuerst denkt man: Prima, wir haben Lichteinfall. So trivial war es aber nicht. Denn an den Bildrändern gab es diese Störungen nicht.
Also hatte ich mir die verwendete Kamera einmal genauer angeschaut und dann kam ich drauf:
Hier sieht man es deutlich: Die untere Platte bei dieser analogen Kamera reflektiert deutlich das Licht. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von „vagabundierendem Licht“ oder „Falschlicht“. Kurz: Es hat innerhalb der Kamera nichts zu suchen und sollte absorbiert werden. Bei meiner Kamera hatten die Konstrukteure etwas geschlampt: Diese untere Platte ist zu glatt, sie reflektiert dieses Falschlicht zu stark bzw. absorbiert es zu schwach. Was habe ich gemacht?
Ich hatte diese problematischen Regionen dieser Kiev 60 einfach mit mattem Lack bestrichen. Deutlich ist nun ein Unterschied zu sehen bzw. man sieht sie kaum noch mehr – die Lichtreflexionen. Man sollte übrigens auch die Unterseite des Spiegels matt halten. Dieser ist ja während der Belichtung nach oben geklappt und dessen Rückseite somit Teil des Kamera-Innenraums (in welchem Licht herum irrt).
Ich habe auch ein Beispielfoto parat, bei dem zu sehen ist, was passiert, wenn man eine Kamera nutzt, deren Inneres nicht genügend gegen derlei Reflexionen geschützt ist. Auf diesem Blog erkläre ich immer, dass es sehr sinnvoll ist, einen Negativfilm (S/W oder Farbe) gerne auch einmal über Gebühr zu belichten und dass man keine Angst vor einer etwaigen Überbelichtung haben sollte. Belohnt wird man mit einer hohen Schattenzeichnung, wenig Bildrauschen bzw. ohne „hässliches“ Korn und mit „schönen Tonwerten“. So hatte ich es auch bei dem nebenstehendem Beispielbild getan. Problem: Ich nutzte ein Weitwinkelobjektiv und eine analoge Kamera, die innen nicht matt genug war. Man sieht deutlich den hellen Lichtschein im unteren Drittel des Bildes. So etwas tritt insbesondere bei der Verwendung eines Weitwinkelobjektives auf. Vermutlich hat dies etwas mit den Lichtstrahlen zu tun, mit dem Himmel, dem Schnee? Genaueres weiß ich hier jedoch nicht. Ein vergütetes Objektiv (das Zeiss Flektogon) und eine Sonnenblende hatte ich jedenfalls verwendet. Nachdem ich meine Kamera innen mit mattem, schwarzem Lack bestrichen hatte, trat das Problem nicht mehr auf.
Als Lack nehme ich einfach Tafellack, den es günstig im Bastelbedarf zu kaufen gibt! Normalerweise nutzt man diesen offenbar, um irgendwelche Köfferchen und Döschen zu bestreichen, damit man darauf mit Kreide schreiben kann. Denn: Tafellack ist wasserfest und vor allem rau! Er besitzt eine körnige Oberfläche und solch eine Mattierung absorbiert Licht. Diese Farbe hat also alle Eigenschaften, die man benötigt, um das Problem des „vagabundierenden“ Lichtes innerhalb der Kamera zu unterbinden. Tafelfarbe gibt es in verschiedenen Farben. Für die Kamera ist natürlich Schwarz die richtige.
Obacht: Manche Lacke (oder auch Klebstoffe) dünsten Gase aus. Diese können sich auf z. B. Linsen legen und diese ruinieren. Ich möchte diesen Tipp mit dem Tafellack geben. Ich möchte mich aber nicht dafür verbürgen. Nach mehreren Monaten konnte ich dieses Problem hier jedenfalls nicht feststellen. Eine Alternative wäre selbstklebende Velours-Folie:
Selbstklebende Velours-Folie eignet sich auch für den Zuschnitt bzw. zum Auskleiden von Kameras. Die schwarze, samtige Oberfläche absorbiert "herum irrendes" Licht und sorgt für kontrastreiche und scharfe Bilder ohne Schein.
Auch hier weiß ich nicht, inwiefern die Klebefläche ausdünstet. Aus solch einer Folie müsste man sich dann passende Stücke heraus schneiden und diese einfach in die Kamera kleben. Im Gegensatz zum Aufpinseln müsste man sich dabei aber irgendwie ein exaktes Maß anfertigen bzw. ein Schnittmuster.
Mit Tafellack (schwarz) kann man analoge Kameras von innen bestreichen, wenn diese nicht genügend mattiert sind. Hierdurch verhindert man ungünstige Reflexionen im Innern, die sich teils auch auf die Fotos auswirken können.
Zudem wird Tafellack häufig auch damit beworben, dass Kinder diesen (nachdem er trocken ist) ohne Probleme ablecken können (bzw. dass er weiterhin hält). Es müsste sich hierbei also um ein eher gefahrloses Produkt handeln. Sicherheitshalber sollte man die Kamera ohne Objektiv viele Stunden trocknen lassen.
Man benötigt von dieser Paste nur einen kleinen Klecks. Ich nahm anstelle eines Pinsels ein Wattestäbchen. Das funktionierte gut und bereits nach einigen Minuten konnte man bereits sehen, wie die Mattierung einsetzte. Natürlich sollte man hierbei aufpassen, dass man keine sich bewegenden Teile der Kameramechanik damit bestreicht. Diese verkleben ja sonst. Bei meiner alten Sowjet-Kamera gestaltete sich dies sehr einfach, da sie innen wahrlich übersichtlich gestaltet ist. Bei filigranen Kleinbildkamera muss man schon etwas mehr Acht geben. Auf den oberen Bildern ist auch zu sehen, dass ich einen Drahtauslöser verwendete. Dieser besitzt eine Arretierung, so dass bei Stellung „B“ des Zeitenrades der Verschluss geöffnet bleiben konnte. Auch der Spiegel ist so nicht im Weg. Später schloss ich den Verschluss wieder und stellte die Kamera zum Trocknen beiseite. Damit hier genügend Luft heran kommen konnte, setzte ich natürlich auch kein Objektiv auf.
Übrigens: Mir ist das Problem mit innen nicht genügend mattierten Kameras hauptsächlich mit den günstigeren aus ehemaliger Ostblockproduktion begegnet. Japanische Kameras hingegen waren bisher innen immer sehr vorbildlich mit einer schwarzen und matten Beschichtung versehen.
Ergänzend sei auch auf einen Kommentar unten hingewiesen von einem freundlichen Leser meiner Seite. U. a. geht es dabei darum, dem Lack noch Rußpartikel beizumengen und um den Selbstbau einer einfachen Sprühflasche für einen besseren Auftrag.
Tipps zum Tipp (evtl. interessant für Leser, die sich noch etwas ausführlicher mit dem Thema befassen möchten): Tafellack ohne großen Aufwand verbessern (tiefere Schwärze, weniger Glanz- bzw. Reflektionsgrad) durch Beimengung von Flammruß. Herstellung von feinstem Ruß, dem sog. „Lampenschwarz“: über einer (Paraffin-) Kerze (Teelicht geht auch) ein blankes ca. 5 x 5 cm großes (Blechdosen-) Blech waagerecht befestigen und dabei von oben ca. 1/3 tief in die Flamme tauchen. Unter diesen Bedingungen (Sauerstoffverarmung) rußt die Flamme vernehmlich und bildet auf natürliche Weise lichtabsorbierende Nanopartikel (Kohlenstoff Fullerene und Nanoröhrchen). Nach 30 Minuten abschaben in ein kleines Deckelglas, mit der Menge eines Teelöffels Tafellack intensiv verrühren, fertig (mehr auf einmal vorzuhalten ist nicht sinnvoll, denn die Farbe trocknet auch unter Verschluß nach ein paar Monaten unbrauchbar ein, was für den Tafellack solo gleichermaßen zutrifft).
„Flammruß Lampenschwarz“ gibt es fertig als Farbpigmente für Kunstmaler, neben zahlreichen weiteren schwarzen Pulvern, die noch schwärzer „erscheinen“, als Ruß, bis hin zum derzeit schwärzesten aller Schwärzen (Manganoxyde) für das ultimative Ergebnis. Bezug u.a.: https://www.kremer-pigmente.com/elements/resources/products/files/47250.pdf|https://www.kremer-pigmente.com/de/shop/pigmente/47250-flammruss.html)
Für einen gleichmäßig gelungenen Auftrag geht nichts über Spritzen (sofern die Umgebung um die zu lackierende Fläche abgedeckt werden kann, versteht sich). Mehrfach wiederholtes Spritzen/Sprühen/Sprayen in dünnen Schichten aus einer entsprechend großen Entfernung („Einnebeln“) führt zudem zu einer gewissen Oberflächenrauigkeit durch mikroskopische Flockenbildung, die den Reflexionsgrad weiter erheblich verringert. Sprühen geht auch ohne aufwendiges Werkzeug (Kompressor) mittels präparierter Sprühdose zum mehrfachen befüllen. Kurzbeschreibung: ausgedienter Fahrradschlauch –> den metallischen Ventilstutzen sauber abtrennen –> am Boden einer leeren Sprühdose ein Loch bohren, etwas enger als der Stutzen –> Stutzen wenige mm tief einpressen und mit 2K-Kleber („endfest“) befestigen/abdichten oder solide weichlöten –> Dose mit den darin befindlichen Stahlkugeln mittels kleinem Trichter befüllen und intensiv schütteln (Vermeidung von Klümpchen bzw. Sprühventilverstopfung) –> Sclaverand-Fahrradventil einsetzen –> aufpumpen –> sprühen. Mit dem Luftdruck muss man etwas experimentieren, je nach Prozentsatz an Lösungsmittel bzw. Viskosität der Befüllung und geeignet befundenem Sprühnebel. Eine super Sache für vielerlei weitere Gelegenheiten!
Weiters bewährt hat sich ein bequem anwendbarer Spraydosenlack „RAL 9005 Tiefschwarz Stumpfmatt“ (speziell: https://www.123lack.de/spraydose-1k-acryllack-alle-ral-farben-400ml-spruehdose) sowie Farbauftrag in Form der vorstehend beschriebenen Beflockungsmethode.
Beispielfoto Streulichtblende mattschwarz
Blickt man in den so präparierten ehemaligen Innentubus eines ausgedienten 70er Jahre Zoomobjektivs – zweckmäßig zu einer 8 cm langen effektiven Streulichtblende umfunktioniert –, erscheint die Aluröhre innen wie ein „schwarzes Loch“ (hochwirksame Streulicht- bzw. Sonnenblenden, die ihren Namen verdienen, kann man nicht kaufen… kein Vergleich zu der ziemlich beschränkten Wirksamkeit der originalen Auszieh(„Stummel“)-Blende des abgebildeten 135mm C/Y Sonnnars).
Ebenso geeignet wie Schultafellack ist im Übrigen das gerade erwähnte RAL 9005 Tiefschwarz Stumpfmatt in Form moderner wasserbasierter Kunstschmiedelacke (dazu kein Problem mit Lösungsmitteln, Eintrocknen, steinharten Pinseln und und irreversibel versauten Klamotten; z.B. bei Obi als „swingcolor Kunstschmiedelack Schwarz, Stumpfmatt, Wasserbasiert“).
Abschließend sei noch das Original erwähnt: „Zaponlack“ (CLOU) aus der Gruppe der unpigmentierten Zelluloselacke ohne Zusatz von Glanzkörpern plus dem bereits erwähnten (diesbezüglich hohen Anteil) Lampenruß, vergleichbar der früheren Zeiss-Jena-Rezepturen für schwarze Optik-Innenbeschichtungen. Eignung auch als strapazierfähiger Schutz für außen: poliertes Messing dünn lackieren (Zaponlack ohne weitere Zusätze hält auf Messing ohne Grundierung), nach ein paar Jahren stellt sich der typische Goldglanz alter Objektive ein.
Hallo Andreas, vielen herzlichen Dank für diese sehr ausführliche und fundierte Ergänzung zum Thema. Da habe auch ich etwas gelernt und den Tipp mit der Dose und dem Fahrradventil werde ich mir gut im Oberstübchen behalten. Ich habe am Ende meines Beitrages auch noch einmal auf Deinen Kommentar verlinkt.