Gute analoge Spiegelreflexkameras: Unterschiede zu einfacheren Modellen
Klassische analoge Spiegelreflexkameras sehen auf den ersten Blick alle gleich aus. Doch Details entscheiden häufig, warum die einen teurer- und die anderen günstiger bzw. weniger gut sind. In diesen Beitrag widme ich mich den Unterschieden.
Oberflächlich betrachtet geichen sich diese Kameras alle sehr und sie sind sich auch alle sehr ähnlich. Das Besondere steckt hier häufig im Detail. Für mich persönlich spielt vieles davon in der Praxis tatsächlich nur eine untergeordnete Rolle.
Als ich mir meine erste analoge Spiegelreflexkamera gekauft hatte, zeigte ich im kleinen Fotofachgeschäft an der Ecke einfach auf das Regal mit den silbernen und schwarzen Gebrauchtkameras und der Verkäufer drückte mir daraufhin ein bestimmtes Modell in die Hand. Damals sahen diese Kameras für mich alle gleich aus. Ich konnte damit auch sofort loslegen und war zufrieden. Erst später interessierte ich mich für genauere Funktionalitäten und Qualitäten, kam erst darauf, was als besonders ›gut‹ an solch einer analogen Kameras gilt. Auf diese Merkmale möchte ich in diesem Beitrag einmal genauer eingehen.
Grundsätzlich ist eine solche Kamera zunächst nichts weiter als ein lichtdichtes Kästlein, welches für einen bestimmten Moment gebündeltes Licht auf den eingelegten Film fallen lässt. Mehr muss die Kamera erst einmal nicht können für gute Fotografien: Das Auge dahinter und das Objektiv davor sind für die eigenen Bilder viel entscheidender. Dennoch lohnt sich auch ein Blick auf bestimmte technische Merkmale der Kamera selbst. Los geht’s mit den überhaupt realisierbaren Belichtungszeiten:
Kurze, lange und viele Belichtungszeiten
Seit dem letzten Winter befindet sich noch ein Film in meiner Kamera mit einigen freien Bildern, die darauf warten, belichtet zu werden (ich fotografiere selten aber bedacht). Jedenfalls haben wir nun schon Juni und es ist tagsüber viel heller als im November. Dummerweise ist es ein ISO-400-Film in der Kamera – also ein eher lichtempfindlicher.
Möchte ich also mit diesem Film bei prallem Sonnenschein fotografieren und die kürzeste Belichtungszeit meiner Kamera beträgt nur 1/1000 Sekunde, müsste ich die Blende am Objektiv sehr weit schließen (auf ca. Blende 11 min.). Ich mag jedoch Porträtfotografien mit unscharfem Hintergrund. Hierzu muss die Blende möglichst weit geöffnet sein. Ich benötige hierzu also eine Kamera, die viel schnellere Belichtungszeiten ermöglicht, damit es bei geöffneter Blende nicht zu einer starken Überbelichtung kommt. Einige analoge Kameras schaffen kurze Belichtungszeiten (Verschlusszeiten) von 1/4000 Sekunde. Das ist richtig gut. Ansonsten muss man sich mit einem Graufilter behelfen. Das geht auch, ist aber umständlich.
Das hier abgebildete Einstell-Rädchen stammt von einer Nikon FE2. Dies ist bereits eine der teureren analogen SLR-Kameras. Sie kann (u. a.) aber eben auch in einem großen Bereich belichten und man ist für viele Lichtsituationen gewappnet. Weniger gute bzw. meist günstigere Kameras können nur von z. B. 1/000 bis zu 1/2 Sekunde belichten. Für die meisten Situationen reicht dies allerdings aus.
Der gegensätzliche Fall betrifft Langzeitaufnahmen: Es ist hierbei komfortabel, wenn die Kamera auch automatisch eine Belichtungszeit von z. B. vier Sekunden bilden kann. Allerdings kann man so etwas mit fast jeder SLR auch via Drahtauslöser und B-Stellung vornehmen – Man muss dann halt mitzählen (Einundzwanzig, Zweiundzwanzig, …).
100% Sucherbild
Ein Bild im Sucher, welches tatsächlich 100% von dem zeigt, was später auch auf dem Negativ / Dia zu sehen ist, das schaffen nur die wenigsten Spiegelreflexkameras: Bei den meisten kann man während der Aufnahme weniger sehen, als später auf dem Bild vorhanden ist.
Dennoch: Bei hochwertigeren Kameras ist das Bild im Sucher oft weniger beschnitten als es bei den günstigen Modellen der Fall ist. Wer schon einmal eingezwängt in der hintersten Raumecke stand, weil das Weitwinkel bei Innenaufnahmen an seine Grenzen gekommen ist, weiß, wovon ich rede: Man möchte hier beim Fotografieren genau wissen, ob die Person am Bildrand tatsächlich noch gerade so auf dem Bild ist.
Immerhin: Mir ist bisher noch nie eine Spiegelreflexkamera untergekommen, die zu viel im Sucher angezeigt hat.
Wer seine Filme nicht selber digitalisiert / in der Dunkelkammer vergrößert, weiß: Viele Industrie-Scanner im Auto-Modus beschneiden die Bilder an den Rändern. Somit fällt ein reduziertes Sucherbild in der Kamera später gar nicht auf. Das selbe gilt bei Dia-Rahmungen: hier sind die Ränder der Bilder ja ebenfalls leicht beschnitten.
Helles Sucherbild
Auch hier gibt es Unterschiede zwischen dann guten und weniger guten Analogkameras. Ein möglichst helles Bild im Sucher ist ideal. Bei manchen Kameras kann man die Mattscheibe gegen eine noch hellere tauschen.
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Rasseln oder Surren?
Besonders höherpreisige japanische Kleinbild-Spiegelreflexkameras der späten 1970er Jahre sind nicht selten wahre Handschmeichler, deren Mechaniken leise surrend ablaufen und deren Bedienelemente haptisch sauber einrasten. Das kann man von z. B. osteuropäischen Pendants eher weniger behaupten. Diese spiel(t)en jedoch in einer anderen Preisliga und dies hat sehr viel mit der damaligen Ökonomie / Politik zu tun.
Was aber in dieser Hinsicht wichtiger ist: Ein möglichst erschütterungsfreies Auslösen, um Verwackeln zu reduzieren (= schärfere Bilder). Und für so etwas ist – gerade im Kleinbild – eine durchdachte, aufwendige Feinmechanik sehr sinnvoll. Zum Vergleich kann man ja einmal eine Münze oben auf den Blitzschuh der jeweiligen Kamera stellen und via Selbstauslöser auslösen. Fällt sie runter?
Automatiken: Belichtung, Blende, Programm
Bei der Produktion eher teurerer analoger Spiegelreflexkameras ging man in Japan ab den (ich meine) mittleren 1970er Jahren dazu über, dass man – fachmännisch ausgedrückt – beim Fotografieren nicht mehr so viel an den Knöpfen herum knubbeln musste:
Man beachte das grüne A (rechts). Diesen Modus (AV) kennt man ja auch von Digitalkameras: Man stellt einfach manuell die gewünschte Blende ein, die Kamera kümmert sich um den Rest (stellt die Belichtungszeit automatisch ein).
Bei eher einfachen Analogkameras muss man jedoch für die Belichtungsmessung stets durch den Sucher schauen und dort eine sogenannte »Lichtwaage« durch drehen am Zeitenrad (oder der Blende) in Nullstellung bringen. Diese Lichtwaage besteht im Sucher aus einem Zeiger oder aus zwei LEDs. In diesem Beitrag bin ich genauer auf diese beiden unterschiedlichen Messmöglichkeiten eingegangen.
Wer also eine Kamera mit bereits diesem Auto-Modus (A) besitzt, wird bereits eine technisch etwas bessere besitzen – Wobei: Es gibt auch Profikameras, die sich auf diesem Gebiet dezent zurück halten: Manche von ihnen besitzen nämlich noch nicht einmal einen internen Belichtungsmesser und sind trotzdem teuer. Es gibt anders herum auch „Anfängerkameras“, die nur einen Auto-Modus besitzen und keine manuelle Steuerung erlauben.
An dieser Stelle kann man die Kameraklassen also nicht so hart untereinander abgrenzen wie bei den anderen Merkmalen. Ich persönlich schätze mein A am Zeitenrad, denn dadurch kann ich einfach flotter fotografieren – was ja einer der Hauptgründe für die Kleinbildfotografie ist.
- Es gibt auch analoge Kameras mit Blendenautomatik: Man wählt hier die Belichtungszeit vor, die Kamera steuert die Blende.
- Es gibt auch analoge Kameras mit Programmautomatik: Man wählt hier gar nichts vor. Belichtungszeit und Blende werden beide automatisch eingestellt.
Beides halte ich für wenig sinnvoll: Denn mit der Blende steuere ich doch selber bewusst das Maß der Hintergrundunschärfe bzw. die optische Qualität meines Objektives.
Nebenbei: Kameras ohne A oder P – also ohne Automatiken – funktionieren zur Not auch ohne Batterien. Bei den anderen muss für alle Belichtungszeiten stets eine (volle) Batterie vorhanden sein, da hier die Verschlusszeiten elektronisch gebildet werden. Dies könnte also auch ein Nachteil sein.
Messspeicher-Taste und Gegenlichtkorrektur-Taste
Elaboriertere Kameras mit den eben besprochenen drei Belichtungsautomatiken besitzen dann (hoffentlich) noch zwei hierzu gehörende Einstellmöglichkeiten:
Hinweis: Kameras mit Lichtwaage besitzen diese (meist?) nicht.
Durch betätigen der Messwert-Speichertaste wird der eben automatisch gemessene Belichtungswert (Blende, Zeit oder beides) gespeichert, damit der weiße LKW, der gerade ins Bild fährt, nicht die zuvor gemessenen Belichtungseinstellungen wieder verfälschen kann – die sich ja in Echtzeit ständig verändern wollen.
Falls dieser Anhänger mit hoher Eigenhelligkeit aber zuvor schon dominant das Motiv bildete, sollte man an der Gegenlicht-Korrektureinstellung einen Wert von ca. +1 EV einstellen. Denn er manipuliert den Belichtungsmesser durch seine hohe Eigenhelligkeit (die Kamera denkt, es wäre jetzt besonders hell, dabei hat sich an der Beleuchtung nichts getan, als wäre er weg).
Wechselbare Sucher (Lichtschacht, Prisma, Lupensucher)
Einige teure Profi-Kameras bieten die Möglichkeit, dass man bei ihnen das Sucherprisma abnehmen- und es durch einen Lichtschacht oder durch einen Lupensucher ersetzen kann (z. B. Canon F-1, Nikon F, Pentax LX, … ). Das klingt auch gut. Aber für die Praxis dürfte dies meist kaum relevant sein: Zu winzig ist die Mattscheibe bei einer Kleinbildkamera (im Gegensatz zum Mittelformat). Hier ist meinem Erachten nach das Prisma (was bei allen anderen fest verbaut ist) der ideale Sucher, das ja praktisch bereits eine Lupe beinhaltet. Außerdem besitzen viele dieser Systemkameras mit abnehmbarem Suchersystem keinen internen, an den Verschluss gekoppelten Belichtungsmesser.
Wechselbare Mattscheibe
Bei etwas besseren, wertigeren Analogkameras kann man die Mattscheibe leicht wechseln, ohne dass man hierfür herumschrauben müsste:
Das Wechseln der Mattscheibe ist selten nötig – Die Standard-Mattscheibe tut meist ihren Dienst sehr gut. Für einige Modelle gibt es dennoch als Zubehör Wechsel-Mattscheiben. Häufig ist dann ein kleines Werkzeug für den Wechsel dabei (siehe Foto). Alternative Mattscheiben sind vielleicht etwas heller, haben ein Raster oder eine alternative Scharf-Einstellhilfe.
Da sich über die Jahrzehnte fast immer etwas Staub im Prisma bzw. auf der Mattscheibe im Sucher ansammelt, ist die Möglichkeit, die Scheibe leicht zu entfernen, vorteilhaft, um eben diesen Staub entfernen zu können (er gelangt dann aber auch besser hinein).
Vielleicht hatte der simple Austausch von Mattscheiben auch einen anderen Grund: Es konnten vom Hersteller Mattscheiben verkauft werden.
Verschluss: Metall oder Tuch
Der Verschluss einer analogen Spiegelreflexkamera sorgt dafür, dass das Licht für die Aufnahme nur innerhalb eines vorher genau definierten Moment (durch das Objektiv) auf den Film gelangt.
Und so schaut er aus:
Bei guten analogen Kameras (wie bei dieser) besteht der Verschluss aus Metall-Lamellen. Sie sind auch nach Jahrzehnten lichtdicht und zuverlässig. Einfachere Analogkameras besitzen hingegen einen Verschluss aus Stoff „Tuchverschluss“. Ist dieser weiterhin lichtdicht und läuft er zuverlässig ab? Dann gibt es hier kein Problem. Er ist nur etwas langsamer (keine besonders schnellen Belichtungszeiten möglich, s. o.).
Bei diesem Merkmal kann man nicht immer konsequent in »gut« oder »weniger gut« aufteilen. Die Leica M beispielsweise hat einen Tuchverschluss – und dies ist ja alles andere als eine günstige Kamera. Tuchverschlüsse sind häufig auch etwas leiser als die aus Metall. Ich halte den Metall-Lamellenverschluss jedoch für die technisch zuverlässigere Lösung.
Ausreichende Mattierung im Innern
Bleiben wie kurz noch bei den inneren Werten: Alle Kameras sind innen schwarz oder dunkelgrau. Das ist keine Mode – Hierbei geht es darum, Licht zu absorbieren, damit es innen nicht reflektiert wird. Es käme ansonsten ggf. zur Streuung bzw. zu ›Überstrahlungen‹ und geminderten Bildkontrasten.
Bei guten analogen Kameras kann man sehen, dass deren Innenflächen „totmatt“ gehalten sind – samtig bzw. leicht gekörnt. Kameras, bei denen bei der Produktion für so etwas weniger Aufwand betrieben wurde, besitzen dann häufig zwar eine schwarze Lackierung im Innern. Diese reflektiert jedoch noch zu viel Licht.
Insbesondere bei der Verwendung von Weitwinkelobjektiven bei hartem Gegenlicht wirkt sich dies dann negativ auf die Fotografien aus. An dieser Stelle spielt die Kamera dann ausnahmsweise doch eine Rolle, wenn es um Bildqualität geht. Man kann sich hierbei jedoch mit matter Tafelfarbe behelfen, falls man solch eine Analogkamera etwas tunen möchte.
Blendenwert einspiegeln
Bei guten analogen Spiegelreflexkameras gibt es vorne über dem Objektiv am Pentaprisma manchmal ein kleines Fensterchen:
hier über dem Schriftzug „Pentax“
Hinter diesem befindet sich wohl ein kleiner Spiegel, welcher den Blendenwert, der außen am Objektiv eingestellt ist, von der Skala direkt in das Sucherbild einspiegelt.
Das schaut ganz nett aus im Sucher. Da ich aber die Blende als erstes nach den Kriterien Schärfentiefe bzw. beste optische Blende beim Fotografieren stets vorwähle und diese auch so belasse, benötige ich diese Information nicht zum Abgleich im Sucher. Aber in diesem Beitrag berücksichtige auch immer meine persönlichen Vorlieben. Sicherlich schätzen andere diese kleine Information im Sucher. Bereits seit den späten 1970ern gab es übrigens bereits Kameras mit digitaler Anzeige (Zeit / Blende) im Sucher – wie bei der Canon A1.
Offenblendmessung
Dies betrifft m. E. nach nur die alten M42-Schraubgewinde-Objektive: Bei Kameras mit diesem M42-Anschluss muss man meistens zur Belichtungsmessung umständlich noch einen extra Hebel hinunter drücken: Die (voreingestellte) Blende schließt sich nun, das Sucherbild verdunkelt sich und der interne Belichtungsmesser kann erst dann einen korrekten Messwert ermitteln – Dies nennt man »Arbeitsblendenmessung«.
Bei allen Kameras mit proprietären Bajonett war eine Offenblendmessung früh der Standard. Hier muss ein solcher Schalter nicht zur Belichtungsmessung hinunter gedrückt werden bzw. ein solcher ist nicht vorhanden. Hierzu hatte ich einen extra Artikel geschrieben → Offenblendmessung bei M42-Objektiven.
Abblendtaste
Damit man die Schärfentiefe bereits beim Fotografieren beurteilen kann, gibt es bei vielen analogen Spiegelreflexkameras die sogenannte Abblendtaste: Bei Druck auf diese schließt sich die Blende auf den vorher gewählten Wert und man soll dadurch im Sucher beurteilen können, in wie weit sich die Schärfentiefe über das Motiv erstreckt (je nach manuell eingestelltem Blendenwert).
Meiner Erfahrung nach ist das Prozedere nur bei Großformatkameras praktisch nützlich – Bei den winzigen Mattscheiben der Kleinbildkameras ist hier kaum eine gescheite visuelle Kontrolle möglich. Auch darauf kann verzichtet werden.
Ironischerweise bieten simple M42-Kameras mit der einfachen Arbeitsblendenmessung (siehe vorheriger Punkt) diese Taste, da diese für den internen Belichtungsmesser nötig ist.
Bessere Belichtungsmessung
Das Thema, wie überhaupt das durch das Objektiv einfallende Licht gemessen wird, ist jedoch sehr relevant, wenn es um die Unterschiede zwischen einfachen und technisch besseren analogen Spiegelreflexkameras geht:
Nimmt man drei unterschiedliche Analogkameras und richtet sie bei gleichen Einstellungen (Blende, ISO-Wert) bei dem selben Licht auf das selbe Motiv, kann man durchaus unterschiedliche Messergebnisse erhalten, was die hierfür berechnete Belichtungszeit anbelangt.
Einfache Modelle besitzen intern vielleicht einen trägen Mess-Sensor, welcher bei dunklen Lichtverhältnissen viel unzuverlässiger ist als bei helleren. Oder er „schlussfolgert“ nur auf Basis einer einheitlichen Lichtmenge, die auf die Mattscheibe fällt, berücksichtigt jedoch nicht, dass ein großer Teil des Motivs aus der Lichtquelle selbst (einem bedeckten Himmel) besteht und belichtet entsprechend zu knapp (unter).
Bei den besseren Kameras wurde das Messfeld auf die Mitte der Mattscheibe konzentriert oder kurz unter die Mitte gelegt. Oder es wurde hier bereits eine alternative »Spotmessung« integriert.
Das Thema ist etwas kompliziert. Ich selber messe einfach eine Fläche mittlerer Eigenhelligkeit an – z. B. den Boden – und übernehme diesen Messwert für mein Motiv (Messwert-Speichertaste oder Lichtwaage). Wenn es sehr schnell gehen soll, kann man darauf verzichten und sich auf Mehrfeldmessung und dergleichen verlassen.
Blitzen via TTL
Persönlich fotografiere ich gerne mit Kunstlicht (Blitzlicht). Die meisten Analogkameras besitzen lediglich einen einfachen Blitzschuh oben auf dem Gehäuse mit nur einem „Mittenpin“:
Bei Kameras, bei denen mehrere dieser Kontakte am Blitzschuh vorhanden sind, können Kameraelektronik und (kompatibles) Blitzgerät miteinander kommunizieren. Das Blitzgerät weiß dann sozusagen, welche Blende am Objektiv eingestellt ist und welche Empfindlichkeit (ISO) der eingelegte Film hat. Und: Entfernt sich das Motiv von der Kamera (oder anders herum), wird die Licht-Leistung automatisch angeglichen, da hierbei direkt durch das Objektiv gemessen wird. Das nennt man TTL-Blitzmessung (through the lens; engl. für „durch das Objektiv“).
Hinweis: Es gibt auch Kameras mit mehr als einen Pin, welche dennoch nicht TTL-fähig sind: Der zusätzliche Pin dient dann nur zur Möglichkeit zum Anzeigen der Blitzbereitschaft im Sucher.
Damit ist dann auch mittels Kunstlicht ein sehr flottes fotografieren / belichten möglich. Bei einfacheren Kameras ohne TTL-Blitzmessung muss man alle Werte stets separat am Blitzgerät einstellen. Siehe auch → Analog fotografieren mit der Taschensonne
Entfesselt man das Blitzgerät jedoch (via Kabel oder Funkempfänger) muss man bei den alten analogen Kameras jedoch meist auf diesen Komfort verzichten, da es für die analoge TTL-Blitztechnik (m. W. nach) keine kompatiblen Funkempfänger / Sender gibt. Bei der Fotografie im Studio spielt dies ebenso eine sehr untergeordnete Rolle: Hier misst man das Licht ohnehin mittels Blitzbelichtungsmesser bzw. stellt die Leistung der Blitzgeräte manuell ein.
Anschluss für einen Winder
Als „Winder“ wird ein Motor / Handgriff bezeichnet, welcher unten an die analoge SLR-Kamera geschraubt werden kann, siehe hier. Die Kamera muss hierfür auf der Bodenplatte entsprechende Kontakte und einen mechanischen Mitnehmer besitzen. Einfachere Analogkameras besitzen so etwas nicht. Das ist meiner Meinung nach auch nicht schlimm: Wer möchte schon drei Bilder pro Sekunde aufnehmen? Genau darum, weil ich mir Zeit nehme, fotografiere ich analog.
Manche dieser Winder gestatten jedoch auch (vorprogrammierbare) Serienaufnahmen und ein solider Handgriff ist vielleicht auch nicht zu verachten. Man fällt zumindest damit auf.
Spiegelvorauslösung
Bei einigen Spiegelreflexkameras kann man den Spiegel manuell hochklappen. Wozu soll das gut sein? Ursprünglich wurde diese Funktion offenbar eingeführt, damit die ganz alten, stärkeren Weitwinkel-Objektive überhaupt nutzbar sind: Sie ragen zu weit nach hinten in das Gehäuse hinein und der Spiegel ist hier im Weg. Solche Objektive habe ich jedoch noch nie gesehen.
Durch ein Hochklappen des Spiegels lange vor dem Auslösen verringert man jedoch Vibrationen – zumindest in der Theorie. Insbesondere bei der Makrofotografie oder dem Arbeiten mit starken Teleobjektiven wäre dies vielleicht relevant. Außerdem ist die Kamera dann deutlich leiser, weil das Hochklapp-Spiegelgeräusch nun fehlt. Dies ist vielleicht bei der Veranstaltungsfotografie sinnvoll (Man kann ja einen separaten Sucher aufstecken).
Dieses Buch sieht aus wie aus den 1970er Jahren. Dies trügt: Es ist eine Neuveröffentlichung. Hier geht es nicht darum, wie man gelungene Fotografien anfertigt. Hier geht es um Technik: Es ist sozusagen eine Universalbedienungsanleitung für die vielen älteren manuellen analogen Kameras. Es ist ein "Handbuch" zur Bedienung der mechanischen Kamera.
Fazit
So viele technische Raffinessen sind es ja gar nicht, anhand derer man analoge, mechanische Spiegelreflexkameras untereinander unterscheiden kann. Auf die Besonderheit von elektronischen SLR-Kameras bin ich jedoch nicht eingegangen. Hier kommen dann noch Dinge wie beispielsweise das Einbelichten der Aufnahmedaten auf die Filmstege hinzu und natürlich ein schneller Autofokus.
Wie man im Text an manchen Stellen bereits heraus lesen konnte: Viele der Funktionalitäten benötige ich persönlich überhaupt nicht für die Art, wie ich analog fotografiere. Ich selber komme auch mit eher rudimentären analogen Spiegelreflexkameras zu meinen Zielen. Bei Ihnen ist dies vielleicht schon wieder anders.
Hallo und danke für die Übersicht. Das hilft mir weiter, wenn man als Anfänger nicht weiß, was „gut“ ist und was weniger.
Hallo Thomas,
Du schreibst :
« Bei guten analogen Kameras (wie bei dieser) besteht der Verschluss aus Metall-Lamellen. Sie sind auch nach Jahrzehnten lichtdicht und zuverlässig. Einfachere Analogkameras besitzen hingegen einen Verschluss aus Stoff „Tuchverschluss“. Ist dieser weiterhin lichtdicht und läuft er zuverlässig ab? Dann gibt es hier kein Problem. Er ist nur etwas langsamer (keine besonders schnellen Belichtungszeiten möglich, s. o.). »
Sei mir bitte nicht böse, aber das ist mir zu verallgemeinert. Der Tuchschlitzverschluß hat auch Vorteile. Nicht ohne Grund wurde er viele Jahrzehnte in der Leica verbaut. Dort spielte der Preis nun wahrlich keine Rolle.
Der Tuchschlitzverschluß ist in aller Regel leiser als ein Metallschlitzverschluß. Auch ist er im Hinblick auf Berührungen unempfindlicher. Wer in der Hektik beim Filmwechsel schon einmal in den offenen Filmkanal gegriffen hat weiß wovon ich spreche. Drückt man leicht auf das Tuch des Tuchschlitzverschlusses passiert in aller Regel nichts. Beim Metallschlitzverschluß bedeutet eine Delle meist wirtschaftlicher Totalschaden der Kamera. Auch können undichte Tücher problemlos ausgetauscht werden; zumindest bei der Mehrheit der Kameras. Das ist auch ein Grund wieso man noch heute problemlos mit 80 Jahre alten Leicas fotografieren kann. Es gibt Ersatzteile.
Auch Hasselblad erkannte das Problem schon früh. So hatte die 2000 z.B. einen Metallschlitzverschluß. Rate einmal wieso die Kamera so häufig im Service war. Kurze Hilfe: eingedrückte Verschlusse. Das Nachfolgemodell (201F) hatte wieder einen Tuchschlitzverschluß. Dass dieser die 1/2000s nicht mehr schaffte war nebensächlich. Sie war mechanisch zuverlässiger und zudem leiser. Ach ja, bevor ich es vergesse: der Tuchschlitzverschluß benötigte bei der Blad Strom. Auch wenn sie keine Zeitautomatik hat. Auch diese Deiner Aussage ist zu allgemein. Wollte man mit der 201F rein mechanisch fotografieren mußte man Zentralverschlußobjektive benutzen und den Schlitzverschluß abschalten. Das ging dann wohl; aber nur bis 1/500s.
Ein weiterer Grund der für den Tuchschlitzverschluß spricht ist die bewegte Masse. Tuchschlitzverschlüsse sind meist erschütterungsärmer. Das heißt, sie leiden weniger unter dem ndt. genannten Problem shutter shock. Um so schneller der Verschluß, um so größer der Impuls und somit die Erschütterung.
Ältere Fotografen wußten, daß man mit Riesenteleobjektiven oder am Mikroskop am besten eine Leica (M) benutzte. Hier waren die Erschütterungen durch den Verschluß deutlich geringer als bei allen Mitbewerbern. Noch besser waren natürlich Kameras mit Zentralverschluß bzw. solche Verschlüsse in den Objektiven selbst.
Interessant, das war mir so noch gar nicht bewusst.
Hallo Thomas,
auf jeden Fall haben einen 100%-Scher:
Minolta XM
Nikon F, F2,3,4,5,6
Ob es Modelle von Canon (F1?), Pentax (LX?), Olympus oder Contax (Deutschland oder Japan) gab weiß ich nicht. Vielleicht der eigenartige Würfel von Rollei, an dessen Namen ich mich nicht erinnern kann?????
Bei Leica meine ich mich zu erinnern daß man sich auf das „Diaformat“ beschränkte. Das ergab auch Sinn. Man lieferte den Kunden oftmals gerahmte Dias damit sie diese bei der Auswahl u.U. groß anschauen konnten. Auch die Hauptkundschaft von Leica, gut betuchte Hobbyknipser, fotografierten oft mit Diafilm.
Ob spätere Spitzenmodelle mit AF von Canon (EOS) oder Minolta einen 100%-Sucher haben kann ich nicht sagen. Die Suchmaschine Deines Vertrauens kann Dir sicherlich weiterhelfen.
Vielleicht findet sich ein 100%-Sucher bei Spitzenmodellen von Topcon, Miranda o.ä.? Ausschließen würde ich das nicht. Es gab in der Vergangenheit einige heute völlig vergessene/unbekannte Firmen welche technisch die Nase ganz weit vorne hatten.
Vielleicht weiß ein Sammler mehr dazu zu sagen. Ich war immer Praktikerin.
Hallo Thomas,
ich denke Du hast aus Deiner Sicht sicherlich recht. Aber Du mußt beachten, dass als diese Kameras entwickelt und verkauft wurden, andere Zeiten herrschten.
Irgendwie kommt mir der Vergleich vor als würdest Du eine Rennpappe mit einem Mercedes vergleichen. Natürlich kann man mit beiden Autos von A nach B fahren. Ebenso kann man mit einer Rasselblad ebenso Fotos machen wie mit der echten Schwedin. Der Unterschied liegt im Detail, der Bequemlichkeit, wie auch in der Zuverlässigkeit.
Für Deine technisch eher anspruchslose Fotografie genügt sicherlich auch eine sehr einfache Kamera. Mit Diafilm sieht die Sache schnell anders aus. Dann kommt es auf hohe Belichtungssicherheit an. Alle Zeiten sollten exakt laufen, die Blende sollte genau schließen etc. Das gelang z.B. einer ehemals sehr teuren Profi-Nikon viel besser als einer Pentax K 1000 oder gar einer grobschlächtig zusammengenagelten Knipse aus den Tiefen des (ganz bösen und roten) Ostens.
Apropos Nikon: die Frage mit dem Sucherbild (100%) – Nikon F 3,4,5,6 schaffen es auf jeden Fall. Ob das immer wünschenswert ist steht auf einem anderen Blatt. Ich persönlich sah das immer mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Für alle welche meinten ihre Bilder selbst vergrößern zu müssen um HCB nachzuahnen, war ein solcher Sucher sicherlich eine tolle Sache. Andere, welche eher Dias belichteten, fanden ihn eher suboptimal.
Ich persönlich fotografiere analog fast ausschließlich Menschen. Meist aus der Hand. Ich brauche keine Spiegelvorauslösung. Würde ich Landschaften und Nahaufnahmen fotografieren sähe die Sache völlig anders aus.
Für mich spielt ein guter Sucher eine große Rolle. Er sollte hell und klar sein. Auch mag ich keine großen, schweren und lauten Kameras. Nikon geht für mich z.B. gar nicht. Die Dinger sind mir zu laut und zu groß (F 2,3,4 …..). Mit der FE-2 sehe ich im Sucher nichts. Das Ding ist einfach zu unübersichtlich. Mit Brille geht nix. Auch stört mich der Schnellspannhebel welcher ohne Motor immer absteht.
Auch in Sachen Abblendtaste bin ich völlig andere Ansicht. Das Ding ist oftmals nützlicher als man denkt. Nicht um die Schärfentiefe zu bestimmen, das klappt nicht, aber um die Wirkung des Hintergrunds zu beurteilen. Kommen schon Dinge störend oder noch nicht ? Oftmals sieht man bei offener Blende auch einfach Elemente nicht welche im fertigen (abgeblendeten) Foto recht störend sind. Stichwort: Telegrafenmasten aus dem Kopf.
Auch wenn die Frage nach der richtigen Kamera in der Tat nicht so wichtig ist wie sie von vielen Hobbyfotografen dargestellt wird, man sollte seine Kamera schon bewußt auswählen. Zumindest spielt der Hersteller keine ausschlaggebende Rolle. Es muß weder Leica noch Nikon sein. Auch andere Mütter haben wunderschöne Töchter.
Hallo Frau Müller, du gehst hier auch auf Zuverlässigkeit und Ergonomie ein. Das habe ich größtenteils ausgeklammert. Mir geht es hier primär um die Ausstattung. Die Sache mit dem abstehenden Spannhebel kenne ich allerdings auch. Die Kamera muss wohl für „Rechtsäugler“ entworfen worden sein.
Danke für die Information mit dem 100%-Sucherbild. Das wusste ich gar nicht.
Hallo Thomas.
Vielen Dank für Deinen Beitrag. Als ich mir das so durchgelesen habe und auf mich reflektiert habe, musste ich doch schmunzeln.
Meine ersten Erfahrungen in der Fotografie habe ich Ende der 1970er-Jahre mit einer Praktica Super TL1000 gemacht. Sie hatte nur das nötigste und im Sucher eine Lichtwaage. Mehr brauchte ich damals nicht.
Als dann die Canon AE1 Programm heraus kam, wechselte ich die Marke. Es waren ein paar Knöpfe mehr aber alles noch handelbar. Die Kameras wechselten und mittlerweile bin ich im digitalen Bereich bei einer Sony A7RIII angekommen und wünsche mir nichts sehnlicher als ein abgespecktes Menü. Wer einmal mit der o.g. Kamera gearbeitet hat, weiss wovon ich rede.
Nun habe ich mir alles in ein Custom-Menü gelegt und was da drin ist, reicht mir auch aus.
Will heissen: Die Ansprüche steigen eigentlich nur in den Hirnbereichen, die für das „Haben will“ zuständig sind.
Mittlerweile genieße ich die Ausflüge mit meiner Rolleiflex 3,5B sehr und fotografiere fast ausschliesslich nur noch damit. Ich erfreue mich der Einfachheit der Bedienung und die Bilder sind – meiner bescheidenen Meinung nach – irgendwie schöner. Das kann aber auch an dem 6×6-Format liegen, was mich bezüglich der Bildgestaltung nicht so bevormundet. Oder liegt es an meinem Alter und den damit verbundenen Drang unnötigen Ballast los zu werden? Es ist wohl eine Mischung aus beidem.
Schönen Gruß von Günni
Hallo Günter, danke für den Kommentar!
Danke für den Beitrag. Mir geht es ähnlich, vieles, was dieser Tage teils als unverzichtbar postuliert wird (Blendenwerteinspiegelung, Spiegelvorauslösung oder Abblendtasten) nutze ich persönlich im Kleinbildformat auch nicht. Ich dachte bisher, dass ich die Möglichkeiten nicht ausschöpfe. Nun bin ich etwas froh, dass es auch anderen so geht.
Danke für die Übersicht. Vielleicht ist noch der Selbstauslöser zu nennen?
Dazu hatte ich schon fast etwas stehen. Aber ich habe es dann doch gelassen, weil die meisten eher einfach aufgebauten SLRs so einen eigentlich besitzen und er keine Besonderheit in diesem Sinne ist.