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Filmvorstellung Kentmere 400 – der „kernige“

Thomasletzte Änderung: Jun 2024 2 Kommentare

In diesem Beitrag stelle ich den Kentmere 400 S/W-Film vor. Es handelt sich um einen Film mit klassischer Kornstruktur und höherer Empfindlichkeit. Es gibt ihn derzeit sogar vor Ort in manchen Drogeriemärkten zu kaufen. Ich finde, dieser Film ist genau richtig für alle, die markante analoge Fotografien erhalten möchten – ohne „Weichspüler“.

analoge Kamera mit Kentmere 400 Film geladen bei geöffneter Rückklappe

Nicht so körnig wie gedacht aber durchaus kantig – so würde ich den Kentmere PAN 400 salopp beschreiben.

Heute soll es auf meinem Blog über die Analogfotografie wieder um eine Filmvorstellung gehen: Kein Exot aus dem Tiefkühlfach soll es dieses Mal sein sondern der Kentmere PAN 400 – ein aktueller S/W-Film, den man derzeit hierzulande u. a. sogar im Rossmann-Drogeriemarkt mitnehmen kann (zumindest im Kleinbildformat).

Filmschachteln liegen im Regal eines Drogeriemarktes

Diesen Film kann man derzeit auch in manchen Drogeriemärkten kaufen.

Kentmere ist der Hersteller der »Ilford-Filme« aus Großbritannien. Etwas günstiger als Filme der Marke „Ilford“ werden der Kentmere 100 sowie der Kentmere 400 angeboten – konfektioniert sowohl für das Kleinbild (Typ 135) wie auch für das Mittelformat (Typ 120). Ich finde, der Kentmere 400 ist etwas kerniger als sein Cousin aus gleichem Hause (gemeint ist der Ilford HP5) und auf dieser Hypothese soll mein Beitrag auch aufgebaut sein: Wer gerne Tee trinkt und einmal einen etwas herben ›schwarzen Briten‹ probieren möchte, der kann nebenbei durchaus einmal den Kentmere 400 in die analoge Kleinbildkamera einlegen:

 

Schubkarre mit Maurerkelle und Schaufel im Innern

Die beiden Tortenheber liegen nach getaner Arbeit in der alten Schubkarre wie Kertészs Gabel am Tellerrand. Genau für solche eher „kantigen“ S/W-Fotografien eignet sich ein Film wie der Kentmere 400

– und natürlich auch das harte, seitliche Bühnen– bzw. Sonnenlicht bei einer solchen Aufnahme.

 

vier Reportage-Fotografien vom Zementieren eines Zaunpfahls

Zuvor musste jedoch noch ein Zaunpfahl zementiert werden: Zunächst wurde die Schalung aus Holz angefertigt, dann wurde der Zement angemischt. Dieser wurde dann in die Schalung geschüttet. Spaziert man unter Schnellstraßenunterführungen hindurch, wird man oft ein Holzmuster-Abdruck im Beton erkennen – Es ist das selbe Prinzip.

Was für ein Glück, dass dieser Film eine recht hohe Empfindlichkeit besitzt: So konnte ich in der Eile des Gefechts genügend abblenden und alle Fotografien wurden gestochen scharf – ohne dass ich mit bei meiner manuellen Kleinbildkamera ständig nachfokussieren musste.

Solch ein 400-ISO-S/W-Film eignet sich hervorragend für die klassische Reportagefotografie, die man vielleicht noch aus alten Magazinen kennt:

Mann haut mit Hammer auf Steine

Es empfiehlt sich, der Füllmasse noch einige Steinchen beizumischen. Diese kann man einfach aus altem, festen Zement gewinnen. Bei solchen Motiven wie dem oberen nutze ich in der Nachbearbeitung die Technik des weichen Nachbelichtens der Bildränder: Die Außenbereiche sind dezent dunkler abgebildet als das Bildzentrum.

Der Kentmere 400 ist dabei gar nicht so grobkörnig, wie ich dachte (er scheint etwas feinkörniger zu sein als sein Konkurrent, der Fomapan 400). Belichtet man ihn nicht unter, erhält man – zumindest bei diffusem Licht – eine recht geschmeidige Tonwertverteilung. Die Filmempfindlichkeit beträgt hier tatsächlich auch 400 ASA / ISO 400. Allerdings finde ich, dass dieser Film bei prallem Sonnenlicht (hoher Eigenkontrast des Motivs / hohe Kontraste) die Lichter nicht so gut „deckelt“ wie sein etwas besser erzogener Bruder – der HP5. Der Kentmere 400 scheint hierbei eher der rabiate Handwerker zu sein.

 

Foto von blühenden Büschen im Frühling und Neubauten als bildliche Metapher

Noch eine Metapher: Hier wollte ich unbedingt die blühenden Sträucher im Mai ablichten, wie sie vor der Kulisse der gerade entstehenden Neubauten grünen.

Schauen wir uns ein Detail dieser Fotografie stark vergrößert an:

Detailausschnitt einer Fotografie mit dem Kentmere 400 Film

Im Gegensatz zum beispielsweise Ilford Delta 100 ist die Auflösung des Kentmere geringer. Doch ich finde, sie ist bei solch einer Vergrößerung noch völlig in Ordnung. Er ist erstaunlich feinkörnig für einen ISO-400-Film mit klassischer Kornstruktur im preislich geringeren Bereich.

eine Produktabbildung eine Produktabbildung eine Produktabbildung eine Produktabbildung eine Produktabbildung eine Produktabbildung eine Produktabbildung eine Produktabbildung eine Produktabbildung eine Produktabbildung eine Produktabbildung eine Produktabbildung
Ilford Delta 400 135-36 AgfaPHOTO APX 100 135-36 Ilford PAN F plus Fomapan 100 Classic 135-36 Ilford FP4 135-24 Ilford HP5 Plus 135-36 AGFAPHOTO APX 400 135-36 Schwarzweiss-Film Fomapan 400 Action 135-36 10 Rollen Shanghai Schwarz & Weiß 135 35mm 36Exp Iso 100 Film Auto DX Ilford Delta 100 135-36 Kodak T-MAX 400 135-36 Kodak TRI-X 400 TX 135-36
  • lichtstark (ISO 400; pushbar auf 1600)
  • dafür feines Korn / hohe Auflösung
  • klassisches, recht feines Korn
  • hoher Belichtungsspielraum
  • günstig
  • sehr feines Korn
  • sehr hohe Auflösung
  • "altmodischer" Look
  • recht feines Korn
  • günstiger Preis
  • Klassiker / Markenprodukt
  • feinkörnig bei "klassischem" Look
  • klassischer Reportagefilm
  • hoch empfindlich
  • hohe Empfindlichkeit
  • hoher Belichtungsspielraum
  • günstig
  • klassischer Look ohne Schnickschnack
  • höhere Empfindlichkeit
  • günstig
  • klassischer "unmoderner" Filmlook
  • einer der günstigsten
  • sehr hohe Auflösung / sehr feines Korn
  • hohe Empfindlichkeit
  • trotzdem feinkörnig
  • hoch auflösend
  • Klassiker der Reportage
  • typischer S/W-Look
  • gut pushbar
  • teuer
  • kein "klassischer Look"
  • nicht hochauflösend
  • gering empfindlich
  • geringerer Belichtungsspielraum
  • weniger hoch auflösend als Ilford
  • nicht hoch empfindlich
  • nicht feinkörnig
  • gröberes Korn als andere
  • geringe Auflösung
  • geringere Auflösung als andere
  • hoher Preis
  • geringerer Belichtungsspielraum
  • recht teuer
  • recht teuer
  • nicht hochauflösend
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Ich entwickelte meinen Kentmere 400 selber daheim im Bad im Negativentwickler »Kodak D-76« im Mischungsverhältnis 1+1 bei 14 Minuten und bei 1/2-minütigem Kipprhythmus.

Stillleben aus Apfelsinenschaen

Ein Freund von mir isst für sein Leben gerne Apfelsinen. Ich weiß gar nicht, warum er die Schalen aufbewahrt hatte. Jedenfalls eignet sich dieses Ensemble gut für dieses abstrakte Stillleben, an dem ich nicht vorbei gehen konnte, ohne auf den Auslöser zu drücken. Für solche Motive eignet sich dieser S/W-Film sehr gut: Man erhält klassische analoge S/W-Fotografien mit genügend „Bums“.

 

Landschaftsfotografie mit umgestürztem Baum und Felsen im Hintergrund

Aber für Landschaftsfotografien wie dieser eignet er sich m. E. weniger. Hier gibt es so viele winzige Details und Mikrokontraste, die alle auf die kleine Fläche des Kleinbildes „gezwängt“ werden wollen. Ein feinkörnigerer Film (wie beispielsweise der Kentmere 100 oder der Delta 400 / 100) ist für so etwas besser geeignet. Im Mittelformat sähe dies gewiss schon wieder etwas anders aus.

 

eine Landschaftsaufnahme mit blühendem Bäumchen vor dunklen Bäumen

Noch eine Landschaftsaufnahme. Wenn hier die Sonne nicht ihren Diffusor gehabt hätte (gemeint ist eine Wolkenschicht), wären zwar die hellen Blüten des Bäumchens im Vordergrund viel besser akzentuiert abgebildet, das gesamte Foto wäre visuell jedoch völlig unruhig gewesen. In der Dunkelkammer kann man so etwas (den geringen Motivkontrast) aber mittels Schwämmchen und Farmerschen Abschwächer partiell korrigieren bzw. aufhellen. Dann wäre diese Fotografie auch genügend gelungen.

 

Boote liegen umgedreht am Ufer, fotografiert mit einer Kunststoff-Linse

Zum Schluss noch ein etwas spezielles Foto: Ich experimentiere gerne mit Kunststoff-Linsen. Eine solche hatte ich hier anstelle des regulären Objektives an meiner Kleinbildkamera verwendet. Sie weist alle erdenklichen Abbildungsfehler auf. Aber gerade dieses Nicht-Perfekte macht häufig den Reiz an der analogen Fotografie aus und hierzu passt auch der Kentmere 400: Er ist kein perfekter Film, kein Chorknabe. Für solche „kantigen“ S/W-Fotografien eignet er sich jedoch sehr gut. Zudem ist er verhältnismäßig günstig im Handel erhältlich.

eine Produktabbildung AGFAPHOTO APX 400 135-36 Schwarzweiss-Film

Der APX 400 / Kentmere 400 ist ein klassischer Reportagefilm mit sichtbarem Filmkorn aber höherer Empfindlichkeit. Er eignet sich nicht für hoch aufgelöste FineArt-Landschaften sondern eher für Porträts, Milieus, usw.

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Ich hatte parallel auch den »Agfaphoto APX 400« mit dem Kentmere zusammen in der Entwicklerdose entwickelt: Man liest, dass beide Filme identisch seien. Auch ich konnte hier keine Unterschiede feststellen (bis auf die unterschiedliche Randbeschriftung). Auch der »Rollei RPX 400« soll offenbar gleich sein. Hierzu liegen mir jedoch (noch) keine Vergleiche vor.

veröffentlicht: 20.06.24 | letzte Änderung: 21.06.24

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Hallo! Hier schreibt Thomas. Ich beschäftige mich seit über 20 Jahren mit der analogen Lichtbildkunst und ich stehe entweder in der Dunkelkammer oder digitalisiere meine Filme am Computer. Analoge-Fotografie.net ist ein ›Ein-Mann-Betrieb‹. Daher kann es manchmal etwas dauern, bis ich Kommentare beantworte.

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2 Kommentare

Filmvorstellung Kentmere 400 – der „kernige“

  1. Thomas G. sagt:

    Hallo Thomas,

    vom 400er Agfa APX 135 habe ich in den letzten Jahren einige 10er Stangen belichtet und im Fachlabor entwickeln lassen. Es kamen immer angenehm weiche, jedoch etwas grobkörnige Negative heraus. Mein Favorit, wenn ich ohne Stativ fotografiere. Auch mit einer lichtstarken Festbrennweite muß man stark abblenden um eine höhere Schärfentiefe zu erreichen. Bei diffusem Licht im Wald oder am Waldrand kommt man damit nicht so schnell an die Verwacklungsgrenze. Wenn möglich nutze ich mindestens 1/125 Sek., zur Not auch noch die 1/60. Mit einem 100er hätte ich da oft keine Canche. Damit würde ich unter diffusem Licht und mittlerem Grau, (altes Mauerwerk) bei einer Blende von 5,6 eine Bel.-Zeit von 1/125 Sek. erreichen. Also keine Blende 8 oder 11, und im Wald schon zweimal nicht.

    • Thomas sagt:

      Hallo, das sind auch meine Erfahrungen: Wenn man gerne abgeblendet fotografiert bzw. eine gewisse Schärfentiefe für das Motiv relevant ist, kommt man selbst in der hellen Jahreszeit bei einem ISO-100-Film bei diffusem Licht draußen an die Grenzen des aus der Hand Fotografieren. Dann heißt es bei mir häufig bei der Planung: Entweder ein ISO-400-Film nutzen oder ein Einbeinstativ einpacken.

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