Fine Tuning: Lokale Kontraste mit Farmerschen Abschwächer erhöhen
Ein mir sehr wichtiges Werkzeug ist der sogenannte „Farmersche Abschwächer“. Eigentlich ist der Abschwächer für Negativ-Korrekturen gedacht. Doch es lassen sich durchaus auch Positive, also Silbergelatineabzüge, damit bearbeiten.
Abschwächer bei Negativen
Normalerweise nutzt man den Farmerschen Abschwächer bei zu dichten Negativen: Das Negativ wird in einer Abschwächer-Lösung gebadet und man kann dann beobachten, wie die Schwärzung wieder abnimmt bzw. das Negativ eben „abgeschwächt“ wird. Bei dieser Methode muss aber unbedingt daran gedacht werden, dass der Farmersche Abschwächer zunächst immer die dünnsten Partien (also hier die Schatten) angreift. Das Negativ muss also überbelichtet sein, möchte man beim Abschwächen seine Schatten nicht wegbleichen.
Für den Negativprozess empfehle ich daher den sogenannten „Lichter-Abschwächer„. Im Gegensatz zum Farmerschen Abschwächer greift der Lichter-Abschwächer tatsächlich auch als erstes die zu dichten Negativpartien an (und lässt die dünnen unberührt).
Doch ich möchte mich in diesem Artikel einem ganz anderen Einsatzzweck des Abschwächers nach Farmer widmen:
Flüssigkonzentrat Farmerscher Abschwächer nebst Werkzeug
Farmerscher Abschwächer im Positivprozess
Ich habe den Abschwächer bisher nur wenige Male bei Negativen einsetzen müssen. Ich möchte demonstrieren, wozu man diese Chemie noch nutzen kann. Zunächst zeige ich eine Fotografie:
Bei diesem Bild hatte ich mich regelrecht mit dem Farmerscher Abschwächer ausgetobt. Ich hatte das Foto in einem Kiefernwald aufgenommen. Wie man sieht, ging es mir um den hellen, abgestorbenen Baum im Zentrum.
Zunächst belichtete ich das Blatt mit einer zu weichen Gradation: Das Maximalschwarz der Schatten wird dabei gerade so erreicht (sie sind kräftig genug bzw. tiefschwarz; die Schatten laufen aber noch nicht zu), die Lichter werden aber zu grau. Der Vorteil hierbei aber ist: Durch die zu weiche Gradation werden die Mitteltöne dunkel genug abgebildet.
Damit der helle Baum richtig zur Geltung kommen kann (lokaler Kontrast / Hell-Dunkel-Kotrast), muss er aber in einer eher dunklen Umgebung stehen (Mitteltöne dunkel halten). Ich interpretiere also das Negativ, statt es lediglich 1:1 zu kopieren. Würde ich gleich mit einer härteren (global korrekten) Gradation vergrößern, käme mir der Waldboden aber zu hell. Ich würde die angestrebte visuelle Wirkung verfehlen. Durch die zu weiche Gradation wird der Waldboden dunkel genug abgebildet, der helle Baum im Zentrum ist nun aber freilich bereits zu dunkel.
Nun kommt der Abschwächer ins Spiel!
Ich nehme ein Wattestäbchen, tauche jenes in die Lösung und streife es leicht ab. Danach gehe ich bei Tageslicht mehrmals über den (noch zu grauen) Baum im Bildzentrum: nach und nach hellt er sich auf. Die dunkleren Bereiche daneben bleiben davon fast unberührt:
Ich betreibe hier also analoge Bildbearbeitung! Als nächstes nehme ich mir die Baumstämme im Vordergrund vor. Deren Rinde muss knackiger abgebildet werden, der lokale Kontrast muss erhöht werden. Für diesen Bildbereich wäre eigentlich eine harte Gradation ideal gewesen. Doch dann (ich erwähnte es ja schon) wäre mir der Waldboden zu hell gekommen. Doch kein Problem: Auch über die Rinde der Bäume gehe ich in mehreren Durchgängen mit dem Farmerschen Abschwächer.
Die hellen Bereiche bei dieser Bildbearbeitung wurden stetig heller. Die dunklen Bildbereiche blieben dunkel. Durch das erhöhen des Lokalen Kontrastes erschaffe ich zudem auch eine Erhöhung der Visuellen Schärfe! Haben Sie um die jeweils zu behandelnden Bildstellen relativ dunkel geprintet (was ich ja mit dem dunkleren Waldboden getan habe), bekommen Sie ein gewisses Leuchten in Ihre Bilder. Natürlich können Sie mit dem Abschwächer auch dezenter umgehen. Bei meinem Bildbeispiel mit dem weißen Baum hatte ich doch recht ausführlich Hand angelegt.
Ein weiteres Bildbeispiel
Ich hatte eine Serie von Bildern im Schnee angefertigt. Prämisse war folgende: Der Schnee sollte sich in seiner Helligkeit nur eine Nuance vom reinen Papierweiß unterscheiden! Er sollte also weder zu grau, noch reinweiß (also „ausgefressen“) sein. Das ist mir kaum ohne großen Zeitaufwand möglich gewesen, denn die Gradation hätte dann (für jedes Bild der Serie) sehr fein gesteuert werden müssen.
Doch ich habe ja den Farmerschen Abschwächer! Zunächst belichtete ich das Fotopapier wieder mit einer leicht zu weichen Gradation. Das Ergebnis sah folgendermaßen aus: Das Maximalschwarz in den Bäumen wurde gerade so erreicht (tiefes Schwarz; die Schatten haben dabei noch Zeichnung). Der Schnee war aber durch die zu weiche Gradation zu grau. Ich hätte nun eigentlich die Gradation um einen ganz bestimmten Wert erhöhen müssen. Aber ich hatte es mir einfacher gemacht, nämlich die Lichter (den Schnee) nach Sicht behandelt:
eine Nuance ~ 20 Sekunden

Viele solcher Tipps finden Sie auch in guten Büchern für das Fotolabor.
Nun kam wieder der Abschwächer ins Spiel. Ich gab diesmal das gesamte Blatt Fotopapier in eine Schale mit der Lösung und bewegte es darin. Nach einer gewissen Zeit (vielleicht 20 Sekunden) nahm ich das Blatt heraus und beförderte es sofort in eine Schale mit Wasser bzw. spülte das Papier ab. Nun betrachtete ich mir das Ergebnis bei hellem Licht: Der Schnee war immer noch etwas zu grau, also wiederholte ich den Vorgang, bis die Lichter (also der Schnee) den gewünschten Grauton angenommen hatten. Natürlich hatte ich hierbei auch den Dry Down Effekt im Hinterkopf. Weiterhin hatte ich ein bereits korrekt „abgeschwächtes“, nasses Blatt als Referenz zum Vergleich vor mir.
Diese Neuerscheinung richtet sich an Fortgeschrittene in der Dunkelkammer: Es werden Techniken wie beispielsweise das Vorbelichten von Fotopapier, das Entwickeln von Farbnegativen sowie einige Edeldruckverfahren und andere Kreativtechniken behandelt.
Ich musste keine Angst haben, dass ich mir auf diese Weise die dunkleren Bildpartien „anbleiche“. Denn Farmerscher Abschwächer wirkt ja zunächst nur in den hellen Bildbereichen.
Hier sieht man die Blätter: Am Vortag fertigte ich die Abzüge an und ließ sie grob trocknen. Am nächsten tag widmete ich mich dem „Feinschliff“: Bei einigen der Motive war der Schnee / der Himmel dunkler als bei anderen. Diese dunkleren gab ich dann in ein Bad hoch verdünnten Farmerschen Abschwächer und konnte diese so nach Sicht in ihrer Helligkeit an die anderen Abzüge anpassen. Natürlich wurde das Papier später erneut eingeweicht und zum Trocknen auf eine Scheibe gepresst (ich nutze die Klebeband-Methode zum Trocknen).
Weitere Einsatzzwecke
Sie können den Abschwächer hervorragend für Portraits nutzen. Sie können hier mit dem Wattestäbchen das Weiß der Augen aufhellen, wenn jenes zu dunkel geraten ist oder zu graue Highlights korrigieren. Ja, auch die Haut können Sie aufhellen.
Ein weiteres gutes Beispiel wäre ein nachbelichteter Himmel: Sind Ihnen nun die Wolken zu grau, dann schwächen Sie diese doch einfach ab: Das dunkle Himmelblau bleibt davon ja unberührt. Sie erhöhen den lokalen Kontrast.
Ferner können Sie Strukturen, die durch weiches Licht ungünstig betont sind, zu etwas mehr „Knack“ verhelfen. Am Waldboden beim ersten Beispielfoto lässt sich dies sehr gut erkennen und auch an der Rinde der vorderen Bäume. Übrigens: Dieser „Mikrokontrast“ lässt sich bei manchen Papieren ebenfalls noch etwas mittels Selentoner erhöhen. Mit dem Abschwächer werden kleinste helle Elemente einer Fläche aufgehellt. Mit dem Selentoner können dunkle Elemente einer solchen Passage noch einen Tick dunkler bzw. tiefer abgebildet werden. Der lokale Kontrast erhöht sich. Bei den meisten meiner Abzüge wende ich beides als „Fine-Tuning“ im Anschluss an.
Noch ein gutes Beispiel für eine dezente Bearbeitung: Man belichtet hierbei den Abzug mit einer etwas zu weichen Gradation leicht zu lang, dass alles etwas zu dunkel erscheint. Das helle Häuschen lässt sich später sehr einfach wieder aufhellen und „strahlt“ nun innerhalb der düster gehaltenen Umgebung.
Und so wird’s gemacht
Nach den Bildbeispielen folgt nun eine allgemeine Anleitung für den Farmerschen Abschwächer.
Pulver oder Konzentrat?

Falls Ihnen die Lichter (z. B. Kreidefelsen) einmal zu grau geraten, hellen Sie jene doch einfach später nach Sicht mit einem Schwamm und Abschwächer auf!
Den Abschwächer gibt es zunächst in Pulverform in kleinen Tütchen. Dies ist die verbreitete Form. Ich empfehle aber, sich ein Flüssigkonzentrat zuzulegen. Ein solches können Sie beispielsweise bei Fotoimpex erwerben. Das verlinkte Produkt wird ewig halten, denn für partielles Abschwächen benötigt man ein kleines Schälchen bzw. lediglich ca. 3 ml von jedem Konzentrat. Im Artikeltext des Produktes stand bei mir etwas von „Fixierer als Stopper“. Dies kann ich nicht bestätigen. Ich stoppe hier einfach nur mit Wasser.
Der Nachteil von Pulver: Nachdem Sie das Pulver in Wasser aufgelöst haben, hält sich die Lösung nur eine kurze Zeit. Sie müssen beim nächsten Mal also ein weiteres Tütchen benutzen. Vom Flüssigkonzentrat nehmen Sie über die Jahre einfach immer ein paar Milliliter zur Verwendung heraus.
Ansatz
Ich nutze den verlinkten Abschwächer von Spur. Für partielles Abschwächen nehme ich ein kleines Schälchen und 100 ml Wasser.
- Soll die Wirkung nur gering / zögerlich sein (Abschwächen von ohnehin hellen Bildbereichen) nehme ich von jeder der beiden Teilkonzentrate (A & B) jeweils 1 ml.
- Für eine mittlere Wirkung (helles Grau soll geblichen werden) nehme ich von beiden Teilkonzentraten jeweils 2 ml.
Sie werden schnell ein Gefühl für die benötigte Konzentration erlangen. Fangen Sie besser geringer Konzentriert an und geben Sie dann einfach etwas Konzentrat in die Lösung hinzu, wenn sich eine Wirkung nur sehr zögerlich einstellt.
Bei meinem Beispiel oben mit dem hellen Schnee, welcher nur eine zarte Nuance heller werden sollte, nutzte ich jedoch einen viel dünneren Ansatz: 4 ml A + 4 ml B + 1000 ml Wasser! Hier muss man auch beachten, dass ich in diesem Fall das gesamte Blatt in ein Abschwächer-Bad gab und so eine kontinuierliche Wirkung statt fand. Bei 20 Sekunden war die erste Nuance geblichen. Dies sah ich bei derlei feinen Schritten aber erst, nachdem das Blatt einige Zeit im Wasserbad schwamm.
Haltbarkeit
Die nun angesetzte Lösung hält ca. eine Stunde. Das Konzentrat hält natürlich mehrere Jahre.
Wann wird abgeschwächt?

Bei diesem (Lochkamera-) Foto hellte ich die Straße im Nachhinein tüchtig auf und erhielt dadurch einen gesteigerten lokalen Kontrast in Bezug zur Fläche daneben.
Das Fotopapier wird zunächst ganz normal entwickelt, gestoppt und auch fixiert. Im Anschluss folgt eine kurze Wässerung. Nun gehen Sie mit dem Fotopapier ans Tageslicht bzw. dort hin, wo sie eine gute Lichtquelle zur Beurteilung haben. Hier können Sie dann nach Sicht abschwächen (partiell oder in der Schale). Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden, dann geben Sie das Papier wieder zurück in die Wässerung und wässern aus. Das Fotopapier darf nicht wieder in den Fixierer.
Sie können freilich auch alte Prints nachträglich mit dem Abschwächer behandeln.
Schwächen Sie sukzessiv ab!
Auch heute passiert es mir noch manchmal: Ich schwäche ab und schwäche ab und sage mir: noch ein kleines bisschen und – versaut! Mist. Ehe Sie sich versehen ist aus der weißen Marmorstatue mit ganz zarter Schattierung ein weißer, zweidimensional wirkender Rechteck ohne jegliche Zeichnung geworden. Daher ist es sehr wichtig, die Abschwächerlösung nicht zu konzentriert anzusetzen und auch sukzessive zu arbeiten. Das bedeutet:

Greift die automatische Maskierung nicht mehr (helle Bereiche grenzen direkt an den abzuschwächenden Bereich), kann man sich mit Abdecklack / Abziehlack behelfen.
Denn je heller die Bildstelle wird, desto schneller wirkt ja der Abschwächer. Irgendwann wird der Vorgang beschleunigt. Ich fange zunächst immer mit den riskanteren Partien beim Abschwächen an. Wenn man hier etwas versaut, ärgert man sich wenigstens nicht über die Arbeit, die man bereits mit dem Abschwächen weniger anspruchsvollere Partien aufgewandt hat.
Trocknen der Bildstelle zwischendurch
Ich tupfe schmale Bildbereiche zwischendurch nach dem jeweiligen Wässerungsvorgang oft mit einem Papiertaschentuch ab. Ich verspreche mir davon Folgendes:
- Die Abschwächerlösung wird durch das Wasser auf der Papieroberfläche nicht noch weiter verdünnt.
- Es wird das Risiko verringert, dass die Abschwächerlösung durch den nun kaum noch vorhandenen Wasserfilm in benachbarte Bereiche fließen kann.
Tatsächlich ist das partielle Arbeiten mit dem Farmerschen Abschwächer auf einer zuvor leicht getrockneten Stelle viel effizienter als bei einer, auf der sich noch ein Wasserfilm befindet.
Werkzeuge
Wie auf dem ganz oben stehenden Foto zu sehen ist, nutze ich entweder einen kleinen Schwamm oder Wattestäbchen. Ein kleines Schälchen reicht für die Lösung. Für ganz winzige Stellen kann man auch einen Zahnstocher nutzen. Aus der Apotheke habe ich mir diese kleinen Spritzen besorgt zum millilitergenauen Abmessen des Konzentrats.
noch ein Beispiel aus der Praxis
Dieses Bild hatte ich mit meiner kleinen (bzw. leichten) „Welta Weltax“ 6×6-Kamera aufgenommen.
Das Konzept beim Vergrößern war ähnlich dessen, welches ich bei dem „weißen Bäumchen“ im ersten Beispiel angewendet hatte: relativ dunkel vergrößern und einzelne Bereiche mittels Farmerschem Abschwächer wieder aufhellen. Hier konnte ich aber partiell besser nachbelichten: So belichtete ich das Fotopapier zunächst mit einer eher „normalen“ Gradation. Das Ergebnis sähe dann so aus, dass die Lichter (der Schnee) fast schon brillant wären, das Gras im Vordergrund wäre aber zu hell (es war recht helles Gras). Diesen Vordergrundbereich konnte ich hier aber natürlich ziemlich gut nachbelichten.
Und dieses „Helle“, die dominierende Stelle, soll der Fels sein. Dieser war aber einfach nur grau.
Bei Landschaftsfotografien (eigentlich bei allen meiner Fotografien) ist mir persönlich ein gewisser Realismus weniger wichtig: Ich interpretiere meine Negative. Etwas Farmerscher Abschwächer auf dem Schwämmchen verhalf dem Felsen schnell zum nötigen Strahlen, zur nötigen visuellen Dominanz.
Auch die Rinde des Baumes rechts im Vordergrund wurde leicht mit dem Abschwächer behandelt: So erhöhte ich hier den Lokalkontrast der Rinde ein wenig, was dem Schärfeeindruck zu Gute kam. Auch der Haselbach bekam eine entsprechende Behandlung, damit die Gischt brillant weiß wird.
Tunlichst vermeiden musste ich, dass mir der Abschwächer in den Schnee läuft! Solche hellen Stellen brennen ganz schnell aus, wenn man nicht aufpasst. Dann wäre alles hinüber. Noch in der Dunkelkammer belichtet ich außerdem den oberen Bereich direkt über und links neben dem Felsen etwas nach, damit hier (später beim Abschwächen) ein klarer Hell-Dunkel-Kontrast entsteht.
Gute, eindrucksvolle Landschaftsfotografien benötigen oft eine entsprechende Positiv-Bearbeitung. Vielleicht interessieren Sie sich an dieser Stelle auch für meinen Artikel über das Nachbelichten der Ränder bzw. über das „Einengen“.
Wenn Sie sich für solche Begriffe wie „Visuelle Dominanz“ oder lokale Kontraste beim S/W-Vergrößern interessieren, bzw. dafür, wie man ein Negativ „interpretieren“ kann, dann empfehle ich Ihnen sehr das Buch „Workshop Schwarzweiß-Printing“ von Larry Bartlet und John Tarrant aus meiner Buchbesprechung.
Welche Bildbereiche bei diesem Handabzug im Nachhinein bei Tageslicht mittels einem Wattestäbchen behutsam aufgehellt wurden, wird Ihnen jetzt natürlich klar sein. Obacht: Nach jedem Zwischenwässern entsprechende Bildstellen trocken tupfen, bevor der Abschwächer erneut aufgetragen wird. Ansonsten droht ein Verlaufen in benachbarte Regionen. Ich musste auch verdammt aufpassen, dass ich mir die Schattierung des Rohres nicht wegfixierte. Denn sonst wäre es nur noch eine weiße „Latte“ im Bild. Das selbe galt für die Baumstämme im Hintergrund.
Abschwächer in hoher Konzentration
Sie können den Farmerschen Abschwächer auch sehr hoch konzentriert einsetzen (also auch ganz ohne Wasserverdünnung). Dann können Sie sofort jegliche Schwärzung aus dem Fotopapier wieder entfernen z. B. wenn Ihr Fotopapier an den Rändern Licht abbekommen hat. Ich hatte mal einen defekten Vergrößerungsrahmen mit einem „Loch“. An dieser Stelle hatte der Rand des Fotopapiers manchmal eine kleine Schwärzung. So etwas wischte ich dann einfach mit konzentriertem Abschwächer ab.

Bei diesem Foto (mit einer Meniskuslinse, daher der Lichthof) habe ich sowohl den zunächst sehr dunklen Hintergrund als auch den Boden ordentlich mit dem Abschwächer gequält.
Übertreiben
Sie können auch einmal versuchen, die Schatten zu quälen. Belichten Sie einmal dunkle Kellergemäuer im Positivprozess leicht über: die Schatten laufen dann freilich zu. Nun nehmen Sie etwas höher konzentrierten Abschwächer und gehen damit immer wieder über die Schatten. Plötzlich wird wieder Zeichnung sichtbar werden und sie werden einen Effekt feststellen, den man nicht richtig mit Worten beschreiben kann – Sie werden einen sehr piktorialistischen, weichen Bildeindruck erhalten. Doch Vorsicht: Hierbei kann sich auch ein hässlicher gelber Schleier bilden. Ebenso können Sie mit dem Abschwächer natürlich auch gnadenlos ihre Lichter aufbleichen! Der Schwede Anders Peterson wendet diese Technik offenbar immer wieder gerne bei seinen Bildern an.
Das Gegenteil: der Lichterabschwächer
Ganz oben erwähnte ich ihn bereits: den sogenannten Lichterabschwächer. Diese Chemie ist ebenfalls ein Abschwächer, funktioniert aber genau anders herum: Zuerst werden die stark geschwärzten Partien angegriffen, viel später die zarten Töne. Beim Farmer ist es ja genau anders herum.
Hier sehen Sie ein Fläschlein Lichter-Abschwächer, welches damals von Tetenal hergestellt wurde. Warum der Name „Lichter-Abschwächer“? Dieser bezieht sich auf das Negativ: Hier sind die am stärksten gedeckten Stellen eben die Lichter. Und diese können damit abgeschwächt werden, ohne die Mitteltöne und Tiefen in einem bestimmten Maße zu beeinflussen.
Bei einem Positiv, also dem Handabzug, kann man jedoch mit dem Lichterabschwächer die Schatten aufhellen! Mitteltöne und erst recht die Lichter bleiben zunächst unberührt! Sie haben einem Baum vor hellem Hintergrund zu viel Licht gegeben und die Schatten sind „zugelaufen“. Schade um’s Papier. Doch halt: gehen Sie einmal mit diesem Abschwächer über das Geäst. Sie werden feststellen, dass es nun wieder etwas an Zeichnung gewinnt und dass der helle Hintergrund zunächst nicht davon betroffen ist. Hier könnte man nie mit dem Farmerschen Abschwächer ran gehen.
Hinweis: Mittlerweile habe ich diesem „anderen“ Abschwächer einen eigenen Artikel gegönnt: Der Lichterabschwächer. Am Ende können Sie auch einen Blick in ein altes Fachbuch werfen, wo auf die verschiedenen Abschwächer eingegangen wird. So etwas findet man ja in neueren Büchern leider kaum.
All dies funktioniert natürlich nur in einem bestimmten Rahmen. Für mich dienen die Abschwächer als Feinschliff. Um eine korrekt ermittelte Belichtung und Gradationsfilterung kommt man auf Dauer nicht umhin.
Hinweis: Im Internet-Archiv (archive.org) finden Sie das Buch „Finessen im Fotolabor“ von Werner Wunderlich kostenlos zum Lesen vor. Ab Seite 90 gibt es ein sehr ausführliches Kapitel zu den verschiedenen Abschwächern (viel ausführlicher als hier erläutert).
Hallo Thomas,
ein sehr informativer Artikel. Ich habe mir den Abschwächer von Spur besorgt und werde ihn bei Gelegenheit anwenden. Ein wenig Gedanken mache ich mir noch wegen des Fixierens. Sie schreiben, dass man nach dem Abschwächen nicht mehr fixieren sollte. Aus Gründen gefährlicher Reaktionen? Was ist mit noch im Barytpapier enthaltenem Restfixieren, Sie schrieben „nach kurzer Wässerung“? Vielen Dank www.otto-witte.de
Thomas (Admin)
Hallo Otto,
danke sehr für Ihren Kommentar. M. E. ist der Begriff „Fixierer“ etwas irreleitend. Man mag dabei vielleicht annehmen, es handele sich dabei um so etwas wie ein Haarspray, welches eine Form fixiert. Dabei „spült“ der fotografische Fixierer nur all das Silber aus, welches kein Licht bekommen- und folglich später auch nicht entwickelt wurde. So zumindest meine recht anspruchslose Deutung. Denn mit Chemie kenne ich mich gar nicht aus.
Will sagen: Beim Abschwächen wird Silber gelöst wie ein Zahn im Kiefer (welches ursprünglich eigentlich belichtet und entwickelt wurde) und sogleich durch Fixierer „weggespült“. Denn im Farmerschen Abschwächer ist Fixierer enthalten.
Ein zusätzliches (bzw. exzessives) Fixieren kann Schaden anrichten, indem der Fixierer feinste Graunuancen „abspült“. Im Farmer ist bereits Fixierer „eingebaut“.
Wenn man nur kurz mit einem Schwämmchen eine kleine Fläche auf Fotopapier oder Film mit dem Farmerschen Abschwächer behandelt, braucht man danach nicht wieder exzessiv zu wässern. Ich lege das (Baryt-) Fotopapier danach in eine hohe Schale („Katzenklo“) mit Wasser und nehme vielleicht vier, fünf Wasserwechsel vor. Mehr schadet auch nicht. Das Papier schwimmt längere Zeit darin.
Mit „nach kurzer Wässerung“ ist der Arbeitsschritt gemeint, welcher nach dem Einwirken des Abschwächers erfolgt, kurz bevor man sich das erste Ergebnis betrachtet. Am Schluss sollte ausführlicher gewässert werden.
Viele Grüße!