Vorstellung und einige Beispielfotos der Olympus µ [mju] II Point- & Shoot-Kamera
Die Olympus µ (mju) II ist eine recht interessante Point-und-Shoot-Kamera also ein reines Automatikmodell in sehr kompakter Form und mit einem interessanten Objektiv. Dass man damit nicht nur Knipsen- sondern durchaus auch etwas anspruchsvollere Bilder fotografieren kann, zeige ich in diesem Beitrag.

In diesem Beitrag gibt es einige Bildbeipspiele von und einige Hinweise zur Olympus mju II.
»Point- & Shoot-Kameras« waren die Smartphones der 1990er Jahre – Was das Fotografieren anbelangte. Jeder konnte sie bedienen und nur wenige Zeitgenossen benötigten für ihre Bilder eine elaboriertere aber deutlich kompliziertere und teurere analoge Kamera wie eine Spiegelreflexkamera.

Mit solchen Hosentaschenrutschern fotografierte man in den 90er Jahren.
Die meisten Fotografien in den hiesigen Fotoalben der 1990er und frühen 2000er Jahren sind gewiss mit derlei vollautomatischen Point- & Shoot-Kameras aufgenommen worden. Den Film gab man einfach im Drogeriemarkt ab. Das Typische hier: Die roten Augen bei Farbaufnahmen. Denn das kleine Biltzgerät sitzt bei diesen Hosentaschenrutschern direkt neben dem Objektiv und leuchtet somit direkt ins Auge der Porträtierten.
Die Olympus mju 2 ist eine der heute bekanntesten dieser Kompaktkameras, da sie ein überdurchschnittlich gutes Objektiv verbaut hat, mit welchem man – rein technisch betrachtet – auch etwas mehr als nur Knipsen kann:
Diese Point- und Shoot-Kamera von Olympus passt bequem in die Hosentasche einer Jeans und sie ist in zwei Sekunden aufnahmebereit.
Die Olypus Mju II gibt es in mehren Ausführungen. Hier abgebildet ist ein sehr schön erhaltenes Exemplar in der Farbe »Champagner« – Obacht da kommen …
… Schafe auf einen zugerannt. Sofort hatte ich hier mein erstes Beispielfoto mit dieser Kamera gemacht. Denn man zieht solch eine Kompaktkamera einfach aus der Hosentasche, schiebt schnell den Objektiv-Schutzschieber beiseite, legt an und löst aus. Kein manuelles Fokussieren, kein Nachdenken über Blende und Belichtungszeit. Alles geht hier automatisch – wie beim Smartphone heute eben (noch schneller als bei diesem).
Bei dieser Aufnahme sieht man dann aber auch, was der Nachteil bei solch einer »Point & Shoot« mit Vollautomatik sein kann: Die Mju beschloss bei diesem Beispielfoto, den Fokus auf den Boden und nicht auf die Schafe zu legen. Man kann den Autofokus der Olympus µ 2 aber mittig im Sucher platzieren (durch den Trick, dass man beide Tasten auf der Rückseite gleichzeitig drückt).
Man kann den Auslöser auch leicht herunter drücken und so halten. Dann fokussiert die Kamera auf die hier anvisierte Entfernung und stellt auch die Belichtung auf dieses Detail ein. Bei meinem Test der Kamera wusste ich dies nicht und so wurde irrtümlich auf den Boden fokussiert.
Auch bei dieser Aufnahme wurde nicht etwa auf die schwarze Katze im Vordergrund fokussiert, sondern die Mju stellte automatisch auf die Ferne scharf. So etwas kann man bei solch einer Point- und Shoot-Kamera selten gescheit steuern. Wie bereits gesagt: Bei der Olympus Mju II geht dies dennoch, wenn man den Spot-Modus aktiviert, damit auf die schwarze Katze zielt, den Auslöser leicht herunter drückt, bis eine grüne LED im Sucher erscheint und dann auslöst. So etwas können gewiss nur wenige Point-&-Shoot-Kameras.
Bei solch eher geringen Vergrößerung sieht man allerdings gar nicht, wenn man den Fokus nicht ganz getroffen hatte. Für meine Beispielfotos benutzte ich durchgehend einen S/W-Film: Den Agfaphoto APX 100, welchen es u. a. auch im DM-Drogeriemarkt zu kaufen gibt.
Die Olympus mju II besitzt einen kleinen eingebauten Blitz. Dieser ist eigentlich für dunkle Räume gedacht. Ich blitze aber gerne auch am Tag. Denn dadurch – durch eine Prise Kunstlicht – kann man manchmal prima Vordergründiges betonen, während der Hintergrund etwas dunkler abgebildet bleibt. Insbesondere bei S/W-Film kann dies manchmal zu sehr interessanten Bildern führen.
Manchmal entschließt sich solch eine vollautomatische Point-und-Shoot-Kamera allerdings, die Belichtungszeit beim Blitz relativ schnell einzustellen. Dann erhält man beim Blitzen am Tag solch ein „Nachtfoto“, welches doch schon recht artifiziell ausschaut. So etwas kann man natürlich bewusst als Effekt in einer Fotoserie nutzen. Allerdings würde ich hierfür besser manuell bedienbare analoge Kameras nutzen, um weniger Überraschungen zu erleben. Man kann hier bei der Mju 2 immerhin wählen:
- automatischer Blitz (je nach Helligkeit)
- Blitz aus
- Blitz immer an
Die Olympus Mju 2 besitzt vorne einen Schieber, welcher das Objektiv, den Sucher, den Blitz, den Lichtsensor für den Belichtungsmesser und die Dioden für den Autofokus verdeckt. Zugeschoben löst sie natürlich auch nicht mehr aus. Somit ist diese Kamera sehr gut geschützt und lässt sich prima in die Hosentasche schieben. Das Batteriefach und die Rückklappe sind zudem durch Gummi gegen Feuchtigkeit abgedichtet. Als Batterie möchte die Mju 2 eine vom Typ „CR123A“ oder „DL123A“. Dies sind günstige 3V-Fotobatterien, welche es auch heute im Handel gibt.
Noch ein Beispielfoto mit der Olympus-Mju-Kamera. Verbaut ist hier ein vierlinsiges Objektiv mit meiner Lieblingsbrennweite von 35 mm und einer Lichtstärke von 1:2,8. Es zeichnet zumindest im Bildzentrum für solch eine Kompaktkamera überraschend schön scharf. Allerdings hatte ich bei diesem Objektiv auch kleine Probleme feststellen können – dazu gleich mehr.
Auch die Rückseite der Olympus Mju II ist ziemlich minimalistisch gehalten: Man hat hier ein Display, welches die Anzahl der bisher belichteten Bilder anzeigt, den Blitzmodus und den Fokusmodus (automatisch oder mittenbetont). Zudem gibt es einen Knopf für den Blitz und einen für einen zuschaltbaren Selbstauslöser. Einen weiteren, versenkten Knopf gibt es, um den Film vorzeitig zurück spulen zu können. Außerdem hat die Kamera ein kleines Filmfenster, durch welches man einen schmalen Teil der eingelegten Kleinbildfilmpatrone sehen kann, um zu wissen, was für ein Film gerade eingelegt ist.
Einfach nur Heu im Juni: Ich mag solche minimalistischen S/W-Fotografien.
Wo kann man eigentlich die Empfindlichkeit des eingelegten Filmes einstellen, damit der interne Belichtungsmesser einigermaßen korrekte Werte ausgibt? Das geht bei solchen analogen Kompaktkameras selten. Stattdessen beachten Sie die vier Kontakte im Innern der Kamera bei der Aussparung für die Filmpatrone: Sie tasten den sogenannten DX-Code der Kleinbildpatrone ab:
Man beachte bei der Filmpatrone rechts den silber-schwarzen Code: Hierdurch wird bei kompatiblen Kameras die Filmempfindlichkeit automatisch ausgelesen. Und wenn die eingelegte Filmpatrone keinen DX-Code besitzt? Dann geht die Olympus Mju vermutlich von einer Empfindlichkeit von ISO 100 aus. Solch einen Agfaphoto APX 100 hatte ich bei alle meinen Beispielfotos mit dieser Kamera benutzt.

Zu den bekanntesten Filmen zählt hierzulande der AgfaPhoto APX 100. Er ist ein klassischer S/W-Film mit hohem Belichtungsspielraum und mittlerer Auflösung, ähnlich dem Ilford FP4 aber etwas günstiger.
Man lege bei diesem Foto das Augenmerk auch auf den unscharfen Rand. Bei dunklem Umgebungslicht öffnet die Kamera automatisch die Blende. Hierdurch kann es passieren, dass die Ränder leicht unscharf erscheinen. Denn so gut, wie oft behauptet, ist das Objektiv hier nämlich nicht, wenn man genauer hinsieht. Bei dem oberen Foto mit dem Heu tritt dieser Fehler kaum zu Tage, da es bei der Aufnahme hell genug war und die Kamera entsprechend abblendete (wodurch die Abbildungsqualität besser wird).
Auch hier sieht man, beim genaueren Betrachten, eine leichte Unschärfe an den Bildecken. Vielleicht hat meine Olympus Mju II aber vielleicht auch nur einen Defekt?
Detailausschnitt der oberen Fotografie – Sicherlich: das winzige Objektiv der Olympus Mju wird nicht die Auflösung und nicht die Schärfe erreichen, welche ein gleiches, deutlich größeres Objektiv für eine Spiegelreflexkamera erreichen kann (insbesondere an den Ecken bei geöffneter Blende). Aber für höhere Vergrößerungen wurden solche Kompaktkameras ja auch nie gebaut. Die Abbildungsqualität ist für eher kleinere Vergrößerungen durchaus überzeugend – bei den äußerst kompakten Maßen der Kamera und dem völlig simplen Bedienkonzept.
Mit solch einer analogen Schnappschusskamera (die in zwei Sekunden aus der Hosentasche gezogen aufnahmebereit ist) gelangen solche Bilder. So flott geht dies noch nicht einmal mit dem Handy.
Allerdings hat meine Mju einen leichten Lichteinfall. Man sieht dies unten bei dieser Abbildung. Und: Manchmal (selten) gibt es Bildüberlappungen. Auch dies ist auf diesem Foto (linker Rand) zu sehen. Beide Fehler passieren bei meinem Exemplar, wenn die Kamera längere Zeit liegt bzw. bei der ersten Aufnahme nach einer längeren Pause. Die Lichtdichtungen bestehen aus präzise geformtem Gummi. Sicherlich hat sich dieses Material innerhalb von zwanzig Jahren verändert. Leider kann man diese Gummidichtungen nicht so gut austauschen, wie es bei einer klobigen Spiegelreflexkamera der Fall ist, wo man meist einfach nur dünne Moosgummistreifen in die Fugen pressen muss, wenn die Kamera Lichteinfall hat. Bei der Olympus Mju II ist im Innern alles recht filigran.
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Noch einige Worte sollen zur Belichtungsmessung bei der Olympus Mju 2 verloren werden: Auch hier hat man einen relativ simplen internen Belichtungsmesser in der Kamera. Will sagen: Besitzt das Motiv z. B. einen weitläufig hellen Himmel, so passiert es bei solchen Kameras häufig, dass die Belichtungsautomatik denkt, es wäre besonders hell und sie belichtet entsprechend knapp. Das selbe gilt natürlich auch für Schnee. Dies führt dann zur Unterbelichtung, zu »schweren Schatten« ohne Struktur (hier bei den Schatten unter den Bäumen). Für manche Motive jedoch eignet sich solch eine Unterbelichtung sogar.
Dagegen kann man bei solchen vollautomatischen Kompaktkameras leider nichts machen (außer eine Graufolie über den vorderen Lichtsensor halten oder den DX-Code der Patrone zu manipulieren). Denn einen Schalter für eine Belichtungskorrektur besitzen derlei simplen Kameras bewusst nicht, genau so wenig natürlich wie eine Messwert-Speicher-Taste, um nicht den Benutzer mit zu viel Technik zu verwirren.
Bei der Mju II immerhin kann man den Messwert durch gedrückt halten des Auslösers auf halber Höhe zwischenspeichern. Allerdings speichert man dadurch auch gleichzeitig die aktuelle Fokus-Einstellung, bis man den Auslöser wieder los lässt.
Die Olympus mju 2 kann (ich dachte, das Bild wird nichts) Nahaufnahmen machen. Bis ca. 35 cm nah kommt man an das Motiv heran.
Auch hier nutzte ich den kleinen internen Blitz dieser Kompaktkamera, um bei dieser S/W-Fotografie den Hell-Dunkel-Effekt besser heraus arbeiten zu können. Man muss sich derlei Fotografien am besten einmal gerahmt in einem selbst gemachten Passepartout vorstellen. Dann kann man mit solch einer analogen Kompaktkamera durchaus auch etwas künstlerische Fotografie betreiben.
Dieses Bild mit den zwei Personen, welche sich langsam auf dem Weg entfernen, war tatsächlich auch das letzte Foto auf meinem Probefilm und soll auch das letzte in diesem Beitrag sein. Pünktlich nach 36 Aufnahmen spult die Kamera den Film dann (recht laut!) per integriertem Motor zurück. Man sollte solch eine Kamera also nicht dort nutzen, wo man unauffällig (leise) fotografieren möchte.
Als Fazit: Leider ist die Olympus Mju II mittlerweile ziemlich teuer auf dem Gebrauchtmarkt zu erstehen. Teilweise werden Preise um die 300 Euro dafür aufgerufen. Das ist mehr als das Doppelte des damaligen Neupreises. Vor einigen Jahren konnte man diese Kamera noch für ein Taschengeld ersteigern.
Dies ist interessant: Die eher hochwertigeren Kameras der 1990er Jahre – gemeint sind die System-Spiegelreflexkameras mit Wechselobjektiven, integriertem Motor und Autofokus wie eine solche – sind heute tatsächlich oft für einen »Appel und ein Ei« auf dem Gebrauchtmarkt zu beziehen, obwohl sie damals deutlich teurer waren als besagte Point-&-Shoot-Kameras.
Zum Technischen: Noch nie hatte ich eine solch schnelle Kamera genutzt, bei welcher die Abbildungsqualität des Objektives auch noch ähnlich gut ist wie bei dem einer analogen Spiegelreflexkamera – allerdings nicht, was die Ecken bei geöffneter Blende anbelangt. An den Ecken zeichnet auch diese Kompaktkamera (mein Exemplar zumindest) häufig nicht scharf genug ab, wenn man genau hinschaut.
Exception: list not available: 10471Der integrierte Belichtungsmesser ist in Ordnung, tendiert (wie bei vielen analogen Kameras) eher zur Unterbelichtung, wenn das Motiv viele helle Bereiche besitzt.
Der Sucher der Olympus Mju 2 ist allerdings ziemlich winzig: Man darf nicht schräg hindurch schauen. Denn dann sieht man nichts vom Motiv.
Ich hatte mir diesen »Point- & Shoot-Klassiker« von einem Freund ausgeliehen. Man kann die Kamera wegen der sehr geringen Größe tatsächlich immer dabei haben und Bilder sind damit oft schneller als mit dem Handy gemacht. Aber für meine Ansprüche hat man hier zu wenig manuelle Eingriffsmöglichkeiten. Ich möchte beispielsweise die Schärfentiefe kontrollieren (und schätze meine Agfa Selectronic Messsucherkamera deutlich lieber). Was die Geschwindigkeit, die schnelle Einsatzbereitschaft anbelangt, ist solch eine Kompaktkamera wie die Olympus µ II natürlich ungeschlagen bei guten Abbildungseigenschaften (siehe meine Beispielfotos).
Ich hatte mir damals die Mju für eine längere Südamerikareise angeschafft, weil ich meine SLR nicht mitschleppen wollte und auch um den fast sicheren Diebstahl zu vermeiden.Ich schoss die üblichen Reisedias und konnte bei der Projektion keinen offensichtlichen Unterschied zu meinen SLR-Dias bemerken.Letztes Jahr hatte ich die Mju aus der Versenkung geholt und einen Delta 400 verschossen.Die Bildqualität hat mich sehr überrascht, mittlere vergrösserungen waren kein Problem, fast ein Wunder bei der winzigen, in Plastik gefassten Linse.Das grösste Problem ist der langsame Autofokus und die dann folgende Auslöseverzögerung.Fotos von sich bewegenden Personen sind kaum machbar.