Übersicht über die verschiedenen Typen analoger Kameras
Wenn man sich dazu entschieden hat, in die analoge Fotografie einzusteigen, dann gibt es zunächst gute Nachrichten: Die Kameras sind auf dem Gebrauchtmarkt günstig und in großer Auswahl zu erstehen! Allein: Welcher analoge Kamera-Typ ist der geeignetste für mich? Diese Übersicht möchte zumindest für eine grobe Orientierung sorgen.
Es gibt ganz unterschiedliche Bauformen analoger Kameras.
Noch viel mehr als bei Digitalkameras lässt sich das Spektrum der verschiedenen Analogkameras in die verschiedensten Formen bzw. Typen gliedern: Je nach Einsatzzweck bzw. Sujet bietet sich eine andere Form von Kamera bzw. ein anderes Filmformat an.
Wenn man sich auf Ebay in der Kategorie „Analogkameras“ umschaut, dann wird man schnell feststellen, dass das Angebot an entsprechenden Kameras sehr hoch ist. Hier sei aber gleichfalls darauf hingewiesen, dass ein Kauf über Ebay mit Risiken verbunden ist – denn nicht jeder Verkäufer kann Mängel einschätzen. Wer beim Kauf einer alten analogen Kamera sicher gehen möchte, sollte diese bei einem Händler kaufen – nicht unbedingt, weil man dann erwarten kann, dass noch alles funktioniert (denn nicht wenige Fach-Verkäufer haben heute leider kaum noch das nötige „Know How“ auf dem analogem Gebiet). Nein, weil man dann ein Rückgaberecht hat. Weiterhin werden einige analoge Kameras auch heute noch neu produziert! Einige wenige Fachgeschäfte bieten auch geprüfte und erneuerte Gebrauchtkameras – teils im Set – an (siehe → Händler für analoge Kameras). Wie auch immer: auf dieser Seite soll eine Übersicht über die wichtigsten Kamera-Typen erfolgen. Es soll hierbei vom kleinsten Filmformat ausgegangen werden, um sich später zu den größeren „vorzuarbeiten“.
Mehrere unterschiedliche Bauformen analoger Kameras der verschiedenen Systeme.
Verschiedene Filmformate – verschiedene Kameras
Es gibt zwar auch Sonderformate. Doch die drei „Grundformate“ bei der analogen Fotografie sind diese:
Kleinbild | Mittelformat | Großformat |
---|---|---|
Jeder Kameratyp verwendet eine andere Art von fotografischen Film (auf das Format bezogen). Großformatkameras können aber auch mit dem Mittelformat-Rollfilm gefüttert werden (über ein spezielles Rollfilmrückteil).
Analogkameras unterteilt man in Gruppen anhand der Größe bzw. des Typs vom verwendeten / passenden Film. Je größer das Filmformat desto besser die Abbildungsqualität bzw. Auflösung – Desto größer, schwerer und in der Praxis umständlicher sind solche Kamerasysteme (Mittelformat, Großformat).
Die beste Kamera ist letztendlich die, die man gerade so noch dabei haben- bzw. entsprechend bedienen kann.
Maße der populärsten analogen Bildformate. Was auf dieser Übersicht fehlt, ist das Großformat und das sehr kleine APS- bzw. das 110er Format. Im sogenannten Mittelformat wird der gleiche Film durch verschiedene Kameras in seiner Breite unterschiedlich belichtet. Daher gibt es hier je unterschiedliche Formate (6×4,5 bis 6×9). Bei einigen Mittelformatkameras kann man das Filmformat sogar vorher „einstellen“: Durch wechselbare Masken oder Filmrückteile kann man mit solchen Kameras in verschiedenen Formaten fotografieren (und spart bei den kleineren Film).
Hinweis zu dieser Grafik: Dies ist eine theoretische Gegenüberstellung der gebräuchlichsten Fotoformate. Will sagen: Die tatsächliche Größe der Aufnahmeformate unterscheidet sich von Kamera zu Kamera. So belichten viele 6×6-Mittelformatkameras tatsächlich nur auf ca. 5,6 cm x 5,6 cm oder eine analoge 6×9-Kamera auf ca. 8,5 cm lange Bildseite. Was die Höhe angeht, ist dies nachvollziehbar: Der Filmrand kann nicht mit belichtet werden, da er innerhalb der Kamera über Führungsrollen läuft. In der Praxis beträgt der Unterschied zwischen (6x) 7 und (6x) 8 jedoch wohl selten einen ganzen Zentimeter für die lange Seite.
Und hier noch schnell eine Vergleichsübersicht über verschiedene Filmformate und -typen. Man kann hier gut die unterschiedliche Größe erkennen.
Dieses Buch bietet eine Übersicht über die 100 wichtigsten analogen Kameras. Sie finden in diesem Wälzer viele hochwertige Produktfotografien nebst Beschreibungen zu Besonderheiten und hervorgehobene Details. Wer noch nicht weiß, welche analoge Kamera er bei Ebay kaufen soll, findet hier sicherlich das passende Modell.
Die kleinsten Formate: Minox-Kameras und 110er Film
Diese „Minikameras“ sind heute kaum noch von Bedeutung.
Den Anfang soll in dieser Übersicht die „Minox-Kamera“ machen und in diesem Zuge sei ebenfalls der sogenannte Film „Typ 110“ genannt. Dies sind analoge Kleinstformate und die entsprechenden Kameras hierzu eben von sehr kleiner Dimension.
Minox-Filme werden nicht mehr hergestellt. Es wird also kaum Sinn ergeben, in eine solche Kamera zu investieren, wenn man damit ernsthaft fotografieren möchte.
Der Filmtyp 110 ist ein fotografischer, sehr schmaler Film, welcher sich in einer Kassette befindet. Diese wird dann in geeignete „110er Kameras“ eingelegt. Von diesen wurden aber recht wenig hergestellt und eine der bekanntesten Vertreterinnen ist hier sicherlich die Pentax Auto 110.
Die Firma „Lomography“ vertreibt derzeit noch einige Filme im Format 110. Es ist jedoch fraglich, wie lange noch. Minox und 110er Film hatten ihren Auftritt in Agentenfilmen und als „Ritschratsch-Kamera“.
Eine dieser analogen Mini-Kameras wird hier vorgestellt.
Wesentlicher interessanter sollte in dieser Übersicht jedoch die nun folgende Gattung der analogen Kameras sein: die 35mm-Kamera oder besser bekannt als:
Die Kleinbildkamera
Dies ist sozusagen die analoge „Standardkamera“.
Jeder Anfänger sollte mit einer klassischen, einäugigen Spiegelreflexkamera in die analoge Fotografie einsteigen und jeder fortgeschrittene Freund der filmbasierten Fotografie wird mindestens eine davon noch sicher verwahren. Denn die 35mm-Kamera ist der Klassiker schlechthin und der „Allrounder“ innerhalb der analogen Fotografie und: Sie ist das Werkzeug der sogenannten Street Photography.
Dieser Kameratyp wird auch (insbesondere im Englischen) 35mm-Kamera genannt, da die Breite des Filmes eben 35 mm beträgt (das Bild darauf selbst ist ca. 24×36 mm groß). Kleinbildkameras sind in der Regel recht günstig und eine gebrauchte Spiegelreflexkamera der Marke „Praktica“ ab 20 € bei Ebay wird genau solche Bilder machen wie die berühmte Nikon F3, die schon deutlich mehr kosten wird. Das „digitale Pendant“ zur Kleinbildkamera ist das „Vollformat“, da die Größe des Bildsensors genau so groß ist wie das Filmfenster beim analogen Kleinbild.
Dies ist ein Kleinbildfilm. Das eigentliche Filmmaterial befindet sich in einer Patrone und ist auffallend perforiert (Löcher an den Seiten). Weiterhin werden diese 35mm-Filme immer in den praktischen Filmdosen verkauft (einige Versandhändler verkaufen die Patronen eingeschweißt in Folie, diese stammen dann aus Großpackungen).
Ursprünglich diente der Kleinbildfilm gar nicht der Fotografie: Es handelt sich um das 35mm-Filmformat, welches für viele Spielfilme eingesetzt wurde (und teilweise – des Filmlooks wegen – von einigen Regisseuren immer noch bevorzugt wird). Anfang des 20. Jahrhunderts überlegte sich dann ein Konstrukteur namens Oskar Barnack, dass man diesen schmalen Film doch genau so gut zum Fotografieren nutzen könnte. Heraus gekommen ist dann die berühmte Leica. Und dadurch, dass Filmmaterial immer feinkörniger produziert werden konnte, setzten sich diese Kleinbildkameras sowohl im professionellen (Reportage) wie auch im Hobbybereich durch. Welch hohe Auflösung durchaus auch im Kleinbild möglich ist, sehen Sie im Artikel über den T-Max-100-Film.
Kleinbildkameras sollen in dieser Übersicht jedoch noch einmal in drei Gruppen unterteilt werden:
Die simple Point & Shoot Kamera
So simpel ist dieser Kameratyp eigentlich gar nicht – Es ist ein Fotoautomat, der eigentlich alles elektronisch steuert:
Die Filmempfindlichkeit wird über einen integrierten Scanner automatisch den internen Belichtungsmesser übergeben (Man muss den ISO-Wert nicht mehr händisch eintragen). Die Schärfe wird automatisch eingestellt, die Belichtung (irgend eine Mischung aus Blende und Belichtungszeit) ebenso, der Bildtransport erfolgt sofort mittels Motor. Ein Blitz, ganz nahe am Objektiv, sorgt für die berüchtigten roten Augen. Dummerweise besitzen nur die wenigsten dieser analogen Point & Shoot Kameras ein hochwertiges Objektiv. Weiterhin ist nur bei den sehr hochwertigen (z. B. Contax G2) ein manuelles Einstellen möglich.
Eine der besseren Point & Shoot Kameras ist die Olympus Mju 2. Sie verfügt über ein recht hochwertiges Objektiv, so dass damit durchaus qualitativ gute Fotografien machbar sind. Die Kamera ist dann allerdings auf dem Gebrauchtmarkt deutlich teurer als die vielen günstigen Kompaktkameras.
Vorteile und Nachteile dieser Kompaktkameras
- sehr günstig auf dem Gebrauchtmarkt (ehemals Massenware; Ausnahme: einige „Edelkompakte“)
- sehr kompakt
- Keinerlei fotografisch Kenntnisse nötig: Alles funktioniert automatisch.
- (Liefern den „Look der 90er“.)
- Geräusche: Der Motor ist nicht abschaltbar.
- oft ein eher schlechtes Objektiv verbaut (Vignettierung, „Weichheit“)
- Blitz direkt neben dem Objektiv = oftmals rote Augen.
- Keinerlei manuelle Einstellungen (die vielen Tipps auf dieser Internetseite können daher nicht angewandt werden). Insbesondere eine korrekte Belichtung ist hier immer eine Glückssache und kann nicht kontrolliert werden.
In der Praxis bildeten diese Point & Shoot Kameras ungefähr das, was für viele heute das Handy ist: Ein kompakter fotografischer Autopilot. Die meisten der Bilder aus Ihrem Familienalbum, die in den 1990er und frühen 2000er Jahren entstanden sind, wurden sicherlich mit solch einer Analogkamera gemacht. Für einen höheren Anspruch ist die nun im folgenden vorgestellte Gattung wesentlich besser geeignet:
Die 35 mm Spiegelreflexkamera
Von diesem Kameratyp wurden die meisten Analogkameras hergestellt. Ihre Bauform (die einäugige Spiegelreflexkamera) ist das bekannteste Gesicht von Kameras schlechthin und wird gerne für z. B. Piktogramme verwendet. Selbst ihr typisches Auslösegeräusch wird von manchen Digitalkameras imitiert (teils paradoxerweise sogar mit Motorgeräusch*).
* Dieses Motorgeräusch wird auch häufig in Filmen benutzt (künstlich vertont), die vor dem Jahr 2000 spielen: Dabei besitzen die dort von den Schauspielern benutzten analogen Kameras häufig überhaupt keinen (ansetzbaren) Motor. Ein klassischer Filmfehler, der auf eine gewisse Unkenntnis jüngerer Filmschaffender in Bezug zur analogen Fototechnik schließen lässt. Achten Sie einmal drauf.
Charakteristisch für die einäugige Spiegelreflexkamera („SLR“ = Single Lens Reflex Camera) ist ihr wechselbares Objektiv und eine Vielzahl an Zubehör: Fast jeder Hersteller hatte z. B. besagte ansetzbare Motoren, sogenannte „Winder“ im Zubehörprogramm. Dazu gibt es Makro-Balgen-Vorrichtungen, Winkelsucher, Shift-Ojektive usw.
Bei manchen 35mm-Spiegelreflexkameras (wie z. B. bei der Canon F1) lassen sich sogar Mattscheibe und Sucher austauschen. Sie sind echte Systemreflexkameras für die unterschiedlichsten Anwendungsgebiete.
Eine Funktionsbeschreibung aller Einstellungen bei solch einer Analogkamera finden Sie übrigens auf dieser Unterseite.
Weiterhin sei erwähnt, dass gute Film-Scanner zur Digitalisierung von Kleinbildnegativen weit günstiger sind als jene, die auch die größeren Formate scannen können.
Einige Kleinbildkameras besitzen einen internen Blitz. Begibt man sich damit und mit einem eher körnigen S/W-Film in eher dunkle Sujets, ergibt dies eine wunderbare Kombination für den klassischen „analogen Reportagelook“. Man ist mit solch einem Kameratyp ja sehr flexibel.
Die Vorteile und Nachteile der Kleinbild-Spiegelreflexkamera
- günstig im Gebrauchtkauf da eine sehr hohe Stückzahl an SLRs gebaut wurde.
- relativ klein
- durch das System-Prinzip vielseitig verwendbar
- Die Auflösung eines Kleinbildnegativs ist nach heutigen Maßstäben relativ gering.
Ein Druck oder gar (Hand-) Abzug in der eigenen Dunkelkammer bis zur Größe ca. A3 ist jedoch kein Problem, solange man keinen höher empfindlichen Film (mehr sichtbares Filmkorn; weniger Auflösung) verwendet. Wer das typische Filmkorn jedoch liebt, kann natürlich auch höher empfindlichere Filme entsprechend groß ausbelichten bzw. drucken (lassen).
Die „Praktica“ wurde über Jahrzehnte in Ostdeutschland hergestellt und wurde teils von den japanischen Ingenieuren kopiert und als „Canon“, „Olympus“ oder „Nikon“ entsprechend verbessert. Wer den Einstieg in die analoge Fotografie wagen möchte, erhält für 15 Euro auf dem Gebrauchtmarkt eine gute Spiegelreflexkamera der Marke Praktica.
Selten war es günstiger, mit einer hochwertigen analogen Kamera zu fotografieren, denn die Anschaffung einer solchen Kamera verschlang damals nicht selten einen guten Anteil des gesamten Monatslohns. Das M42-Flektogon, welches hier abgebildet ist, ist übrigens ebenfalls ein begehrtes Objektiv für Digitalkameras (und ausnahmsweise entsprechend teuer). Denn an jenen kann man viele „analogen“ Objektive (meist mittels Adapter) ebenfalls nutzen.
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Empfehlenswert ist auch der Artikel: Unterschiede teure / günstige Analogkameras
Falls man sich nicht sicher ist, welche Funktionen und Eigenschaften man überhaupt bei so einer SLR benötigt.
Eine weitere klassische analoge Spiegelreflex-Kleinbildkamera: eine Yashica Electro. Auch diese Kamera funktioniert nach Jahrzehnten weiterhin ohne Probleme.
In dieser Übersicht über die wichtigsten analogen Kameras darf aber auch der zweite Typ der 35mm-Kamera keinesfalls fehlen:
Die Kleinbild Sucherkamera / Messsucherkamera
Wem eine analoge Spiegelreflexkamera im „Vollmetallgehäuse“ und mit nicht gerade leichtem Objektiv zu schwer oder zu groß ist, für den gibt es sogenannte Sucherkameras sowie deren Erweiterung: Die Messsucherkamera.
Diese Kleinbildkameras sind spiegellos. Durch das Fehlen eines (beweglichen) Spiegels sind sie auffallend kompakter gebaut als die „großen Schwestern“, die SLRs.
Eine analoge Sucherkamera (zu nennen ist hier z. B. die berühmte „Rollei 35„) besitzt ein fest eingebautes (manchmal versenkbares) Objektiv und einen einfachen Sucher ohne die Möglichkeit, nach Sicht scharf zu stellen. Stattdessen muss man bei einer reinen Sucherkamera nach dem sogenannten Zonenfokus fokussieren. Oder aber man schätzt die Entfernung einfach (ab 15 Meter kann man zumindest im Kleinbild immer auf das Unendlichzeichen (∞) stellen (gilt nicht für Teleobjektive).
Wer jedoch nach Sicht und punktuell scharf stellen möchte, der benötigt sozusagen die Pro-Version der Sucherkamera: Die Messsucher-Kamera. Auch diese besitzt keinen Spiegel und kann dadurch sehr kompakt und leicht gebaut werden. Das Scharfstellen erfolgt hierbei nach dem Messsucher-Prinzip: Im Sucher wird ein auffallend heller Punkt eingeblendet, welcher das aktuelle Bild doppelt zeigt. Fokussiert man nun bzw. dreht man nun am Objektiv, kommen diese beiden gleichen Bilder irgendwann zur Deckung: Voilà! Es ist scharf gestellt.
Die bekannteste Kleinbildkamera, die Leica, ist eine solche Messsucherkamera. Mit dem Messsucher-Prinzip ist – mit etwas Übung jedoch – ein besonders schnelles und sicheres Fokussieren möglich.
Für eine analoge technisch gute Fotografie ist lediglich die Qualität des Objektives und die des Filmes relevant. Die Kamera selbst ist nur ein lichtdichter Kasten, welcher beides beisammen hält und einen Sucher besitzt. Das Foto wurde mit einer einfachen und gebraucht günstigen Sucherkamera gemacht (Agfa Selectronic).
Vorteile / Nachteile der Sucher- bzw. Messsucherkameras
- sehr kompakte und leichte Bauform
- unauffällig und schnell zu bedienen
- keine Systemkameras; d.h. fast immer fest verbaute Objektive, kaum Zubehör
- Betrifft nur Sucherkameras (kein Fokussystem): Scharfstellen nach Sicht nicht möglich: Man muss die Entfernung schätzen oder den Zonenfokus benutzen.
Sucherkameras und Messsucherkameras sind insbesondere bei Fotografen beliebt, welche die Street-Photography betreiben. Hier muss die analoge Kamera blitzschnell aus der Tasche geholt werden und einsatzbereit sein. Weiterhin arbeiten mit solchen Kompaktkameras gerne Fotokünstler, welche sich der sogenannten „Deadpan-Fotografie“ verschrieben haben. Deren Fotoarbeiten besitzen zunächst eine gewisse Ausdrucklosigkeit und ihre Motive begegnen ihnen meist ganz zufällig im Alltag, sodass diese Fotografen immer eine solche (weil kleine) Kamera dabei haben müssen.
Ein weiteres Beispiel einer Mess-Sucherkamera, eine „Werra“. Von den Werras gab es verschiedene Modelle. Dieses hier besitzt einen Messsucher (erkennbar an den zwei Sucherfenstern), einen integrierten (Selen-) Belichtungsmesser (hinter der Klappe) sowie die Möglichkeit, Wechselobjektive zu verwenden. Eine tolle, sehr stabile und kompakte Kamera, leider recht selten in dieser Ausstattung und entsprechend teuer.
Auf absolute Detailschärfe und hohe Auflösung kommt es diesen Fotografen weniger an. Legt man auf eine hohe Auflösung wert, dann benötigt man eine analoge Mittelformatkamera. Natürlich darf in dieser Übersicht dieser Kameratyp nicht fehlen:
Die Mittelformatkamera
Mittelformatkameras werden hauptsächlich genutzt, wenn man mehr Detailgenauigkeit („Auflösung“) bei größeren Drucken / Abzügen wünscht. Ein weiterer Vorteil ist der Lichtschacht, bei dem man von oben auf eine Mattscheibe schauen kann, als wäre diese ein „Live-Display“. Zudem ist das am meisten verbreitete Mittelformat das Quadrat 6×6:
Ein typisches Bild, mit der 6×6-Mittelformatkamera gemacht: Bei Modellen mit Lichtschacht, hält man die Kamera auf Bauchhöhe und schaut bequem von oben auf die große Mattscheibe. Insbesondere bei Portraits wirkt diese Art des Fotografierens weniger „aufdringlich“ als würde man die Kamera ständig am Auge halten.
Bis in die 1990er Jahre hinein war es vielen Fotofreunden nicht vergönnt, sich eine Mittelformatkamera zu erlauben: Um ein vielfaches teurer waren diese analogen Kameras gegenüber den gängigen Kleinbildkameras – mit Ausnahme der alten 6×6 oder 6×9 „Klappkameras“ aus den 1960er Jahren, die allerdings ebenfalls Fotografien mit sehr hoher Auflösung anfertigen können. Weiterhin erwähnt sind natürlich die ersten Fotoapparate für die Masse – die sogenannten Boxkameras – ebenfalls Mittelformatkameras, da sie den entsprechenden Film nutzen (ansonsten jedoch äußerst spärlich ausgestattet sind).
Rolleiflex-Mittelformatkamera mit aufgeklapptem Lichtschacht
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Sei’s drum: Fast alle analogen Mittelformatkameras verwenden den Filmtyp „120“: kurz auch Rollfilm genannt:
Ein Rollfilm hat ungefähr die Höhe eines Einwegfeuerzeuges – er ist also auffallend größer als der Kleinbildfilm. Entsprechend größer sind auch die dazugehörigen Fotoapparate. Und natürlich wird dieser 120er Mittelformatfilm weiterhin produziert!
Es lohnt sich also, heute eine gebrauchte Mittelformatkamera zu erwerben. Diese bilden teils in unterschiedlichen Formaten ab, obwohl sie alle den gleichen Film nutzen. Ausschlaggebend ist hierbei immer die Breite des Filmfensters bzw. die Breite des belichteten Teils des Filmes.
Die Kiev 60 ist keine Schönheit, bildet jedoch ein solides und günstiges Werkzeug und ist kompatibel zu den hochwertigen Carl-Zeiss-Objektiven mit Pentacon-Six-Bajonett. Auf dem obigen Foto ist auch eine Besonderheit gut sichtbar, die viele Mittelformatkameras bieten: eine große Mattscheibe sowie die Möglichkeit, die Suchersysteme darüber einfach austauschen zu können (Lichtschacht, Pentaprisma [teils mit integriertem Belichtungsmesser], Lupenaufsatz).
Auch dies ist – streng genommen – eine Mittelformatkamera: Die Holga Lomo-Kamera. Allerdings ist sie im Gegensatz zu den hier vorgestellten Apparaten eher als Spielzeug zu sehen:
Kameras wie die Holga oder die Diana nutzen zwar ebenfalls den Rollfilm Typ 120. Diese Mittelformatkameras besitzen jedoch ein dermaßen schlechtes Objektiv (oft aus Plastik), dass die hierbei erreichbare Auflösung bzw. (Detail-) Genauigkeit nie erreicht werden kann. Dennoch können Bilder damit durchaus ihre Berechtigung haben – Wenn man denn den Look schätzt.
Die gängigen Format-Typen des Mittelformats sind hier:
- 6×4,5 (16 Bilder pro Film)
- 6×6 (12 Aufnahmen je Film)
- 6×7 (10 Aufnahmen)
- 6×8 (9 Fotos) und
- 6×9 (8 Bilder pro Rollfilm)
Es gibt auch Panoramakameras, welche den Rollfilm noch breiter belichten, doch diese sind selten. Man stellt also fest: Die Höhe ist bei allen Mittelformatkameras die gleiche (ca. 6 cm). Nur die Breite kann variieren – und zwar zumeist bis zur gängigen Größe von 9 cm. Doch Halt: Tatsächlich werden nie ganze 6 cm oder 9 cm belichtet. Es ist immer etwas weniger. Zur groben Orientierung kann man diese Werte jedoch übernehmen.
In der Übersicht über die analogen Kameras soll auch bei den Mittelformatkameras (wie oben beim Kleinbild) in zwei Kamera-Typen unterschieden werden.
Die kompakte Mittelformat-Sucherkamera
Bis heute werden analoge Mittelformatkameras nach dem „Faltprinzip“ hergestellt: Das Objektiv besteht nicht aus einem Rohr, wie es sonst üblich ist, sondern aus einem Leder- oder Kunststoffbalgen, welcher zusammenklappbar ist. Dies ergibt bei solchen Kameras (in Liebhaberkreisen gerne auch Klappfalter genannt) den großen Vorteil, dass man sie – wie eine Kleinbildkamera – in die Jackentasche stecken- bzw. sehr einfach transportieren kann. In Kombination mit einem Reisestativ ergibt sich so z. B. eine ideale Kombination für das Anfertigen von qualitativ hochwertigen Landschaftsfotografien auf längeren Wanderungen. Wie eine solche Ausrüstung aussehen kann, können Sie sich in diesem Blogbeitrag anschauen.
Eine Fotografie, die der Autor mit solch einer simplen 6×6-Klappkamera aufgenommen hatte.
Im Gegensatz zu vielen Kleinbildsucherkameras besitzen nur sehr wenige der faltbaren Mittelformatkameras einen Messsucher (englisch auch „rangefinder“ genannt). Der Autor verwendet dann eine Schärfentiefe-Tabelle und legt sich seinen Fokus sozusagen zurecht.
Es ist beim Gebrauchtkauf darauf zu achten, dass man eine der höherwertigen Modelle erwirbt. Dies meint insbesondere das (fest eingebaute) Objektiv: Es sollte schon ein Vierlinser sein. Das berühmte „Carl Zeiss Tessar“ wurde hier zum Beispiel sehr häufig verbaut. Gängige Formate sind bei diesem Typen die Größen 6×6 sowie 6×9. Bei manchen dieser analogen Kameras gibt es Masken zum einlegen, sodass man auch das Format 6×4,5 belichten kann (und dann ein paar Bilder zusätzlich auf einen Rollfilm bekommt).
Ein Foto mit einer simplen analogen Mittelformatkamera. Die Bildverzerrung ist eine optische Täuschung.
Vorteile / Nachteile der Mittelformat Balgenkameras
- sehr kompakt da zusammenlegbar
- oft im „großen Mittelformat“ 6×9 erhältlich (jedoch dann häufig mit schlechterem [nicht vergütetem] Objektiv)
- keine Wechselobjektive
- selten ein Messsucher-System zum punktuellen Fokussieren und oftmals nur mit mickrigen Suchern
Wer also punktuell scharf stellen- sowie wechselbare Objektive verwenden möchte, der benötigt eine der vielen moderneren Spiegelreflexkameras für das Mittelformat:
Spiegelreflexkameras / Systemkameras
Sollte man keinen großen Wert auf ein kompaktes Gehäuse und auf ein eher geringes Gewicht legen, dann sollte man immer zu einer Mittelformat-Systemkamera nach dem Spiegelreflexprinzip greifen.
Dies sind Kameras, welche einst für Profis hergestellt worden sind und noch in den 1990er Jahren teilweise soviel Geld kosteten wie ein Kleinwagen. Dank des „Digitalkamerabooms“ hat sich deren monetärer Wert jedoch um ein Vielfaches verringert, sodass sich heute selbst Studenten so ein Technikwunder wie die nebenstehende Mamiya RB 67 Pro SD gebraucht leisten können.
Die meisten SLR-Kameras für das Mittelformat sind, viel mehr als ihre kleinen 35mm-Schwestern, ausbaubar: So lässt sich zwischen einem Schachtsucher, einem Okular oder einem Lupensucher wählen. Natürlich stehen eine Vielzahl an hochwertigen (und nunmehr günstigen) Objektiven zur Auswahl bereit. Einige dieser analogen Mittelformatkameras besitzen die Besonderheit, dass sich der Rollfilm nicht direkt in der Kamera befindet sondern in einem abnehmbaren Rückteil (einer Filmkassette). Auf dem Foto der Mamiya-Kamera sieht man ein solches sehr gut. Dies hat den großen Vorteil, dass man mitten im Fotografieren, den Film wechseln kann – indem man nämlich einfach ein anderes (mit einem anderen Filmtyp geladenes) Rückteil ansetzt.
Eine weitere Besonderheit der analogen Spiegelreflex-Mittelformatkamera ist deren große Mattscheibe. Oftmals ist es gerade sie, die vielen Fotografen den Einstieg ins Mittelformat schmackhaft macht.
Zwar gibt es auch (wenige) Kleinbildkameras, bei denen eine Sicht direkt auf die Mattscheibe möglich ist. Doch jene der Mittelformatkameras ist um einiges größer. Wie bei dem Display einer Digitalkamera hat man hier die Möglichkeit, mit beiden Augen das Bild zu komponieren.
Die Welt sieht über so eine Mattscheibe einfach schön aus!
Vielleicht ist Ihnen auf dem obigen Foto der kleine Aufkleber auf der Mattscheibe aufgefallen: Der Autor fertigt häufig fotografische Serien an. Hier soll sich z. B. der Horizont immer an ungefähr der selben Stelle im Bild befinden. Dadurch, dass man bei diesen Kameratypen direkten Zugriff auf die (große) Mattscheibe hat, sind derlei Markierungen schnell angebracht bzw. wieder abgelöst. Weiterhin besitzen viele dieser Einstellscheiben ohnehin bereits ein aufgebrachtes Raster, welches für die Bildkomposition sehr hilfreich sein kann.
Manche System-Mittelformatkameras (wie die Hasselblad oder die Kiev 88) lassen sich komplett auseinander nehmen: Der Film befindet sich in Kassetten („Rückteilen“), welche man wechseln kann. Dadurch kann man mit der selben Kamera mit gleichzeitig unterschiedlichen Filmen (z. B. Farbe & S/W) fotografieren. Natürlich lassen sich bei einem solchen Modell die Objektive austauschen und: Die Art des Suchers (Mattscheibe, Pentaprisma, Lupe) lässt sich wechseln.
Der Autor hatte sich jüngst eine „Arax Kamera“ aus der Ukraine bestellt. Diese kann man heute noch neu bzw. neuwertig kaufen. Mit solch einer 6×6-Kamera kann man dann solche Fotos machen:
Solch ein analoger Kameratyp eignet sich hauptsächlich für ruhige Motive. Dafür kann man eine fantastische Qualität erhalten, welche für große Ausbelichtungen bzw. Drucke besser geeignet ist als Aufnahmen mit dem Kleinbildfilm.
Vorteile und Nachteile der Mittelformat-Spiegelreflexkameras
- Systemfunktionalität: Suchersystem, Mattscheibe, Objektive, Rückteile (Filmkassetten) sind bei manchen Kameras (z. B. der Hasselblad) austauschbar
- sehr hohe Auflösung: je größer das Format desto höher die Auflösung
- schwer und klobig
Mittelformatkameras eignen sich sehr gut für „komponierte“ Fotografien vom Stativ aus. Zudem ist das quadratische 6×6-Format insbesondere für Interieur-Aufnahmen geeignet.
Die Spiegelreflex-Mittelformatkamera ist das ideale Werkzeug für Porträtfotografen oder für das Ablichten von Landschaften mit sehr hoher Detailgenauigkeit (Auflösung).
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Die TLR-Mittelformatkamera mit zwei Objektiven
Eine ganz besondere und für viele Menschen eigenartig anzusehende analoge Mittelformatkamera ist die sogenannte TLR-Kamera (Twin Lens Reflex; also „Zweilinsen-Reflex“). Diese analoge Kamera besitzt gleich zwei Objektive!
Linkerhand sehen Sie ein japanisches Modell, die bekannte Yashica Mat 124 G. Es gibt von dieser Bauform jedoch sehr viele Modelle von den unterschiedlichsten Herstellern. Die berühmteste TLR-Mittelformatkamera ist sicherlich die Rolleiflex.
Das obere Objektiv dient lediglich als Sucher (in Verbindung mit der Mattscheibe). Das untere Objektiv dient zur Aufnahme. Diese Twin Lens Kameras sind relativ kompakt sowie sehr robust und viele besitzen hochwertige Objektive. Bei den wenigsten analogen Kameras dieser Bauform lassen sich jene aber wechseln. TLR-Kameras eignen sich insbesondere zur Infrarot-Fotografie oder zur Langzeitbelichtung, da die Mattscheibe hier (durch das separate Objektiv) immer ein helles Bild zeigt – auch während der Aufnahme.
Der Vorteil dieser „zweiäugigen“ Mittelformatkameras ist, dass sie zumeist sehr kompakt sind und dass man dabei auf das Prinzip Spiegelreflex bzw. Mattscheibe nicht verzichten muss. Sie eignen sich beispielsweise hervorragend dazu, unterwegs Porträts von Menschen aufzunehmen: Sie passen in jede Umhängetasche und man kann sie auf dem Schoß bedienen, da man von oben auf die Mattscheibe schauen kann (Porträtierte sind bei solch einer Aufnahmesituation zumeist weniger angespannt). Außerdem haben sie – dank festem Spiegel und ruhigem (Zentral-) Verschluss – die Eigenschaft, sehr vibrationsarm und vor allem leise auszulösen. Viele Fotokünstler, wie beispielsweise Vivian Maier, hatten daher mit solch einer eher unauffälligen Mittelformatkameras gearbeitet bzw. schätzen diesen Bautyp weiterhin. Der Nachteil: Bei fast allen dieser Kameras kann man die zwei Objektive nicht wechseln (sie sind fest verbaut).
Eine TLR-Lamera, wie die hier gezeigte, sollte man jedoch nicht mit einer sogenannten Stereokamera verwechseln, welche ebenfalls zwei Objektive besitzt. Bei der Stereokamera werden gleichzeitig zwei (leicht versetzt) Bilder aufgenommen um diese später in einer dreidimensional erscheinenden Ansicht zusammen zu setzen.
Das 6 x 4,5 Format
Die meisten analogen Mittelformatkameras belichten im quadratischen Format „6×6“. Einige weitere nutzen bereits das Format 6×7, selten ist das Format 6×8, häufiger jedoch wieder das große Mittelformat 6×9. Das Bild ist hier also am breitesten, was freilich damit verbunden ist, dass weniger Bilder auf den Rollfilm passen (nämlich dann nur 8).
Analogkameras für das Bildformat 6 × 4,5 sind etwas kompaktere Mittelformatkameras.
Eine Besonderheit stellt hier das kleine Mittelformat 6×4,5 dar. Hersteller wie Pentax, Mamiya oder Zenza Bronica stellten hierfür Spiegelreflexkameras her, die beides vereinten: Ein kompaktes Gehäuse bei gleichzeitiger Nutzung des breiten Rollfilms vom Typ 120. Der Fotograf erhält hiermit die Vorzüge einer Kleinbild-Systemkamera (je nach Typ z. B.: präzise Innenmessung, automatischer Filmtransport, helles Sucherbild, Belichtungsautomatiken, TTL-Blitzsynchronisation, lichtstarke Objektive) bei deutlich höherer Auflösung, bedingt durch die größere Filmfläche. Und: Bei einer 6×4,5-Mittelformatkamera passt natürlich eine höhere Anzahl an Bildern auf den Film, nämlich 15 bis 16 (je nach Kameratyp).
Ohne externen Belichtungsmesser gelingt selten ein Bild
Auf eine weitere Besonderheit vieler Mittelformatkameras sei in dieser Übersicht über die verschiedenen Bauformen analoger Kameras ebenfalls hingewiesen: Viele sind oftmals völlig mechanisch aufgebaut. D. h. sie benötigen selten eine Batterie und daher besitzen diese Kameratypen auch selten einen eingebauten Belichtungsmesser (im Gegensatz zu den meisten Kleinbildkameras). Es ist also nötig, dass man sich zusätzlich einen guten Handbelichtungsmesser zulegt. Von einem Gebrauchtkauf alter Belichtungsmesser ist eher abzusehen: Diese beanspruchen oftmals Batterietypen, welche es heute nicht mehr zu kaufen gibt. Man muss also in den sauren Apfel beißen und sich für ca. 100 € einen „günstigen“ Belichtungsmesser wie z. B. den „Sekonic Twinmate“ oder den „Gossen Digisix“ kaufen. So etwas kauft man sich (wie ein gutes Stativ) aber auch nur einmal für viele, viele Jahre.
Hinweis: Für den Anfang kann man jedoch auch ein Smartphone als Belichtungsmesser nutzen.
Sekonic L-208 Twinmate | GOSSEN DIGISIX 2 | GOSSEN DIGIFLASH 2 |
Der Twinmate L-208 von Sekonic ist der wohl günstigste externe Handbelichtungsmesser, den es auf dem Markt zu kaufen gibt. Er misst das Umgebungslicht entweder direkt (Motivmessung) oder via Kalotte (tatsächliche Lichtmessung). Gerade durch letztere Methode ist eine sichere Messung- bzw. ein korrekt belichtetes Bild möglich. | Den Digisix von Gossen gibt es nunmehr in der Version II. Der Belichtungsmesser ist der kleinste und einer der günstigsten auf dem Markt, besitzt aber sowohl die Möglichkeit zur Objekt- (direkt) als auch zur Lichtmessung (via Kalotte), wodurch sehr präzise Messergebnisse möglich sind. | Dieser Blitzbelichtungsmesser kann zusätzlich auch Kunstlicht / Blitzlicht messen. Natürlich ist er weiterhin ganz normal für das Umgebungslicht geeignet. |
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Weitergehen soll es in dieser Übersicht nun mit der nächsthöheren Sorte analoger Kameras:
Die Großformatkamera
Gerade im Bereich Architektur aber auch Landschaft werden gerne Großformtkameras genutzt.
Kleinbild → Mittelformat → Großformat – Dies ist die grobe Orientierung, was das Unterscheiden zwischen den verschiedenen Kameratypen der „filmbasierten“ Fotografie anbelangt.
Großformatkameras waren bisher immer das Werkzeug der Profis: Diese Kameratypen sind prädestiniert für Architektur- und Interieuraufnahmen sowie für sogenannte „Tabletop-Aufnahmen“. Früher gab es recht wenige Hersteller, welche solche Kameras herstellen. Heute gibt es wiederum kleine Manufakturen, welche sich auf Großformatkameras spezialisiert haben (jedoch selbst keine Objektive anbieten). Dabei sind deren Kunden nunmehr weniger die kommerziell arbeitenden Fotografen sondern vielmehr Künstler und interessierte Amateure (welche sich jedoch vielmehr die Kameras leisten können, von denen man früher nur träumen konnte).
Hier sehen Sie drei sogenannte Planfilme. Im Großformat arbeitet man nicht mit aufgerolltem Filmmaterial sondern mit planem, welches zudem aus einem noch stärkerem Filmträger besteht. Pro Planfilm kann man ein einziges Bild machen. Man muss hier also haushalten. Belohnt wird man mit einer sehr hohen Auflösung. Auf dem Foto ist auch die typische (lichtdichte) Schachtel abgebildet, in welcher die Planfilme ausgeliefert werden. Planfilme gibt es in verschiedenen Größen. Das populärste Maß ist 4×5 Inch. Je größer die Filme, desto teurer sind sie natürlich. Bei 4×5 Inch geht man noch einen guten Kompromiss zwischen Abbildungsqualität und Preis ein.
Und hier sehen Sie einmal eine sogenannte „Optische Bank“. Eine solche Kamera (hier ein Modell der Firma „Cambo“) ist an sich sehr simpel aufgebaut und besteht hauptsächlich aus einem Balgen mit einem Objektiv vorne und einer Planfilmkassette hinten.
Zwei herausragende Merkmale charakterisieren die Großformatkameras:
- Sie besitzen durch ihr großes Filmformat eine äußerst hohe Auflösung bzw. eine sehr hohe Detailgenauigkeit.
- Die meisten Großformatkameras sind so aufgebaut, dass sie sich verstellen lassen: Durch das Verstellen von Objektiv- und Filmebene lassen sich präzise Schärfe- und Perspektivkorrekturen vornehmen (Stichwort „Tilt & Shift“).
Beide Punkte waren damals der Grund, warum viele professionell arbeitende Fotografen zum Koffer (nicht etwa zur Tasche) mit der Großformatkamera griffen. Auch heute noch ist dies bisweilen der Fall, denn nicht alles wird die digitale Bildbearbeitung (z. B. „Focus Stacking“ oder „Stitching“) ersetzen können, obgleich sie den Mythos Großformatkamera durchaus bereits zu einem großen Teil zu „entzaubern“ wusste. Lesen Sie bei Interesse auch den Artikel „Braucht der Amateur eine Großformatkamera?„.
Charakteristisch für viele Großformatkameras ist außerdem die große Mattscheibe auf der Rückseite. Hier steht das Bild Kopf. Anhand einer solchen analogen Kamera bzw. anhand dieses simplen Aufbaus lernt man am besten, wie Fotografie funktioniert.
Das Filmmaterial bei diesen Kameras besteht nicht aus einer Rolle (wie beim Kleinbild und beim Mittelformat) sondern aus „Filmblättern“ – dem Planfilm. Für jede Kamera gibt es Kassetten, in welche ein solcher Planfilm im Dunkeln (oder in einem Wechselsack) eingelegt werden muss. An der Großformatkamera befindet sich hinten eine große Mattscheibe auf welcher das Motiv spiegelverkehrt projiziert wird. Nachdem Ausschnitt und Schärfe eingestellt worden sind, wird die Mattscheibe heraus genommen (oder weggeklappt) und an ihrer Stelle wird die Filmkassette mit dem Planfilm platziert. Nun kann die Fotografie endlich aufgenommen werden. Diese Planfilme gibt es im Übrigen auch noch einmal in den unterschiedlichsten Größen: Angefangen vom „kleinen“ Großformat 9×12 cm bis hin zu Sonderformaten von 20×24 Inch (dem sogenannten ULF = Ultra Large Format). Das gängigste Format im Großbild ist jedoch das Format 4×5 Inch.
Man merkt: Beim Fotografieren mit einer Großformatkamera bedarf es viel Zeit. Doch gerade diese Langsamkeit schätzen viele Fotografen, insbesondere bei Landschaftsaufnahmen. Einer der vielen deutschen Fotokünstler, die mithilfe des Großformats mannshohe „Prints“ für die Galerien und Museen anfertigen ist z. B. Hans Christian Schink.
Für solch große Fotoabzüge ist ein ebenso großes Negativ als Vorlage ideal. Beim näheren Herantreten an das Bild ist jede Hautpore sichtbar. Die Auflösung solcher Systeme ist äußerst hoch. Hinweis: Abgebildet ist ein Handabzug (und kein Druck), welcher zum Trocknen aufgehangen ist.
Vorteile und Nachteile der Großformatkamera
- äußerst hohe Auflösung bzw. sehr genaue Detailwiedergabe
- weite Möglichkeiten der Korrektur stürzender Linien und Unschärfen
- Durch das modulare und einfache System (ohne Elektronik) sind diese Kameras gut geeignet, um mit alternativen Linsen oder gar selbst gegossenen Glasplatten als Filmersatz (Stichwort „Kollodium Nassplatte„) zu arbeiten. Dies macht die Großformatkamera insbesondere für Porträtfotografen interessant.
- zumeist sehr groß und schwer
- fast immer ein (schweres) Stativ nötig
- „Schnelle“ Fotografie ist mit einer Großformatkamera nahezu unmöglich (was manche Menschen jedoch gleichfalls als Vorteil sehen [Stichwort „Entschleunigung“]).
- Vergrößert man die Negative selbst, so ist ein ziemlich großer Vergrößerer notwendig bzw. ein größerer Laborraum. Es gibt zwar einige wenige Anbieter, welche Planfilme entwickeln und Scannen. Doch dies sollte man bestenfalls selbst vornehmen, was eben entsprechende Kenntnisse und einen passenden Scanner voraus setzt. Im Gegensatz zum Kleinbild- und Rollfilm kann man Planfilme definitiv nicht im Drogeriemarkt zur Entwicklung abgeben.
Natürlich benötigt man zusätzlich zur Großformatkamera ebenfalls einen externen Belichtungsmesser. Weiterhin ist es sehr empfehlenswert, sich ein gutes bzw. stabiles Stativ zu besorgen.
Einige Freunde der analogen Fotografie nutzen das simple System einer Großformatkamera nicht unbedingt der realisierbaren enormen Auflösung wegen: Sie kehren die Möglichkeit der hohen möglichen Abbildungsqualität ins Gegenteil um und fertigen sich selbst Filmplatten an. Solche beschichteten Glasplatten kann man dann einfach in ein passendes Rückteil schieben und darauf Bilder belichten (und in Schalen selbst entwickeln). Das ist dann eine fotografische Technik, welche man bereits vor 150 Jahren nutzte – Und entsprechend ähnlich sehen dann auch die Fotografien aus (wenn man zugleich antike [simple] Objektive verwendet).
Eine kompakte und leichtere Variante der Großformatkamera ist die „Laufbodenkamera“. Bei ihr wird der Balgen (mit dem Objektiv) zum Transport eingeklappt. Beim Fotografieren läuft die Standarte, an welcher das Objektiv befestigt ist, sozusagen auf der Rückseite des Bodens, daher der Name.
Sofortbild: Die Polaroid-Kamera
Eine ganz spezieller Kameratyp war über Jahrzehnte die Polaroid-Kamera:
Eine Polaroid-Sofortbildkamera vom Typ „Land Camera 330“
Hiermit sind Sofortbilder möglich: Man drückt auf den Auslöser, zieht ein belichtetes Stück Papier heraus, wedelt es etwas dramatisch durch die Luft, zieht dann das Schutzpapier ab und freut sich über das Sofortbild.
Das klassische Sofortbild der Firma Polaroid wird nicht mehr hergestellt. Es gibt eine Alternative: das Impossible Project. Jenes stellt mittlerweile auch eine neue, moderne Sofortbildkamera her.
Eine weitere Alternative zum traditionellen Polaroidfilm (welcher in Restbeständen übrigens teuer gehandelt wird) bietet das Fuji-Instax-Format, welches weiterhin neu hergestellt- bzw. vielerorts verkauft wird. Siehe auch → Fotografieren mit einer Fujifilm-Instax-Kamera.
Fazit
Mit dieser Übersicht von analogen Kameras konnten Sie sich sicherlich ein Bild über die groben Unterschiede dieser Fotoapparate machen. Dieses Feld ist durchaus mannigfaltig, sodass nicht alle Typen aufgezählt- und sodass nicht auf alle Details eingegangen werden konnte. Falls Sie zu dieser Übersicht der verschiedenen Formen etwas beizutragen haben, scheuen Sie sich nicht, die Kommentarfunktion zu nutzen. Dieser Artikel wird weiterhin aktualisiert und verbessert.
Zu dieser Seite gehört noch der untergeordnete Beitrag ➥ Welche Analogkamera für Anfänger und Einsteiger?
Es gab dann auch spezielle Kleinbildfilme, die in sich selbst einlegenden Kassetten gepackt waren, die widerum in ovalen (und nicht in runden) Plastikbehältern geliefert wurden.
Wie hiesen diese Filme bzw. Filmkassetten? Ich bräuchte dringend den Namen dieser Filme bzw. Filmkassetten.
Eine mit diesen Filmen arbeitende Kamera war bzw. ist meine Olympus Spiegelreflexkamera IS-2000 mit fix eingebautem Zoom 35 – 135 mm und asymmetrischem Gehäuse (weil durch die automatische Filmeinlegung die – vom Fotografen aus betrachtet – linke Seite sehr klein ist und die rechte Seite zu einem Handgriff ausgebaut wurde)
Hier kenne ich nur das „Rapid-System“ und das „Instamatic-System“. Vielleicht ist eines das gesuchte.
Hallo Thomas,
Respekt, einen Blog bzw. eine bessere Internetseite wie diese habe ich bisher nicht gefunden. Bei Deiner Information zu den 35 mm Kleinbild-Spiegelreflexkameras fehlt mir allerdings der Hinweis auf die erste Kleinbild-Spiegelreflexkamera von der IHG-Dresden und deren EXAKTA VAREX IIa/IIb-Modell. Ein kleines Wunder der Feinmechanik und Optik. Mit der EXAKTA VAREX IIb fotografiere ich seit 1964 immer wieder mal und das ohne jeden Schaden an der Kamera. Da kann meine Nikon D-Serie, mit der ich auch schon jahrelang fotografiere nicht mithalten.
Vielen Dank für Deine hervorragende Arbeit.
Hallo Micha, danke für das Lob und die weiteren Informationen!
Danke für die Übersicht analoger Kameras! Es gibt viele Modelle und du hast mir schon einmal weiter geholfen.
Hallo Thomas,
kennst Du eine Arbeitsgemeinschaft oder Interessengruppe für Mittelformat- und Großformat-Fotografie im Raum Weser-Ems? Ich wohne zwischen Jever und Wilhelmshaven und würde mich gerne mit MF/GF HobbyfotograInnen regelmäßig zum Erfahrungsaustausch und für gemeinsame Fotoprojekte treffen oder so eine Gruppe auf den Weg bringen.
Gruß Karl-Heinz
Hallo Karl-Heinz, ich selbst kenne in dieser Region niemanden. Es gibt im Internet ein gut besuchtes und deutschsprachiges Forum „Aphog„. Hier ist auch eine Rubrik integriert, bei der es um regionale Treffen geht. Jedoch sieht man diese Sparte erst, wenn man sich im Forum registriert hat (mit Klarnamen). Dies wäre mein einziger Wink. Vielleicht kannst du dort einmal nachfragen?
Viele Grüße zurück!
Hallo Thomas,
vielen Dank für deine sehr ausführlichen Übersichten.Nur für Interressierte;es gibt auch noch 16mm
Fotokameras(z.B. Kneb),die mit auch heute noch erhältlichem 16mm Film problemlos genutzt werden
können.Nicht sehr oft genutzt,aber immer noch produziert(sehr kostspielig) der 126 Film.Man muß sein altes Schätzchen(Kamera)also nicht entsorgen,kann sie weiter nutzten.Nichts für Profotos,
aber für viel Spaß: Halbformatkameras.Hier allerdings das Problem der Entwicklung/Abzüge.
Scherz am Rande;CEWE wollte für einen Film 42 Bilder,13x18cm in B/W 470 Euro!Immerhin haben sie nachgefragt,bevor sie den Auftrag ausgeführt haben.
Nick
Ich habe schon viele Stunden im Internet nach analogen Kameras gesucht. Es gibt da ja wahnsinnig viele! Danke für deine Übersicht. Ich interessiere mich am meisten für die 4,5×6 Mittelformatkameras. Vielleicht kannst du da noch etwas genauer drauf eingehen. Tim
Kleine Korrektur:
„Dieser Kameratyp wird auch (insbesondere im Englischen) 35mm-Kamera genannt, da die Breite des Negativs eben 35 mm beträgt.“
Das Negativ ist (im Normalfall) 36mm*24mm gross. Der Film ist 35mm breit
Hallo und danke für den Hinweis. Habe den Fehler korrigiert.
Hallo, danke für den Artikel. Habe auch mit dem Kleinbild angefangen (wie alle?) und bin nun stolzer Besitzer einer 6×4,5 Mamiya!