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Gründe für das Fotografieren mit Film – warum wird analog fotografiert?

Thomasletzte Änderung: Sep 2024 24 Kommentare

Wer Fotografien anfertigen möchte, muss hierbei keine Handstände mehr absolvieren: Die Bilder stehen, wenn auch nur auf einem Display, sofort zur Verfügung. Wem dies reicht, der kann heute mit besseren Digitalkameras im Auto-Modus technisch durchaus gute Fotos anfertigen. Warum schlagen sich dennoch recht viele Fotofreunde mit der längst überholten analogen Fotografie herum?

ein selbst gemachter Handabzug vom Negativ

Kurz zu mir: Ich schätze die analoge Fotografie, weil ich dadurch Unikate – also Handabzüge auf Barytpapier – in der eigenen kleinen Dunkelkammer von meinen S/W-Negativen anfertigen kann. Man kann es mit dem Selberkochen vergleichen. Man hat hier dann tatsächlich alles selber gemacht und erhält, wenn man es kann, tolle Ergebnisse, die einem selbst einfach besser schmecken als jene aus Computer und Drucker. Fotopapiere, Filme, Entwicklerchemie werden heute weiterhin von unterschiedlichen Herstellern hergestellt.

Dass es für die Fotografie einen riesigen Markt nebst Messen wie die Photokina (die ist allerdings mittlerweile Geschichte) gibt, ist sicherlich nur Wenigen unbekannt: Etliche Internetseiten (wie diese) beschäftigen sich mit dem Thema Fotografie, Mobiltelefone ohne integrierte Kameras werden kaum noch hergestellt, für das ordentliche Schreiben mit Licht (Photographie) werden etliche Workshops und sogar staatliche wie auch private Studiengänge angeboten. Das Thema ist omnipräsent. Kein Wunder: Ist es doch nun mittels moderner Technik möglich, dass man lediglich durch einen einzigen Knopfdruck etwas Komplexes schaffen kann, mittels welchem man seine Mitmenschen ggf. in Verzückung bringen vermag: Ein – rein technisch betrachtet – patentes Abbild.

Vor einigen Jahren war so etwas nur denjenigen vergönnt, die sich zuvor gründlich mit dem leidigen Thema Technik und der Verbreitung in „analogen“ Medien befassten. Heute sieht dies, dank dem (Mitmach-) Internet 2.0 und dem in günstige Digitalkameras integrierten intelligenten „Autopiloten“, ganz anders aus.

 

Übersicht verschiedener Kleinbildfilme

 

Trotzdem oder gerade deswegen vielleicht stellt man bisweilen fest, dass wieder vermehrt mit der alten, analogen Fototechnik fotografiert wird, obgleich diese doch eigentlich ökonomisch wie auch funktionell einen Rückschritt darin bedeutet, möglichst einfach und günstig zu aussagekräftigen Fotografien zu gelangen – zu Bildern also, welche z. B. als Zeugnis für die eigene Produktivität, für Kreativität herhalten können, oder die einfach nur zeigen müssen, dass man selbst existiert und sogar Spaß daran hat. Nebenbei: Dass beherrschte Technik keinesfalls alles ist, wird in dem Artikel bewusst besser fotografieren näher gebracht.

Ich möchte mir daher einmal Gedanken darüber machen, warum manch Enthusiast heute immer noch (oder wieder) zur Analogkamera greift und warum es demzufolge heute durchaus eine Menge Händler für die analoge Fotografie gibt. Ich bin hierbei jedoch weniger ein Freund von Romantik und Dogma – Also, los geht’s:

Die analoge Fotografie ist nunmehr eine Nische, die jedoch offenbar (wenn auch mit ausgedünntem Angebot) Stabilität bewahrt und offenbar Zuwachs an Interessenten erfährt, was sich auch in der (zumindest angedachten) Neuproduktion analoger Kameras wie dieserdieser oder gar dieser äußert.

ein analoges Foto

Digitalisierung eines analogen Fotos auf Papier

 

Farbfotografie analog

eine analoge Farbfotografie (digitalisiert)

 

analoge Kamera

Eine klassische analoge Kamera: Hier gibt es nur Knöpfe und Räder.

Zischen, Rauschen, Riechen, Fühlen: Weil sie Knöpfe haben

eine Produktabbildung

Im Buch "Handbuch der Analogen Kreativtechniken" geht es um analoge Bildbearbeitung! Sie meinen, der Begriff "Bildbearbeitung" bezieht sich nur auf den Computer? Dieses Buch möchte dem etwas entgegen setzen: Themen wie die Positivbearbeitung via Bleicher und Toner werden ebenso erläutert wie das Anfertigen von eigenen Emulsionen und die sogenannten "Edeldruckverfahren". Auf Amazon kann man einen Blick in dieses Buch werfen.

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Jüngst wohnte ich als interessierter Zuschauer einem Fernsehinterview mit einem Lokführer bei. Niemand hätte erwartet, dass sich der Eisenbahner hierfür den Ruß aus dem Gesicht wischt. Niemand wäre hierbei auch auf die Idee gekommen, die Ökonomie und Funktionalität von Dampflokomotiven (im Führerhaus einer solchen saß der Mann nämlich) in Frage zu stellen: Derlei Fahrzeuge bilden eine Nische im Personennahtransport und faszinieren nicht wenige Menschen allein durch ihre visuelle Haptik und ihren Sound: Auch ein Blinder kann sich durch Fühlen ein Bild von einer solchen Lokomotive machen, denn hier wirkt etwas, was auch manch Werbeschaffener erkannt haben wird: Geräte sehen heute alle gleich aus – nämlich zumeist flach, abgerundet, klein und schwarz. Ihnen fehlt es an einem markanten Äußeren. Diesen Handschmeichlern fehlt es am Repräsentativen: an ordentlichen Knöpfen, an einem individuellen Erscheinungsbild und entsprechenden Geräuschen, ja an „Kanten“.

Das Produktdesign ab ca. den 1990er Jahren zielt auf eine Verallgemeinerung ab: Die technischen Geräte sehen, bei Abstand betrachtet, alle gleich aus. Dabei möchten Menschen (mit einem solchen Gerät an der Hand) individuell in Erscheinung treten.

Aus dem Grund des (Wieder-) Erkennungswertes tauchen bisweilen in der Werbung solch seltsame Anachronismen wie ein Wählscheibentelefon auf (statt ein kleiner, schwarzer Kasten) oder eine analoge Kamera aus blankem Metall (statt ein kleiner, schwarzer Kasten) wie vielerorts ein Lederkoffer von Oma mit auffälligen Beschlägen (statt ein glatter, schwarzer Kasten).

Zurück zur Dampflok: Hier kann man drehen und drücken, Hebel bedienen und – jeder weiß es – an einem Gurt ziehen, auf dass für jeden eine charakteristisch tönende Pfeife hörbar wird. Da quietscht es etwas, dort surrt- und manchmal klappert es sogar. Eine gut gewartete Maschine überzeugt jedoch durch einen satten, ordentlichen Klang und – tatsächlich – durch einen markanten Geruch: Legt man die Nase an eine solche analoge, mechanische Kamera, so schnuppert man den Geruch von Schmierfett, Metall, Belederung. Sie ist ein hochwertiges Werkzeug.

schematische Darstellung verschiedener Handlungen innerhalb der Analogfotografie

Drehen, Drücken, Hebel bedienen, Instrumente im Auge behalten, Tasten, Fühlen, mit den Händen arbeiten, sich Zeit nehmen, Unikate herstellen: Das ist die analoge Fotografie.

Jeder, der ein mechanisches Gefährt steuern kann, spürt dieses Gerät sozusagen unter sich: Es findet ein Erleben statt. Na also: Hier werden tüchtig Sinne bedient, die ein Fotograf gerne seinem Publikum zusprechen möchte, mit einer vollautomatischen Kunststoffkaufhausausrüstung selbst jedoch kaum erfahren wird.

 

durch eine Mattscheibe blicken

Öffnet man die Rückwand einer analogen bzw. mechanischen Kamera und platziert eine kleine, angeraute Plastikfolie (eine Mattscheibe) an die Stelle, wo normalerweise der Film eingelegt wird, dann erfährt man etwas vom Verhalten von Licht und Optik, nachdem man mit einem Drahtauslöser sanft den mechanischen Verschluss der Kamera geöffnet hat. Bei der Verwendung von Digitalkameras muss man in der Erfahrung nicht selten leer ausgehen.

selbst entwickelte Filme

Drei selbst entwickelte S/W-Filme hängen in der Dusche zum Trocknen. Ich liege abends im Bette und denke nur an diese. Morgen wird dann der Scanner angeworfen.

Zu einem gewissen Erlebnisfaktor gesellt sich beim Fotografieren mit einer analogen und mechanischen Kamera also etwas Zweites: Die Erkenntnis, dass man sie zu bedienen wissen muss (also einen völligen Verzicht auf einen „Autopiloten“ meistern muss). Daraufhin merkt man: Nicht jeder kann das (Ich jedoch durchaus). Und: Wenn ich so eine Maschine richtig bedient habe, dann erfahre ich ein entsprechendes Erfolgserlebnis. Auf dieses muss dann jedoch noch gewartet werden – nämlich bis der Film entwickelt wurde. Diesen Punkt kann man mit einer gewissen Vorfreude schön reden. Man kann ihn freilich auch als Nachteil darstellen.

Nebenbei: Wenn man seine Filme selbst daheim entwickelt, nachdem man am Abend von der „Fototour“ zurück gekommen ist, kann besagtes Erfolgserlebnis noch deutlich gesteigert werden. Das Entwickeln von S/W-Film ist recht einfach und gleicht dem Kochen: Hier müssen Mengen (in diesem Fall Chemie) eingehalten werden, da muss man etwas schütteln, dort rühren und jetzt mit geübter Hand abgießen. Das Auge hat das Thermometer im Blick, die Nase riecht den Duft vom Fixierer. Man erlebt hierbei einen Prozess, man schafft Bilder durch die eigene Hand.

 

ein Film wurde selbst entwickelt

Nach dem Selbst-Entwickeln eines S/W-Filmes ruht dieser noch für einige Minuten in einem Netzmittelbad. Die Filmentwicklung kann man mit wenigen Mitteln ganz einfach im heimischen Badezimmer (oder im Hotelzimmerbad) vornehmen. Was man hierzu alles benötigt finden Sie in dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung.

Nun endet bei der analogen Fotografie das Fotografieren nicht damit, dass man im Kaufhaus einen Fotoautomaten erworben- und auf das grüne Lämplein gewartet hat. Stattdessen stellt sie eine gewisse Herausforderung dar. Menschen lieben solche Herausforderungen – jedoch nur, wenn sie anderen im Anschluss davon (also freilich nur vom Meistern jener) berichten können. Aus diesem Grunde übernachten manche Städter ja auch freiwillig im Wald und filmen sich dabei. Oder, freundlicher verglichen: Aus diesem Grunde versuchen sich viele Freunde des Lukullischen am selbst zubereiten solcher Speisen in der eigenen Küche.

Nicht ständig auf ein Display schauen

Dieser Grund wird für viele vielleicht gar nicht so offensichtlich sein, wie er meiner Meinung nach wichtig ist. Und auch ich brauchte Jahre, um dahinter zu kommen. Worum geht es? Es geht darum, ein fotografisches Motiv eben ein Motiv sein zu lassen und es nicht zum wissenschaftlichen Objekt zu machen. Dies hat etwas mit dem in den meisten Digitalkameras integrierten Display zur sofortigen Kontrolle zu tun: Man ist hier geneigt, die Abbildung des Motivs sofort zu prüfen. Man fertigt entsprechend mehrere Aufnahmen an und vergleicht diese noch vor Ort wie ein wahrer Gütekontrolleur. Dabei merkt man gar nicht, wie man sich so vom tatsächlichen Motiv entfremded.

Bei der Analogfotografie hingegen ist der fotografische Vorgang viel simpler abgeschlossen. Man packt die Kamera nach ein, zwei Aufnahmen wieder ein und freut sich schon auf das spätere Foto (oder hofft, dass sie etwas geworden sind). Das fotografische Motiv bleibt also weiterhin (z. B. auf einer Wanderung) ein solches und nicht eine bloße Vorlage für ein RGB-Histogramm. Aus diesem Grunde wohl gibt es nun tatsächlich auch eine Digitalkamera, bei der überhaupt kein Display mehr verbaut wurde (gemeint ist die [sündhaft teure] Leica M-D).

Später jedoch erlebt man eben jenes Motiv sozusagen ein zweites Mal – Nämlich wenn der Film aus der Entwicklung zurück kommt bzw. wenn man ihn selbst entwickelt und den magischen Moment genießt, ihn gegen das Licht zu halten, um die Aufnahmen zu bewundern.

Hochwertige Ergebnisse mit günstiger Technik

War etwas weiter oben noch die Rede von klappernden Dampflokomotiven, so soll kein falsches Bild entstehen: Mit der analogen Fotografie ist man in der Lage, mit relativ wenig Geld auf dem Gebrauchtmarkt sehr hochwertige Technik zu kaufen, mittels welcher ebenso technisch hochwertige Fotografien angefertigt werden können. Ein gewisses Fachwissen muss hierbei jedoch zur Bedienung vorhanden sein.

analoge Kameras

Insbesondere mit solchen Mittelformat-Systemkameras (Bildmitte) mit ihren hochwertigen Objektiven sind sehr hochauflösende Bildergebnisse zu erwarten. Wer noch einen Schritt weiter gehen möchte, wagt den Griff zu einer sogenannten Großformatkamera (rechts im Bild). Solche Technik war früher nur wenigen Menschen vergönnt. Diese Geräte kosten auf dem Gebrauchtmarkt jedoch nunmehr relativ wenig Geld (je nachdem). Selbst manche professionell agierende Fotografen, also die, die gewerblich arbeiten, fotografieren weiterhin zusätzlich analog. Im Bereich Architektur- und Industriefotografie ist dies bisweilen noch der Fall sowie bei der Porträtfotografie. Und natürlich sind es Fotokünstler, die nicht selten bevorzugt zur analogen Kamera greifen.

Da analoge Kameras auf dem Gebrauchtmarkt keinen Wertverfall haben (im Gegensatz zu digitalen), kann man praktisch alles durchprobieren: Man kann die Geräte wieder zum Einkaufspreis verkaufen, wenn einem das jeweilige Kamerasystem nicht behagt.

eine Produktabbildung

Mit dem neuen Epson V800 kann man Negative und Dias scannen, welche eine ähnlich hohe Auflösung besitzen wie ein "Profi-Scanner", bereits mit der Standard-Software. Man muss sich hierfür jedoch auch in gewisse Scann-Techniken belesen (Suchfunktion dieser Seite). Es können bis zu 24 Negative auf einmal digitalisiert werden (unbeaufsichtigt). Das Filmformat reicht von Minox bis zum Großformat-Planfilm.

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Ich selbst fotografierte lange am liebsten im „großen“ Mittelformat 6×9 und ließ die Digitalisierungen dieser Negative dann bis zu einer Länge von etwas über einen Meter ausdrucken. Auf diese Weise erhalte ich eine Abbildungsqualität, welche ich ansonsten nur mit sehr hochpreisigen Digitalkameras erlangen kann. Heute reicht mir das klassische 6×6-Format aus. Mittlerweile greife ich meist sogar wieder zum guten alten Kleinbild.

Es sei in diesem Zusammenhang jedoch nicht verschwiegen, dass das Digitalisieren bei einem Anbieter auch gutes Geld kostet. Daher scanne ich meine Filme selbst ein bzw. habe mir entsprechendes Fachwissen angeeignet bzw. einen guten (leider jedoch nicht gerade billigen) Filmscanner gekauft. Am günstigsten kann man analog fotografieren, wenn man sich eine der vielen Kleinbild-Spiegelreflexkameras kauft (→ eine tabellarische Übersicht), S/W-Film einlegt, diesen selbst zuhause entwickelt und die Negative in der eigenen kleinen Dunkelkammer auf Fotopapier ausbelichtet. Auch so kommt man, wer es kann, zu hervorragenden Bildergebnissen. Dass so etwas (inklusive das Lesen von entsprechender Literatur) natürlich wiederum sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, sei jedoch auch nicht verschwiegen.

Viele Freunde und Freundinnen der analogen Fotografie haben offenbar ihre helle Freude daran, günstig auf Flohmärkten oder per Ebay Kameras, Objektive und Zubehör zu kaufen und diese Technik auszuprobieren bzw. ihr zu einem neuen Leben zu verhelfen. Was man beim Gebrauchtkauf von analogen Kameras beachten sollte, habe ich in diesem Artikel genauer beschrieben: Alte Fototechnik per Ebay kaufen.

 

Foto einer 6x9-Kamera

Solch eine Fotografie, die mit einer 6×9-Kamera angefertigt wurde, kann man später sehr groß drucken lassen und jedes Ästlein wird weiterhin bei naher Betrachtung scharf und (dank Mittelformat) hoch aufgelöst abgebildet sein. Eine hohe Bildqualität (auch nach heutigen Maßstäben) ist auch mit Analogkameras durchaus realisierbar.

 

ein analoges Foto

Dies ist eines der Testfotos, welche ich nach dem Erwerb mit einer neuen Mittelformatkamera aufgenommen hatte:

 

eine Mittelformatkamera von Arax

Die Firma Arax aus Kiew bietet neu zusammengesetzte bzw. justierte Mittelformatkameras (aus alten Lagerbeständen) an. Über meine Erfahrungen damit hatte ich einen Artikel geschrieben → Arax Kamera. Es ist empfehlenswert, dass man sich zumindest eher teurere gebrauchte Fototechnik bei einem Händler kauft, da man hier ein Rückgaberecht hat (→ einige Händler). Denn insbesondere Privatpersonen (via Ebay) wissen häufig nicht, dass der Teufel im Detail steckt und verweigern dann vielleicht dennoch eine Rückgabe.

 

Detail Auflösung eines Farbfilms

Eine analoge Farbfotografie (Kleinbild). Bereits im kleinen analogen Fotoformat kann – mit dem richtigen Film – eine genügend hohe Detailgenauigkeit erreicht werden.

Keine Abhängigkeit von Updates, Clouds und Herstellern

Bei der heutigen Technik sitzen einem ständig Updates im „Nacken“ und man wird schon ganz nervös dabei: Ist der RAW-Konverter noch aktuell? Hat der Cloud-Anbieter die Preise erhöht? Wird mein Kameramodell noch unterstützt? Muss ich mir ein neues Bildbearbeitungsprogramm kaufen?

Solche Dinge spielen bei der analogen Fotografie keine Rolle: Die Filmformate sind seit Jahrzehnten standardisiert, mechanische Kameras funktionieren teilweise seit 100 Jahren weiterhin:

 

Eine über 100 Jahre alte Kamera wird benutzt und mit ihr ein Mann in einem Garten fotografiert.

Fotografieren mit einer über 100 Jahre alten Kamera → zum Beitrag

Bei der analogen Fotografie muss man nicht up to date sein. Man ist primär nur von einer Sache abhängig: Von der Verfügbarkeit von Filmen auf dem Markt. Es ist weiterhin noch eine große Auswahl von verschiedenen Herstellern vorhanden.

Reines Technikinteresse

Nicht selten landen solche Analogkameras jedoch einfach in Vitrinen und auf Schränken, von denen sie für den Rest ihres Lebens auf ihren Besitzer, dessen Teppich und das Fenster gegenüber blicken dürfen. Diese Fotofreunde interessieren sich häufig nicht für Bilder an sich, nicht für die Fotografie als solche. Ihr Interesse gilt der eigentlichen Technik hinter ehemals hochpreisigen, mechanischen Kameras (z. B. „Leica“ oder „Rolleiflex“). Hier sind durchaus Liebhaber zugegen, die sich selbst bisweilen scherzhaft als Betroffene des sogenannten GAS bezeichnen.
Fototechnik fungiert in diesen Räumen also eher als Sammlerobjekte, die von ihrer eigentlichen Funktion (sofern sie denn noch funktionieren) befreit worden sind. Auch hierfür gibt es einen Markt, welcher vielleicht eine gewisse Statistik (dass immer mehr analog fotografiert wird / dass immer mehr Gebrauchtgeräte gekauft werden) verzerrt.

 

analoge Fotokamera

Rückseite einer analogen Kamera: Hier → muss → Film → rein.

Nostalgie und Abgrenzung

Nostalgie hat meiner Meinung nach immer auch etwas mit „Begreifen“ zu tun, mit dem Sehen, wie gewisse Dinge funktionieren, über die man heute nicht mehr nachdenkt – und freilich mit Sehnsucht und Verklärung. Bei den anfangs erwähnten kleinen, schwarzen Kästchen aus Fernost ist dies kaum möglich. Bei z. B. einer sächsischen Kamera jedoch durchaus dann schon, wenn man auf der Autobahn auf Schilder trifft, deren Ortsbezeichnungen man bereits aus Büchern über Fotografie- bzw. Technikgeschichte kennt.

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Dass Früher nun alles besser gewesen sein soll, wage ich zu bezweifeln. Doch vor vierzig Jahren waren gewisse soziokulturelle und ökonomische Mechanismen einfach viel klarer nachvollziehbar. Und dies lässt sich freilich auch bei analogen bzw. mechanischen Kameras feststellen. Da spricht man von „Wertarbeit“ und muss sich hierbei auch nicht ob des Anfluges von eigener ungewohnter Romantik wundern, wenn derlei Fototechnik auch heute – nach Jahrzehnten – immer noch funktioniert (Man ist hier also an etwas „Wahres“ gelangt bzw. schlägt sich sozusagen als Renegade damit). Wundern kann man sich dann vielleicht nur darüber, wenn mit alten Kameras auf alten, klapprigen Holzstativen bevorzugt alte Autos, alte Fördertürme, Zeitgenossen in anachronistischer Kleidung und das Interieur verklärender Museumsdörfer abgelichtet werden – zumeist von Männern im fortgeschrittenen Alter.

Wie die Fangemeinde des Zelluloids tatsächlich tickt, versuchte gerade die britische Firma Ilford, Weltmarktführer bei Schwarz-Weiß-Filmen und Fotopapier, per Umfrage unter ihrer Kundschaft herauszufinden. Ergebnis: Jeder dritte Analogfotograf ist jünger als 35 Jahre, fand meist erst in den vergangenen fünf Jahren zur Filmfotografie und blieb dabei, weil es Spaß macht, retro ist und entschleunigt.

Quelle: Internetseite Berliner Zeitung (2018; Artikel nicht mehr online)

Wenn man Internetforen zum Thema analoge Fotografie studiert, trifft man immer wieder auf ein gewisses Phänomen: Erwachsene Menschen reden hier von „Digitalos“ und „Analogis“. Der erste Begriff hat einen etwas derben Klang, der zweite einen doch recht lieblichen. Hier geht es also um eine doch recht infantile Art der Abgrenzung (von der „Masse“), wie man sie auch in anderen Bereichen beobachten kann – Beispielsweise, wenn manch einer gerne betont, dass er sich vornehmlich von „Bio-Produkten“ ernährt. So etwas hat meiner Meinung nach häufig mehr mit Definition und Positionierung zu tun als mit einem gesunden Lebensstil. Auf die Spitze treiben mit seiner neuen Identität kann man es dann auch mit seltsamen Aufkleber und Broschen, wie sie der Handel parat hält. Dabei stand am Anfang ein harmloses Hobby: Fotos knipsen, welches nun teils zu eine Art esoterischer Okkultismus geworden ist.

Auch dass in solchen „Internet-Communities“ in den sogenannten „Bildbesprechungen“ keine digitalen Bilder erlaubt sind oder nur solche eines bestimmten Aufnahmeformats, lässt Zweifel daran aufkommen, dass sich diese Teilnehmer überhaupt für Bilder, für die Fotografie – oder gar für das Gespräch darüber – interessieren (sondern lediglich für einen analogen Fetisch). Offenbar geht es hierbei eher darum, eine exklusive Marke (die analoge Fotografie) zu leben und damit zu kokettieren – ohne dies rational überhaupt erklären zu wollen. Dies ist ja auch nicht schlimm: Ein solches Hobby muss anderen nicht erklärt werden. Besagte „Bildbesprechungen“ verlieren jedoch durch ein solch abstruses Diktat nicht selten ihre eigentliche Funktion.

Zu diesem Thema sei auch dieser Blogartikel empfohlen. Denn natürlich macht man mit einer analogen Kamera keine besseren Fotografien als mit einer Digitalkamera.

Verlangsamung

Die analoge Fotografie scheint auch deswegen bei vielen Fotofreunden Anklang zu finden, dass sie zur „Entschleunigung“ zwinge. Der Begriff „Entschleunigung“ soll in diesem Artikel nicht ohne Anführungszeichen auskommen. Ich würde ihn frei nie benutzen. Und das „Zwingen“ soll hierbei im Konjunktiv stehen, denn ich möchte so etwas nicht behaupten. Tatsächlich muss man auch beim Anfertigen einer ernst gemeinten, will sagen: „durchdachten“ Fotografie mittels einer Digitalkamera als Werkzeug durchaus Ruhe bewahren. Diese haben Viele offenbar nicht, so dass ihnen ein Kleinbildfilm mit nur 36 Aufnahmen oder gar ein Rollfilm mit nur 12 Aufnahmen Einhalt im Hobby gebieten muss.

Nun ist es mit einem rein manuell bedienbaren Fotoapparaten durchaus aufwendiger, also weniger zeitsparend, ein technisch gutes Abbild von z. B. einer Landschaft anzufertigen als mit einem modernen Fotoautomaten, bei welchem man – dank „Bildstabilisator“ und hohen „ISO-Werten“ – das Stativ einfach zu Hause lassen kann. Das ist schon richtig. Doch einen Anreiz sehe ich für mich hierbei nicht. Ja, ich freue mich immer, wenn meine Fotografie mit der schweren Mittelformatkamera endlich im Kasten ist, wenn ich nach langem Warten auf das richtige Licht das Stativ wieder zusammen klappen- und endlich weiter spazieren kann. Nicht selten nehme ich im Übrigen zur sogenannten „Entschleunigung“ einfach nur etwas Proviant mit ins Feld (aber keinen Fotoapparat, wozu auch?). Das hat den selben Effekt – Nur eben mit dem Beigeschmack, dass einen niemand dafür bewundern wird, erzählt man im Detail davon – ganz ohne Bilder.

Archivierung der Bilder

Ein Pluspunkt für die analoge Fotografie ist der schöne, mechanische Datenträger, den man hierdurch je von seinen Bildern erhält: also die Negative bzw. Dias.

Archivierung in Pergaminhüllen

Analogfotografen heften ihre Negative in Pergaminhüllen bzw. in Aktenordnern ab.

eine Produktabbildung

Der kompakte Plustek OpticFilm 8200i gehört zu den beliebtesten "echten" Negativ- und Diascannern. Zwar ist er im Gegensatz zum Epson Perfection 800 nur für das Kleinbild geeignet. Er ist jedoch nur ca. 1/3 so teuer!

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Wer digitale (Bild-) Daten auf Festplatten archiviert, sollte diese regelmäßig spiegeln – also ein Backup auf einem anderen Datenträger anlegen. Dann wäre es ratsam, diese Backup-Festplatte tatsächlich in der Wohnung zu verstecken. Für einen Aktenordner mit Dias oder Negativen interessiert sich kein Einbrecher. Eine gepflegte Backuproutine bzw. eine ständig aktuelle Festplattenspiegelung – so etwas benötigt also eher weniger jemand, der analog auf Film fotografiert. Die originalen RAWs sind bei der analogen Fotografie die Filme, die man nach der Entwicklung in speziellen Hüllen einheftet bzw. in das Bücherregal stellen kann. Fairerweise sei hierbei jedoch erwähnt, dass es nur die S/W-Filme sind, die tatsächlich fast „ewig“ halten. Farbfilme verblassen mit den Jahrzehnten. Und: Bei einem Brand sind digitale Daten auf einem Internet-Server gut aufgehoben. Einen Wasserschaden werden analoge Filme jedoch gut überstehen.

Wer nur digitale Daten seiner Fotografien hat, muss sich also stets um ein gespiegeltes Backup bemühen. Wer sich um so etwas nicht kümmert, muss damit rechnen, dass die einzige Festplatte nach einigen Jahren in Benutzung irgendwann nicht mehr ansprechbar ist und alle Daten darauf dahin sind. Wohl dem, der die preisgekrönten Motive noch als Negative hinten im Schrank in Ordnern aufbewahrt hat.

Überraschung: Chaos, Fehler, Unvorhersehbares

Wer die Bücher zur analogen Fotografie nicht gründlich gelesen hat und wer leichtsinnig alte Fototechnik ohne Überprüfung kauft, der wird sich vielleicht über gewisse Bildfehler wundern, die einem nun blühen können. Und wenn so etwas nicht als Fehler sondern als Feature verkauft wird? Dann wohl unter dem Begriff → Lomography. So, wie man mit hochwertiger analoger Fototechnik entsprechende Fotografien anfertigen kann, reicht bereits eine Streichholzschachtel mit einem Loch darin (eine Lochkamera) für Fotografien voller Bildfehler. Nicht wenige Freunde der Fotografie suchen jedoch genau diesen Effekt: Sie möchten überrascht werden.

 

eine analoge Mehrfachbelichtung

Eine verwackelte Mehrfachbelichtung: Ganz konservativ gesehen absolut fehlerhaft. Das Foto besteht aus insgesamt ca. 40 Belichtungen (von zwei Motiven), die aus der Hand übereinander gemacht worden sind. Was dabei heraus kommen wird, wusste man natürlich erst viel später.

Bildüberlappungen, Lichteinfall, Unschärfe an den Rändern, Vignettierung, Farbfehler, Körnung: All solche Fehler kann man mit der analogen Fotografie provozieren (das Gegenteil freilich auch).

Fotografie mit BildfehlernAufnahme mit einem Plastikobjektiv

Zwei Fotografien mit einer Holga-Kamera: Diese chinesische Plastikkamera (mit Plastikobjektiv) macht Bilder voller Fehler. Doch nicht Wenige suchen genau diesen Bildlook. Solche Bilder erinnern durch ihre Bildfehler nicht selten an Fotos von früher.

 

eine chaotische Fotografie

Dieser Abzug war eigentlich ein Unfall aus der eigenen Dunkelkammer: Ich vergaß beim Ausrichten des (lichtempfindlichen) Fotopapiers den Rotfilter beim Vergrößerer einzuschwenken. Ich wagte es trotzdem und legte das Papier in den Entwickler. Heraus kam dieses kleine, nicht reproduzierbare Kunstwerk.

Vielleicht kennen Sie entsprechende „Filter“ für diverse Bildbearbeitungsprogramme. Mit einer einfachen Kamera, „schlechtem“ Objektiv und Film mit einem hohen ISO- bzw. ASA-Wert bekommt man ein solches nicht wiederholbare Original. Nicht Interessierte an der analogen Technik suchen diesen Unikatcharakter:

Fotografie als Unikat

Irgendwann am Anfang des letzten Jahrhunderts schrieb der Medienphilosoph Walter Benjamin einen Aufsatz, welcher in jüngster Zeit doch wieder recht populär geworden ist: „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit„. Abgekürzt wird der Fotografie hier ihr Unikatcharakter abgesprochen: Eine solche besäße keine Aura. Damals wusste Benjamin jedoch noch nichts von den Milliarden Bildern und von der Möglichkeit des hochwertigen Drucks.

Nun wurde jüngst ein Handabzug (ein sogenannter Silbergelatine-Vintageprint) von einer der vielen Pflanzenstudien Karl Blossfeldts für nicht weniger als 43000 Euro verkauft. Diese Fotografie hätte nicht annähernd solch einen Kaufpreis erlangt, wäre sie mittels einem simplen Drucker über einen Computer auf Papier gebracht worden. Nein, hier handelte es sich um einen Handabzug, um ein Unikat aus der analogen Dunkelkammer.

 

mehrere Handabzüge

Mehrere „Silbergelatine-Abzüge“ vom S/W-Negativ im eigenen Fotolabor.

Ausrüstung der Dunkelkammer

Was man alles für eine eigene S/W-Dunkelkammer benötigt, erkläre ich hier.

Denn jeder Handabzug weist gegenüber eines gleichen gewisse Unterschiede auf – und besteht ein solcher lediglich aus einem einbelichteten Staubkorn.
Tatsächlich ist es bei den Labor-Techniken des „Abwedeln“ und „Nachbelichten“ durch einen Menschen nie möglich, stets die exakt gleichen Ergebnisse zu erlangen. War die Fotochemie beim zweiten Abzug etwas kälter? Dann sieht das Foto bereits leicht anders aus. Auch der Bildausschnitt wird nicht immer exakt gleich sein. Einem Drucker bzw. einem Computerprogramm wird so etwas selten passieren.

Fotos selber entwickeln und vergrößern

Wie man S/W-Abzüge selbst anfertigt, wird in diesem Artikel erklärt.

Die Episode von der Blossfeldt-Versteigerung erinnert etwas an das Märchen von der Schneekönigen bzw. an den reichen Kommerzienrat, welcher die blühenden Rosen im Winter unbedingt für eine abstrus hohe Geldsumme erwerben möchte – Nicht deswegen, weil er solch einen Gefallen an dieser Flora findet. Sondern weil er einfach nur alles haben möchte, was selten ist.

Ich verschenke gerne selbst angefertigte fotografische Handabzüge und finde solche bisweilen auch von anderen Enthusiasten der analogen Fotografie in meinem Briefkasten vor. Doch ich habe auch schon mit Freude ein tüchtiges Taschengeld mit einigen meiner durchnummerierten „Vintage-Prints“ erlangt – eben weil sie keine profanen Drucke darstellen, nicht exakt reproduzierbar sind und dahinter viel Arbeit steckt. An dieser Stelle erinnere ich mich auch an so manche Fotoausstellung: Zum Beispiel an die von Anders Petersen oder von Sebastião Salgado. Dort wurden einfach schlichte Drucke der (analogen) S/W-Fotografien präsentiert. So etwas mindert natürlich das Vergnügen. Bei derlei Exponaten spürte man dann wahrlich keine benjaminsche Aura im Raum.

Bei einer Ausstellung von Fotografien von Evelyn Richter jedoch freute ich mich: Die gezeigten S/W-Fotografien wiesen tatsächlich teilweise kleine einbelichtete Fussel auf – Ein Indiz dafür, dass es sich um Originale aus der Dunkelkammer handelte und nicht einfach um schnell am Computer retuschierte und ausgedruckte Plakate.

 

eine analoge Kamera von Yashica

Eine mechanische analoge Spiegelreflexkamera aus den 1970er Jahren mit dem typischen, kantigen Design. Legt man einen S/W-Film ein, belichtet diesen und entwickelt jenen im Anschluss selbst daheim, hat man Negative zur Verfügung, welche man im eigenen S/W-Fotolabor auf Fotopapier vergrößern kann.

 

eine Produktabbildung

Das Kollodium: Handbuch der modernen Nassplattenfotografie Dieses Fachbuch ist eines der wenigen deutschsprachigen, welches sich der "Kollodium-Nassplatten-Fotografie" widmet (Fotos wie im 19. Jhd.) und zwar mit vielen Formeln, Rezepten und Bildbeispielen. Auf Amazon kann man einen Blick in dieses Fachbuch werfen.

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das nasse Kollodium-Verfahren

Noch einen Schritt weiter gehen manche Enthusiasten der analogen Fotografie: Sie fertigen sich ihre eigenen Filme selber an – in Form beschichteter Glasplatten (oder – wie hier zu sehen – Aluplatten), die sie in die Kassetten einer simpel aufgebauten (oftmals hölzernen) Großformatkamera einlegen bzw. mit einer solchen belichten. Mit einer solchen selbst angefertigten „Kollodium-Nassplatte“ ist man sicherlich am weitesten entfernt vom konventionellen Fotomarkt und -Geschehen. Natürlich: Um so etwas angehen zu können, muss man entweder arbeitslos, Rentner, Student sein oder einfach Urlaub haben. Vermutlich sind die Meisten, die engagiert (also mit so viel Aufwand) mit Film fotografieren, in einer dieser Kategorien zu finden. Das Dumme an dieser Technik ist allerdings: Solche Bilder basieren zumeist lediglich auf einen schlichten visuellen Effekt (und Effekte nutzen sich schnell ab). Das Gute: Man erhält damit (wenn denn alles funktioniert hat) mit hoher Sicherheit ganz besondere Erfolgserlebnisse. So etwas kann wahrlich nicht jeder.

 

ein Foto im Lithentwickler

Noch ein weiterer „Unfall“ aus dem eigenen Fotolabor: Ich vergaß das Fotopapier in der Entwicklerschale zu bewegen. Die Rillen des Bodens der Schale verhinderten an zwei Stellen eine genügende Verteilung der Entwicklerchemie und so ergaben sich diese chaotischen Abdrücke. Jetzt fehlt noch mein Friedrich Wilhelm darunter, dazu ein kleiner poetischer Text. Das ganze wird dann in ein Passepartout gesetzt und schon habe ich Fotokunst kreiert, die ich teuer in einer Galerie verkaufen kann (schön wär’s).

 

eine Fotografie auf einer Glasplatte

Hier wurde eine Glasplatte in einer Plattenkamera belichtet. Das Filmmaterial war längst abgelaufen, die Bildfehler dafür umso interessanter.

Analogkameras als Kommunikationshebel

Einem etwas seltsamen Punkt soll hier noch Platz gestattet sein. Offenbar genießt es manch ein Fotofreund, wenn er auf sein antiquiertes Werkzeug angesprochen wird.

eine Balgen-Kamera

Eine alte Balgenkamera auf einem ebenso alten Stativ: Da kommt so manch‘ Passant gerne näher.

Wer mit derlei Technik fotografiert erzeugt natürlich ein gewisses Aufsehen bzw. zieht neugierige Blicke auf sich. Ich selbst muss zugeben, dass ich solche Situationen überhaupt nicht leiden kann und am liebsten unbeobachtet und konzentriert in Ruhe fotografiere. Andere hingegen suchen hier das Gespräch und den Kontakt mit Passanten bzw. nutzen ihre Analogkameras als „Kommunikationshebel“ wie es andere mit ihren Hunden oder mit Band-T-Shirts tun. So ist halt jeder Jeck anders.

Geringe Schärfentiefe

Noch etwas Technischem soll hier Raum geboten werden: Der sogenannten Schärfentiefe. Mit einer „normalen“ Digitalkamera ist eine geringe „Tiefenschärfe“ selten realisierbar, wenn das Motiv mehrere Meter entfernt vom Fotografen steht: Alles, auch der Bildhintergrund, ist stets scharf abgebildet. Das Freistellen vom Vordergrund durch den Trick der Unschärfe (des Hintergrundes) ist jedoch nicht selten ein wichtiges Mittel zur Bildgestaltung. Hier hat man seit einigen Jahren mit den digitalen Vollformatkameras ein zuverlässiges Werkzeug zur Hand. Dummerweise ist ein solches sehr teuer. Eine normale analoge Kleinbildkamera besitzt jedoch sozusagen ebenso einen „Vollformatsensor“: Den Film, dessen „Frame“ genau so groß ist wie das digitale Pendant. Folglich gelten hier die selben optischen Gesetze, was das Erreichen der beliebten Hintergrundunschärfe anbelangt. Doch beim Kleinbild hört es in der analogen Fotografie bekanntlich noch lange nicht auf: Insbesondere beim Großformat sind sehr überzeugende Scharf- Unscharf-Effekte realisierbar:

 

geringe Schärfentiefe

Bei einem Abstand von ca. sieben Metern zu den Bäumen hätte eine „Crop“-Digitalkamera das gesamte Umfeld ebenfalls fast scharf abgebildet. Bei dieser Aufnahme, die mit einer alten 4×5-Inch-Großformatkamera aus den 1930er Jahren angefertigt worden ist, verhält sich dies (bei offener Blende) ganz anders. Deutlich ist bei diesem Foto eine gewisse „Weichheit“ des Bereiches sichtbar, welcher nicht genau im Fokus lag. Einer der vielen Künstler, die eben wegen dieser Weichheit und Unschärfe mit analogen Großformatkameras arbeiten, ist z. B. Sally Mann.

Das sieht aber analog aus: Der Look

Vor einiger Zeit fertigte ich eine Art Filmplakat für einen Studentenfilm an. Das Cover sollte sich an alte VHS-Kassetten bzw. deren Artwork orientieren. Alles stimmte soweit, doch irgendetwas fehlte hier. Das Bild sah irgendwie – glatt aus. Also wählte ich einen „Rauschfilter“ in der digitalen Bildbearbeitung und tatsächlich: Plötzlich (durch das Simulieren des analogen Rauschens) wirkte das gesamte Bild „stimmiger“, näher, weniger „mathematisch“ zusammen gesetzt.

Foto mit grobem Filmkorn

Für diesen Artikel versuchte ich, möglichst viel Filmkorn zu provozieren.

Dass eine analoge Fotografie aus Filmkorn, aus vielen winzigen Partikeln besteht (die man – zumindest bei der S/W-Fotografie – auch noch steuern kann) wird für Sie sicherlich nichts Neues sein. Vermutlich ist es eben dieser analoge Look, das nicht eindeutig „Präzise“, das Knistern, das Nicht-Ausrichten an einem festen (Pixel-) Raster, das „Ungeschliffene“ oder gar das Chaos, was viele Fotofreunde die analoge Fotografie wieder näher bringt, wie so mancher Musikfreund sehr gerne zur Vinyl-Schallplatte greift. Ebenso wichtig jedoch wird vielen Freunden des Analogen jedoch auch die Haptik der Geräte, das Anfassen einer richtigen Fotografie sein, wo doch vieles um sie herum (vom Einkauf bis zum Lesen) in kleine, flache Bildschirme „gequetscht“ worden ist. Lesen Sie hierzu bei Interesse auch einen schönen Blogartikel auf Fotofeinkost: Das Revival des Analogen.

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Sicherlich werden Ihnen nun wieder die vielen Gänsefüßchen und das kursive Setzen gewisser Begriffe aufgefallen sein. Jener »analoge Look« soll hier weiterhin als subjektiv empfundener Zuspruch dargestellt werden. Man kann ihn klar schlecht analysieren. Obgleich:

Ein Leser meiner Seiten hat in einem Kommentar etwas sehr Interessantes bezüglich des „Analog-Looks“ geschrieben, was ich zwar aufgrund fehlender Kenntnisse im Bereich der menschlichen Wahrnehmung nicht bezeugen kann, jedoch durchaus plausibel finde: Es geht um das ständige und natürliche Korrigieren von u. a. dem Gesehenen durch das Gehirn und darum, dass alles in der Natur einen chaotischen Ursprung hat. Hat nun unserer Gehirn nichts zum Korrigieren (also keine Arbeit) – zum Beispiel weil es eine rein digital angefertigte Fotografie vorgesetzt bekommt – steht es da wie der Ochs vor dem Tore: Es gibt nichts zu tun. Es findet hier also eine Art Ernüchterung statt. Ich habe zudem auch versucht, zu demonstrieren, wie man es schafft, mit einer analogen Kamera einen typischen Retro-Look zu kreieren. Allerdings ist dies nicht das, was ich von der analogen Fotografie erwarte bzw. was ich damit erzielen möchte.

Warum interessieren Sie sich für die analoge Fotogafie? Schreiben Sie / schreibe Du es gerne in den Kommentarbereich dieser Seite.

veröffentlicht: 22.11.17 | letzte Änderung: 1.09.24

der Autor dieser Seite

Hallo! Hier schreibt Thomas. Ich beschäftige mich seit über 20 Jahren mit der analogen Lichtbildkunst und ich stehe entweder in der Dunkelkammer oder digitalisiere meine Filme am Computer. Analoge-Fotografie.net ist ein ›Ein-Mann-Betrieb‹. Daher kann es manchmal etwas dauern, bis ich Kommentare beantworte.

Damit man sich hier gescheit orientieren kann, besitzt meine Website ein schönes → Inhaltsverzeichnis. Und damit man auf dem Laufenden bleiben kann, gibt es einen kleinen, feinen → E-Mail-Newsletter.

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24 Kommentare

Gründe für das Fotografieren mit Film – warum wird analog fotografiert?

  1. S
    Simon 2.10.2024

    Man wird mit Film auch anders wahrgenommen. Folgendes habe ich erst vor kurzem erlebt:

    Photograph: „Darf ich ein Photo machen?“
    Antwort: „Wenn du unbedingt möchtest…“
    P: „Ist auch auf Film!“
    A: „Oh, dann auf jeden Fall!“

    Ich weiß nicht woran es liegt, dennoch fühlen sich Personen damit teilweise mehr wertgeschätzt.

  2. R
    Rolf Maier 3.5.2022

    Servus Thomas,

    Deine Beschreibungen, Ausführungen zum Thema Analoge Photographie sprechen mir aus der analogen Seele. Seit den 1970ziger Jahren bin ich dem Hobby Photographie verbunden. Meine KB-Nikon die Nikkormat EL nebst diversen Nikon – Objektiven, Filtern usw. sind bis heute in meinem Besitz und werden aktuell wieder vermehrt von mir benutzt. Mit der digitalen Photographie, auch hier benutze ich eine Pseudo-KB Nikon, die Nikon D200 bin ich nie ganz glücklich geworden. Zu viele Bedienungselemente per Menü und an der Kamera dann die sogenannte Entwicklung / Nachbearbeitung der Bild-Daten. Nun nach geraumer Zeit und der Sättigung durch die immensen Bild-Daten-Mengen die meine Festplatten füllen bin ich wieder zurück gekehrt zu meinem geliebten Dia-Film Ektachrome E100. Die Entschleunigung beim Photographieren ist für mich durch keine digitale Technik zu ersetzen. Ich denke man muss beide Seiten der Photographie erlebt haben um dann für sich selbst die weiteren Schritte in Punkto Photographie zu machen. Ich für meinen Teil bleibe bei meiner analogen Ausrichtung, die ich im Übrigen auch im Multimedia Umfeld aktuell wieder verstärkt einsetze. Beste grüße und eine gute Zeit.

    Thomas (Admin)
    Prima, danke für den Kommentar!
  3. M
    Michael 18.11.2020

    ich für meinen Teil kann da sehr wenig nachvollziehen. Analog wirkt für mich weil die Bilder einen wesentlichen höheren Wert haben, nicht weil sie zwangsweise besser (fotografisch!) sind als das was ich mit meinen digitalen Fujis mache sondern weil da richtig Zeit drinnen steckt. Das Eine ergänzt das Andere.

  4. G
    grubenhunt 19.9.2020

    Hallo zusammen, vor über 40 Jahren begann ich mit der KB-Fotographie, die dann immer umfangreicher in der Ausrüstung wurde inkl. DuKa Tätigkeit. Ein Freund machte mir die Mittelformat-Fotographie schmackhaft. Nach einer gebraucht erstandenen Mamiya 330 kam eine neue Mamiya 220 dazu sowie ein paar Wechselopjektive, später noch eine Mamiya 645 J mit zwei Objektiven. Ich vermisse gute Makro-Aufnahmen bei digitaler Fotographie, denn die 6 x 6 Objektive
    toppen wohl immer noch alles.—
    Daher nutze ich digital auch nur eine Sucher Kamera von Sony mit Carl Zeiss Optik. Die Ausrüstung habe ich nie verkauft, denn zu lange musste ich dafür sparen / jobben.
    Von den Kinderbildern der Verwandtschaft habe ich digitale Kopien machen lassen : immer noch tolle Qualität.
    Mich faszinieren ebenso alte Fahrräder, die ich auch schon hergerichtet habe. Qualität ist eben, wenn die Freude am Produkt den Ärger über den hohen Anschaffungspreis überdauert hat……….

  5. D
    Don Pedro 14.8.2020

    @Gerhard

    „Visuelle Haptik“ bedeutet hier für mich das Anfassen mit dem „inneren“ Auge.
    Hier erzählt der Verfasser nicht von der Erkenntnis eines Germanistikstudiums sondern
    von der „Poesie“ der Fotografie per se.

  6. A
    Alexander 28.10.2019

    Hallo Thomas,
    danke für diese anregenden Betrachtungen.

    Die Faszination für inbesondere großformatige SW-Fotografie teile ich absolut!
    Was mir in solchen Diskussionen jedoch auffällt, ist ein gerne unterstellter künstlerischer (Mehr-)Wert in der Beherrschung genau solch traditioneller Techniken gegenüber den „beliebigen“ digitalen Möglichkeiten kreativer Fotografie. Niemand würde z.B. auf den Gedanken kommen, die genialen Zeichnungen eines Rembrandts gegen seine oppulenten Gemälde auszuspielen – beide Techniken dienten allein dem Ausdruck seiner immensen Schöpfungskraft!
    Und schon sind wir beim Punkt: Wenn es nämlich darum geht,den Farben- und Stimmungsrausch, dem auch ich bei meinen Wanderungen und Spaziergängen immer wieder erliege, festzuhalten, gibt es gar nichts Fantastischeres als die Kombination aus einem technisch gelungenen Foto und die nahezu grenzenlosen Feinheiten seiner digitalen Entwicklung. Wer die Wirkung von Farben liebt, sich ausgiebig die Zeit nimmt mit den Nuancen und Kontrasten des RAWs zu spielen, gerne auch mal mutig experimentiert, hat hier einen wunderbaren virtuellen Spielplatz, der – wenn es gelingt – genau jene STIMMUNG hervorzaubert, die einen bereits beim Druck auf den Auslöser hat jubeln lassen. Und das Ergebnis muß – wie im Impressionismus – keineswegs statisch an der Vorlage „kleben“. All solches kreatives „Spielen“ mit den Farben ist nur in der Malerei oder eben der digitalen Fotografie möglich. Wie weit der die Welt so Interpretierende sich von seiner Vorlage entfernt, bleibt dabei ganz ihm überlassen. Er ist und bleibt der Herr, die Frau seiner Impressionen. Ob ich also mit kontrastreichem Schwarz-auf-Weiss oder in unendlichen Farbtönen, mit „gekörntem“ oder glattem Pinselschwung den Zauber des Moments einfange und reproduziere ist nicht das Entscheidende beim Gelingen einer Fotografie. Alle diese (Stil-)Mittel dienen nur einem großartigen Ziel: Der Erzeugung von möglichst tiefer Emotion.

    Viel zauberhaftes Licht,
    Alexander

    • T
      Thomas (Admin) 28.10.2019

      Hallo Alexander, vielen Dank für den schönen Beitrag, dem ich nichts entgegen zu setzen habe!

  7. I
    Ion Coerman 14.5.2019

    Haben Sie vielen Dank für Ihren Beitrag zur analogen Fotografie.
    Vielleicht darf ich zwei Bemerkungen hinzufügen:
    1. Mit dem schnelleren Abschliessen eines Gegenstandes in der analogen Fotografie kann ich nicht einverstanden sein. Meines Erachtens setzt gerade die analoge Fotografie den Willen voraus, so lange weiter zu machen, bis man die innere Gewissheit hat, das richtige Bild eingefangen zu haben,oder doch wenigsten die Überzeugung, alles menschenmögliche getan zu haben, um zum bestmöglichen Bild zu kommen. Was natürlich gar etwas anderes ist als stur und sinnlos draufhalten.
    2. So weit ich Ihren Beitrag überblicke, haben Sie eine Möglichkeit ausgelasssen, wie man zur analogen Fotografie kommt oder ihr die Treue hält, nämlich wenn man digibet ist. Ich kann weder zeichnen noch malen und alles, was ich digital anfasse, geht daneben, also gibt es für mich eben nur diese eine Möglichkeit der analogen Fotografie, um zu einem Bild zu kommen. Hoffentlich erreicht Sie wenigstens diese e-mail.
    Mit schönem Gruss,
    Ion Coerman

    • T
      Thomas (Admin) 15.5.2019

      Vielen Dank für den Kommentar und Grüße zurück!

  8. A
    Axel 15.3.2019

    Guten Morgen,

    eine wunderbare Zusammenfassung und Richtigstellung der Gründe für das Fotografieren in Analog. Vielen Dank dafür. Allerdings möchte ich den Punkt der Schärfentiefe etwas korrigieren. Diese entsteht durch die endliche Dimension des kleinsten „Pixels“ im digitalen beim Film durch die Größe der lichtempfindlichen „Körnung“ in der Emulsion und die Größe der Eintrittspupille, der Blende. Hat man diese Blende als Einstellmöglichkeit, kann man auch auf nem APS-C Sensor einer DSLR super mit der Schärfentiefe spielen. Vor Allem alte analoge Objektive bieten hier noch die Möglichkeit, selbst wolkig verklärte Aufnahmen zu erzielen, wie sie auch mit analoger Filmtechnik erreicht werden.

    Aber nebenbei, ich hab noch ne Modelldampfmaschine aufm Klavier stehen.

    Grüße,

    Axel

  9. F
    Frau Müller 23.12.2018

    Hallo Thomas,

    vielen Dank für die Antwort.

    Ich denke, im Grunde genommen sind wir beide gar nicht so weit voneinander entfernt.

    Selbstverständlich habe ich großes Verständnis für all die Unkundigen die über die notwendige Technik etwas erfahren/lernen möchten. Hierauf würde ich es aber auch beschränken wollen. Aufs Lernen. Technik als Selbstzweck ist für NERDS! Mit Fotografie hat das in meinen Augen nichts zu tun. Fototechnik ist notwendiges Übel um zu Fotos zu kommen.

    Zurück zum Thema: Ja, auch ich fotografiere hin und wieder auf Film. Das erfolgt ganz bewußt, immer mit dem Hintergedanken daß ich genau so zu „meinem“ Foto zu kommen hoffe. Film ist kein Selbstzweck sondern ein reines Gestaltungsmittel. Oftmals ist es aber auch nur der Fotoapparat, das Werkzeug, von dem ich erwarte daß es mir hilft. Nein, jetzt kommt nicht das allfällige, hirnlose Geschwafel aus den Foren.

    Bevorzugt benutze ich Film für Fotos von Menschen vor Ort. Meist bei vereinbarten Fototerminen (Künstlerportraits) ohne Kunstlicht und ohne Studioatmosphäre. Die analoge Kamera hilft mir in meinen Augen weniger in technischen Belangen, sondern auf der psychologischen Ebene. Meine Favoriten sind Mittelformatkameras (6×6) mit Schachtsucher. Ich benutze eine SLR (Wechselobjektive) wie auch eine TLR (Objektiv mit mit Streulichtproblem); je nach Intention oder Bildidee. Das Doppelauge löst zudem fast geräuschlos und ohne Erschütterungen aus.

    Irgendwie habe ich seit vielen Jahren den Eindruck daß sich mein Gegenüber durch eine solche Kamera weniger „abgeschossen“ fühlt. Es entstehen dadurch „bessere“ Bilder. Der Schachtsucher erlaubt den direkten Augenkontakt. Weiter ist es nicht nötig sich vor sein „Opfer“ hinzuknien wenn man meint zu hoch zu sein.

    Ja, ja, Schwenkdisplay ……………

    Weiter liebe ich die „Schwächen“ der Negative auf Schwarzweißfilm der 400er-Klasse. Extreme Schärfe/Auflösung bzw. Kornfreiheit sind nicht meine Ziele. Digitale Fotos sind mir oftmals zu „rein“. Auch das Verhalten der Hochlichter gefällt mir auf Film in diesen Fällen meist besser. Selbst im Vergleich zu modernen Digitalrückteilen. Überstrahlungen kommen anders.

    Inzwischen gehe ich sogar vielfach dazu über die Negative nicht mehr mit dem Trommelscanner zu digitalisieren, sondern mit einem recht „schwachen“ Flachbettgerät. Die mediokre Leistung bzgl. Auflösung ist oftmals sehr hilfreich; insbesondere wenn ich ganz bewußt längere Verschlußzeiten leicht (mit Absicht) verwackelte.

    • T
      Thomas (Admin) 23.12.2018

      Bevorzugt benutze ich Film für Fotos von Menschen vor Ort. Meist bei vereinbarten Fototerminen (Künstlerportraits) ohne Kunstlicht und ohne Studioatmosphäre. Die analoge Kamera hilft mir in meinen Augen weniger in technischen Belangen, sondern auf der psychologischen Ebene. Meine Favoriten sind Mittelformatkameras (6×6) mit Schachtsucher.

      So etwas („Künstlerporträts) mach ich auch, allerdings relativ „starr“. Hier schätze ich den Lichtschacht und die 6×6-Kamera.
      6x6-Kamera Portrait
      Das Einrichten einer solchen Fotografie dauert recht lang. Mit einer Digitalkamera, um beim Thema zu bleiben, hätte es genau so lange gedauert. Zufall: Bei dieser Fotografie ist sogar die von dir angesprochene, „harmonische“ Überstrahlung (so bezeichne ich das jetzt) im Fenster zu sehen, um die man sich – dank Film (zumindest bei einem 400er) – kaum sorgen muss.

  10. F
    Frau Müller 19.12.2018

    Hallo Thomas,

    ich habe Deinen Artikel aufmerksam gelesen. Einiges finde ich wirklich gut beobachtet, anderes eher schwach dargestellt.

    Unter anderem schreibst Du, ich möchte zitieren: „Zu einem gewissen Erlebnisfaktor gesellt sich beim Fotografieren mit einer analogen und mechanischen Kamera also etwas Zweites: Die Erkenntnis, dass man sie zu bedienen wissen muss.“

    Herrje, wer oder was hindert die Digitalfotografen seine Kamera ohne jede Automatik zu benutzen? Die Blende, Zeit, Entfernung und sogar den Weißabgleich kann man manuell einstellen. In meinen Augen bezeugen solche Aussagen eher, daß man sich noch in einer Art Photopubertät befindet. Sollte bei der Fotografie nicht die Schaffung eines Bildes im Mittelpunkt der Bestrebungen stehen? Wie und mit was es aufgenommen wurde ist doch völlig einerlei. Das fertige Foto zählt das an der Wand hängt oder gedruckt wird. Wen außer talentbefreite Nerds interessiert die Technik dahinter?

    Immer wieder ärgere ich mich wenn in Ausstellungen (auch in renomierten Häusern) betont wird daß Fotos analog aufgenommen wurden. Analog gilt bei vielen Menschen quasi als Zeichen des etwas besonders wertvollen.

    Apropos Technik: in den letzten Tagen habe ich mir einmal die oftmals angehängten Links zu Flickr u.a. von vielen Teilnehmern in reinrassigen Analogforen angeschaut. Was ich dort an Bildern erleben durfte spottet jeder Beschreibung. MÜLL! Die Damen und Herren glauben vielleicht etwas von Technik verstehen, von Fotografie in aller Regel aber nichts. Ihre Fotos sind ebenso talentbefreit wie die ihrer Digitalkollegen. Schade um die teuren Filme.

    Unter der Überschrift „Schneller mit einem Motiv abschließen und es neu erleben“ kommst Du auf den Blick auf Kameradisplays zu sprechen. Holla die Waldfee, warum benutzten wir in der Vergangenheit Sofortbildfilm um sicher zu gehen daß alles paßt? Hätte ich damals schon gewußt daß man sich durch diese Vorgehensweise vom Motiv entfremdet hätte ich wahrscheinlich sehr viel Geld sparen können. Die Arbeitsweise war absolut identisch zu der Fotografie mit der Digitalkamera. Wir saßen (mit den Kunden) über den Polas und haben übers Licht, den Bildaufbau, Schärfe etc. diskutiert.

    Stichwort Verlangsamung: auch hier erlaube ich mir einen klaren Widerspruch! Mit der modernen Digitalkamera bin ich keine Sekunde schneller fertig als mit der analogen Kamera. Auch hier muß ich mir über Blende, Verschlußzeit und vieles andere im Klaren sein bevor ich auf den Auslöser drücke. Das Denken übers Bild nimmt mir weder die eine oder die andere Technik ab.

    Bleiben der „Look“. Ja, hier gibt es Unterschiede. In meinen Augen werden sie aber von vielen Fotografen eher herbeigesehnt als verstanden. Technische Fehler oder gar Schlampereien der zeitgenössischen Möchtegernfotografen à la Hipster werden vielfach dem analogen Look zugeschrieben. Auch schon vor 20 Jahren war es möglich kornfreie und super scharfe Negative/Dias zu belichten. Ich würde sogar wagen zu behaupten daß viele der Besserwisser in Analogforen nicht in der Lage sein werden optimal verarbeitete Drucke (vom Film) von denen aus der Digitalkamera zu unterscheiden.

    • T
      Thomas (Admin) 22.12.2018

      Beste Frau Müller, vielen dank für den ausführlichen Kommentar bzw. für die investierte Zeit!
      Zum Zitat: Das meinte ich etwas anders herum: „Bedienen können muss“ bedeutet hier (ich habe es im Text noch einmal besser kenntlich gemacht), dass man bei vielen manuellen Kameras eben keinen „Autopiloten“ besitzt. Eine solche Kamera ist kein Werkzeug für (unbelesene) Anfänger.
      Natürlich muss man auf diese Kenntnisse zurück greifen können, möchte man mit einer Digitalkamera reproduzierbare bzw. kontrollierte Aufnahmen / Serien anfertigen. Am fotografischen Prinzip ändert sich ja nichts und unter dem Punkt Verlangsamung bin ich ja kurz auch darauf eingegangen. Spätestens wenn das Thema Kunstlicht im Studio ins Spiel kommt, ist man bei der digitalen Kamera wieder im „M-Modus“ und muss wissen, wie ein solcher Apparat in der Grundfunktionalität eigentlich funktioniert.

      Das fertige Foto zählt das an der Wand hängt oder gedruckt wird. Wen außer talentbefreite Nerds interessiert die Technik dahinter?

      Die gesamte Fotoindustrie lebt von diesen Nerds. Auch meine Seite hier wird wohl hauptsächlich von einem primär an Technik interessierten Publikum besucht. Zumindest schätze ich dies so ein. Verfolgt man einmal die Themen in den Analogfotografie-Foren, so fällt schnell auf: Die längsten, ausführlichsten, „leidenschaftlichsten“ sind immer die, bei denen es um irgendwelche Kameras geht. Fotografien selbst dienen dann häufig als Staffage, Requisiten. Ich habe mich damit abgefunden.

      Beim Thema Ausstellungen gehe ich d’accord. Mir ist so etwas auch schon aufgefallen. Diese zusätzliche Information soll aber etwas über den Fotografen aussagen (und da sind wir wieder beim ersten Punkt): »Ich bin in der Lage, solche Technik bedienen zu können (und drücke nicht nur einfach auf’s Knöpfchen).« Wenn man einen schlechten Tag hatte, kann man auch böse sein und so etwas als „Ich habe Bilder ohne Belang, aber der Weg dahin war steinig“ bezeichnen. Denn dummerweise kann man natürlich auch im digitalen Automodus Fotografien tatsächlich fürs Gehirn und nicht nur fürs Auge anfertigen. Wenn so etwas Seltenes einem Fotokünstler gelungen ist, freue ich mich jedenfalls mehr als über einen saloppen Hinweis „analog fotografiert“. In diesem Zusammenhang: Es gab tatsächlich auch „Fotoausstellungen“ bei denen die Künstler (dann eher Handwerker) ihre alten Kameras in Vitrinen mit ausstellten. Für viele Besucher ist so etwas sicherlich interessant. Ich selbst habe dann aber das Gefühl im Museum zu sein.

      warum benutzten wir in der Vergangenheit Sofortbildfilm um sicher zu gehen daß alles paßt?

      Hier befinden wir uns aber in zwei unterschiedlichen Dörfern: Ich habe einen „Flaneur“ beschrieben. Du befindest dich hier mit deinen Gedanken in der Studio- bzw. Auftragsfotografie. Hier stimme ich zu bzw. hier passt der von mir aufgestellte Punkt nicht.

  11. D
    der_fotograf 27.6.2018

    Danke für den Link, den Sie auf meine web site gesetzt haben 😉 Das habe ich erst heute gesehen, als ich meine Statistik durchgekämmt hatte…

    Zum Thema ‚Look‘ ein paar Worte:

    Der filmbasierte ‚Look‘ ist für uns Menschen angenehmer und besser, weil er auf dem Chaos der Farbpigmente und der Farbzusammenballungen – von Unwissenden und Digitalknipsern gern ‚Korn‘ genannt – basiert.

    Da wir aus der Natur und somit aus dem Chaos entstanden sind, wurden wir mit Seh-Organen ausgestattet, die sehr spezielle Eigenschaften haben. Abgesehen vom räumlichen Sehen erfassen unsere Augen das Chaos der Natur um uns herum. Unser Gehirn ist so konzipiert, dass es durch die Überlagerung und den Vergleich in Echtzeit Details in absoluter Schärfe herausfiltert, die so per se nicht in der Natur vorhanden ist.

    Ein Beispiel: Wir schauen in einer weitläufigen Landschaft in die Ferne. Ganz weit weg sehen wir einen Laubwald und würden Stein und Bein schwören, dass wir jeden Zweig und jedes Blatt erkennen. Das ist aber de facto falsch, denn so hoch können unsere inversen Augen (weil die Sehnerven VOR den Rezeptoren liegen und durch den blinden Fleck ins Gehirn geleitet werden, so dass wir nie richtig scharf sehen können wie beispielsweise ein Vogel) die Details gar nicht auflösen. Die Auflösung produziert das Gehirn aus mehreren Signalen oder Bildern, die übereinander gelagert und dann abgeglichen werden. Huh, mehrere Bilder? Ja, denn wir erfassen niemals nur ein Bild, sondern immer mehrere auf einmal, weil unsere Augen einen permanenten Tremor haben, d.h. sie zittern ganz leicht. Würden sie nicht zittern, könnten wir mit unseren vergleichsweise schlechten Augen kaum Details erkennen können. Ein Vogel kann wegen der direkten Augenkonstruktion (und monokularem Sehen) eine Zeitung auf 200 Meter Distanz lesen – davon sind wir Menschen sehr weit weg.

    Kurz: Wir nehmen das Chaos in wahnsinnig vielen Bildern auf, unsere Gehirn erstellt daraus Details. Immer. Seit Jahrtausenden. Jetzt sehen wir ein glattes Digitalfoto und es erscheint uns wie ein Plastikbild. Künstlich. Warum? Weil der ‚eingebaute Algorithmus‘ (unser Gehirn) keinen Abgleich mehr fahren kann, da alle empfangenen Bilder identisch sind. Das natürliche Chaos fehlt. Daher sind wir bei Digitalfotos auf eine enorm hohe Auflösung angewiesen, wenn wir grosse Drucke davon erzeugen wollen.

    Ein Foto, das mit einer Grossformatkamera aufgenommen, digitalisiert (das Chaos bleibt erhalten) und dann z.B. im Format 3×2 Meter gedruckt wurde, sieht aus sehr kurzer Distanz ‚körnig‘ aus. Aus etwas grösserer Distanz (dem üblichen Betrachtungsabstand) sehen wir die Tiefe und die Details in dem Bild, weil unsere Augen wieder das Chaos erfassen und unser Gehirn daraus ein Bild generiert, das mehr und schärfere Details zeigt als ein digitales Bild.

    Die meisten Knipser sind der Meinung, dass sie ein filmbasiertes Foto nachschärfen müssen, bevor es gedruckt wird. Das ist so nicht richtig, weil wichtige Details in dem Chaos betont werden, die unser Gehirn während der Verarbeitung nicht zuordnen kann. Ich habe hierfür viele Tests gemacht und Versuchspersonen die Ergebnisse gezeigt. Ungeschärfte Fotos wurden als detailreicher und natürlicher empfunden und bewertet.

    Beispiel Architekturfotografie: Ein filmbasierter Grossformatdruck enthält für den Betrachter mehr Details in den Texturen als ein Digitalbild, sehr ausgeprägt bei der Verwendung von Negativ-Film (bei Diafilm ist in den Lichtern zu wenig Zeichnung enthalten).

    Diverse Gespräche mit Neurologen und Psychologen haben meine Theorie bestätigt.

    Spannendes Thema, das ich hier aber aus Zeit- & Platzgründen nicht weiter ausführen kann.

    Und nein, ich brauche jetzt keinen Digitalfan, der versucht, mir das Gegenteil zu beweisen, ohne wirklich zu wissen, worum es geht.

    • T
      Thomas (Admin) 29.6.2018

      Hallo und vielen Dank für den aufschlussreichen Kommentar! Dies ist doch eine sehr interessante Ansicht, auch (oder gerade weil) sie auf wissenschaftlichen Erkenntnissen fußt. Ich habe meinen Artikel am Ende entsprechend noch etwas ergänzt. PS: Gute, passende Inhalte verlinke ich immer gerne.

  12. T
    Tim 16.5.2018

    Hallo Thomas! Der Beitrag ist zwar ‚ewig‘ alt, hoffe aber trotzdem darauf, dass Du meinen bescheidenen Beitrag noch mitkriegst…
    …ich hatte da mal ’ne digitale Kompaktknipse… – die ich wieder verschenkt hatte.
    Grundsätzlich: analoges Fotographieren bedeutet auch LEHRGELD. Wenn man wenig davon hat und am Folgetag im Badezimmer feststellt, dass 36 Aufnahmen eines SW-Films (oder gar scheißteuren DIA-Films!) hoffnungslos verkackt wurden, stellen sich automatisch fotographisch elementare Fragen: wie war’s Licht, welcher Film in welcher Kamera, Film alt oder neu, kühl gelagert oder Schreibtischublade, BeLi oder nich…etc.? Und im Analogen geht’s dann ab in die Tiefe der optischen Wissenschaft. Weil GELD genug für 3000 Ablichtungen für EIN brauchbares Bild is halt nich drin… Ich glaube, es ist die Beliebigkeit und relative Einfachheit, die (zum Ģlück) viele Digitale zum Analogen führen. Ein Knipser mit Digitalkamera, der mal’n ansehnliches Bild gemacht hat, freut sich vielleicht, allerdings ohne zu wissen WARUM. Ein Analogknipser kann ein geiles Bild zaubern, sich darüber freuen und davon ABLEITEN, was physikalisch-chemisch abgelaufen sein mag…
    Ich selbst bin bloß Amateurknipser, hab aber nach Jahren KB und MF ’ne Linhof Technika 3 in 13×18 erbeutet, und ich merke langsam, wie anspruchsvoll und schwer es sein kann, sich mit Licht, Optik, Zeiten und Chemie zurechtfinden zu können.
    Dieses mitunter leidgeplagte Hintergrund-/oder Basiswissen macht meiner Meinung nach auch den Reiz des Analogen aus. Es ist schwierig und kostet Zeit und Geld.
    …wie vielleicht ’ne LP umdrehn… und dabei wissen, dass die Musik nicht nur in 365kbs sondern KOMPLETT abgetastet wird, mit allen Finessen und Unzulänglichkeiten.
    Ich danke Dir für Deinen schönen Beitrag, und
    Immer gut Licht!
    LG, oedem

    • T
      Thomas (Admin) 16.5.2018

      Hallo und vielen Dank für den Kommentar!

  13. A
    Anna Log 17.2.2018

    Analoges Fotografieren ist die Freude, die ich als Kind bei der Schatzsuche verspürte. Die Schatzkarte ist gespickt mit geheimnisvollen Hinweisen: Drehe am Zeitenrad, sobald sich deine eigene Geschwindigkeit verändert, nutze ein Stativ bei Nacht oder öffne die Blende, um weicher zu sehen. Ein Abenteuer auf dem Weg hin zur ersehnten Schatztruhe. Und ob nach dem Öffnen der Truhe, der Filmentwicklung, Gold und Silber, das perfekte Bild, mein Herz noch einmal bis in den Hals schlagen lassen oder doch nur verrosteter Schrott und zerdeppertes Geschirr, das verwackelte Motiv, einen Schlag in die Magengrube versetzen, all das weiß ich erst zum Schluss, nachdem die Spannung fast unerträglich wurde, sobald ich das geborgene Fotopapier in meinen Händen halte. Und egal wie es ausgeht, ich habe wieder Lust loszuziehen, mit dem Kribbeln in jeder Faser meines Körpers, bei der Suche nach dem nächste Schatz, denn ich höre ihn bereits aus der Ferne frohlocken: „ich werde heller und bunter funkeln als alles andere zuvor!“ Nicht gelogen, Anna 😉

  14. A
    ARTI 10.2.2018

    In meiner Kindheit und Jugend war die analoge Fotografie alles, was man hatte, um Erinnerungen schnell im Bild festhalten zu können.
    Damals hatte ich von meinen Eltern 2 alte Exa-Kameras „geerbt“, diese wurden bis aufs Äußerste gequält und für alle möglichen und unmöglichen Missetaten missbraucht. Leider hat keine von beiden überlebt.
    Meine erste eigene Kamera war eine Jenoptik JC34 Kompakt-Kamera, welche ich noch immer besitze.
    Das Objektiv ist ganz gut, aber kein Vergleich zu Kameras im SLR-Bereich.
    Trotzdem konnte man damit gute Schnappschüsse machen, für viel mehr taugte das Gerät allerdings nicht.
    Die ganzen „Spielereien“, wie Mehrfachbelichtungen, Mehrfachblitz und Stufenfokus u.s.w. konnte ich in meinem jugendlichen Leichtsinn gar nicht richtig einschätzen.
    Nun ja, inzwischen bin ich im SLR-Segment angekommen, nachdem ich mich von diversen digitalen Kompakt-Kameras und Fotos vom Mobiltelefon weitgehend verabschiedet habe, nenne ich nun 2 Praktica MTL5 und 5B mein Eigen. Daneben besitze ich seit kurzem noch eine der ersten Praktisix (BJ 1958) nebst einer inzwischen doch recht umfangreichen Objektivsammlung von 15 Gläsern, alle aus „ehrwürdigem“ DDR-Bestand.
    Ich habe mich inzwischen gut belesen mit einschlägiger Literatur und berücksichtige viele der Hinweise, welche man da finden kann.
    Mich persönlich reizt am analogen Fotografieren das „handfeste“.
    Man muss sich vorher überlegen, wie man sein Bild aufnimmt und wie die Bildwirkung sein soll bzw. wird, es ist ja quasi jedes Bild bares Geld.
    Man „schießt“ nicht einfach wild auf alles, was einem vor die Linse läuft, zumindest meistens nicht 😉
    Ich bin ohnehin ein Freund des Bedachten, bin überzeugter Fußgänger und auch sonst nehme ich mir die Zeit, die ich benötige und haben möchte.
    Das Foto entsteht vorher im Kopf, ich nehme mir viel Zeit, um die Bilder zu komponieren, habe eine ganz bestimmte Vorstellung, ein „Bild“ im Kopf, wie es ausehen soll.
    Ist das erst einmal im Sucher so gefunden, kommt das bißchen Technik, Verschlusszeit einstellen, Blende lege ich grundsätzlich vorher fest und ändere diese meist über den kompletten Film nicht, Belichtung kontrollieren, Zeit kontrollieren, auf das richtige Licht und den richtigen Moment warten und dann abdrücken.
    Das hat etwas von einer Jagd, der Jäger, zumindest ein guter Jäger, verhält sich sehr ähnlich. Mein Nachbar aus Kindertagen hatte mich ein paar Mal zur Jagd mitgenommen.
    Für mich ist die analoge Fotografie absolute Entspannung, pure Konzentration, Anspannung und im selben Moment, in dem das Bild entsteht, fällt alles von mir ab.
    Inzwischen bin ich auch nicht mehr ganz so gespannt auf die Ergebnisse dank Feiningers „hoher Schule der Fotografie“, man weiß einfach, dass das Bild so geworden ist, wie man es sich vorgestellt hat, zumindest gilt das für die überwiegende Anzahl Bilder.
    Kleine „Fehler“ schleichen sich schon mal ein, wie eine vergessene Belichtungskorrektur oder der Blitz, der schon wieder im Stand-by-Modus ist.
    Nun ja, dann muss man eben noch ein Bild machen, ist ja grad alles eingestellt 😀

    • T
      Thomas (Admin) 10.2.2018

      Hallo und besten Dank für den ausführlichen Kommentar!

  15. O
    Oliver Schürholz 1.12.2017

    Hallo.
    Auch ich fotografiere weiterhin auf Film. Um in eine deiner „Sparten“zu passen,hauptsächlich wg.der Geräte an sich.
    Aber auch den Gedanken das man heute den Analog- Look versucht zu erstellen (natürlich nicht immer) lässt mich überlegen, wie viele Fotos zb.in Printmedien wirklich besser bzw erst möglich sind mit Digital!
    Auch kann man das Wort“ Elektromobilität“ in die Waagschale geben.
    LG OLLI

  16. G
    Gerhard 23.11.2017

    Gerne, dann will ich mal anfangen den Artikel zu kommentieren

    Zitat: «Derlei Fahrzeuge bilden eine Nische im Personennahtransport und faszinieren nicht wenige Menschen allein durch ihre visuelle Haptik und ihren Sound: Auch ein Blinder kann sich durch Fühlen ein Bild von einer solchen Lokomotive machen»

    Stichwort «visuelle Haptik»  

    Sag mal, geht es intellektuell noch dümmer? Als Germanisten wird es mir dabei sprichwörtlich schlecht.

    Haptische Wahrnehmung (griech.: ἁπτός haptόs „fühlbar“, ἁπτικός haptikόs „zum Berühren geeignet“) bezeichnet man das tastende „Begreifen“ im Wortsinne, also die Wahrnehmung durch aktive Exploration. Wie kann so etwas visuell sein? Das erkläre man mir einmal. Wieso kann man eine moderne Elektrolokomotive nicht anfassen und spüren? Erkennst Du den Blödsinn den du schreibst?

    Mit solchen Berichten erweist Du der analogen Fotografie einen gewaltigen Bärendienst. Sie verkommt durch solche Artikel zum Spielzeug. Denken bevor man etwa zu Papier bringt hat schon in der Vergangenheit vielen geholfen.

    • T
      Thomas (Admin) 23.11.2017

      Grüß Gott,
      ich setze solche Begriffe nicht umsonst gerne in kursive Form oder in Anführungszeichen, da hierbei immer ein übertragender Sinn geltend gemacht werden soll. Es ist doch eine schöne Metapher: „visuelle Haptik“: Das Auge stolpert sozusagen über Unebenheiten und markante Stellen. Bei einer stromlinienförmigen Karosserie (wie sie eine E-Lok besitzt), ist dies sicher weniger der Fall. Offenbar bist du ein Mann der Wissenschaft. Ich neige eher zur Poesie.

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