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Manuelles Splitgrade – eine Anleitung

ThomasKategorie: Das Positiv 8 Kommentare

Normalerweise nutzt man zur Änderung des Kontrastverhaltens seines Multikontrastpapiers lediglich einen einzigen Filter, welcher während der Belichtung eingeschwenkt oder am Kopf des Vergrößerers „eingedreht“ ist. Dies ist der herkömmliche Weg. Es geht aber auch anders.

ein Farbmischkopf mit Filtern

Ideal fürs manuelle Splitgrade: Ein Farbmischkopf.

Eine weitere Möglichkeit wäre das Arbeiten mit der Zwei-Filter-Methode. Neben diesen beiden gängigen Vorgehensweisen besteht aber noch eine weitere Technik, den Bildkontrast nahezu stufenlos perfekt zu steuern bzw. den Kontrastumfang des Multigrade-Papiers haargenau dem des Negativs anzupassen:
Man belichtet das Papier einfach zweimal hintereinander und zwar jeweils mit den beiden Eckfiltern 5 bzw. 00.
Der eigentliche Vorteil des manuellen Splitgrade-Verfahrens aber ist dessen Einsatz genau dann, wenn verschiedene Bildpartien mit jeweils unterschiedlichem Kontrastcharakter gewünscht sind.

Eines vorweg: Ich selbst kann mit dem manuellen Splitgrade-Verfahren weder effizienter arbeiten als mit einer kalibrierten Ein-Filter-Methode oder der allgemeinen Zwei-Filter-Methode. Noch werden meine Bilder per se irgendwie „besser“ aussehen. Das manuelle Splitgrade ist aber eine wichtige Technik, um verschiedene Bildbereiche je mit unterschiedlichen Gradationen zu belichten bzw. um lokale Kontraste zu variieren.
Außerdem muss beim Splitgrade keinerlei Kenntnis darüber bestehen, welche Filterwerte am Vergrößerungskopf nun welche Gradation ergeben: Man arbeitet ja eh nur mit den beiden „Eckfiltern“. Dies ist wichtig, wenn Unklarheit darüber herrscht, welche Filterung welcher Gradation entspricht (und man somit Probleme mit [nicht-„] bestehenden Tabellen und Verlängerungsfaktoren hat). Man muss seinen Prozess also nicht kalibrieren.

Die Splitgrade-Belichtung von kontrastvariablem S/W-Fotopapier

Das Splitgrade-Verfahren ist ursprünglich mit der Firma Heiland verbunden, welche unter anderem Module für Vergrößerungsgeräte anbietet, mittels welchen der Kontrast des Negativs ausgemessen wird und darauf hin die beiden Eckfilter 00 und 5 nacheinander eingeschwenkt werden bzw. das S/W-Multikontrast-Papier zwei mal nacheinander automatisch belichtet wird. Mit dieser Methode ist es technisch sehr gut möglich, sowohl die richtige Belichtungszeit als auch die richtige Gradation (bzw. einen entsprechenden „Mix“) präzise zu messen. Dies kann man aber auch alles manuell ohne zusätzlicher Technik machen. Wir nennen diesen Vorgang einfach „Manuelles Splitgrade„.

Splitgrade Verfahren

Ausnutzung des gesamten Tonwertumfanges des Negativs

Ich schrieb es schon: Mit der Splitgrade-Methode sind rein technisch gesehen keine „schöneren“ Bilder möglich! Für das Multigrade-Papier ergibt es keinen Unterschied, ob man die beiden darin enthaltenen Schichten nun einmal mit „Mischlicht“ belichtet oder nacheinander mit Magenta bzw. „Yellow“. Ebenso ist es auch egal, ob man hierbei klassische Filterfolien, einen Farbkopf oder einen echten Multigrade-Kopf verwendet. Nur darf beim Filterwechsel das Negativ in der Bildbühne nicht in irgendeiner Weise bewegt- oder die Fokussierung verändert werden. Ich bin da immer sehr vorsichtig, damit innerhalb eines ganzen Belichtungsprozesses der Kopf möglichst nicht wackelt. Dies ist insbesondere bei komplexeren Belichtungsprozessen wichtig, wenn man mehrmals die Filterung wechseln muss (siehe weiter unten in diesem Artikel). Daher habe ich beispielsweise auch die Säule meines Vergrößerers an der Wand fixiert.

Ein Vorteil von Splitgrade ist das haargenaue Anpassen der Gradation in stufenlosen Schritten. Bei alle meinen Vergrößerungen waren mir allerdings stets die halben Gradationsstufen ausreichend.
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Sie merken schon: Ich bin kein Verfechter dieser Gradationssplit-Methode – Doch nur, was den klassischen Weg anbelangt! Bei diesem wird das gesamte Papier gleich belichtet also so, wie auch das automatische Splitgrade-Verfahren arbeitet. Bei dieser Methode wird ein Positiv erzeugt, welches ohne Manipulierung der Negativinformationen auskommt. Doch bei vielen meiner Motive benutze ich das manuelle Splitgrade, um gezielt einzugreifen und lokale Kontraste zu schaffen bzw. um das Negativ nach meinen Vorstellungen zu interpretieren! Auf diesen sehr wichtigen Punkt gehe ich etwas weiter unten ein. Doch zunächst soll eine generelle Besprechung des Verfahrens folgen:

Wie funktioniert das manuelle Splitgrade?

Die klassische Vorgehensweise

Damit der schwarze Anzug eines Bräutigams richtig schön schwarz aber noch mit Zeichnung neben dem samtig weißen, hellen Kleid der Braut abgebildet werden kann, ist es sehr wichtig, die korrekte Gradation zu finden, bei der dieser Tonwertumfang des Negativs zu Papier gebracht werden kann, ohne dass hier Tonwerte beschnitten werden (Schwarz läuft zu oder Weiß frisst aus) und ohne, dass der Tonwertumfang höher ist als der des Negativs (das Bild wirkt flau). Hier müsste man zunächst schätzen und dann ggf. die Gradation ändern (am einfachsten mit der Einfiltermethode).

Arbeiten mit den beiden Filter 00 & 5 hintereinander

Mit dem Splitgrade-Verfahren aber entfällt die Wahl eines fixen Gradationsfilters. Wir arbeiten nur mit den beiden „Extrem-Filtern“ Gelb und Magenta, also mit Filterung 00 (sehr weich) und Filterung 5 (sehr hart). Dadurch, dass man sich nun keine Gedanken mehr über die richtige Gradation machen muss, kann man sich nur auf die (beiden) Belichtungszeiten konzentrieren. Für die Gradation-00-Filterung wird am Farbmischkopf der Gelbfilter auf Maximum- der Magentafilter auf Minimum gestellt. Für die Gradation-5-Filterung entsprechend konträr. Nach folgendem Schema arbeitet Splitgrade:

Beim manuellen Splitgrade wird bei maximalem Schwarz die „härteste“ Gradation angestrebt, bei der die hellsten Bereiche des Bildes noch leicht Deckung aufweisen und die Schatten dabei noch gut differenziert sind.

Eine solche „Idealvorstellung“ einer S/W-Fotografie ist natürlich auch mit nur einer einzigen (korrekten) Gradationsfilterung machbar. Mit dem Splitgrade ist es aber besonders komfortabel, genau diese richtige Gradation zu finden und einzustellen, die dem eingelegten Negativ entspricht.
Folgendes ist zu beachten:

Filter 00 ist für die Lichterzeichnung, für die hellsten Bereiche des Bildes zuständig. Filter 5 ist für die dunkelsten Stellen – man nennt sie „Schatten“ –  relevant. Die mittleren Töne sind ein „Mix“ aus beiden Filtern und ergeben sich automatisch.

Belichtet man mit Filter 5 und danach mit Filter 00 mit der jeweils gleichen Zeit, so könnte man theoretisch auch mit Weißlicht arbeiten, bzw. die beiden Schichten des Multikontrastpapieres mit exakt gleichen Mengen Licht belichten.

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Die Praxis

die Gradation-5-Filterung

ein Portrait

Bei diesem Bild waren die Haare der Person meine Schattenstelle, auf die ich nacheinander Probeschnipsel legte.

Schatten und Lichter

Schatten und Lichter bei einem anderen Bild

Ich selbst fange immer mit der Filter-5-Filterung an: Ich schwenke also Filter 5 ein und suche mir die Schatten unseres Bildes, also eine der dunkelsten Stellen, welche gerade so noch Zeichnung haben sollen. Ein schwarzes T-Shirt mit schwachem Faltenwurf wäre so eine Schatten-Stelle. Auf diesen Bereich lege ich nun nacheinander kleine Testschnipsel meines Fotopapiers und fertige mehrere Belichtungen mit jeweils unterschiedlichen Zeiten an. Es hat bei den meisten Motiven wenig Sinn, die bekannte „Treppentestreihe“ durchzuführen. Man muss die Testschnipsel nacheinander auf der selben Bildstelle unterschiedlich lang belichten. Lesen Sie hierzu auch meinen Artikel über Probestreifen / Probeschnipsel. Die Unterschiede zwischen den Test-Zeiten sollten bei der 5-Testreihe jeweils eine 1/3-Blende sein, was einen Faktor von 1,3 entspricht, mit welchem wir die Belichtungszeit des vorangegangenen Testschnipsel multiplizieren müssen – also z. B. Zeiten von 5 Sekunden; 6,5 Sekunden; 8,5 Sekunden usw.
Weniger Sinn hat es hierbei, gleichbleibende Zeitdifferenzen zwischen den Testschnipseln zu verwenden (also z. B. 7; 8; 9; 10; 11 usw.) Die Abstände zwischen den Zeiten sollten mit längeren Zeiten immer größer werden.

mehrere Probeschnipsel

Nachdem ich mir die Schatten auf dem Bild herausgesucht habe, erfolgt das Bestimmen der korrekten Filter-5-Belichtung auf der selben Stelle.

Die Testschnipsel, welche ungefähr dem gewünschten Ergebnis nahe kommen (gerade so Maximalschwarz erreichen) müssen nun zur korrekten Beurteilung getrocknet werden, sofern Sie Baryt-Papier verwenden. Denn Barytpapier dunkelt beim Trocknen leicht nach. Ich nutze hierzu eine kleine Presse für meine finalen Probeschnipsel. Ich achte darauf, auch noch einen zu hellen sowie einen zu dunklen Testschnipsel mitzutrocknen, so dass ich konkrete Referenzen zur Beurteilung habe, denn ich muss einerseits wissen, wo sich noch überall Zeichnung in den Schatten befindet (zu heller Schnipsel) und ich muss wissen, wie eigentlich Maximalsschwarz aussieht, denn Schwarz ist relativ (zu dunkler Schnipsel). Allerdings besitze ich auch eine Maximalschwarz-Referenz meines Papiers. Dies ist nichts anderes als ein völlig überbelichteter Probestreifen, den ich mir aufbewahre und ihn neben die jeweiligen Probeschnipsel halte.

Kaiser Schnelltrockner

Neuerdings nutze ich zum schnellen Trocknen der finalen Probeschnipsel einen Schnelltrockner von Kaiser. Das geht schneller bzw. platz- und energieparender als mit einer Barytpresse.

Auf diese Weise komme ich recht schnell zu einem Ergebnis: Einer der Grad.-5-Testschnipsel wird im trockenen Zustand gerade so das maximal erreichbare Schwarz des Papiers erreicht haben, ohne aber, dass gleichzeitig bereits die Schattenzeichnung zuläuft.
Ggf. müssen noch ein oder mehrere feinere Zwischen-Testschnipsel angefertigt werden.

die Gradation-00-Filterung

Nun folgt der zweite Schritt: Ich fertige auf die gleiche Art und Weise Testschnipsel für die Lichter an und zwar nun mittels Filter 00. Als Lichterpartie eignet sich z. B. ein weißes T-Shirt mit Faltenwurf.

Beachten Sie: Es empfiehlt sich zumeist nicht, den Himmel oder eine andere Lichtquelle bzw. deren Spiegelung als Lichterbereich auszuwählen, auch wenn dies die hellste Stelle des Motivs (die dichteste Stelle des Negativs) ist. Sie würden sonst auf eine zu lange Gelbfilterung kommen, welche ungünstig für die anderen Bildbereich sein- bzw. gewisse „globale Kontraste“ zu gering schaffen wird. Himmel und Lichtquellen sollten später immer separat nachbelichtet werden.
kleiner Königsstuhl

Bei diesem Bild war es klar, wo meine Lichter liegen: Am  Kreidefelsen.

In anderen Quellen wird angegeben, die Probestreifen des zweiten Belichtungsprozesses jeweils mit der (bereits ermittelten) Zeit des ersten vorzubelichten, was auch eigentlich richtig wäre. Dies bedeutet keinen erwähnenswerten zusätzlichen Aufwand, sofern man mit der „Treppenbelichtung“ für Probestreifen arbeitet. Eine solche Probestreifenmethode lehne ich aber für die meisten Motive ab, da hiermit kaum „feine“ Bilder möglich sind. Ich handhabe dies anders: Ich nutze für die Probestreifen der 00-Filterung zunächst weiterhin unbehandelte Probeschnipsel.

Es gilt: Der Lichter-Bereich, also in diesem Fall das weiße T-Shirt, soll gerade so eine Zeichnung über dem reinen Weiß des Papiers erhalten. Es wird also ein ganz geringe Schwärzung des Papiers angestrebt.

Hierzu fertige ich mir wieder Testschnipsel hintereinander immer auf der selben Stelle (das weiße T-Shirt) an und zwar diesmal in längeren Intervallen, denn bei der Gradation-00-Filterung erfolgt eine Schwärzung wesentlich zögerlicher als bei der Gradation-5-Filterung: Ich stufe die Testschnipsel demzufolge nun in 3/4-Blenden ab, was einen Zeitfaktor von 1,7 bedeutet. Entsprechende Probeschnipsel könnten dann z. B. nach folgenden Zeiten angefertigt werden: 5 Sekunden; 8,5 Sekunden; 14,5 Sekunden usw. Der Testschnipsel, bei welchem gerade so eine leichte Zeichnung im Weiß des Shirts erscheint, ist es. Hier müsste natürlich evtl. auch noch etwas Feinarbeit im Sinne einer Zwischenzeit geleistet werden. Beachten Sie, falls Sie Barytpapier verwenden: Auch in den Lichtern macht sich das Nachdunkeln des Papiers beim Trocknen bemerkbar, wenn auch nicht so stark wie in den Schatten. Das heißt, dass ein Hauch von Lichter-Zeichnung erst beim Trocknen entstehen kann bzw. dass ein solcher im nassen Zustand beim Trocknen ganz leicht ergrauen wird und das Bild droht, an Brillanz zu verlieren. So etwas kann aber am Ende noch mit Farmerschen Abschwächer korrigiert werden.

Kombination von Gradation-5-Belichtung mit Gradation-00-Belichtung

Nun werden beide Belichtungen nacheinander angewendet. Stellen Sie sich die Kombination so vor:

Die Filter-5-Belichtung ist für die Schwärzen, für die dunklen Bereiche des Bildes zuständig. Mit ihr wird die maximale, kräftige Schwärzung an den dunklen Bereichen erlangt. Mit der Filter-00-Belichtung „füllen“ Sie anschließend die Lichter, also die hellen Bereiche auf, die durch die Belichtung davor noch gar keine Deckung erhalten haben. Die Mitteltöne werden durch beide Belichtungen beeinflusst.

Ich habe nun zwei Probeschnipsel vor mir liegen: Ich habe die Zeit, bei welcher mit Filter 5 die Schatten gerade so ihr Maximalschwarz erreichen (ohne, dass dabei Zeichnung verloren geht) und ich habe die Zeit ermittelt, bei welcher die Lichter mit Filter 00 gerade so ihre Deckung erhalten (ohne, dass sie zu Grau werden).

die Säule vom Vergrößerungskopf

Ich habe die Säule meines Vergrößerers mittels einem Winkel an der Wand fixiert. So gehe ich sicher, dass der Vergrößerungskopf beim Hantieren mit den Filtern während den Einzelbelichtungen exakt in der gleichen Stellung bleibt und nichts schwingt.

Sie könnten nun das Foto mit diesen beiden Werten nacheinander belichten. Allein: Die beiden Filterungen können sich untereinander beeinflussen. Das heißt, dass gerade bei harten (kontrastreichen) Negativen mit entsprechend langer 00-Belichtung jene auch die Schatten angreift und diese drohen „zuzulaufen“. Ich persönlich kann dies einschätzen und nehme für einige weitere (größere) abschließende Teststreifen die Grad. 5 Belichtung leicht wieder zurück.
Dass aber die Filter-5-Belichtung die Lichter ergrauen lässt, habe ich in der Praxis noch nicht erlebt. Die Filter-5-Belichtung würde nur bei sehr weichen (dünnen) Negativen in den Lichtern wirken. Hinzu kommt, dass ich generell oftmals die Lichter nachträglich, ich erwähnte es eben schon, mit Farmerschen Abschwächer kläre und sie so später nach Sicht behandeln kann, so dass ich mir diesbezüglich weniger Sorgen mache. Man könnte natürlich auch die 00-Belichtung wieder einen kleinen Schritt zurück nehmen.

Wir sind fertig. Mit minimalem Papierbedarf bzw. mit winzigen Probestreifen (Schnipseln) haben wir unser Motiv ausgemessen bzw. die richtigen Belichtungszeiten ermittelt, um ein – rein technisch gesehen – korrekt belichtetes Positiv anfertigen zu können.
Für den finalen „Print“ ist es übrigens egal, ob wir nun zuerst die Gradation-5-Belichtung oder jene mit Gelbfilter vornehmen. Ich arbeite lieber als zweiten Schritt mit der 00-Filterung, da ich sie ohnehin oft zum Nachbelichten des Himmels und zum Nachbelichten der Bildränder nutze.

Hier gibt es noch zwei Links zum Thema:
http://www.lesmcleanphotography.com/articles.php?page=full&article=21 (englisch) & http://www.film-and-darkroom-user.org.uk/forum/showthread.php?t=967 vom selben Autor und auch in Englisch aber sehr interessant

Die Krux der Perfektion

Bei Nebelsituationen gibt es zumeist weder ein tiefes Schwarz noch ein richtiges Weiß. Eine Splitgrade-Automatik würde so etwas aber anstreben bzw. das Bild nicht

Bei Nebelsituationen gibt es zumeist weder ein tiefes Schwarz noch ein richtiges Weiß. Eine Splitgrade-Automatik würde so etwas aber anstreben bzw. das Bild nicht wie gewünscht umsetzen.

Mittels dem manuellen Splitgrade ist man in der Lage, die Papiergradation des Multigrade-Papiers bis auf’s Quentchen dem Negativkontrast anzupassen. Oder mit anderen Worten: Man erreicht mit dem Splitgrade-Verfahren (einigermaßen richtig belichtete [mit genügend Schattenzeichnung“] und entwickelte [nicht zu dichte“] Negative natürlich vorausgesetzt) immer maximales Schwarz mit Zeichnung und maximales Weiß mit Zeichnung. Überall auf dem Bild befinden sich Bildinformationen, ohne dass es dabei flau wirkt (sofern man nicht z. B. einen zu hellen Himmel als Referenzpunkt für die 00-Filterung wählte). Die Arbeitsweise des manuellen Splitgrade ist aber eine stupide.
Denn angenommen, wir hätten gar kein weißes T-Shirt in unserem Bild, sondern nur ein hellgraues. Also angenommen, wir hätten gar keine richtig hellen Lichter in unserem Motiv. Würden wir nun nach der Splitgrade-Methode unser Negativ ausmessen / austesten und entsprechend belichten, dann wäre die somit entstandene Fotografie technisch zwar perfekt, entspräche aber nicht der Realität (was aber nicht unbedingt schlecht sein muss), zumindest wahrscheinlich nicht unserer Vorstellung. Hier ist es also wichtig, mitzudenken bzw. sich einen recht großen Zwischenteststreifen mit den beiden ermittelten Belichtungszeiten anzufertigen! Dass als Lichterbereich der Himmel (bzw. eine andere [auch gespiegelte“] Lichtquelle) eher nicht in Betracht kommen sollte, hatte ich schon erwähnt – der globale Kontrast des Bildes würde dann zwar stimmen. Lokale Kontraste aber wären dann oftmals zu gering. Extrembereiche wie der Himmel oder die Spiegelung des Blitzgerätes auf einer weißen Tischfläche sollten besser (mit Filter 00) nach- und / oder unterschwellig vorbelichtet werden, damit hier die gewünschte Zeichnung steht.

ein Silbergelatineabzug

Bei dieser Fotografie konnte ich nicht einfach nach den Splitgrade-Mechanismen gehen: Die hellsten Stellen der Wiese wären sonst zu einem (Fast-) Weiß geworden, was rein technisch ok gewesen wäre, nicht aber meiner Vorstellung entsprach. Der lokale Kontrast im wilden Gras wäre zu hoch gewesen.

Oftmals passiert auch Folgendes: Die Auswirkung der theoretisch richtigen Gradation (überall Zeichnung, tiefstes Schwarz, hellstes Weiß) korreliert einfach ungünstig mit der Stimmung des Bildes. So soll ja eine Nebellandschaft durchaus vielleicht etwas flau erscheinen. Dieses „Flaue“ widerspricht aber dem Grund, warum man eigentlich das Splitgrade-Verfahren einsetzt, denn beim Splitgrade provozieren wir ja die möglichst härteste Gradation, bei welcher die Lichter noch nicht ausfressen. Für die meisten Motive wird dies wohl der richtige Weg sein. Für einige Motive muss man das Papier aber (zumindest partiell [siehe unten“]) mit einer weicheren Gradation belichten, obwohl dies rein technisch (die Lichter hätten noch genug Potential zur Deckung) gar nicht nötig wäre. Dennoch würden gewisse Bildbereiche manchmal zu schroff wirken. Eine rein automatische Splitgrade-Methode würde hier zwar zu einem technisch korrekten, aber ungünstigen Bildeindruck führen. Wie bereits erwähnt: ein größerer Teststreifen, quer über das Bild mit den beiden vorher ermittelten Belichtungszeiten belichtet, ist sehr zu empfehlen, bevor man das eigentliche Blatt Papier belichtet. Es ist wichtig, das gewünschte Bild vorher in seinen lokalen Tonwerten ungefähr im Kopf zu haben, es zu previsualisieren.

Manuelles Splitgrade und der Labor-Belichtungsmesser

Belichtungsmesser von Wallner

Schaltuhr & Belichtungsmesser von Wallner

Ich benutze einen Laborbelichtungsmesser um die beiden Zeiten für die beiden Eckfilter der manuellen Splitgrade-Belichtung einfach auszumessen. Der Belichtungsmesser muss mindestens zwei „Kanäle“ besitzen. Das Grundmodul meines „Wallner-Turms“ hat einen Umschalter, bei dem sich mehrere Papiere zum Ausmessen definieren lassen. Zwei dieser „Kanäle“ sind für mein Lieblingspapier reserviert und zwar so, dass ich auf „Kanal 1“ ausmessen kann, wann die erste Zeichnung bei Filter 00 in den Lichtern einsetzt und auf „Kanal 2“, wann die Maximalschwärze des Papiers bei Filter 5 in den Schatten gerade so eintritt. Bei den meisten Motiven lässt sich dies gut ausmessen. Freilich musste ich das Gerät hierfür zunächst auf meine Papiersorte kalibrieren. Zusätzlich fertige ich für den Gradation-00-Teststreifen noch zwei weitere mit Zeitdifferenzen von +/-  3/4 Blenden und für den Gradation-5-Teststreifen zwei weitere mit Zeitdifferenzen von +/-  1/3 Blenden an. So gelangt man sehr schnell zu den beiden benötigten Belichtungszeiten.
Weiterhin lässt sich ein Laborbelichtungsmesser sehr gut zum Finden der „Extrembereiche“ – also der dunkelsten und hellsten Stellen (der Schatten und Lichter) des Bildes benutzen, wenn man hier unschlüssig ist.

Jobo Comparator

Ein simpler Laborbelichtungsmesser: Der Jobo-Comparator

Gewiss lässt sich hier auch ein einfaches Modell wie z. B. der Jobo „Comparator“ benutzen. Nur muss man sich hier für die beiden Messpunkte jeweils eine Markierung am Drehknopf machen bzw. für die beiden Messungen jeweils an diesem Index-Rädchen drehen.
Im zweiten Teil dieses Beitrages im mittlerweile leider geschlossenen Phototec-Forum erklärt jemand ausführlich, wie man sich einen Labor-Belichtungsmesser für das Manuelle Splitgrade gut zu Nutzen machen kann. *Hinweis: Leider scheint nun mittlerweile das gesamte kostbare Archiv des Phototec-Forums geschlossen bzw. nicht aufrufbar zu sein.

Besagten Text hatte ich aber lokal gespeichert bzw. gerettet. Lesen Sie ihn hier oder überspringen Sie diesen:

Den Laborbelichtugngsmesser für das manuelle Splitgrade nutzen

Ich besitze und benutze ebenfalls einen Wallner 505Pro mit Coloranalyser. Letzteren benutze ich als S/W Densitometer. Der Wallner ist mir eine große Hilfe in der Duka und ich möchte ihn nicht mehr missen. Im Prinzip gibt es zwei Methoden das Gerät einzusetzen: Klassisch festgraduiert und
manuelles Splitgrade.

Klassisch festgraduiert:
Dazu zählt auch Multigrade solange man nur eine Belichtung mit einem Filter vornimt. Das ist auch die in einem Beiblatt zur Anleitung beschriebene Methode.
Man sucht auf dem Negativ zwei Punkte. Einer in den Lichtern mit minimaler Schwärzung im Positiv und einen in den Schatten mit maximaler Schwärzung im Positiv. Daraus ermisst man den Kontrastumfang aus dem sich direkt die Gradation des Papiers ergibt. Ob sich diese Gradation durch festgraduiertes Papier, durch einen Multigradefilter oder eine entsprechende Einstellung am Farbkopf ergibt ist egal.
Ist der Kontrastumfang / die Gradation bestimmt sucht du dir einen Punkt der 0,6 logD (= 2 Blenden) über dem Messpunkt für die Lichter liegt. Der Grund ist einfach der: 0,6 logD über
Minimalschwärzung ist der übliche Kalibrationspunkt für die Papierempfindlichkeit. Egal welche Gradation, in diesem Punkt haben alle Gradationen die selbe Empfindlichkeit. Oder anders gesagt:
In diesem Punkt erhälst du immer die selbe Schwärzung, egal welche Gradation du verwendest. Das ist wichtig, da du für jedes Papier nur einen Indexwert ermitteln willst. In diesem Punkt misst du nun also die Belichtungszeit und belichtest damit das Paier mit der vorher ermittelten Gradation.
Wenn du kein Coloranalyser- oder Densimodul hast kannst du den Kontrastumfang in logD aus den Belichtungszeiten bestimmen. Einfach in beiden Punkten die Belichtungszeiten messen, durcheinander dividiren und den 10’er Logarithmus davon berechnen. Du kannst dir auch Ralphs f-stop Printing
Table nehmen und damit den Unterschied der Belichtungszeiten in Blendenstufen umrechnen. 1 Blende
= 0.3 logD. z.B. eine Belichtungszeit 5,6 s und eine 64 s. Macht 3 1/2 Blenden, entspricht 1,05
logD oder Gradation 2.
Kalibration: Dazu must du von Hand eine gute Vergrößerung machen, in dem zugehörigen Negativ besagten Punkt von 0,6 logD über minimaler Positivdichte suchen und dann den Indexwert so lange verstellen, bis der DuKaBeli die Belichtungszeit anzeigt, die du vorher von Hand / mit dem Auge ermittelt hast.
Hört sich kompliziert an, ist aber eigentlich einfach wenn man die Zusammenhänge um die Schwärzungskurven mal verstanden hat.

Manuells Splitgrade:
Ich komme mit manuellem Splitgrade besser zu recht als mit der klassischen Methode. Die methodische DuKaBeli Unterstützung dazu habe ich mir selbst erarbeitet. Vorteil dabei ist auch, dass man nur zwei Punkte (minimale und maximale Schwärzung) einkalibrieren muss. Bei der
klassischen Methode muss man für jede Gradation den tatsächlichen Kontrastumfang des Papiers bestimmen. Das geht obendrein nur mit trockenem Papier. („Dry down Effect“) Minimale und maximale Schwärzung erkennt man auch auf nassem Papier.
Man sucht wieder auf dem Negativ zwei Punkte. Einer in den Lichtern mit minimaler Schwärzung im Positiv und einen in den Schatten mit maximaler Schwärzung im Positiv. Aus dem Punkt in den Lichtern ergibt sich die Belichtungszeit für Gradation 0 und aus dem in den Schatten die für
Gradation 5. Sprich ich messe die beiden Punkte an und erhalte sofort die beiden notwendigen Belichtungszeiten.
Ich fertige dann eine Reihe Probestreifen nur mit Gradation 0 an. Mindestens drei Streifen. IdR. einmal mit der gemessenen Zeit sowie + und – 1/3 Blende davon. Je nach dem auch noch einen vierten Probestreifen entweder + 2/3 oder – 2/3 Blende. Da such ich mir den besten aus und habe die Zeit für Gradation 0 somit festgelegt. Danach kommt Gradation 5 dran. Wieder drei oder vier Probestreifen im besagten Raster, zuerst mit der ermittelten Zeit Gradation 0 belichten, dann die
verschiedenen Zeiten für Gradation 5. Mittlerweile komme ich meistens mit diesen zwei Reihen Probestreifen zu einem guten Erstabzug.
Das Messen der Belichtungszeiten und das Kalibrieren sind allerdings vollkommen anders als bei obiger Methode. Man beachte: Man hat nur zwei Gradationen und man verwendet für die Belichtungszeit einer jeden Gradation unterschiedliche Kalibrationspunkte: Minimale Schwärzung im Positiv für Gradation 0 und maximale Schwärzung im Positiv für Gradation 5. Somit erhält man auch zwei unterschiedliche Indexwerte: I_G0 für Gradation 0 und I_G5 für Gradation 5. Das bedeutet man muss am DuKaBeli für jede Messung von Schatten oder Lichtern den Indexwert verdrehen. Der Wallner
hat da aber nur dieses 10-Gang Poti. Da jedes mal dran rumschrauben ist nervig. Ein DuKaBeli mit einfach umschaltbarem Indexspeicher ist in dem Fall vorteilhaft.
Ich rechne daher die beiden Indexwerte von Hand ein. Ich stelle den Wallner einfach auf Index 800. Damit erhalte ich bei meinen üblichen Negativen und der Helligkeit meines Vergrößerers immer Belichtungszeiten über 10 s (Mess- bzw. Anzeigegenauigkeit) und unter 999 s (Anzeigeende). Lichter
messen, Belichtungszeit mal I_G0, fertig. Schatten messen, Belichtungszeit mal I_G5, fertig.
Probestreifen.
Wie komme ich nun zu den beiden Indexwerten? Index I_G0 für Gradation 0 ist einfach. Man macht eine Reihe heller Probestreifen mit z.B. einer Münze auf dem Papier. Dort wo man die Münze gerade so noch erkennen kann ist die minimale Schwärzung. I_G0 ergibt sich direkt aus realer und
gemessener Belichtunhszeit. Index I_G5 für Gradation 5 ermittele ich vorzugsweise mit einem Stufengraukeil. Ich belichte dazu Probestreifen mit Gradation 0 vor, so das ich bei z.B. 2 logD im Stufengraukeil die minimale Schwärzung des Papiers erreiche. Das ist dank des eben ermittelten
I_G0 ja kein Problem mehr. Dann mache ich Belichtungen mit Gradation 5 darüber. Ziel ist es bei ca. 0,8 bis 1 logD im Stufengraukeil die maximale Schwärzung des Papiers zu erreichen. Das entspricht einem Kontrastumfang von 1 bis 1,2 logD. Wie gehabt: I_G5 ergibt sich direkt aus realer
und gemessener Belichtungszeit.
Man kann natürlich auch einfach ein „gutes“ Negativ mitlerer Gradation nehmen, von Hand per Splitgrade die Belichtungszeiten ermitteln, den Schatten- und den Lichterpunkt mit dem DuKaBeli anmessen und die Indexwerte I_G0 und I_G5 aus den tatsächlichen Belichtungszeiten errechnen. Bei mir ist das „gute“ Negativ halt einfach ein Stufengraukeil.
Das hört sich vielleicht alles kompliziert an, ist in der Praxis allerings sehr einfach. DuKa Arbeit macht mir eigentlich erst Freude seit dem ich mir die Splitgrade-Methode erarbeitet habe.
Vorher brauchte ich ermangels Erfahrung endlose Reihen mit Probestreifen. Das war zimlich frustrierend. Früher brachte ich bestenfalls einen Abzug pro Abend hin. Mitlerweile bin ich bei
gut einer Stunde pro Abzug. (Das Baryt braucht halt seine Zeit im Entwickler… Und wenn der Vergrößerer nicht der hellste ist…)

Übersetzen der beiden Einzelbelichtungen in eine feste Gradations-Angabe

Belichtet man sein Bild mit z. B. 10 Sekunden Filter 00 und ebenfalls 10 Sekunden bei Filter 5, so hätte dies den selben Effekt, was die erzielte Gradation anbelangt, als würde man mit Weißlicht arbeiten, was bei Multikontrastpapier – je nach Leuchtquelle (Kondensor oder Diffusor) – ca. Gradation 2,5 entspräche. Belichtet man mit z. B. 10 Sekunden Filter 00 und 0 Sekunden (also gar nicht) mit Gradation 5, so ergibt sich – logisch – eine „Gesamtgradation“ von 00.

eine Produktabbildung

Dieser Dia- und Negativscanner ist eine günstige und einfache Möglichkeit, Kleinbild Negative und Dias zu scannen. Freilich darf man für den Preis keine hohe Druckqualität erwarten. Doch für die Präsentation Ihrer analogen Bilder im Internet, auf dem Smart-TV und für kleinere Papierdrucke reicht der winzige Digitalisierer durchaus.

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Das war noch einfach. Eine Angabe wie 12 Sekunden Filter 5 und 7 Sekunden Filter 00 lässt sich aber nicht so ohne Weiteres in konkrete Gradationsangaben übersetzen. Ein freundlicher Zeitgenosse stellt hier auf seiner Seite entsprechende Tabellen bereit. Es sind zwei an der Zahl, da ein Mischlicht-Vergrößerer generell weicher abbildet als ein Kondensor-Vergrößerer und hier die Gradationszahlen dementsprechend etwas nach unten korrigiert werden müssen.
Man muss natürlich nicht wissen, mit welcher Gradation man nun sein Blatt Multikontrastpapier letztendlich belichtet hat. Zum Verständnis und zum Einschätzen der eigenen Negative ist eine solche Übersicht aber recht sinnvoll. Denn wenn Sie z. B. stets mit einem Belichtungsverhältnis von 10 % Gelb und 90% der Gesamtbelichtungszeit Magenta vergrößern, sollten Sie sich überlegen, ob sie Ihre Negative nicht zu kurz entwickeln bzw. ob diese nicht zu weich sind.

Der eigentliche Vorteil des Manuellen Splitgrades – die partielle Belichtung mit unterschiedlicher Gradation

Sofern man lediglich einen sogenannten „Straight-Print“ anfertigt, also einen Abzug, bei welchem alle Bereiche des Bildes die gleiche Belichtungszeit und Gradation aufweisen, fährt man mit der konventionellen Methode mit nur einer einzigen Belichtung am besten – gerade, wenn man einen echten Multigrade-Kopf besitzt oder die Filter nach der „Zweifilter-Methode„, besser nach der kalibrierten Einfiltermethode einstellt bzw. für eine gleichbleibende Lichtintensität des Vergrößerungskopfes sorgt. Das Splitgrade-Verfahren ist natürlich etwas raffinierter.

Richtig interessant wird es aber, wenn verschiedene Bereiche des Bildes mit einem jeweils unterschiedlichen Kontrastverhalten belichtet werden und da hat man mit dem manuellen Splitgrade ein fantastisches Werkzeug zur Hand!

Ein einfaches Beispiel: Wir haben eine Landschaftsfotografie. Die Landschaft selbst soll recht natürlich wiedergegeben werden – der Himmel aber richtig dramatisch. Hier geht man nun so vor, dass man den Himmel während der Filter-00-Belichtung komplett abwedelt (abhält).

Verestärkung von Luftperspektive

Bei diesem Foto hatte ich den Horizontbereich während der Gradation-5-Belichtung komplett abgewedelt. Dadurch ist keine Maximalschwärzung an dieser Stelle erfolgt und ich erhielt eine schöne Luftperspektive bzw. Verstärkung von Dunst bzw. dem Eindruck von Ferne. Ich erhöhe damit den Eindruck von Dreidimensionalität in meiner Fotografie.

Das Papier hat an dieser Stelle also noch kein Licht bekommen. Erst bei der Filter-5-Belichtung wird dieser Bereich freigegeben. Abschließend wird die Landschaft selbst abgedeckt und der Himmel mit Filter 5 nachbelichtet. Verstehn Sie? Der Himmel hat nun in sich selbst einen sehr hohen Kontrast, denn er wurde lediglich mit Grad. 5 belichtet. Die Landschaft selbst darunter weist in sich einen geringeren lokalen Kontrast auf. Der Übergang ist fließend.
So ein Bild könnte man noch mehr tunen, indem man den Hintergrund der Landschaft, die Ferne bzw. den Horizont-Bereich, einen gewissen Teil der Filter-5-Belichtung nimmt – diesen Bereich also sehr weich und dunstig abbildet bzw. ihn einfach bei der Filter-5-Belichtung  für eine gewisse Zeit abwedelt und danach den Himmel, wie schon beschrieben, einen harten bzw. kontrastreichen Charakter zukommen lässt. So entstehen die Bilder, bei denen Sie sich bisher vielleicht fragten, warum diese so gut aussehen und wie zum Teufel das gemacht wurde.
Denn die Splitgrade-Methode macht es uns sehr einfach gegen die Negativinformation zu arbeiten bzw. einen gewissen „Effekt“ zu erzielen, welcher – benutzt man das manuelle Splitgrade dezent – auch nicht unbedingt als Effekthascherei- bzw. übertrieben wirken muss.

Splitgrade mit Graustufenlineal

Ein wertvolles Hilfsmittel für das partielle Belichten mit unterschiedlicher Gradation kann uns das Graustufenlineal sein:

Gradation 0 und 5

Für das manuelle Splitgrade-Verfahren benötigen wir zwei dieser „Lineale“: eines für Gradation 00 und eines für die Gradation 5-Filterung. Es lässt sich mit einem solchen Hilfsmittel z. B. leicht ablesen, um wie viel Licht der Gradation 5 wir eine Straße länger belichten müssen, damit diese dem gewünschten Grauton auf dem Lineal nahe kommt.

Nachbelichten des Vordergrundes

Bei dieser Fotografie habe ich den Vordergrund, die Straße, mit Gradation 5 nachbelichtet, damit der dunkle Asphalt dunkler wird, die helle Markierung aber nicht davon betroffen ist. Um welche Zeit nachbelichtet werden musste, konnte ich leicht am Graustufenlineal ablesen.

Dabei spielt es keine Rolle, mit welcher Gradation bzw. mit welchem „Gradationsmix“ der vorliegende Bereich bzw. zu helle Grauton bereits belichtet wurde. Ferner kann man jene Straße in diesem Beispiel auch mit einer Zwischengradation (bei gleicher Lichtintensität z. B. via 2-Filter-Methode am Color-Kopf) nachbelichten, damit sie nicht zu hart wird (statt mit 00 und 5 nacheinander) – Mit einem Graustufenlineal für Gradation 3 könnte man die hierfür benötigte Zeit leicht ermitteln.
Ich habe einen separaten Artikel über das Graustufenlineal geschrieben.

Die automatische Maskierung via Gradationssplit

Hier folgt noch einmal die Erwähnung der automatischen Maskierungsfunktion innerhalb des Splitgrade-Verfahrens, wo ich nicht müde werde, sie mehrmals zu erwähnen. Ein Beispiel:
Sie möchten den hellgrauen Himmel nachbelichten, weil er Ihnen noch zu hell ist aber das weiße Segel eine Bootes ragt in diesen hinein? Belichten Sie den Himmel mit Gradation 5 nach! Eine Gradation 5 Belichtung wird sich kaum in den sehr hellen Bereichen bemerkbar machen – wohl aber in den etwas dunkleren.
Ein anderes Beispiel: Sie haben ein weißes Pferd vor einem ganz dunklen Wald stehen. Das Fell des Gauls zeigt aber noch keine Struktur, die dunklen Bereiche des Waldes – die einzelnen, schwach sichtbaren Äste – dürfen keinesfalls zulaufen. Belichten Sie mit Gradation 00 nach! Gradation 00 macht sich zuerst immer in den sehr hellen Bereichen bemerkbar aber in den dunklen nur äußerst zögerlich. Wir brauchen keine Sorge tragen, dass die Schatten bei einer Gradation 00-Nachbelichtung zulaufen und wir ersparen uns so durch diese automatische Maskierung umständliches Abhalten.

Es ist wichtig zu wissen, dass Gradation 00 in den Lichtern zieht, in denen Gradation 5 kaum Schwärzung verursacht und dass Gradation 5 für die Schatten, für die dunkelsten Bereiche zuständig ist, in denen wiederum mit Gradation 00 nur sehr schwach Schwärzung erzeugt werden kann.

Eine noch exaktere Maskierung der Schatten- bzw. Lichterbereiche erhalten Sie übrigens mit der Nassbelichtungs-Methode. Diese habe ich jedoch noch nicht ausprobiert, dürfte aber genau für das eben erwähnte Beispiel vom Schimmel vor dem dunklen Wald genau das Richtige sein.

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So funktioniert manuelles Splitgrade wirklich und so gelangt man zu ausdrucksstarken Bildern.
Ein Plus mehr an Raffinesse erhält man noch durch das partielle „unterschwellige Vorbelichten“, was ebenfalls eine automatische Maskierung darstellt – aber nur für die allerhellsten Bereiche. Hierzu möchte ich demnächst noch einen Artikel verfassen.

veröffentlicht: 1.02.14 | letzte Änderung: 8.03.21

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8 Kommentare

Manuelles Splitgrade – eine Anleitung

  1. Gerhard sagt:

    Ein toller Artikel, der mich einen Schritt weiter führt. Danke!

  2. Marius sagt:

    Zunächst wirklich besten Dank, dass du diese Methdode hier im Netz für so viele Leute zur Verfügung stellst!

    Ich habe keinen Farbmischkopf und führe die Zwei-Filter-Methode daher mit den Ilford-Filtern, die man unter dem Objektiv platzieren kann, durch. Wenn ich jedoch die Gradation 5 Filterung vornehme bis gerade noch so Zeichnung vorhanden ist, wird diese Stelle in Kombination mit der 00-Filterung meistens zu dunkel.
    Gerade bei der 00-FIlterung finde ich ift schwer einzuschätzen, ab wann gerade so Zeichnung in die Lichter kommt und ab wann ich vielleicht schon etwas zu lange belichtet habe. Das merkt man dann erst hinterher, wenn beide Belichtungen zusammen vorgenommen werden (was ich meistens auch nochmal auf einen Probeschnipsel mache) und das Bild dann eventuell zu flau ist, da die Lichter zu sehr gedeckt sind.

    Übrigens, wieso entspricht ein gleicher Wert bei den Teilbelichtungen 05 und 00 einer Gradation von 2,5? Zumindest spricht das gegen die Tabelle, die du verlinkt hast.

    • Thomas / Admin sagt:

      Hi Marius,
      Bei meinem Papier / meinen Filtern muss ich die Grad.-5-Belichtung dann immer ca. um 20% reduzieren, damit die anschließende Grad.-00-Belichtung mir die Schattenzeichnung nicht ruiniert. Dies kommt aber immer darauf an, wie viel ich von letzterer auf das Papier „gebe“. Bei sehr harten Negativen wird es viel mehr sein als bei weichen bzw. als bei Motiven mit per se geringem Eigenkontrast.

      Auch mir passiert es manchmal, dass ich doch zu viel von der Grad.-00-Filterung gegeben habe. Das ist in Maßen im Nachhinein korrigierbar und zwar für die Mitteltöne und Lichter mit dem Farmerschen Abschwächer und für die Schatten mit dem Lichter-Abschwächer. Dass ich mir mit der 00-Belichtung die Schatten zulaufen ließ, ist mir jedoch eigentlich noch nie passiert.

      Aus der verlinkten Tabelle für Mischlichtvergrößerer geht hervor, dass wenn man mit Filter 0 und Filter 5 je mit der selben Zeit belichtet, man letztendlich den selben Kontrast erhält wie bei einer einzigen „Filter 2,5-Belichtung“. Allerdings haben solche Betrachtungen nur Sinn als Orientierung bzw. Einschätzung. Ich denke beim Vergrößern gar nicht mehr an solche Werte bzw. orientiere mich je nur an meinen Probeschnipseln. Denn: Jedes Motiv hat einen anderen Eigenkontrast, jedes Papier ist anders, jeder Filter ist anders, jede Glühbirne ist anders. Hier kann es keinen Standard geben.

  3. Winfried Lambertz sagt:

    Fairer Weise muss ich einen Nachtrag schicken: Ich habe über das Thema ausführlich mit Ilford korrespondiert und das Ergebnis ist eindeutig:
    Zunächst mein Fehler. Meine Filter waren zu alt. Nicht etwa ausgebleicht oder sonst beschädigt. Sie waren kaum benutzt – ich arbeite entweder mit dem Farbkopf oder mit einem Vario-Kopf (Leitz) Meine Filter passten nicht mehr zu dem neuen Multigrade. Das heutige Multigrade braucht andere Filter.
    Diese Filter haben tatsächlich eine Spektralverteilung, die die Filter 3 1/2 bis 5 weniger Magenta ausshen lässt als die alten Filter. Ilford wies auch darauf hin, dass eine visuelle Beurteilung der Filter kaum möglich ist.
    Bild der Filter wie sie jetzt aussehen bei http://www.darkroomdave.com/tutorial/making-your-first-black-and-white-print/ Man sieht sehr schön, dass, anders als erwartet, Filter 5 nicht tief Magenta aussieht.
    Noch einmal ein Lob an Ilford. Ich hätte nie erwartet, dass sie einem einfachen Amateur so schnell und genau antworteten. (Ich arbeite nicht für Ilford)

  4. Winfried Lambertz sagt:

    Fortsetzung Folienfilter:

    So ähnlich, wenn auch nicht so wissenschaftlich, stiess ich auf das Problem: Vergrösserung mit Filter 3. Lichter ok, Schwärzen zu flau. Also wiederholt mit Filter 4. Ergebnis Lichter ok. Schwärzen noch viel flauer. (trotz Verdopplung der Belichtung). Mit anderem Negativ und anderem Filtersatz wiederholt. Gleiches Ergebnis: Das Bild wird mit 4 oder 4,5 flauer als mit 2,5 oder 3. Daraufhin nachgemessen mit FEM Kunze MC 5000. Gleiches Ergebnis, wenn auch nicht in absoluten Werten, für V35 (Weisslicht) und Philips mit Opallampe und vorsichtshalber ohne den leicht grünlichen Wärmeschutzfilter. Der Magentawert sackt ab. Dabei müsste er nach allen Tabellen sowohl für Einzelfilterung wie für Zwei-Filter Methode steigen. Jn einem Forum (ich weiss nicht mehr wo) stiess ich auf die Bemerkung: „Die Filter bleichen wie alle Gelatinfilter aus. Die Hersteller müssten eigentlich Verfallsdaten angeben“

  5. Winfried Lambertz sagt:

    Filterfolien.
    Ich habe mit dem Farbkopf gearbeitet (Leitz V35) und bei einem anderen Vergrösserer mit den Ilford Filtern. Katastrophe. Bis ich dann einmal die Filter nachgemessen habe und fand, dass ab Gradation 3,5 der Magentawert drastisch abnahm. Ein Satz ist alt und viel gebraucht, einer alt aber nie gebraucht einer gebraucht bei ebay gekauft. Überall das gleiche Ergebnis, wenn auch die absoluten Werte unterschiedlich sind.Diese Filter bleichen offenbar selbst beim Herumliegen im Dunkeln aus. Beim Hersteller findet sich kein Hinweis und in verschiedenen Foren ein einziger. Man müsste dem Problem einmal nachgehen damit nicht viele Leute sinnlos ihre Zeit vergeuden und Fehler bei sich suchen, die es garnicht gibt. Weiss jemand mehr darüber?

    • Thomas sagt:

      Hallo! Auch ich hatte mich seinerzeit gewundert, warum die Stärke der Magenta-Färbung bei ansteigendem Filterwert nachließ (auch gebrauchte Filter). Ich dachte, vielleicht ist dies normal. Aber ich hatte es damals nie überprüft. Nun nutze ich ja seit Jahren einen Farbfilterkopf (bei dem der Magentawert immer ansteigt, wenn man die Gradation erhöht) und hatte mir keine Gedanken mehr darüber gmeacht. Ich denke, es muss am Ausbleichen liegen.
      Man könnte es prüfen: Ein Negativ, welches ein scharzes Tuch und ein weißes zeigt wird je so vergrößert, dass das maximale Schwarz gerade so erreicht wird (inkl. Zeichnung). Bei dem Filter mit der härteren Gradationsangabe muss dann das weiße Tuch zwingend heller (oder gar „ausgefressen“) sein, das schwarze bei beiden Vergrößerungen natürlich stetes gleich schwarz (inkl. Zeichnung).

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