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Der Dry-Down-Effekt: Nachdunkeln von Fotopapier beim Trocknen

ThomasKategorie: Das Positiv noch keine Kommentare

Dies wird dem Anfänger gar nicht erst auffallen, dem Fortgeschrittenen aber umso mehr ärgern, da sich die Sache nicht ohne Weiteres kontrollieren lässt: Gemeint ist das Nachdunkeln von Barytpapier beim Trocknen – der sogenannte „Dry-Down-Effekt“.

ein Portrait

Bei diesem Portrait musste ich darauf achten, dass mir beim Trocknen des Barytpapiers nicht die Schattenzeichnung in der dunklen Kleidung (und dem Schrank) „zulaufen“ würde.

Ich habe einige ältere Abzüge auf Barytpapier, die mir nicht mehr so recht gefallen: Sie sind nicht unbedingt fehlerhaft, aber die Bilder wirken irgendwie schwer. Es fehlt ihnen an „Helligkeit“ und an Brillanz. Nun wollte ich einen dieser Abzüge erneut einweichen, um diesen wenigstens ohne Wellen erneut zu trocknen. Doch was musste ich da sehen, nachdem das Papier mit dem Wasser in Berührung gekommen ist? Das Foto wurde brillanter, Schattendetails wurden plötzlich sichtbar, alles wirkte ein gutes Stück angenehmer im Ton, ja lebendiger.

Und jetzt wusste ich auch, was geschehen war: Als ich damals die Abzüge angefertigt hatte, hatte ich genau dieses (nasse) Papier vor mir und war mit meiner Arbeit zufrieden. Ich wusste damals noch nicht, dass das Papier beim Trocknen noch etwas nachdunkeln- und dass es etwas an Brillanz verlieren wird. Es ist also wichtig, schon während des Vergrößerns an die unschöne Eigenart des Papieres zu denken, dass jenes wahrscheinlich noch einen Tick dunkler beim Trocknen wird, was (je nach Motiv) eben jenem qualitativ abträglich sein wird.

PE-Papier ist, meiner Erfahrung nach, nicht betroffen. Dieser Dry-Down-Effekt tritt nur bei Baryt-Papier auf.

Ob die eigenen Abzüge negativ vom Nachdunkeln betroffen sind, kann man leicht nachträglich prüfen, indem man sie – wie ich – erneut einweicht. Hatte man beim Vergrößern alles richtig gemacht, müsste das Foto nun leicht zu hell und geringfügig zu kontrastreich sein. Oder anders: das nasse Foto sollte noch leicht zu kontrastreich sein, die Schatten (dunkelste Bildteile) sollten leicht zu blass erscheinen. Das nasse Foto auf Barytpapier müsste leicht zu „grell“ erscheinen (wenn genügend hellere Partien im Motiv vorhanden sind).

Im nassen Zustand muss das Barytpapier einen Tick zu schwach in den Schatten sein (Maximalschwarz gerade so noch nicht erreicht) und generell etwas zu kontrastreich wirken (Mitteltöne und Lichter leicht zu hell bis gerade so „ausgefressen“). Im trockenen Zustand werden sich die gewünschten Tonwerte eingestellt haben.

Beurteilen der Belichtungsproben
Dies beispielsweise ist ein „Probeschnipsel-Set“ auf Barytpapier. Zur Beurteilung der Schattenzeichnung müssen die Schnipsel trocken sein! Im einfachsten Fall nimmt man hierzu einen (kleinen) Fön. Damit kann man die Proben schnell trocknen.

Woran liegt’s?

Die Ursache, warum uns ein getrockneter Barytabzug dunkler erscheint als im nassen Zustand, ist wahrscheinlich bei den Poren des Papiers zu suchen. Dadurch, dass diese im feuchten Zustand sozusagen geöffnet sind, erscheinen die entsprechenden Bildpartien in diesem Zustand heller, denn nun scheint das Weiß der Barytage durch die Silbergelatine und alles wirkt heller – so, als würde man das Papier gegen eine (schwache) Lichtquelle halten.

Vergleiche

Ich hatte das selbe Motiv bei identischen Parametern zwei Mal abgezogen:

Verhleich zweier Barytpapiere

Es handelt sich bei diesen beiden Fotografien um das gleiche Barytpapier (Fomabrom Variant 111). Zum Vergleich hatte ich eines der Papiere in Wasser eingeweicht (das linke). Das rechte Blatt ist trocken.

Schauen wir uns Details an:

Dry Down Effekt bei Lichtern

Hier fallen sofort drei Dinge auf: Einmal ist die Schärfe im nassen Zustand (links) geringer. Dann sind die Lichter (heller Trenchcoat) im trockenen Zustand dunkler. Und: der Bildton hat sich geändert! Auf diese Phänomene komme ich gleich noch genauer zu sprechen.

 

Schärfe beim Trocknen von Fotopapier

Hier an den Zaunlatten sieht man sehr schön, wie die Schärfe im trockenen Zustand des Papieres angezogen ist. Dies ist bei diesem Papier tatsächlich der Fall und kein Fehler beim Vergrößern.

 

Nachdunkeln von Fotopapier

In den Schatten dunkelt das Papier nach. Meistens ist dies der kritischste Bereich. Bei diesem Motiv ist es nicht ganz so schlimm. Aber es wurde beim Vergrößern auch penibel darauf geachtet, dass die tiefen Schwärzen gerade so erscheinen bzw. dass die Belichtungszeit beim Vergrößern nicht zu lang wird. Im dunklen Mantel sieht man einen Schein (linker, nasser Abzug), welcher beim Trocknen (rechts) dann verschwunden ist. Dank trockener bzw. „geföhnter“ Probeschnipsel wusste ich dies.

Welche Bildpartien sind vom „Dry Down“ betroffen?

Nachdunkeln von Fotopapier

Das weiße Fell des Tieres bekam seine sehr zarte Zeichnung in den hellsten Lichtern erst beim Trocknen. Im nassen Zustand ist noch keine Zeichnung zu erkennen. Beachtet man so etwas nicht, wird man einen Verlust an Brillanz riskieren.

Alle. Doch als am Wichtigsten gilt es, sich die Schattenbereiche des Bildes genau anzusehen. Die Schatten sind die dunkelsten Bildstellen, die zum einen das maximale Schwarz des Papiers abbilden. Zum anderen aber auch noch Zeichnung aufweisen sollen. Und auf diese dezente Zeichnung kommt es an: Sie darf durch den Dry-Down-Effekt nicht verschwinden! Betroffen hiervon wäre z.B. die Zeichnung in entfernten Bäumen oder in sehr dunklen Kleidungsstücken. Mit der Qualität der Schatten steht und fällt so manches Bild. Ich habe schon viele Abzüge gesehen, deren Inhalt durch zu viele homogene bzw. strukturlose Schwärzen bedingter transportiert werden konnte. Sie wirkten tot. Gerade Landschaftsaufnahmen leiden hier oftmals. Bei (markanten) Portraits wiederum könnte man diesen Punkt manchmal sogar vernachlässigen.

In den Lichtern  habe ich ebenfalls ein Nachdunkeln beobachten können. Ich habe eine Serie von Schneelandschaften: Im nassen Zustand durfte der Schnee in seiner Deckung für mich gerade so über Papierweiß stehen und kaum erkennbar sein. Nach dem Trocknen erhielt er dann die gewünschte (minimale) Deckung. Gerade aber was die Lichter angeht, ist eine exakte Steuerung schwierig. Daher lasse ich zunächst ersteinmal alle meine Abzüge trocknen und beurteile die die Lichter im trockenen Zustand. Manchmal sind mir diese (und auch manche Mitteltöne) nach dem Trocknen noch etwas zu dunkel. Hier hilft dann eine kurze Behandlung mit Farmerschen Abschwächer. Aber gerade was die Schatten anbelangt muss man beim belichten vorbeugen:

Abhilfe

Natürlich kann man sich eine Art „Verkürzungsfaktor“ für sein jeweiliges Fotopapier ermitteln. Hierzu belichtet man ein Stück Fotokarton so, dass die Schatten maximales Schwarz aber noch mit knapper Zeichnung aufweisen. Würde man dieses Stückchen Papier nun trocknen, würde wahrscheinlich ein Teil der Zeichnung verschwinden. Aber dazu kommt es nicht: Das Papier wird in einer Schale mit Wasser nass gehalten.
Nun fertigt man einige Papierstückchen des selben Motivs mit jeweils verkürzter Zeit an und trocknet diese. Eines dieser Papierstückchen (wahrscheinlich jenes mit ca. 10% verkürzter Zeit) wird im trockenen Zustand ungefähr dem feuchten in Schwärze und Zeichnung entsprechen. So hätte man dann seinen Verkürzungsfaktor ermittelt, mittels welchem die Belichtungszeit für zukünftige finale Prints verkürzt werden sollten.

Ich handhabe es so aber nicht.

Kaiser Schnelltrockner

Ein Schnelltrockner von Kaiser für Papier. Im Prinzip funktioniert er wie ein (leiser) Fön (warme Luft + Gebläse). Durch das kleine Gehäuse sind meine Baryt-Probeschnipsel binnen 3 bis 5 Minuten trocken. Man sieht es, wenn sie in den Schubladen leicht „tanzen“.

Denn durch so einen Verkürzungsfaktor hätten wir zwar theoretisch die Schatten im Griff, die Kontrolle über den  Kontrastverlust in den helleren Bildbereichen aber nicht. Ein Abzug im nassen Zustand muss immer ganz leicht zu kontrastreich wirken. Da die mittleren bis hellgrauen Töne leicht „anziehen“ werden, sollten diese etwas zu hell gehalten werden. Mit anderen Worten: Die gewählte Papiergradation sollte leicht härter als für den subjektiven Geschmack eigentlich nötig sein. Dies geht natürlich nur in dem Rahmen, in dem uns die Lichter nicht zu sehr „ausreißen“ und am besten mit einem Gradationswandel- / bzw. Farbkopf am Vergrößerer oder aber durch die Splitgrade-Technik, mittels welcher minimale Gradationsunterschiede ebenfalls realisierbar sind.
Daher trockne ich meine finalen Probestreifen (nicht die groben) nach kurzem Wässern gleich in einer kleinen Barytpresse bzw. in einem kleinen Schnelltrockner von Kaiser und verzichte auf die Rechnerei mit dem Verkürzungsfaktor. So habe ich den Nachdunklungseffekt, den „Dry-Down-Effekt“ von Barytpapier beim Trocknen gut im Griff.

Der Schärfe-Effekt

Wie oben bei den Beispielbildern schon gesehen: Barytpapier ist im nassen Zustand augenscheinlich unschärfer als im trockenen – zumindest meines. Wundern Sie sich also nicht über eine gewisse Kanten-Unschärfe, wenn Sie sich Ihren nassen Abzüge betrachten. Durch das Trocknen erlangen die Abzüge ihre ursprüngliche Schärfe wieder zurück. Der Grund hierfür lässt sich auch leicht erklären: Das Papier quillt im nassen Zustand ja in einem gewissen Maße auf bzw. verzerrt das Bild. Erst durch das Trocknen nimmt das Papier wieder die Form an, welche es beim Belichten hatte.

Schärfe beim Trocknen von Fotopapier

Noch einmal das Bild vom Vergleich: der linke, nasse Abzug ist (noch) leicht unschärfer als der trockene. Hier abgebildet eine Belichtung auf dem Papier „Fomabrom“. Vielleicht sind andere Barytpapiere diesbezüglich anders.

Fotopapier von Foma

Manche Baryt-Fotopapiere haben manch tückische Eigenschaft. Daher sollten Anfänger besser mit PE-Papier arbeiten.

Ich erinnere mich an meine Studienzeit: Ich hatte einige Probestreifen von einem Motiv angefertigt. Diese waren bereits getrocknet als ich den finalen, nassen Abzug daneben auf den Tisch legte. Doch was war das? Der Abzug selbst war sichtbar unschärfer als die Probestreifen. Donnerwetter! Ich fluchte! Ich stellte den Vergrößerer erneut penibel scharf, achtete auf alles und der neue Handabzug – war genau so unscharf. Das hat mich einen ganzen Nachmittag und viel Papier gekostet. Hätte ich doch einfach nur abgewartet!

Denn mein Barytpapier (Fomabrom) verändert sich, nachdem es getrocknet ist:

  1. Die Lichter werden gedeckter.
  2. Die Schatten werden dunkler.
  3. Die Schärfe erhöht sich.
  4. Ein leichter Grünstich verschwindet (fast).

So etwas muss man wissen. Vermutlich wird es bei anderen Papiersorten anders- bzw. weniger ausgeprägt sein wie beim Fomabrom, welches ich bevorzugt nutze.

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Den oben genannten „Grünstich“ bekommen Sie übrigens endgültig auch mit einem Selentoner aus dem Papier:

Selentoner und Nachdunkeln

Selen Toner von Adox

Selentoner von Adox

Ich nutze zumeist ein abschließendes Selen-Toner-Bad. Bei dieser Tonung ziehen die Schwärzen ebenfalls zu einem gewissen Grad an. Man könnte also annehmen, dass auch dies Zeichnung in den Schatten schluckt bzw. dass auch dies (zusätzlich noch) berücksichtigt werden muss. Glücklicherweise kann ich dies nicht bestätigen. Man müsste ja sonst auch seine Probestreifen tonen (und dies geht – wegen Fleckenbildung – nur nach ausreichender Wässerung).

veröffentlicht: 1.02.14 | letzte Änderung: 27.03.22

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