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Kontrast, Gradation und Belichtungszeit in der S/W-Dunkelkammer

Thomasletzte Änderung: Aug 20246 Kommentare

Dieses Motiv benötige mehr Kontrast oder jenes Bild müsse „knackiger“ sein. Vielleicht kennt man solche Kommentare zu den eigenen Bildern. Doch was ist Kontrast eigentlich und was ist die sogenannte Gradation? Wie bekomme ich mehr Kontrast in meine analogen Bilder im eigenen Fotolabor und wann ist davon abzuraten? Dieser Artikel möchte etwas Klarheit in eine oftmals viel zu einfach gedachte Überlegung bringen.

Dieser Beitrag ist Teil der übergeordneten Seite ➥ So entwickelt man Fotos und Filme selbst: Die Übersicht.

Kontrast ist immer gut! Der Ruf nach einem „knackigen“ Kontrast geht oft einher mit dem Wunsch nach feinen Tonwertabstufungen über das gesamte Spektrum des Abbildbaren bei einem Handabzug aus dem eigenen S/W-Fotolabor. Dass beides technisch nicht so ohne Weiteres zusammen realisierbar ist, wird oft vergessen. Dabei bietet ein korrekt belichtetes und nicht falsch entwickeltes Negativ durchaus das Potential dazu. In der Praxis ist dies jedoch nicht immer so einfach realisierbar.

Hinweis: Dieses Thema wird manchmal auch mit Begriffen wie „Sensitometrie“ und „Densitometrie“ versucht zu erklären. Eine solch sperrige Didaktik ist hier aber keinesfalls nötig: Es reichen auch fünf Katzen zum Verständnis (siehe den späteren Verlauf dieser Anleitung).

Den Kontrast beim Selbst Entwickeln am Film steuern

Bevor man ein S/W-Negativ in die Filmbühne des Vergrößerers (oder auch in den Scanner) legen kann, muss der Film natürlich entwickelt werden. Wenn man diesen selbst daheim entwickelt, kann man bereits dadurch den Kontrast steigern bzw. abschwächen!

einen Film selbst entwickeln

Für das Selber-Entwickeln von S/W-Filmen benötigt man nur wenig an Ausstattung. Es ist genau so einfach wie Kochen. Auf dem Foto sieht man den letzten Vorgang: Das Baden des Filmes im Netzmittel.

Falsch ist, dass man beim Entwickeln des Filmes dessen Empfindlichkeit ändern kann. Diese Falschinformation wird leider sehr häufig kolportiert. Was auf dem S/W-Film (durch zu knappe Belichtung) nicht vorhanden ist, kann später auch nicht hervor geholt werden. Stattdessen werden hier die Mitteltöne und erst recht Lichter angehoben bzw. abgesenkt – in den Schatten passiert hingegen fast nichts, der Kontrast ändert sich also:

Richtig ist, dass man beim Entwickeln den Kontrast steuern kann! Eine Kontraststeigerung erhält man ganz einfach durch

  • Verlängern der Entwicklungszeit und / oder
  • Erhöhen der Entwickler-Temperatur und / oder
  • den Entwickler konzentrierter ansetzen und / oder
  • häufigeres Bewegen der Entwicklerdose und / oder
  • ein Bad in Farmerschen Abschwächer (allerdings auf Kosten der Schattenzeichnung).

Möchte man hier weniger Kontrast, muss man diese bzw. nur einen der ersten vier Punkte entsprechend anders anwenden. Idealerweise steuert man den Kontrast hierbei jedoch einfach mit der Länge der Entwicklungszeit und belässt die anderen Parameter bei deren Standardwerten.

eine Produktabbildung

Für Anfänger gedacht: In diesem Buch erfährt man, was beim Kauf einer analogen Kamera beachtet werden sollte, wie man damit auf S/W-Film fotografiert und auch, wie man den Film selbst entwickeln kann.

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Für das Senken des Kontrastes (etwa für sehr kontrastreiche Motive wie Nachtaufnahmen) gibt es noch einige zusätzliche Möglichkeiten:

Zumindest die letzte Lösung ist jedoch mit geringem Erfolg beseelt. Hier wird versucht, die Schatten „anzuheben“, während die anderen Bildtöne „ruhen“. Bei dem Zweibadentwickler, dem Wasserbad und der Standentwicklung wird versucht, die Lichter zu „drücken“, während alle anderen Bildtöne normal entwickelt werden. Nach dem Vorbelichten des Filmes kann das Motiv tatsächlich um ca. eine Blende „unterbelichtet“ werden, was die Lichter schont. Dennoch wird die Schattenzeichnung durch diese Sensibilisierung fast vollständig vorhanden sein. Beim Lichterabschwächer werden alle Lichter (also die im Negativ dunkelsten Stellen) auf dem Film gebleicht, ohne dass aber die Schatten angegriffen werden: Der Kontrast verringert sich. Bei äußerst kontrastreichen Motiven (schwarzer Pudel sitzt im Schatten bei Nacht unter einem Baum [hierauf wurde belichtet], während weiße Gans unter dem Licht einer hellen Laterne sitzt) kann man natürlich auch versuchen, mehrere Methoden zu kombinieren.

Anwenden des Zonensystems

Wenn Sie wissen wollen, wie der Autor das Zonensystem zur Belichtungsmessung schwieriger Lichtsituationen einsetzt, lesen Sie auch einmal diesen kurzen Artikel. Der Teil der Kontraststeuerung wird dabei jedoch vernachlässigt.

Dummerweise gilt diese Art der Kontraststeuerung stets für einen ganzen Film (außer beim Vorbelichten): Möchten die Bilder bei hartem Sonnenlicht weicher entwickelt werden (da sie per se kontrastreich sind), brauchen Motive im diffusen Licht häufig eine „forcierte“ Entwicklung, also mehr Kontrast. Hier gibt es bei Planfilmen der Großformatkamera einen Vorteil, da hier jedes Motiv einzeln entwickelt werden kann. Früher wurden solche Planfilme nach dem sogenannten Zonensystem entwickelt. Das Zonensystem zur Kontrastanpassung braucht man heute – dank Multikontrastpapier und Bildbearbeitungsprogrammen – nicht mehr zwingend.

Einen Negativfilm mit Motiven bei je unterschiedlichen Lichtsituationen (mit unterschiedlichem Eigenkontrast) sollte man daher mit einem in der Summe mittleren Kontrast entwickeln, was die gängigen Empfehlungen für die jeweiligen Entwicklungszeiten zumeist berücksichtigen (das sind die Zeiten für die Nennempfindlichkeit, also bei z. B. einem 100-ASA-Film die „100-ASA-Zeitangaben“).

Einige Fotografen, die im Besitz einer Mittelformatkamera mit Wechsel-Filmmagazinen sind, arbeiten so, dass sie stets drei dieser Magazine mit dem je gleichen Film mit sich führen: Eines für Motive mit hohem Eigenkontrast, eines für „normale“ Lichtsituationen und ein drittes für Motive mit geringem Eigenkontrast. Diese drei Filme werden später unterschiedlich lang entwickelt und es findet bereits hier eine gezielte, grobe Kontraststeuerung statt. Ansonsten gilt:

Erst beim Digitalisieren oder eben im Positiv-Fotolabor passt man den Kontrast dann für jedes Motiv fein gesteuert separat an:

Kontraststeuerung im eigenen Fotolabor

Kontrast bei einer analogen Fotografie

Bei dieser analogen Fotografie wurde im S/W-Labor sowohl der Kontrast als auch die Belichtung genau gesteuert (bzw. ausgetestet), damit vom Hell der Lampe bis hin zum Schwarz der Haare jegliche Grauwerte des Negativs in feinen Abstufungen auf dem Papier-Abzug wiedergegeben werden können. Die Gradation ist nicht zu hart („Highlights“ fressen nicht aus) und nicht zu weich (hellste Bildbereiche werden nicht grau [sondern fast weiß]). Gradation bzw. Kontrast hat immer etwas mit den Lichtern (helle Bildbereiche) zu tun.

Idealerweise hat das S/W-Negativ also einen mittleren Eigenkontrast. Es ist ein „Rohdiamant“, den man nun bearbeiten sollte: Im Positivprozess ändert man den Kontrast dann nach oben bzw. nach unten. Zunächst soll jedoch noch einmal kurz erwähnt werden, wie man den Kontrast von analogen S/W-Handabzügen im eigenen Fotolabor steuern kann. Hierzu muss als erstes ein Begriff geklärt werden:

Die Gradation

Diesen Begriff kann man vereinfacht als Steigung bezeichnen.

  • Bei einer geringen Gradation steigen die einzelnen Tonwerte einer Fotografie langsam an: Man erhält beim Vergrößern eines fotografischen Negativs eine Vielzahl an feinen Tonwertabstufungen. Der gesamte Kontrast (globaler Kontrast) ist relativ gering. Helligkeitsunterschiede werden abgeschwächt wieder gegeben (Schwarz bleibt schwarz, Grau „kommt“ auf dunkelgrau, Weiß gibt es oftmals nicht [bei sehr kontrastreichen Negativen jedoch durchaus], sondern wird hellgrau abgebildet).
  • Bei einer hohen Gradation ist die Steigung steil und rapide: Der gesamte Kontrast des Fotos ist relativ hoch. Helligkeitsunterschiede werden im Motiv stark getrennt (Schwarz bleibt schwarz, Grau wird weiß). Sehr helle Bildbereiche (z. B. Schnee) werden oft ausgefressen, d. h. ohne Struktur wider gegeben
    [bei sehr kontrastschwachen Negativen jedoch weniger].

Kontrast bei einer analogen Fotografie

Bei dieser Abbildung fängt der Tonwertumfang bei der schwarzen Katze an und endet bei der fünften. Der Kontrast (bzw. die Gradation) ist genau auf das Negativ zugeschnitten bzw. im konservativen Sinne „richtig“. Man sollte ihn bei diesem Motiv nicht verändern, wenn man die Darstellung so beibehalten möchte.

Im Bereich analoge Fotografie bzw. beim selbst Vergrößern stuft man die Gradation in sieben Werte ein: Gradation 00 bis 5. Diese Werte kann man noch einmal fein untergliedern (z. B. Gradation 3 1/2).

Gradation 00 ist extraweich und Gradation 5 ist extrahart.

Ein Hinweis gleich am Anfang: Jeder Vergrößerer hat eine andere „Lichtfarbe“, jedes Papier reagiert auf die Filter anders (auch je nach Alter) und: Jedes Negativ hat einen anderen Eigenkontrast. Das bedeutet: Man kann nicht einfach sagen: »Ich vergrößere stets mit Gradation 4, weil mir die Bilder damit am besten gefallen.« Nein, der Papierkontrast muss stets individuell gewählt werden. Im zweiten Teil dieses Artikels wird dies anhand von „Katzenbildern“ bildlich demonstriert.

Fotopapiere mit fester Gradation

ein Fotopapier mit fester Gradation

Auf dieser Abbildung sehen Sie einen Karton älterem Fotopapier. Betrachten Sie hierzu die Angabe 3 auf dem Schild. Dieses Papier ist ein sogenanntes Festgradationspapier. Es besitzt eine eingebaute und nicht änderbare Schwärzungscharakteristik. Die Steigung, also die Gradation, besitzt den Wert von „3“, was ungefähr in der Mitte liegt und somit als „normal“ zu bezeichnen ist.
Ein Negativ mit „normalem“ Kontrast kann auf einem solchen Papier mit „normaler“ Gradation so vergrößert werden, dass der gesamte Tonwertumfang 1:1 kopiert werden kann: Jegliche Bildinformationen des Negativs werden dann auch im Positiv entsprechend wiedergegeben.

ein Kontakt vom Negativ

Hier wurde ein 4×5 Inch Planfilm (Großformat) direkt auf dieser Festgradation belichtet (eine Kontaktkopie). Betrachten Sie die hellen Bereiche, wo das Sonnenlicht direkt darauf fiel: Diese sind fast ausgefressen. Die Gradation dieses Papiers ist hier also eigentlich zu hart (für dieses ebenfalls harte Negativ). Bildinformationen gehen verloren. Informationen des Negativs werden beschnitten.

Ein weiches Negativ mit zu geringem Eigenkontrast („Grau in Grau“ [z. B. Nebellandschaft]) wird auf einem solchen Fotopapier jedoch wiederum zu flau wiedergegeben werden. Für derlei weiche Negative würde man ein härteres Papier benötigen (z. B. eines mit Gradation 5). Ein Negativ hingegen mit sehr hartem Eigenkontrast (z. B. Motive in gleißendem Sonnenlicht) würde auf einem solchen Papier der Gradation Normal zu hart wiedergegeben werden (d. h. die hellsten Bildbereiche erhalten keine Zeichnung mehr bzw. sind homogen papierweiß), wie beim Bildbeispiel. Um so etwas später galant in der Dunkelkammer steuern zu können, nutzt der Autor bevorzugt Multikontrastpapiere.

  • Ein Fotopapier der härteren Gradationen (4 & 5) nimmt man für weiche Negative.
  • Negative mit normalem Kontrast benötigen ein Papier mit normaler Gradation (2 & 3).
  • Zu harte Negative benötigen hingegen ein weiches Papier (Gradation 0 & 1).
  • Um nicht ein ganzes Arsenal an unterschiedlichen Papieren verschiedener Härte bereit halten zu müssen, gibt es auch Multikontrast-Papiere (siehe nächster Punkt).

Man sollte S/W- Rollfilme und Kleinbildfilme so entwickeln (Länge der Entwicklungszeit), dass deren durchschnittlicher Kontrast einem solchen entspricht, dass man die Bilder auf einem Fotopapier mit mittlerer Gradation vergrößern kann. Dies ist aber nicht immer möglich, da der Eigenkontrast des jeweiligen Motivs in dieser Rechnung ebenfalls Einfluss hat. Früher wurde das sogenannte Zonensystem zum Belichtung und Entwickeln einzelner Filmblätter entwickelt, welches heute – dank Multikontrast (und Computer) – jedoch fast obsolet ist.

Es gibt auch heute noch diverse Fotopapiere mit verschiedenen festen Gradationen zu kaufen. Der Autor empfiehlt jedoch das Multikontrastpapier:

Fotopapier mit variabler Gradation: Multigrade

Sei vielen Jahren gibt es jedoch sogenanntes Multigrade-Fotopapier. Bei diesem Fotopapier kann man den Kontrast steuern! D. h. man muss nicht mehr so wie früher von jeder Sorte Papier mehrere Gradationen bereit halten (für unterschiedlich kontrastreiche Negative). Sondern man kann mit nur einer einzigen Packung einen großen Spielraum von mehr oder weniger kontrastreichen Negativen abdecken.

eine Produktabbildung

Fotopapier der tschechischen Firma Foma ist die günstige Alternative zu Ilford. Anfänger nehmen einfach das PE-Multigrade-Papier. Es gibt aber auch Barytpapier von Foma.

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ein Multigrade Papier

Dies ist ein modernes Multikontrast-Fotopapier der Firma Foma (Barytpapier des Typs „Fomabrom Variant 111„). Es hat folglich keine Gradationsnummer auf der Verpackung aufgedruckt sondern den Hinweis „Multigrade“ (oder in diesem Fall auch „Variant“). Solche kontrastvariablen Papiere gibt es sowohl auf PE-Papier-Träger als auch auf kartonstarkem Barytpapier. Sie beinhalten sozusagen alle Papierhärten von sehr weich bis hart. Die PE-Papiere sind günstiger und lassen sich viel besser verarbeiten (Sie sind lichtempfindlicher und trocknen viel gleichmäßiger). Die Barytpapiere hingegen besitzen eine bessere Haptik. Anfänger sollten zunächst das PE-Papier für raschere Erfolgserlebnisse wählen.

Multigrade-Filter

Um nun den Kontrast bei hierzu geeigneten Papieren variabel steuern zu können, bedarf es farbiges Licht. Der Vergrößerer muss also über eine Vorrichtung verfügen, in welche man sogenannte Multigrade-Filter hinein schieben kann, um das Licht der Glühbirne in deren Farbe variieren zu können. Gemeinhin wird diese Vorrichtung als „Filterschublade“ bezeichnet.

mehrere Ilford Multigrade-Filter

Die Firma Ilford stellt für ihre Multigrade-Papiere entsprechende Filter her. Diese Filter kann man freilich auch mit Fotopapier anderer Hersteller verwenden.

Wenn man nun ein Negativ besitzt, welches sehr hart ist (z. B. gleißende Sonne auf weißen Hasen im Schnee), dann sollte man eher einen Filter für eine geringere Gradation nutzen – z. B. „Filter 1“.
Weilte jener Hase jedoch bei der Aufnahme im Nebel (kontrastschwaches Negativ), dann wäre beim Vergrößern des Bildes evtl. eine härtere Gradation von Nöten – vielleicht „Filter 4“. Würde man jedoch bei dem ersten Negativ (hartes Sonnenlicht) zum Filter 4 greifen, dann würde man wahrscheinlich die feine und sehr helle Fellzeichnung des Tieres nicht mehr genügend heraus arbeiten können. Sie verstehen das Prinzip.

Schublade für Filter

Solche Kontrastfilter werden in die Filterschublade des Vergrößerers eingelegt (immer nur ein einziger). Besitzt Ihr Vergrößerer keine solche Schublade, kann man den jeweiligen Filter auch unter das Objektiv halten / montieren.

Color-Kopf am Vergrößerer

Viel bequemer lässt sich der Kontrast bei Multigrade-S/W-Papier jedoch mit einem Kopf am Vergrößerer steuern, welcher zunächst für Farbabzüge gedacht ist:

ein Vergrößerungskopf für Multigrade-Papier

Dies ist ein Vergrößerer mit aufgesetztem Farbkopf. Ignorieren Sie den Cyan-Regler (C) und zunächst auch den (hier vorhandenen) Graufilter-Regler (D [density]). Zur Kontraststeuerung sind nur die Regler Magenta (M) und Gelb (Y [yellow]) relevant.

Belässt man die Farbregler auf Stellung Null, dann vergrößert man mit einer normalen Gradation. Von Normal ausgehend kann man nun den Magenta-Regler reindrehen und bewirkt damit, dass die Gradation ansteigt und sich somit der Kontrast beim S/W-Abzug erhöht. Bei maximaler Magenta-Stellung würde man mit Gradation 5 vergrößern (adäquat zu den Ilford-Filtern).

ein Multigrade-Kopf am Vergrößerer

Dies ist ein „Multigrade-Kopf“: Hier gibt es nunmehr einen einzigen Regler. Es wird einfach nur die nötige Gradation eingestellt (von 0 bis 5), ganz einfach.

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Denken Sie noch einmal an den weißen Hasen im Schnee bei gleißendem Sonnenlicht. Hier müsste man mit weicher Gradation vergrößern, damit sowohl das Weiß des Fells als auch jenes des Schnees nicht „ausfrisst“ (papierweiß erscheint). Um eine weichere Gradation zu erhalten, dreht man den Magenta-Regler wieder auf Stellung Null und aktiviert den Gelbregler („Yellow“). Bei maximaler Stellung würde dieser ein ähnliches Ergebnis bewirken wie der Filter „00“.

Für viele Color-Köpfe gibt es im Netz oder manchmal sogar in den Beipackzetteln von Fotopapier „Übersetzungen“ welche Filterstellung welcher Gradation ca. entspricht. Da man jedoch die Gradation genau so wie die Belichtungszeit ohnehin anhand von Probestreifen einschätzen muss, sind diese Angaben tatsächlich nicht relevant oder wenigstens Anhaltswerte. Auch die Gradationswerte selbst – 00 bis 5 – stellen in der Praxis nur eine grobe Orientierung dar. Dies sind keine kalibrierten Werte sondern müssen für jedes Motiv, jedes Papier und für jeden Vergrößerer variiert werden!

Es gibt übrigens auch echte Multigrade-Köpfe für Vergrößerer. Diese besitzen nur einen einzigen Regler. Tatsächlich wird damit Gelb über Weiß gegen Magenta gefiltert. Es ist das Selbe, was man mit einem (günstigeren) Farbkopf machen kann.

Nachdem nun geklärt wurde, wie man den Kontrast beim Selbstvergrößern der analogen S/W-Negative einstellt, soll es nun zum zweiten Teil übergehen: Wie setzt man die Gradations- bzw. Kontraststeuerung gekonnt und individuell ein?

Die richtige Gradation oder: Die fünf Katzen

In der Nachbarschaft gibt es fünf herum tollende Katzen. Die eine ist pechschwarz, eine zweite schneeweiß. Die anderen drei sind: hellgrau, grau und dunkelgrau. Selten sind die Fünfe zusammen zu sehen. Einmal gelang doch ein Foto aller zusammen:

Hinweis: Die nun folgenden Auslegungen sind rein konservativer Natur – Es geht um das Abbilden des gesamten Tonwertumfanges des Negativs. Bei nicht wenigen der berühmtesten S/W-Fotografien wurden derlei Überlegungen jedoch galant ignoriert. Dennoch ist es gut, diese Technik theoretisch zu beherrschen, um solche „Regeln“ bewusst brechen zu wissen, wenn es das Motiv erlaubt.

Kontrast bei einer analogen Fotografie

Da sind sie ja wieder: Die fünf Katzen. Sollten Sie die fünfte, ganz rechts, nicht erkennen, dann ist bei Ihrem Monitor die Helligkeit und / oder der Kontrast zu hoch eingestellt.
Wäre dies ein analoger S/W-Abzug, dann wäre hier Belichtung und Gradation perfekt gewählt: Die schwarze Katze links ist schwarz, besitzt aber noch „Zeichnung“ (hier ein hellerer Schein) im Fell. Die ganz weiße Katze rechts besitzt ebenfalls noch „Zeichnung“ (feine Tonwertabstufung), ist aber nicht zu grau.

Mit der Länge der Belichtung steuert man bei einer S/W-Vergrößerung die Schattenzeichnung (schwarze Katze).
Mit der Höhe der Gradation steuert man die Lichterzeichnung (weiße Katze). Man verändert den Kontrast  – also den Grad der Steigung ausgehend vom Schwarz zum Weiß.
Beachten Sie jedoch: Beim Verändern der Gradation bei Multigrade-Papier muss oftmals auch die Belichtungszeit angepasst werden. Ganz so einfach ist es nicht.

Fast alle Anleitungen in Buchform oder im Internet (z. B. hier) begehen m. E. nach den Fehler, eine Kontrasterhöhung mit dem Verlust an Schattenzeichnung zu bewerkstelligen (Schatten werden pechschwarz bzw. „laufen zu“). Das ist nicht nötig und einem feinen Bild abträglich. Die dunkelsten Bildbereiche einer S/W-Fotografie können a) immer maximale Zeichnung besitzen und b) gleichzeitig das maximal darstellbare (tiefe) Schwarz des Papieres erzeugen – auch bei einer weichen Gradation! Man muss nur die (für die jeweilige Gradation) exakt lange Blichtungszeit mit Testschnipseln heraus finden.
Manchmal ist sogar zu hören, dass eine Erhöhung des Kontrastes zwangsläufig mit dem „Zulaufen“ (Bild-Informationsverlust) der Schatten einherginge. Das ist falsch. Den Kontrast einer Fotografie sollte man von den Schatten ausgehend steuern: Wo kommen bei „korrekten“ Schwärzen die Mitteltöne und Lichter zu liegen?

Schauen wir uns an, wie dieses Bild aussieht, wenn man beim Vergrößern eine zu weiche Gradation gewählt hätte:

eine weiche Gradation beim Vergrößern

Der dunkle Bereich stimmt. Die Mitteltöne und die hellen Töne sind jedoch viel zu grau! Der Anstieg war für dieses Motiv zu gering. Bei einem anderen (härteren) Negativ wäre dieser jedoch evtl. richtig.

normale Gradation bei einem Fotopapier

Zum Vergleich noch der „Anstieg“ bei einem Papier mit normaler Gradation.

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Es wurde auch hier so lange belichtet, dass die schwarze Katze gerade so auf ihr Schwarz „kommt“. Hier ist jedoch alles Grau in Grau abgebildet. Der Anstieg ist einfach zu gering für dieses Motiv! Die letzte Katze „kommt“ hierbei nicht auf ihr Weiß. Ja, es hätte hier sogar noch eine sechste Katze Platz gefunden, deren Fell noch heller sein könnte (oder gar leuchten kann) als jenes der fünften:

Der Tonwertumfang von Gradation 1 (weich) ist hier größer als der des Negativs!

An der schwarzen Katze ganz vorne hat sich jedoch kaum etwas geändert! Denn es wurde weiterhin genau so lange belichtet (Probestreifen), dass das Fell des Tieres gerade so das maximal erzeugbare Schwarz erhält. Dies (maximales Schwarz) geht mit jeder Gradation! Die Frage ist dann nur: Wo „landen“ dann die anderen Grautöne? Bei dem obigen Beispiel wurden diese einfach zu dunkel.

Eine gute Möglichkeit der Kontraststeuerung: Man belichtet so lange, bis die schwarze Katze gerade so ihr Schwarz „erhält“ und schaut, wo die weiße Katze nun landet. Diesen Grauwert kann man mit der Wahl der Gradation ändern.

Allerdings muss beim Gradationswechsel die Belichtungszeit für die schwarze Katze nun erneut ausgetestet- bzw. angepasst werden.

Beachten Sie auch jeweils den Hintergrund der Beispielgrafiken. Dieser ist bei der zu weichen Gradation nur noch flau mit in sich selbst geringem Kontrast. Bei der normalen Filterung sind noch Abstufungen deutlich erkennbar. Bei einer sehr harten Filterung verschwindet der Hintergrund jedoch (dies könnten z. B. Häuser im Sonnenlicht sein):
Jetzt also das Gegenteil zur vorherigen Darstellung – Man verwendet eine zu harte Gradation beim Vergrößern:

Gradation 5 hart bei Fotopapier

Auch hier hat das Schwarz Zeichnung. Wo „landen“ dabei die hellsten Töne? Im Nirgendwo!

Kontrast bei einer analogen Fotografie

Auch hier wieder der Vergleich zur normalen Gradationseinstellung bei diesem Motiv.

Hier wurde für das selbe Negativ ein Filter der Gradation 5 in die Filterschublade gelegt. Weiterhin wurde die Belichtungszeit so angepasst, dass die schwarze Katze auch hier gerade so das maximal darstellende Papierschwarz „erzeugt“ und somit ihre Fellzeichnung beibehält. Das Fell ist nicht zugelaufen (siehe den Hinweis oben).

Jetzt sehen Sie nur noch drei Katzen! Die beiden hellsten am Ende sind ausgefressen (bzw. hier zur Demonstration nur gestrichelt abgebildet). Die Gradation 5 ist also viel zu steil für dieses Motiv.

Der Tonwertumfang des Negativs ist hier größer als jener eines Papiers mit der Gradation 5.

Es werden Bildinformationen beschnitten.

Gut, Sie könnten meinen: »Dann belichte ich eben länger und die beiden hellsten Katzen kommen wieder hervor.«
Der Gedanke ist zunächst richtig. Doch denken Sie an die Zeichnung des Fells der schwarzen Katze ganz links im Spektrum. Jene Struktur würde dann verloren gehen und das Tier würde als ein bloßer schwarzer Klecks abgebildet werden – ohne jegliche Schattierung. Solche Bilder sind typisch für die von simplen Kopiergeräten.

Streng genommen gibt es für ein Negativ nur eine ganz bestimmte Belichtungszeit und nur eine ganz bestimmte Papierhärte (Gradation), bei der wirklich alle Tonwertinformationen 1:1 vom tiefsten Schwarz bis hin zum hellsten Weiß abgestuft dargestellt werden können.

ein Bild mit normaler Gradation

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Diese Neuerscheinung richtet sich an Fortgeschrittene in der Dunkelkammer: Es werden Techniken wie beispielsweise das Vorbelichten von Fotopapier, das Entwickeln von Farbnegativen sowie einige Edeldruckverfahren und andere Kreativtechniken behandelt.

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Bei dem Beispielbild wäre dies die Gradation „normal“ bzw. die Gradation „3“:
Bei einer ganz bestimmten Belichtungszeit (z. B. 10 Sekunden) wird die schwarze Katze tatsächlich tiefschwarz zu Papier gebracht und behält ihre Fellzeichnung. Bei Gradation 3 ist bei genau jener Belichtungszeit auch die ganz weiße Katze noch abgebildet und zwar ebenso mit Fellzeichnung und in einem Tonwert, welcher tatsächlich als Weiß zu bezeichnen ist und nicht etwa als Grau.
Wem das letzte Tier in dieser Reihe noch zu dunkel sein sollte, der kann nun einfach auf Gradation 4 wechseln und überprüfen, ob das Fell noch Zeichnung besitzt. Ggf. muss beim Gradationswechsel jedoch die Belichtungszeit (Augenmerk auf die schwarze Katze) wieder neu justiert werden!

Es ist wichtig zu verstehen, dass die Belichtungszeit für die Schattenzeichnung (dunkelste Bildelemente) zuständig ist (wie beim Fotografieren selbst) und die Gradation für die Lichterzeichnung (hellste Bildelemente). Die Mitteltöne ergeben sich von selbst und liegen immer im kopierbaren Spektrum. Leider lassen sich die Mitteltöne (mittlere Katze) im analogen Fotolabor nicht unabhängig von Schatten und Lichter verändern (im Gegensatz zur digitalen Bildbearbeitung).

Bildbeispiele

Nun sollen noch einige S/W-Fotos aus der eigenen Dunkelkammer als Beispiel gezeigt werden. Beim ersten war das Austesten von a) der richtigen Belichtungszeit und b) der richtigen Papiergradation sehr wichtig:

Kontrast und Belichtungszeit bei einem S/W-Abzug

eine Gradationskurve aus dem Computerprogramm

Der Vergleich mit der Gradationskurve einer Bildbearbeitung am Computer: Das linke X wird analog durch die Länge der Belichtung gesteuert („schwarze Katze“). Das rechte X wird im Labor durch die Wahl der Gradation gesteuert („weiße Katze“). Im Beispielbild ist sowohl die Belichtung zu kurz (Anfang der Steigung nicht am ersten X) als auch die Gradation zu weich (Ende der Steigung nicht am zweiten X). Anfang und Ende der Steigung dürfen die Kurve (alle Tonwerte des Negativs) aber nicht beschneiden!

Dieses Foto zeigt einen der prägnanten Kreidefelsen auf der Insel Rügen. Im Gegensatz zur „visuellen Folklore“ sind diese Felsen eigentlich gar nicht so strahlend weiß, wie man sie oft auf Fotografien zu sehen bekommt, sondern eher beige / grau – je nach Witterung. Doch auch auf diesem S/W-Handabzug aus dem eigenen Fotolabor sollte der Felsen „strahlen“ ohne jedoch seine Zeichnung zu verlieren (dies ist sozusagen die weiße Katze aus dem Beispiel).

Betrachten Sie sich auf dem Bild auch die untere linke Ecke: Dies ist nun in diesem Zusammenhang die schwarze Katze. Dieser Bereich ist einer der dunkelsten im Bild und die Abbildung des Grases darin sollte nicht durch eine zu lange Belichtung vernichtet werden! Dieser Schattenbereich soll seine Zeichnung also ebenfalls behalten, denn schließlich wurde bei der Aufnahme auf eine genügend lange Belichtung geachtet und dies (Schattenzeichnung) soll nun beim Vergrößern nicht wieder zunichte gemacht werden.

Beim Vergrößern des Negativs wurde ein Farbkopf verwendet und ein Multigrade-Fotopapier.
Zunächst wurden einzelne Probeschnipsel nacheinander auf den Schattenbereich gelegt und bei verschiedenen Zeiten bei der zunächst geschätzten Gradation 3 belichtet.

Es empfiehlt sich, beim Vergrößern zunächst immer von einer der dunkelsten Stellen im Motiv (im Negativ die hellsten) „auszugehen“ und eine Gradation zu schätzen.

Bei 11 Sekunden war das maximale Schwarz erreicht, ohne dass die Zeichnung verloren ging. Nun wurde ein weiteres kleines Probeschnipselchen auf das Papier gelegt – und zwar diesmal auf den Kreidefelsen – und genau mit den selben Werten (11 Sekunden bei Gradation 3) belichtet. Die Frage ist nun:

  • Ist der Kreidefelsen zu grau? Wenn ja, dann muss die Gradation höher gewählt werden.
  • Ist der Kreidefelsen papierweiß bzw. ohne Zeichnung? Dann muss die Gradation geringer gewählt werden.
  • Ist der Kreidefelsen weiß abgebildet mit leichter Zeichnung? Dann stimmt hier die Gradation perfekt und passt zu der vorher ermittelten Belichtungszeit auf die Schatten.

In der Tat wies der Felsen kaum Zeichnung auf: Er war einfach nur eine weiße, zweidimensional erscheinende Fläche. Das war auch kein Wunder: Bei der Aufnahme „knallte“ die Sonne.Das Negativ selbst ist relativ hart bzw. dessen Eigenkontrast (der Motivkontrast) ist recht hoch. Es muss folglich eine etwas weichere Gradation zum Vergrößern gewählt werden, um dies auszugleichen.

Viele Fotografien leben vom Suggerieren von Dreidimensionalität. Und dies ist eben nur durch feine Schattierungen realisierbar. Sicherlich: Man hätte nun das Fotopapier bei gleicher Gradation einfach etwas länger belichten können (z. B. mit 15 Sekunden). Dann wäre die Zeichnung in den hellsten Bildbereichen freilich „gekommen“. Die Schattenzeichnung wäre aber dahin! Es führte kein Weg über eine etwas geringere Gradation, sollte ein konservativer Anspruch an einen sogenannten „Fullscale-Print“ beibehalten werden.

Natürlich könnte man die harte Gradation auch beibehalten und die Felsen im Anschluss noch etwas Nachbelichten (bzw. den anderen Bildbereich mittels schwarzem Karton maskieren). Doch die Techniken des Abwedelns / Nachbelichten sollen an dieser Stelle nicht behandelt werden.

Also wurde der Magentawert am Farbkopf verringert (hier von 50 auf 0). Dummerweise musste nun mit dieser neuen Gradation (Gradation „2“) die Belichtungszeit erneut mittels Probeschnipseln auf die Schatten  eingetestet werden. Sie lag nun bei 18 Sekunden. Mit diesen Werten (18 Sekunden Belichtungszeit und Gradation 2) wurde erneut ein Probeschnipsel auf die Felsen gelegt und siehe da: Die feine Felszeichnung wurde nun abgebildet. Der Felsen war aber noch nicht zu grau. Das tiefe Schwarz in den dunklen Bildbereichen wurde ebenfalls erzeugt, ohne dass die Struktur darin „vernichtet“ wurde. Genau richtig.

Bei vielen Multigrade-Papieren muss man die Belichtungszeit für das Erreichen des maximalen Schwarzes in den Schatten etwas erhöhen, wenn der Magentawert (die Gradation) verringert wird (und anders herum).
Dies liegt an der unterschiedlichen Lichtempfindlichkeit der beiden Schichten im Papier, welche – je nach Lichtfarbe – entsprechend „aktiviert“ bzw. angesteuert werden.

Anschließend wurde noch der Himmel etwas nachbelichtet, um ihn dunkler zu bekommen. Die könnte man natürlich auch mit den Kreidefelsen machen, wenn man eine eher harte Grundbelichtung wünscht. Doch dies ist ein anderes Kapitel.

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Foto bei flauem Licht

Dieses Foto wurde bei flauem Licht aufgenommen: Wolken befanden sich vor der Sonne, der Motivkontrast war gering. Man hätte dieses Negativ auch mit einer normalen Gradation abziehen können – dann hätte es aber kein Weiß gegeben (wie es die Natur hier ja auch nicht vorgegeben hat). Doch es wurde zum Vergrößern gleich der Grad. 5 Filter gewählt: Die Schatten sind durchgezeichnet und schwarz (richtige Belichtung), die Mitteltöne rutschen nach oben. Der Kontrast erhöht sich deutlich und dies kommt diesem S/W-Foto sehr zu Gute. Dies entspricht jedoch nicht der Realität.
Hätte sich hier jedoch die weiße Katze eingeschlichen, wäre jene ausgefressen wieder gegeben worden. Sie hätte im Anschluss nachbelichtet werden müssen, wenn man bei der harten Filterung bleiben wollen würde.

Foto mit einer Meniskuslinse

Hier das gleiche Prinzip: Im Motiv gab es kein richtiges Weiß. Daher konnte man experimentieren und den Kontrast unnatürlich hoch ansetzen. Dadurch steigen die Mitteltöne nach oben und werden fast weiß wiedergegeben. Die Schattenzeichnung bleibt dabei aber erhalten (korrekte Belichtungszeit)!
Bei diesem S/W-Foto, welches mit einer Meniskuslinse aufgenommen wurde, wirkt dies m. E. nach sehr gut. Auch Portraits kann man so zu einer helleren (unnatürlich wiedergegebenen) Haut verhelfen. Überhaupt ist ein S/W-Foto per se schon eine unnatürliche Wiedergabe der Realität, dass es oft nicht als störend empfunden wird, wenn man dies noch entsprechend verstärkt (bei Farbfotografien wirkt das Ergebnis einer solchen Bildbearbeitung jedoch oft gekünstelt oder kitschig).

Kontrast erhöhen

Bisweilen klagen manche Fotofreunde, dass sie trotz Gradation 5 nicht den gewünschten Kontrast erhalten. Zumeist entwickeln diese ihre S/W-Filme zu kurz:

Mit der Länge der Filmentwicklung steuert man den Eigenkontrast von S/W-Negativfilmen.

Wie auch immer: Das Kind ist in den Brunnen gefallen. Die Negative sind zu weich. Keine Angst: Sie müssen diese nicht zwangsläufig behandeln, sondern den Papierabzug.

mit Farmerschen Abschwächer

Es gibt eine Möglichkeit, den Kontrast von S/W-Fotografien auf Fotopapier zu erhöhen und zwar nutzt man hierbei sogenannten „Farmerscher Abschwächer„. Dies ist ein Fläschlein oder ein Pulver, welches man in einigen dieser Internet-Shops bestellen kann.

Farmerscher Abschwächer funktioniert so: Diese Lösung bleicht Grautöne und zwar mehr die hellen als die dunklen. Sie verstehen? Der Kontrast erhöht sich! Schwarz bleibt zunächst Schwarz, während Grautöne heller geworden sind und Hellgrau fast weiß.

Man gibt das Fotopapier also (im Hellen) in eine Schale mit der Abschwächerlösung und badet es etwas darin (Bewegen nicht vergessen). Nach und nach klären sich die Mitteltöne und erst recht die Lichter auf. Den Schatten ist dies zunächst einerlei – Bei ihnen wird sich anfangs kaum etwas tun. Der Kontrast wird verstärkt. Die Gradation steigt. Es ist beim Klären mit Farmerschein Abschwächer jedoch darauf zu achten, dass man nicht zu lange klärt! Denn schnell sind die Lichter ausgefressen! Irgendwann werden auch die dunkelsten Bildbereiche heller und bekommen einen gelblichen Ton. Diese Technik hat also auch ihre Grenzen.

Nach dem Abschwächen muss man das Papier wieder genügend lange wässern. Ein erneutes Fixieren ist nicht nötig. Man kann auch partiell mit einem Schwamm klären! Damit kann man dann den Kontrast des Bildes in verschiedenen Bereichen unterschiedlich ändern. So kann man einen Wolkenhimmel beim Vergrößern freilich recht dunkel nachbelichten. Die schönen weißen Wolken werden dann oft zu dunkel, ja grau. Mit dem „Farmer“ auf einem Schwamm lassen sich diese jedoch sehr gut wieder aufhellen, ohne dass das Dunkel des Himmels sich hierbei verändert. Der Kontrast erhöht sich nur in diesem Bildbereich. Man ändert mit dieser Schwamm-Technik den „lokalen Kontrast“ (Teil des Fotos) und nicht den „globalen Kontrast“ (ganzes Foto). Auch bei Porträtfotos in S/W macht sich diese Technik gut: Man kann so die Haut heller machen ohne dass z. B. schwarze Haare oder (dunkle) Schattierungen heller werden. Oder man hellt mittels einem Wattestäbchen einfach nur das Weiß der Augen auf.

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mit konzentriertem Entwickler

Bei sehr weichen Negativen, die man einfach nicht mit dem richtigen Biss vergrößern kann, kann man versuchen, das Fotopapier in konzentriertem Entwickler sehr kurz zu entwickeln: Man setzt den Papierentwickler hoch konzentriert an (z. B. 1+2) und gib das Papier nur recht kurz dort hinein: Man entwickelt bei Rotlicht auf Sicht. Nachdem die Schatten zu „stehen“ scheinen, gibt man das Papier sofort in das Stoppbad. Diese kurze Prozedur bei konzentriertem Entwickler verringert das Bilden der Schwärzung in Mitteltöne und Lichter, während das Schwarz der Schatten bereits steht.

mit einer Verstärkung durch Selentoner

Eine weitere Möglichkeit den Kontrast zu steigern wäre auch noch „negativseitig“ gegeben: Man kann jenes in einem gewissen Bereich verstärken. Hierzu gibt man das S/W-Negativ in sogenannten „Selentoner“ – und zwar in einen unverdünnten (am Ende gründlich wässern). Dieser Toner bewirkt nun eine Verstärkung der Dichte der dichtesten Bildbereiche – und diese sind nun im Negativ die Lichter (weiße Katze). Hiermit wird der Eigenkontrast des Negativs gesteigert, da ja die dünnsten Bereiche (die Schatten [schwarze Katze]) davon unberührt bleiben. Auch diese Methode hat jedoch ihre Grenzen.

Bei sehr dünnen bzw. unterbelichteten oder unterentwickelten Negativen kann man auch alle drei Methoden gleichzeitig anwenden, um solche Bilder noch auf Papier bringen zu können.

Zusammenfassung

Dieses selbst entwickelte Foto wurde a) mit einer zu langen Belichtungszeit vergrößert (Bäume sind gänzlich schwarz ohne Detailzeichnung) und b) mit einer zu hohen Gradation (Steine sind fast weiß). Dies ist für dieses Motiv jedoch förderlich. Gewusst wie!

Dieses selbst entwickelte Foto wurde a) mit einer zu langen Belichtungszeit vergrößert (Bäume sind gänzlich schwarz ohne Detailzeichnung) und b) mit einer zu hohen Gradation (Steine sind fast weiß). Für dieses Motiv ist dies jedoch förderlich. Gewusst wie!

Kommen wir noch einmal auf die fünf Katzen zu sprechen: Für dieses Negativ (welches nun freilich eine Simulation ist) erwies sich Gradation 3 als die richtige zum Vergrößern. Denn nur sie besitzt den selben Tonwertumfang wie das Negativ.
Hätte es bei der Aufnahme ein härteres Licht gegeben, hätte man beim Vergrößern eine weichere Gradation wählen müssen. Hätte man das Negativ zuvor länger entwickelt (Kontrast wird gesteigert), dann hätte man ebenfalls beim Handabzug eine weichere Gradation wählen müssen.

Die Wahl der Gradation ist also immer individuell an den Gesamtkontrast des Negativs anzupassen. Doch wie eingangs schon erwähnt: Man muss ja nun nicht unbedingt einen Fullscale-Print von seinem Negativ anfertigen. Man kann derlei Empfehlungen auch bewusst ignorieren. Zum Verständnis des analogen Prozesses in der Dunkelkammer ist es jedoch empfehlenswert, wenn man das Zusammenspiel zwischen Gradation und Belichtungszeit verstanden hat.

veröffentlicht: 25.09.16 | letzte Änderung: 16.08.24

der Autor dieser Seite

Hallo! Hier schreibt Thomas. Ich beschäftige mich seit über 20 Jahren mit der analogen Lichtbildkunst und ich stehe entweder in der Dunkelkammer oder digitalisiere meine Filme am Computer. Analoge-Fotografie.net ist ein ›Ein-Mann-Betrieb‹. Daher kann es manchmal etwas dauern, bis ich Kommentare beantworte.

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6 Kommentare

Kontrast, Gradation und Belichtungszeit in der S/W-Dunkelkammer

  1. M
    Matthias Sommer 25.10.2020

    Hallo,

    wie verhält es sich mit der Papierentwickler- Temparatur.
    Wenn explizit 20°C und 50 sek. vorgegeben sind und ich jedoch nicht unter 24°C in der DUKA komme, was kann ich da machen? Gibt es evtl. eine Formel um beide Werte parallel zu verschieben?

    Viele Grüße

    M. Sommer

    Thomas (Admin)
    Hallo, die nötige Entwicklungszeit (für eine bestimmte Temperatur) kann man selbst herleiten: Bildspurzeit multipliziert mit 6 = Gesamt-Entwicklungszeit. Die Bildspurzeit meint die Zeit, bei welcher die ersten Bildschwärzen in den Mitteltönen erscheinen. Papier wird ja immer ausentwickelt, wodurch man sich (im Gegensatz zur Negativentwicklung) nicht sehr an eine Zeit halten muss, solange diese ausreichend lang ist. Bei einer höheren Temperatur wird die Bildspurzeit vermutlich etwas kürzer sein.

    Viele Grüße zurück!

  2. S
    SIDER 15.7.2019

    Hello,

    Wie oft kann ich die chemikalien beim papier entwickeln benutzten?

    • T
      Thomas (Admin) 15.7.2019

      Hallo, hier habe ich unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Wenn die Entwicklerchemie (erstes Bad) nicht mehr gut funktioniert, merkt man dies an ungewöhnlich langen Zeiten und vor allem daran, dass kein richtiges Schwarz mehr erzeugt wird. Die Abzüge sind dann sehr flau / ganz geringer Kontrast.

      Ich setze den Entwickler daher immer fett an, also in hoher Konzentration, z. B. 1+4. Dadurch hält sich der Ansatz viel länger. Wie lange, hängt von der Menge an entwickeltem Papier ab und ob er in der Schale lange stand (Oxidation mit der Luft).

      Ich konnte meinen „fett“ angesetzten Entwickler schon bis zu 2 Wochen bei gelegentlichem Entwickeln nutzen (gelagert in der zugeschraubten Plastik-Vorratsflasche). Häufig verfärbt sich stark gebrauchter Entwickler und sieht aus wie Morgenurin.

      Stoppbad: Ich verwende nur Stoppbäder mit „Indikator“: Auch hier erfolgt bei Abnutzung ein Farbumschlag (oft nach Blau-Violett). Dann sieht man, ob man ihn noch gebrauchten kann.

      Schwierig wird es bei der Fixierer-Chemie: Hier gibt es keinen Farbindikator. Ich nutze hierzu ein Stückchen S/W-Kleinbildfilm. Den halte ich in den frischen Fixierer-Ansatz und messe die Zeit, innerhalb welcher sich der Film klärt (transparent wird). Das sollte ca. 10 Sekunden dauern. So teste ich den Fixierer-Ansatz vor jedem Entwickeln. Dauert diese Zeit ungewöhnlich lange (30 Sekunden), setze ich einen neuen Fixierer an.

      Häufig schwimmen kleine schwarze Partikel im gebrauchten Fixierbad. Diese kann man mit einem Kaffeefilter ausfiltern und bedeuten noch nicht, dass man die Chemie wechseln muss. Man sieht aber, dass sie nicht mehr ganz frisch ist. Außerdem riecht verbrauchter Fixierer nach faulen Eiern.

  3. A
    André 3.8.2018

    Liebe Autorschaft
    Ich danke Euch für die vielen überaus aufschlussreichen Artikel.
    Gruss

  4. B
    Bruno 19.12.2017

    Hallo.

    Eurer Page ist super. Ihr beantwortet mir echt viele Fragen. Danke Euch vielmals.

    Eine Frage hätte ich noch: Wenn ich ein ganzer Film auf 10×15 Fotos belichten will, reicht es einmal die Gradation zu bestimmen; so lange die Fotos ähnlich sind (nicht Keller Fotos und Sonnenstrandfotos auf dem gleichen Film)?

    Und sollte man jedes einzelne Foto wieder scharf stellen, auch wenn Format, Blende, Belichtung, Papier alles gleichbleibt?

    Gruss bruno

    • T
      Thomas (Admin) 19.12.2017

      Hallo Bruno, danke für das Lob!
      Ich vergrößere manchmal „Schnappschüsse“ bzw. Erinnerungsfotos auf relativ kleinen Formaten, wie das 10×15 bei dir. Da nehme ich es nicht so genau und verwende bei Negativen, die offenbar im gleichen Licht (hart, normal oder weich) aufgenommen worden- und einigermaßen korrekt belichtet sind die selbe Kontrasteinstellung ohne ein erneutes Prüfen. Das funktioniert mit etwas Erfahrung sogar recht gut.
      Bei „richtigen“ Fine-Art Bildern jedoch würde ich dies nicht machen, insbesondere auf größerem (teureren) Papier. Da nehme ich mir natürlich die Zeit und teste die richtige Gradation aus. Hier überprüfe ich dann peinlichst genau auch wieder die Schärfe.
      Wenn ich einen ganzen „Schnapschussfilm“ vergrößere bin ich hier nachlässiger. Mein Vergrößerer ist jedoch auch stabil genug, dass sich beim Wechsel der Negative nichts verstellt.

      Kurzum: Es kommt eben auf den eigenen Qualitätsanspruch an, wie penibel man arbeiten möchte.

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