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Hellste Bildbereiche mit konzentriertem Entwickler verstärken

ThomasKategorie: Das Positiv noch keine Kommentare

Ist man bestrebt, einen technisch-konservativ guten Handabzug anzufertigen (Schatten „knackig“ / Lichter „samtig“) so stößt man oft an Grenzen: Das Negativ gibt einem als Schablone solche Vorlagen selten vor. In diesem Beitrag erkläre ich, wie Sie sich nach dem Belichten des Papiers noch ein gutes Stückchen Lichterzeichnung zurück holen können.

Lichter bei einem S/W-Abzug

Die Lichter dieser Fotografie (hellste Bereiche = Kreidefelsen) dürfen nicht „ausfressen“, während die anderen Bereiche „knackig“ bleiben. Droht ein Verlust in den Lichtern, kann man versuchen, diese nachträglich beim Entwickeln zu verstärken.

Ich selbst vergrößere meine Negative grundsätzlich auf Multikontrastpapier mit mindestens zwei Belichtungen: Ich starte mit einer relativ harten Grundbelichtung, um einen hohen Lokalkontrast innerhalb der Schatten zu erreichen und fülle hernach die Lichter (hellste Bildbereiche) mit Gradation 00 partiell auf, indem ich diese Bereiche nachbelichte bzw. alle anderen je abhalte, um durch diesen Schritt den globalen Kontrast (welcher durch die erste Belichtung noch zu hoch wäre), wieder in den kopierbaren Bereich des Papiers zu bringen.
Diese Arbeitsweise hat sich für mich als äußerst effektiv heraus gestellt und bei den meisten meiner Fotografien ist dies nunmehr mein Standard „Workflow“ geworden.

Nun ist Fotopapier relativ teuer und bisweilen bemerke ich beim späteren Entwickeln, dass das Nachbelichten der Lichter-Regionen evtl. doch etwas zu zaghaft angewandt wurde. Ich hätte zunächst die Möglichkeit, das z. B. 50 x 60 cm große Fotopapier zu entsorgen. Denn ich sehe mit meiner Rotlicht-Taschenlampe bereits beim Entwickeln einigermaßen genau, ob mir die hellsten Bereiche des Motivs genügend Deckung aufweisen. Gleichfalls sollte allgemein bekannt sein, dass sowohl die Schatten wie auch die Lichter beim Trocknen noch etwas anziehen werden. Hat jedoch das weiße Fell einer Katze bereits unter Rotlicht bei der fünften Minute Entwicklungszeit keine Zeichnung, stehen die Chancen trotz „Quälen“ im verdünnten Entwickler schlecht, dass dieses später noch irgendwie zu Tage treten wird: Die Gradation war einfach zu hart / das Nachbelichten (mit gelbem Filter) zu schwach.

Labortaschnelampe

Meine Labor-Taschenlampe zur präzisen Kontrolle.

Bevor Sie nun das Fünf Euro teure Stück Silbergelatine-Papier entsorgen, versuchen Sie lieber noch einen letzten Rettungsversuch, bevor Sie das teure S/W-Fotopapier wütend in den Abfalleimer werfen:

Partielle Schwammentwicklung mit konzentriertem Entwickler

Ich nehme im besagten Fall das Papier aus dem Entwickler. Dieser gesamte Vorgang muss freilich unter Dunkelkammerlicht statt finden. Ich lege das Papier auf eine ebene Kunststoffunterlage. Nun nehme ich die Flasche des Entwicklerkonzentrates und tupfe etwas von deren (konzentriertem) Inhalt auf einen weichen Schwamm. Spätestens jetzt bimmelt es sicher bei Ihnen: Ich gehe also nun mit dem Schwamm über meine Lichter – nach und nach – und spüle das teure Fotopapier nach jedem Vorgang mit Wasser wieder ab. Währendessen halte ich meine Dunkelkammer-Taschenlampe zwischen den Zähnen. Eine Kopfleuchte wäre zwar eleganter anzuschauen. Doch man hat mich noch nie in der Dunkelkammer gesehen. Irgendwann könnte sich durch diese Arbeit schließlich doch noch Zeichnung in den hellsten Bereichen bemerkbar machen!

Selbst, wenn dies nicht der Fall sein sollte, gebe ich das Papier nun in das Stoppbad. Wie gesagt: Zaghafte Lichterzeichnung entsteht oftmals erst nach dem Trocknen, da sich hierbei die Poren der Gelatineoberfläche des (Baryt-) Papiers schließen und das reine Weiß des Baryt in den Hintergrund rückt. Dummerweise gilt dies ebenfalls für die Schatten und daher hatte ich vor längerer Zeit bereits darüber freilich auch einen Artikel geschrieben: „Dry-Down-Effekt„.

Kurzum: Sehen Sie bereits beim Entwickeln, dass die Lichter nicht „kommen“, helfen Sie diesen mit konzentriertem Entwickler nach, bevor das Fotopapier im Stoppbad landet.

Nachbehandlung bei Licht

Es böte sich diesbezüglich noch eine andere Möglichkeit an: Man trägt auf das fertig fixierte und gewässerte Blatt Fotopapier – natürlich nur auf die gewünschten Stellen – vorsichtig nach und nach mit einem Schwamm ein Bleichmittel auf. Dies bewirkt, dass – salopp gesagt – das Papier an diesen Stellen wieder „bereit“ ist, Schwärzung aufzubauen. Nun versucht man es ebenfalls mit dem konzentriertem Papierentwickler und mit Glück erhält man eine (stärkere) Rückentwicklung. Danach muss wieder fixiert und gewässert werden. Ich würde dies jedoch besser in der Dunkelkammer (s. o.) tun. Das Bleichen / Rückentwickeln wäre allerdings für zu stark gedeckte („zugelaufene“) Schattenpartien interessant – dann aber anders herum mit viel verdünnterem Entwickler.

Lichter mit Soda verstärken

Statt mit konzentriertem Entwickler kann man ebenfalls in Wasser verdünntes Sodapulver aus dem Edeka nutzen. Dieses soll die chemische Reaktion des Entwicklers verstärken. So gibt es durchaus auch Empfehlungen, eine solche Lösung als zweiten „Entwickler“ bei der Negativentwicklung später mit in die Dose zu geben, um den Schatten (dünnste Bereiche) noch einen gewissen Schub zu geben. Davon nehme ich selbst jedoch Abstand, da ich meine „Zange“ am liebsten im Positiv ansetze (zumindest, wenn ich vorher mit der Kamera ausreichend lang auf die Schatten belichtete) und nichts an meinen Negativen („Schablonen“) riskieren möchte.
Bei dieser Technik könnte also gleichfalls eine stärkere Sodalösung auf einem Schwamm ein Quentchen an Zeichnung in den dünnsten Bereichen (hier im Positiv nun die Lichter) hervor zaubern. Bei meinen Versuchen war ich damit jedoch eher erfolglos: Der konzentrierte Entwickler war effektiver.

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Wärme erzeugen

Als dritte Lösung, um die Lichterzeichnung zu retten, biete ich die folgende an: Reiben Sie mit einem Finger über die Lichter, während das Fotopapier noch mit dem Entwickler bedeckt ist. Durch Wärme steigert sich das (lokale) Reaktionsverhalten des Entwicklers. Dies kennt man ja allzu gut auch aus der Negativentwicklung (dann aber global), bei der man stets kontrolliert, dass die Temperatur nicht allzu sehr von z. B. 20°C abweicht. Diesen Tipp hatte ich seinerzeit im guten Buch von Andreas Weidner gelesen.

Doch auch hier stellte sich bei meinen Versuchen für mich keine konkrete Verbesserung ein – zumindest bei meinem Motiv.

Ich möchte an dieser Stelle also primär die Methode mit dem anfangs besprochenen konzentriertem Entwickler tradieren. Dies ist eine Methode, die der Angelsachse wohl als „Quick & Dirty“ bezeichnet. Doch S/W-Foto-Papier ist eben teuer, keine Frage, insbesondere, wenn man große Formate nutzt. Nach der Belichtung gibt es – im Gegensatz zu „Photoshop“ – kaum mehr ein zurück.

Probieren Sie es wenigstens aus, bevor Sie den Mülleimer bemühen. Grundsätzlich belichtet man zuvor besser korrekt und zwar am besten mit lokalen und finalen Probeschipseln, die man zuvor auf kritische Bildelemente legt.

Die Lichter sind wiederum zu stark gedeckt

Sollten Sie mit der analogen Bildbearbeitung übertrieben haben oder sollte das Negativ in dieser Hinsicht unerwünschte Partien aufweisen, welche sich ebenso auf das Positiv übertragen, dann ist es wesentlich einfacher, eine zu starke Lichterdeckung („die weiße Katze ist nun grau“) zurück zu nehmen als sie zu verstärken: Man nimmt hierzu einfach Farmerschen Abschwächer und arbeitet damit bequem auf Sicht bei Tageslicht, nachdem das Papier aus dem Fixierer kam. Hierzu ist ebenfalls eine lokale Schwammbehandlung notwendig.

Diese Korrekturen in der Praxis

Nachbelichten der Lichter

Die Pfütze (Lichter) bei diesem Motiv hätte man nachträglich auch mit konzentriertem Entwickler zur entsprechenden Deckung verhelfen können (hier gelang jedoch zuvor ein Nachbelichten via Maske).

Anfangs hatte ich bereits erwähnt, dass ich im nachträglichen Verstärken oder Abschwächen von gewissen Schwärzungs-Deckungen eher eine Methode sehe, bei der es mehr um das Retten eines (teuren) Papiers geht als um eine gekonnte Bildbearbeitung: Zunächst sollte man versuchen, mittels Masken und Mehrfachbelichtungen Abzuwedeln bzw. Nachzubelichten.
Jedoch: Es gibt natürlich auch Motive, welche delikate Motivteile inne haben, an welche man mit profanen Masken schwer heran kommen wird (z. B. das Weiß der Augen). Bei eben solchen böte sich eine entsprechende Behandlung nach der Belichtung bzw. nach dem regulären Entwicklerbad an – und zwar mit einem Wattestäbchen. Hier kann man sehr fein arbeiten. Voraussetzung ist dann natürlich eine genügend starke „Rotlicht-Taschenlampe“, welche das Papier jedoch auch nicht verschleiern darf. Bei meiner Taschenlampe hatte ich für mein Papier freilich vor längerer Zeit schon einen Schleiertest gemacht.

Bildbearbeitung

In vielen Artikeln auf Analoge-Fotografie.net hatte ich bereits Eingang darin versucht: Das fotografische Negativ ist eine Schablone: Seien Sie sich gewiss, dass die beeindruckenden Fotografien in den Bildbänden der großen Meister wohl selten von einer (analogen) Bildbearbeitung verschont geblieben sind. Ja, hinter dem, was Sie bewundern, stecken vielmehr unbekannte Laboranten (einige, wie Pablo Inirio, haben jedoch ebenfalls einen gewissen Ruf). Sie sollten also besser nicht davon ausgehen, dass es sich hierbei um schlichte 1:1-Kopien des Negativs der Fotografen handelt.

Manche (Ihrer) Negative sind jedoch per se bereits so perfekt, dass eine solche Bearbeitung nicht mehr nötig ist. Es werden wohl wenige sein und primär spielte hierfür das Licht während der Aufnahme eine große Rolle (weniger der Film bzw. dessen Entwicklung und noch weniger natürlich die verwendete Kamera). Insbesondere Fotografien, bei denen ein gewisses (natürliches oder künstlich gesetztes)  „EffektIicht“ zur Verfügung stand bzw. genügend eingesetzt wurde, zählen hierzu. Ich selbst fotografiere insbesondere Landschaften gerne bei diffusem Licht und verbringe dann viele Stunden für meine Farbbilder vor dem Computermonitor. Noch mehr Zeit verbringe ich im S/W-Positivlabor. Es ist meines Erachtens wichtig, (nachträglich) Kontraste zu setzen, das Auge zu lenken. Dies aber nur am Rande.

veröffentlicht: 12.04.16 | letzte Änderung: 22.10.20

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