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In diesem Artikel demonstriere ich, wie man Fotopapiere (PE oder Baryt) mit einem Toner deutlich „wärmen“ kann. Ich nutze hier den Tetenal Sepia Toner und erkläre das Prinzip dahinter.
Dieser Artikel erscheint im Bereich Das Positiv und ist mit
Fotolabor verschlagwortet.
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Der Einsatz von einer Toner-Chemie ist häufig der letzte Schliff für einen guten Handabzug. Es gibt zwar auch Blautoner um das Bild „abzukühlen“. Ich schätze aber eher die wärmere Variante – den Sepiatoner. Das Tonen ist übrigens recht einfach.
Früher gab es viel mehr Varianten von Fotopapier zu kaufen – viele Warmtonpapiere mit verschiedenen Oberflächen. Die meisten heute erhältlichen S/W-Fotopapiere besitzen hingegen einen neutralen Bildton: also tatsächliche Graustufen zwischen Schwarz und Weiß, mit ganz leichter Tendenz in Richtung warm, denn der Bildträger ist selten reinweiß, besonders bei Barytpapieren. Trotzdem wünscht man sich vielleicht einen wärmeren Ton. Und dies geht z. B. mit dem Tetenal Sepia Toner. Ich nutze hier noch die alte Version, die als „Triponaltoner“ verkauft wurde:
Viele Jahre schlummerte der alte Tetenal Sepiatoner in einer Kiste. Jetzt probierte ich ihn endlich einmal (wieder) aus. Die neue Version dieses Toners besteht nur noch aus zwei Konzentraten. Es gibt auch Produkte von Rollei, Moersch und ggf. weitere.
Dies ist ein Abzug auf einem ziemlich alten Fotopapier („Agfa Portriga“). Dieses ist bereits warm. Ein nachträgliches Tonen ist hier nicht mehr notwendig (und würde vermutlich keine schönen Ergebnisse bringen). Moderne Fotopapiere hingegen sind meist „neutralschwarz“ und hier lohnt sich eine anschließende Sepieatonung schon eher.
Ich neige auf meinen Seiten dazu, erst einmal auszuholen. Hier soll dies anders sein. Es geht sogleich in medias res:
Dies ist mein „normaler“ Fotoabzug auf „normalem“ S/W-Fotopapier. In dieser großen Anleitung beschrieb ich ja bereits alle Schritte zur Anfertigung dieses Bildes. Das Blatt Papier wird nun noch einmal für ca. 5 bis 10 Minuten in eine Wanne mit Wasser gelegt. Man kann natürlich auch bereits sehr alte Handabzüge nachträglich tonen! Das Wässern trockener Abzüge ist zu empfehlen, da sich ansonsten Flecken bilden könnten.
Nun wird das Foto in das Bleichmittel gegeben. Dieses Bleichbad ist Bestandteil des Sepiatoners. Das Bleichen ist eine „Vorbehandlung“ für das eigentliche Tonen und sorgt dafür, dass der gleich eingesetzte Toner greifen kann. Keine Angst:
Im Bleichbad löst sich das S/W-Foto fast auf. Es ist aber keinesfalls zerstört! Nur das Bild verschwindet vorübergehend (die „Bildinformationen“ sind jedoch noch unsichtbar vorhanden).
Das Bleichen dauert ca. zwei Minuten. Die Schale muss dabei bewegt werden. Danach ist nur noch ein schwaches Bild erkennbar. Nun nimmt man die Fotografie aus der Wanne und gibt sie erneut in ein Wasserbad:
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Das Wasser sollte man mehrmals wechseln. Insgesamt sollte man das Bild so wieder für 5 bis 10 Minuten im Wasser belassen. Und jetzt kommt das eigentliche Tonen:
Das Foto wurde aus der Wässerungswanne in den Sepiatoner gegeben. Sofort baut es sich wieder auf. Die Bildschwärzen werden nun rasch wieder zunehmen. Man kann das Papier so lange in der Tonerchemie belassen, bis sich nichts mehr tut. Dies wird ca. eine bis zwei Minuten dauern.
Ein drittes Mal muss das nun getonte Bild wieder für ca. 10 Minuten gewässert werden.
Diese Vorgänge können alle natürlich im Hellen stattfinden. Eine Dunkelkammer ist hierbei nicht nötig.
Noch einmal der Vergleich:
Ein solcher Toner ist wie ein nachträglicher Entwickler zu verstehen (siehe auch → Rückentwicklung nach Bleichen). Er baut alle Elemente des Bildes, die vorher gebleicht worden sind, wieder auf. Nur tut er dies in Brauntönen. Anstelle des Toners könnte man auch einfach wieder einen konventionellen Entwickler nehmen. Er kann aber nur dort wirken, wo vorher bereits eine Schwärzung vorhanden war! Will sagen: Bildweißen bleiben weiß!
Sie können das Bleichen auch viel kürzer halten und somit den Ton steuern. Insbesondere bleiben hierbei dann die Schatten (dunkle Bereiche) bestehen.
Möchten Sie auch die Lichter (weiße Bereiche) tonen, brauchen Sie einfach nur schwarzen Tee: Das gesamte Foto wird ohne jegliche Vorbehandlung in eine starke Teelösung gelegt. Dies ist dann aber kein eigentliches „Tonen“ mehr, sondern eher ein Einfärben. Auch der weiße Bildrand wird dabei betroffen sein.
Eine Besonderheit des Tetenal Triponaltoners (das ist ein „Schwefeltoner“) ist, dass man den Bildton steuern kann:
Die drei Komponenten:
müssen in einem bestimmten Verhältnis zueinander gemischt sein. Bei meinen Bildern wählte ich die Variante „mittelbraun“. Im Nachhinein betrachtet finde ich, dass dies bereits zu viel war. Ein leichter Sepiaton wäre mir lieber gewesen, also eine leichte aber sichtbare Warmtonung. So ist mir der Handabzug bereits zu braun. Aber dafür lässt sich die Wirkung hier besser demonstrieren.
Das Buch Analog Fotografieren und Entwickeln - die Eigene Dunkelkammer ist eines der wenigen modernen Fachbücher, die sich noch der analogen Bildverarbeitung widmen (derzeit in der 4. aktuellen Auflage). Demzufolge werden hier auch die heute erhältlichen Filme, Papiere und aktuelle Chemie besprochen. Wer sich nicht durch die vielen einzelnen und verstreuten Artikel im Internet durchwühlen möchte, findet hier das gesamte Standard-Wissen für einen gut gemachten Handabzug vor, und zwar aus zeitgenössischer Sicht. Auch dieses Buch kann man auf Amazon virtuell durchblättern.
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Zum Verständnis für diejenigen, die den alten Triponaltoner nutzen:
Aus dem Toner-Konzentrat + dem Steuerteil + Wasser baut man sich dann den eigentlichen Toner zur einmaligen Anwendung zusammen (je nach Tabelle). Diese Lösung kann nach vollbrachter Arbeit weggekippt werden. Denn sie hält sich nicht sehr lange.
Genau so verhält es sich mit dem Bleichbad. Dieses verdünnt man für jede Anwendung im Verhältnis 1+3 mit Wasser und stellt das Konzentrat danach wieder weg.
Die neue Version des Tetenal Sepiatoners besteht nur noch aus zwei Konzentraten: Toner und Bleichmittel. Hier weiß ich nicht, inwiefern der Toner in seiner Wirkung gesteuert werden kann. Vermutlich geht dies hierbei nur, indem man das Bleichen davor entsprechend verkürzt bzw. mit Wasser stoppt.
Es wird häufig empfohlen, dass das Tonen idealerweise bei Abzügen mit höherem Kontrast anzuwenden ist. Das sehe ich anders: Durch das Bleichen werden insbesondere die Lichter angegriffen. Je nach Papier kann es sein, dass diese später nicht mehr korrekt durch den Toner rückentwickelt werden können → Die Lichter sollten also etwas zu grau sein.
Auch die Schatten werden durch das Bleichen angegriffen. Je nach Papier kann es sein, dass diese später durch den Toner nicht mehr genügend dicht aufgebaut werden können → Die Schatten sollten also leicht zugelaufen sein (geringe Zeichnung).
Das Foma Barytpapier spricht sehr gut auf den Sepiatoner an d. h. das ursprüngliche Bild kann ganz normal belichtet / entwickelt sein.
Das Paper sollte also einfach leicht überbelichtet sein. Der Kontrast ist dann zunächst eher gering (grau in grau). Durch das Bleichen wird dies zunächst aufgelöst. Durch das „Rückentwickeln“ im Toner werden häufig die Lichter und auch die Schatten nicht mehr auf die vorherige Dichte kommen. Ein zuvor leicht überbelichtetes Bild wird wieder „normal“ erscheinen (Schatten dunkel aber mit Zeichnung, Lichter mit Zeichnung aber noch brillant). So kann man auch eigentlich zu lange belichtete S/W-Fotopapiere retten. Ich empfehle auch immer wieder gerne meinen Artikel → Was ist Kontrast? Denn offenbar gibt es hierbei selbst in der Fachliteratur falsche Herangehensweisen an dieses Thema.
Bei meinem Bild auf dem Fomabrom Variant Barytpapier musste dies übrigens nicht beachtet werden. Es eignet sich gut für eine anschließende Sepiatönung: Lichter wie auch Schatten sind dabei wie vorher gedeckt bzw. differenziert.
Um das Thema Archivfestigkeit kümmere ich mich eher wenig. Denn meine gut gewässerten Barytpapiere sind über meine eigene Lebenserwartung hinaus genügend archivfest. Trotzdem der Hinweis: Durch solch eine Sepiatonung erhöht man die Archivfestigkeit der Bilder noch einmal tüchtig. Eine (leichte) Behandlung im Toner wäre also für Archive relevant.
Der Wirkungsgrad einer solchen Tonung sollte unbedingt für das jeweilige Papier an Probestreifen ausprobiert werden! Bei meinem Fomabrom Fotopapier erhielt ich für das Mischungsverhältnis „mittelbraun“ eine noch ansehnliche Sepiatonung. Dann probierte ich es mit diesem Papier aus:
Dies ist ein Warmtonpapier. Es besitzt bereits einen leichten Warmton. Nach dem Tonen sah dieses so aus:
Es war die selbe Toner-Lösung wie bei dem vorherigen Motiv / Papier. Hier geht die Tonung jedoch viel mehr in Richtung Gelb. Zudem sind die Lichter (Himmel) nicht mehr genügend gedeckt und die Schatten sind zu flau. Das Foto sieht scheußlich aus. Bei diesem Papier hätte ich eine viel dezentere Toner-Lösung ansetzen müssen (anderes Mischungsverhältnis). Und: Bei diesem Papier hätte das ursprüngliche Bild leicht überbelichtet gewesen sein müssen, damit es nach der Behandlung nicht so blass erscheint.
Beides – Bleichen wie auch Tonen – kann man auf dem Fotopapier natürlich auch partiell vornehmen. Man behandelt die entsprechenden Stellen dann einfach mit einem Schwamm und nicht einheitlich in je einer Wanne.
Einige weitere Tipps hierzu können Sie auch in dem nun kostenlos als PDF angebotenen Buch Praxisbuch Schwarzweiss-Labor von Reinhard Merz nachlesen.
Sehr gut eignet sich solch ein Schwefeltoner (Sepiatoner) auch im Anschluss an eine Selentonung bei einer Lithentwicklung: Also Lithentwickler + Selentoner + Sepiatoner. Das Bildergebnis hängt aber immer auch vom verwendeten Fotopapier ab.
Im Buch "Handbuch der Analogen Kreativtechniken" geht es um analoge Bildbearbeitung! Sie meinen, der Begriff "Bildbearbeitung" bezieht sich nur auf den Computer? Dieses Buch möchte dem etwas entgegen setzen: Themen wie die Positivbearbeitung via Bleicher und Toner werden ebenso erläutert wie das Anfertigen von eigenen Emulsionen und die sogenannten "Edeldruckverfahren". Auf Amazon kann man einen Blick in dieses Buch werfen.
Ich selbst tone eigentlich nie (dieser Artikel ist daher auch recht knapp gehalten). Das heißt, ich gebe jeden meiner Handabzüge durchaus in eine Selentonung, dies aber nur, um die Schwärzen etwas anzuheben. Mein bevorzugtes Papier „Fomabrom Variant“ besitzt bereits in einem Warmtonentwickler einen ganz leichten Warmton. Dies reicht mir. Schnell kann es kitschig wirken, wenn man zu braune Bilder hat. Ich finde: Weniger ist hier mehr, aber dies kann man ja auch steuern. Was ich hingegen gar nicht mag, ist der Blautoner: Er erzeugt sehr kühle Schwärzen. Zudem kann man Papiere natürlich auch nach Gusto färben: Rote-Beete-Saft, schwarzer Tee usw. Diese Techniken haben mit dem tatsächlichen indirekten Tonen (Rückentwicklung nach Bleichen) aber wenig gemein. Es gibt zudem noch Carbontoner, Grüntoner, Goldtoner, … Einige Bildbeispiele hierzu (und Chemie-Angebote) finden sich auf der Seite von Wofgang Moersch. Für einen leichten Warmton reicht aber häufig bereits das direkte Tonen: Man gibt das Papier einfach in eine stärkere Lösung aus schwarzem Tee oder Kaffee. Allerdings tont man damit auch den weißen Papierrand. Doch dies lässt sich umgehen, wenn man diesen direkten Toner (mehrmals) mit einem Schwamm partiell aufträgt.
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Dieser Artikel erscheint im Bereich Das Positiv und ist mit
Fotolabor verschlagwortet.Veröffentlichung: 2.06.2020; geändert: 26.04.2023 ▲
Hallo! Hier schreibt Thomas. Ich beschäftige mich seit nunmehr 20 Jahren mit der analogen Fotografie und ich entwickele meine Bilder in der Dunkelkammer oder "mit" dem Computer.
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Frau Müller | am 6. Juni 2020
Hallo Thomas,
Du schreibst: „Je nach Papier kann es sein, dass diese später nicht mehr korrekt durch den Toner rückentwickelt werden können → Die Lichter sollten ……“
Ja, das kann schon mal passieren wenn Du diesen (indirekten) Toner verwendest. Vermeiden läßt sich das durch einen direkten (Schwefel-)Toner. Aber Vorsicht, direkte Schwefeltoner (ohne Bleichbad) setzen gesundheitsgefährdenden Schwefelwasserstoff frei und riechen (besser stinken) nach faulen Eiern. Dafür bekommt man nach meiner Meinung schöner getonte Ergebnisse.
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Der Autor dieser Seiten ist Thomas.
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