Rückentwicklung von S/W-Fotopapier nach Bleichen in anderem Entwickler
Man kann jedes fertig entwickelte und fixierte S/W-Fotopapier in einem Bleicher bleichen und dieses ganz normal in einem (anderen) Entwickler rückentwickeln – bei Tageslicht und ohne Dunkelkammer. Doch was bringt mir dies?
Dieser Artikel erscheint im Bereich Das Positiv und ist mit Fotolabor verschlagwortet.
Eine hin und wieder gerne genutzte Szene in älteren Krimis ist diese, in welcher jemand bei Rotlicht in der Dunkelkammer steht und S/W-Fotos entwickelt, die Kamera schaut ihm über die Schulter: Langsam baut sich das Bild in der Fotoschale auf und – siehe da – ein unvorhergesehenes Merkmal (der Gärtner) taucht plötzlich auf einer Aufnahme auf. Ich glaube nicht, dass diese Filmaufnahmen tatsächlich in „echt“ in der Dunkelkammer angefertigt wurden. Die damalige Aufnahmetechnik war noch nicht so lichtstark. Stattdessen wurde im Hellen gefilmt und einfach ein Rotfilter bei der Aufnahme verwendet, was den Anschein erweckt, man drehe tatsächlich bei rotem Dunkelkammerlicht: Einer der vielen Taschenspielertricks alter Filmemacher.
Doch wie kommt dann das fotografische Bild nach und nach ohne Dunkelkammer zum Vorschein? Das geht ganz einfach:
Grundlage: eine S/W-Fotografie auf Fotopapier
Man nehme ein bereits fertig entwickeltes, fixiertes und gewässertes S/W-Foto Meines ist schon einige Jahre alt. Ich nahm es aus meinem Archiv und ich legte es zunächst einmal kurz ins Wasser.
Bleichen
Gleich danach wird das Bild in ein Bleichmittel gegeben: Ziemlich schnell ist bei Tageslicht zu erkennen, wie das Foto deutlich heller wird. Nach ca. zwei Minuten (unter ständiger Bewegung der Schale) sind alle Bildbereiche bis auf die dunkelsten ausgeblichen. Dies schaut dann so aus: Ein weiteres Bleichen war allerdings nicht möglich. Stark belichtete Bereiche blieben bestehen. Vielleicht hilft hier eine höhere Konzentration des Bleichmittels im Ansatz. Belässt man das Foto zu lange im Bleicher, bekommt man später den Gelbstich nicht mehr heraus.
Was die benannte Szene in so manchem Krimi anbelangt: Hier wurde wohl das Foto in der Schale gebleicht, die Aufnahme aber später rückwärts laufen gelassen, dass es so aussah, als würde das Bild entstehen.
Wässern
Das Papier wird kurz zwischen gewässert. Ich lege es hierzu einfach in eine größere Plastikkiste mit Wasser und bewege es hin und wieder. Auch zum Wässern von Barytpapier ist ja ein ständiger Wasserzufluss nicht notwendig.
Rückentwickeln
Nun wird es ganz interessant. Weiterhin arbeitet man ganz normal bei Tageslicht. Eine Dunkelkammer ist für die Rückentwicklung bzw. für das Bleichen nicht notwendig. Das Papier wird nun in einen S/W-Entwickler gegeben: Das Foto baut sich nach kurzer Zeit erneut auf. Als Entwickler nutzte ich einen Lith-Entwickler. Das war der eigentliche Plan: Aus normalen S/W-Bildern Lith-Bilder zu machen. Ich erhoffte mir nun die typischen Effekte wie sehr grobes und chaotisches Korn, samtene Lichter und sehr dunkle Mitteltöne – und dies alles ohne Funzellicht in der Dunkelkammer sondern nach Sicht. Denkste: Zunächst sah dies (in etwa) auch danach aus jedoch:
Trotz Lith-Entwickler begann sich meine S/W-Fotografie wieder in Richtung normal zu entwickeln. Offenbar muss man hier – möchte man bei Verwendung eines Lithentwicklers einigermaßen einen bestimmten Bildeffekt erhalten – das Papier bei Erreichen des Umschlagpunktes („Snatch Point“) sofort in ein Stoppbad geben. Mir gefallen diese Ergebnisse jedoch nicht, so dass das Papier weiter im Entwickler verweilte mit dem Ergebnis:
Das Foto sieht wieder aus wie vorher
Nach einiger Zeit im Entwickler schaut das Bild wieder genau so aus wie vorher – Obwohl doch ein Lith-Entwickler (ein Spezialentwickler für S/W-Bilder) verwendet wurde. Schade. Der Vorgang der Rückentwicklung lässt sich jederzeit mit einem Stoppbad beenden.
Wässern
Das Foto muss danach wieder ausreichend gewässert werden. Ein voriges Fixieren ist m. E. nach nicht notwendig.
Das Bleichmittel
Als Bleichmittel nutzte ich einfach jenes Fläschlein, welches bei meinem Triponal-Toner (Sepia-Toner) von Tetenal dabei war:
Genau dies ist ja das angedachte Konzept: Das Bild bleichen und mit einem Toner rückentwickeln. Entwickelt man jedoch mit einem S/W-Entwickler zurück, erhält man das gleiche Bild wie vorher. Übrigens Tetenal gibt für sein Bleicher-Konzentrat ein Mischungsverhältnis von 1Konzentrat+3Wasser an (→ wie rechne ich dies aus?). Man kann aber auch, um Bleichmittel zu sparen, etwas höher verdünnen, z. B. 1+5.
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Sinnvoll?
Das Bleichen ergibt für einen nachträglichen Toner Sinn. Dieser baut das Bild dann tatsächlich anders wieder neu auf (→ Tonen in einem Sepiatoner)
Da fragt man sich doch nach den Sinn solch eines Unternehmens. Sinnvoll wäre hier ein partielles Bleichen bzw. ein partielles Rückentwickeln einiger Bildpartien. Man trägt das Bleichmittel also nur mit einem Wattebausch auf bestimmte Stellen des nassen Fotos auf. Anschließend entwickelt man diese Stellen ebenso wieder zurück. Sinnvoll wäre dies bei versehentlich zu stark belichteten Bildregionen, die man anschließend mit einem stark verdünnten Entwickler (zaghaft) zurück entwickelt. Eleganter ginge dies jedoch mit dem sogenannten Lichter-Abschwächer, welcher „zugelaufene“ Schatten gleich (in einem Durchgang) aufhellt. Oder aber man benötigt mehr Zeichnung in den Lichtern. Dann kann man dies mit konzentrierten Entwickler probieren. Dies wäre dann aber der letzte Schritt, welchen man angehen kann, bevor das (teure) Fotopapier im Papierkorb landet. Grundsätzlich sollte man ein Fotopapier bereits in der Dunkelkammer korrekt belichten und das Bleichen ist als Vorstufe für ein anschließendes Tonen zu verstehen.
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Dieser Artikel (veröffentlicht: 14.03.2020; geändert: 22.10.2020) erscheint im Bereich Das Positiv und ist mit Fotolabor verschlagwortet. ▲
Hallo! Hier schreibt Thomas. Ich beschäftige mich seit nunmehr 20 Jahren mit der analogen Fotografie und ich entwickele meine Bilder in der Dunkelkammer oder "mit" dem Computer.
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