Zukunft der analogen Fotografie: Wird überhaupt noch Film hergestellt?
Vor einigen Jahren sah es gefühlt zwar nicht düster für alle Freunde der analogen Fotografie aus. Die Zeichen standen jedoch eher auf „Abrüstung“ und einige Hersteller reduzierten ihre Produktivität radikal. Heute geht man offenbar rosigen Zeiten entgegen.
Meine größte Sorge vor einigen Jahren war weniger die Verfügbarkeit von Film. Ich dachte eher über den zukünftigen Erwerb von S/W-Fotopapier für mein eigenes Fotolabor nach. Mittlerweile sind viele Jahre ins Land gegangen und meine Lieblingspapiere gibt es immer noch in unterschiedlichsten Varianten (nur leider etwas teurer). Der Hersteller Foma brachte jüngst (Dezember 2019) sogar eine neue Papiersorte heraus („Retrobrom„). So etwas tut man als Hersteller sicherlich nicht, wenn man mit solch einem Sortiment keinen Absatz hat.
Die tatsächlich größte Nachfrage im Bereich der filmbasierten Fotografie erlebe aber der klassische Farbfilm. Ich schreibe so etwas jetzt im Konjunktiv, denn ich beziehe mich hierbei auf Äußerungen, die das Team von Fotoimpex im Dezember 2019 veröffentlichte. Fotoimpex ist ein Versandhändler für analoge Fotografie.
Der Nachfrageanstieg nach Film ist inzwischen so stark (insbesondere beim Farbfilm), dass Hersteller wie Kodak und Fujifilm mit der Konfektionierung von Filmen nicht mehr nachkommen.
Donnerwetter! Wer so etwas vor zehn Jahren in einem Internetforum gelesen hätte, der hätte an einen Scherz glauben müssen. Auch in diesem Artikel der FAZ geht es um Lieferengpässe ob einer gesteigerten Nachfrage bei Farbfilmen. Offenbar hat sich die Konsequenz im Abwenden von der Film-Fotografie zu Gunsten der (damals) modernen Digitalfotografie heute bei vielen Fotofreunden etwas geändert. Warum dies so ist, darüber habe ich mir in diesem Artikel Gedanken gemacht.
Ich merke es ja selbst: Diese Internetseite (auf der Sie gerade lesen) verzeichnet täglich über 2000 Aufrufe. Es gibt zudem eine ganze Menge Internetshops zum Thema und einige Initiativen und Festivals, mit der PhotoKlassik gar eine eigene Zeitschrift rund um die analoge Fotografie, welche mittlerweile auch auf englisch auf dem internationalen Markt erscheint.
Filme für die analoge Fotografie: Einige gibt es nicht mehr, andere werden weiterhin oder wieder hergestellt.
Das Team von Fotoimpex schreibt (die Quelle ist beim ersten Zitat oben verlinkt) sogar, dass derzeit eine Nachfrage nach Film die bisherige Produktion übersteigt und dass es dementsprechend derzeit zu Wartezeiten kommt (betrifft den Großhandel). Dies klingt ironischerweise für den Endkunden gut: Er muss keine Angst mehr davor haben, dass es bald gar keine Filme mehr zu kaufen gibt – Offenbar wird nämlich das Gegenteil der Fall sein und Fotoimpex lässt durchklingen, dass seitens der Filmhersteller in neue Technologien investiert wird.
Wer aber nun meint, durch die neue erfreulich hohe Nachfrage werden die Preise gesenkt, da ja nun (wieder) mehr produziert werden kann (Massenprodukte), wird wohl enttäuscht werden. Auch hier wird das Gegenteil der Fall sein: Fotoimpex nennt einige Faktoren wie Modernisierung, Ausbildung neuer Mitarbeiter, Preisanstieg bei Rohstoffen.
Zusammengefasst: Niemand muss wohl Angst haben, dass es keine Filme für die analogen Lieblingskameras mehr zu kaufen gibt. Das Angebot dürfte sich sogar vergrößern. Dummerweise werden bei erhöhter Nachfrage auch die Preise steigen.
Ich selbst schätze die analoge Fotografie eher als Luxus: Ich wähle meine Motive sehr bewusst aus und fertige sehr gerne Handabzüge in der eigenen Dunkelkammer an. Bis ein Kleinbildfilm mit 36 Aufnahmen bei mir belichtet ist, bin ich schon viele Schritte gewandert oder sind schon einige Tage ins Land gegangen. Die derzeitigen Preise finde ich in Ordnung. Meine Schmerzgrenze pro Film liegt tatsächlich bei 10 Euro.