Ein analoges S/W-Porträt auf Kodak TriX in Rodinal 1+50
Bei diesem analogen S/W-Portrait sollte etwas neues ausprobiert werden: Den Kodak Tri-X in Rodinal kalt bei 17 ° C zu entwickeln. Das Experiment muss aber noch einmal gemacht werden. So recht zufrieden bin ich mit dem Ergebnis der Kaltentwicklung nicht, ich weiß aber wohl auch warum.
Ich fertige sehr gerne Porträts von Personen in Räumen an. Ich bevorzuge hier einen sehr sachlichen Stil. Die porträtierte Person befindet sich zwar zumeist immer im Zentrum des Bildes. Aber eigentlich geht es um die vielen Details und Gegenstände innerhalb dieses Micro-Milieus.
Fast immer nutze ich hierzu eine meiner Mittelformatkameras und hier fast immer das klassische 6×6-Quadrat sowie ein Weitwinkelobjektiv. Für derlei Sujets muss man sich eh Zeit lassen: Bis die erste Aufnahme angefertigt worden ist, findet meist ca. eine Stunde Vorarbeit statt – insbesondere ja auch, da ich hier häufig einen Blitz einsetze.
Für solche Fotografien bevorzuge ich den Schwarzweißfilm „Tri-X“ von Kodak.
Die meisten werden ihn kennen. Der Tri-X hat eine Besonderheit – und zwar was die dunkleren Bereiche anbelangt, also die Schatten: Diese scheinen eine relativ geringe „Steigung“ zu besitzen. Oder mit anderen Worten: Werden Mitteltöne und Lichter „normal“ hell abgebildet, so sind die dunkleren Bereiche noch relativ dunkel (ohne jedoch zuzulaufen [sofern man dem Film ausreichend Licht gibt]). Diese Eigenart des TriX gefällt mir sehr gut für Portraitfotografien wie die obige. Zum Fotografieren nutze ich gerne eine Kiev 60 Mittelformatkamera mit dem Zeiss Jena Flektogon.
Bei der Aufnahme befand sich links von der Person eine ziemlich große Softbox mit Blitz dahinter und aus Richtung Kamera wurde ebenfalls ein kleiner Blitz zum Aufhellen ausgelöst. Dieser wurde allerdings in der Leistung zu hoch eingestellt: Er hellt für meinen Geschmack noch etwas zu sehr auf. Das Portrait hätte durchaus noch ein klein wenig mehr Charakter (bzw. Schatten) haben dürfen.
Die besagte „Softbox“ bestand übrigens nur aus einem Bettlaken und zwei starken Stabblitzen („Metz 45“) von Ebay. Die Qualität des Lichtes ist entscheidend für die der Abbildung (– nicht etwa der Entwickler oder gar die Kamera). Aber in medias res:
Ich entwickele den Tri-X Mittelformatfilm am liebsten in Xtol oder D76. Diesmal sollte es der bekannte Film-Entwickler „Agfa Rodinal“ sein. Ich nutzte tatsächlich noch eine Flasche „Original-Rodinal“ (und nicht einen Nachbau).
Ich bin jedoch nicht so sehr mit der Kombination Agfa Rodinal (Ansatz 1+50) und Kodak TriX zufrieden. Mir möchte das Korn nicht so sehr gefallen. Es wirkt irgendwie schmutzig.
Der Kodak Tri-X ist der us-amerikanische Filmklassiker schlechthin: ein höher empfindlicher S/W-Film (400 ISO / pushbar auf 1600), welcher den klassischen analogen Look liefert und in mehreren Filmformaten erhältlich ist. Er ist als DER Reportagefilm in die Geschichte eingegangen und ihn gibt es heute immer noch.
Es kann aber auch Einbildung sein! Denn schließlich habe ich keinen direkten Vergleich mit einem anderen Entwickler. Es könnte allerdings auch gut daran liegen, dass ich versuchte, den Film in Rodinal kalt zu entwickeln („Rodinal Kaltentwicklung“). Das heißt: Statt bei den normalerweise üblichen 20 °C wird der Filmentwickler kälter angesetzt. Ich versuchte es mit 17 °C und erhöhte die Entwicklungszeit von ursprünglich angedachten 14 Minuten auf 20 Minuten. Dummerweise merkte ich erst sehr spät, dass sich das kalte Rodinal während des Entwickelns wieder auf 20 °C erwärmte. Ergo: Die Negative sind überentwickelt. Beim Vergrößern muss man dann wohl eher eine weiche Gradation nutzen – zumindest beim partiellen Nachbelichten des linken Bildbereiches (wo das Licht der Softbox herkommt). Die Lichter bzw. der Film ließen sich jedoch (trotz zu langer Entwicklung) ordentlich scannen.
Kurzum: Ich muss in puncto Rodinal Kaltentwicklung noch etwas experimentieren – dann aber mit konkreten Vergleichen von dem selben Motiv und im selben Licht! Denn nur, wenn man die Parameter gleich hält, kann man sich ein gutes Bild von einer bestimmten Film-Entwicklerkombination machen (nicht aber mit völlig unterschiedlichen Motiven in unterschiedlichem Licht). Ich vermute allerdings jetzt schon, dass es für solche Sujets wie dem meinigen bessere Filmentwickler gibt als Rodinal. Oder wie sehen Sie das?
Hallo Thomas,
Ich konnte nicht schlafen und überlegte ob ich mein Fotolabor wieder aktiviere und dann bin ich hier gelandet. Eine sehr interessante Seite, einges ist neu für mich und einiges deckungsgleich mit meinen kümmerlichen Erfahrungen.
Im jedem Fall werde ich den guten Mann aus Braunschweig kontaktieren für meine alte RF.
Danke für den Hinweis zur Reparatur. Und ich habe noch eine defekte Balda..
Dann muss ich noch meinen alten Laborator auf den Spitzboden finden. Mein Notizbuch habe schon gefunden. Und da drin steht eine Formel für die Berechnung von Belichtungszeiten bis in 1/12 Blendenwert 😉 für das stufenweise Belichten. Und eine Flasche Rodinal habe ich auch noch. Zum Thema Kaltentwicklung kann ich sagen bitte alles vorkühlen und die Dose vor Erwärmung so gut wie möglich schützen. Naja bin nie richtig fertig geworden mit der Testerei Tmax + Rodinal. 😉
Herzliche Grüße
Thomas
Ach wenn ich Fotografieren möchte dann nehme ich meine Olympus M5, geht schneller 😉 aber….
Hallo Thomas, dann viel Freude damit!
Hallo Thomas,
habe Deine Seite vor ein paar Tagen zufällig entdeckt und bin begeistert, wie informativ sie ist! Eigentlich suchte ich nur eine Auflistung der aktuellen Farb- oder Schwarzweißfilme, aber jetzt kann ich mich gar nicht lösen und komme ich von einem interessanten Thema zum nächsten.Großartig!
Ich kann mir vorstellen, wie viel Arbeit das macht und dass es -zumindest manchmal- auch unbefriedigend ist, dass sich vermutlich viele hier informieren, aber nur selten auf das Gelesene reagieren…
Jedenfalls danke ich Dir sehr für Deine Mühe und all diese Informationen! Diese Seite werde ich ab jetzt im Auge behalten.. 🙂
Viele Grüße
Sonja
Hallo Sonja, vielen Dank für die Blumen! Ja, meine Leser sind recht „kommentarfaul“, etwas mehr wäre schön!