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Ausgeglichene Negative mit der Wasserbadmethode

ThomasKategorie: Das Negativ 5 Kommentare

Es gibt eine einfache und nachvollziehbare Möglichkeit zu kontrastreiche Negative für den Positivprozess vorzubereiten, indem man diese sehr ausgleichend entwickeln kann – mit Hilfe eines Wasserbades.

Eine Entwicklerdose zur Filmentwicklung nebst dreier Chemieflaschen.

Eine Entwicklerdose zur Filmentwicklung nebst dreier Chemieflaschen.

Stellen Sie sich vor, sie möchten Nachtaufnahmen anfertigen: Es wird viel Schwarz zu sehen sein und zusätzlich das äußerst helle Licht der Straßenlaternen. Natürlich belichten Sie ausreichend lange, damit im Schwarz auch noch eine gewisse Zeichnung vorhanden sein kann. Jedoch: Durch die nun sehr lange Belichtungszeit reißen die Lichter aus: Sie werden im Negativ äußerst stark gedeckt sein, schlimmstenfalls blockiert, also ohne jegliche Zeichnung. Insbesondere durch das sogenannte „Pushen“ kommt man zu solchen unschönen Negativen.

Bei derart kontrastreichen Situationen empfiehlt es sich daher, das Negativ ausgeglichen zu entwickeln: Schatten und Mitteltöne sollen ganz normal entwickelt werden. Die Lichter sollen hierbei jedoch zurück gehalten werden, um sozusagen wieder auf ein ausgeglichenes Niveau zu kommen, wie es übrigens unser Gehirn bei Betrachtung der Szene vor Ort automatisch getan hat. Nur der Film kann dies nicht: Er offenbart den wirklichen („derben“) Kontrastunterschied. Hier kann man aber eingreifen, und zwar mit der Wasserbadmethode:

Anwendung der Wasserbadmethode

  1. Der Film wird in den ersten beiden Minuten ganz normal so entwickelt wie bisher.
  2. Nun gießt man den Entwickler aus und zwar in eine bereit gestellte Mensur und gießt sofort Wasser in die Dose. Dieses Wasser sollte ungefähr die selbe Temperatur haben wie der Entwickler.
  3. Man lässt den Film eine Weile im Wasser stehen (ca. 1 Minute oder länger).
  4. Man gießt das Wasser aus und zwar ebenfalls in eine Mensur.
  5. Man kippt nun den Entwickler wieder zurück und entwickelt wie gewohnt weitere 2 Minuten.
  6. Man wiederholt nun die vorangegangenen Schritte: Entwickler raus / Wasser rein und stehen lassen / Wasser raus / Entwickler rein und gewohnt kippen.

Was passiert bei dieser speziellen Methode?

Kern ist folgendes: Der Entwickler wirkt dort am meisten, wo zuvor besonders viel Licht auftraf: Also in den Lichtern. Dies muss irgendwie gebremst werden. Diese Bremse ist das Wasser. Weiterhin muss man wissen, dass immer noch ein Rest Entwickler am Film / im Film haftet. Diesen Rest benötigen wir auch:

Nachdem nämlich der Entwickler ausgekippt wurde und der Film hernach im Wasser schwimmt, passiert folgendes: An den Lichter-Stellen des Filmes verbraucht sich der Restentwickler sehr schnell. Der Entwicklungsvorgang ist an dieser Stelle zunächst gestoppt.

In den Schatten jedoch, also dort, wo bei der Belichtung sehr wenig Licht hinfiel, arbeitet der Restentwickler unterdessen noch weiter, da er sich hier nicht so schnell verbrauchen kann. Es erfolgt also an dieser Stelle eine Trennung von Lichter und Schatten, also genau das, was wir brauchen.

Entwicklungszeiten

Die jeweiligen Zeiten muss jeder für seine Film- und Entwicklerkombination heraus finden.
Ich würde zunächst einfach die Zeit der konventionellen Entwicklung nutzen + die Zeit der einzelnen Wasserbad-Zyklen, also den Timer während den Wasserbädern stoppen und danach weiterlaufen lassen.

Ich möchte an dieser Stelle auch zugeben, dass ich mit diesem Artikel wertvolles Wissen weitergeben möchte. Will sagen: Ich musste diese Technik noch nie selbst anwenden.

Ganz verwandt mit der Wasserbadmethode ist das sogenannte unterschwellige Vorbelichten. Auch hier werden die Lichter geschont. Man könnte beide Techniken auch kombinieren.

Ferner gibt es sogenannte Zweibadentwickler: Diese Negativentwickler sind genau für die oben bestimmte Szenerie bestimmt, also für sehr kontrastreiche Negative, die eine ausgeglichene Entwicklung benötigen. Solche Methoden finden sich nur in den besseren Büchern für das eigene Fotolabor. In den (neuen) Anfängerbüchern wird man so etwas nicht finden.

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Würde man jedoch Negative, die per se schon einen sehr geringen Kontrastumfang aufweisen, mit einer solchen Entwickler-Methode entwickeln (z. B. Aufnahmen im Nebel), so würde nur Matsch herauskommen. Das ausgleichende Entwickeln empfiehlt sich nur bei sehr kontrastreichen Szenen wie der Bühnenfotografie oder bei grellem Sonnenschein, wenn penibel auf die Schatten (also lange) belichtet wurde.

veröffentlicht: 3.12.15 | letzte Änderung: 22.10.20

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Hallo! Hier schreibt Thomas. Ich beschäftige mich seit über 20 Jahren mit der analogen Lichtbildkunst und stehe entweder in der Dunkelkammer oder digitalisiere meine Filme am Computer. Analoge-Fotografie.net ist ein ›Ein-Mann-Betrieb‹. Daher kann es manchmal etwas dauern, bis ich Kommentare beantworte.

Meine Internetseite bietet übrigens ein klassisches Inhaltsverzeichnis mit allen Artikeln – ordentlich aufgelistet.

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5 Kommentare

Ausgeglichene Negative mit der Wasserbadmethode

  1. Martin sagt:

    Hallo zusammen,
    soeben habe ich diese Seite entdeckt. Zur Wasserbadmethode: Diese habe ich schon selbst ausprobiert und es funktioniert auch mit modernen Filmen sehr gut. z.B mit dem Ilford FP4 od.HP5
    allerdings würde ich diese Methode bei geringem Motivkontrast nicht anwenden.Sonst kippt alles ins grau, lieber gleich den Film um eine Blende knapper belichten
    und ca. 30% länger entwickeln. Für sehr hohen Motivkontrast 8-12 Blenden habe ich die Standentwicklung entdeckt. Rodinal 1:100 2h nur alle 30min. 2xkippen, hervorragender Kontrastausgleich und exzellente Schärfe. Dazu empfehle ich eine grössere Entwicklungsdose (Jobo Typ 2500) damit bei dieser Verdünnung die Mindestmenge von 10cm³ Entwicklerkonzentrat eingehalten werden kann.

  2. Frau Müller sagt:

    Hallo Thomas,

    Du beschreibst hier die Wasserbadmethode: Ich denke, eine Entwicklung via Wasserbad gehört heute ins Reich der Vergangenheit. Sie funktioniert mit aktuellen Filmen so gut wie nicht mehr. Der zu erreichende Ausgleich ist bescheiden. Es gibt erheblich bessere Möglichkeiten den Kontrast zu steuern. Das beschrieb, wenn ich mich richtig erinnere, auch schon Adams in ähnlicher Weise; und der Mann ist immerhin schon seit fast 40 Jahren tot.

    Irgendwie scheint so gut wie jeder irgendwelche Texte ungeprüft abzuschreiben ohne die Methode in der Praxis ausprobiert zu haben.

    Am einfachsten ist es noch immer den richtigen Film in die Kamera zu spannen: Unerreicht in Sachen Kontrastumfang ist und bleibt der in den Foren als Tussifilm verschrieene Ilford XP 2. Auch wenn es die dortigen Hohlköppe nicht wahrhaben wollen, der Mädchenfilm schafft ohne irgendwelche Sonderentwicklungen 12 Blenden! Alles ohne Wunderentwickler, Geheimrezepte oder sonstige Alchemie. Belichtungsmesser auf ISO 200/24° und gut isch. Danach mit dem belichteten Film in den nächsten Drogeriemarkt und über die unverbesserlichen Forenheinis bei einem Gläschen Champus schmunzeln.

    Wer sich zu fein ist XP 2 zu verwenden, die Denke von Hobbyknipsern wird mir ewig ein Rätsel bleiben, der greife zur echten Zweibadentwicklung (ohne Wasserbad) und einem weichen Film. Das funktioniert z.B. mit HP 5 als Plan- oder Rollfilm gut. Mit Emofin erreicht(e) man sogar die auf der Packung aufgedruckte Nennempfindlichkeit. Viele andere Zweibadentwickler verlangen als Ausgleich eine Blende heller zu belichten.

    Eine Vorbelichtung funktioniert hin und wieder auch; sogar zusätzlich zur Sonderentwicklung. Diese ist aber nicht so einfach wie man immer lesen darf. Wenn man es übertreibt bekommt man verwaschene Schatten. Und die Vorbelichtung von ganzen, gerollten Filmen ist problematisch. In der Praxis ist das eher ein Sonderweg für immobile Motive.

    Thomas (Admin)
    Hallo Frau Müller, vielen Dank für die Hinweise!
  3. dima sagt:

    Hey,
    ich lese hier immer mal wieder und muß sagen, daß sie mir biher unheimlich geholfen haben. ich kenne das meiste was sie hier schreiben zwar aus <büchern aber hier gehen sie doch besser ins detail. auch die Beispiele sind sehr sehr hilfreich.

    Ich Frage mich bei diesem Artikel jedoch inwiefern man mit der wasserbadmethode den Kontrast steuern kann im vergleich zum Zonensystem. Genauer gesagt: Wie sind die unterschiede zur angepassten entwicklung…oder ist die Wasserbadmethodes sogar nur eine verlängerung der angepassten entwicklung weil sie schreiben, das auch ausreichend auf die schatten belichtet werden sollte? Sie selbst schreiben außerdem, daß sie die wasserbadmethode nicht sebst verwenden?

    • Thomas / Admin sagt:

      Hallo, bei der N+ / N- Entwicklung des Zonensystems hat man natürlich eine viel bessere und vor allem genauere Eingriffsmöglichkeit, was den globalen Negativkontrast anbelangt. Der Vorteil beim Wasserbad ist jedoch, dass man Schatten und Lichter unabhängig beeinflussen kann (zumindest in der Theorie).
      Ich habe die Wasserbadmethode nie in der Praxis benötigt, da ich meine „Lichter“ beim Vergrößern stets weich nachbelichte (meine Negative können ruhig recht hart sein), dass also hier die getrennte Bearbeitung erfolgt.
      Die Wasserbadmethode ist eher als Hilfsmittel zu verstehen, wenn man keinen Ausgleichsentwickler (Zweibadentwickler) hat aber dafür sehr kontrastreiche Negative (Nachtaufnahmen mit Scheinwerfern). Kaputt machen kann man sich mit dem Wasser ja nichts. Ein Versuch kann nicht schaden.

  4. lukas sagt:

    Ein interessanter Ansatz. Allerdings halte ich in diesen Fällen Zweistufen Entwickler wie Emofin oder das entsprechend modifizierte DK 76 Rezept für Anwender Freundlicher, da es besser dokumentiert ist.

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Die sicherlich günstigste und einfachste Art, Kleinbild-Dias und -Negative zu digitalisieren: mit dem eigenen Smartphone. Hierzu gibt es einen Aufsatz, der oben das Handy hält. Unten befindet sich ein Leuchtpult zum Durchleuchten. Man benötigt noch eine App, die kostenlos zum Download bereit steht. Natürlich erhält man hierdurch nicht die Qualität eines richtigen Filmscanners. Für kleinere Drucke oder das Teilen via sozialem Netzwerk reicht die Bildqualität sicherlich aus.

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