Der Passepartoutschneider: Passepartouts selber machen
Die visuell wirksamste Methode, die eigenen Fotografien zu präsentieren ist im Bilderrahmen hinter Passepartouts. Dummerweise sind diese Kartons mit großem „Loch“ in der Mitte ziemlich teuer, wenn man sie sich an seine Fotos anpassen lässt. Daher empfehle ich die Anschaffung eines Passepartoutschneiders.
Wenn ich meine Fotografien rahme, dann meist in einem Passepartout. Hier kann man das Motiv direkt überlappen. Was auch möglich ist: Man lässt einen Teil des weißen Randes des Fotopapiers frei stehend – Wie auf dem Beispielbild ersichtlich. Ein Passepartout gibt dem Bild „Tiefe“ und: Es schützt das Fotopapier vor der Glasscheibe. Es bleibt sozusagen Luft im Innern vorhanden. Ein kleiner Hinweis gleich am Anfang, weil es auf diesem Beispielbild auffällt: Ich finde es manchmal störend, wenn das Fotopapier reinweiß ist, das Passepartout jedoch altweiß (oder „creme“). Ich habe auch Bilder daheim hängen, bei denen das Fotopapier selbst nicht Reinweiß ist, ich aber leider die falschen Passepartouts dafür geschnitten hatte: Sie sind viel weißer. Meiner Meinung nach passt dies nicht so recht zusammen bzw. sollte der Karton ungefähr den gleichen Weißton wie das Fotopapier besitzen. Aber nun weiter im Programm:
Heute möchte ich mich etwas mit der Bildpräsentation beschäftigen. Jüngst habe ich bereits einen Artikel darüber verfasst, wie man seine eigenen Fotografien signieren kann und nun soll es weiter gehen: Ich zeige, wie ich mit einem eigenen Passepartoutschneider solche Dinger recht einfach zu hause anfertige:
Dies sind natürlich sogenannte Passepartouts und um diesen Karton selbst mit einem exakten Schrägschnitt versehen zu können bei sauberen Innenkanten, benötigt man eben einen Passepartoutschneider.
Ich selbst arbeite sehr gut mit dem Modell „Logan Team System“:
Solch ein Passepartoutschneider besteht aus einem langen und robusten Stahllineal bzw. aus einer breiten Führungsschiene für – den Schlitten. Mit letzterem meine ich die Halterung für ein kleines Messerchen.
Diese Halterung wird dann einfach entlang der Schiene bewegt und dabei gleichzeitig mit dem Daumen herunter gedrückt. Auf diese Weise ist es mit etwas Übung recht einfach möglich, sich selber Passepartouts anzufertigen und damit eine ganze Menge Geld einzusparen. Zudem kann man sich Passepartouts in allen gewünschten Größen selbst anfertigen. Die Ausschnitte der größeren bilden die Basis für kleinere. Man muss hier nicht so viel wegwerfen.
Weiterhin sei darauf hingewiesen, dass man ohnehin ein genügend langes und stabiles Stahllineal wie solch eines benötigt, um z. B. auch die Papierabzüge entsprechend (mit einem „Cuttermesser“) zu beschneiden. Weiterhin wird eine Schneidematte benötigt, die im Handel nicht ganz billig-, die jedoch über das Internet recht günstig zu erwerben ist. Als Alternative zur Schneidematte kann man zunächst auch eine Dämmplatte aus dem Baumarkt nehmen. Die Schneidematte dient dazu, dass das Messer nicht so schnell stumpf wird (wie es der Fall ist, wenn z. B. einfach auf einer Glasplatte geschnitten werden würde). Zunächst kann man aber auch einen zusammen gefalteten Umzugskarton hierfür als Unterlage nutzen.
So sieht der Logan-Passepartoutschneider im Ganzen aus:
Und hier sehen Sie eine Fotografie von mir auf Barytkarton abgezogen. Ich nutze recht günstige Bilderrahmen von IKEA (aber sie sind aus Metall, schlicht und haben echtes Glas). Wichtiger ist mir das Passepartout, welches dem gesamten Bild eine gewisse „Tiefe“ gibt. Weiterhin sorgt es dafür, dass das Fotopapier Luft hat: Es wird nicht gegen das Glas des Rahmens gepresst.
Hier eine Detailansicht des „Schlittens“. Das Messer sitzt etwas schräg (in einem genauen Winkel) und sorgt so für einen entsprechenden Schnitt. Mit dem Daumen wird es herunter gedrückt und am Karton mehrmals entlang gefahren. Man muss sich vorher die Schnittlinien einzeichnen, damit man weiß, wo man die Schiene genau anzulegen hat.
Noch ein Foto: Man sieht hier gut die sauberen Schrägschnitte, die man mit etwas Übung auch selbst anfertigen kann. Bereits dieser Stapel an größeren Passepartouts hat selbst gemacht fast den Preis des Schneidegerätes wieder herein geholt, wenn man die Kosten mit denen vergleicht, die man zahlen müsste, wenn man sich so etwas von z. B. einem Fotografen vor Ort anfertigen lassen möchte.
Den Karton bestelle ich mir in großen Größen bei z. B. Boesner oder Modulor. Aus einem einzigen kann man dann beispielsweise vier 50 x 70 cm Passepartouts schneiden + vier in 30 x 40 cm + vier in 24 x 30 cm usw. Denn natürlich verwendet man daheim je die Innen-Ausschnitte weiter für kleinere Zuschnitte.
Mit einem Passepartoutschneider ist es – nach etwas Einarbeitungszeit – recht einfach möglich, sich tatsächlich kostengünstig eigene Passepartouts individuell auf die Fotografien zugeschnitten anzufertigen. Mein Logan kostet so ungefähr 70 bis 100 Euro (je nach Länge). Ich hatte jüngst eine Ausstellung mehrerer Bilder: Hier hatte sich der Anschaffungspreis des Passepartoutschneider bereits fast amortisiert. Die Alternative wäre gewesen: Passepartouts hier im Ort beim Fotografen schneiden lassen. Das hätte mich in der Summe fast genau so viel gekostet wie der Logan Passepartoutschneider selbst. Fairerweise sei bei solch einer Rechnung natürlich erwähnt: Das Schneiden pro Passepartout dauert ca. fünf Minuten und dabei muss man sehr konzentriert- bzw. genau sein. Aber wenn man den Dreh raus hat, macht dies auch Spaß, wenn man dabei z. B. ein Hörbuch hört und eine Kanne Tee trinkt.
Wenn die tatsächlichen Bilder ein anderes Maß als die zu verwendenden Bilderrahmen besitzen, dann sind auch für diesen Fall Passepartouts ideal: Das Außenmaß beträgt jeweils dem der Rahmen. Der Innenausschnitt ist ein ganz kleines Bisschen kleiner als die Größe des jeweiligen Bildes. Passepartoutkarton kauft man am günstigsten in großen Kartons (z. B. 810 x 1020 mm und in der Stärke 1,5 mm). Diese großen Stücke kann man dann entsprechend auseinander schneiden. Das ist oft viel günstiger, als würde man sich gleich Kartons im Maß von z. B. 30 x 40 cm kaufen. Die heraus geschnittenen Innenteile großer Passepartouts nutze ich später weiter zum Anfertigen kleinerer Zuschnitte. Bei Modulor hatte ich mir diese großen Kartons mit über einem Meter Länge bestellt und danach erst einmal in der Mitte mit dem Cuttermesser getrennt. Das spart Geld häufig gegenüber einem Kauf von vielen kleineren Formaten.
Hier sehen Sie ein Beispiel von der Qualität, die man mit einem recht günstigen System wie dem Logan Passepartoutschneider, den ich nutze, erhält. Maschinell und computergesteuert geht es freilich feiner und sauberer (und schneller). Aber mit scharfer Klinge und ruhiger Hand kommt man auch so zu guten und sauber angefertigten Passepartouts ganz von zu Hause. Allein: Man muss natürlich auch die entsprechende Arbeitszeit mit einplanen. Da ich sehr sorgfältig arbeite benötige ich ca. fünf Minuten für das Selbstanfertigen eines Passepartouts. Weiterhin sei nicht verschwiegen, dass einem irgendwann der Daumen weh tut und man eine Pause machen muss (daher gibt es auch Varianten mit Hebel).
Zum Abschluss noch einige Tipps zum Herstellen eigener Passepartouts:
- Fertigen Sie sich für jedes Format einen „Dummy“ aus simplem Karton an. Den legen Sie dann auf das nächste Stück Karton, welches geschnitten werden soll und zeichnen einfach vier Punkte ein, die Sie dann verbinden. Sie müssen so nämlich nicht mehr jedes Mal die Abstände von den Seiten neu messen. Apropos:
- Schauen Sie sich auch einmal den Passepartout-Rechner an. Den gibt es jedoch offenbar nur für Windows. Es gibt aber auch eine Online-Variante für den Browser, welche ganz ähnlich funktioniert. Mit diesem kostenlosen Programm können Sie sich sehr schön die Maße und Abstände errechnen lassen und dies visuell schon einmal auf einer Vorschau betrachten. Ich selbst lasse meist unten etwas mehr Platz als oben – Insbesondere wenn meine Fotografien Quadrate sind. Hier nutze ich gerne die Option „Goldener Schnitt„. Die Software zeigt mir darauf hin die genauen Maße an, die ich auf den Karton übertrage.
- Schneiden Sie sich aus der Mitte des Kartons ein kleines Rechteck heraus und überprüfen Sie daran, ob die Klinge des Passepartoutschneiders gerade so durch diesen hindurch kommt (dies kann man je nach Stärke justieren). Erst dann passen die Strichmarkierungen bei dem Logan-Schneider. Bei anderen Modellen wird es ähnlich sein.
- Wenn Sie keine Gummiunterlage / Schnittunterlage haben, können Sie es zunächst mit einer „Dämmplatte“ aus dem Baumarkt versuchen. Wichtig ist hierbei nämlich immer, dass das kleine Messer für den Schrägschnitt geschont wird. Schlecht wäre das direkte Schneiden auf einer Glasunterlage. Zur Not nimmt man dicken Karton als Unterlage.
- Schneiden Sie auch immer mehrmals dezent, also sukzessive. Nicht mit zu viel Druck übertreiben!
- Fertigen Sie Ihre Fotografien je nach festen Größen an (Drucken bzw. selber in der Dunkelkammer vergrößern). So können Sie bereits genutzte Passepartouts universell einsetzen und müssen nicht für jede Ausstellung neue schneiden.
- Nutzen Sie idealerweise säurefreien Karton für die beste Archivfestigkeit. Wer es ganz günstig haben möchte, nimmt „Siebdruckkarton“. Doch Obacht: Dieser ist recht glatt und kann nur in Bilderrahmen verwendet werden, wo der Karton nicht stark gegen das Glas gepresst wird. Dies ergibt dann nämlich unschöne Druckstellen, die ausschauen wie Schmutz. Besser ist hier ein leicht angerauter Karton.
Das Logan Team System ist ein sehr robuster Passepartout-Schneider für den kleinen Geldbeutel und für alle, die bereits mit wenigen Passepartouts den Anschaffungspreis externer Anfertigungen amortisiert wissen wollen.
Wer öfter einmal mehrere Fotografien (z. B. für Ausstellungen) rahmen möchte, entsprechende Bilderrahmen in der jeweiligen Größe bereits hat und die Bilder nicht wie simple Kunstdrucke wirken lassen möchte, sollte sich also nach Passepartouts dafür umsehen. Wer Geld sparen möchte, kauft sich Galeriekarton in großer Größe und schneidet sich diesen passend zurecht. Hierfür amortisiert sich oftmals bereits der Anschaffungspreis eines einfachen Schneidegerätes wie der Passepartoutschneider „Logan Team System“, wie ich ihn benutze in Relation zu fertig geschnittene Passepartouts. Und: Den Ausschnitt (gerade bei größeren Formaten) kann man häufig (für kleinere Formate) weiter verwenden! So hatte ich einmal mehrere 50 x 60 cm Passepartouts angefertigt und später aus den Ausschnitten selbst noch einmal kleinere 30 x 40 cm Passepartouts.
Hi Thomas,
ich hatte für ein Foto auf PE-Papier ein Passepartout anfertigen lassen. Nun wollte ich das Foto auswechseln. Leider wurde das Foto so an das Passepartout geklebt, das es Rückstände auf dem Photopapier gab. Es waren 2 Streifen, ein hauchdünner (Nassklebeband?) und ein 2., der weitaus stärker ist.
Der dünne Streifen haftet nachwievor am PE-Papier und der 2. hat das Passepartout beschädigt. Sieht nicht proffesionell aus.
Was nimmst Du – ablösbar – für Klebebänder?
Ich freue mich auf Deine Antwort und Anregungen.
Viele Grüße
Michael
Hallo Michael, den Fall hatte ich noch nicht. Richtiges Fotopapier kann man ja jederzeit wieder in Wasser einweichen. Dies würde ich als erstes versuchen. Ansonsten entferne ich Klebereste häufig mit Kreppklebeband (andrücken, abziehen). Aber ich weiß selber nicht, ob dies bei Fotopapier günstig wäre.
Viele Grüße zurück!
Hallo Thomas,
hast du einmal recherchiert welcher Passepartoutkarton für Baryt geeignet ist, denn angeblich greift das oft in Passepartouts enthaltene Kalziumkarbonat die Bromsilberemulsion an. Angeblich soll mensch ungepufferten Museumskarton aus reiner Baumwolle verwenden. Hast du hier Erfahrungen und Empfehlungen?
Freue mich über Meinungen, Anregungen und Erfahrungen, aber auch Links zu konkreten Seiten.
Hi Hannes, das Thema Archiffestigkeit wird ja gerne hin und wieder in den Fotoforen besprochen. Letztendlich kann man hier selbst nur auf andere Meinungen vertrauen, wenn man selbst keine Langzeiterfahrungen gesammelt hat. Ich habe es nicht. Ich nahm eben einmal einen Handabzug auf Fomabrom-Barytpapier aus dem einfachen IKEA-Bilderrahmen und habe nachgesehen (so etwas macht man ja kaum). Nach ca. 6 Jahren im Wohnzimmer hinter Glas und „eingequetscht“ unter einem Passepartout aus dem Material „Kurator Passepartoutkarton“ (der Karton ist, laut des des Versandhändlers „Modular“ bzw. laut deren Internetseite, „gepufffert“) habe ich keinerlei Beschädigung / keinen Angriff feststellen können. Das Fotopapier ist weiterhin so, wie ich es seinerzeit rahmte. Nun, 6 Jahre sind ja nichts, aber das war der bisher sich am längsten hinter einem Passepartout befindende Handabzug von mir. Leider kann ich auch nicht mit mehr Infos zum Thema Langzeitstabilität dienen.
Für Menschen, die sich trotz großer Ersparnismöglichkeiten nicht der „Bastelei“ hingeben möchten und für anständige Preise exzellente Qualität erhalten wollen, kann ich aus eigener Erfahrung (und ohne dafür honoriert zu werden) diese Firma empfehlen: https://www.passepartout-versand.de/
Ich selbst schneide meine Passepartouts allerdings auch selbst (weil ich es gern mache), mit einem Schneider der Firma MAPED, mit dem ich auch sehr zufrieden bin.